Nr. 10 Oktober 2015 Bad Segeberg 68. Jahrgang Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein Mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein Die Diskussion über Sterbehilfe beschäftigt Ärzte und Politik seit vielen Jahren. Im kommenden Monat steht eine Entscheidung an. STERBEHILFE T H E M E N 12 Kopfschmerzen: Internationale Tagung in Kiel 17 Lösungen für die ambulante Medizin „Die Beihilfe zum Suizid ist keine ärztliche Aufgabe“ Klare Positionierung von Prof. Frank Ulrich Montgomery. Im kommenden Monat entscheiden die Abgeordneten des Deutschen Bundestages über Sterbehilfe. S elten nehmen sich die Abgeord neten des Deutschen Bundestages so viel Zeit, um eine Entscheidung zu fällen, wie beim Thema Sterbe hilfe. Nach langer Diskussion und Anhörung vieler Experten soll im Hausärztliche Sprechstunde auf kommenden Monat ohne Frak Hallig Hooge tionszwang abgestimmt werden. Vier Vorschläge, die meisten von ihnen frak tionsübergreifend erstellt, liegen den Abgeordneten vor. Die Bundesärztekam Akademie: Musik mer hat sich anlässlich einer Experten und Medizin anhörung am 23. September noch ein mal zum Thema positioniert. „Die Ini tiativen der verschiedenen Parlamenta riergruppen zeigen, dass es einen großen Tätigkeitsbericht: Konsens gibt, Sterbehilfevereinen das Handwerk zu legen. Ebenso unstrittig ist Kammerarbeit es, die Palliativmedizin, die Schmerzthe im Jahr 2014 rapie und die Hospizarbeit in Deutsch 18 30 40 land weiter auszubauen“, sagte der Prä sident der Bundesärztekammer, Prof. Frank Ulrich Montgomery. Er beschei nigte den Abgeordneten, sich mit „gro ßer Ernsthaftigkeit und sehr intensiv mit einer möglichen gesetzlichen Regelung der Sterbehilfe“ zu beschäftigen. Montgomery hob besonders den Gesetzentwurf der Abgeordneten Mi chael Brand und Kerstin Griese hervor, der ein klares Verbot von Sterbehilfe organisationen vorsieht, aber auf weiter gehende gesetzliche Regelungen verzich tet. Diese sind nach Auffassung der Bun desärztekammer auch nicht notwendig, weil die Berufsordnungen der 17 Lan desärztekammern hierzu Regelungen getroffen haben. Danach ist es Aufgabe von Ärzten, das Leben zu erhalten, die Gesundheit zu schützen und wiederher zustellen, Leiden zu lindern und Ster benden Beistand zu leisten. „Damit gilt schon jetzt für alle Ärzte in Deutsch land: Sie sollen Hilfe beim Sterben leis ten, aber nicht Hilfe zum Sterben“, so Montgomery hierzu. Diese Regelung sei Resultat eines in tensiven Diskussionsprozesses inner halb der Ärzteschaft, der sich über die vergangenen Jahre hinzog. Diese Diskus sion führten auch die Ärzte in Schles wig-Holstein, die sich in den vergange nen Jahren mehrfach mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Im vergange nen Monat diskutierte die Kammerver sammlung über die Beihilfe zum Suizid. Palliativmediziner bereicherten die Dis kussion mit Erfahrungsberichten aus ih rem Praxisalltag. W EI T ER AUF SEI T E 6 Anzeige AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 E D I T O R I A L // 3 Kollektives Misstrauen ... Liebe Kolleginnen und Kollegen, nach einer aktuellen Umfrage eines Frankfurter Meinungsforschungsinstituts im Auftrag der Asklepios Kliniken haben 65 Prozent aller Befragten Angst, sich bei einem Krankenhausaufenthalt mit einem multiresistenten Keim zu infizieren, und knapp die Hälfte der Befragten fürchtet sich davor, im Krankheitsfall Opfer eines Behandlungsfehlers zu werden. Dies ist vermutlich die Folge eines bekannten Phänomens der Risikokommunikation. Je ferner ein Schadenereignis unserer täglichen Wahrnehmung ist, desto größer ist die Furcht vor dessen Eintreten. Das Besteigen eines Autos ist eben viel selbstverständlicher und weniger emotional belastend als das Abheben mit einem Flugzeug. Die tatsächliche Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfalls ist dabei umgekehrt proportional zu den ausgelösten Ängsten. Ähnliches gilt für fast kollektive Hysterien vor einer Erkrankung mit Vogel- oder Schweinegrippe, während die Todesfälle an „banaler“ Influenza im gleichen Zeitraum in unserem Kulturkreis um Zehnerpotenzen höher lagen. Die tatsächliche Wahrscheinlichkeit eines Behandlungsfehlers liegt gemessen an der Zahl aller durchgeführten Behandlungen tatsächlich im unteren Promillebereich. Gleichwohl beobachten wir mit Sorge, dass in periodischen Umfragen die einstige souveräne Spitzenposition des Arztberufes im Ranking der vertrauenswürdigsten Berufsgruppen zu bröckeln beginnt. Feuerwehrleute, Sanitäter, Krankenschwestern/pfleger und Piloten liegen mittlerweile teilweise deutlich vorn. Dies nur einer negativen Berichterstattung anzulasten wäre zu kurz gesprungen. Denn auch in den genannten Berufsgruppen kommt es immer wieder zu Skandalen und Skandälchen aufgrund gravierenden individuellen Fehlverhaltens, ohne dass dies zu einem kollektiven Vertrauensdefizit führen würde. Wichtig und entscheidend ist letztendlich einzig und allein die gelebte Wirklichkeit. Noch so viele Zertifikate und Qualitätssiegel im Eingangsbereich einer medizinischen Einrichtung können Patientinnen und Patienten nicht über eventuell vorhandene Defizite an Organisation und Kommunikation und über fehlendes individuelles Engagement einzelner Mitarbeiter hinwegtäuschen. Und andererseits lässt sich auch ohne äußere Zertifizierung durch einfache Maßnahmen wie ein funktionierendes und repressionsfreies Fehlermeldesystem nicht nur die Anzahl tatsächlicher Fehler reduzieren, sondern auch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Synchronstatt im häufig beobachteten Parallelmodus (wieder)herstellen. Zugegeben: Das ist leichter gesagt als getan. Die zunehmende Kommerzialisierung – und weniger die oft zitierte Ökonomisierung – führt häufig zu Prozessanpassungen im Behandlungsablauf, die sich in der Industrie bewährt haben, in der Medizin aber kontraproduktiv sind. Ein weiteres Problem ist die steigende Komplexität der Behandlungsabläufe. Mit viel Mühe haben wir in der Vergangenheit den Weg von der eminenz- zur evidenzbasierten Medizin verfolgt und sehen uns jetzt der Herausforderung und Forderung nach einer personalisierten Medizin gegenüber, die mit Mitteln der analogen Medizin eindeutig nicht mehr zu bewältigen ist. Andererseits lassen sich die unstrittigen analogen Elemente der Medizin auch nicht ohne weiteres digitalisieren. In diesem Spannungsfeld bewegt sich in Deutschland seit Jahren die Diskussion über den Sinn und die Notwendigkeit elektronischer Patientenakten und Behandlungstransparenz unter Wahrung des Arztgeheimnisses. Entscheidend ist letztendlich, dass die Digitalisierung von Behandlungsabläufen keinen Selbstzweck an sich darstellt, sondern dazu dient, auch in hochkomplexen Behandlungssituationen ein unabdingbares Vertrauensklima im ArztPatientenverhältnis zu erhalten und gegebenenfalls wiederherzustellen ... Illustration: Bernd Schifferdecker ... gegen individuelles Vertrauen. Mit freundlichen kollegialen Grüßen Ihr Dr. med. Franz Joseph Bartmann Präsident Schreiben Sie uns gerne Ihre Meinung – wir freuen uns über Kritik und Anregungen: [email protected] 4 // N A C H R I C H T E N O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 Inhalt 4 Ehrung der besten Auszubildenden 4 Bundesweiter Klinikprotest 4 Laborleistungen für Flüchtlinge 5 Leserbriefe 5 TI TE LTHEM A 6 Kammerversammlung diskutiert über Sterbehilfe 6 GES UN DHEIT S P OLIT IK 10 Parlamentarischer Abend: Im Gespräch mit der Politik 10 Clusterkopfschmerzen: Tagung in Kiel 12 KV-Abgeordnetenversammlung in Bad Segeberg 14 Tagung in Schleswig zur ländlichen Versorgung 15 Psych-KG wirft Fragen auf 16 TK-Jahresempfang in Kiel 17 IM NOR DEN 18 Ärzte richten Sprechstunde auf Hallig Hooge ein 18 Nationale Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft 20 Lymphnetz: Kooperation über die Berufsgruppen hinweg 22 Positives Fazit des Psychenet in Hamburg 23 20 Jahre Geriatrie in Neumünster 24 Serie: Neue Mitglieder der Kammerversammlung 25 P ERS ON A LIA 26 ARZT & REC HT 28 Befunderhebungsmangel – ein großes Haftungsrisiko 28 Anforderungen an die Ärzte präzisiert 29 FOR TB ILDU NGEN/ A K A D E M I E / E C S 30 Musik und Medizin: Jahresveranstaltung der Akademie 30 Fortbildungen im Oktober/November 32 Tagung zur Dermatologischen Histologie 34 K AS S ENÄ RZT LIC HE V ER E I N I G U N G 35 TÄTIG K EIT S BERIC HT DE R Ä R Z T E K A M M E R 40 ANZEIG EN 44 IMPR ES S UM / T ELEFONVE R Z E I C H N I S 50 Protest mit den zentralen Klinikforderungen in die Luft getragen: Mit Luftballons protestierten Krankenhausvertreter wie hier in Borstel gegen die Reformpläne der Bundesregierung. Besonders qualifiziert Kliniken protestieren I m vergangenen Monat wurden 48 besonders qualifizierte Auszubildende im Kieler Schloss vom Landesverband der Freien Berufe in Schleswig-Holstein (LFB) mit Urkunde und Buch ausgezeichnet. Dr. Uta Kunze als Vertreterin der Ärztekammer Schleswig-Holstein freute sich dabei über die besonders hervorzuhebenden Ergebnisse von zehn Absolventen zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) bzw. zur Operationstechnischen Angestellten (OTA). LFB-Präsident Hans-Peter Küchenmeister appellierte bei der Feier an die Auszubildenden: „Bleiben Sie mobil und flexibel, ergreifen Sie jede Chance der Fort- und Weiterbildung.“ Die freiberuflichen Kanzleien, Praxen und Büros mit ihren Ausbildern seien, so Küchenmeister, ein wichtiger Baustein für qualifizierten Nachwuchs. Deshalb engagiere sich der LFB auch in der Fachkräfteinitiative „Zukunft im Norden“ in guter Kooperation mit dem Wirtschaftsministerium. Als Vertreter der Landesregierung begrüßte Küchenmeister Wirtschaftsminister Reinhard Meyer und als Vertreter der Investitionsbank Schleswig-Holstein deren Vorstandsvorsitzenden Erk Westermann-Lammers. Meyer betonte die Bedeutung der dualen Ausbildung. Sie sei ein „einzigartiges Erfolgsmodell“, an dem man festhalten werde. Das gelte für das Handwerk wie für die Freien Berufe. Meyer ermunterte die Jahrgangsbesten, ihren Schwung, die Entscheidungsfähigkeit und das Verantwortungsbewusstsein aus ihrer erfolgreichen Ausbildung mit auf ihren weiteren beruflichen Weg zu nehmen. Er dankte den Freien Berufen für ihre große Ausbildungsbereitschaft, die maßgeblich mit zur niedrigen Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland beitrage. (PM/Red) K rankenhäuser aus ganz Deutschland haben vergangenen Monat gegen die geplante Klinikreform protestiert. Bei der zentralen Kundgebung vor dem Brandenburger Tor in Berlin waren auch viele Krankenhausvertreter aus Schleswig-Holstein dabei. Verstärkt wird der Protest durch zahlreiche begleitende Aktionen im ganzen Bundesgebiet. Für den 14. Oktober hatte die Schleswig-Holsteinische Allianz für die Krankenhäuser, der u. a. auch die Ärztekammer angehört, eine Kundgebung auf dem Kieler Rathausmarkt angekündigt. „Seit Jahren kritisieren wir die immense Arbeitsverdichtung in unseren Kliniken, die für unsere Mitarbeiter ein unerträgliches Maß erreicht hat“, sagte Bernd Krämer. Der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein (KGSH) führt die Arbeitsverdichtung auf eine nach seiner Ansicht „permanente Unterfinanzierung der Personal- und Sachkostensteigerungen in den Kliniken“ zurück. „So wie es jetzt aussieht, wird auch das Krankenhausstrukturgesetz daran nichts ändern. Im Gegenteil: Wenigen punktuellen Verbesserungen stehen massive finanzielle Kürzungen gegenüber“, sagte Krämer. Einige Kliniken im Land unterstützten den Protest mit einer „aktiven Mittagspause“. Die Sana Kliniken Lübeck etwa luden alle Mitarbeiter für die Mittagszeit ein, um sich von Geschäftsführer Klaus Abel noch einmal über die Klinikforderungen informieren zu lassen. Dazu zählen die Finanzierung tariflicher Personalkostensteigerungen, die Weiterführung des Versorgungszuschlages, mehr Personal, keine Qualitätsabschläge, faire Vergütung der Leistungszuwächse und eine neue Vergütungsgrundlage bei ambulanten Notfallbehandlungen. (PM/Red) Titelbild: AdobeStock Christian Müller/ Foto: Forschungszentrum Borstel NAC HRIC HT EN N A C H R I C H T E N // 5 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 LESERBRIEFE Pünktchen und Barcode … Flüchtlinge sollen schnell nach der Aufnahme medizinisch untersucht werden. Dazu sind auch Laborkapazitäten erforderlich. Schnelle Hilfe durch Labore Foto: istockphoto Silvia Jansen D ie Gesundheitsuntersuchung bei Flüchtlingen soll zeitnah nach Aufnahme in die Erstunterkunft erfolgen. Das hierfür benötigte Fachpersonal steht wie berichtet nicht immer in ausreichender Zahl zur Verfügung. Untersuchungen erfolgten zum Teil erst, wenn die Menschen bereits in Flüchtlingslagern mit hunderten anderen untergebracht waren. Damit stieg auch die Gefahr einer schnellen Verbreitung übertragbarer Erkrankungen. Vorbeugungsmaßnahmen wie Impfungen oder auch Patientenisolierungen aber müssen rechtzeitig in die Wege geleitet werden. Insbesondere hochansteckende Erkrankungen wie Masern oder Windpocken könnten sich sonst ausbreiten, was wiederum Schließungen von Ersteinrichtungen zur Folge haben könnte. Kein Nadelöhr stellen dagegen nach eigenen Angaben die Leistungen medizinischer Labore dar. Das LADR Zen trallabor in Geesthacht (Dr. Kramer und Kollegen) etwa sieht sich „in der Pflicht, bei Untersuchungen auf Infektionserkrankungen zu helfen und deren Verbreitung zu verhindern“. In gut ausgestatteten Laboren besteht nach ihren Angaben die Möglichkeit, binnen weniger Stunden große Mengen an Patienten über die Blutuntersuchung gezielt auf einen Kontakt mit bestimmten Krankheitserregern zu überprüfen. Laut Asylverfahrensgesetz § 62 (Gesundheitsuntersuchung) sind Ausländer, die in einer Aufnahmeeinrichtung oder Gemeinschaftsunterkunft leben, verpflichtet, eine ärztliche Untersuchung auf übertragbare Krankheiten einschließlich einer Röntgenaufnahme der Atmungsorgane zu dulden. Die oberste Landesgesundheitsbehörde oder die von ihr bestimmte Stelle bestimmt den Umfang der Untersuchung und den Arzt, der die Untersuchung durchführt. Ein modernes Großlabor hat die Möglichkeit, Rückstellproben auch über einen längeren Zeitraum zu lagern und möglicherweise darüber hinaus notwendige Folgeund/oder Ergänzungsuntersuchungen schnell durchzuführen. Eine gute Erreichbarkeit des Labors sowie eine hohe Untersuchungskapazität sind Voraussetzungen, die in der Regel in allen größeren akkreditierten Laboren in Deutschland gegeben sind. In Kramers Labor wurden zwischen April und September rund 8.500 Blutproben von Flüchtlingen auf Hepatitis B und Syphilis analysiert. Einer Anfrage des Hamburger Gesundheitsamtes im August 2015 zur Reihenuntersuchung möglichst vieler Flüchtlinge auf Hepatitis A als Ergänzungsanalyse konnte das Haus innerhalb weniger Stunden nachkommen. Hintergrund war ein neu aufgetretener klinischer Fall einer akuten Hepatitis A bei einem Flüchtling. Eine zügige Untersuchung der Kontaktpersonen konnte über die im Labor vorhandenen Rückstellblutproben kurzfristig realisiert werden. Nach Untersuchung von 492 Blutproben wurde dem Gesundheitsamt nach wenigen Stunden mitgeteilt, dass eine Durchseuchung von Hepatitis A-IgG-Antikörpern von 87,4 Prozent vorlag und kein weiterer der untersuchten Flüchtlinge zum Untersuchungszeitpunkt an Hepatitis A erkrankt war. Weitere Maßnahmen wurden da raufhin auf Impfungen der Kinder gegen Hepatitis A minimiert, eine möglicherweise unter den Flüchtlingen und der Bevölkerung auftretende Verunsicherung konnte mithilfe der zügigen Labor analytik und medizinischer Maßnahmen verhindert werden. (PM/Red) Eine kontinuierliche wissenschaftliche Fortbildung ist für Mediziner integraler Teil der ärztlichen Tätigkeit. Die dazu notwendige Fortbildung war leider in den letzten 30 Jahren zumindest im ambulanten Bereich überwiegend an die Pharmaindustrie delegiert worden. Erhebliche Teile der Fortbildung degenerierten zu akademischen Werbeverkaufsveranstaltungen. Diese Auswüchse riefen Politik und Krankenkassen auf den Plan, die sich eine solche Steilvorlage nicht entgehen ließen: Lautstark und ohne eigenes finanzielles Risiko wurde anklagend mit dem Finger auf die „raffgierigen“ Ärzte und die gewissenlose Pharmaindustrie gezeigt und legislative Konsequenzen eingefordert. Was aber tat die ärztliche Regelungselite? Anstatt Fortbildung als Teil der zu honorierenden ärztlichen Tätigkeit neu zu etablieren, wurde in vorauseilendem Gehorsam ein Dokumentations- und Kontrollsystem geschaffen, welches sich wohl keine andere akademische Berufsgruppe jemals bieten lassen würde. Fleißpünktchen und Klebezettelchen erinnern eher an Grundschulzeiten als an akademisches Lernen. Die zeitweilige Veröffentlichung der Fortbildungszertifikate im „Mitarbeiter des Monats“-Stil war an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten, vom völlig unangemessenen Verwaltungsaufwand einmal abgesehen. Es wäre besser gewesen, sich an alte Zeiten zu erinnern, wo im Rahmen von Ärztestammtischen ernsthaft nicht nur ein kollegialer Austausch gepflegt, sondern auch durch Einladung von Fachkollegen wissenschaftliche Arbeit geleistet wurde. In unserem ärztlichen Qualitätszirkel gibt es das heute noch. Fachkollegen berichten über Kongressbesuche, Gremien- und Leitlinienarbeit sowie interessante Kasuistiken. Die Verknüpfung der hausärztlichen, fachärztlichen, klinischen, universitären und rehabilitativen Ebenen erfolgt im kollegialen Gespräch. Getränke und ggf. Referenten bezahlen wir selber. Eine Win-win-Situation für Niedergelassene, Klinikchefs und unsere Patienten. Die für mich wichtigste Fortbildung ist aber noch eine ganz andere: das persönliche kollegiale Gespräch. Ich bin als Landarzt in eigener Praxis in mehrere Ringe ärztlicher Kompetenz eingebettet: praxisintern und vor Ort, fachärztlich in der Umgebung und weiter in den Fachabteilungen der Krankenhäuser der Umgebung. Praktisch zu jeder Zeit kann ich mir telefonisch fachlichen Rat auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand „abrufen“ und den Patienten diagnostische und therapeutische Wege ebnen. Das ist für mich wertvoller als alle anderen Fortbildungsmedien, wenn auch die Punkte, die ich dafür verdiene, genauso virtuell sind wie die EBM-Punkte meiner KV-Abrechnung ab dem dritten Monat des Quartals. Dr. Helmut G. Trapp, Lensahn Zweifel an Qualitätskontrollen Wir