Perspektivplan Freiburg Protokoll und Auswertung Workshop Schlüsselakteure (2) Glashaus, Rieselfeld, 25. Februar 2015 Perspektivplan Freiburg - Workshop Schlüsselakteure am 25. Februar 2015 Inhaltliches Protokoll Gruppenergebnisse zur Dialogrunde 1: „Hilfe, mir wird’s zu dicht...!?“ Gesamtfazit: Freiburg hat eine aktuell im Vergleich vieler Städte „komfortable“ Grundsituation, die Lebensqualität ist hoch, die Freiraumversorgung für die große Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger ist gut bis sehr gut. Der einschränkende Punkt ist die hohe finanzielle Grundbelastung der Haushalte für das Wohnen (im Durchschnitt gibt jeder Haushalt 44% des Einkommens für das Wohnen aus). Bürgerumfragen bestätigen regelmäßig die hohe Lebensqualität in der Stadt. Bis auf Ausnahmen (Westarkaden, einzelne Betroffen bei Nachverdichtungen im Hinterhof/Garten) wird die Stadt als wenig dicht bebaut erlebt, so ein Fazit der Diskussion. Dichte wird, so die klare Erkenntnis, grundsätzlich unterschiedlich erlebt und stets subjektiv bewertet. In den Dialogrunden wurden einige prägende Faktoren herausgearbeitet, wann Dichte welchen Effekt hat. Orientierungslose Dichte wird als beunruhigend empfunden. Mit diesem Begriff wird eine Dichte beschrieben, die gesichtslos ist, die monoton erscheint, in der Blickachsen, Wegebeziehungen, bauliche Akzentuierungen und ausreichende Grünstrukturen fehlen. Wesentlich für das Empfinden einer urban angenehmen und angemessenen Dichte, so wurde herausgearbeitet, ist die Gestaltungsqualität sowohl der Bebauung als auch des Grün- und Freiraumes. „Dichte“ braucht einen besonderen Schutz vor Verlärmung, weil sie sonst erdrückend wirken kann. Dies gilt im besonderen für Verkehrslärm, kann aber auch „soziale Geräuschkulissen“ mit einschließen. 1 Positiv gesehen wird eine gestaltete Erlebnisdichte. Ist der bebaute wie der freie Raum eine Einladung zum Spazieren oder Flanieren, zum Einkaufen oder Sport treiben, zum sich Treffen oder seine Ruhe finden (auch diese Nischen braucht es), dann wird Dichte zum städtischen Lebensgefühl. Bedrohlich kann daher auch eine „menschenleere“ Dichte empfunden werden, die anonym und verlassen daher kommt: Geschäfte, soziale Treffpunkte und Kommunikationsmöglichkeiten sind daher wichtige Gestaltungselemente und auch Grünflächen und Freiräume brauchen eine Gestaltungsqualität, die statt Monotonie Vielfalt und unterschiedliche Bedürfnisbefriedigung erreicht. Bei den Ideen, wie für eine wachsende Stadt Lebensqualität gesichert werden kann, wurden folgende Hinweise gleich mehrfach genannt: - für gute Gestaltung sorgen architektonische und Freiraumqualität im Blick haben Abwechslung in den Bauformen sicherstellen soziale Aspekte wie Treffpunkte, Gemeinschaftsräume und Flächen berücksichtigen flexible Grundrisse und Nutzungsformen mitdenken soziale und demografische Mischungen anstreben temporäre Nutzungen ermöglichen Verkehrslärm reduzieren Nutzungsgerechtigkeit planerisch im Blick haben bezahlbaren Wohnraum sicherstellen. „Mut haben“ Von einigen Dialoggruppen wurde die Stadt explizit ermutigt, Neues auszuprobieren und Unkonventionelles zu wagen. Zugleich ist ein „bezahlbarer Wohnraum“ eine zentrale Herausforderung, die aus Sicht aller ein wichtiges Thema ist. 2 Im Einzelnen: die