elfenbein V E R L A G 2015 Herbst AnthonyPowell RainerKloubert AlexandrosPapadiamantis FerdinandPeroutka ChristophKlimke HansKrieger e n g li s c he li te ratur »D ie endlos langen, trostlosen Sonntagnachmittage in der Universitätsstadt wurden etwas erträglicher, wenn man Sillerys Teegesellschaften besuchte, wo jeder nach halb vier hereinschauen konnte. Das Wirken eines mathematischen Gesetzes der Serie regulierte die Zahl der Anwesenden bei diesen Zusammenkünften immer auf zwi schen vier und acht Personen — die meisten von ihnen Studenten, aber gelegentlich befand sich auch ein Dozent unter ihnen. Ich wurde etwa Mitte meines ersten Trimesters durch Short, einen sanften Studenten in seinem zweiten Jahr, der zu Sillerys College gehörte und sich für Politik interessierte, in sie eingeführt. Short erklärte mir, dass Sillerys Gesellschaften seit Jahren eine fest etablierte Rolle in dem Leben der Universität spielten und dass die Trockenheit des Gebäcks, das ein äu ßerst wichtiges Element dieser Nachmittagspartys bildete, zu einem so abgedroschenen Thema akademischen Humors geworden sei, dass selbst Sillery manchmal auf die anhaltend ungenießbare Qualität die ser aus einer vergessenen Kuchenwelt herübergeretteten Fossilien anspielte. Bei diesen Gelegenheiten pflegte Sillery seine Gäste an die spaßigen oder absonderlichen Bemerkungen zu erinnern, die von früheren Generationen junger Männer, die in längst vergangenen Ta gen den Tee bei ihm eingenommen hatten, über das Gebäck fallen gelassen worden waren; und er zitierte dabei besonders gern die glänzende Schar seiner Bekannten unter den ehemaligen Studenten, die im späteren Leben zu gewissen Würden aufgestiegen waren — eine Klasse, der er unverhohlene Hochachtung entgegenbrachte. « „Einer der anmutigsten und gescheitesten Romanzyklen dieses Jahrhunderts.“ (Christian Ferber, 1986, in der „Welt”) 2 © Callum James Books Anthony Powell (1905—2000) besuchte das Eton College, studierte in Oxford und heiratete eine Adlige. Er arbeitete als Lektor in einem Lon doner Verlag, schrieb Drehbücher und Beiträge für britische Tageszei tungen, war Herausgeber des Magazins „Punch“ und Autor zahlreicher Romane. Jene gesellschaftliche Oberschicht Großbritanniens, der er selbst angehörte, porträtierte er in seinem zwölfbändigen Romanzyklus „A Dance to the Music of Time“. Während seine Altersgenossen und Freunde Evelyn Waugh, Graham Greene und George Orwell sich auch im deutschsprachigen Raum bis heute großer Popularität erfreuen, ist Anthony Powell hierzulande noch nahezu unbekannt. Im Elfenbein Verlag wird Powells Hauptwerk unter dem Titel „Ein Tanz zur Musik der Zeit“ bis 2019 in zwölf Einzelbänden erscheinen. Jeder Band ist separat erhältlich. Bei Abnahme des gesamten Zyklus wird ein Preisnachlass gewährt. „Ein Tanz zur Musik der Zeit“, Band 1 Anthony Powell Eine Frage der Erziehung Roman Aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Heinz Feldmann Gebunden, ca. 300 Seiten € 22,— [D] / € 22,60 [A] / sFr 31,80 ISBN 978–3–941184–36–7 Oktober 2015 Subskriptionspreis bei Abnahme des Gesamtwerks (12 Bände) pro Band: € 19,— [D] / € 19,60 [A] / sFr 27,50 3 e n gli s c h e li t e r a t ur 4 D er zwölfbändige Zyklus „Ein Tanz zur Musik der Zeit“ — aufgrund seiner inhaltlichen wie formalen Gestaltung immer wieder mit Mar cel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ verglichen — gilt als das Hauptwerk des bri