alle sind für Qualität, wollen selber überall höchste Qualität, aber sie ist schwer zu messen. Also entstand erst QM, dann Zertifizierung, Begehungen – jetzt die Gründung eines ganzen Instituts. Wir hoffen alle, dass mehr Qualität zu mehr Sicherheit für Mitarbeiter und Patienten im Gesundheitswesen führt, wir hoffen dies durch immer detailliertere Vorgaben und Kontrollen zu erreichen. Eine ganze Qualitätsindustrie verdient schon daran und die Mitglieder der bestimmt regelmäßig tagenden Institute wollen auch bezahlt sein. Doch hilft das, ist das der richtige Weg? Sind die Begehungen der Gesundheitsämter validiert? Inwieweit ist es durch Steigerung der Qualitätskontrolle zur Senkung von Fehlern im Gesundheitswesen durch Qualitätsmängel gekommen? Wird das verfolgt? Kann man das überhaupt post hoc messen? Und: Wer kontrolliert die Kontrolleure? Ich bin überzeugt, dass das Erreichen bestmöglicher Qualität jeden Tag von uns allen versucht werden muss. Ob dies durch immer mehr Institute, komplexere und z. T. entmündigende Kontrollen zu erreichen ist, zweifle ich an. Dr. Thomas Thormann, Kiel 6 // T I T E L T H E M A O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 KAMMERVERSAMMLUNG Sterbehilfe vor der Entscheidung Der Deutsche Bundestag wird sich im November erneut mit dem Thema Sterbehilfe beschäftigen. Die Kammerversammlung diskutierte das Thema im vergangenen Monat ohne den Druck, eine Entscheidung fällen zu müssen. E Vier fraktionsübergreifend Dr. Svante Gehring erarbeitete Gesetzesvorlagen liegen dem Deutschen Bundesgien deutlich, wo Tötung auf Verlantag vor. Der Wissengen vom Gesetzgeber erlaubt ist und wo schaftliche Dienst des die Zahlen in den vergangenen Jahren Bundestages hat im massiv angestiegen sind. Auf 1.000 ToVorwege bekannt gegeben, dass er bei drei desfälle in den Niederlanden entfallen Vorlagen juristische 34 auf Tötung auf Verlangen. Der in der Bedenken hat. UnSchweiz und im US-Bundesstaat Orebedenklich erscheint gon erlaubte assistierte Suizid dagegen dem Wissenschaftlinimmt dort einen deutlich geringeren chen Dienst nur der erste Antrag (Dörflin- Anteil ein. In Oregon entfallen zwei, in ger/Sensburg), dem der Schweiz neun von 1.000 Todesfäljedoch die wenigslen auf den assistierten Suizid. Leffmann ten Chancen auf Zumachte mit einigen Gedankenanstößen stimmung der Parlamentarier eingeräumt zugleich die Vielschichtigkeit des Themas deutlich: Die Unumkehrbarkeit, die werden. Gefahr einer voreiligen Entscheidung, die Frage, ob es bei einer Sterbehilfe zu einer Abnahme der Tötungshemmung kommen kann, ob man sich gar daran gewöhnen kann. Aber auch die Fragen nach einer möglichen Entlastungsverpflichtung und einer Einforderbarkeit spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Dr. Svante Gehring, Vorstandsmitglied der Ärztekammer und Vorsitzender des Berufsordnungsausschusses, zeigte das weite Spektrum, um das es für Ärzte in dieser Diskussion geht: Nämlich von der Hilfe im Sterben bis zur Hilfe zum Sterben. Er machte deutlich, dass die Ärztekammer ihre Berufsordnung Foto: ÄKSH ine Kammerversammlung, die sich vornehmlich einem Thema widmet und keine konkreten Entscheidungen oder Beschlüsse zum Ziel hat, sondern breite Information und ein umfassendes Stimmungsbild liefert: Dies soll möglichst einmal im Jahr in Bad Segeberg gelingen. Solche Veranstaltungen ohne die üblichen gesundheitspolitischen Diskussionen können, so hofft Präsident Dr. Franz Bartmann, auch Ärzte erreichen, die die Beschäftigung mit „urärztlichen Themen“ in Versammlungen der ärztlichen Organisationen zunehmend vermissen. Ein solches Thema ist ohne Zweifel die Sterbehilfe, für das die Delegierten der Kammerversammlung im September zusammenkamen, kurz bevor die Abgeordneten des Deutschen Bundestages im kommenden Monat ohne Fraktionszwang hierüber abstimmen. Die ergebnisoffene und konstruktive Diskussion in Bad Segeberg zeigte die Vielschichtigkeit des Themas und machte auch deutlich, dass es gute Argumente für unterschiedliche Meinungen hierzu gibt. Dr. Carsten Leffmann, ärztlicher Geschäftsführer der Ärztekammer, verwies in seiner Einleitung als Moderator noch einmal auf einige Meilensteine in der Diskussion über die Sterbehilfe: Der vielen noch präsente Diskurs zu diesem Thema auf dem Deutschen Ärztetag 2011 in Kiel gehörte dazu, die Beratung in der Kammerversammlung im Frühjahr 2012, die Debatte zur Sterbebegleitung im Deutschen Bundestag im November 2014 und schließlich die Beratung verschiedener Gesetzesentwürfe im Deutschen Bundestag im Sommer dieses Jahres. Die Bedeutung der Gesetzgebung zu diesem Thema machte Leffmann mit Zahlen aus den Niederlanden und Bel- T I T E L T H E M A // 7 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 eventuell anpassen muss – in welche Richtung, darüber sollte auch die Diskussion Aufschluss geben. Zur Erinnerung: Die Musterberufsordnung (MBO) der Bundesärztekammer sagt zum Thema Sterbehilfe: „Ärztinnen und Ärzte haben Sterbenden unter Wahrung ihrer Würde und unter Achtung ihres Willens beizustehen. Es ist ihnen verboten, Patientinnen und Patienten auf deren Verlangen zu töten. Sie dürfen keine Hilfe zur Selbsttötung leisten.“ In der Berufsordnung der Ärztekammer Schleswig-Holstein heißt es bislang: „Der Arzt darf – unter Vorrang des Willens des Patienten – auf lebensverlängernde Maßnahmen nur verzichten und sich auf die Linderung der Beschwerden beschränken, wenn ein Hinausschieben des unvermeidbaren Todes für die sterbende Person lediglich eine unzumutbare Verlängerung des Leidens bedeuten würde. Der Arzt darf das Leben des Sterbenden nicht aktiv verkürzen. Er darf weder sein eigenes noch das genau oder widersprüchlich formuliert ist. Mit einem Beispiel aus der eigenen Praxis und dem Beispiel des Schriftstellers Wolfgang Herrndorf zeigte sie eindringlich, was schwerkranke Patienten den Suizid wählen lässt (siehe nebenstehenden Kasten). Was aber würde es bedeuten, wenn Deutschland etwa dem Beispiel Oregons mit dem ärztlich begleiteten Suizid folgen würde? Klewitz stellte hierzu zunächst inhaltliche und prozedurale Kriterien des Oregon Death With Dignity Act vor, nämlich Volljährigkeit, Urteilsfähigkeit, eine innerhalb von sechs Monaten zum Tode führende Erkrankung, zwei unabhängige Ärzte, ein mündlicher und ein schriftlicher Antrag, die Anwesenheit von zwei Zeugen, 15 Tage Bedenkzeit und anschließend die erneute mündliche Willensbekundung. Danach kann eine tödliche Barbituratdosis verordnet werden, wobei die palliativmedizinische Behandlung im Mittelpunkt bleibt und ein ausreichendes Hospizan- Foto: Äksh „Ich könnte mich nicht damit abfinden, vom Tumor zerlegt zu werden. Ich könnte mich damit abfinden, mich zu erschießen.“ Interesse Dritter über das Wohl des Patienten stellen.“ Deutlich kürzer und weniger einschränkend fasst es die Berliner Ärztekammer in ihrer Berufsordnung. Dort heißt es: „Ärztinnen und Ärzte haben Sterbenden unter Wahrung ihrer Würde und unter Achtung ihres Willens beizustehen.“ Über dem Wohl aber steht nach Meinung vieler der Wille des Patienten. Im Patientenrechtegesetz ist „Voluntas aegroti“ dem „Salus aegroti“ übergeordnet. Es sieht vor, dass jede medizinische Behandlung auf der Einwilligung des aufgeklärten Patienten beruhen muss, weil nur sie die Freiheit des Entschlusses über Eingriffe in die körperliche Integrität gewährleistet, wie die Kammerabgeordnete und Palliativmedizinerin Katrin Klewitz erinnerte. Als Mitglied des Berufsordnungsausschusses verwies sie auch darauf, dass Patienten mit einer Patientenverfügung vorsorglich festlegen können, dass bestimmte medizinische Maßnahmen durchzuführen oder zu unterlassen sind, falls sie nicht mehr selbst entscheiden können. Klewitz zeigte, dass der Paragraf 16 der Berufsordnung in Schleswig-Holstein un- gebot bestehen muss. Klewitz berichtete, dass 30 Prozent aller Personen, die ein solches Rezept erhalten, es nicht verwenden. Auf Deutschland hochgerechnet wären unter solchen gesetzlichen Voraussetzungen nach Angaben der Palliativmedizinerin rund 2.600 Selbsttötungen pro Jahr zu erwarten, dies entspräche einem Anteil von rund 0,3 Prozent aller Todesfälle. Die wichtigsten Aspekte aus rechtlicher Sicht zur ärztlichen Sterbebegleitung trug der Segeberger Rechtsanwalt Dr. jur. Klaus Kossen vor. Auch hier war zunächst eine Begriffsklärung (siehe Definitionen in den Leisten) erforderlich. Kossen machte deutlich, dass eine direkte Sterbehilfe mit dem humanen Heilauftrag des Arztes unvereinbar, nicht zu rechtfertigen und strafbar ist. Zur indirekten Sterbehilfe verwies er auf die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes (BGH). Hiernach darf der Arzt berücksichtigen, dass es keine Rechtsverpflichtung zur Erhaltung eines erlöschenden Lebens um jeden Preis gibt. Maßnahmen zur Lebensverlängerung sind nicht schon deshalb unerlässlich, weil sie technisch möglich sind. Außer- INTERAKTIONSMUSTER Die Kammerdelegierte und Palliativmedizinerin Katrin Klewitz stellte in einem kurzen Abriss dar, wie sich zwei schwerkranke Patienten in bzw. kurz vor der Terminalphase, beide mit dem Wunsch nach Suizid, entschieden haben. Im ersten geschilderten Beispiel handelt es sich um einen anonymisierten Fall aus ih- Katrin Klewitz rer eigenen Praxis, im zweiten um den in den Medien berichteten Tod des Schriftstellers Wolfgang Herrndorf. Eine 62-jährige Anästhesieschwester mit Pankreas-Karzinom, deren Mutter und Bruder nach ihrer eigenen Darstellung an ihren Krebserkrankungen „elendig eingegangen“ waren, hatte sich für einen Notfall „Medikamente beiseite geschafft“. Palliativmedizinerin Katrin Klewitz berichtete, wie die Patientin ihren eigenen Tod „mit erstaunlicher mentaler Härte“ vorbereitete. Mit zunehmenden Symptomen war bei der Patientin der Wunsch nach aktiver Sterbehilfe aufgekommen. Ihrer Ärztin hatte die Patientin gesagt: „Was jetzt kommt, möchte ich nicht mehr erleben.“ Die Patientin war aufgeklärt, verfügte über medizinische Kenntnisse, war willensfähig und selbstbestimmt, hatte eine Erkrankung mit infauster Prognose und negative Erfahrungen im engsten Familienkreis. Das Arzt-Patientenverhältnis war vertrauensvoll bei guter Pflege. Die Möglichkeiten der Palliativmedizin konnten ausgeschöpft werden und die Patientin war an jeder Entscheidung maßgeblich beteiligt. In Absprache mit ihr erfolgte eine palliative Sedierung. Das Vorgehen wurde im Beisein von Pflegekraft und Familie besprochen. Die Ernährungstherapie wurde bei fortgesetzter, aber restriktiver Flüssigkeitszufuhr auf Patientenwunsch beendet. Eine intensive pflegerische Begleitung war gewährleistet. Nach sieben Tagen verstarb die Patientin im Lungenödem, sie war im Beisein ihrer Kinder in der Terminalphase tief sediert. Der schwerkranke (Glioblastom, Erstdiagnose Februar 2010) Schriftsteller Wolfgang Herrndorf beging kurz vor dem Terminalstadium im August 2013 Suizid mit einer im August 2010 illegal beschafften Waffe. Er hatte schulmedizinische Behandlungen und mehrere Operationen mitbestimmt an sich vornehmen lassen, mit Komplikationen. Er berichtete von seinem Wunsch nach Autonomie, von der Angst vor einer Wesensveränderung, vor dem Verlust der Sprache, vor Infantilisierung und Siechtum. Auch er galt als aufgeklärter Patient, mit Sachkenntnissen über Ärzte und Medien, war willensfähig. Schulmedizinisch war er nach drei Jahren austherapiert, mit infauster Prognose. Er hatte ärztliche Betreuung durch diverse Fachärzte, durch einen Hausarzt, aber nicht durch einen Palliativmediziner. Der ledige und kinderlose Autor hatte ein soziales Netz durch Partnerin und enge Freunde. Sein Sterbewunsch bezog keine aktive externe Beteiligung ein. Die drohende Handlungsunfähigkeit durch neurologische Defizite nahm er wahr. Palliativmedizinerin Klewitz zitierte den Autor mit folgenden Sätzen: „Ich könnte mich nicht damit abfinden, vom Tumor zerlegt zu werden, aber ich kann mich damit abfinden, mich zu erschießen. Das ist der ganze Trick.“ 8 // T I T E L T H E M A O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 P OS ITI O N EN ZU R ST E RBE HI L F E Dr. Thomas Maurer dem stellen die BGH-Richter klar: „Angesichts des Fortschritts medizinischer Technologie bestimmt nicht die Effizienz der Apparatur, sondern die auf die Achtung des Lebens und der Menschenwürde ausgerichtete Einzelfallentscheidung die Grenzen ärztlicher Behandlungspflicht.“ Im Strafrecht ist die Beilhilfe zur Selbsttötung bislang nicht erfasst. Die Politik ringt aber seit Langem um ein neues Gesetz, das Sterbehilfe und assistierten Suizid regelt. Kossen stellte in diesem Zusammenhang die aktuellen, weitgehend fraktionsübergreifend erarbeiteten Gesetzesvorhaben vor, mit denen sich der Deutsche Bundestag beschäftigt: 1. Ein grundsätzliches Verbot jeder Beihilfe zum Suizid. Wer einen anderen anstiftet, sich selbst zu töten, oder ihm dazu Hilfe leistet, soll danach mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren bestraft werden. Auch für Ärzte und Angehörige soll es keine Ausnahmen geben. Dieses Vorhaben der Abgeordneten Sensburg und Dörflinger aus der CDU favorisieren nach Stand September 35 Abgeordnete. 2. Ein grundsätzliches Verbot organisierter Beihilfe zum Suizid. Wer in der Absicht, die Selbsttötung eines anderen zu fördern, diesem geschäftsmäßig die Gelegenheit gewährt, verschafft oder vermittelt, soll mit Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren bestraft werden. Straffrei soll aber bleiben, wer nicht geschäftsmäßig handelt und Angehöriger oder Nahestehender ist. Diesem fraktionsübergreifenden Vorhaben, für das meist die Abgeord- Direkte Sterbehilfe, also die Tötung eines unheilbar Kranken aufgrund seines ernstlichen Willens durch eine aktive ärztliche Handlung, ist nach dem Strafgesetzbuch strafbar, mit dem humanen Heilauftrag des Arztes unvereinbar und verstößt gegen den hippokratischen Eid („... auch werde ich niemandem ein tödliches Gift geben, auch nicht, wenn ich darum gebeten werde“). Sie verstößt auch gegen die Vorgabe in § 16 der Musterberufsordnung (Beistand für Sterbende: Es ist ihnen verboten, Patientinnen und Patienten auf deren Verlangen zu töten. Sie dürfen keine Hilfe zur Selbsttötung leisten“) sowie gegen die Berufsordnung. Foto: ÄKSH Zahlreiche ärztliche und andere Verbände aus dem Gesundheitswesen haben sich zum Thema Sterbehilfe geäußert. Dr. Henrik Herrmann stellte der Kammerversammlung ausgewählte Positionen vor. Die Bundesärztekammer lud Ende 2014 zur Pressekonferenz. In einer Mitteilung hierzu stellte die BÄK fest: „Die Berufsordnungen der Ärztekammern formulieren einheitlich und bundesweit, dass es die Aufgabe von Ärzten ist, das Leben zu erhalten, die Gesundheit zu schützen und wieder herzustellen, Leiden zu lindern und Sterbenden Beistand zu leisten. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die gegenwärtige Debatte über eine mögliche gesetzliche Regelung der Sterbehilfe in Deutschland bekräftigen die Ärztekammern, dass die Tötung des Patienten, auch wenn sie auf dessen Verlangen erfolgt, sowie die Beihilfe zum Suizid nicht zu den Aufgaben des Arztes gehören.“ In den Grundsätzen der Bundesärztekammer vom 21. Januar 2011 heißt es: „Ein offensichtlicher Sterbevorgang soll nicht durch lebenserhaltende Therapien künstlich in die Länge gezogen werden. Darüber hinaus darf das Sterben durch Unterlassen, Begrenzen oder Beenden einer begonnenen medizinischen Behandlung ermöglicht werden, wenn dies dem Willen des Patienten entspricht. Dies gilt auch für die künstliche Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr. Die Tötung des Patienten hingegen ist strafbar, auch wenn sie auf Verlangen des Patienten erfolgt. Die Mitwirkung des Arztes bei der Selbsttötung ist keine ärztliche Aufgabe.“ Der Deutsche Ethikrat Ende 2014: „Situationen, in denen jemand einen Suizid plant und eine andere Person bittet, ihn dabei zu unterstützen, sind vielgestaltig und von zahlreichen, sehr unterschiedlichen Aspekten geprägt, die u. a. in der Beziehung der Personen zueinander, in deren Biografien, in der Krankheitsgeschichte und in den Vorversorgungsbedingungen liegen. Die geltende Gesetzeslage, wonach weder ein Suizid noch eine Beihilfe zu einem im rechtlichen Sinne frei verantwortlichen Suizid strafbar ist, steht im Einklang mit den Prinzipien eines freiheitlichen Verfassungsstaates. Diese schließen es aus, den Suizid abstrakt-generell als Unrecht zu bestimmen. Deshalb kann auch die Hilfe zu einem frei verantwortlichen Suizid ihrerseits nicht generell als Unrecht im Rechtssinne definiert werden, so umstritten die Freiverantwortlichkeit eines Suizids allgemein und ihre Erkennbarkeit im konkreten Einzelfall auch sein mögen. Allerdings sollten nach Auffassung der Mehrheit des Ethikrates Suizidbeihilfe sowie ausdrückliche Angebote dafür untersagt werden, wenn sie auf Wiederholung angelegt sind, öffentlich erfolgen und damit den Anschein einer sozialen Normalität ihrer Praxis hervorrufen könnten ... Eine Suizidbeihilfe, die keine individuelle Hilfe in tragischen Ausnahmesituationen, sondern eine Art Normalfall wäre, etwa im Sinne eines wählbaren Regelangebotes von Ärzten oder im Sinne der Dienstleistung eines Vereins, wäre geeignet, den gesellschaftlichen Respekt vor dem Leben zu schwächen ... Schließlich könnte es die Anstrengungen der Suizidprävention unterlaufen, wenn eine Beihilfe den Charakter einer gesellschaftlich akzeptierten Üblichkeit erhielte. Dabei ist es unerheblich, ob die Beihilfe durch eine Organisation oder eine Einzelperson erfolgt.“ Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie zu den Gesetzesvorlagen 2015: „Eine Verbesserung der palliativmedizinischen Versorgung und ein Ausbau der Hospize sind wünschenswert und notwendig. Die Ärzte sollten mehr Hilfestellungen für den Umgang mit Extremsituationen am Lebensende erhalten. Die DGHO lehnt eine Veränderung des Strafrechts ab, die die Straffreiheit der Hilfe zur Selbsttötung durch Ärzte wie auch jeden anderen Bürger infrage stellen würde. Die DGHO sieht in der gegenwärtigen Praxis keine Rechtsunsicherheit für Ärzte, die Hilfe bei der Selbsttötung leisten. Ob ein Arzt Hilfestellung bei der Selbsttötung leisten will, ist eine individuelle Gewissensentscheidung. Eine Verpflichtung dafür ist nicht gegeben. Das berufsrechtliche Verbot der ärztlichen Hilfe zur Selbsttötung ist angesichts der eindeutigen Festlegung in der übergeordneten Norm des Strafrechts verfehlt.“ Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie im September 2015: „Es müssen die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden, die eine gute ärztliche Begleitung schwerstkranker älterer Patienten bis an ihr Lebensende ermöglichen. Bei der engen Assoziation von Suizid und psychischen Erkrankungen muss in der Debatte über Suizid der Gedanke der Suizidprävention stärker berücksichtigt werden. Die bestehenden strafrechtlichen Regelungen zum Suizid und zur Suizidbeihilfe sollten bestehen bleiben. Organisierte Sterbehilfevereine, die kommerzielle Interessen verfolgen, sollten verboten werden.“ Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin im Juni 2015: „Die Anfrage nach ärztlicher Beihilfe zum Suizid ist ein sehr seltenes Phänomen. Diese absoluten Einzelfälle rechtfertigen keine Änderung des Strafrechts. Die palliativmedizinischen Möglichkeiten in Ruhe erklärt zu bekommen, als Familie mit einem sterbenden Angehörigen ein multiprofessionelles Team zur Seite zu haben und über alle Nöte, Ängste und Beschwerden frei sprechen zu können, trägt oft erheblich zur Entlastung bei und kann die individuelle Not deutlich lindern …“ T I T E L T H E M A // 9 Foto: Äksh AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 neten Brand (CDU) und Griese (SPD) genannt werden, signalisierten rund 200 Abgeordnete, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, ihre Unterstützung. 3. Ärzten soll Suizidhilfe ermöglicht werden, damit keine Gefahr des Approbationsentzugs für den Suizidhilfe leistenden Arzt besteht. Dies soll an folgende Voraussetzungen geknüpft werden: irreversible, tödliche Krankheit eines volljährigen, einwilligungsfähigen Patienten, dessen voraussehbares Leiden durch einen Suizid abgewendet werden soll. Die ärztliche Beratung des Patienten über Alternativen und Durchführung der Suizidassistenz wäre ebenfalls Voraussetzung. Die Hilfestellung des Arztes bliebe freiwillig. Dieses Vorhaben der Abgeordneten Hintze (CDU) und Lauterbach (SPD) würde eine Regelung im Bürgerlichen Gesetzbuch, nicht im Strafgesetzbuch, erforderlich machen. 4. Sterbehilfevereine werden grundsätzlich zugelassen, nur die geschäftsmäßige Sterbehilfe wird unter Strafe gestellt. Dies soll laut Gesetzesvorhaben mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden. Ärzte dürften nach dieser Vorlage wie bei der bisherigen Rechtslage weiterhin straffrei Beihilfe leisten, wenn der Sterbewillige volljährig ist, frei verantwortlich handelt und vorher eingehend beraten wurde. Dieses Vorhaben der Abgeordneten Künast (Grüne) und Sitte (Linke) soll Ärzten Rechtssicherheit geben. Kossen berichtete, dass der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages bereits Bedenken hinsichtlich einer verfassungsrechtlichen Überprüfung der Vorhaben zwei bis vier angemeldet hat. Wie aber sehen es die Delegierten in der Abgeordnetenversammlung? Die Diskussion spiegelte viele Facetten des Themas wider. Klewitz verwies darauf, dass der Wunsch nach Suizid weniger aus Gründen der nicht ausreichenden Symptomkontrolle, sondern eher aus Angst vor Verlust der Würde und der Autonomie durch die fortschreitende Erkrankung entsteht. Dr. Rolf Drews möchte die ärztliche Handlungsfreiheit nicht einschränken: „Lassen wir es, wie es ist.“ Auch mit der Formulierung der Berliner Ärztekammer könnte er sich anfreunden. Kammervorstandsmitglied Dr. Gisa Andresen betonte: „Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, die entscheidet, welches Leben beendet gehört.“ Die Zulassung von gewerbsmäßiger Sterbehilfe würde nach ihrer Ansicht dazu führen. Sie könnte sich das zweite genannte Gesetzesvorhaben als Kompromiss vorstellen. Kammervorstandsmitglied Petra Imme gab zu bedenken, dass Befragungen zum Thema schnell Dr. Gisa Andresen „Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, die entscheidet, welches Leben beendet gehört.“ Indirekte Sterbehilfe, also die medikamentöse Behandlung eines Schwerstkranken, insbesondere potente Schmerztherapie, unter Inkaufnahme einer möglichen Lebensverkürzung als unbeabsichtigte Nebenwirkung, ist straflos. ein verzerrtes Bild vermitteln, weil man gesunde, nicht aber die Sterbenskranken fragt. Ihre Erfahrung: „Die meisten Patienten sind dankbar für die ihnen noch verbleibende Zeit.“ Dr. Wilken Boie hätte Probleme mit jeder der vorgestellten Gesetzesvorlagen. Um das Arzt-Patientenverhältnis nicht zu gefährden, wünscht er sich, dass alles bleibt, wie es ist. Nach Ansicht von Kammervorstandsmitglied Dr. Christian Sellschopp geht die Musterberufsordnung über das, was Konsens in der Gesellschaft ist, hinaus. Er wünscht sich, dass die jüngste MBO-Änderung wieder rückgängig gemacht wird, um diese Diskrepanz zu beseitigen. Kammerpräsident Dr. Franz Bartmann möchte Situationen, die Ärzte in Konflikte bringen können, nicht in Recht gegossen wissen. Er könnte ebenfalls mit dem Berliner Modell leben. Nach Ansicht des Delegierten Dr. Norbert Jaeger gibt die Berufsordnung den Ärzten „alle Möglichkeiten, den Patienten zu helfen“. Suizidhilfe sollte nach seiner Ansicht nicht dazu gehören. Dr. Thomas Maurer dagegen wünscht sich eine Lösung, die dem Arzt klar die Straffreiheit gewährt. „Ich habe Angst davor, niemanden zu finden, der mir im Fall eines Falles ärztlich assistiert, und davor, dass mir jemand sagen kann, dass ich meine Entscheidung gar nicht ernst meine – das ist paternalistische Medizin, bei der der Arzt seine eigene Meinung über die des Patienten stellt.“ Die Delegierte Vera Meyer meint: „Kein Patient sollte Angst davor haben, mit seinem Wunsch zu sterben zum Arzt zu gehen. Die Menschen, die Hilfe suchen, müssen sie auch bekommen.“ Vize-Präsident Dr. Henrik Herrmann machten die Zahlen aus den Niederlanden betroffen; er sprach sich gegen Gesetze aus, die solche Folgen auslösen können. Die Musterberufsordnung empfindet er als Einschränkung. Würde und Wohl des Patienten müssen nach seiner Ansicht besser berücksichtigt werden. Der Delegierte Dr. Gerdt Hübner sprach sich dagegen aus, nichts zu ändern: „Es braucht eine Lösung, um gewerbsmäßige Sterbehilfe zu unterbinden und einen rechtsfreien Raum zu verhindern.“ Dirk Schnack 1 0 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K PARLAMENTARISCHER ABEND Transparenz als oberstes Gebot Ärztekammer und Zahnärztekammer im Gespräch mit Politikern und Verbänden. Themen: Bürokratie und Patientensicherheit. 4,33 Milliarden Euro kosten bürokratische Anforderungen die deutschen Arzt-, Zahnarzt- und Psychotherapeutenpraxen jährlich. Anders ausgedrückt: Jede Praxis muss eine Arbeitskraft 100 Tage im Jahr nur mit Bürokratie beschäftigen. Die meiste Arbeit verursachen dabei Überweisungen, Auskünfte an Krankenkassen auf Vordrucken, das Bescheinigen von Arbeitsunfähigkeit, Befundübermittlungen und formfreie Auskünfte an Krankenkassen. Foto: Jörg Wohlfromm E in Parlamentarischer Abend am Tag der Patientensicherheit – Thema und Gesprächsstoff für den Austausch mit den Politikern und Verbandsvertretern waren damit vorhersehbar. Zum dritten Mal hatten die Ärztekammer und die Zahnärztekammer Schleswig-Holstein gemeinsam in deren Räume am Kieler Westring eingeladen. In erster Linie nutzten die gesundheitspolitischen Sprecher der Landtagsparteien die Möglichkeit, sich aus erster Hand zum Fokusthema ambulantes Operieren zu informieren. Anästhesist Dr. Ulf Richter und Zahnarzt Dr. Volker Holthaus berichteten anschaulich aus ihrem Arbeitsalltag. Sie machten dabei auf Hürden und Probleme aufmerksam, schafften es aber zugleich, die Freude an ihrer Tätigkeit zu vermitteln. Dies gilt insbesondere für die Behandlung von Menschen mit Behinderungen, die sich seit Jahrzehnten in Holthaus‘ Praxis besonders gut aufgehoben fühlen – er gilt als einer der Zahnmediziner, die auf diesem Gebiet viel Erfahrung aufweisen. Dr. Franz Bartmann und Dr. Michael Brandt richteten als Präsidenten der einladenden Kammern das Augenmerk auf die übergeordneten und beide Heilberufe betreffenden Themen Patientensicherheit und Bürokratie, die im anschließenden Austausch häufig im Mittelpunkt der Gespräche standen. Brandt zeigte, dass Patientensicherheit auch bedeutet, die an die Praxen gestellten Anforderungen überschaubar und umsetzbar zu gestalten. Um etwa Hygienebedingungen einhalten zu können, bedarf es eines klaren Kataloges, den die Praxen abarbeiten können. Nicht immer sind die Anforderungen aber so klar geregelt, verwies Brandt auf eine Hürde bei diesem Thema; Transparenz müsse eben auch für die Praxen herrschen, die gesetzliche Bedingungen erfüllen sollen. Stichwort Hygiene: Zum Tag der Patientensicherheit hatte es eine Reihe von Veröffentlichungen gegeben, in denen über die Risiken für Patienten bei Behandlungen berichtet wurde. Einer Umfrage zufolge nehmen die Patienten derzeit multiresistente Keime als größte Bedrohung bei einer Klinikbehandlung wahr. Zwei Drittel aller Patienten fürchten, sich zu infizieren, weitere 49 Prozent befürchten einen Behandlungsfehler, 35 Prozent verunreinigtes Operationsbesteck. Auch Komplikationen beim Eingriff (33 Prozent) und die Möglichkeit, dass ein Arzt aus Zeitmangel wichtige Informationen übersehen könnte (30 Prozent), verunsichern viele Menschen vor einem Klinikaufenthalt. 27 Prozent sorgen sich wegen einer möglichen Verwechslung oder falscher Unterlagen und 24 Prozent wegen der Verabreichung falscher Medikamente. Insgesamt aber, das zeigte die Umfrage ebenfalls, vermitteln Krankenhäuser O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 Anzeige/Foto: Jörg Wohlfromm einen positiven Eindruck, wenn es um die Patientensicherheit geht: 22 Prozent schätzen die hierzu getroffenen Maßnahmen der Kliniken als „sehr vorbildlich“ und 65 Prozent als „eher vorbildlich“ ein. Wichtigster Vertrauensfaktor sind für die Patienten übrigens verständnisvolle Ärzte, die sich Zeit für Patienten nehmen. Ein weiteres an diesem Tag diskutiertes Thema war die Bürokratie. Passend dazu hatte es erst wenige Tage vor dem Parlamentarischen Abend eine Veröffentlichung des Nationalen Normenkontrollrates gegeben, der gemeinsam mit den Spitzenverbänden der Selbstverwaltung eine Untersuchung zur Bürokratie in deutschen Praxen vorgenommen hatte. Ergebnis: Die Arzt-, Zahnarzt- und Psychotherapeutenpraxen in mittlungen und formfreie Auskünfte Deutschland wenden im Jahr mehr als verursachen großen Aufwand. Ob eine vier Milliarden Euro für Bürokratie auf. der Handlungsempfehlungen, die der Die Formularwut bindet in jeder PraNormenkontrollrat daraufhin entwickelt xis im Durchschnitt eine Arbeitskraft für hat, umgesetzt wird, ist derzeit offen, fest hundert Tage im Jahr. Besonders Übersteht aber, dass das Thema unter den weisungen, Auskünfte an Krankenkasbeim Parlamentarischen Abend anwesen auf Vordrucken, das Bescheinigen senden Politikern angekommen ist. von Arbeitsunfähigkeit, BefundüberDirk Schnack G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 1 Dr. Volker Holthaus (Foto links) hielt einen Kurzvortrag zum Thema ambulantes Operieren. Holthaus machte in diesem Zusammenhang auf die besonderen Probleme bei der Behandlung von Menschen mit Behinderungen aufmerksam. Der in Bad Segeberg praktizierende Zahnarzt ist einer der anerkanntesten und erfahrensten Kollegen auf diesem Gebiet. Auf dem Foto oben die Redner an diesem Abend: Dr. Michael Brandt, Dr. Ulf Richter, Dr. Franz Bartmann und Dr. Volker Holthaus (von links). Richter ging dabei besonders auf die Anforderungen an eine mobile Anästhesiepraxis ein. Neben ambulanten Operationen ging es an dem Abend auch um die Themen Bürokratie und Patientensicherheit. 1 2 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 CLUSTERKOPFSCHMERZEN Späte Diagnose mit Folgen für die Patienten Internationale Tagung über Clusterkopfschmerzen in Kiel macht die Versorgungsdefizite für die Betroffenen deutlich. Ärzte erfahren im Medizinstudium zu wenig über das Krankheitsbild. 150 Teilnehmer, unter ihnen zur Hälfte Patienten, waren vergangenen Monat zur ersten Europäischen Clusterkopfschmerzkonferenz gekommen. Berichtet wurde über die Versorgungssituation in mehreren europäischen Ländern. Zehn Jahre vergehen, bevor Patienten mit Clusterkopfschmerzen in Ungarn adäquat diagnostiziert werden. In Deutschland sind dies acht Jahre, in den Niederlanden nur 3,5 Jahre. Nun soll der grenzüberschreitende Wissensaustausch zu diesem Thema verbessert werden – Kiel war hierfür der Auftakt. Foto: Schmerzklinik Kiel R und 150 Teilnehmer, darunter zur Hälfte Patienten, diskutierten auf dem Kongress in der Kieler Schmerzklinik mit Experten aus Griechenland, Belgien, den Niederlanden, der Türkei, Estland, der Schweiz und Deutschland. Sie berichteten von stark unterschiedlichen Versorgungssituationen und Therapieansätzen in ihren Ländern. Nun streben sie einen stärkeren internationalen Austausch an, damit die Zentren voneinander lernen können. Die Kieler Clusterkopfschmerztage waren der Anfang, sie sollen zu einer grenzüberschreitenden Optimierung der Versorgung beitragen. Die wichtigsten Probleme fassten die Teilnehmer zusammen: In allen Staaten der EU ist die Zeit bis zur angemessen Diagnose zu lang. Die durchschnittlichen Zeiten in der EU betragen je nach Land von 3,5 (Niederlande) bis zu zehn Jahren (Ungarn). Diese Zeiten müssen verkürzt werden. Es existieren keine einheitlichen europäischen Therapieleitlinien. Sie müssen erarbeitet werden. In allen Staaten liegt eine offensichtliche Unterversorgung der Clusterkopfschmerz (CKS)-Patienten vor. Die Art der Unterversorgung differiert in den verschiedenen Ländern. In einigen Staaten gibt es eine Unterversorgung mit Akutmedikamenten, in anderen Staaten gibt es Unterversorgung mit vorbeugenden Medikamenten. Erforderlich ist in allen Ländern der EU der Zugang zu wirksamen Medikamenten, Hilfsmitteln und Therapien, einschließlich psychologischer Behandlung. Auch Angehörige müssen einbezogen werden. Besondere CKS-Patientengruppen (Kinder, Schwangere, Senioren) wurden bisher in der EU nicht beach- G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 3 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 Foto: Schmerzklinik Kiel Bild rechts: Harald Müller, Präsident des Bundesverbandes der Clusterkopfschmerzselbsthilfeverbände, Prof. Dinos Mitsikostas, Präsident der Europäischen Kopfschmerz Föderation und Gastgeber Prof. Hartmut Göbel (von links) von der Kieler Schmerzklinik. Bild unten: Ärzte und Betroffene berieten und informierten sich gegenseitig über die Versorgungssituation. tet. Es existieren keine speziellen Pro- Verläufe ohne Pausen. Trotz der von viegramme zur Versorgung dieser Palen als „Folter“ beschriebenen Schmertientengruppen. Diese müssen gezen erhalten rund 60 Prozent der Betrofschaffen werden. fenen nie eine adäquate zeitgemäße Be Es gibt zu wenige wirksame Medikahandlung. Nur rund 30 Prozent werden mente, wirksame Medikamente wur- überhaupt adäquat diagnostiziert. Haden aus wirtschaftlichen Gründen rald Müller, Präsident der CSG, lebt seit vom Markt genommen. Eine deutlirund 25 Jahren mit Clusterkopfschmerche Intensivierung der Forschung ist zen – einer von rund 400.000 Betroffenotwendig, um zu wirksamen Medinen in Deutschland. Nach Angaben Gökamenten zu gelangen. bels verstreichen von der ersten Attacke Es gibt erst in wenigen Staaten spebis zur richtigen Diagnose in Deutschzialisierte Kopfschmerzzentren. Geland durchschnittlich acht Jahre. Er fordert wird, in allen Staaten speziaselbst sieht monatlich zwischen 50 und lisierte Zentren aufzubauen und den 70 Patienten mit Clusterkopfschmerzen, unlimitierten Zugang zu diesen Zen- weil seine Einrichtung eines von buntren herzustellen und zu gewährleisdesweit acht Kompetenzzentren für dieten. Kann im jeweiligen Land eine se Erkrankung ist. Ein Hausarzt dagespezialisierte Behandlung oder Digen bekommt in seinem ganzen Berufsagnose nicht durchgeführt werden, leben nach Schätzung Göbels ein oder muss es möglich sein, dass Patienten zwei Patienten mit Clusterkopfschmerden grenzüberschreitenden Zugang zen zu sehen und kann sie deshalb auch zu einem spezialisierten Zentrum ei- nur schwer diagnostizieren. Im Studium nes anderen Landes erhalten. wird über Clusterkopfschmerzen kaum Eine EU-weite Vernetzung der speetwas vermittelt, und anschließend zialisierten Kopfschmerzzentren soll kommt alle 15 Jahre ein Patient mit diegefördert werden. ser Erkrankung in die Praxis. Die Folgen Die stärkere Berücksichtigung der sind oft Doctor-Hopping und Fehldiagtrigemino-autonomen Kopfschmernosen. „Daran können Biografien scheizen (TAK) in der Ärzteausbildung ist tern und Familien zerbrechen“, sagt der notwendig. Präsident der CSG, Harald Müller. Sei Bisher finden präventive Maßnahne Organisation hat die Kriterien, die sie men zu wenig Beachtung Diese müs- von einer kompetenten Einrichtung ersen ausgebaut werden. warten, selbst formuliert und stellt die Initiatoren der Veranstaltung waren die Zertifizierung für die KompetenzzentKieler Schmerzklinik von Prof. Hartren aus. Dass inzwischen acht Einrichmut Göbel und der Bundesverband der tungen in Deutschland diese VoraussetClusterkopfschmerz Selbsthilfe-Grupzungen erfüllen, betrachtet Müller als pen (CSG). Sie berichteten in einer Pres- Fortschritt, aber nicht als ausreichend. sekonferenz auch aus dem Alltag der Be- Nördlich von Bochum gibt es derzeit nur troffenen. Zwischen 15 Minuten und drei Kiel als Kompetenzzentrum. BundesStunden dauern die extrem schmerzweit sollte es nach Vorstellungen Mülhaften Attacken. Bis zu acht solcher An- lers ungefähr doppelt so viele geben wie fälle pro Tag müssen die Betroffenen erderzeit. Ein paar mehr werden es nach leiden. Die einseitig um das Auge aufseiner Beobachtung demnächst noch tretenden Schmerzen sind von Augenschaffen, die Voraussetzungen zu erfülrötung, Tränen und Nasenlaufen und/ len. Außerhalb Deutschlands gibt es bisoder -verstopfung begleitet. Sie können lang keine Kompetenzzentren. Müller in zeitlich abgesetzten Perioden in Clus- hofft nun, dass die deutschen Zentren tern für mehrere Wochen oder MonaVorbild für vergleichbare Einrichtungen te auftreten, es gibt aber auch chronische in anderen Ländern werden. Um die Situation zu verbessern, verstärken die Betroffenen die Arbeit auf politischer Ebene. Immerhin konnte für die Kieler Konferenz Martin Schulz als Schirmherr gewonnen werden. Der Präsident des Europäischen Parlamentes schrieb den Teilnehmern: „Unser Organ erkennt an, dass im Bereich der medizinischen Forschung, Analyse und folglich auch der Behandlung von Patienten in Europa ein besser koordinierter Ansatz erforderlich ist.