Gruppenergebnisse zum Dichte-Dialog Gruppe Hr. Fridrich (Stadtplanungsamt) Unangenehm wird Dichte durch - dominierenden Verkehr fehlendes Grün (Ausgleichspflanzungen) eine „lieblose“ Gestaltung monotone Architekturen hohe soziale Kontrolle wenig Privatsphäre schlechte Bauqualität, die sich nach wenigen Jahren zeigt bedrohlich wirkt eine menschenleere Dichte, ohne Geschäfte, Treffpunkte und Begegnungsmöglichkeiten Was können wir tun? - unterschiedliche Angebote für unterschiedliche Bedürfnisse bereithalten für eine gute Gestaltung sorgen (Architektur und Freiraum) eine gute soziale Mischung anstreben Mischung von Bauformen (auch Genossenschaften, Baugruppen) Gute Kommunikationsmöglichkeiten schaffen Fußläufig erreichbare Treffpunkte einrichten Für Gemeinschaftsräume sorgen Überschaubare, angemessene Dimensionen Intelligente Grundrisse planen Gruppe Frau Hammes (Stadtplanungsamt) Dichte wird von den Schlüsselpersonen sehr unterschiedlich empfunden, abhängig von Qualität der Architektur (Strukturvielfalt vs Riegelbebauung) Angebot und Qualität von öffentlichen Freiräumen in direkter Umgebung heterogenes Umfeld/ Ensembles Anteil an Verkehr und damit verbundener Ruhe soziales Klima (Nachbarschaft, wenig Bewohnerwechsel etc.) Zu dicht ist es an der Sundgauallee, Westarkaden/ Brielmann wenn man Lärm/ Wohngeräuschen in direkter Nachbarschaft ausgeliefert ist Was tun, um Lebensqualität in Freiburg zu erhalten? attraktive, vielfältige Architektur einfordern 3 Verkehrslenkung und Verkehrsreduzierung Mischung beibehalten und fördern generationen- und milieuübergreifende Planung und Freiraumgestaltung Förderung von Quartiersarbeit und Gemeinschaftsräumen bezahlbaren Wohnraum schaffen Erhalt der Bewohnerstruktur Gruppe Frau Köhler (Stadtplanungsamt) Bauliche Dichte wird insgesamt als positiv empfunden. Insbesondere, wenn folgende Rahmenbedingungen gegeben sind: Erlebnisdichte, Versorgungsangebote Nutzbare Freiräume für alle Nutzer- und Altersgruppen Attraktivität der Bebauung Rückzugsräume v.a. in den eigenen vier Wänden (Lärmschutz, Privatsphäre) Möglichkeit, aber nicht Zwang zur Begegnung; Begegnungsräume Sozialer Frieden in der Nachbarschaft Bauliche Vielfalt (keine Monotonie) Als Negativbeispiel für zu starke Nachverdichtung wurde Betzenhausen/ Hofackerstraße genannt Gruppe Herr Liesen (Stadtplanungsamt) Dichte wird nicht nur als Frage des Raumes bzw. der Baukörper diskutiert, sondern vielmehr als Ausdruck der Qualität zwischen den Gebäuden. Dichte wird als positiv wahrgenommen, bei Vielfalt der Nutzungen und der Sozialstruktur gute Infrastruktur lebendige Architektur Öffnungen und Versprünge in den Straßenfluchten Orientierungslosigkeit Fassadenbegrünung Lärmfreiheit / Autofreiheit Dichte wird als negativ wahrgenommen, bei Gleichartigkeit = Anonymität Lärm Konflikten bei (Frei)Flächenknappheit 4 „Scheinbarem Grün“ bzw. „Abstandsgrün“ Es wird empfohlen: Vielfalt der Quartiere erhalten öffentlichen Raum qualitätvoll gestalten „Flächengerechtigkeit im öffentlichen Raum“ größere Kreativität in der Gestaltung Gruppe Herr van der Kooij (Stadtplanungsamt) Wie erleben Sie „Dichte“? Wann empfinden Sie Dichte als beunruhigend? Wann als angenehm urban? Wann ist es in Freiburg „zu dicht“? Frage 1: Ich habe die Teilnehmer gefragt wo