tischen Schriftstellers Anthony Po well und gehört zu den bedeutendsten Ro manwerken des 20. Jahrhunderts. Inspiriert von dem gleich namigen Bild des französischen Barockmalers Nicolas Poussin, zeichnet der Zyklus ein facet tenreiches Bild der englischen Upperclass vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in die späten sechziger Jahre. Aus der Perspektive des mit typisch britischem Humor und Understatement ausgestatteten Ich-Erzählers Jenkins — der durch so manche biografische Parallele wie Powells Alter Ego anmutet — bietet der „Tanz“ eine Fülle von Figuren, Ereignissen, Beobachtungen und Erinnerungen, die einen einzigartigen und auf schlussreichen Einblick geben in die Gedanken welt der in England nach wie vor tonangebenden Gesell schafts schicht mit ihren durchaus merk würdigen Lebensgewohnheiten. So eröffnet Po well seinen „Tanz“ in dem Band „Eine Frage der Erziehung“ mit Szenen der Jugend: Jenkins in der Abschlussklasse des College, während eines Sprachaufenthalts in Frankreich sowie beim Five O’ Clock Tea seines Universitätsprofessors. Jahre später sehen wir ihn im zweiten Teil, „Tendenz: steigend“, auf Bällen und Partys der Oberklasse, aber auch der Boheme, wo er neue und immer wieder alte Bekannte trifft — sowie erste Lieb schaften erlebt. Geheimnisvolle spiritistische Sitzungen und Dinnerpartys kennzeichnen den dritten Teil, „Die Welt des Wechsels“, bis im vier ten, „Bei Lady Molly“, der Erzähler während eines Wochenendaufenthalts ein Schloss besucht, wo er seine zukünftige Frau kennenlernt. Der historische Hintergrund, die Jahre zwischen 1921 und 1934, scheint dabei immer wieder überraschend schlaglichtartig auf. Band 2 Band 3 Band 4 Anthony Powell Anthony Powell Anthony Powell Roman Roman Roman Tendenz: steigend Die Welt des Wechsels Bei Lady Molly Aus dem Englischen übersetzt von Heinz Feldmann Aus dem Englischen übersetzt von Heinz Feldmann Aus dem Englischen übersetzt von Heinz Feldmann Gebunden, ca. 300 Seiten € 22,— [D] / € 22,60 [A] / sFr 31,80 Bei Subskription: € 19,— [D] / € 19,60 [A] Gebunden, ca. 300 Seiten € 22,— [D] / € 22,60 [A] / sFr 31,80 Bei Subskription: € 19,— [D] / € 19,60 [A] Gebunden, ca. 300 Seiten € 22,— [D] / € 22,60 [A] / sFr 31,80 Bei Subskription: € 19,— [D] / € 19,60 [A] ISBN 978–3–941184–37–4 Oktober 2015 ISBN 978–3–941184–38–1 Oktober 2015 ISBN 978–3–941184–39–8 Oktober 2015 In deutscher Sprache ist Powells „Tanz“ recht unbekannt geblieben, mangelte es doch bisher an einer Übersetzung des gesamten Zyklus. Drei Anläufe hat es in der Vergangenheit gegeben, alle scheiterten. Die hier angekündigte Ausgabe startet mit den Bänden 1 bis 4. Sie basiert auf den in den 80er Jahren von Heinz Feldmann (geb. 1935) angefertigten und noch einmal vollständig durchgesehenen ersten drei Teilen. Die Bände 5 bis 12 werden in halbjährlichem Rhythmus zwi schen Frühjahr 2016 und Herbst 2019 erscheinen — aus der Feder desselben Übersetzers, über den Anthony Powell in seinem Tagebuch vermerkte: “I am lucky to have him as a translator.“ „Das Werk ist wie trockener Sekt, kühl, humorvoll, durchdacht und genau gebaut. Es ist realistischer als das Werk von Proust, mit dem es so oft verglichen wird — und viel vergnüglicher.