Farbtafeln

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Tafel 1
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Das Vorblattlose Vermeinkraut Thesium ebracteatum HAYNE 1800 erreicht in Deutschland die
westliche Verbreitungsgrenze. Die ehemals zerstreute Verbreitung erstreckte sich über das pleistözän geprägte nordostdeutsche Tiefland mit
Schwerpunkt in Brandenburg und Ausläufern in
Niedersachsen. Gegenwärtig sind vier räumlich
jeweils eng begrenzte Populationen in Brandenburg und Niedersachsen bekannt, deren Populationsgrößen erheblich differieren. Die Art ist ein Halbschmarotzer und Geophyt. Sie siedelt vorwiegend
in Pflanzengesellschaften der Ordnung FestucoSedetalia (Schwingel-Mauerpfefferfluren).
(Foto: M. DUEVEL)
Der Herzlöffel Caldesia parnassiifolia (BASSI
ex L.) PARL. 1860 in einem Weihergebiet in Bayern. Die relativ konkurrenzschwache Art bevorzugt meso- bis schwach eutrophe basenreiche
Gewässer. Die Art ist in den letzten 150 Jahren
an den meisten Fundorten in Mitteleuropa erloschen und gehört heute zu den vom Aussterben
bedrohten Arten Deutschlands. Zur Blüte kommt
der Herzlöffel in Mitteleuropa nur in Jahren mit
hohen Sommertemperaturen.
(Foto: T. MUER)
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Die Dicke Trespe Bromus grossus DESF. ex DC.
1805 ist insgesamt wohl mitteleuropäisch verbreitet, aufgrund der häufigen Verwechslung mit Bromus secalinus ist ihre Gesamtverbreitung aber
momentan noch nicht exakt zu ermitteln. Hinzu
kommt, dass das Indigenat einiger Vorkommen
nicht geklärt ist. Sichere Nachweise existieren
neben Deutschland aus Belgien, Italien, Luxemburg, der Schweiz und Österreich, wobei außerhalb des Hauptverbreitungsgebiets in BadenWürttemberg insgesamt sehr starke Rückgänge
der Art zu verzeichnen sind. In Deutschland ist
Bromus grossus aktuell aus Baden-Württemberg,
Bayern und Rheinland-Pfalz bekannt. Bezüglich
der Verbreitung der Art besteht auch in Deutschland ein deutliches Wissensdefizit.
(Foto: J. DÜMAS)
Der Schlitzblättrige Beifuß Artemisia laciniata
WILLD. 1864 (1803) ist vorwiegend in den zentralasiatischen Steppen verbreitet und in Deutschland
(Thüringen und Sachsen-Anhalt) um 1900 ausgestorben. Das vorliegende Foto wurde im Burgenland in Österreich in einer Wiesensteppe gemacht. Die Vorkommen in Deutschland waren auf
Binnensalzstellen beschränkt. Das Aussterben der
konkurrenzschwachen, nur selten blühenden und
fruchtenden Art sollte wohl v. a. auf Standortveränderungen infolge Entwässerung und Degradation der Salzstellen sowie die Negativwirkungen
weiterer diverser Nutzungen zurückzuführen sein.
(Foto: T. MUER)
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Tafel 2
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Die Asiatische Keiljungfer Gomphus flavipes
(CHARPENTIER, 1825) erreicht in Deutschland am
Rhein ihre westliche Arealgrenze. Die Art besiedelt bevorzugt den Unter- und Mittellauf größerer
Flüsse und Ströme mit geringen Fließgeschwindigkeiten und feinen Sedimenten. Die Larven
durchsuchen grabend das Feinsediment nach
Nahrungstieren, während die adulten Libellen
hauptsächlich kleine Fluginsekten wie Mücken,
Fliegen und Schnaken jagen.
(Foto: E. SCHRÖDER)
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Der Hirschkäfer Lucanus cervus (LINNAEUS ,
1778) ist nahezu in ganz Europa anzutreffen, fehlt
aber in Schottland, Irland und in weiten Teilen
Nordeuropas. Seit 1950 liegen, abgesehen von
Schleswig-Holstein (letzter Nachweis 1937), aus
allen Bundesländern Fundmeldungen vor. War die
Art ursprünglich häufig und sehr häufig, so erwähnt
HOFMANN bereits 1873 Bestandsrückgänge. Von
der ehemals flächenhaften Verbreitung verbleiben
nur noch insuläre Restvorkommen mit geringen
Populationsgrößen. Der Kenntnisstand konnte
durch die in einigen Bundesländern sehr intensiv
durchgeführten Freilanduntersuchungen entscheidend verbessert werden.