sie wohnen und wie sie ihre Wohnumgebung empfinden. Die Meisten haben dabei auch ihren Arbeitsstandort bewertet. Dafür hatte ich einen Dichtemaßstab gezeichnet und darauf die Stadtteile/Dörfer geordnet. Der „Dichtemaßstab“ und die Argumentation der Teilnehmer zeigt, dass die erlebte Dichte nicht mit der Kubatur zu tun hat, sondern viel mehr mit dem Gefühl von Privacy und die Möglichkeit die Privatsphäre selbst regulieren zu können. Eine beispielhafte Antwort aus meiner Gruppe: „Freiburg ist zu dicht, wenn ich bei meinen Nachbarn in die Küche reinschauen kann“. Frage 2: Was können wir tun, damit in einer wachsenden Stadt Lebensqualität ein Merkmal Freiburgs bleibt? In meiner Gruppe wurde die „Romantik“ der Stadt Freiburg sehr geschätzt. Beschimpft wurden aber „Betonklotzen“ und „überdimensionierte Schuhkartons“. Die Westarkaden wurden dabei als negatives Beispiel genannt. Das Gleichgewicht zwischen Architektur und Natur als Bestandteile der Komposition des Stadtbildes wird als wichtig gesehen. Bewohner/Eigentümer sollen die Möglichkeit haben Ihre Wohnung/Wohnumgebung anzupassen. Privatsphäre und Toleranz waren dabei zentrale Begriffe. Eine Teilnehmerin erklärte, wie sie in Ihrem Dorf das alte Haus Ihrer Eltern bewusst zum Mehrfamilienhaus umgebaut und mehrere junge Familien als Mieter reingenommen hat. Sie legt einen großen Wert auf die Lebendigkeit und das gemeinsame Zusammenleben, die dadurch entstehen. 5 Gruppe Herr Schultz (Stein+Schultz) Dicht ist nicht nur negativ! Im Gegenteil: Sie stellt gute Versorgung sicher, sorgt für soziale Interaktion, ein lebendiges Stadtleben und gibt der Zivilgesellschaft politischen Platz. Der Begriff der „Erlebnisdichte“ beschreibt viele der Vorteile. Es braucht allerdings auch Rückzugsräume, damit Dichte positiv empfunden werden kann. Sind Freiräume nutzbar und wenn ja für welche Menschen? Dichte ist gut, wenn sie abwechslungsreich und kleinteilig ist. Auch ist das Verhältnis zu den Nachbarn / der Nachbarschaft wichtig. Unfreiwillige Dichte wird als negativ empfunden. Es gab in dieser Gruppe keinen Ort in Freiburg, der generell als zu dicht empfunden wird. Gruppe Herr Seidel (cityförster) Dichteempfindung Freiburg ist grundsätzlich nicht zu dicht und Dichte ist auch nicht „schlimm“, so lange genügend Freiräume zur Verfügung stehen. Dichte hängt stark von individuellen Vorlieben ab und verändert sich mit unterschiedlichen Lebens-phasen. Ob Dichte als angenehm oder unangenehm empfunden wird, hängt von vielen Faktoren ab: Hohes Verkehrsaufkommen, zu viel soziale Kontrolle und monotone Architektur wird als unangenehm wahrgenommen. Dichteempfehlungen Freiburg kann durchaus an der ein oder anderen Stelle um ein bis zwei Geschosse nachverdichtet werden. Allerdings müssen im Zuge dessen Freiräume qualifiziert werden. Möglicherweise empfiehlt es sich auch Freiräume einzubeziehen, die über 300 Meter entfern liegen und Freiraum-vernetzung ähnlich der Biotopvernetzung zu denken und zu entwickeln. Gruppe Frau Richter (cityförster) Die Stadt Freiburg wird insgesamt nicht als „zu dicht“ empfunden. Beunruhigend kann Dichte vor allem durch eine Kombination mit verschiedenen Faktoren wirken, bspw. wenn bauliche und soziale Dichte auf Lärm, viel Kfz – Verkehr treffen oder zusätzlich Druck von Außen