“ (Evelyn Waugh) 5 de u t s c h e li t e r a t ur »M eine Liebe zur Pekinger Küche begann mit der Mutter meiner Frau. Ihr Geburtsjahr war das letzte Jahr des Kaiserreiches, ihr Geburtsort Peking, wo ihre Schwiegereltern ein großes Tuchgeschäft besaßen. Sie starb im Alter von neunzig Jahren in Taiwan. Bei meinem letzten Besuch im Hospital fragte sie mich, eine Krankenschwester musste sie stützen: „Rauchen und trinken Sie immer noch?“ Als ich nickte, lachte sie. Ein paar Tage später war sie tot. Die Bestattungsfeier fand nach Pekinger Ritual in einem privaten Begräbnisinstitut statt. Pekinger Ritual, vereinfacht. (Bestattungsfeiern dauerten in der Regel mehrere Tage.) Links saßen die Frau en, rechts die Männer. Der aufgebahrte Sarg ruhte zwischen zwei Säulen, buddhistische Priester rezitierten Suren, begleitet von zwei Saxofonspielern hinter den Säulen. Vor dem Sarg war eine verkleinerte Nachbildung des Pekinger Stammsitzes der Familie aus Pappe aufgebaut, das — ein chinesischer Brauch — bei der Bestattung verbrannt werden sollte: Es war ein Pekinger Wohnhof, Diener und Dienerinnen warteten hinter der Geistermauer am Tor, der Hausherr — mein noch jung an Jahren gestorbener Schwiegervater — saß im Hof unter einem Baum und las den „Playboy“ (der Titel war deutlich zu erkennen). Die Kinder der Verstorbenen hatten dreimal vor dem Sarg Kotau zu machen, also dreimal niederzuknien und neunmal mit der Stirn den Boden zu berühren. Ich als Schwiegersohn brauchte es nur einmal zu tun. Danach waren Verbeugungen mit wechselnden Kultobjekten und Weihrauchstäbchen an der Reihe. Zwei Assistentinnen links und rechts souf flierten und sekundierten … Vor dem Grab platzierte die Schwiegertochter Schalen mit den Lieb lingsgerichten der Verstorbenen und rief leise und anrührend: „Mama, bitte essen kommen.“ Die Pappmaché-Nachbildung des Wohnhofes wurde verbrannt, dazu Bündel von Totengeld (Hell’s Banknotes) und Silberbarren aus Papier. Dann wurde der Sarg an Seilen heruntergelassen. Als die Totengräber darangingen, die Öffnung zu verschließen, kommandierte der Zeremonienmeister: „Bitte den Rücken kehren.“ Jeder wandte sich ab, um die tote Seele nur ja nicht zu verleiten, weiter auf Erden zu bleiben. Ihr Sohn zündete sich eine Zigarette an und schaute dem Rauch nach. « Mit „Peking“ beschließt Kloubert nach „Peitaiho“ und „Yuanmingyuan“ seine China-Trilogie: In scharfem Kontrast zur Realität des 21. Jahrhunderts mit seinen Hochhäusern und Schnellstraßen führt der Erzähler in die alte Kaiserstadt mit ihren Mauern und Toren, Türmen und Palästen, ihren Gärten, Höfen, Häusern und Straßen, in ihre Restaurants, Spelunken, Läden und Bordelle, zu ih ren Bewohnern und ihren Ritualen. Rainer Kloubert (geb. 1944 in Aachen) studierte in Freiburg, Tübingen, Hongkong und Taiwan Sinologie und Rechtswissen schaften. Er war u. a. Sprachlehrer an der Militärakademie in Tai wan, Dolmetscher bei einem chinesischen Wanderzirkus und Anwalt in Taipeh. Er lebt in Peking und London. 6 Im Elfenbein Verlag erschienen bereits: „Selbstmord ohne Hut. Dreizehn Shanghai-Moritaten“ (1998), „Kernbeißer und Kreuz schnäbel. Ein Sittenbild aus dem alten Peking“ (2007), die Romane „Mandschurische Fluchten“ (2000), „Der Quereinsteiger“ (2003), „Angestellte“ (2008) und „Roons letzter Flug“ (2009) sowie die beiden ersten Bände seiner China-Trilogie: „Peitaiho. Großer chi nesischer Raritätenkasten“ (2012) und „Yuanmingyuan. Spuren einer Zerstörung“ (2013). „Nach einem Sinologen mit besserer Kenntnis von Land und Sprache wird man lange suchen müssen. Rainer Klouberts Bücher sind Pioniertat und Lesegenuss.