Einweihung des neuen Schweinestalles in Untermarchtal am 8. Juli 2015 Frau Generaloberin Sr. Elisabeth, S.r Erentraud, liebe Mitschwestern, Herr Superior, Herr Bomheuer, liebe Gäste! Auch in einem Kloster, wo der Glaube eine zentrale Rolle spielt, glaubt man es kaum, dass unter den zahllosen Gedichten von Wilhelm Busch auch eines ist zum Einzug eines Schweinestalles: „Der Einzug, der ist nun vollbracht und alles ist super fein gemacht. Einen Stall zu bauen, kostet Nerven Man muss viel planen, auch verwerfen Doch wenn der Bau dann fertig ist Beim Einzug Du erleichtert bist Schwere Stürme, schlimme Leiden Sollen diesen Stall stets meiden Alles funktioniere prima in diesem Stall mit Wohlfühlklima!“ Während europaweit intensiv über Tierwohl und Tierschutz diskutiert wird, hat man in Untermarchtal gehandelt und mit diesem Stall ein markantes Zeichen gesetzt. Man führt damit die jahrhundertelange Tradition der Klöster fort als Hort für Bildung, Wissen und Fortschritt. Dieser Stall ist ein Leuchtturm und ein wichtiges Signal für viele verunsicherte Schweinehalter, die dringend Orientierung brauchen. Nicht zuletzt drückt diese Art von Schweinehaltung aus, welchen hohen Respekt wir den Tieren als unseren Mitgeschöpfen zollen. Eigentlich ist es gar kein Schweinestall sondern eher ein Schweinehotel. Bekanntlich haben es die Schweine in der Gesellschaft nicht leicht: „Saustall“ oder „dumme Sau“, hört sich nicht nur nicht nett an sondern stimmt auch nicht: Schweine sind sehr intelligente und saubere Tiere. Warum fühlen wir uns mit den Schweinen auf ganz besondere Weise verbunden? Es sind die vielen Gemeinsamkeiten: • • • • • • Schweine sind wie wir sehr gesellig: Sie fressen, trinken und schlafen miteinander Schweine haben auch meist einen großen Appetit, weshalb sie bei reichlich Nahrung schnell verfetten können Schweine können leicht gestresst werden mit den gleichen Folgeerscheinungen wie beim Menschen: Herzinfarkt, Magengeschwüre, Kreislaufprobleme, Diabetes Schweine leben in festen Beziehungen mit einer klaren und stabilen Rangordnung – wie sich das auch im Kloster bewährt hat Schweine haben es gerne ordentlich, weshalb sie einen strukturierten Bereich bevorzugen mit Schlaf-, Ess,- Wohn/-Arbeitszimmer und Toilette Schweine haben Körperorgane, die bei Transplantationen genutzt werden können: Herzklappen, Gehörknöchelchen, Knorpelzellen, Kniescheiben, Netzhaut und sogar an der Übertragung ganzer Organe wie Nieren, Herz und Lunge wird geforscht. Es soll sogar Menschen mit einem „Saumagen“ geben, die das allerdings nicht glauben, weil sie die Transplantation des Saugmagens buchstäblich verschlafen haben. • Aber eines können Schweine gar nicht: Nämlich stinken! Weil sie keine Schweißdrüsen haben. Rubbeln sie mal an einem Menschen, einem Hund, einem Pferd und an einem Schwein: Sie merken den Unterschied! Schweine riechen nach – nichts! Wenn sich Schweine im Schlamm wälzen – oder in ihrem Mist – geschieht dies nur erstens zur Regulierung der Körpertemperatur, weil sie sonst notgedrungen einem Hitzschlag erlegen würden und zweitens zur Hautpflege. Denn die Schweinehaut ist sehr empfindlich: Schweine müssen sich vor Sonnenbrand und Parasiten schützen. Weil Schweine nicht schwitzen können, sind sie auf unterschiedliche Temperaturzonen angewiesen, die bei hohen Außentemperaturen nicht so leicht bereitgestellt werden können. • In einem sind die Schweine den Menschen aber haushoch überlegen: Schweine haben Supernasen und verfügen über mehr Riechzellen als Hunde. Deshalb kann man sie auch bei der Trüffelsuche einsetzen. Ausgebildete Schweine riechen bei gefrorenem Boden Mäuse