“ Zugleich machte Schulz deutlich, dass er die Vernetzung Kompetenzzentren zwischen Patienten und medizinischem für die Behandlung Fachpersonal schätzt. Auch Bundesvon Clusterkopfgesundheitsminister Hermann Gröhe schmerzen gibt es in Deutschland. Die Kie- (CDU) hofft nun auf grenzüberschreiler Schmerzklinik war tende Erkenntnisse. das erste zertifizierte Müller und Göbel sprachen sich auZentrum in Deutschßerdem dafür aus, den Zugang zu den land und ist in ganz Norddeutschland bis- Kompetenzzentren zu erleichtern. Zwar hat die Kieler Schmerzklinik inzwilang das einzige. Das schen Verträge mit allen Krankenkasnächstgelegene befindet sich in Bochum. sen, ist aber eine Ausnahme. Nicht jede Die Selbsthilfeverbän- Kasse zahlt an jedem Kompetenzzentde, die die Einrichrum die Behandlung. Und auch bei der tungen selbst zertifizieren, wünschen sich ärztlichen Selbstverwaltung ist laut Müller noch viel Aufklärungsarbeit zu leisdoppelt so viele Zen tren und vergleichba- ten. Wenn er in Kassenärztlichen Vereire Einrichtungen auch nigungen über die Notwendigkeit von in anderen europäischen Ländern. Auch Verordnungen für seine Gruppe spreder Zugang müsse er- chen will, fühlt er sich nicht immer ernst leichtert werden. genommen. Dirk Schnack Acht 1 4 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K KURZMELDUNGEN Aussetzung des CE-Zertifikats Das CE-Zertifikat für alle Medizinprodukte des Herstellers Silimed wurde nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ausgesetzt. „Die benannte Stelle TÜV Süd hat kürzlich eine Inspektion der Produktionsstätte in Brasilien durchgeführt und festgestellt, dass die Oberfläche einiger Produkte mit Partikeln verunreinigt war“, heißt es in einer Empfehlung des BfArM vom 24. September. Hierbei handelt es sich um mehrere Silikon-Implantate. Das Bundesinstitut empfiehlt, diese Produkte bis auf Weiteres nicht zu implantieren. Die Liste der Produkte findet sich in den Empfehlungen (www.bfarm.de). Auf der Webseite wird das Institut auch über neue Erkenntnisse informieren. (PM/ Red) Versicherungsschutz für die Behandlung von Flüchtlingen Die Deutsche Ärzteversicherung hat beschlossen, Ärzten und Zahnärzten, die Flüchtlinge ambulant behandeln, Versicherungsschutz in der Berufshaftpflicht-Versicherung zu garantieren. „Dies gilt für alle laufenden Berufshaftpflichtverträge von Ärzten und Zahnärzten“, teilte die Versicherung Ende September mit. Jedem Arzt und Zahnarzt werde auf Wunsch eine entsprechende Versicherungsbestätigung ausgestellt, die Regelung gelte aber auch ohne diese explizite Bestätigung. „Der Versicherungsschutz gilt sowohl für privatrechtliche Ansprüche als auch für öffentlich-rechtliche Ansprüche der jeweiligen Bundesländer bei grob fahrlässigem Verhalten des Behandelnden“, heißt es in einer Mitteilung der Versicherung. (PM/Red) Weltdiabetestag in Schleswig Die Schleswig-Holsteinische Gesellschaft für Diabetes richtet die Feier zum Weltdiabetestag am 14. November in diesem Jahr im Schleswiger Kreishaus aus. Das Motto in diesem Jahr lautet „gesunde Ernährung – gesundes Leben“. Von 14 bis 17 Uhr soll ein vielfältiges Programm aus über 20 Vorträgen von Experten rund um den Diabetes mit einem Aktionsprogramm kombiniert werden. Neben Prävention, Früherkennung und Verhinderung von Folgeerkrankungen sowie Therapie und Selbsthilfe stehen auch Beratung und Hilfe im Alltag auf der Agenda. Zum Abschluss der Veranstaltung ist ein gemeinsamer Spaziergang zum Schloss Gottorf vorgesehen. In Anwesenheit des Schirmherren Ministerpräsident Torsten Albig soll das Schloss im blauen Licht der Vereinten Nationen erstrahlen. (PM/Red) Ideen zur Schlaganfallversorgung sind gefragt Das Schlaganfallnetzwerk und der Schlaganfall-Ring Schleswig-Holstein laden am 21. Oktober zu einer Veranstaltung über die Schlaganfallversorgung ein. Im Rahmen einer Open Space-Tagung können die Teilnehmer eigene Ideen, wie die Versorgung verbessert werden könnte, einbringen oder Partner und Initialzündungen suchen. Ziel ist, dass die Konzepte unabhängig von ihrem Realisierungsstatus einem breiteren Publikum vorgestellt und Mitstreiter gefunden werden. Für die begrenzten Teilnehmerplätze kann man sich unter www.schlaganfall-sh.de/gnndsnnm anmelden. Die Teilnahme ist kostenlos. Vor der Präsentation von Projektideen werden Dr. Renée Buck aus dem Kieler Gesundheitsministerium und Prof. Günther Deuschl vom Schlaganfallnetzwerk SchleswigHolstein Impulsvorträge halten. (PM/Red) O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 KVSH Service für Patienten Terminservicestellen und Flüchtlinge beschäftigen die Abgeordneten der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein. D ie KV Schleswig-Holstein will die Praxen durch die Einrichtung der gesetzlich geforderten Terminservicestelle möglichst wenig belasten. Wie das gelingen kann, erläuterte die KV auf ihrer jüngsten Abgeordnetenversammlung in Bad Segeberg. So soll das Modell, das auf einer Idee des Berufsverbandes der Orthopäden und Unfallchirurgen basiert, funktionieren: Patienten erhalten von ihrem Hausarzt eine Überweisung und suchen sich zunächst wie bislang selbst einen Facharzt-Termin. Gelingt dies nicht innerhalb einer Woche, holt sich der Patient bei seinem Hausarzt einen Überweisungscode, der auf die Überweisung geklebt wird, und wendet sich damit an die Terminservicestelle, die alle Daten von ihm aufnimmt, ihm einen Facharzt in Wohnortnähe und einen Gutscheincode nennt. Damit wendet sich der Patient an den betreffenden Facharzt, der ihm einen Termin innerhalb einer Woche nennt. Der Facharzt koppelt die Terminvereinbarung über das elektronische KVSH-Portal zurück, sodass dort eine Auswertung aller vermittelten Termine erfolgen kann. Die Terminservicestelle stellt zugleich sicher, dass eine gleichmäßige Beanspruchung der Fachärzte unter Berücksichtigung der regionalen Dichte erfolgt. Sollte kein Termin in einer Praxis möglich sein, vermittelt die Stelle einen Termin im Krankenhaus. Dazu sind eine Rahmenvereinbarung mit der Krankenhausgesellschaft und feste Ansprechpartner in den Kliniken erforderlich. Die KV erwartet, dass die meisten Patienten ohne Einschaltung der Terminservicestelle ihren Facharzttermin weiterhin selbst organisieren, weil sie eine Wunschpraxis bevorzugen. So wird wenig in die bisherige Praxis eingegriffen und der Organisationsaufwand gering gehalten. Außerdem müssen Fachärzte bei diesem Modell weniger Termine als bei Alternativmodellen an die Servicestelle melden. Auch eine saubere Auswertung der vermittelten Termine wäre so möglich. Die Terminservicestelle soll zu vergleichbaren Zeiten wie Arztpraxen erreichbar sein und von Patienten nicht als „Medizinservicestelle“ genutzt werden können, sondern auf die reine Terminvermittlung beschränkt bleiben. Die KV-Vorstandsvorsitzende Dr. Monika Schliffke ging in ihrem Bericht zur Lage auch auf die Situation der medizinischen Versorgung der Flüchtlinge ein. In diesem Zusammenhang verwies sie darauf, dass der Leistungsumfang geringer ist als bei GKV-Versicherten. „Manchem Arzt mögen die Leistungsvorbehalte unter dem Aspekt der Gleichbehandlung von Menschen auf die Seele schlagen, aber das gehört zu den Realitäten, denen man sich zu stellen hat“, sagte Schliffke und fügte unter Hinweis auf ausgelastete Kapazitäten hinzu: „Wenn wir ehrlich sind, mehr ist auch nicht zu schaffen.“ Es sei „gute und richtige Medizin“, das „unmittelbar lebensnotwendige oder schmerzstillende Bedürfnis des Patienten“ in den Vordergrund zu stellen. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf Paragraf 4 des Asylbewerberleistungsgesetzes. Schliffke warnte auch vor Lücken im Impfschutz von Flüchtlingen und forderte die Bundesregierung auf, ausreichend Impfstoffe zur Verfügung zu stellen. Nur so könnten drohende Engpässe verhindert und Asylsuchende sowie Bevölkerung umfassend vor Infektionskrankheiten geschützt werden. Diese Forderung mündete in eine Resolution, die die Abgeordneten an diesem Abend verabschiedeten. „Es ist umgehend zu prüfen, welche Impfkapazitäten zur Verfügung stehen und welche Impfstoffe rechtzeitig nachproduziert werden müssen“, heißt es darin. Die Abgeordneten verwiesen darauf, dass viele Flüchtlinge geschwächt in den Aufnahmeeinrichtungen ankommen und in der kühleren Witterung schwere Erkältungen und Grippe drohen. Zudem bestehe hohe Ansteckungsgefahr, weil die Menschen auf engstem Raum zusammenleben müssen. Dies gelte auch für andere Infektionskrankheiten. (di) G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 5 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 S LÄNDLICHE VERSORGUNG ich als Energiewendeminister zum Thema medizinische Versorgung zu äußern, kann gefährlich sein – Ressortzuständigkeiten werden überschritten und die fachliche Expertise liegt eindeutig in anderen Bereichen. Es liegt aber auch eine Chance darin, nämlich einen Blick von außen beizusteuern, den die Fachleute im Gesundheitswesen nicht mehr haben. Robert Habeck von den Grünen hatte auf einer Veranstaltung in Schleswig den Mut, sich nicht hinter seiner RessortzuWie kommt der Arzt aufs Dorf? Der für ländliche Räume zuständige ständigkeit zu verstecken, sondern sich auf Einladung der Gesundheitsregion Minister Robert Habeck rät Kommunen zu gemeinsamen Lösungen. Nord zu diesem Thema zu äußern. jekte sind aus seiner Sicht schon deshalb Mit der medizinischen Daseinsvorerforderlich, weil es keine Pauschallösorge im ländlichen Raum könnte es in sungen für die unterschiedlichen Bedinwenigen Jahren in manchen Regionen gungen in den Regionen gibt. Fest steht Schleswig-Holsteins Probleme geben. für Habeck, dass sich die Kommunen „Wo es heute schon schwach ist, wird es dazu durchringen müssen, mehr nach tendenziell eher schlechter“, befürchtet gemeinsamen Lösungen zu suchen, statt Habeck mit Blick auf Bevölkerungszahl, Infrastruktur und ärztliche Versorgung. „Kirchturmpolitik“ zu betreiben. Alle BeDenn der Trend, dass Menschen eher Re- teiligten sieht er aufgefordert, „wegbrechende Strukturen anders zu organisiegionen mit guter Infrastruktur als Lebensmittelpunkt wählen, wird anhalten – ren“. Für entsprechende Projekte sieht er gute Chancen auf Fördermittel. und damit die Chance auf einen Arzt im Auch der Schleswiger Arzt Dr. CarsDorf abnehmen. Habeck ermunterte die Selbstverwaltung, sich mit kreativen Ide- ten Petersen glaubt, dass ein Umdenken der kommunalen Entscheidungsträger en und Modellprojekten um die künftige Versorgung zu kümmern. Modellpro- noch einiges bewirken kann. Der KV- Kirchturmpolitik behindert Lösung Anzeige Foto: di Energiewendeminister Robert Habeck bei der Veranstaltung der Gesundheitsregion Nord in Schleswig. Kreisstellenleiter nannte als Beispiel Ambulatorien in Markttreffs, die nur zeitweise besetzt sind. Zugleich wünscht er sich eine engere Kooperation zwischen Kommunen, Ärztenetzen und den örtlichen KV-Vertretern. Als beispielhaft nannte er den Kreis Dithmarschen, der wie berichtet einen hausärztlichen Koordinator eingestellt hat, der mit den kommunalen Entscheidungsträgern über die ärztliche Versorgung spricht. Es gibt aber auch Initiativen in anderen Regionen. Das Amt Arensharde etwa erarbeitet einen eigenen Masterplan für die Gesundheitsversorgung. Für Petersen steht aber fest, dass auch die Ärzte selbst einiges tun können. Ganz oben auf seiner Liste: Das Image des Landarztes verbessern. Auf positive Resonanz stieß die Forderung von AOK-Landesdirektor Thomas Haeger, durch verstärkte Delegation Versorgungslücken zu schließen. Doch auch hier steckt der Teufel im Detail und die Selbstverwaltung hat dabei kein gutes Bild abgegeben, wie Hausarzt Dr. Stefan Jost zeigte: Die KBV-Regelungen zur nicht-ärztlichen Praxisassistentin haben in Schleswig-Holstein zu Frust in den Praxen geführt, weil die bestehenden Qualifikationen nicht für die Abrechnung der entsprechenden Ziffern anerkannt wurden. Neben verstärkter Delegation sprach sich Haeger auch dafür aus, die Telemedizin besser zu nutzen. Dirk Schnack Info Zur Stärkung der ländlichen Gesundheitsversorgung gibt es in Schleswig-Holstein verschiedene Initiativen. Beispiele sind der hausärztliche Koordinator des Kreises Dithmarschen und der Masterplan des Amtes Arensharde für die Gesundheitsversorgung. 1 6 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 PSYCHISCHE ERKRANKUNGEN des Schleswig-Holsteinischen Richterverbandes zustande. Er fordert in seiner Stellungnahme, die er im Verlauf des Gesetzgebungsverfahrens abgab, eine „demokratische Legitimation“ der konkreten handelnden Personen. Denn schließlich wird in Grundrechte eingegriffen, wenn Menschen gegen ihren Willen medizinisch behandelt werden. Dazu bedürfe es einer „hoheitlichen Entscheidung“, die in einer „ununterbrochenen Legitimationskette“ an die ausführenden Mediziner oder PfleWer darf zwangsweise eingewiesene psychisch Kranke behandeln gekräfte weitergegeben wird. Besonders und pflegen? Laut Gesetz in Schleswig-Holstein nur Personal, im Blick sind Einrichtungen in privater das „fachlich und persönlich“ geeignet ist. Aber wie soll das oder frei-gemeinnütziger Trägerschaft, da sie nicht – wie kommunale oder langeprüft werden? Hierfür gibt es nur ein Minimalkonzept. deseigene Krankenhäuser – unter parlamentarischer Kontrolle stehen. In Schleswig-Holstein sind inzwischen die er Befehle von Stimmen im einer mit Abgesandten der Kommunalen meisten psychiatrischen Einrichtungen genen Kopf bekommt oder Spitzenverbände, also dem Landkreisfrei-gemeinnützig, kirchlich oder privat. meint, von Strahlen aus dem tag und dem Städteverband SchleswigDie Mehrheit der Mitglieder im SozialFernseher bedroht zu werHolstein, zusammen, um über Ausweund Gesundheitsausschuss schloss sich den, ist möglicherweise vorge zu beraten. Eine Untergruppe des oh- der Argumentation des Richterverbanübergehend in einer psychianehin eingesetzten Arbeitskreises Psydes an und übernahm die Formulierung. trischen Klinik gut aufgehochiatrie solle sich mit diesen vorläufigen Das Gesetz erhielt am Ende die Stimmen ben. Doch zur akuten Störung gehört Empfehlungen befassen und dem Minis- der drei Regierungsparteien SPD, Grüne, oft, dass die Betroffenen ihre Krankterium „sehr kurzfristig Konkretisierun- SSW sowie die der CDU. heit nicht anerkennen, also auch keine gen zuleiten“. Dann solle der Katalog als „Vielleicht fehlte uns allen gemeinBehandlung wollen. Zudem haben vieHandlungsempfehlungen für die Kreisam das juristische Gespür, um die Nule chronisch psychisch Kranke bereits se und Städte erlassen werden. Bis Mitte ancen und Folgen zu verstehen“, sagte schlechte Erfahrungen mit dem mediSeptember lag allerdings noch nichts vor, selbstkritisch ein Mitglied des Ausschuszinischen System gemacht und verweiwie eine Nachfrage zeigte. ses. Allerdings sei auch aus dem Minisgern eine Behandlung. Um einen MenDie vorläufigen Empfehlungen sehen terium kein Hinweis auf ein mögliches schen aber zwangsweise zu behandeln, vor, dass bei allen Neubesetzungen von Problem gekommen. Das könnte am setzt die Verfassung hohe Hürden. Das Stellen ab sofort eine Eignungsprüfung Ende noch größer werden: Im Wortlaut Land Schleswig-Holstein wollte mit eivorgenommen wird. Spitzenpersonal wie des Gesetzes ist das „am Vollzug beteiner Neufassung seines „Psychisch-KranChef- und Oberärzte sowie die Pflegeligte Personal“ nicht auf psychiatrische ken-Gesetzes“ wie berichtet die Probledienstleitungen werden „fortlaufend geKliniken beschränkt. So könnten auch Die Unterbringung me beseitigen. Aber bereits im Juli schei- von psychisch Kranprüft“. Für alle anderen Ärzte und Pflege- Regelkrankenhäuser in privater oder terte das Gesetz, das nach einem Vorlauf ken findet auf mehre- kräfte, die zu einem zu wählenden Stichfrei-gemeinnütziger Trägerschaft betrofren Wegen statt: Zivilvon zwei Jahren seit Mai in Kraft ist, am fen sein, wenn psychisch Kranke gegen rechtlich über das Be- tag in einer Einrichtung beschäftigt sind, Amtsgericht Oldenburg: In vier Fällen rät das Ministerium zur denkbar simpels- ihren erklärten Willen behandelt wertreuungsrecht, strafrechtlich, wenn eine weigerte sich das Gericht, Menschen in ten Prüfung: Die fachliche Eignung hängt den müssen. Zwar legen die meisten PaStraftat vorliegt, sogeschlossene Einrichtungen einzuweian „formellen Beschäftigungsvoraussettienten Wert darauf, geheilt zu werden. wie „öffentlich-rechtsen. Grund: Die laut Gesetz erforderlizungen“, etwa einer Berufsausbildung. Die Praxis aber zeigt anderes: In einem lich“ durch die Psyche „fachliche und persönliche Eignung“ chisch-Kranken-GeUm die Belegschaft eines Krankenhauses Fall, der ebenfalls in Oldenburg verhandes Krankenhauspersonals sei nicht als „geeignet“ einzustufen, könne die „lis- delt wurde, verweigerte ein Mann, der setze der Länder. nachgewiesen. Formal beanstandete das Die Zahlen der Un- tenmäßige Vorlage“ der Angaben an die in einer psychiatrischen Klinik untergetergebrachten – wobei Stadt- oder Kreisverwaltung ausreichen. Gericht zudem, dass im Gesetz keine bracht war, eine Operation. Das Gericht nicht unterschieden Frist für diese Prüfung genannt war. Noch vager wird es bei der persönlichen gab ihm Recht. Schriftlich bessert das wird, ob Menschen „Das fällt uns auf die Füße“, hieß es Eignung: Nach dem Vorschlag des Minis- Ministerium nach: Diese „Beleihungszwangsweise eingeaus einem Fachkrankenhaus. In der Sze- wiesen sind oder mit teriums soll grundsätzlich angenommen problematik“ beziehe sich vor allem auf ihrem Aufenthalt in ne herrschte Alarmstimmung, es gab werden, dass medizinisches wie pflegedie Intensivstationen. Und bisher kaPsychiatrie oder Heim risches Klinikpersonal für den Beruf geKrisengespräche zwischen Kranken men die Fälle auch selten vor. In einem einverstanden sind – hausvertretern und Landräten. Das Geeignet ist; der Nachweis wird durch die Fall aus dem Jahr 2014 habe die Fachaufwachsen stetig. sundheitsministerium besserte nach: sicht auch keinen Regelungsbedarf gese Bundesweit 78.000 „beanstandungsfreie Beschäftigung“ erMitte Juli verschickte das Ministerium bracht. Nur wenn das Arbeitsverhältnis hen. Damals allerdings galt das neue GeFälle von Unterbringung nach den Psych einen acht Punkte umfassenden „Entnicht „beanstandungsfrei“ ist, etwa wenn setz noch nicht. KGs der Länder zähl- eine Abmahnung oder ein Eintrag in eine wurf von Handlungsempfehlungen für Bernd Krämer, Geschäftsführer der te das Bundesjustizdie Kommunen“. Darin wird den KreiPersonalakte vorliegt, bedarf es einer Ein- Krankenhausgesellschaft Schleswigministerium für das sen und kreisfreien Städten des Landes zelfallbewertung. Damit schlägt das MiHolstein, fürchtet: „Das Thema kann Jahr 2011. Im Jahr – die Aufsichtsbehörden der Kliniken nisterium einen Zirkelschluss vor: Wer durchaus weit ausstrahlen.