auf das Gebiet wirkt, wie z.B. hohe Besucherströme, Einpendler etc. (>wie Samstags in der Fußgängerzone). „Orientierungslose Dichte“ entsteht immer da, wo die städtebauliche Struktur nicht erkennbar wird und kein Ende einer Dichteinsel in Sicht ist; wo „Straßenfluchten“ und unstrukturierte Freiräume bestehen und so keine Identität des Quartiers auszumachen ist. 6 In dichten Bereichen muss es Ziel sein, klare, überschaubare Strukturen zu schaffen und einen Ausweg bspw. über Sichtachsen sichtbar zu machen. Besonderes Augenmerk sollte hier daher auch auf den Randbereichen und Übergängen zwischen unterschiedlich dichten Bereichen liegen. Die Strukturen müssen maßstäblich in ihrer Körnung und identitätsstiftend für ihre Bewohner sein. Eine zusätzliche Jokergruppe bildete sich zum Thema Stadt-Umland und regte ein regionales Entwicklungskonzept in Kooperation mit dem Regionalverband an. Reflecting Team: „Hilfe, mir wird’s zu dicht“ Nach der Präsentation der Dialog-Ergebnisse kamen Vertreter des internen und externen Teams des Perspektivplans zusammen, um das Gehörte zu reflektieren: Frau Köhler war überrascht, wie schnell man in der Diskussion vom subjektiven Empfinden auf Kriterien und qualitative Merkmale gekommen ist. Dichte wurde in der Gruppe durchweg positiv empfunden: „Hilfe mir wird’s zu dicht“ war für die Gruppen nicht zutreffend. Herrn Schultz blieb der verwendete Begriff der Erlebnisdichte in positiver Erinnerung. Erlebnisdichte ermöglicht Begegnung trotz nötiger Rückzugsräume. Erlebnisdichte ist städtisch und so soll es auch sein. Herr Seidel nahm das Konzept der orientierungslosen Dichte als Arbeitsauftrag mit. Es wird darum gehen, mit welchen Strategien man der orientierungslosen Dichte begegnen kann. Herr Liesen hat die Bestätigung mitgenommen, daß für Freiburg das Bekenntnis zur Vielfalt wichtig ist, z.B. in Bezug auf die Gebietstypologien. Dichte wird nicht an unbedingt an baulichen Strukturen festgemacht, sondern an der Qualität. Das unterstreicht die Wichtigkeit der Gestaltung des öffentlichen Raumes. Herrn Van der Kooij wurde deutlich, dass monotone Bebauung als unangenehm empfunden wird. Man kann zwar dicht bauen, aber man muss darauf achten, dass Menschen dort „gut“ leben können. Die Gestaltung sei sehr wichtig. 7 Ergebnisse zur Vertiefung der strategischen Bausteine in je zwei Dialogrunden: Strategischer Baustein „UMNUTZUNG“ notiert von Hr. Fridrich Ziel: Umnutzung folgt nicht der maximalen Renditeerwartung - Bestandsaufnahme nicht adequat genutzter Flächen (Revitalisierung) Multifunktionale Nutzung anstreben Überbauung z.B. von Stellplätzen Temporäre, niederschwellige Nutzung ermöglichen, Raum für alternative Lebensformen, innovative Start-ups und ähnliches Erhaltung historischer Bebauung Grenzen der Umnutzung - zu wenig Flexibilität in Planungsprozessen Bereitschaft im Prozess bei allen Beteiligten umzudenken, neue Möglichkeiten zu schaffen, umzuplanen Eigentumsverhältnisse setzen Grenzen Wirtschafliche Interessen, Renditeerwartungen, Abschreibungen Bau – und Planungsrecht Wo sehen wir Einsatzmöglichkeiten? - Wirtschaft, Start-ups, Kultur Zwischennutzungen Mehrgenerationenwohnen (auch für den neuen Stadtteil planen, Architektur sollte demografisch-flexible Nutzungen ermöglichen) Umnutzung