SoSe 2015 Dr. Ariane Leendertz Aufbauseminar „Was war das 20. Jahrhundert? Deutsche / europäische Geschichte und ihre Periodisierung“ Di 12-13:30 Uhr Kommentar Die Periodisierung der Geschichte gehört zum Kernbestand historischen Arbeitens und der öffentlichen Erinnerung. Die Vergangenheit wird in Phasen und Abschnitte eingeteilt, Zäsuren und Umbrüche wie „1918“, „1933“, „1968“ oder „1989“ werden diskutiert, Kontinuitäten und Diskontinuitäten identifiziert. Neben den „langen“ 1950er Jahren sprechen Zeithistoriker von den „langen“ 1960er oder auch den „langen“ 1970er Jahren. Außer dem „kurzen“ 20. Jahrhundert existiert ein „langes“ 20. Jahrhundert, über dessen „Ende“ keineswegs Einigkeit besteht. Am Gegenstand der deutschen und europäischen Geschichte wird sich das Seminar mit verschiedenen Periodisierungen des 20. Jahrhunderts befassen, um abschließend einen Bezug zur Global- und zur so genannten „Big History“ herzustellen. Das Seminar verbindet damit eine Einführung in historisches Denken mit Aspekten der „Realgeschichte“ des 20. Jahrhunderts. Voraussetzungen für den Scheinerwerb Voraussetzung für den Scheinerwerb (2 ECTS und mehr) ist die aktive Teilnahme an der Lehrveranstaltung. Diese umfasst in diesem Semester 12 Sitzungen. Den größten Teil der Veranstaltung macht die Einübung des wissenschaftlichen Diskurses (Diskussionen) aus. Die Grundlage für die Diskussion im Seminar bilden Texte, die von allen Studierenden gelesen werden. In einigen Sitzungen werden außerdem kurze Dokumentarfilme einbezogen. Von allen Studierenden sind zwei unbenotete schriftliche Hausaufgaben zu erledigen, die sich auf die zu lesenden Texte beziehen. Die Deadlines dafür sind der 5.5. und der 9.6. Organisatorische Hinweise 1) Die Texte sind als pdf-Dateien online hinterlegt unter: http://www.mpifg.de/people/al/LVSS2015_login.asp (Benutzername: Seminar; Paßwort: Periodisierung) Den Texten sind in der Regel Leitfragen beigegeben, auf die Sie bei der Lektüre besonders achten sollen. 2) Es wird dringend empfohlen, die Texte auszudrucken, sie bei der Lektüre zu markieren und Randschriften oder Exzerpte anzufertigen. Dies erleichtert die Diskussion im Seminar. 3) Ihre Ausarbeitungen zu den beiden schriftlichen Aufgaben bringen Sie bitte zu der betreffenden Sitzung ausgedruckt und mit Ihrem Namen darauf mit und geben Sie am Ende der Sitzung bei der Dozentin ab. Wenn Sie zu dieser Sitzung verhindert sind, schicken Sie Ihren Text innerhalb der Deadline bis spätestens 12 Uhr mittags per E-Mail an [email protected]. 4) Laptops können im Seminar gerne benutzt werden, jedoch soll sich ihr Gebrauch auf Dinge beschränken, die sich inhaltlich unmittelbar auf das Seminar beziehen. Sprich: bitte keine E-Mails, Facebook u.ä.! Smartphones bleiben während der Lehrveranstaltung in der Tasche. Seminarplan 7.4. Einführung: Zugänge zum 20. Jahrhundert 14.4. Perspektivierungen der deutschen Geschichte: Das „kurze“ 20. Jahrhundert I – Texte: Klaus Tenfelde, 1914 bis 1990. Einheit der Epoche, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Bd. 40, 1991, S. 3-11; Martin Sabrow, 1990 – eine Epochenzäsur?, in: ders. (Hg.): 1990 – eine Epochenzäsur?, Leipzig 2006, S. 9-26. Leitfragen: Was macht laut Tenfelde die Einheit der Epoche zwischen 1914 und 1990 aus? Welche Schwerpunkte setzt er? Inwiefern bildete 1990 für Sabrow eine Epochenzäsur? Welche Epoche war mit dem Jahr 1990 beendet? Welche alternativen Periodisierungen führt Sabrow auf? 28.4. Zäsuren als Grenzpfähle der Periodisierung – Texte: Martin Sabrow, Zäsuren in der Zeitgeschichte, in: Frank Bösch / Jürgen Danyel (Hg.), Zeitgeschichte. Konzepte und Methoden, Göttingen 2012, S. 109-130, hier S. 122-130; Manfred Berg, Der 11. September – eine historische Zäsur?, in: Zeithistorische Forschungen 8 (2011), S. 463-474; Nicolas Berg, Zwischen Legende und Erfahrung. Die „Stunde Null“, in: Ralph Giordano (Hg.), Kriegsende in Deutschland, Hamburg 2005, S. 206-213. Leitfragen: Welche Arten von Zäsuren gibt es laut Sabrow? Worin besteht nach N. Berg der Charakter der „Zäsur“ der „Stunde Null“? Wie lässt sich die Zäsur der „Stunde Null“ nach der Definition Sabrows klassifizieren? Warum war der 11. September laut M. Berg keine historische Zäsur? Könnte man diesbezüglich auch anders argumentieren? 