“ Auch wenn 2000 waren es rund sind – dringend geraten, „unverzüglich“ 57.000 Fälle. in einer Klinik arbeitet, ist dafür geeigdie Kreise und Städte Aufsichtsbehör In Schleswig-Holmit der Kontrolle zu beginnen, am besnet und hat seine Eignung durch den Ar- den sind, sieht er das Ministerium in der stein stieg die Zahl ten mit den Beschäftigten in den „Kern- der Untergebrachten beitsvertrag nachgewiesen. Pflicht: „Es braucht eine klare Verordbereichen“, also den geschlossenen psyDoch ob das einer gerichtlichen nung, mit der die Kommunen arbeiten im gleichen Zeitraum chiatrischen Stationen. Außerdem setzÜberprüfung standhält? Der Passus von 3.500 auf 5.000. können.“ te sich Staatssekretärin Anette Langim Gesetz kam durch einen Hinweis Esther Geisslinger Nachweis per Zirkelschluss W Info G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 7 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 AMBULANTE VERSORGUNG Werkzeugkasten ist gut gefüllt Praxisnetze, MVZ oder IVZ – Wie kann die flächendeckende Versorgung in Schleswig-Holstein in Zukunft gelingen? Foto: am E s ist kein neues Thema, das Dr. jur. Johann Brunkhorst, Leiter der schleswig-holsteinischen Techniker Krankenkasse (TK), Mitte September auf die Tagesordnung des gesundheitspolitischen Jahresempfangs seiner Kasse brachte: „Ambulante Versorgung 2020“. Doch ist die Thematik genauso aktuell wie 2011, als sie schon einmal auf der Agenda stand. Der angekündigte Ärzteexodus sei zwar noch nicht eingetreten, ließ Brunkhorst verlauten, doch sei seit Längerem eine Schieflage in der Verteilung der Arztstellen zu erkennen. In städtischen Lagen ist die Versorgung gut, die ländlichen Räume dagegen weisen Strukturprobleme auf. Diese haben zusätzlich mit dem demografischen Wandel zu kämpfen, der auch nicht vor den Ärzten Halt macht, betonte Gesundheitsministerin Kristin Alheit in ihrem Grußwort. In Zahlen: Ein Drittel der niedergelassenen Ärzte ist heute über 60 Jahre alt, d. h. 620 Ärzte suchen in den kommenden Jahren einen Nachfolger. Alheit und Brunkhorst führten beide die veränderte Haltung des Ärztenachwuchses als einen der Faktoren für die schwierige Suche an. Junge Ärzte wollen zu einem großen Teil nicht mehr aufs Land und sie wollen sich auch nicht niederlassen. Das Dasein als Einzelkämpfer kommt für die allermeisten Medizinabsolventen ebenfalls nicht infrage. Junge Mediziner aufs Land locken, dazu können laut Jörg Bülow, Vorstandsmitglied des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetages, die Gemeinden selbst einen Beitrag leisten: „Die Gemeinden wollen und müssen ihren Bürgern ein lebens- und liebenswertes Umfeld bieten. Eine Infrastruktur, die das Leben und Arbeiten vor Ort attraktiv und sicher macht.“ Dazu gehörten Rahmenbedingungen wie etwa die Schaffung einer Kinderbetreuung. Die Kommunen könnten selbst aktiv nach Ärzten suchen oder wie in Büsum selbst Praxen schaffen und Ärzte dort anstellen (siehe Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Heft 09/2015). Thomas Rampoldt, Geschäftsführer der Ärztegenossen- Dr. jur. Johann Brunkhorst lud zur Diskussion über die ambulante Versorgung mit diversen Akteuren aus dem Gesundheitswesen nach Kiel ein. schaft Nord, schilderte die Vorteile der kommunalen Eigeneinrichtung für Ärzte, die neben der Teamarbeit untereinander auch davon profitieren, dass sie kein wirtschaftliches Risiko tragen müssen. Mit Fragen von Organisation, Marketing oder Personalwesen müssen sich die angestellten Ärzte in Büsum ebenfalls nicht auseinandersetzen. „Wir hoffen, dass wir Zweigpraxen gibt es die Ärzte auch in Sachen Bürokratie entin Schleswig-Holstein, lasten können. Es gibt ganz viele Dindarunter 57 hausärztge, um die sich der Arzt nicht persönliche und 182 fachlich kümmern muss, wie das Bestellweärzliche. 79 befinden sich in ländlichen sen oder wo Laborleistungen eingekauft Räumen. Die meiswerden“, so Rampoldt. ten Zweigpraxen gibt „Alle Vorteile, die hier für Büsum es in Ostholstein (36), genannt wurden, haben Sie in einem die wenigsten in Neugut geführten MVZ genauso“, ergänzte münster (5). Weil für Zweigpraxen kein Ex- Bernhard Ziegler, Vorstandsvorsitzentrabudget zur Verfüder des Interessenverbandes kommugung steht, tragen die naler Krankenhäuser. „Wir setzen KliÄrzte ein zusätzlinikärzte in den MVZ ein, was für die ches wirtschaftliches Ärzte sehr attraktiv ist, weil sie beides Risiko. haben, ambulante und stationäre Ver- 239 sorgung. Sie haben die Verbindung zur Klinik, was auch für die Weiterbildung von Vorteil ist.“ Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH), pflichtete ihm bei und ergänzte: „Auch wenn wir in erster Linie die Fahne hochhalten für die Selbstständigkeit, muss man auch andere Optionen berücksichtigen. Wir sehen, dass ab 2020 zunehmend eine sektorenübergreifende fachärztliche Kooperation in vielen Bereichen nötig ist. Unsere Ärzte müssen darüber nachdenken, ob diese Zwitterfunktion etwas für sie ist. Die meisten Ärzte, die heute niedergelassen sind, haben das ja gerade getan, um die Klinik und alles, was mit Klinikarbeit einhergeht, loszuwerden.“ Ambulante und stationäre Versorgung soll zukünftig auch das Integrierte Versorgungszentrum (IVZ) Brunsbüttel übernehmen. Brunkhorst sieht das Modellprojekt, das bis 2018 umgesetzt werden soll, als „Prototyp für eine neue Versorgungsform an der Schnittstelle zwischen Basisklinik mit Innerer Medizin, Chirurgie und Geriatrie und kooperierenden Facharztpraxen sowie einer angepassten Notfallversorgung“. Eine weitere Option, um die ambulante Versorgung in Zukunft zu sichern, sahen die Diskutanten in der Förderung von Praxisnetzen. Der Vorsitzende des Dachverbandes der Praxisnetze, Stefan Homann, der sich unter den Gästen der Diskussionsrunde befand, äußerte den Wunsch nach dem Status als Leistungserbringer für zertifizierte Praxisnetze; dies müsse jedoch auf Bundesebene eingefordert werden. „Wir haben in Schleswig-Holstein die große Chance, eine sehr breite und gewachsene Netzlandschaft zu nutzen, die aus eigener Kraft und aus eigenen Mitteln von sehr engagierten Ärzten entstanden ist. Hochorganisierte Arztnetzstrukturen können durchaus auch Sitze übernehmen“, so Homann. Die Etablierung von Zweigpraxen, um weitere Standorte in der Fläche zu versorgen, wurde als weitere Option in den Fokus gerückt. Dass diese Möglichkeiten allerdings auch einige Fallstricke für die engagierten Ärzte bergen, die diesen Weg gehen, schilderte Schliffke: „Dass es nicht immer optimal gelingt, liegt nicht an den Ärzten selbst, sondern am Geld. Es gibt nicht zwei Töpfe für zwei Praxen, sondern das Honorarvolumen, das wir einem Arzt zur Verfügung stellen können, bezieht sich auch auf die Zweigpraxis. Jeder, der eine Zweigpraxis aufmacht, geht wieder in ein finanzielles Risiko.“ Ziegler fasste schließlich treffend in Anbetracht der diskutierten Möglichkeiten zusammen: „Der Werkzeugkasten ist gut gefüllt, wir müssen die Werkzeuge nur nutzen.“ Anne Mey 1 8 // I M N O R D E N O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 AMBULANTE VERSORGUNG Sprechstunde auf der Warft Wer auf Hallig Hooge erkrankt, muss in aller Regel auf das Festland. Seit Kurzem gibt es jedoch eine ärztliche Sprechstunde. unter den rund 50 Gästen, die auf die Hallig übersetzen und aus beruflichen Gründen auf der Fähre sind; die meisten von ihnen sind an diesem Septembertag Touristen. Während Steinort während der rund 75-minütigen Fährfahrt noch entspannt lesen kann, steht er mit dem Anlegen auf der Hallig unter Zeitdruck. Denn wenn er seinen Arbeitstag zu Hause beschließen möchte, muss er Punkt 15:45 Uhr wieder am Fähranleger sein – eine weitere Rückfahrt gibt es am gleichen Tag nicht mehr. Steinort wird von Thomas Frank mit dem Auto abgeholt. Der Krankenpfleger ist zusammen mit einer Kollegin Daueransprechpartner der Inselbewohner für gesundheitliche Probleme. Sie besetzen die medizinische Anlaufstelle und bereiten die Arztbesuche sorgfältig vor, damit die Arbeitszeit des Arztes so effektiv wie möglich genutzt werden kann. Bei der Ankunft berichtet Frank von 16 Patienten, die heute auf den Arzt warten, davon vier zu Hause. Auf der Fahrt zu seinen Patienten muss Dr. Gerhard Steinort durch das nordfriesische Wattenmeer. Über eine Stunde dauert die Di rektverbindung von Schlüttsiel bis zur Hallig Hooge. An Bord der „Hilligenlei“ muss Stein ort aber nicht draußen an Deck bleiben, son dern kann sich in den „Salon“ zurückziehen. Steinort wohnt im nordfriesischen Langen horn, wo er auch lange Zeit als Hausarzt nie dergelassen war. Während der Krankenpfleger den Wagen startet, liest sich Steinort in die Patientenakte ein und stellt Frank gezielte Fragen. Nach wenigen Minuten haben sie die erste Warft erreicht und gehen zu einem betagten Patienten hinein. SteinPatienten waren beim ort bleibt wenig Zeit, um über die Vordritten Arztbesuch geschichte, die ausgerechnet ihn auf die Steinorts Rekord Hallig geführt hat, nachzudenken. andrang. Weil auch Die KV Schleswig-Holstein hatHausbesuche darun ter sind und die Fähr te Kollegen in Nordfriesland gezielt für zeiten ihm maximal diesen Dienst angesprochen. Die ver4,5 Stunden Zeit las wiesen auf Steinort und seinen Kollegen sen, ist der Arzt von Beginn an unter Zeit Götzel, die früher zwei Jahrzehnte lang druck. in einer Einzelpraxis in Langenhorn praktiziert hatten. Aus ihren früheren 16 Foto: di P ellworm hat noch einen Hausarzt, natürlich auch die größeren Inseln Sylt, Föhr und Amrum. Auf den Halligen aber sind es die Menschen gewohnt, dass sie für die ärztliche Versorgung in aller Regel auf das Festland fahren müssen. Dies gilt auch für die rund 100 Bewohner von Hallig Hooge. Seit Sommer kommt nun im 14-tägigem Rhythmus ein Hausarzt zu ihnen: Dr. Gerhard Steinort und Dr. Heinz-Dieter Götzel wechseln sich für ihre Hausbesuche auf der Insel ab, nachdem sie eigentlich schon einige Jahre im Ruhestand waren. Praktiziert haben sie in dem kleinen Ort Langenhorn, nur wenige Autominuten vom Fährhafen Schlüttsiel entfernt. Von hier aus starten die beiden zu ihrem Arbeitstag, wenn sie jeweils an einem Dienstag durch das Wattenmeer zu ihren Patienten fahren. An diesem Tag ist es Steinort, der sich kurz vor 10 Uhr an der Fähre Hilligenlei einfindet. Er ist einer der wenigen I M N O R D E N // 1 9 Fotos: di AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 Einzelpraxen haben Nachfolger inzwischen eine Gemeinschaftspraxis gebildet und auch Steinort und Götzel agieren nun als Team mit einem gemeinsamen Patientenstamm. Steinort hat aber auch eine ganz persönliche Beziehung zu Hallig Hooge. Seine Mutter lebte früher auf Hooge und sein Großvater war Pastor auf der Hallig. Steinort selbst ist während einer Sturmflut auf der Überfahrt zwischen Hooge und der Insel Föhr geboren. Als Steinort zwei Jahre alt war, zog seine Mutter mit ihm aufs Festland nach Schleswig, später dann nach Süddeutschland. Steinort kam in der 1970er Jahren nach Schleswig-Holstein zurück, um sich in eigener Praxis niederzulassen. Dass er aber einmal auf der Hallig seiner Vorfahren Patienten behandeln würde, war für ihn nie absehbar. „Mit der KV-Anfrage schließt sich für mich am Ende des Berufslebens ein Kreis. Da konnte ich nicht nein sagen“, sagt der 70-Jährige. Als er den ersten Patientenbesuch abgeschlossen hat, drängt die Zeit noch mehr. Durch eine Fährverspätung und ein längeres Patientengespräch liegen er und Frank schon gewaltig im Zeitplan zurück. Steinort lässt sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und findet auch bei den nächsten Stationen die Zeit, mit den Warftbewohnern noch ein Wort abseits der Erkrankung zu wechseln. Auch Frank bleibt ganz gelassen. „Letzte Woche hättest Du hier sein sollen: Sieben Hubschraubereinsätze“, erzählt er dem Arzt. Zufällig war eine Anästhesistin aus München unter den Urlaubern und konnte helfen. Bis der Helikopter eintraf, waren alle Patienten optimal versorgt. Der Ärztin hat die Herausforderung während des Urlaubs offenbar gefallen: „Die kommt nächstes Jahr wieder“, sagt Frank. Nach rund 90 Minuten haben die beiden ihre Hausbesuche erledigt und beginnen mit der Sprechstunde auf der Hanswarft. Hier liegt das Gemeindezentrum „Uns Halligus“, ein kleiner Laden, ein wenig Gastronomie, ein paar Touristenattraktionen. Im Hauptgebäude befindet sich eine Information für Urlauber. Direkt daneben das Sprechzimmer, das sonst von Frank und der Gemeindekrankenschwester Barbara KirschbaumSchwalm genutzt wird. Die erste Patientin wartet bereits. Eine Anmeldung oder eine Wartezone gibt es nicht; wer auf Hooge zum Arzt muss, kann auf einem der beiden Besucherstühle vor der Touristeninformation Platz nehmen. Frank ist bei den Behandlungen dabei und hilft mit seinem Hintergrundwissen über die Patienten. Jeder der Angemeldeten kommt pünktlich, keiner versäumt seinen Termin. Jeder wartet auf dem Flur. Weil auch die öffentliche Toilette in diesem Gebäude untergebracht ist, herrscht ein ständiges Kom- Dr. Gerhard Steinort fährt seit Sommer im Wechsel mit dem Kollegen Dr. Heinz-Dieter Götzel auf die Hallig Hooge, um dort ärztliche Sprech stunden abzuhalten. Zusammen mit Krankenpfleger Thomas Frank (unten, links im Bild) empfängt Steinort mittags die Patienten im Ge meindezentrum auf der Hanswarft (oben). Sein Arbeitstag beginnt aber wegen der rund 75-minütigen Überfahrt morgens um 10 Uhr am Fähr anleger Schlüttsiel (rechtes Foto). Verpasst er die Fähre, erreicht er die Patienten am gleichen Tag nicht mehr. men und Gehen. Fast jeder bleibt direkt vor dem jeweils wartenden Patienten stehen, weil über den Stühlen Informationsmaterial über die Hallig angebracht ist. Die Patienten scheint es nicht zu stören. „Wir sind froh, dass hier Sprechstunde ist“, sagt einer. Rund eine Stunde vor Abfahrt der Hilligenlei ist der letzte Patient für heute versorgt. Steinort und Frank können sich aber noch nicht entspannt zurücklehnen – jetzt geht es um die Eingabe aller Daten. Weil ohne Unterstützung einer Medizinischen Fachangestellten (MFA) gearbeitet wird, pflegt Steinort alle Daten im Nachhinein ein. Würde er dies bei jedem Patienten sofort erledigen, käme die Taktung durcheinander und er liefe Gefahr, nicht jeden Patienten sehen zu können. Für Stein- ort ist das Programm Neuland und die Dateneingabe offensichtlich die unangenehmste Tätigkeit an diesem Arbeitstag. Erst fünf Minuten vor Abfahrt der Fähre schaltet er den Praxiscomputer aus. Frank wartet mit laufendem Motor vor der Tür. Steinort hat gerade noch Zeit, seine Sachen zusammenzupacken. Eine Blutprobe, die er ins Labor bringen will, vergisst er dennoch. Frank setzt zunächst den Arzt vor der Fähre Menschen leben auf Hallig Hooge – zu we ab, um dann noch die Blutprobe zu honig für eine Hausarzt len. Als das gelungen ist, kann Steinort praxis vor Ort. Des seinen Arbeitstag im Salon der Hillihalb wechseln sich genlei entspannt ausklingen lassen. Zuzwei Ärzte im 14-tägi frieden zieht er eine Bilanz seines Argen Rhythmus mit ei beitstages. Er freut sich auf den nächsner Sprechstunde im ten Halligbesuch, aber auch auf die Gemeindezentrum der Hallig ab. freie Zeit dazwischen. Dirk Schnack 100 2 0 // I M N O R D E N O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 GESUNDHEITSWIRTSCHAFT Auf dem Weg an die Spitze Nationale Branchenkonferenz in Rostock-Warnemünde. Internationaler Austausch nimmt zu. Portugal zeigt Potenzial. Kongresspräsident Prof. Horst Klinkmann (rechts) begrüßte in diesem Jahr über 700 Gäste auf der Nationalen Branchenkonferenz, die zu nehmend internationaler wird. Neben Vertretern aus dem diesjährigen Partnerland Portugal, mit dem Kooperationsabkommen unterzeichnet wurden (oben), kamen zahlreiche Gäste aus anderen Ländern, u. a. aus den früheren Partnerländern. Der inzwischen 80-jährige Klinkmann wird künftig kürzer treten – nach rund 20 Jahren an der Spitze gibt der Rostocker Medizinprofessor die Führungsposition in der Gesundheits wirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns an Prof. Wolfgang Schareck (Rostock) und Prof. Marek Zygmunt (Greifswald) ab. Seine Rolle als Gastgeber soll von einer Doppelspitze wahrgenommen werden. Fotos: BioCon Valley® M ecklenburg-Vorpommern sieht sich auf dem Weg zum Gesundheitsland Nummer eins. Diesen Anspruch untermauerten Politiker des Nachbarlandes auf der 11. Nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft in Rostock-Warnemünde. Tatsächlich hat es in den vergangenen Jahren beachtliche Fortschritte in der Branche gegeben, die einen bedeutenden Anteil am Aufschwung in Mecklenburg-Vorpommern haben. Diese Entwicklung will die rotschwarze Landesregierung fortsetzen, indem nun die internationalen Beziehungen deutlich ausgebaut werden. „Ziel muss es sein, dass wir uns stärker international ausrichten“, sagte Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) in Warnemünde. Zusammen mit Gesundheitsministerin Birgit Hesse (SPD) hatte Glawe mit Vertretern des Partnerlandes Portugal über eine Zusammenarbeit gesprochen. Bei einem Arbeitsbesuch in Portugal sollen konkrete Kooperationen von Unternehmen vereinbart werden. In erster Linie sind für den Nordosten laut Glawe bislang das deutschsprachige Ausland und der Ostseeraum interessant. Portugal dagegen bezieht aus Mecklenburg-Vorpommern erst Waren im Wert von rund 100 Millionen Euro, die Gesundheitswirtschaft zählte hier aber nicht zu den führenden Branchen. Enger zusammenarbeiten will Mecklenburg-Vorpommern in der Gesundheitswirtschaft gezielt mit