Ergebnisprotokoll der 1. Bürgerwerkstatt in Billafingen am

Ergebnisprotokoll der 1. Bürgerwerkstatt in
Billafingen am 21. Mai 2015
Projekt:
Uhrzeit:
Ort:
Bearbeiter:
28.05.2015
Ortsmitte Owingen
19:00 – ca. 21:00 Uhr
Rathaus Billafingen
Planstatt Senner
Einführung
Im Rahmen der Gemeindeentwicklungsplanung „Owingen 2025“ wurde für den Teilort
Billafingen die Roth‘sche Scheune als eines der wichtigsten und ortsbildprägendsten Gebäude im historischen Ortskern herausgearbeitet. Ein engagierter Bürgerkreis hat daraufhin Ende 2011 das leerstehende Gebäude erworben, um die zukünftige Nutzung und
Entwicklung der Ortsmitte selbst mitgestalten zu können. Das mehrjährige intensive Bemühen, eine tragfähige Nachnutzung der leerstehenden Scheune zu entwickeln, war jedoch leider nicht erfolgreich.
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Begrüßung und Einführung durch Bürgermeister Herrn Wengert
Der Gemeinderat hat sich nunmehr dazu entschieden, die Umgestaltung des Areals unter
den geänderten Rahmenbedingungen in einem intensiven Dialog mit der Bevölkerung
anzugehen. Ziel ist, auch bei einem Rückbau der Scheune, die Schaffung einer identifikationsstiftenden Ortsmitte neben der Kirche in Form eines Dorfplatzes.
Auf Einladung der Gemeinde Owingen und der Ortschaftsverwaltung Billafingen haben
am 21. Mai rund 35 interessierte Bürgerinnen und Bürger an der ersten Bürgerwerkstatt
zur Ortsmitte Billafingen teilgenommen.
Im Mittelpunkt stand die Information über den derzeitigen Planungsstand und das Sammeln von Wünschen und Anregungen der Bürger für die Platzgestaltung.
Zu Beginn begrüßte Bürgermeister Herr Wengert die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
und erinnerte an den intensiven Bürgerbeteiligungsprozess „Owingen 2025“ aus den Jahren 2010 bis 2012. Aufgrund dieser guten Vorarbeit konnte sich die Gemeinde Owingen
letztes Jahr erfolgreich als Schwerpunktgemeinde im Entwicklungsprogramm Ländlicher
Raum (ELR) bewerben. Dies hat einen Fördervorrang vor anderen Gemeinden und höhere Fördersätze zur Folge.
Neben vielen bekannten Gesichtern aus den früheren Bürgerwerkstätten waren auch einige Bürger gekommen, die sich erstmals in den Prozess einbringen wollten.
Ortsvorsteher Herr Barth zeigte auf, welche Planungsschritte in den letzten Jahren unternommen wurden und welche Entwicklungen zum Status quo geführt haben.
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Erläuterung des Planungsprozesses der letzten Jahre durch Ortsvorsteher Herrn Barth
Anschließend erläuterte Tina Hekeler vom Büro Planstatt Senner aus Überlingen die
städtebauliche Situation in der Ortsmitte. Billafingen weist eine intakte dörfliche Bebauungsstruktur auf. Viele historische Bauernhäuser mit ihren Ökonomieteilen sind erhalten
geblieben und zum Teil bereits liebevoll saniert worden. Im Ortskern konzentrieren sich
die öffentlichen Bausteine - die Kirche, das Rathaus und die Neue Gerbe.
Bei der Roth‘schen Scheune handelt es sich um ein ortsbildprägendes Gebäude an prominenter Stelle. Die Lage zwischen Kirche und Rathaus direkt an der Kirchstraße L 205
prägt das räumliche Gefüge des Ortskerns.
Nach Norden und Osten grenzen Wohngebäude mit Ökonomieteilen und großen Gärten
an.
Derzeitige Situation: Schwarzplan und Bestandsfoto
Anschließend wurden von der Planstatt Senner vier Ideenskizzen für einen Dorfplatz
ohne Gebäude mit Referenzbildern gezeigt, die sich auf unterschiedliche Art auf die
Roth‘sche Scheune beziehen. Diese Entwürfe sollten als Anregung für die Diskussion mit
den Bürgern dienen.
Beschreibung der Varianten
Allen Varianten gemeinsam ist ein durchgängiger wassergebundener Belag, der den
Platz zusammenfasst. Im nördlichen Grundstücksteil sind sechs öffentliche Parkplätze
angeordnet, die jeweils mit unterschiedlichen Pflanzstrukturen versehen sind. Eine Hainbuchenhecke grenzt den öffentlichen Raum vom Privatgrundstück ab.
Der Grundriss der Roth‘schen Scheune wird in allen Varianten gestalterisch abgebildet.
Dabei könnte die Fläche innerhalb auch belaglich abgesetzt werden, z.B. durch einen
Kiesbelag.
