Editorial Nr. 12/Dezember 2015 Aufbruch der Kirche in eine neue Zeit Liebe Leser uch heute gilt die große weihnachtliche Verheißung, die auf den Feldern von Bethlehem erklungen ist: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade!“ (Lk 2,14) Diese hoffnungsvolle Botschaft ist der Kirche anvertraut. Im Sendungsauftrag der Christen verwirklichen sich die prophetischen Worte: „Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt!“ (Jes 52,7). Doch muss sich die Kirche immer bewusst bleiben, in welche Spannung hinein diese Worte von Anfang an gesprochen sind. Es ist eine gebrochene und zerrissene Welt, die eingeladen wird, an der himmlischen Herrlichkeit Anteil zu erhalten. Prof. Dr. Stephan Kampowski bringt dies in seinem Leitartikel „Wahre Liebe ist möglich“ mit den einfachen Worten zum Ausdruck: „Wir leben in einer gefallenen Welt, wir sind sündige und schwache Menschen, und doch sind wir mit der heilenden Gnade Gottes trotz allem in der Lage zu lieben.“ Darin sieht er die hoffnungsvolle Botschaft des christlichen Glaubens. Die Kirche verkündet keine Romantik, sie verspricht für keinen Bereich des irdischen Lebens eine vollkommene Harmonie. Vielmehr nimmt sie die Wirklichkeit ernst, nämlich die Folgen der Erbsünde, unter denen alle Menschen zu leiden haben. Aber gleichzeitig vertraut sie auf die Macht der göttlichen Gnade, welche schon jetzt die Welt verwandeln und einen neuen Menschen hervorbringen kann. Und je klarer sich die Kirche dieser zweifachen Aufgabe stellt, nämlich auf der einen Seite die Schwächen des Menschen, seinen Egoismus, seine ungeordneten Leidenschaften und seine bösen Neigungen anzugehen und auf der anderen Seite die vergebende und erlösende Gnade Jesu Christi anzubieten, umso kraftvoller wird sich ihre Verkündigung entfalten. Die strahlende Wirkung einer solchen Evangelisierung lässt sich mit dem eindrucksvollen Schauspiel eines Lichtbogens vergleichen, der sich bei hoher Spannung zwischen zwei Elektroden bildet. So darf die Kirche nie das Gespür für die Zerbrechlichkeit des verwundeten Menschen verlieren, aber auch nicht ihre göttlichen Ideale aufgeben. Diese Spannung fasste der hl. Johannes Paul II. in dem Grundsatz zusammen: Wir haben kein Recht auf Sünde, da es die Gnade gibt! In seiner Enzyklika „Spe salvi“ über die christliche Hoffnung spricht Papst Benedikt XVI. von „Lern- und Übungsorten der Hoffnung“. Ein solcher Ort ist in erster Linie die christliche Ehe und Familie. Im Licht der Hoffnung behalten Hingabe und Treue ihre letzte Gültigkeit. Ganz aktuell dürfen wir aber auch die Flüchtlingskrise und die neuen Formen des Terrors als „Lern- und Übungsorte der Hoffnung“ betrachten. Sicher ist es aus gesellschaftspolitischer Sicht richtig zu sagen, dass man auf eine organisierte Gewalt des Bösen mit organisierter Gewalt antworten muss. Aber ohne übernatürliche Hoffnung lässt sich die Spirale der Gewalt nicht beenden. Und hier blickt Benedikt XVI. über das irdische Leben hinaus und betont: Es ist ein wesentlicher Teil der christlichen Hoffnung, dass es am Ende eine vollkommene Gerechtigkeit gibt, dass das Unrecht der Geschichte nicht das letzte Wort hat. „Es gibt Gerechtigkeit. Es gibt den „Widerruf“ des vergangenen Leidens, die Gutmachung, die das Recht herstellt“ (Nr. 43). Nur in dieser Hoffnung kann der Leidende vergeben und heilen. Liebe Leser, wir danken Ihnen mit einem aufrichtigen Vergelt’s Gott für Ihre großherzige Unterstützung. Von Herzen wünschen wir Ihnen unter dem Beistand unserer himmlischen Mutter Maria einen gnadenreichen Advent und ein friedvolles Weihnachtsfest. Stephan Kampowski: Die hoffnungsvolle Botschaft der Kirche Wahre Liebe ist möglich A Erich Maria Fink Thomas Maria Rimmel Titel-Thema Wahre Liebe ist möglich Stephan Kampowski 4 Das Evangelium von der Familie Dt.-sprachige Synodengruppe 7 Ehe und Familie Glanz der Wahrheit Gabriele Kuby 8 Rom und Weltkirche Rückblick auf die Synode Stephan Kampowski 10 Kultur des Lebens Ihr fehlt uns! Weihbischof Andreas Laun 12 Aufbruch der Kirche Beispiel Neokatechumenat Hubert Gindert 14 Apostolisches Mittlerin aller Gnaden Erzbischof Ramon C. Argüelles 16 Zeugnis des Glaubens Schwester Aloysia Löwenfels Sr. M. Christiane Humpert 18 Besprechungen Anfang eines neuen Aufbruchs Weihbischof Andreas Laun 20 Jugend Glückserfahrung der Jugend Bischof Josef Clemens 22 Maria und die Kirche Maria Immaculata Conceptio Anna Roth 25 Leserbriefe, Impressum 27 Programm-Service Radio Horeb Radio Vatikan Domradio Köln K-TV EWTN-TV Bibel-TV 28 30 31 32 36 38 • • • • • • Kirche heute 12/2015 3
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