der portugiesischen Region Coimbra. Engere wirtschaftliche Beziehungen kann sich Portugals Gesundheitsminister Dr. Paulo Macedo, der zusammen mit Portugals Botschafter für die Kooperation in Warnemünde warb, etwa in der Pharmaindustrie vorstellen. Sein Land exportiert derzeit schon mehr Pharmaprodukte als Wein, wie Macedo berichtete. Außerdem verfügt Portugal über gut ausgebildete Pflegekräfte, die nach Angaben von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) keine Probleme mit der Anerkennung ih- I M N O R D E N // 2 1 Foto: BioCon Valley® AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 rer Qualifikation in Deutschland hätten. „Unser Bedarf ist nach oben offen“, bekräftigte Sellering das Interesse seines Bundeslandes gegenüber den portugiesischen Gästen. Konkrete Kontakte zwischen portugiesischen und einheimischen Unternehmen wurden auf der Konferenz bei einem für die Firmen eingerichteten Matchmaking geknüpft. Auch auf portugiesischer Seite ist das Interesse groß. 32 Teilnehmer und 15 Unternehmen aus Portugal waren vor Ort. Das Partnerland genießt nicht nur bei Kongresspräsident Prof. Horst Klinkmann großes Vertrauen, nachdem es die Wirtschaftskrise überwunden hat. Klinkmann berichtete nach einem Arbeitstreffen in Portugal von einer Aufbruchsstimmung, die er mit der Zeit nach der Wende in den neuen Bundesländern verglich. Nach den in Warnemünde genannten Zahlen ist die Gesundheitswirtschaft eine wichtige Säule für den langsamen, aber stetigen Aufschwung der vergangenen Jahre im Nordosten. Ihr Anteil an der Bruttowertschöpfung ist nach Berechnungen des Bundes mit fast 14 Prozent höher als in jedem anderen Bundesland und ihr Beitrag zur Beschäftigung ist deutlich gestiegen. Im Jahr 2003 waren erst 12,4 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Angestellten in der Gesundheitswirtschaft beschäftigt, 2014 waren es bereits 17,6 Prozent. Wirtschaftsminister Glawe erwartet, dass die Branche weiterhin ein Wachstum über dem volkswirtschaftlichen Durchschnitt erzielen wird. Angeschoben wird die Dynamik schon seit Jahren durch beachtliche öffentliche Fördergelder von Bund und Land. Innerhalb von zehn Jahren kamen neben 7,5 Millionen Euro vom Land weitere 60 Millionen Euro vom Bund und der Europäischen Union. Für die kommenden sieben Jahre sind vom Bund Fördermittel in dreistelliger Millionenhöhe zugesagt. Sellering verspricht sich weitere Fortschritte von einer intensiveren Zusammenar- beit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Gesundheitseinrichtungen sowie von der Umsetzung eines bereits formulierten Masterplans für die Gesundheitswirtschaft. Neben Kontakten zum Partnerland stand in diesem Jahr das Thema „Genuss Gesundheit“ im Mittelpunkt des von rund 700 Teilnehmern besuchten Kongresses. Zukunftsforscher Eike Wenzel machte deutlich, dass er im sogenannten zweiten Gesundheitsmarkt zweistellige Wachstumsraten erwartet, auch weil die Menschen zunehmend die Themen Gesundheit und Nachhaltigkeit in ihrer Lebensführung berücksichtigen. „Es gibt ein riesiges Bedürfnis, für das noch gar nicht alle Angebote da sind“, sagte Wenzel. Nach seinen Angaben wird dies besonders in der Lebensmittelindustrie zu Umwälzungen führen. Große Konzerne werden sich nach seiner Meinung auf Umsatzeinbrüche einstellen müssen, wenn sie sich dem Trend zu regionalen, authentischen Produkten verweigern. Ein anderes Thema, mit dem sich viele Teilnehmer in einem Forum beschäftigten, war die Frage, wie Hausärzte Menschen zu einer gesunden Lebensführung motivieren könnten. Prof. Attila Altiner, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeinmedizin an der Universität Rostock, stellte hierzu klar, dass es nicht klassische Aufgabe der Hausärzte sei, als „Gate-Opener“ für gesunde Lebensführung zu agieren und dass sie dafür auch nicht ausgebildet sind. „Einen richtigen Notfall mit Blaulicht – das können wir Ärzte“, sagte Altiner. Bei der Motivation zu einer gesünderen Lebensweise scheitern viele Ärzte nach seiner Beobachtung, weil ihnen hierzu in Aus- und Weiterbildung nur wenig vermittelt wird. Viele von ihnen scheitern nach seiner Wahrnehmung mit dem gut gemeinten Versuch, mit erhobenem Zeigefinger zu belehren und das schlechte Gewissen von Patienten zu verstärken, statt positive Rückmeldungen für erfolgreiche kleine Schritte zu geben und gemeinsam mit dem Patienten zu ent- Auf der Nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft geht es stets auch politisch zu, außerdem werden die Beziehungen zum jewei ligen Partnerland gepflegt und ausgebaut. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (zweiter von rechts) und Portugals Gesundheitsminister Paulo Macedo (dritter von rechts) vereinbarten in Rostock-Warnemünde einen intensiveren Austausch in der Gesund heitswirtschaft. Beide Seiten sollen profitieren – u. a. von einem Aus tausch von Pflegekräften aus Portual, aber auch durch einen verstärkten Handel mit Produkten und Dienstleistungen. scheiden, welche Schritte umgesetzt werden könnten. Dafür ist nach seiner Einschätzung erforderlich, Empathie nicht nur für die kranken Menschen, sondern auch in der Vorbeugung zu zeigen. Dafür sei eine „akzeptierende Haltung“ erforderlich, mit der der Arzt die Situation aus Sicht des Patienten betrachtet und zu verstehen versucht. „Man muss dem Patienten helfen, Argumente für eine Änderung der Lebensführung zu finden“, riet Altiner. Ziel sei es, Veränderungsbereitschaft zu erzeugen und die Wirksamkeit des Patientenhandelns zu stärken. DaTeilnehmer sind in diesem Jahr zur Nati für, wünschte sich Altiner, müssten Allonalen Branchenkon gemeinmediziner schon in der Weiterbilferenz Gesundheits wirtschaft nach War dung geschult werden. Allerdings räumnemünde gekommen. te er ein, dass die Rahmenbedingungen in der Hausarztmedizin diese motivierende Unterstützung für Patienten nicht leicht machen. „Die Gesellschaft muss entscheiden, ob sie den Hausarzt in dieser Rolle sehen will“, sagte Altiner, der zuvon ihnen stammten gleich mehr Versorgungsforschung zu aus dem diesjähri gen Partnerland Por diesem Thema fordert. tugal. Die portugiesi In einem weiteren Forum beklagsche Region Coimb ten Vertreter der Pharmaindustrie fehra und Mecklenburglende Wertschätzung für die Leistungen Vorpommern wollen ihrer Branche. Für technische Innovakooperieren. tionen, stellte Birgit Fischer (Hauptgeschäftsführerin des Verbandes forschender Arzneimittelhersteller vfa) fest, gebe es in Deutschland eine hohe Wertschätzung. Für medizinische und besonders Euro beträgt bislang für pharmazeutische Innovationen geldie Einfuhr von Wa ren aus Mecklenburg- te dies weniger, obwohl die Leistungen Vorpommern nach extrem große Bedeutung für die GesellPortugal – die Ge schaft hätten. Als Beispiele führte sie die sundheitwirtschaft Fortschritte in der Therapie der chronispielt hier bislang kaum eine Rolle. schen Hepatitis C an. Dirk Schnack 700 32 100 Mio. 2 2 // I M N O R D E N O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 ÖDEMTHERAPIE LymphTrio Die Initiatoren des Lymphnetzes Kiel wollen für die Thematik sensibilisieren und suchen Unterstützung – besonders bei den Hausärzten. Dr. Bertram Wittrin, Susanne Hügel und Andreas Kurda (v. l.) behandeln seit gut sechs Jahren Patienten mit Lymphödemen in Kiel. strumpfung anschaut. Da schließt sich manueller Lymphdrainagen, die sie pro dann der Kreis“, so Kurda zum strukQuartal verordnen dürfen, sofort drüturierten Ablauf der Behandlung. „Wir ber sind und die Regressproblematik da sind ambulante Partner, die gemeinsam ist. Was aber viele nicht wissen: Die Lymein Paket anbieten, was so juristisch abphödemerkrankung ist in einem Katalog gesichert ist. Der Patient übt sein Wahlvon Erkrankungen gelistet, wo man eine recht aus, indem er sagt, dass er an dieser Langfristverordnung von Patientenseikoordinierten Therapieform teilnehmen te bei der Krankenkasse beantragen kann. möchte.“ Inzwischen sind mit Dr. Carrol In diesem Augenblick fallen sämtliche Mit dem ICD Code Strotmann und Dr. Stephan Leiting zwei manuellen Lymphdrainagen in Bezug 189.0 ist laut einem weitere Ärzte dem Netzwerk beigetreten auf dieses chronische Lymphödem nicht Schreiben der KVSH und neben der Praxis Hügel konnte auch mehr ins ärztliche Budget“, erklärt Kuran Dr. Wittrin nicht nur die Elephantia die Praxis für Physiotherapie des Städda. Ein weiteres Problem sei die Partnersis gemeint. Der Code tischen Krankenhauses Kiel für die Kosuche: „Viele Ärzte sind gefrustet, weil sie sei offiziell für die Di operation gewonnen werden. Dennoch nicht wissen, zu welchem Therapeuten agnose „Lymphödem, müssen Patienten laut Kurda auch mal sie ihre Patienten schicken können, die anderen Orts nicht nicht nur manuelle Lymphdrainage, sonklassifiziert“ vorgese ein halbes Jahr auf einen Termin bei den hen und werde auch Spezialisten warten: „Wir haben einen dern auch die Kompressionsbandagieso bei der Herausrech sehr großen überregionalen Einzugsberung beherrschen, oder welches Sanitätsnung durch die Prü reich. Die Leute kommen auch von Sylt haus infrage kommt.“ Nicht jeder habe fungsstelle berück oder aus Rostock zu uns.“ die Zeit und den Elan, ein neues Netz sichtigt. Neben Kiel ist noch das Lymphnetz aufzubauen, doch wünscht sich Kurda, Flensburg aktiv, „in Lübeck formiert sich dass die Allgemeinmediziner wenigstens gerade etwas, das ist aber noch in den der Erhaltungsphase gegenüber aufgeStartlöchern“. Kurda würde sich daher schlossen sind: „Die Vorarbeit ist schon wünschen, dass sich mehr Ärzte für das durch das Lymphnetz geleistet, die HausFormulare für den ärzte müssten maximal einmal im QuarTherapiebericht oder Thema begeistern: „Das kann eigentlich den Antrag auf Lang auch jeder Hausarzt. Aber die Problematal manuelle Lymphdrainage aufschreifristverodnung stellt tik des Lymphödems ist oftmals gar nicht ben, wenn es denn sein muss, und jedes das Lymphnetz Kiel präsent. Ein ganz großes Problem sind halbe Jahr eine Bestrumpfung, das war es unter www.lymph auch die Heilmittelverordnungen, die in eigentlich. Sollten die Patienten die Benetz-kiel.de unter das Budget reinfallen. Eine hochfrequen- handlung aber abbrechen, müssen sie die „Downloads“ zur Verfügung. te manuelle Lymphdrainage bedeutet, Therapie wieder von vorn beginnen.“ dass die Ärzte über die maximale Anzahl Anne Mey ICD Code Download Foto: Lymphnetz A rzt, Therapeutin und Sanitätsfachhändler – mit diesen drei Spezialisten wurde im Jahr 2009 der Grundstein für das Lymphnetz Kiel gelegt. Dr. Bertram Wittrin, Facharzt für Chirurgie mit Zusatzbezeichnung Phlebologie, Therapeutin Susanne Hügel sowie Orthopädietechnik-Meister und Geschäftsführer des Sanitätshauses Kurda, Andreas Kurda, sind Gründungsmitglieder der Kooperation, die ein Therapiekonzept gemäß den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie erarbeitet haben und seitdem erfolgreich Patienten mit Lymphödemen versorgen. Das Konzept baut entsprechend der Expertise der Initiatoren auf drei Bausteinen auf: Am Anfang steht die Diagnose durch einen Arzt, der einen individuellen Therapieplan erstellt. Darauf folgt die etwa dreiwöchige Phase der Entstauung mithilfe manueller Lymphdrainage und Kompressionsbandagierung durch einen dafür qualifizierten Therapeuten. Dieser weist durch Messungen die Erfolge seiner Therapie nach und hält sie in einem Therapiebericht fest, den der Arzt erhält. Schließlich führt der Weg des Patienten ins Sanitätshaus, wo er maßgefertigte flachgestrickte Kompressionsstrümpfe erhält, die zur Erhaltung dienen. „Danach müssen die Patienten dann noch einmal zum Arzt, der dann auch die Be- I M N O R D E N // 2 3 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 N ach vier Jahren hat das auch nach Schleswig-Holstein ausstrahlende Projekt „Psychenet“ (Hamburger Netz psychische Gesundheit) eine überwiegend positive, teils aber herausfordernde Abschlussbewertung bekommen. Beim 4. Symposium mit Ausstellung in der Handelskammer Hamburg sagte der wissenschaftliche Sprecher, Prof. Martin Härter (Psychiatrie UKE), einige der elf Teilprojekte hätten sich erkennbar bewährt, bei anderen müsse noch geprüft und gearbeitet werden. Das vom Bundesforschungsministerium als eine der fünf „Gesundheitsregionen der Zukunft“ geförderte Netzwerk in der Region Hamburg habe sich von ursprünglich 60 auf über 100 Teilnehmer erweitert: wissenschaftliche und medizinische Einrichtungen, Beratungsstellen, Behörden, Handelskammer Hamburg, Unternehmen, Betroffene und Angehörigenverbände zählen u. a. dazu. Über 300 Ärzte und Psychotherapeuten sowie andere Fachleute haben danach Versorgungsmodelle entwickelt und erprobt, die eine frühere Erkennung und bessere Behandlung von psychisch Kranken erlauben sollen. Bisher sah es nicht ganz so gut aus. Allein in Hamburg galt für über 70.000 Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen und dauerhaften psychosozialen Behinderungen: „Viele von ihnen finden den Weg in das Versorgungssystem nicht oder erst sehr spät oder werden nicht adäquat nach wissenschaftlichem Stand versorgt.“ Nunmehr sei positiv festzustellen, so Härter, dass man bei den vier zentralen Themen spürbar vorangekommen sei: Information, Prüfung der Angebote, Transfer in die Praxis und Verstetigung – die letzten beiden Themen bei den vier Stabsstellen begleitend zur wissenschaftlichen Arbeit. Die Aufklärungs- und Bildungskampagne (Thema 1) wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Sie enthalte die erste umfassende und geprüfte deutsche Website zu psychischen Erkrankungen und für Erkrankte. Kritisch erscheint allerdings, dass längst nicht alle davon profitieren dürften, weniger wohl die älteren, schwerer Betroffenen und nicht digital Geübten. Positiv aber auch, dass über 180 „Dienstleistungsbausteine“ entwickelt worden seien, die künftig deutschlandweit genutzt werden könnten. Beispiele dafür waren allerdings noch nicht zu erfahren, weil über die Art und Weise einer Veröffentlichung noch beraten werde, hieß es auf Nachfrage. Weitere Teilprojekte, die seit 2011 vorangebracht wurden, waren innovative Versorgungsmodelle wie die erstmalige Implementierung einer Betroffenen- und Angehörigenberatung in PSYCHISCHE ERKRANKUNGEN Spürbar vorangekommen Ein erstes Fazit zum Psychenet in Hamburg fällt positiv aus. In einzelnen Projekten herrscht allerdings Stillstand. 70.000 Menschen mit schwe ren psychischen Er krankungen und dau erhaften psychosozia len Behinderungen le ben in Hamburg. Für viele von ihnen lie ße sich die Versorgung verbessern. Deutschland, das erste alters- und fachübergreifende Versorgungsmodell für Psychosen oder die erstmalige Umsetzung eines evidenzbasierten SteppedCare-Modells für unipolare Depressionen. Auch die umfassende Prävention, die Verbesserung der Diagnostik, der Indikationsstellung und der Behandlung gehörten dazu. Wenig erfolgreich war bisher die Aufklärung der Bevölkerung über psychische Erkrankungen, aber auch die Förderung der psychischen Gesundheit in den Betrieben, da zu wenige Firmen bereit waren, sich an den aufwendigen Studien zu beteiligen. Auf die Frage, ob sich alle (fast perfektionistisch anmutenden) Vorschläge verwirklichen ließen, hieß es, dies hänge u. a. von der Entwicklung der neuen Gesundheitsgesetze ab. Wenn aber „Politik und Behörden, Forschung, Wirtschaft, Versorger (also Ärzte und andere Gesundheitsberufe) an einem Strang ziehen müssen“, dürfte ein Fragezeichen angebracht sein: im Großen und Ganzen sicher ja, so wie bisher bei „Psychenet“, aber auch wenn es im Detail um konkurrierende Partikularinteressen geht? Die Hoffnung bleibt, dass die Wünsche des Betroffenenvertreters und Peer-Beraters Rolf Sieck (Irre menschlich Hamburg e. V.) auf der Pressekonferenz weitgehend in Erfüllung gehen: Projekte wie Psychenet bundesweit installieren; die nötigen Mittel dafür zur Verfügung stellen; die Früherkennung verbessern; Wartezeiten für angemessene Behandlung verkürzen; Angehörige standardmäßig einbeziehen; letztlich die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen beenden. Um all dies zu erreichen, scheint es erforderlich, den „Strohfeuereffekt“ eines zeitlich begrenzten Projekts zu vermeiden und Verstetigung zu erreichen. Dabei spielt, wie Härter sagte, der regionale Beirat eine wichtige Rolle. Im Beirat ist für Schleswig-Holstein Prof. Arno Deister vertreten, Chefarzt des Zentrums für Psychosoziale Medizin im Klinikum Itzehoe. Er sagte bei einer Podiumsdiskussion und danach, die medizinische Zusammenarbeit in der Metropolregion Hamburg, in diesem Fall mit Schleswig-Holstein, sei sicher etwas intensiver geworden: „Sie hat aber noch längst nicht den Umfang, der im Interesse der Patienten und Angehörigen sinnvoll wäre.“ Das liege nicht zuletzt an der landesbezogenen Krankenhausplanung. Es sei allerdings auch so, dass sich Schleswig-Holstein nicht verstecken müsse: „Wir haben doch in vielen Regionen zukunftsweisende Projekte entwickelt, die ebenfalls den Aspekt der Integration von Hilfe- und Versorgungsleistungen in den Vordergrund stellen. Ein Beispiel dafür sind die regionalen Psychiatrie-Budgets, die vor über 13 Jahren in Schleswig-Holstein entwickelt wurden und die inzwischen etwa ein Drittel des Landes umfassen.“ Dies sind nach Deister die Kreise Herzogtum Lauenburg, Steinburg, Dithmarschen, RendsburgEckernförde und Nordfriesland. In den dortigen Modellprojekten würden viele der jetzt auch in Hamburg erprobten Ideen umgesetzt. Auch die Beteiligung der Betroffenen und der Angehörigen macht anscheinend Fortschritte: „Insbesondere wir im Kreis Steinburg beginnen gerade mit einem umfangreich angelegten Projekt der Einbindung von Menschen mit Psychiatrieerfahrung in die Versorgungsstruktur des Kreises. Wir haben dabei übrigens auch die intensive und für uns sehr hilfreiche Unterstützung der Landesregierung. Diese Ansätze werden sicherlich weiter entwickelt.“ Und: Von außen betrachtet gelte unser Land in vielen Bereichen bereits als vorbildlich. Von daher war es selbstverständlich, dass schleswig-holsteinische Einrichtungen in Hamburg präsent waren, z. B. werbewirksam die Curtius-Klinik für Psychosomatische Medizin in Bad Malente (CA Dr. Silke Kleinschmidt). Horst Kreussler 2 4 // I M N O R D E N A PD Dr. Werner Hof mann ist Chefarzt der Klinik für Geriatrie am FEK. GERIATRIE Auf zwei Beinen nach Hause „Wir schonen unsere Patienten nicht“ – Die Klinik für Rehabilitation und Geriatrie am FEK Neumünster feiert 20-jähriges Bestehen. 