landwirtschaftlicher Gebäude Angebot und Nachfrage für Räume kreativ in Verbindung bringen Wohnungsbörse z.B. Verwaltungsgebäude) Modellprojekte 8 Strategischer Baustein „ÖFFNEN“ Notiert von Frau Hammes Die Strategie ÖFFNEN soll im Weiteren auf alle Fälle betrachtet werden. Eine zentrale Botschaft an die Stadt lautet, mutig zu sein und innovative Projekte zu suchen, zu fördern und gemeinsam mit Dritten umzusetzen. Vor allem in den Bereichen... ....Friedhöfe: Werden heute schon als wertvolle Freiräume geschätzt, bspw. Bergäcker, Alter Friedhof. Unterschiedliche Nutzungen (Erholung, Beisetzung, Park, Kulturhistorischer Museumsbereich...) sind vereinbar, wenn der Träger v. Friedhof sich für entsprechende Nutzungsangebote (mit verbindlichen Regeln) öffnet. Diskutiert wurde, wie tolerant die verschiedenen Nutzer sich begegnen werden. Die Durchlässigkeit/Zugänglichkeit ist an vielen Stellen verbesserungsbedürftig. Einsatzmöglichkeiten bspw. Hauptfriedhof - Öffnung in Richtung Klinikum, Bergäcker - Öffnung in Richtung Hammerschmiedstraße. ....Private/ Institutionelle Freiräume Ist eine Herausforderung diese Räume zu öffnen, da derzeit große Skepsis bei den Trägern/ Eigentümern gibt. Dennoch Aufforderung nach neuen Nutzungskonzepten/ Pilotprojekten suchen. Einsatzmöglichkeiten bspw. Innenhöfe der Altstadt (Gerichtsgarten, Basler Hof, Kirchliche Freiräume, aber auch Hausverwaltungen ansprechen von Wohnblöcken/ "Mehrhaus-Anlagen") ....temporäre Nutzungen Es gibt eine große Nachfrage für Kleingewerbe, Start-Ups und Wohnen. Kombination mit Strategie KAPERN, da kreative Milieus diese Räume akzeptieren. Nicht nur Container-Bauweise (vorhandene Schwachstellen in Bezug auf Lärmbelästigung, Raumaufteilung) im Blick behalten, sondern auch Holz-Cubes. Positives Bsp. Pilotprojekt badenova "addhome study" - warum dieses nach Beenden der Pilotphase Ende 2014 nicht weiter geführt wurde, konnte keiner beantworten. ....Kleingärten ÖFFNEN ja für mehr Gemeinschaftsgärten und die Durchgängigkeit. Skepsis dagegen bei der Öffnung für ganzjähriges Wohnen (Kleingartenfläche wird gefährdet 9 durch negative Auswirkungen auf Bodenpreise, Spekulation durch Investoren, heute schon viele Schwarzbauten, die nicht kontrolliert werden.) Strategischer Baustein „KAPERN“ notiert von Frau Köhler Es gab einige Skepsis gegenüber dem Kapern entlang vielbefahrener Strassen, dem "Wohnen am Straßenrand": Ist Lärmschutz wirkungsvoll möglich? Schutz vor Erschütterungen entlang von Bahntrassen? Katastrophenschutz bei Gefahrguttransporten auf der Schiene? Wie können die Räume verkehrlich erschlossen werden? Entsteht überdurchschnittlicher Flächenverbrauch durch doppelte Erschließung, weil von den übergeordneten Straßen nicht abgezweigt werden kann? Konkurrenz zwischen Erschließung und wohnungsnahen Freiräumen? Weitere Anwendungsvorschläge für die Strategie: Stellplätze (v.a. Institutsviertel) ersatzlos entfallen lassen oder stapeln, ggf. mit Wohnen in Obergeschossen Straßenquerschnitte verringern, Rückbau von Straßen Verkehr radikal reduzieren, um beides zu ermöglichen ==> Verkehrskonzept erstellen Straßen überbauen/unter die Erde bringen Dachflächen, u.a. von Parkhäusern (gehört eigentlich nicht zu dieser Strategie) Flugplatz Folgende Chancen werden gesehen: Mehr Qualität