Sehdiagnostik und Sehförderung im Kontext der Beratung und Frühförderung blinder, sehbehinderter und mehrfachbehinderter Kinder 1 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Gliederung Grundlagen der visuellen Wahrnehmung und Sehentwicklung Sehdiagnostik: - Beobachtungen des „Alltagssehens“ - Erkennungsmerkmale einer eingeschränkten Sehfähigkeit - Sehtests für Babys, Kleinkinder und mehrfachbehinderte Kinder - Sehtests für Kindergarten- und Vorschulkinder Sehförderung im Kontext der Beratung und Frühförderung Fragen, Austausch 2 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Das Auge Glaskörper Iris Aderhaut Pupille Netzhaut (Retina) A Fovea (gelber Fleck) A Hornhaut Sehnerv Linse Quelle: wikipedia/M.Lesny-Ruoff 3 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Weiterleitung & Verarbeitung optischer Reize [email protected] Quelle: [email protected] 4 Bei der Verarbeitung des Gesehenen sind ca. 30 Gehirnareale beteiligt! Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 CVI: Zerebrale Sehstörungen Definition: Eine zentrale Sehstörung (CVI) ist eine Funktionsstörung der visuellen Wahrnehmung als Folge von Schädigungen des visuellen Systems hinter dem optischen Chiasma (van Nieuwenhuizen 1987). 5 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Ein erhöhtes Risiko für CVI besteht bei: gravierenden anlagebedingten Schädigungen des Gehirns Frühgeburtlichkeit erheblichem Sauerstoffmangel bei der Geburt (Hypoxie-Ischämie, perinatale Asphyxie) Infantiler Enzephalophathie (Zerebralparese) Periventrikulärer Leukomalazie (PVL) Hydrozephalus Williams Syndrom Infektionen des zentralen Nervensystems (Meningitis, Enzephalitis) Neurotrauma Neurodegenerativen Erkrankungen Epilepsie 6 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 vgl. Bals, I.:Zerebrale Sehstörung, Würzburg 2011, 14 Auswirkungen einer Sehschädigung Wir nehmen ca. 70-80% aller Informationen über das Auge auf. Der überwiegende Teil aller menschlichen Tätigkeiten wird durch das Sehen gesteuert. Daher ist das Kind, dessen Sehvermögen zu einem bedeutsamen Teil ausfällt, in der Regel von mannigfaltigen Auswirkungen in allen Entwicklungsbereichen betroffen. Diese sind umso nachhaltiger, je früher die Sehschädigung eintritt. 7 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Sehen ist KEIN isolierter Vorgang. Eine eingeschränkte Sehfähigkeit wirkt sich auf ALLE Entwicklungsbereiche aus! nach A. Fröhlich 8 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Definition „Sehbehinderung“ < 0,3 Sehbehinderung < 0,05 Hochgradige Sehbehinderung Sehschärfe (Visus) 9 ≤ 0,02 Gesetzliche Blindheit Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Kindliche Sehentwicklung 0,8 - 1,0 bis zur Einschulung 0,5 - 0,6 bis zum 3. Lebensjahr 0,2 - 0,3 bis zum 12. Lebensmonat 0,05 - 0,1 bis zum 6. Lebensmonat Entwicklung der Sehschärfe 10 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 0,01 bei Geburt Einschätzung des Sehvermögens Hinweise aus allgemeinen Diagnosen (siehe Arzt- und Entwicklungsberichte) Abklärung durch Orthoptistin und Augenarzt (siehe augenärztliche Befunde) Beobachtungen des funktionalen Sehens im Alltag Überprüfung des Sehens im pädagogischen Kontext 11 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Beobachtung des funktionalen Sehens („Alltagssehen“) Kommunikation Orientierung und Bewegung Aufgaben des täglichen Lebens Fixationsaufgaben in der Nähe 12 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Erkennungsmerkmale einer eingeschränkten Sehfähigkeit Pädagogische Auffälligkeiten Motorische Auffälligkeiten Medizinische Auffälligkeiten Es handelt sich um ein hypothesengeleitetes Verfahren. Die beschriebenen Verhaltensweisen erlauben in einem anderen professionellen Kontext auch andere Deutungen: Ein Kind, das keinen Blickkontakt aufnimmt und scheinbar an einem vorbeisieht, kann einen autistischen Eindruck erwecken und damit auf die Diagnose Autismus verweisen. Syndromerkrankungen, bei denen eine Sehschädigung zu erwarten ist (vgl. zu diesem Thema u. a. Appelhans/Krebs 1985, 15; Henriksen/Henriksen 2006; Visio 2005; Hyvärinen o. J. WHO 1992), Sven Degenhardt in VHN 3/2009; Seite 214-215) 13 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Sehtests für Babys, Kleinkinder und Kinder mit mehrfachen Behinderungen 14 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Sehtests für Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter 15 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Von der Sehdiagnostik zur Sehförderung Wo steht das Kind? allgemeiner Entwicklungsstand, visuelle Wahrnehmung Wo soll es hin? Förderziel Individualisierung Motivation durch Ich-Relevanz Förderung der Eigenaktivität enge Zusammenarbeit zwischen allen an der Förderung beteiligten Personen 16 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Von der Sehdiagnostik zur Sehförderung Die ZWEI Bereiche der Sehförderung: Sehförderung in speziellen Situationen und Sehförderung im Alltag 17 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Sehförderung im Kontext der Beratung und Frühförderung Umgangsprinzipien Umgebungsgestaltung Alltagsbezug durch Realobjekte gute Kontraste eindeutige Hintergründe starke Farben blendfreie und gute Beleuchtung 18 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015 Kontakt Gesina Wilfert Fachleitung frühkindlich-vorschulischer Bereich mit Sonderpädagogischem Dienst [email protected] Nikolauspflege Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen Königin-Olga-Schule Siebenbürgenweg 9 89518 Heidenheim www.nikolauspflege.de Telefon (07321) 2723 - 12 Fax (07321) 2723– 27 19 Frühfördertag 2015, Pestalozzischule Geislingen/Steige Gesina Wilfert, 20.06.2015
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