2.600 Patienten pro Jahr werden im Geriatri schen Zentrum der Klinik Bad Bramstedt und des FEK pro Jahr behandelt. Davon entfallen 1.800 Pa tienten auf das FEK und 800 auf die Kli nik Bad Bramstedt. lle beteiligten Berufsgruppen ziehen an einem Strang“, sagt PD Dr. Werner Hofmann, Chefarzt der Klinik für Frührehabilitation und Geriatrie am FriedrichEbert-Krankenhaus (FEK), über das Erfolgsrezept des nun seit 20 Jahren bestehenden Fachgebietes an der Klinik in Neumünster. „Die verschiedenen Berufsgruppen wirken auf gleiche Art und Weise auf die Patienten ein, sodass unser Patient weiß, dass alle, die mit ihm zu tun haben, in einer abgestimmten und gleichgerichteten Art und Weise handeln. Wir versuchen so ein spezifisches therapeutisches Milieu zu schaffen. Das gibt den Patienten Sicherheit“, erklärt Hofmann das Therapiekonzept für die im Schnitt 85-jährigen Patienten, die nach einer akuten, oftmals auch lebensbedrohlichen Erkrankung in die Klinik für Altersmedizin kommen. Je besser es gelinge, die psychische Seite zu befriedigen, umso besser sei auch der Behandlungserfolg, so der Klinikchef. Angestrebter Therapieerfolg heißt in diesem Zusammenhang, dass 80 Prozent der betagten Patienten auf ihren beiden Beinen gehend nach Hause entlassen werden können. Damit dies gelingen kann, wird bereits ganz am Anfang Kontakt mit der vorbehandelnden Station, z. B. der Unfallchirurgie oder der Inneren Medizin aufgenommen, um möglichst früh mit dem Patienten und seinen Angehörigen ein Ziel zu erarbeiten und zu formulieren. Ein häufig gebrauchtes und praktisches Tool sei die Frage, wie viele Stufen die Patienten zu Hause überwinden müssen, um in ihre Wohnung zu kommen. Hofmann: „So versuchen wir ein ganz einfaches, konkret nachvollziehbares Ziel zu formulieren, das man auch jeden Tag neu vermitteln kann.“ So könne man die Patienten damit motivieren, wenn sie Etappenziele wie die Hälfte der benötigten Stufen erreichen. Während der Behandlungszeit erhalten die Patienten Physiotherapie, Ergotherapie und „vor allem aktivierende, anregende Pflege, um Therapieerfolge zu erreichen“. Überhaupt schone man die Patienten während ihres zwei- bis dreiwöchigen Aufenthaltes in der Klinik nicht: „Wir fordern sie heraus, wir versuchen sie zu motivieren, sie anzutreiben. Wir versuchen aber auch, geduldig zu sein, geben Zuwendung und versuchen, die menschliche Komponente durch Kommunikation einzubeziehen. Wir wollen vermitteln, dass die Erkrankung, die den Patienten ursprünglich zu uns geführt hat, nicht Schicksal ist, sondern dass man daraus einen Weg finden kann“, schildert Hofmann. Wichtig sei auch, die verschiedenen psychischen und sozialen und die Vielzahl der gesundheitlichen Faktoren, die die Patienten im Laufe ihres Lebens angesammelt hätten, zu berücksichtigen. Man versuche die biografischen Aspekte durch Gespräche und Fragen zu erheben und zu einem Gesamtbefund zusammenzuführen. Seit zwei Jahren wird dem Behandlungsteam die Dokumentation durch eine EDV-gestützte Pflegedokumentation erleichtert, eine Art digitale Patientenakte, durch die alle beteiligten Berufsgruppen in der Lage sind, die Dokumentation elektronisch und unabhängig von einer physischen Akte, die sonst von einem Büro ins nächste wandern muss, durchzuführen. Ein technischer Fortschritt, den man sich vor 20 Jahren wohl noch nicht so vorstellen konnte. Doch hat sich aus Sicht des interdisziplinären Teams nicht alles zum Guten verändert. Physiotherapeutin Susanne Niedermann, die von Beginn an in der Klinik gearbeitet hat, stellt fest, dass bei Eröffnung der Klinik 1995 deutlich mehr Zeit für die Patienten blieb, die damals auf maximal 30 Betten verteilt waren (heute: 82 Betten und 15 Tagesklinikplätze): „Am Anfang hatten wir 45 Minuten Zeit pro Patient für die Physiotherapie. Heute nur noch 30 Minuten inklusive Dokumentation. Man hatte damals einfach ganz andere Möglichkeiten.“ Da sei es schon mal vorgekommen, dass Patienten zwei Monate in der Klinik waren, heute ist bei maximal 21 Tagen Schluss. Man könne den Aufbau der Patienten nicht mehr so vervollständigen, wie es früher der Fall gewesen sei. Vor 20 Jahren hätten Patienten nach einem Schlaganfall 20 Tage auf der Akutstation gelegen, nun kämen sie schon nach acht bis neun Tagen in die Geriatrie. „Dann sind die Patienten noch schwer krank und eine aktivierende Pflege schwierig“, so Jana Lahann, Pflegeleitung für Geriatrie und Neurologie. „Man muss in neuen Strukturen denken“, ergänzt Niedermann. Um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden, pflegt die Klinik für Frührehabilitation und Geriatrie die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Stationen, um die Diagnostikwege so kurz wie möglich zu halten. So werden die Stationen 42 und 43 mit der Klinik für Innere Medizin und der Klinik für Neurologie zusammen geführt. Außerdem gibt es eine Station rein für geriatrische Patienten sowie eine Tages klinik mit 15 Plätzen. Auf der Station Ü76 werden Patienten mit Demenz, die aufgrund einer Erkrankung behandelt werden müssen, aufgenommen. Die Geriatrie in Neumünster ist gemeinsam mit Bad Bramstedt im 6K-Verbund inzwischen zahlenmäßig die größte Abteilung. Das Geriatrische Zentrum, das beide bilden, gehört nach Auskunft von FEK-Sprecherin Maren von Dollen zu den Top Ten in Deutschland. Anne Mey Foto: FEK O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 I M N O R D E N // 2 5 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 KAMMERVERSAMMLUNG Mehr Flexibilität gefordert Dr. Anke Bohm hofft für künftige Ärztegenerationen auf neue Arbeitsstrukturen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Foto: ÄKSH A ls geradlinig würde Dr. Anke Bohm ihren Werdegang bezeichnen, wenngleich sich der Wunsch, Ärztin zu werden, vergleichsweise spät erst in ihrer Abiturzeit entwickelte. Mit ein bisschen Glück bekam sie direkt einen Studienplatz und es verschlug die gebürtige Rheinländerin in den hohen Norden nach Kiel. Dort stellt sie bereits in den ersten Semestern fest, dass die Gynäkologie ihr Traumfach ist und untermauerte ihr Vorhaben mit entsprechenden Famulaturen, u. a. auch in Indien. „Gynäkologie war schon immer mein Schwerpunkt, dennoch habe ich meine erste Stelle 1988 in der Pathologie angetreten und dann heimlich nach anderen Stellen Ausschau gehalten“, erzählt die heute 53-Jährige. „Mit Eröffnung der Frauenklinik im ‚Städtischen‘ habe ich dann gewechselt. Dort herrschte so eine Aufbruchsstimmung, es war eine ganz besondere Zeit und wir gehörten zur ersten Garde. Das war großartig“, schwärmt Bohm vom Beginn ihrer Karriere. In dieser Zeit wird auch ihr erster Sohn geboren, der inzwischen selbst Medizin in Berlin studiert. Noch heute ist sie dankbar für die Unterstützung ihres damaligen Chefarztes, der „Schwangerschaften immer sehr positiv unterstützt hat. Das hat vieles erleichtert. Ich weiß aber auch, dass das eine Ausnahme ist und nicht an der Tagesordnung.“ Aus dieser Erfahrung he raus und den Gesprächen bei ihrer täglichen Arbeit, der sie seit 2001 in einer Gemeinschaftspraxis in Kiel mit Schwerpunkt Schwangerenbetreuung und pränatale Sonografie nachgeht, hat Bohm besonders die Situation der jungen Frauen im Blick: „Ich sehe bei den jüngeren Kolleginnen, die ich auch als Patientinnen erlebe, dass der Karriereknick noch nicht aufgehoben ist. Die bisherigen Strukturen sind noch nicht ausreichend, um Karriere und Familie einfach zu vereinbaren.“ Daher wäre für die Gynäkologin auch der ehemalige Frauenausschuss in der Kammerversammlung von Interesse gewesen. „Im Moment ist das aber kein Thema. Wir bilden aktuell DR. ANKE BO H M Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Jahrgang 1962 seit 2001 in einer Gemeinschaftspraxis in Kiel niedergelassen Dr. Anke Bohm ist seit 2013 Mitglied der Kammerversammlung mehr Frauen als Männer an der Uni aus. Die Diskussion kommt wahrscheinlich dann wieder nach vorn, wenn diese jungen Frauen in die Kliniken und Praxen strömen. Für die junge Ärztegeneration hoffe ich auf eine Veränderung der Arbeitsstrukturen in Klinik und Praxis mit neuen Arbeitszeitmodellen, Kooperation und Vernetzung.“ Kommunikation und Vernetzung sind bei der Mutter von zwei Söhnen auch in ihrem eigenen Alltag feste Bestandteile: „Bei mir steht die Patientenkommunikation im Mittelpunkt. Ich bin der Meinung, dass man dadurch schon die Weichen für die Therapie stellen kann. Durch die Anforderungen der Bürokratie und des Qualitätsmanagements wird man zusätzlich stark gefordert. Unser Berufsverband in Kiel ist aber sehr gut vernetzt und durch gegenseitige Unterstützung geprägt. Das schafft Verbundenheit und die Netzwerke sind sehr hilfreich.“ Als eine der kommenden Herausforderungen ihres Berufsstandes sieht sie „die Gratwanderung zwischen den eigenen Ansprüchen an ein medizinisch fachkundiges, verantwortungsvolles, umsorgendes Handeln für den Patienten und den immer enger werdenden finanziellen Spielräumen. Das Selbstverständnis des Arztberufes und die gesellschaftliche Wahrnehmung sind bereits im Wandel.“ Diesen Anforderungen will sie mit ihrem Engagement in der Kammerversammlung begegnen, in die sie eher zufällig geraten ist: „Ich bin ein ganz unbeschriebenes Blatt, was die Berufspolitik angeht. Ein befreundeter Kollege aus der Kammerversammlung hatte mich schon vor fünf Jahren darauf angesprochen, damals habe ich abgelehnt. 2013 aber hatte ich das Gefühl, jetzt mehr Zeit dafür zu haben. Ich finde es spannend, auch mal über den Tellerrand zu schauen. Die ersten Sitzungen waren von viel Bürokratie geprägt, aber es herrscht ein konstruktives, offenes und positives Diskussionsklima. Ich genieße den kollegialen Austausch und auch das Wiedersehen mit Kollegen aus der Klinik- und Studienzeit.“ Anne Mey 2 6 // P E R S O N A L I A O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 G EBU RT STAGE Auszeichnung für Dr. Wiebke Birnbaum Veröffentlicht sind nur die Namen der Jubilare, die mit der Publikation einverstanden sind. Ahmad Lafi, Marne, feiert am 02.11. seinen 75. Geburtstag. Dr. Götz-Dieter Lehmann, Klein Offenseth-Sparrieshoop, feiert am 03.11. seinen 75. Geburtstag. Dr. Alexandra von Hobe, Husum, feiert am 04.11. ihren 75. Geburtstag. Dr. Hellmut Vahle-Hinz, Norderstedt, feiert am 04.11. seinen 70. Geburtstag. Dr. Hartmut Bahte, Büchen, feiert am 12.11. seinen 70. Geburtstag. Dr. Gertrud Srna, Ahrensburg, feiert am 13.11. ihren 75. Geburtstag. Dr. Inge Muck-van den Bruck, Lübeck, feiert am 19.11. ihren 75. Geburtstag. Dr. Jürgen Oloffs, Lübeck, feiert am 19.11. seinen 85. Geburtstag. Dr. Olaf Höper, Scharbeutz, feiert am 20.11. seinen 70. Geburtstag. Dr. Wolfram Pelz, Preetz, feiert am 22.11. seinen 70. Geburtstag. Dr. Gisela Turek, Westensee, feiert am 22.11. ihren 95. Geburtstag. Dr. Dietrich von Maltzahn, Lübeck, feiert am 23.11. seinen 75. Geburtstag. Dr. Gerhard Röpke, Fockbek, feiert am 25.11. seinen 95. Geburtstag. Dr. Gerhard Witt, Mölln, feiert am 26.11. seinen 90. Geburtstag. Dr. Ingelene Braulke, Geesthacht, feiert am 27.11. ihren 70. Geburtstag. Dr. Hans vom Hövel, Lübeck-Travemünde, feiert am 27.11. seinen 80. Geburtstag. KURZ NOTIERT Diako-Manager im Ruhestand Mit Karl-Heinz Vorwig hat sich einer der bekanntesten Klinikmanager im Land in den Ruhestand verabschiedet. Von den mehr als 40 Jahren, die Vorwig im Gesundheitswesen tätig war, arbeitete er die letzten 13 Jahre für die Diako in Flensburg, die ihren Jahresumsatz in seiner Amtszeit von 75 auf 172 Millionen Euro gesteigert hat. Ursache dafür war ein Wachstum in zahlreichen Bereichen; so waren auch viele Einrichtungen in der Altenhilfe und im Krankenhausbereich hinzugekommen. Nicht mehr in seiner Amtszeit zu realisieren war die Finanzierung eines Krankenhausneubaus auf dem Diako-Gelände. Dafür ist sein Name mit der Gründung des Klinikverbundes mit dem benachbarten katholischen Malteser Krankenhaus St. Franziskus-Hospital verbunden. Diplom-Kaufmann Vorwig war vor seiner Flensburger Zeit u. a. im UKE, im Albertinen sowie in Walsrode und Soltau tätig. Nachfolger Vorwigs ist wie berichtet Martin Wilde, der aus der imlandKlinik Rendsburg und Eckernförde nach Flensburg wechselte. (PM/Red) Dr. Wiebke Birnbaum (links) mit Dr. Anja Frankenberger-Meyer von „Kindness for Kids“. D r. Wiebke Birnbaum, Fachärztin für Kinderheilkunde am UKSH, Campus Lübeck, erhielt den Versorgungspreis der Stiftung „Kindness for Kids 2015“. Birnbaum nahm den mit 40.000 Euro dotierten Preis im vergangenen Monat auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin in München entgegen. Mit dem Betrag wird das Team um die Lübecker Preisträgerin ein Projekt unterstützen, das die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit seltenen Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung (DSD: Differences of Sex Development) verbessern will. DSD betrifft Menschen, die aufgrund angeborener biologischer Besonderheiten nicht den üblichen Kategorien von männlich und weiblich entsprechen. Birnbaum arbeitet in der Sektion für Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, die sich mit der Erforschung von DSD beschäftigt. Im Zentrum für Seltene Erkrankungen am UKSH berät ein fachübergreifender Verbund von Spezialisten die Patienten und Angehörigen. Durch das jetzt geförderte Projekt sollen künftig die Sprechstunden noch individueller gestaltet werden. Zudem planen Birnbaum und ihre Kollegen in Kooperation mit der Selbsthilfe eine Peer-Beratung einzurichten. In dieser Beratung erhalten Betroffene Hilfe von Betroffenen, die eigene Erfahrungen weitergeben möchten. Damit soll die Qualität der Beratung verbessert und ein sensiblerer Umgang mit der Thematik der Geschlechtsentwicklung gefördert werden. „Kindness for Kids“ ist eine gemeinnützige Stiftung mit dem Ziel, das Leben von Kindern mit seltenen Erkrankungen zu verbessern. Die Organisation unterstützt unter anderem Feriencamps für die Kinder sowie Therapieaufenthalte für die ganze Familie. (PM/Red) Haake leitet Rendsburger Intensivmedizin D Dr. Nils Haake r. Nils Haake ist zum Chefarzt der nun eigenständigen Klinik für Intensivmedizin der imland-Klinik am Standort Rendsburg ernannt worden. Mit 30 Intensivbetten gehört die Klinik nach Angaben des Hauses zu den größten Intensivabteilungen in SchleswigHolstein. Haake ist Facharzt für Herzchirurgie und war zuletzt stellvertretender Klinikdirektor in der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am UKSH in Kiel. Sein klinischer Tätigkeitsschwerpunkt ist seit vielen Jahren die Intensivmedizin. Er war Leiter der AG Intensivmedizin der Deutschen Gesellschaft für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie sowie Sprecher der Sektion Hämodynamik der Deutschen Gesellschaft für Intensivund Notfallmedizin. (PM/Red) Fotos: UKSH/imland-Klinik Dr. Peter Gade, Lübeck, feiert am 19.11. seinen 75. Geburtstag. P E R S O N A L I A // 2 7 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 P KURZ NOTIERT Albertinen mit neuem Ärzte-Chef D Dr. Michael Rosenkranz ist neuer Ärztlicher Direktor des Albertinen-Krankenhauses in HamburgSchnelsen. Der 46-jährige Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurologische Frührehabilitation folgt auf Prof. Guntram Lock, der sich entschieden hat, seine Tätigkeit als Ärztlicher Direktor nach sieben Jahren zu beenden. Vorstand, Krankenhausdirektorium sowie Chefarztkollegium dankten Lock, der als Chefarzt weiterhin die Klinik für Innere Medizin führt, für Engagement und Zusammenarbeit. Rosenkranz ist seit Juli 2013 Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurologische Frührehabilitation. Der gebürtige Gießener hat in Freiburg und Hamburg studiert und war vor Antritt der Chefarztposition im Albertinen als Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor am UKE tätig. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen im Bereich der zerebrovaskulären Erkrankungen wie Schlaganfall sowie der neurologischen Intensivmedizin. Rosenkranz ist verheiratet und hat drei Kinder. Seine neue Aufgabe bezeichnete er als „reizvoll“. Die Albertinen-Gruppe ist der größte diakonische Krankenhausträger in Hamburg. In das Albertinen-Krankenhaus in Schnelsen weisen auch viele niedergelassene Ärzte im Süden Schleswig-Holsteins ein. Zur Gruppe zählen weitere Standorte in Hamburg, darunter auch das Ev. Amalie Sieveking-Krankenhaus. (PM/Red) Wedel: Plümer löst von Hahn ab PD Dr. Michael Rosenkranz Preis für Masterarbeit Svenja Ipsen, Doktorandin am Institut für Robotik und Kognitive Systeme der Lübecker Universität, ist mit dem Innovationspreises der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) 2015 ausgezeichnet worden. Der Preis, mit dem herausragende neue Ergebnisse auf dem Gebiet der Radioonkologie und Strahlentherapie gewürdigt werden, wurde ihr auf der Jahrestagung der DEGRO in Hamburg verliehen. Die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung gilt der Masterarbeit „MRT-gestützte kardiale Radiochirurgie zur Behandlung von Vorhofflimmern“, die in Zusammenarbeit mit der University of Sydney entstand und mit der Svenja Ipsen ihr Studium der Medizinischen Ingenieurwissenschaft in Lübeck abschloss. Im Rahmen der Arbeit wurde das weltweit erste Echtzeit-Lokalisationsverfahren für kardiale Ziele in der MRT-gestützten Strahlentherapie entwickelt. (PM/Red) Prof. Guntram Lock Neuzugang am Städtischen in Kiel Fotos: Albertinen-Krankenhaus/ Städtischen Krankenhauses Kiel P Prof. Hasan Kulaksiz Das Gesundheitsnetz Region Wedel (GRW) hat einen neuen Vorstand. Die langjährige Vorsitzende und Netzgründerin Dr. Ute von Hahn hatte nicht wieder kandidiert. Zu ihrem Nachfolger wählten die Mitglieder des eingetragenen Vereins den Allgemeinmediziner Dr. André Plümer aus Heist. Stellvertretender Vorsitzender ist Urologe Dr. Tobias von Kügelgen. Dem neuen Vorstand gehören auch Dr. Florine Fischer (Dermatologin), Dr. Ulrike Freiwald (Allgemeinmedizinerin), Jens von Schöning (Chirurg und Unfallchirurg) sowie Schatzmeisterin Britta Hildebrand an. Plümer bescheinigte von Hahn, das GRW zu einer „starken Kraft“ geformt zu haben. Als Beispiele nannte er die enge Kooperation der Mitglieder, ein jährliches Fortbildungskolleg mit mehr als fünfzehn Veranstaltungen, gemeinsame Behandlungspfade, Terminkoordination und Absprachen mit dem Krankenhaus. Das GRW sei „längst etabliert und so qualifiziert, dass es erneut die Netzförderung durch die Kassenärztliche Vereinigung erhält“. (PM/Red) rof. Hasan Kulaksiz leitet seit September die 3. Medizinische Klinik des Städtischen Krankenhauses Kiel. Der 45-jährige Internist mit den Schwerpunkten Gastroenterologie/Hepatologie, Onkologie, Endokrinologie, Diabetologie, Infektiologie und internistische Intensivmedizin will die interventionelle Endoskopie im Städtischen Krankenhaus verstärkt einsetzen. Kulaksiz war Oberarzt in leitender Position an den Universitätskliniken Heidelberg und Ulm, anschließend Chefarzt am Spital Waldshut. Kulaksiz will die Verzahnung zwischen der stationären und ambulanten Versorgung forcieren. Eine Kooperation mit dem Gastroenterologisch-Hepatologischen Zentrum Kiel ist geplant. (PM/Red) WIR GEDENKEN DER VERSTORB EN EN Dr. Klaus Günter Lönnecke, Schwabstedt, geboren am 05.11.1963, verstarb am 12.06.2015. Dr. Bernd Wieneke, Neustadt, geboren am 09.05.1940, verstarb am 23.07.2015. Dr. Inge Johannsen, Achtrup, geboren am 20.08.1936, verstarb am 12.08.2015. Dr. Kuno Baier, Kiel, geboren am 20.10.1920, verstarb am 18.08.2015. Dr. Gunther Severin, Lübeck, geboren am 22.03.1932, verstarb am 19.08.2015. Prof. Dr. Dr. Wolfgang Kühnel, Lübeck, geboren am 10.01.1934, verstarb am 21.08.2015. Dr. Elke Mehrens, Bordesholm, geboren am 30.01.1938, verstarb am 28.08.2015. Dr. Wulf Goldbeck-Löwe, Itzehoe, geboren am 16.07.1925, verstarb am 07.09.2015. Dr. Egbert Böhm, Marne, geboren am 22.09.1942, verstarb am 08.09.2015. Dr. Helmut Grusdas, Rantrum, geboren am 04.12.1957, verstarb am 08.09.2015. 