in bis zu 50 cm Tiefe. Schweine können auch beim Drogenschmuggel eingesetzt werden, wenn Hundenasen versagen. Sie sind aber bei weitem nicht so leicht zu dressieren wie Hunde. Dazu sind sie zu gescheit. Diese und noch viele andere Besonderheiten des Schweins habe ich bei der Erfindung von Schweineställen berücksichtigt. Diese ständige Entwicklung dauert nun schon ca. 60 Jahre. Heute sehen Sie das Ergebnis in Form des Pigport4. Es gibt also auch die Vorläufer Pigport1, 2 und 3 und Pigport5 ist auch schon im Werden. Was zeichnet einen solchen Stall aus? 1. Er hat Ausläufe. Sie zeigen in Richtung Süden. Vor 2.500 Jahren hat der griechische Philosoph Sokrates die Häuser auch so gestellt: Die flache Herbst,- Winter- und Frühjahrssonne scheint so in das Gebäude. Das ist aus Gründen der Energieeinsparung wichtig und erst Recht im Hinblick auf den drohenden Klimawandel. Man braucht deshalb auch im Winter fast keine Heizenergie. Dagegen scheint die steile Sommersonne nur auf das Dach, so dass der Stall bei hohen Außentemperaturen relativ kühl bleiben kann. 2. Die Längsachse der Ställe ist Ost-West ausgerichtet. Somit blasen die Winde aus den Hauptrichtungen Ost und West nur gegen die Giebelseiten des Stalles und nicht auf die volle Längsseite. Schweine sind ja bekanntlich Waldtiere und dort gibt es nur wenig Wind. 3. Der Stallinnenraum hat zwei Temperaturbereiche: Die Stalltemperatur wird relativ moderat gehalten, um eine hohe Luftqualität durch reichlich Luftaustausch zu sichern. Die Luft kommt aber nur auf einer Längsseite in den Stall und geht dort wieder hinaus, damit es im Stall keine Zugluft geben kann. Um die notwendige Temperatur zum Ruhen zu sichern, gibt es deshalb einen abgedeckten und deshalb dämmrigen Liegebereich. Im Stall ist auch der Fress- und Trinkbereich untergebracht, damit die Wege vom „Schlafzimmer“ zum „Esszimmer“ möglichst kurz sind. In der Nähe von den Fressplätzen sind auch die Beckentränken. Es besteht somit auch bei tiefen Außentemperaturen keine Frostgefahr. 4. Der Auslauf hat auch zwei Zonen: Einen Terrassenbereich mit Stroheinstreu zum Liegen und Beschäftigen („Arbeitszimmer“) sowie den Kotbereich, die Außentoilette, ohne Einstreu. 5. Der Strohbereich wird bei hohen Außentemperaturen zur Suhle („Schwimmbad“) umfunktioniert: Das Stroh wird abgeschoben (Es ist ja genügend Stroh im Stall) und diese Fläche in Höhe von ca. 4 cm mit Wasser geflutet. Auf diese Weise können auch sehr hohe Außentemperaturen den Schweinen nichts antun. Sie haben deshalb nicht den Zwang, sich in ihren Exkrementen zu suhlen und sind deshalb sehr sauber und die Emissionen des Stalles sind sehr niedrig. Diese Suhle muss allerdings überdacht sein, damit die feine Haut der Schweine vor Sonnenbrand geschützt ist. 6. Die Schweinetoilette ist im Freien, wo es meist kühler als im Stall ist. Wenn Kot und Harn kühl bleiben, riechen sie weniger. Außerdem wird der Harn über eine Schlitzrinne direkt abgeleitet. Er kann sich somit nicht intensiv mit Kot vermischen. Denn erst das Gemisch aus Harn und Kot – bekanntlich als Gülle bezeichnet – erzeugt den unangenehmen Geruch. Vor allem dann, wenn diese Gülle noch warm gehalten wird. Dann ist die Kacke buchstäblich am Dampfen. 7. Das Kot-Strohgemisch wird jeden 2. Tag mit dem Hofschlepper abgeschoben. Sie sehen also, dass dieser Stall auch Arbeit macht und dass das alte Sprichwort: „Mit Schweinen und mit Schaf, verdienst Du Geld im Schlaf!“ so nicht ganz stimmt. Ich wünsche Ihnen, dass dieser Stall ihre Erwartungen erfüllen möge und ein segensreicher Teil Ihrer Gemeinschaft wird!
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