In allen Varianten ist das Element Wasser vorgesehen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gibt es jedoch bereits einen Brunnen. Dieser wird entweder dort belassen, in
diesem Fall würde auf ein Wasserelement auf dem Platz verzichtet, oder der Brunnen
könnte auf dem neuen Dorfplatz integriert werden.
Die Platzvarianten gehen vom derzeitigen Grundstückszuschnitt aus. Die Gemeinde ist
bereits im Gespräch mit den Eigentümern, durch einen Grundstückstausch die Zuschnitte
beider Flurstücke zu verbessern. Dies hätte die Erweiterung des Dorfplatzes nach Osten
und eine Verkleinerung nach Norden zur Folge.
Variante 1: Erhalt eines Mauerteils
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Variante 1 sieht den Erhalt eines Mauerteils am nordwestlichen Gebäudeteil vor. Der
Gebäudeumriss könnte zudem mit einer Belagsintarsie in der Platzoberfläche (siehe Referenzbild) nachgebildet werden. Auf dem Platz sind drei mittelkronige Bäume, z.B. Linden, vorgesehen. Eine lange Bank und ein Wasserbecken laden zum Aufenthalt ein. Die
Parkplätze im Norden werden durch einen Solitärbaum ergänzt.
Variante 2: Giebelrahmen
Variante 2 sieht an den beiden oder nur an einer Giebelseite einen Giebelrahmen aus
Stahl vor. Dieser würde die Abmessungen des Giebels der Rothschen Scheune nachzeichnen. Als Referenzbild dient der Welterbepavillon in Unteruhldingen.
Darüber hinaus wird der Platz von einem Sitzelement, einem Solitärbaum (z.B. Linde)
und mehren kleinkronigen Bäumen, z.B. Flieder, geprägt. Zwischen den Parkplätzen im
Norden und dem privaten Grundstück werden Obstbäume vorgeschlagen.
Variante 3: Pergola
Variante 3 bildet den Umriss der Roth‘schen Scheune durch eine Pergola nach. Diese
soll aus einer leichten Stahlkonstruktion bestehen, die z.B. mit Clematis berankt wird. So
entsteht ein grünes und dennoch transparentes Volumen. Die Traufe der Scheune könnte
die Höhe definieren, so wäre der Platz auch für Marktfahrzeuge noch befahrbar.
Fliederbüsche grenzen den öffentlichen zum privaten Raum an der nördlichen Grundstücksgrenze ab.
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Variante 4: Grünes Dach
Variante 4 interpretiert das grüne Volumen anders: geschnittene Schirmbäumen, z.B.
Platanen, Maulbeerbäumen oder Linden, bilden ein Baumdach. Unter diesem sind Sitzbänke und Wasserfontainen angeordnet. Der Scheunengrundriss wird wie in Variante 1
durch eine Belagsintarsie zitiert. Im nördlichen Grundstücksteil bei den Parkplätzen wird
der Bestandbaum erhalten.
Haus-in-Haus-Konzept
Architekt Dietmar Kathan stellte ein Haus-in-Haus-Konzept vor, das er aktuell in Bielefeld
realisiert hat. Die stark sanierungsbedürftige Gebäudehülle wurde um eine innenliegende
`Box´ ergänzt, die sämtliche Funktionsräume enthält und auch den energetischen Ansprüchen genügt.
Das Beispiel in Bielefeld wäre ein interessanter Ansatz für die Roth‘sche Scheune, allerdings fehlt in Billafingen ein Investor. Doch im gesamten Ort gibt es viel historische Bausubstanz, die in den nächsten Jahren saniert werden müsste. Um die intakte Dorfstruktur
zu erhalten, sollen möglichst viele der historischen Gebäude erhalten und saniert werden.
Hier könnte das gezeigte Projekt Beispiel und Anregung auch für andere Gebäude im Ort
sein.
Dietmar Kathan, GMS FREIE ARCHITEKTEN, Friedrichshafen
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Ideensammlung
Der zweite Teil des Abends wurde für die Sammlung von Anregungen und Wünschen
aus der Bürgerschaft und die Diskussion der gezeigten Platzvarianten genutzt. Die Ergebnisse der Diskussion sind untenstehend ergebnisorientiert zusammengefasst.
Bezüge in die Umgebung
Den Teilnehmer war es wichtig, den neuen Dorfplatz in Bezug zur Kirche und zum Rathaus zu setzen. Es wurde über die Einbeziehung der Kirchstraße und des Gehwegs mit
Brunnenstandort im Süden diskutiert. Ein solches Übergreifen des neuen Dorfplatzes
konnten sich viele Teilnehmer vorstellen, sahen daran aber auch eine notwendige Geschwindigkeitsreduzierung auf der Kirchstraße gekoppelt. Es handelt sich bei der Kirchstraße um eine klassifizierte Landesstraße, also liegt die Planungshoheit nicht bei der
Gemeinde. Eine mögliche Umgestaltung sollte in Absprache mit dem Straßenbaulastträger geprüft werden.