“ (Jürgen Osterhammel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung) Rainer Kloubert Peking Verlorene Stadt Mit zahlreichen Abbildungen Leinen im Schuber, Großformat, Lesebändchen, ca. 500 Seiten € 49,— [D] / € 50,60 [A] / sFr 70,80 ISBN 978–3–941184–51-0 Oktober 2015 7 gr iec hi s c he li t e r a t ur »A ls Amérsa gegangen war, schloss Frangojannoú, die in der Ecke zwischen dem Herdfeuer und der Wiege kauerte, abermals kein Auge und begann, ihre bitteren und in die Weite schweifenden Grübeleien fortzusetzen. Als die beiden ältesten Söhne nach Amerika ausgewan dert waren und Delcharó herangewachsen war, lag es wohl oder übel an der Mutter, die Tochter unter Dach und Fach zu bringen, da der Alte sich nicht durch besonderen Eifer hervortat. Nun, alle Welt weiß, was es bedeutet, wenn eine nicht einmal verwitwete Mutter ihren Töchtern auch noch Vater ist. Denn sie muss sie sowohl an den Mann bringen als auch eine Mitgift auftreiben, ebenso als Heiratsvermittlerin tätig werden und den Ehevertrag aushandeln. Wie ein Mann muss sie Haus, Weinberg, Acker und Ölbaumfeld abgeben, Geld leihen, zum Notar laufen und Gegenstände ver setzen. Als Frau muss sie dann die Aussteuer anfertigen oder besorgen, nämlich das Heiratsgut für den Haushalt, als da wären: Bettlaken, bestickte Jacken und Seidengewänder mit Goldsaum. Als Ehevermittlerin muss sie einen Bräutigam ausfindig machen, ihm auf den Fersen bleiben, ihn ins Netz laufen lassen und lebendig einbringen. Und was für einen Bräutigam! Einen wie Konstandís, der nun jenseits der Trennwand im nebenan gelegenen Kämmerchen schnarchte, einen Mann mit schütterem Bart, eine ungehobelte, plumpe Erscheinung. So einer hat dann auch noch Flausen im Kopf, stellt Ansprüche und sträubt sich; verlangt heute das eine und morgen ein anderes, an diesem Tag so viel, am nächsten mehr. Und hat häufig ein offenes Ohr fürs hinterlistige Gerede eigennütziger oder missgünstiger Leute, horcht ringsumher auf Ver leumdungen, Ränke und Hetze und will sich einfach nicht festnageln lassen. Und dann zieht er nach der Verlobung ins Haus der künftigen Schwiegermutter ein, schustert unversehens einen Bankert zurecht und verbringt auch noch die ganze Zeit in Saus und Braus. « Papadiamantis’ bekannteste Erzählung erschien erstmals 1903 als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift „Panathínäa“. Auf der ägäischen Insel Skiathos wird eine vom Alter gezeichnete Heb amme zur Mörderin an mehreren Mädchen, um diesen ein zukünftiges Leben in Abhängigkeit und Sklaverei zu ersparen. Papadiamantis’ sozialkritischer Blick auf die Stellung der Frau in der Ge sellschaft seiner Zeit sowie die herausragend sprachlich-stilistische Form des Textes machen „Die Mörderin“ (‛H Φόνισσα) zu einem der wichtigsten Werke der neugriechischen Erzählliteratur. „Ein freier Geist, der sich all den rückwärtsgewandten Anschauungen seiner Zeit entgegenstellt.“ (Odysseas Elytis über Papadiamantis) 8 Alexandros Papadiamantis (1851—1911), einziger Sohn eines ortho doxen Popen auf der Insel Skiathos, entzog sich seiner Familie und den väterlichen Wünschen durch ein Studium in Athen, das er aller dings nie abschloss. In der Hauptstadt überlebte er durch Überset zungen und als Privatlehrer. Ab 1879 publizierte er auch eigene Texte und hatte mit der Erzählung „Das Zigeunermädchen“ (1884) einen ersten Achtungserfolg, ohne dass sich seine wirtschaftliche Situation dadurch veränderte. Kirchensänger bei nächtlichen Gottesdiensten, saß er tagsüber oft in einem ärmlichen Krämerladen und gab nichts auf seine wachsende Bekanntheit. 