(Foto: H. BUSSLER)
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Der Scharlachkäfer Cucujus cinnaberinus
(SCOPOLI, 1763) besiedelt Nord- und Osteuropa
und das östliche Mitteleuropa, er ist ein boreomontanes-kontinentales Faunenelement. In
Deutschland ist die Art nur für Südbayern zweifelsfrei belegt. Die bayerischen Vorkommen sind
identisch mit der westlichen Arealgrenze der Art
in Mitteleuropa. Der Scharlachkäfer siedelt dort
innerhalb der submontanen und montanen Höhenstufe im Bergmischwald sowie entlang den von
Nord nach Süd verlaufenden Fluss- und Bachsystemen der Isar, Weißach, des Inns, des Tiroler
Achen, südlich des Chiemsees und der Alz sowie
nördlich des Chiemsees und der Salzach.
(Foto: H. BUSSLER)
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Dauerhafte Ansiedlungen des Alpenbockes Rosalia alpina (LINNAEUS, 1758) sind in Mitteleuropa
nur aus montanen und subalpinen Buchenwäldern der Kalkgebiete bekannt. Die Art wurde bis
1.500 m üNN nachgewiesen. In Württemberg ist
der Alpenbock auf der mittleren und östlichen
schwäbischen Alb verbreitet (ab 350 m üNN). Die
Angaben aus dem vorigen Jahrhundert für Vorkommen in anderen Bundesländern beruhen auf
der Verschleppung der Larven mit Buchenholz mit mehr oder weniger langen, aber nur temporären Ansiedlungen.
(Foto: J. DÜMAS)
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Der Goldene Scheckenfalter Euphydryas aurinia (ROTTEMBURG, 1775) ist ein Verschiedenbiotopbewohner, der feuchte wie auch xerotherme Magerrasen besiedelt und somit zwei ökologische
Rassen ausbildet. Die in Deutschland verbliebenen Verbreitungsschwerpunkte befinden sich für
den Trockenstamm im Saarland, in Thüringen und
in Bayern, für den Feuchtstamm in SW-Sachsen,
Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg sowie im
bayerischen Alpenvorland. Die Vorkommen sind
sehr eng an entsprechende Mahd- bzw. Beweidungsregime gekoppelt.
(Foto: J. DÜMAS)
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In Deutschland beschränken sich die Schwerpunktvorkommen der Spanischen Flagge Euplagia quadripunctaria (PODA, 1761) auf die klimatisch begünstigten Weinbauregionen an Rhein
(und Nebenflüssen, v. a. Mosel, Main, Neckar),
Donau und Inn sowie obere Saale und Elbe (mit
Nebenflüssen). Daneben sind die Schwäbische
und Fränkische Alb sowie das Berchtesgadener
Land zu nennen. Es wurden immer wieder (kurzfristige) Arealausweitungen dokumentiert. Die sehr
mobile Art besitzt eine hohe Ausbreitungsfähigkeit. Es sind jahrweise starke Bestandesschwankungen dokumentiert.
(Foto: J. STEGNER)
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Tafel 3
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Die Östliche Smaragdeidechse, Lacerta viridis (LAURENTI, 1768) auf einem exponierten Sonnplatz. Sie ist vorzugsweise in wärmebegünstigten offenen Flächen mit
kleinräumiger Mosaikstruktur verschiedener Biotope zu finden. Die Östliche Smaragdeidechse kommt in Deutschland nur noch in weit voneinander entfernten (isolierten) Populationen in Bayern und Brandenburg vor.
(Foto: N. SCHNEEWEISS)
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Die Rotbauchunke Bombina bombina (LINNAEUS, 1761) lebt zur Fortpflanzungszeit
in flachen, sonnigen Stillgewässern mit reicher Vegetation. Ursprüngliche Lebensräume finden sich in den Überflutungsflächen der Flussauen und in staunassen Senken
(„Söllen“) sowie Flachwasserbereichen von Seen. Die überwiegende Zahl von Populationen ist im nordostdeutschen Tiefland zu finden.