in derzeit wenig attraktiven Räumen Raum für temporäre, auch gewerbliche Nutzungen Gewerbliche Bauten könnten Lärmschutz für Freiräume bieten Raum für temporäres Wohnen, einschließlich Wagenburgen und Studentenwohnen (per se auf wenige Jahre begrenzt; dieser Vorschlag kam von der Studierendenvertretung selbst) Strategischer Baustein „VERKNÜPFEN“ notiert von Herrn Liesen Verknüpfen kann man auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen. Es sind nicht nur 10 die großen Grünverbindungen, die im Blickpunkt stehen sollten, sondern auch kleinere Maßnahmen z.B. im Verkehrsbereich sowie im öffentlichen Raum. Als Maßnahmen zur Verknüpfung werden empfohlen: kürzere Wege für Fußgänger (analog zum Radwegekonzept ein Fußgängerkonzept) bessere Ausschilderungen Brücken für Fußgänger und Radfahrer Querungsmöglichkeiten verbessern (Ampelschaltung, Zebrastreifen) Bäche als verknüpfende Bänder nutzen und zum öffentlichen Raum gestalten Straßenräume in ihrer Qualität verbessern Räumliche Hinweise: Es fehlen parallele Wege zu einigen Bahnstrecken, insbesondere zur Güterbahnstrecke Möglichkeiten zur Überdeckelung von Straßen: Stadttunnel (Wiehre, Innenstadt), Schlossbergring Möglichkeiten zur stärkeren baulichen Verdichtung: Habsburger Straße, Innenstadtring Neuer Stadtteil: Anbindung an die Dreisam und Lehen sinnvoll Allgemeine Hinweise: Bei allen städtebaulichen Planungen über die Gebietsgrenze hinausblicken und im gesamtstädtischen Kontext planen (Beispiel einer zu eng fokussierten Planung: Komturstraße, bei der die Querbezüge zum Güterbahnhof nicht bedacht wurden). Strategischer Baustein „ANREICHERN“ notiert von Herrn Seidel Strategien allgemein Grundsätzlich ist bei allen Strategien eine intensive Beteiligung der Betroffenen von Beginn an notwendig. Dabei hilft es nicht fertige Planungen zur Diskussion zu stellen, sondern Lösungen gemeinsam mit den Betroffenen zu entwickeln und „mit offenen Karten zu spielen“. Darüber hinaus ist es wichtig, mit Nachverdichtung einhergehende Mehrwerte, wie Qualitätssteigerung der Freiräume, erweiterte soziale Infrastruktur, verbesserte Nahversorgung etc. anzubieten und sorgfältig zu kommunizieren. Anwendungsorte Anreicherungsmöglichkeiten werden in Mooswald (geringen GFZ und GRZ) 11 gesehen. Eine Anpassung des Bebauungsplans reichte wahrscheinlich schon aus, um Innenentwicklung zu stimulieren. Ergänzende Wohnnutzungen wie beispielsweise Generationenwohnen werden vorgeschlagen. Ein weiteres intensiv diskutiertes Thema ist die Anreicherung von Verwaltungsgebäude. Insbesondere der Bereich nördlich der Innenstadt um das Finanzamt Nord, das Ordnungsamt Ecke Günterstalstraße / Basler Straße und der östlicher Bereich der Habsburger Straße auf der Höhe der Caritas waren im Gespräch. Aber auch Gewerbegebiete könnten übereinstimmend durch Bebauungs-planänderung in Mischgebiete umgewandelt und um Wohnnutzungen angereichert werden. Zur Anreicherung von Infrastrukturen wurde das Straßenbahndepot und die Haltestelle Haid genannt. Strategischer Baustein „SÄUMEN“ notiert von Frau Richter Freiburg verfügt über eine enge Vernetzung zwischen Stadt- und Landschaftsraum und gute Erreichbarkeit in die Umgebung. In den Randbereichen besteht daher weiteres Potential für: Bauliche Entwicklung – eigene