1908 kehrte er Athen den Rücken und verbrachte die letzten Lebensjahre alkohol- und rheumakrank auf seiner Heimatinsel. Dort starb er an einem Januarmorgen 1911 psalmensingend an einer Lungenentzündung. Kleine Griechische Bibliothek, Band 8 Alexandros Papadiamantis Die Mörderin Roman Aus dem Griechischen von Andrea Schellinger Mit einem Nachwort von Danae Coulmas Klappenbroschur, ca. 200 Seiten € 19,— [D] / € 19,60 [A] / sFr 27,50 ISBN 978–3–941184–50–3 Oktober 2015 9 p r o f il e de r av a n t g a r de »M it der poetischen Wünschelrute oder dem Blindenstock des Dichters zieht Pasolini durch Rom und die Weltgeschichte, durch Elend und Ewigkeit, ganz in dem Wunsch, Indianer zu sein. Er geht flussaufwärts zurück, gegen den Strom, und lässt uns innehalten. Er will den Rückgewinn unserer Geschichte … Sein Werk ist, so würde es Theodor Lessing formulieren, eine „Flaschenpost im Eismeer der Geschichte“. Wen sie erreicht, der weiß, er ist nicht allein. Das ist schon viel. Schließlich feiert der Dichter, Filmemacher, Essayist und Polemiker bei aller Skepsis und auch Verzweiflung den möglichen „Reichtum des Wissens“ und somit die Kunst als vielleicht einzige Möglichkeit zur Rückbesinnung und zum Innehalten. Bevor der von Pasolini vorausgesehene „Konsumfaschismus“ seine Kunden auffrisst. « „Mischt euch ein, Freunde, mischt euch ein!“, forderte der 1975 ermordete italienische Dichter und Filmemacher Pier Paolo Pasolini. Visionär beschrieb er in den 60er und 70er Jahren die drohende Zerstörung der Natur, das Aushungern der „Dritten Welt“ und die Entwertung der großen Ideen durch eine Gesellschaft, die nur noch konsumiert. Zum 40. Todestag spürt Klimkes Essay dem politisch-künstlerischen Engagement Pa solinis quer durch Leben und Werk nach. „Pasolini erweist sich für Klimke als das Exempel des Umgangs einer Gesellschaft mit ihren Außenseitern.“ © Instituto Luce (Günter Kunert in seiner Laudatio auf Christoph Klimke) 10 Pier Paolo Pasolini (1922—1975) ist vor allem durch seine sozialkritischen Filme „Mamma Roma“, „Das 1. Evange lium — Matthäus“ oder „Die 120 Tage von Sodom“ bekannt. Sein umfangreiches künstlerisches Werk besteht allerdings auch aus Romanen, Erzählungen, Theaterstücken, Drehbü chern, Gedichten sowie zahlreichen politischen Schriften. Der Mord an Pasolini ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Der zunächst geständige und verurteilte Stricher widerrief später seine Aussage mehrmals. Ein politisch motivierter Auftragsmord wird als nicht unwahrscheinlich angesehen, hatte sich Pasolini doch unmittelbar vor seinem Tode mit den heute bekannten Verstrickungen des italienischen Ge heimdienstes in terroristische Attentate beschäftigt. Christoph Klimke (geb. 1959) hat mehrfach über Leben und Werk Pasolinis publiziert, u. a. das Buch „Wir sind alle in Gefahr“, für das er 1995 den Ernst-Barlach-Preis für Literatur erhielt. Im Mai 2015 wird sein Stück „Die 120 Tage von Sodom“ (nach de Sade und Pasolini) an der Volksbühne Berlin uraufgeführt. Klimke lebt in Berlin. Im Elfenbein Verlag erschien zuletzt sein Gedichtband „Fernweh“ (2013) mit einem Nachwort von Günter Kunert. Profile der Avantgarde, Band 4 Christoph Klimke Dem Skandal ins Auge sehen Pier Paolo Pasolini Ein biografischer Essay