Bezug zur Roth’schen Scheune in der Platzgestaltung
In der Diskussion wurde deutlich, dass es verschiedene Meinungen dazu gibt, ob und
wie die Roth‘sche Scheune in der Platzgestaltung weiter ablesbar bleiben soll. Es gab
einige Stimmen, die dies wünschten, vor allem den Erhalt von Mauerteilen konnten sich
einige Teilnehmer vorstellen, gegebenenfalls mit Ergänzung eines Dachs, so dass man
sich auch bei schlechtem Wetter auf dem Platz aufhalten und bei einem Fest auch bewirten kann. Eine Teilnehmerin lobte die Gestaltungsansätze insgesamt, fand die Giebelrahmen (Variante 2) jedoch zu überzogen und zu urban.
Es gab aber auch Stimmen, die sich völlig gegen eine Darstellung des Gebäudegrundrisses und für einen gänzlich neuen Entwurfsgedanken, unabhängig von der jetzigen Nutzung, aussprachen.
Parkierung
Es gab unterschiedliche Stimmen zur Anzahl der vorgesehenen Parkplätze. Eine Teilnehmerin sprach sich völlig gegen Parkplätze aus, um die Qualität des Platzes nicht zu
schmälern. Ein anderer Teilnehmer hielt die Stellplatzauszahl für nicht ausreichend.
Die Mehrheit konnte sich den vorgeschlagenen Ansatz mit einigen Parkplätzen vorstellen, die gestalterisch so eingebunden sind, dass sie optisch Teil des Platzes werden. Die
Anordnung der Stellplätze direkt an der Raiffeisenstraße soll im weiteren Entwurfsprozess geprüft werden.
Nutzung
Deutlich wurde, dass der neue Dorfplatz vielfältigen Ansprüchen gerecht werden muss.
Die fahrenden Marktstände werden hier einen festen Platz bekommen, darum sollte auch
ein Strom- und Wasseranschluss vorhanden sein. Dies hätte auch Vorteile für die Bewirtung bei Festen, die hier ebenfalls stattfinden sollen. Damit der Markt den Platz nutzen
kann und von der Straße aus gut gesehen wird, soll im vorderen Bereich nicht zu viel
niedrige Begrünung vorgesehen werden. Die in Variante 2 vorgeschlagenen Fliederbüsche scheinen die Platznutzung zu sehr einzuschränken.
Die Jugendlichen sollen den Platz weiterhin nutzen, heute werden an der Roth’schen
Scheune die Roller geparkt, wenn die Kinder mit dem Bus zur Schule fahren. Besondere
Qualität muss der Dorfplatz für den Aufenthalt haben. Von einer Teilnehmerin wurde ein
Backhaus angeregt.
Um diese unterschiedlichen Anforderungen erfüllen zu können, muss die Gestaltung eine
flexible und multifunktionale Nutzung ermöglichen.
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Wünsche und Anregungen:
- Bezug Rathaus
- Bezug / Öffnung zur Kirche
- Verbindung zu Element Wasser / Brunnen
- Versammlungsort
- Zentrumsbildung „runde Form“
- Weggehen vom Parkplatzgedanken
- Gebäudeteilerhaltung „Besenwirtschaft“
- Mauerteilerhaltung mit evtl. Schaukasten, Bücherregal
- Zeittafeln für ‚fehlende‘ Gebäude
- Verkehrsberuhigung, Eingriff in Straße  Belag, Verkehrsinsel
- Idee Kreisverkehr
- Ungezwungener Treffpunkt, Marktplatzsituation, Teilüberdachung
- Infrastruktur (Strom, Wasser, Abwasser)
- Unterstand für Bus-Wartende
- Mehr Parkplätze
- Öffentliches WC
- Keine Historien-Romantik
- Grundstückstausch für Maibaum-Schacht
- Zufahrt / Aufstellfläche für Marktlieferanten
- Freihalten der Platzfläche
- Parkplätze an Raiffeisenstraße
- Klassische Dorflinde mit Rundbank
- Idee vom Dorf-Backhaus
- Gedankliches Lösen vom Grundriss – Aufnahme Roth‘sche Scheune
- Wiederverwendung baulicher Teile der Scheune
- Wetterschutz
- Gesehen werden der Marktsituation
- Essbare Früchte / Vegetation
- Kleine Nischen im Platz
- Vereinsnutzung
- Einheitliche Gestaltungselemente andere Seite
Weiteres Vorgehen
Die Anregungen aus der 1. Bürgerwerkstatt werden in den Entwurfsprozess einfließen.
Die 2. Bürgerwerkstatt wird am 22. Juli 2015 um 19.00 Uhr im Rathaus in Billafingen
stattfinden. Dann sollen verschiedene Vorentwurfsvarianten der Planstatt Senner vorgestellt und diskutiert werden. Sie sind herzlich eingeladen!
Herzliche Einladung zur 2. Bürgerwerkstatt
am 22. Juli um 19.00 Uhr im Rathaus in Billafingen
Aufgestellt: Überlingen, 28.05.2015
Hekeler
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Ideensammlung aus der 1. Bürgerwerkstatt in Billafingen