5.5. Das „kurze“ 20. Jahrhundert II: Die Deutung Eric Hobsbawms – Text: Eric Hobsbawm, Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München 12 2014 (engl. Original: 1994), Inhaltsverzeichnis + S. 20-33 + S. 324-363 (Kap. 9 „Die goldenen Jahre“). => 1. schriftliche Hausaufgabe: Beantworten Sie schriftlich und ausformuliert (!) auf maximal drei Druckseiten (1,5-zeilig, Times 11 o.ä.) folgende Fragen: Wie charakterisiert Hobsbawm das „kurze“ 20. Jahrhundert? Was waren die Kennzeichen des von ihm so genannten „goldenen“ Zeitalters? Was sind für ihn die wichtigsten Unterschiede zwischen dem frühen (um 1914) und dem späten (1990er Jahre) 20. Jahrhundert? 12.5. Strukturierungen I: Meistererzählungen des 20. Jahrhunderts: Hans-Ulrich Wehler – Texte: Martin Sabrow, Meistererzählungen der Zeitgeschichte, in: ders., Zeitgeschichte schreiben. Von der Verständigung über die Vergangenheit in der Gegenwart, Göttingen 2014, S. 147159; Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte: Erster Band: Vom Feudalismus des Alten Reiches bis zur Defensiven Modernisierung der Reformära 1700-1815, München 1987, S. 6-20; Vierter Band: Von Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten. 1914-1949, München 2003, Inhaltsverzeichnis; Fünfter Band: Bundesrepublik und DDR. 1949-1990, München 2008, Inhaltsverzeichnis + S. 420-439. Leitfragen: Was ist eine „Meistererzählung“ (Sabrow)? Was ist Gesellschaftsgeschichte, und was sind Wehlers „Erkenntnisinteressen“ (Wehler Bd. 1)? + Lesen Sie Wehler Bd. 5, S. 420-439, bewußt als Kontrast zu Sabrow, S. 152-159! Machen Sie sich klar, was die Unterschiede sind! 19.5. Strukturierungen II: Meistererzählungen des 20. Jahrhunderts: Heinrich August Winkler – Texte: Heinrich-August Winkler, Der lange Weg nach Westen. Erster Band: Deutsche Geschichte vom Ende des alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik, München 2000, Inhaltsverzeichnis + S. 1-3; Zweiter Band: Deutsche Geschichte vom „Dritten Reich“ bis zur Wiedervereinigung, München 2000, Inhaltsverzeichnis + S. 640-657; Konrad Jarausch, Rezension. H.A. Winkler. Der lange Weg nach Westen, in: H-Soz-Kult, 04.04.2001. Leitfrage: Was kennzeichnete laut Winkler den deutschen „Sonderweg“? 9.6. Alternative Periodisierungen I: Das 20. Jahrhundert im Zeitalter der „Territorialität“ – Text: Charles S. Maier, Consigning the Twentieth Century to History. Alternative Narratives for the Modern Era, in: The American Historical Review, Bd. 105, H. 3, 2000, S. 807-831. => zweite schriftliche Hausaufgabe: Verfassen Sie eine Zusammenfassung des Aufsatzes von Charles Maier (Umfang maximal drei Druckseiten 1,5-zeilig, Times 11). 16.6. Alternative Periodisierungen II: Das Zeitalter „nach dem Boom“ – Texte: Anselm Doering-Manteuffel, Einleitung. Strukturmerkmale der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts, in: ders. (Hg.), Strukturmerkmale der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts, München 2006, S. 1-17, hier nur S. 1-6: Anselm Doering-Manteuffel / Lutz Raphael, Der Epochenbruch in den 1970er Jahren. Thesen zur Phänomenologie und den Wirkungen des Strukturwandels „nach dem Boom“, in: Knud Andresen u.a. (Hg.), „Nach dem Strukturbruch?“ Kontinuität und Wandel von Arbeitsbeziehungen und Arbeitswelt(en) seit den 1970er Jahren, Bonn 2011, S. 25-40. 23.6. Alternative Periodisierungen III: 1979 als globalgeschichtliche Zäsur – Text: Frank Bösch, Umbrüche in die Gegenwart. Globale Ereignisse und Krisenreaktionen um 1979, in: Zeithistorische Forschungen 9 (2012), S. 8-32. 30.6. Perspektivierungen II: Das 20. Jahrhundert in globalgeschichtlicher Perspektive – Texte: Auszüge aus John M. Roberts, Twentieth Century: The History of the World, New York 1999. 7.7. Perspektivierungen III: Das 20. Jahrhundert in der „Big History“ – Texte: Auszüge aus David Christian, Maps of Time. An Introduction to Big History, Berkeley u.a. 2001. 14.7. ... und am Ende drei Schritte zurück: Das 20. Jahrhundert in unseren Schulbüchern – Texte: Auszüge aus Zeiten und Menschen; Horizonte; Geschichte und Geschehen.
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