Kartoniert, ca. 120 Seiten € 19,— [D] / € 19,60 [A] / sFr 27,50 ISBN 978–3–941184–49–7 Oktober 2015 11 t s c h ec hi s c h e li t e r a t ur »E s war die Nacht zu Mittwoch, dem 15. März 1939. In einem Prager Restaurant saßen ein paar Bekannte zusammen. Am Nachmittag hatte sich herumgesprochen, dass jemand in einem Kaffeehaus erstochen worden war. Ob Tscheche oder Deutscher, war nicht bekannt. Frau Pokorná erzählte, dass die junge Französin, die sie von ihrem Friseur kannte, heute früh ein Telegramm aus Paris bekommen habe, in dem ihr geraten worden sei, sofort zu packen und abzureisen. Doktor Pokorný sagte, heute sei ein hoher Beamter aus dem Innen ministerium in seine Sprechstunde gekommen, der sehr aufgeregt gewesen sei, aber nicht sagen wollte, weshalb. Und Novotný berichtete, dass heute, als sie in der Bank versucht hät ten, nach Frankfurt zu telefonieren, die Verbindung unterbrochen worden sei. Über die neusten Neuigkeiten hinsichtlich Adolf Hitlers waren sie bes tens informiert: Bei der Automobilausstellung habe er sich freundlich und fröhlich gegeben, am Abend sei er aber mit finste rer Miene zum Bankett erschienen und habe über die Köpfe seiner Gesprächspartner hinweggesehen. Nach kurzer Zeit habe er sich, irgendetwas flüsternd, mit seinen Generälen zurückgezogen. Und der englische Botschafter in Berlin habe seine Golfschläger nach London geschickt — kein günstiges Zeichen. « „Wolke und Walzer“ ist eine der ersten unmittelbaren literarischen Auseinandersetzungen mit dem nationalsozialistischen Terror. In einem breit angelegten Panorama, in dem Täter, Opfer, Mitläufer und Gegner an zahlreichen europäischen Schauplätzen auftreten, erzählt der Roman vom Einbruch des Totalitarismus. Ferdinand Pe routkas persönliche Erlebnisse im Konzentrationslager Buchenwald nehmen dabei eine zentrale Stellung ein. Zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus er scheint der Roman erstmals in deutscher Übersetzung. Ferdinand Peroutka (1895—1978) arbeitete als Journalist seit den zwanziger Jahren für demokratische Tageszeitungen in Prag. Nach der deutschen Besetzung 1939 wurde er in „Schutzhaft“ genommen und nach Buchenwald gebracht. 1945 führte er als überzeugter Demokrat seine journalistische Arbeit fort. Den Zweiten Weltkrieg verarbeitete er in dem Drama „Wolke und Walzer“ („Oblak a valčík“), das 1947 in Prag uraufgeführt wurde. Um einer Verhaftung nach dem kommunistischen Putsch zu entgehen und sich das freie Wort zu bewahren, floh Peroutka aus der Tschechoslowakei. Nach kurzem Aufenthalt in England lebte er in New York, wo er am Aufbau des Senders „Radio Free Europe“ mitwirkte und als Leiter der tschechischen Sektion arbeitete. 12 Im Elfenbein Verlag erschien bereits die Romanutopie „Adieu, Jeanne oder Die zweite Chance der Jungfrau“ (2010), in der der Erzähler die Jungfrau von Orléans dem Scheiterhaufen entrinnen lässt. „Einer der besten tschechischen Romane.