Brief an Senator Scheele 26.5.2015

BdB e.V. Geschäftsstelle Schmiedestraße 2 20095 Hamburg
Herrn Senator
Detlef Scheele
Behörde für Arbeit, Soziales,
Familie, Integration
Hamburger Straße 47
22083 Hamburg
BdB e.V.
Dr. Harald Freter
Schmiedestraße 2
20095 Hamburg
Tel 040 / 386 29 03-5
Fax 040 / 386 29 03-2
[email protected]
www.bdb-ev.de
Vereinsregister Hamburg 16753
Hamburg, den 26. Mai 2015
Ambulante Sozialpsychiatrie in Hamburg
Sehr geehrter Herr Senator Scheele!
Seit einiger Zeit verfolgt unser Verband mit Sorge die Entwicklung der Ambulanten
Sozialpsychiatrie (ASP) als Ausgestaltung der Eingliederungshilfe in Hamburg. Viele
Menschen, die rechtlich betreut werden, erhalten auch Leistungen der
Eingliederungshilfe.
Mit der Umstellung auf ASP wird in den Bescheiden Ihrer Behörde lediglich eine
„bedarfsdeckende Leistung“ bewilligt, was aus unserer Sicht nicht hinreichend
konkretisiert ist. Auch entbehren die dort vorgenommenen Berechnungen mit
Angaben über Zahlungen an die Anbieter für uns und unsere Klient/innen jeglicher
Nachvollziehbarkeit. Verwiesen wird lediglich auf den Gesamtplan, in dem ein Bedarf
an Leistungen festgestellt werden soll. Damit werden lediglich Ziele genannt, die mit
der Deckung des Bedarfs erreicht werden sollen. Ein Widerspruch gegen eine
bewilligte bedarfsdeckende Leistung ist nicht möglich.
Somit kann der sozialrechtliche Anspruch auf bedarfsdeckende Leistungen nur im
Benehmen mit dem Leistungsanbieter verwirklicht werden. Der Nachweis, dass nicht
bedarfsdeckend geleistet wird, obliegt den Klienten bzw. der Betreuung, was wegen
nicht vorliegender Kriterien kaum gelingen kann. Die Antragsteller/innen sehen sich
in der Folge einer doppelten Verhandlungssituation ausgesetzt. Zum einen müssen
sie gegenüber dem Leistungsträger ihren Anspruch auf Leistungen der
Eingliederungshilfe durchsetzen und zum anderen dann mit den Leistungserbringern
aushandeln.
Die Betreuung ist – wie beschrieben – in erheblichem Maße mit den Auswirkungen
der Veränderungen befasst. Und die Betreuung ist im Interesse ihrer Klientinnen und
Vertretungsberechtigter Vorstand: Thorsten Becker, Hennes Göers, Rainer Sobota
Geschäftsführer: Dr. Harald Freter
Klienten auch daran interessiert, Versorgungsleistungen durch Qualitätskriterien
messbar zu gestalten.. Betreuung ist aber in die Überlegungen zu den
Veränderungen nicht einbezogen worden.
Nun haben sich die Betreuerinnen und Betreuer mit den Veränderungen, die viel
Verunsicherung bei Klientinnen und Klienten hervorrufen, in der beruflichen Praxis
auseinanderzusetzen. Es gibt aus unserer Sicht durchaus Ansätze und
Möglichkeiten eines konstruktiven Umgangs damit. Dafür bieten wir als Verband
Fortbildungen für die Berufsinhaber/innen an. Diese Veranstaltungen wurden auch
von Mitarbeiter/innen Ihrer Behörde besucht. Das begrüßen wir grundsätzlich sehr,
wenn es darum geht, unsere Sichtweise und die unserer Klient/innen
kennenzulernen und daraus Folgerungen für das eigene Behördenhandeln zu
ziehen. Nicht einverstanden erklären können wir uns damit, wenn – so wie jüngst
geschehen – unsere Fortbildungsveranstaltung von einem Mitarbeiter Ihrer Behörde
genutzt wird, um grundsätzliche Auseinandersetzungen zur ASP zu führen und die
Teilnahme damit begründet wird, mitzubekommen, was in unseren Kreisen zur ASP
gedacht wird und wie wir damit umgehen.
Aus unserer Sicht ist eine
Fortbildungsveranstaltung unseres Verbandes der falsche Ort für einen
grundsätzlichen
Austausch
und
auch
ein
unwürdiger
Stil
einer
Informationsbeschaffung.
Wir hätten es sehr begrüßt, wenn im Vorfeld solch einschneidender Veränderungen
eine umfassende Beteiligung der Akteure
erfolgt wäre, nicht nur in zwei
Informationsveranstaltungen.
Wir möchten Sie daher auffordern, die Wahrnehmung von Ansprüchen auf
Leistungen der Eingliederungshilfe handhabbarer zu gestalten. Und wir möchten
Sie bitten in einen Dialog mit uns einzutreten über die genannten Probleme bei der
Umsetzung von ASP im Zusammenhang mit der rechtlichen Betreuung, für den wir
sehr gerne zur Verfügung stehen.
Als Anlage erhalten Sie ein Exemplar unserer Mitgliederzeitschrift bdb aspekte Nr.
105 vom März 2015, in der wir uns auf den Seiten 12/13 kritisch mit der aktuellen
Praxis in Hamburg auseinandersetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Harald Freter
BdB-Geschäftsführer
Vertretungsberechtigter Vorstand: Thorsten Becker, Hennes Göers, Rainer Sobota
Geschäftsführer: Dr. Harald Freter