(Foto: P. SCHÜTZ)
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Die Europäische Sumpfschildkröte Emys orbicularis (LINNAEUS, 1758) bevorzugt
sonnenbeschienene, eutrophe Stillgewässer. Meist sind ausgedehnte Flachwasserpartien und reich strukturierte Vegetation sowohl im Wasser als auch am Ufer vorhanden. Zur Eiablage sollte in geringer Entfernung vom Ufer (max. ca. 300 m) offener,
grabbarer Boden vorhanden sein. Als gesicherte autochthone Vorkommen gelten nur
die Populationen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
(Foto: P. SCHÜTZ)
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Tafel 4
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Die Kegelrobbe Halichoerus grypus (FABRICIUS, 1791) kommt in den Küstengewässern von den gemäßigten bis in die subpolaren Breiten des Nordatlantiks vor. Im
Ostatlantik liegen die Verbreitungsgebiete rund um Island (außer N & NO), von den
Britischen Inseln (außer SE-England) bis zur Bretagne im S, in Norwegen südlich
bis Stavanger, im E bis einschließlich der Murmanskküste. Kleinere Vorkommen
gibt es in der Deutschen Bucht und im Wattenmeer (Niederlande, Deutschland). In
der Ostsee leben Kegelrobben im Kattegatt sowie vom Bottnischen Meerbusen im
N bis nach Malmö (Schweden) und Rødsand/Falster (Dänemark) im S, mit einem
Verbreitungsschwerpunkt in der nördlichen und östlichen Ostsee. Waren Kegelrobben in früheren Zeiten die vorherrschende Robbenart im Wattenmeer und an der
deutschen Ostseeküste, sind sie heutzutage in Deutschland relativ selten. Kleinere
reproduzierende Kolonien gibt es bisher nur auf Sandbänken vor Amrum, seit 1996
auf der Helgoländer Düne und seit 2004/2005 bei der Nordseeinsel Juist. Auch bildet sich seit kurzem eine neue Kolonie hinter der holländischen Grenze bei Borkum.
An der deutschen Ostseeküste tauchen sporadisch einzelne Tiere auf.
(Foto: P. SCHÜTZ)
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Das ausschließlich paläarktische Verbreitungsgebiet der Wasserfledermaus Myotis daubentonii (KUHL, 1817) reicht von W-Europa bis E-Sibirien und China. Entsprechend ihrer europäischen
Verbreitung vom Mittelmeer bis Mittelskandinavien kommen Wasserfledermäuse auch in allen
Bundesländern vor, allerdings in sehr unterschiedlicher Dichte. Höchste Dichten erreicht die Art in
den nördlichen wald- und seenreichen Regionen
von Schleswig-Holstein (Plöner Seenplatte), Brandenburg und Mecklenburg, sowie in den Teichgebieten von Mittelfranken und der sächsischen
Oberlausitz.
(Foto: T. STEPHAN)
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Die Wildkatze Felis silvestris (SCHREBER, 1775)
war ursprünglich in ganz Deutschland verbreitet.
Heute sind noch die Mittelgebirgsregionen von
Eifel, Hunsrück, Pfälzer Wald, Taunus, Westerwald, Solling, Harz, Nordhessischem Bergland,
Thüringer Wald und Hainich besiedelt. Im Tiefland
sind kleine Vorkommen im Bienwald und im Harzvorland bekannt. Neuansiedlungen erfolgten ab
1984 im Spessart, im Steigerwald und im Vorderen Bayerischen Wald. Die einzelgängerisch lebenden Wildkatzen sind nacht- und dämmerungsaktiv. Wichtigster Lebensraum sind alte Laub- und
Mischwälder mit einem hohen Anteil von Waldrandzonen sowie deckungsreiches Gelände im
direkten Waldrandbereich.
(Foto: P. SCHÜTZ)
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Für den Fischotter Lutra lutra (LINNAEUS, 1758) sind in Deutschland großflächige
und vitale Populationen nur noch in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und
Ostsachsen bekannt. In Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Sachsen und Bayern
sind lediglich Restbestände vorhanden, neuere Nachweise liegen aus Thüringen
vor. Erste Ausbreitungstendenzen für Deutschland sind zu verzeichnen. Dies trifft
auch für Sachsen-Anhalt zu, wo der Elbe eine große Bedeutung bei der Verbindung
der einzelnen Vorkommen zugeschrieben werden muss. Generell erlaubt die dämmerungs- und nachtaktive Lebensweise, die z. T. sehr großen, nicht abgegrenzten
Streifgebiete sowie die Form der Nachweise (Spuren, Fraßreste, Kot) keine Angabe
von Bestandszahlen.
(Foto: P. SCHÜTZ)
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