“ (Václav Havel, 1989) Ferdinand Peroutka Wolke und Walzer Roman Aus dem Tschechischen übersetzt von Mira Sonnenschein Leinen mit Schutzumschlag, 375 Seiten € 22,— [D] / € 22,60 [A] / sFr 31,80 ISBN 978–3–941184–32–9 Mai 2015 13 de u t s c h e li t e r a t ur Weitere Titel aus unserer Backlist Hans Krieger Birkenlicht Gedichte Mit Illustrationen von Christine Rieck-Sonntag Klappenbroschur, ca. 120 Seiten € 19,— [D] / € 19,60 [A] / sFr 27,50 ISBN 978–3–941184–52–7 Oktober 2015 „Heiliges Spielzeug“ nannte Heinrich Heine das Gedicht. Es spielt mit den Paradoxien der Spra che, die uns die Welt erschließt, aber auch eine Wirklichkeit eigener Art erschafft, nicht nur etwas mitteilt, sondern Sinn auch gewinnt aus der puren Sinnlichkeit von Klang und Rhythmus. Spielend erkunden die neuen Gedichte Hans Kriegers die Abgründe der unsicheren, scheinbar entzauberten Wirklichkeit und die Vexierbilder der Sprache; spielend entlocken sie den Wort fügungen geheimnisreiche Weltmuster. Themen sind die entschwindende Natur, die Rätselfiguren der Mythologie, die Stolperfallen des Erkennens und die Sprache selbst. „Dieser Blick hält das Leichte wie das Furchtbare aus.“ (Burkhard Müller, Süddeutsche Zeitung) 14 Hans Krieger (geb. 1933 in Frankfurt a. M.), seit 1960 in München ansässig, hat sich zunächst als Kulturjournalist einen Namen gemacht. Für seine publizistische Arbeit wurde er 1997 mit dem Friedrich-Märker-Preis ausgezeichnet. Er hat bisher acht Gedichtbände veröffentlicht, zuletzt „Nacht flügel“ (2007) und „Apfelfall“ (2010). Auch als Lyrik-Übersetzer ist er hervorgetreten (Paul Verlaine, Marceline Desbordes-Valmore und zuletzt Gabriele d’Annunzio: „Alcyone“, mit Ernst-Jürgen Dreyer und Geraldine Gabor, Elfenbein 2013). 978–3–932245–22–0 Al Berto: Horto de Incêndio — Garten der Flammen EUR 16,– 978–3–932245–21–3 Al Berto: Mondwechsel EUR 16,– 978–3–932245–54–1 Al Berto: Salsugem — Salz EUR 18,– 978–3–932245–90–9Isabellle Azoulay: De Gaulle und ich EUR 19,– 978–3–932245–99–2Isabellle Azoulay: Josty (2. Aufl.) EUR 19,– 978–3–932245–25–1Egon Bondy: Die invaliden Geschwister EUR 20,– 978–3–932245–84–8Egon Bondy: Hatto EUR 19,– 978–3–932245–35–0Raul Brandão: Die Fischer EUR 18,– 978–3–932245–28–2 Luís de Camões: Os Lusíadas — Die Lusiaden EUR 75,– 978–3–932245–87–9 Luís de Camões: Sämtliche Gedichte EUR 75,– 978–3–941184–34–3 Luís de Camões: Dramen und Briefe EUR 48,– 978–3–941184–25–1 Luís de Camões: Com que voz? Mit welcher Stimme? EUR 24,– 978–3–941184–16–9Gabriele d’Annunzio: Alcyone EUR 48,– 978–3–932245–04–6 José Riço Direitinho: Das Haus am Rande ... EUR 18,– 978–3–932245–31–2 José Riço Direitinho: Kerker der Engel EUR 18,– 978–3–932245–74–9 José Riço Direitinho: Willkommen i. d. Finsternis EUR 18,– 978–3–932245–36–7Odysseas Elytis: To Axion Esti — Gepriesen Sei EUR 24,– 978–3–932245–58–9Odysseas Elytis: Die Träume. Wörter, Menschen, Orte EUR 18,– 978–3–941184–33–6Odysseas Elytis: O Ilios O Iliatoras. Die Sonne … EUR 19,– 978–3–932245–78–7Günter Dietz: Wundpsalmen EUR 24,– 978–3–932245–79–4Louis Dudek: For you, you – Für dich, dir EUR 18,– 978–3–932245–44–2Christian Filips: Schluck Auf Stein EUR 12,– 978–3–932245–85–5Manuel Forcano: Der Zug nach Bagdad EUR 19,– 978–3–932245–56–5Jaime Gil de Biedma: Las personas del verbo EUR 24,– 978–3–932245–83–1 Ralph Roger Glöckler: Madre EUR 19,– 978–3–941184–15–2 Ralph Roger Glöckler: Mr. Ives und die Vettern … EUR 19,– 978–3–941184–29–9 Ralph Roger Glöckler: Tamar EUR 19,– 978–3–932245–92–3 Ralph Roger Glöckler: Vulkanische Reise EUR 19,– 978–3–941184–22–0 Alban Nikolai Herbst: Thetis. Anderswelt EUR 29,– 978–3–941184–24–4 Alban Nikolai Herbst: Argo. Anderswelt EUR 39,– 978–3–932245–63–3 Alban Nikolai Herbst: Die Illusion ist das Fleisch EUR 17,– 978–3–941184–10–7 Alban Nikolai Herbst: Das bleibende Thier EUR 20,– 978–3–941184–14–5Tobias Herold: Ausfahrt EUR 16,– 978–3–941184–02–2Tobias Herold: Kruste EUR 16,– 978–3–932245–46–6Franz Hillebrandt: Jagdsaison EUR 18,– 978–3–941184–03–9Ulrich Holbein: Bitte umblättern! EUR 35,– 978–3–932245–30–5Ulrich Holbein: Isis entschleiert (2. Aufl.) EUR 35,– 978–3–932245–57–2Ulrich Holbein: Januskopfweh EUR 18,– 978–3–941184–17–6P. Howard (Rejtő): Ein Seemann in der Fremdenlegion EUR 22,– 978–3–932245–93–0P. Howard (Rejtő): Ein Seemann und ein Gentleman EUR 22,– 978–3–941184–28–2P. Howard (Rejtő): Ein Seemann und ein Musketier EUR 22,– 978–3–932245–64–0P. Howard (Rejtő): Ein Seemann von Welt (3. Aufl.) EUR 22,– 978–3–941184–18–3 Klabund: Literaturgeschichte EUR 40,– 978–3–941184–26–8Christoph Klimke: Fernweh EUR 16,– 978–3–932245–91–6Rainer Kloubert: Angestellte EUR 22,– 978–3–932245–61–9Rainer Kloubert: Der Quereinsteiger (3. Aufl.) EUR 18,– 978–3–932245–33–6Rainer Kloubert: Mandschurische Fluchten EUR 18,– 978–3–941184–00–8Rainer Kloubert: Roons letzter Flug EUR 19,– 978–3–941184–12–1Rainer Kloubert: Peitaiho EUR 39,– 978–3–941184–20–6Rainer Kloubert: Yuanmingyuan EUR 39,– 978–3–941184–06–0Stephan Krass: Das Konzil der Planeten EUR 22,– 978–3–932245–52–7Stephan Krass: Tropen im Tau (2. Aufl.) EUR 18,– 978–3–932245–70–1Stephan Krass: Lichtbesen aus Blei EUR 18,– 978–3–932245–47–3Paul Leppin: Daniel Jesus EUR 18,– 978–3–932245–50–3 Peter de Mendelssohn: Fertig mit Berlin? (2. Aufl.) EUR 19,– 978–3–941184–30–5 Johann Martin Miller: Liederton und Triller EUR 22,– 978–3–941184–07–7Ferdinand Peroutka: Adieu, Jeanne … EUR 22,– 978–3–932245–43–5Baltasar Porcel: Galopp in die Finsternis EUR 18,– 978–3–932245–24–4José Régio: Blindekuh EUR 25,– 978–3–932245–55–8José Régio: Der Prinz mit den Eselsohren EUR 19,– 978–3–932245–80–0 Pierre de Ronsard: Amoren f. Cassandre (2. Aufl.) EUR 24,– 978–3–941184–05–3 Pierre de Ronsard: Amoren für Marie EUR 24,– 978–3–932245–86–2 Josep Maria de Sagarra: Privatsachen EUR 25,– 978–3–932245–94–7Pol Sax: U5 (2. Aufl.) EUR 19,– 978–3–941184–09–1Einar Schleef: „Ich habe kein Deutschland gefunden“ EUR 29,– 978–3–932245–53–4Anton Schnack: Werke in zwei Bänden EUR 59,– 978–3–932245–71–8Marcel Schwob: Das gespaltene Herz EUR 24,– 978–3–941184–19–0Marcel Schwob: Der Kinderkreuzzug EUR 12,– 978–3–932245–60–2Nicolaus Sombart: Journal intime (2. Aufl.) EUR 18,– 978–3–932245–95–4Paulo Teixeira: Einstweilige Biografie EUR 19,– 978–3–932245–68–8 Maria Luise Weissmann: Ich wünsche zu sein … EUR 35,– Alle unsere Titel finden Sie auf www.elfenbein-verlag.de Elfenbein Verlag Gaudystraße 7 D–10437 Berlin Fon: (0 30) 44 32 77 69 Fax: (0 30) 44 32 77 80 Verkehrs-Nr. 12964 [email protected] www.elfenbein-verlag.de Vertretungen: GVV Anja Klimaschewski Groner Straße 20 D–37081 Göttingen Fon: (05 51) 38 42 00 27 Fax: (05 51) 38 42 00 10 [email protected] Norddeutschland Till Meyer-Bruhns Hallerstraße 3 B D–20146 Hamburg Fon: (0 40) 39 56 09 Fax: (0 40) 39 77 32 [email protected] Österreich Seth Meyer-Bruhns Böcklinstraße 26/8 A–1020 Wien Fon: (01) 214 73 40 Fax: (01) 214 73 40 [email protected] Auslieferung: GVA Anna-Vandenhoeck-Ring 36 D–37081 Göttingen Fon: (05 51) 38 42 00 0 Fax: (05 51) 38 42 00 10 [email protected] Berlin und Ostdeutschland Robert Nuber Paul-Lincke-Ufer 33 D–10999 Berlin Fon: (0 30) 618 12 26 Fax: (0 30) 611 22 93 [email protected] West- und Süddeutschland Rudi Deuble, c/o Stroemfeld Verlag Holzhausenstraße 4 D–60322 Frankfurt a. 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