Nachbarschaft, nicht weitere Siedlungsschicht Bei einer weiteren baulichen Arrondierung von bestehenden Siedlungsrändern besteht die Herausforderung darin, zwischen den unterschiedlichen -insbesondere privaten- Interessen zu vermitteln oder diese zu kompensieren. Denn: die Menschen die hier leben, wohnen heute meist in der ersten Reihe zum Landschaftsraum! Bauliche Weiterentwicklung sollte hier daher nicht heißen, eine weitere Schicht vor den bestehenden Siedlungsabschluss zu bauen. Vielmehr müssen gute Konzepte entwickelt werden, die sensibel mit Bestand und Interessen umgehen, aber auch eigene städtebauliche Qualitäten definieren– wie in der Tischvorlage am Beispiel Günterstal aufgezeigt. Wenn hierfür Räume und Ansatzmöglichkeiten gefunden werden, besteht die Chance, individuelle, identitätsstarke Nachbarschaften zu entwickeln. Freiraum am Rand – zwischen domestiziert und Wildwuchs Die Randbereiche sollten vielfältigen Nutzungen und Aktivitäten Raum geben, die woanders keinen Platz finden – insbesondere bei temporären Nutzungen bietet sich so auch der Vorteil, den Rand für weitere Entwicklungen langfristig nicht zu „verbauen“. Rand wird lebendig, wenn er gleichzeitig „Wildwuchs“ erlaubt und trotzdem „domestiziert“ ist – vom Charakter her landschaftsnah und gleichzeitig dem urbanen Kontext verpflichtet ist. Dafür braucht es nicht viel „gebauten“ Rahmen, sondern nur einfache Setzungen und Strukturen – aber klare Regeln und Vorgaben. Konkrete Ideen sind: Schrebergärten (auf Zeit) mit besonderen Auflagen Wegenetz anlegen und Zwischenräume für versch. Nutzungen vergeben 12 alternative bzw. temporäre Wohnformen (Wagenburg, etc.) Zwischennutzungen allgemein Mit Abstand zum Rand ein Netz aus Rastplätzen als Ausflugsziele anlegen (bestehendes Beispiel: Günterstal) In beiden Fällen gilt, dass die Randbereiche öffentlich oder durchlässig sein müssen und neue Eingriffe, sofern möglich, die Vernetzung in den umgebenden Landschaftsraum noch verbessern. Herausforderungen und Grenzen werden gesehen in: Gutes städtebauliches Konzept umsetzen Vielfältige Eigentümerstrukturen, Interessenslagen Gesetzgebung bei der Umsetzung von Zwischennutzungen (Freiraum) Strategie ist ortsbezogen, nicht allgemein anzuwenden. Es werden keine konkreten Maßnahmen und Ideen für bestimmte Orte diskutiert. Strategischer Baustein „AKZENTUIEREN“ notiert von Herrn van der Kooij Das Hauptthema im Gespräch war Stadtentwicklung. Teilnehmer u.a. Freiburger Stadtbau, Volksbank, Netzwerk Freiburg im Wandel, Initiative Kreatives Quartier Schildacker. Fazit Freiraum: soll als Kommunikationsraum gestaltet werden, z.B man schätzt eher den Wiehrebahnhof als den Lederleplatz Fazit Städtebau: Ergänzungen der Quartiere werden als Chance gesehen, insbesondere um Charakteristiken zu stärken. Die genannten Beispielorte wurden für plausibel gehalten. Stadtbereiche Thematisch ergänzen z.B Sportachse Dreisam mit Pflege /Physiotherapie /Studentenwohnungen für Sportstudenten Pädagogischen Hochschule – Enklave in der Stadt öffnen. World College an der Karthäuser Straße wurde als positives Beispiel genannt. Nicht wegen der Architektur, aber wegen des Verhältnis zwischen Kubatur (relativ klein) vs. Natur (fließt um den Gebäuden). 