Infos zum Stand Klettern in Naturschutzgebieten/Traunstein

Infos zum Stand Klettern in Naturschutzgebieten
Wie bereits in Regau angekündigt fanden am 4.2.2016 in Linz und am 3.3.2016 in Gmunden
weitere Besprechungen zum Thema Klettern in Naturschutzgebieten statt.
Beide Gespräche fanden in sehr konstruktiver, von allen Seiten erkennbar lösungsorientierter
Atmosphäre statt.
Besprechung Linz:
Teilnehmer: Michael Brands, Schuster (beide Land OÖ), Norbert Pühringer (Ornithologe)
Hermann Ohlenschläger (NF), Heli Steinmaßl, Walter Perathoner, Harald Steinwendtner
(AV)
Bei dieser Besprechung am 4.2.2016 im Amt der OÖ Landesregierung in Linz, die als Ziel ein
Kennenlernen der jeweiligen Standpunkte der beteiligten Akteure bzw. auch der Akteure selbst
hatte, konnte eine Annäherung bezüglich möglicher Zonierungen oder zeitlicher Befristungen
erreicht werden. Bei diesem Treffen wurde als Testregion bzw. Pilotprojekt das
Naturschutzgebiet Traunstein ausgewählt. Dazu wurde vereinbart, dass von Seiten der
Kletterer eine Übersichtskarte als Diskussionsgrundlage erstellt wird, und bei einem nächsten
Treffen in Gmunden konkrete Konzepte/Lösungen erarbeitet werden. Diese Karte wurde
dankenswerter Weise von Toni Neudorfer und Walter Perathoner gezeichnet (siehe Anhang).
Besprechung Gmunden:
Teilnehmer: Michael Brands (Land OÖ), Norbert Pühringer (Ornithologe), Wolfgang Schleier
(Vizebürgermeister Gmunden), Hermann Ohlenschläger (NF), Harald Steinwendtner (AV),
Toni Neudorfer, Walter Perathoner, Wolfgang Socher (Bergrettung), Wolfram Bitterlich,
Stefan Mößler und Ulrich Schreiber (beide ÖBF)
Bei dieser Besprechung am 3.3.2016 in der Bezirkshauptmannschaft Gmunden wurde der
Teilnehmerkreis um die Vertreter des Grundeigentümers (ÖBF), der Gemeinde Gmunden und
der Bergrettung erweitert. Nach der ausführlichen Darlegung der klettertechnischen Situation
am Traunstein wurde sehr schnell erkennbar, dass von Seiten des Naturschutzes bzw.
Vogelschutzes eigentlich nur zwei Bereiche als kritisch eingestuft werden.
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Es sind dies die N- und NW-Wand des Katzensteins (dem Laudachsee zugewandte
Wand) und
die W-Wand des Brandkogels (dem See zugewandte Seite), sowie die Wände links
und rechts des vom Brandkogel herabziehenden Bachbettes.
Hier wurde von Seiten des Vogelschutzes glaubhaft vermittelt, dass aufgrund der in diesen
Bereichen brütenden besonders schützenswerten Vogelarten (Rote Liste Arten) eine zeitlich
befristete Sperre nicht möglich ist, da praktisch ganzjährig für die Arterhaltung wesentliche
Aktivitäten (Balz, Nistplatzsuche, Bruttätigkeit) stattfinden.
Von Seiten der Grundeigentümer (Bundesforste) wurde die Südostseite des Traunsteins als
vor allem jagdlich sehr sensibel eingestuft und der Wunsch geäußert, hier von zukünftigen
Erschließungen abzusehen. Diese Seite des Traunsteins ist prinzipiell klettertechnisch wenig
interessant. Beim Rest des Traunsteins steht aus Sicht der Bundesforste dem Klettern nichts
entgegen. Die Bundesforste wollen allerdings zur Steigerung der Rechtssicherheit eine
vertragliche Regelung bezüglich Klettern am Traunstein mit der Gemeinde Gmunden und den
alpinen Vereinen anstreben. Diese zukünftige Vereinbarung ist unabhängig von
naturschutzfachlichen Gesichtspunkten zu sehen.
Als für alle Beteiligten tragbarer Kompromiss wurde schließlich folgendes vereinbart:
1. Am Katzenstein (N und NW Wand) und auf der Westseite des Brandkogels (dem See
zugewandte Seite), sowie an den Wände links und rechts des vom Brandkogel
herabziehenden Bachbettes ist das Klettern bestehender und das Erschließen
zukünftiger Routen ab sofort verboten. Die zwei im Wesentlichen betroffenen Routen
werden abgebaut. Die beiden bei der Besprechung anwesenden Erschließer Walter
Perathoner und Toni Neudorfer gaben dazu ihre Einwilligung.
2. Am Rest des Traunsteins ist das Klettern weiterhin ohne zeitliche Einschränkung
erlaubt. Neue Routen müssen allerdings zukünftig naturschutzrechtlich bewilligt
werden. Dazu reicht ein formloses Ansuchen bei der Naturschutzabteilung des Landes
OÖ. Somit stehen zurzeit weiterhin etwa 250 Routen für den Klettersport zur
Verfügung.
3. Auf der klettertechnisch weniger interessanten Südostseite des Traunstein, vom
Sulzkogel (rechte SW-Grat) bis zum Ostgrat, wird auf Wunsch des Grundeigentümers
freiwillig auf das Klettern bzw. Erschließen verzichtet und dies auch unter den
Kletterern so kommuniziert. Die beiden neuen Routen am Sulzkogel oberhalb des
„Pionierbankerl“ sollen abgebaut werden, da sie sich in diesem kritischen Bereich
befinden. Dies ist ein Zugeständnis der Kletterer an die Grundeigentümer um
zukünftige Konflikte zu verhindern!
4. Gemeinsam mit Naturschutz, alpinen Vereinen, Gemeinde und Grundeigentümer
werden Infotafeln mit einer graphischen Darstellung der Regelung und
naturschutzfachlichen Infos erstellt (siehe Anhang) und an wichtigen Ausgangspunkten
platziert. Die Gemeinde Gmunden erarbeitet gerade eine Regelung zur Verbesserung
der zurzeit oftmals chaotischen Parksituation am Traunseeufer.
5. An einer vertraglichen Vereinbarung mit den Bundesforsten wird von den lokalen
alpinen Vereinen und der Gemeinde Gmunden gearbeitet. Die Bundesforste legen
dazu einen Vertragsentwurf vor.
Abschließende Bemerkung: Unserer Einschätzung nach stellt das Ergebnis der
Besprechungen einen für den Klettersport sehr gangbaren Kompromiss dar, der den guten
Willen aller Beteiligten zeigt. Es liegt nun an uns Kletterern sich auch an die vereinbarten
Spielregeln zu halten. Nur auf diese Weise kann das gute Verhältnis der Interessensgruppen
untereinander und der Klettersport in Zukunft ohne weitere, dann wirklich große
Einschränkungen, erhalten werden. Zudem stärkt dies auch unsere Position bei den
Gesprächen über die weiteren Naturschutzgebiete in Oberösterreich (Dachstein,……).
Wolfram Bitterlich, Toni Neudorfer, Hermann Ohlenschläger, Walter Perathoner, Thomas
Poltura, Wolfgang Socher, Harald Steinwendtner