13 Wohnen in zentralen Lagen z.B. Stühlinger nicht nur aufstocken aber punktuell Hochbau hinzufügen und dabei die Bahnhofsnähe ausnutzen. In diesem Gebäude unterschiedliche Nutzer mischen Business Case der Freiburger Stadtbau: Penthouses oben, Studentenwohnen mitten, Seniorenwohnen unten. Urbanität/Lebendigkeit entwickeln z.B. Kombinationen von Leben /Arbeiten /Wohnen ermöglichen. Einflüsse des demografischen Wandels, Internet, mehr junge Familien etc. sind Chancen für eine kompakte Stadt wie Freiburg. Dorfkernen und schrumpfenden Stadtteilen werden als Beispielorte gesehen; Forderung des Zusammenlebens von älteren und jüngeren Generationen Strategischer Baustein „FORMEN“ notiert von Herrn Schultz Die Kategorisierung in die strategischen Bausteine wird als „überraschend und gut“ bezeichnet. Die Strategischen Bausteine greifen ineinander und lassen sich gut kombinieren. Insgesamt ist die Idee der Strategie „Formen“, die Verbesserung und Schaffung großer Freiräume mit der Bebauungsentwicklung zu verknüpfen, gut. Sie sorgt dafür, dass die Orientierung verbessert, die Stadtstruktur lesbar wird und sich Menschen zugehörig fühlen. Die großen Freiräume könnten Treffpunkte sein. Von einzelnen Teilnehmern wird kritisch gesehen, dass die Strategie auch vermarktbare Räume schafft. Investoren sollten nicht „Hauptzielgruppe“ sein. Insgesamt ist eine soziale, generationenübergreifende Mischung der Stadt anzustreben. Es geht darum, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Strategie kann dabei helfen. Als Orte zur Umsetzung der Strategie wird die Dreisam im kompletten Stadtgebiet diskutiert. Ähnlich dem Vorbild „Isar in München“ sollte der Flusslauf qualifiziert und die Stadt stärker auf ihn bezogen werden. Das gilt sowohl für den Bereich des neuen Tunnels als auch auf dem Dietenbachgelände. Hier ist eine enge Zusammenarbeit mit der Verkehrsplanung nötig. Es sollen nicht nur Straßen optimiert, sondern auch neue Wohnungen gebaut und Freiräume entwickelt werden. Außerdem werden „mutige Ideen“ ausgetauscht, eine Oberstadt auf dem Schlossberg zu bauen. 14 Anhang: Fragen der Teilnehmenden zum Impulsvortrag von Oliver Seidel CITYFÖRSTER (Atlas, Dichte, Freiraum, Gebietstypologien) Wird die demografische Entwicklung im Konzept berücksichtigt? Nicht jeder Freiraum ist bspw. für Senioren nutzbar. Werden die Freiräume auch nach Zielgruppe differenziert? Wird das subjektive Gefühl im Konzept berücksichtigt? Manche Stadtteile sind vielleicht sehr dicht, fühlen sich aber nicht so an. Kann man gefühlte Dichte feststellen? Wird der Freiraum nur quantitativ erhoben oder auch qualitativ? Wie hoch ist die höchste Geschossflächendichte? Zählt der Wald auch als Freiraum? Gibt es die Möglichkeit Grünflächen zu nutzen die heute noch privat oder institutionell sind? (Von Kirchen, Uni,…) Wie fließen die in die Berechnung mit ein? Was ist mit Bereichen wie Waldsee (geringer Freiraum, geringe Wohndichte) – heißt das, man müsste dort Freiflächen anbieten? Leute die einen Privatgarten am Haus haben brauchen doch nicht unbedingt noch öffentliche Freiräume? Was ist Brutto-, was Nettobevölkerung? Geht es im Perspektivplan nur darum die Freiraumversorgung zu verbessern? Wie schafft man eine gute soziale Durchmischung? „Baublöcke“ ist kein schöner Begriff. Was soll der bedeuten? 15
© Copyright 2024 ExpyDoc