2 8 // A R Z T & R E C H T O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 DER SCHLICHTUNGSFALL Befunderhebungsmangel – ein großes Haftungsrisiko Aus der Praxis der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern. Kasuistik Im Februar wurde bei einem Patienten eine seit dem 10. Lebensjahr nach einer Augenprellung bestehende Cataracta traumatica rechts operiert. Dabei kam es zu einer hinteren Kapselruptur mit vorderer Vitrektomie und Sulkusimplantation der Hinterkammerlinse. Die postoperative Sehschärfe entwickelte sich auf 0,8. Am 8. Oktober traten Photopsien, schwarze Punkte mit Behinderung bei der Arbeit auf. Am 15. Oktober stellte der Augenarzt erneut die Sehschärfe ohne Korrektur von 0,8 bei anliegender Netzhaut fest. Die Gesichtsfelduntersuchung (Gesamtfeld 81) zeigte überwiegend im nasal oberen Quadranten des rechten Auges absolute Skotome, ohne die 30°-Marke zu überschreiten. Glaskörpertrübungen wurden als Ursache für die Symptome vermutet. Am 6. November kam es jedoch zu einer Abnahme der Sehkraft. Die daraufhin konsultierte Augenklinik bestätigte eine Reduzierung der Sehschärfe rechts auf 0,6 sowie ein fragliches Foramen bei 6 Uhr in der Peripherie. Eine Netzhautablösung mit Makulabeteiligung wurde diagnostiziert. Auf Wunsch des Patienten erfolgte die stationäre Aufnahme erst am 8. November und am 9. November erfolgte die Amotio-Operation in Form einer Cerclage. Zusätzlich wurde ein Hufeisenforamen bei 9 Uhr festgestellt. Der postoperative Verlauf erwies sich als unauffällig. Die Sehschärfe erholte sich auf Werte zwischen 0,4 bis 0,5 unter Korrektur. Beanstandung der ärztlichen Maßnahmen Der Patient vermutet, dass dem Augenarzt eine schwerwiegende Fehldiagnose unterlaufen sei und aufgrund der übersehenen Netzhautablösung eine Verzögerung der Behandlung zu einem deutlich verschlechterten funktionellen Ergebnis geführt habe. Der Augenarzt führt aus, dass sich die Sehschärfe gegenüber Voruntersuchungen mit 0,8 als unverändert erwiesen habe. Die Netzhautuntersuchung, insbesondere im Bereich des hier vorhandenen Gesichtsfeldausfalls, habe keine Ablösung oder Vorstufen einer drohenden Ablösung ergeben, sodass er den Patienten mit beruhigenden Worten und der Empfehlung einer Wiedervorstellung bei Zunahme der Beschwerden entlassen habe. Gutachten Nach Ansicht der Gutachterin, einer Fachärztin für Augenheilkunde, war die ophthalmologische Untersuchung des Patienten am 15. Oktober zwar symptomgerecht, allerdings in Anbetracht des nachgewiesenen Gesichtsfelddefektes nicht ausreichend. Es hätte eine zusätzliche Kontaktglas- oder Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden müssen, und zwar insbesondere bei Zustand nach Operation einer Cataracta traumatica mit Sulcusimplantation. Die Netzhautablösung wird von der Gutachterin als älter eingeschätzt, und zwar vor der Diagnose am 7. November. Der Gesichtsfelddefekt am 15. Oktober sei bereits das Symptom einer umschriebenen Netzhautablösung gewesen. Bei rechtzeitigerer Diagnose hätte nach ihrer Ansicht durch Laserkoagulation oder einen kleineren lokalen Eingriff eine Beteiligung der Makula verhindert werden und damit wahrscheinlich ein besseres funktionelles Ergebnis erzielt werden können. Entscheidung der Schlichtungsstelle Im vorliegenden Fall waren Mängel in der Befunderhebung festzustellen, die die Beweislast zu Lasten des Arztes umkehrten. Eine fehlerhafte Unterlassung der medizinisch gebotenen Befunderhebung führte dann zu einer Umkehr der Beweislast hinsichtlich der Kausali- Info Die Untersuchung war nicht ausreichend – dies hatte Folgen für die Beweislast, die sich zulasten des Arztes umkehrte. tät des Behandlungsfehlers für den eingetretenen Schaden, wenn sich bei der gebotenen Befunderhebung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit ein reaktionspflichtiges positives Ergebnis gezeigt hätte und wenn sich die Verkennung dieses Befundes als fundamental oder die Nichtreaktion hierauf als grob fehlerhaft darstellen würde (vgl. BGH NJW 2004, 1871 ff). Die am 15. Oktober von dem Augenarzt durchgeführte Untersuchung war bei typischen Symptomen einer Netzhautirritation, insbesondere bei Zustand nach Contusio bulbi und komplizierter Kataraktoperation mit Kapselruptur und Sulkusimplantation der Hinterkammerlinse, nicht ausreichend, zumal bei der bekannten Anamnese ein stark erhöhtes Risiko für eine Amotio besteht. Ferner fehlte die Klärung des hier nachgewiesenen Gesichtsfelddefektes. Die Hinweise auf einen unveränderten Visus bei scheinbar noch anliegender Netzhaut greifen in Anbetracht des nicht geklärten Gesichtsfeldbefundes nicht, zumal dieser im vorgelegten Gesichtsfeld bereits die 30°-Marke nach zentral überschritten hatte. Die weiterhin bestehende differenzialdiagnostische Möglichkeit einer zentralen Ursache für den Gesichtsfelddefekt hätte eine Gesichtsfelduntersuchung des Partnerauges erfordert. Diese war nicht erfolgt. Ohne Nachweis einer entsprechenden Veränderung auf dem kontralateralen Auge und ohne Nachweis einer eventuellen Sehnervenschädigung muss aufgrund des weiteren Verlaufes davon ausgegangen werden, dass eine sich langsam entwickelnde Netzhautablösung bereits bei der Erstuntersuchung für den hier nachgewiesenen Defekt des Gesichtsfelds verantwortlich zu machen war. Nicht umgehend eine Operation in Kenntnis einer sich entwickelnden Netzhautablösung zu veranlassen, würde einen schweren Behandlungsfehler darstellen. Vor dem Hintergrund der Beweislastumkehr reicht es für den Kausalitätsnachweis aus, dass die zu unterstellende fundamentale Verkennung des zu erwartenden Befundes oder die Nichtreaktion darauf generell geeignet ist, einen Schaden der tatsächlich eingetretenen Art herbeizuführen. Gesundheitsschaden Die Schlichtungsstelle befand als Gesundheitsschaden eine mäßig ausgeprägte Anisometropie infolge der Notwendigkeit einer Cerclage-Operation sowie eine permanente Herabsetzung der Sehschärfe auf 0,4 bis 0,5. PD Dr. Jörg Peter Harnisch, Kerstin Kols, Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern A R Z T & R E C H T // 2 9 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 HIRNFUNKTIONSAUSFALL Anforderungen an die Ärzte präzisiert Richtlinie der BÄK zur Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls veröffentlicht. D ANzeige ie Vierte Fortschreibung der Richtlinie zur Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls der Bundesärztekammer wurde im Deutschen Ärzteblatt bekannt gemacht und auf der Internetseite der Bundesärztekammer veröffentlicht. Das Bundesgesundheitsministerium hatte die Richtlinie ohne Beanstandungen genehmigt. In der fortgeschriebenen Richtlinie werden insbesondere die medizinischen Voraussetzungen für die Diagnostik des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls, die apparativen Untersuchungsmethoden und die Qualifikationsanforderungen der an der Diagnostik beteiligten Ärztinnen und Ärzte präzisiert. Die Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls erfolgt in drei Stufen: Voraussetzung ist sowohl nach der bislang gültigen als auch nach der fortgeschriebenen Richtlinie der zweifelsfreie Nachweis einer akuten schweren primären oder sekundären Hirnschädigung sowie der Ausschluss reversibler Ursachen. In einem zweiten Schritt müssen alle in den Richtlinien geforderten klinischen Ausfallsymptome nachgewiesen werden. Danach muss die Irreversibilität der klinischen Ausfallsymptome bestätigt werden. Auf diesem Vorgehen beruht die Sicherheit der Todesfeststellung. Als neue apparative Methoden für den Nachweis des zerebralen Zirkula- tionsstillstandes haben die in der klinischen Praxis etablierten Verfahren der Duplexsonografie und Computertomografie-Angiografie Eingang in die Vierte Fortschreibung der Richtlinie gefunden. Der irreversible Hirnfunktionsausfall muss unverändert von mindestens zwei dafür qualifizierten Ärzten unabhängig voneinander und übereinstimmend festgestellt und dokumentiert werden. Dabei müssen die Ärzte wie bisher über eine mehrjährige Erfahrung in der Intensivbehandlung von Patienten mit akuten schweren Hirnschädigungen verfügen. Diese Regelung, durch die die Basis der praktischen Erfahrung in der Diagnostik sichergestellt werden soll, wurde in der fortgeschriebenen Richtlinie formal und inhaltlich präzisiert. So müssen die den irreversiblen Hirnfunktionsausfall feststellenden und dokumentierenden Ärzte Fachärzte sein und die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten aufweisen, um die Indikation zur Diagnostik eines irreversiblen Hirnfunktionsausfalls zu prüfen, die klinischen Untersuchungen durchzuführen und die angewandte apparative Zusatzdiagnostik im Kontext der diagnostischen Maßnahmen beurteilen zu können. „Mindestens einer der den irreversiblen Hirnfunktionsausfall feststellenden Ärzte muss ein den obigen Anforderungen entsprechender Facharzt für Neurologie oder Neurochirurgie sein“, heißt es in der fortgeschriebenen Richtlinie. Mit ihrer Bekanntmachung im Deutschen Ärzteblatt ersetzt die Vierte Fortschreibung nach einer Informations- und Schulungsphase der betroffenen Ärzte, Krankenhäuser und Institutionen nun die bislang geltenden „Richtlinien zur Feststellung des Hirntodes“, Dritte Fortschreibung 1997 mit Ergänzungen gemäß TPG. Dem vorausgegangen waren intensive Beratungen in einem für die Richtlinienfortschreibung eingesetzten Arbeitskreis des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer unter Vorsitz von Prof. Jörg-Christian Tonn und dem stellvertretenden Vorsitz von Prof. Heinz Angstwurm sowie eine schriftliche Anhörung der betroffenen Fachund Verkehrskreise. Die Muster-Protokollbögen sind Anlagen der Richtlinie; sie stehen mit der Veröffentlichung online zur Verfügung. Die Richtlinie gemäß § 16 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 TPG für die Regeln zur Feststellung des Todes nach § 3 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 TPG und die Verfahrensregeln zur Feststellung des endgültigen, nicht behebbaren Ausfalls der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms nach § 3 Abs. 2 Nr. 2 TPG, Vierte Fortschreibung im Internet unter: www.baek.de/downloads/irrev. Hirnfunktionsausfall.pdf Bundesärztekammer (BÄK) Info Der irreversible Hirnfunktionsausfall muss unverändert von mindestens zwei dafür qualifizierten Ärzten unabhängig voneinander und übereinstimmend festgestellt und dokumentiert werden. Dabei müssen die Ärzte wie bisher über mehrjährige Erfahrung in der Intensivbehandlung von Patienten mit akuten schweren Hirnschädigungen verfügen. Mit dieser Regelung soll die Basis der praktischen Erfahrung in der Diagnostik sichergestellt werden. Die Fortschreibung der Richtlinie dient der formalen und inhaltlichen Präzisierung. 3 0 // F O R T B I L D U N G E N O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 MUSIK UND MEDIZIN Kammer – musikalisch In der Jahresveranstaltung der Akademie ging es um Musiktherapie. Spezialisten berichteten über den aktuellen Stand der Wissenschaft. Foto: Nina Brunken Musik war nicht nur Gegenstand der Fortbildung, sondern diente auch der Unterhaltung. Das Duo „Jazzy side“ begleitete durch den Tag. F O R T B I L D U N G E N // 3 1 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 Fotos: Nina Brunken M it groovigem Jazz wurden die über 100 Gäste der diesjährigen Jahresveranstaltung der Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung zur Jahresveranstaltung begrüßt. Passend zum Thema Musik und Medizin begleiteten Fynn und Glenn Grossmann als „Jazzy side“ zur Freude des Publikums durch den Tag. Dr. Julius Brunn begrüßte in seiner Funktion als wissenschaftlicher Leiter und Moderator den ersten Referenten, Prof. Eckart Altenmüller (Hochschule für Musik, Theater und Medien, Hannover), der als Neurologe und ausgebildeter Musiker (Flötist) der führende Forscher auf dem Gebiet der Neurophysiologie und -psychologie von Musikern ist. Temperamentvoll und mitreißend berichtete er über die erstaunlichen Erkenntnisse aus seinem Forschungsgebiet: Musizieren verändert das Gehirn, neuroplastische Vorgänge führen zu einer zunehmenden Vernetzung bestimmter Hirnfunktionen und zur Ausdehnung anatomischer Strukturen. Nur 20 Minuten Klavierspiel am Tag führen zur Steigerung kognitiver Leistungen in allen Lebensaltern. Die musikunterstützte Therapie (MUT) hilft Schlaganfallpatienten, ihre Feinmotorik zu verbessern, das Hören der Lieblingsmusik verbessert nicht nur deren Stimmung sondern auch die Sprachkompetenz, und: Musizieren reduziert (ein wenig) das Demenzrisiko! Diplom-Psychologin Ilse Wolfram hilft in ihrem Bremer Institut für Musiktherapie mit den Methoden der integrativen Musiktherapie Aphasikern und depressiven Patienten und konnte die heilsame Wirkung des gemeinsamen Musizierens anhand eines Einspielfilmes über die Arbeit mit einer Gruppe von Flüchtlingen aus verschiedenen Herkunftsländern eindrucksvoll schildern; sie betonte, dass die Patienten hierfür kein Instrument beherrschen müssen. Prof. Alexander Schmidt (Berlin) ist ausgebildeter Konzertpianist und Neurologe und leitet neben seiner Professur für Musikermedizin an der Hochschule für Musik die Spezialambulanz für Musikermedizin an der Charité. Anhand von Fallvorstellungen konnte er die typischen Erkrankungen von Musikern eindrücklich schildern. Besonders beeindruckend und bedrückend ist das Krankheitsbild der Musiker-Dystonie: Krampfartige, pathologische Bewegungsmuster z. B. der Finger können einen Musiker in die Berufsunfähigkeit treiben, wenn ihm nicht im Rahmen einer langwierigen, sehr aufwendigen Therapie geholfen werden kann. PD Dr. Anke Steinmetz hat Musik (Violine) und Medizin studiert und ist Chefärztin des muskuloskeletalen Zen- Eine Fortbildung zur Musiktherapie gab es am 19. September in der Akademie unter Leitung von Dr. Julius Brunn (oben im Bild) mit Referentin Ilse Wolfram. 50 % und mehr der Berufsmusiker berichten von chronischen Schmerzsyndromen, viele geben auf der NRS (null bis zehn) eine Schmerzintensität von mindestens fünf an und brauchen umfangreiche therapeutische Maßnahmen. trums der Loreley-Klinik in St. GoarOberwesel. Sie zeigte in ihrem Vortrag die physiologischen Folgen des „Leistungssports Musik“. Stundenlanges Üben, ungünstige Bewegungsstereotypen und enormer Leistungsdruck führen bei mehr als 50 Prozent der Berufsmusiker zu chronischen Schmerzsyndromen, viele geben auf der NRS (null bis zehn) eine Schmerzintensität von mindestens fünf an und brauchen umfangreiche therapeutische Maßnahmen aus dem Bereich der physikalisch-rehabilitativen Medizin, um ihren Beruf weiter ausüben zu können. Mit den verheerenden psychischen Auswirkungen des Berufsumfeldes, der Konkurrenz und des zunehmenden Anspruchs im Rahmen der Ausbildung von Musikern befasst sich Prof. Helmut Möller (Berlin) als Cellist, Hochschullehrer für Sozialmedizin mit dem Schwerpunkt Musikergesundheit und als Psychoanalytiker. Möller forderte in seinem Vortrag eine positive Fehlerkultur, einen wertschätzenden Umgang unter Kollegen und ein Ende des unter Musikern verbreiteten übertriebenen Perfektionismus, damit diese wieder ohne Aufführungs- und Versagens- Stunden langes Üben, ungünstige Bewegungs stereotypen und Leistungsdruck angst auftreten können und sich nicht mit Medikamenten oder Alkohol „prämedizieren“ müssen. Am Ende dieses spannenden Tages gab es viel Lob für Vorträge, Musik und Organisation. Ein Teilnehmer forderte sogar, es solle nur noch Fortbildungen dieser Art geben. Mit dem festen Vorsatz, spätestens am nächsten Tag mal wieder zu üben, verabschiedete man sich, begleitet von be-swingter Musik. Dr. Gisa Andresen 3 2 // F O R T B I L D U N G E N O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 Fortbildungstermine Oktober/November 2015 AKADEMIE FÜR MEDIZINISCHE FORT- UND WEITERBILDUNG EDMUND-CHRISTIANI-SEMINAR 29. NOVEMBER Block 14 Kursweiterbildung Allgemeinmedizin, NOVEMBER 2015 OKTOBER/NOVEMBER 2015 9:30 - 16:45 Uhr 4. NOVEMBER Untersuchungskurs große Gelenke (und ggf. Wirbelsäule) – Seminarreihe Allgemeinmedizin, 16:00 - 19:30 Uhr AB 19. OKTOBER Sachkunde gem. § 4 der Medizinproduktebetreiberverordnung (Blockwoche) 5. NOVEMBER Kindernotfälle – Kindertrainingszirkel (KiTZ) – Wiederbelebung, 17:00 - 21:00 Uhr Warteliste AB 23. OKTOBER Versorgung und Betreuung von Onkologie- und Palliativpatienten 6. NOVEMBER Diabetologische Grundversorgung – Strukturierte curriculare Fortbildung, Beginn: 16:00 Uhr 28. OKTOBER Krebsregister in Praxis und Klinik AB 30. OKTOBER 6. NOVEMBER Akupunktur – Blöcke F und G – Teil 4, Beginn: 17:00 Uhr in Kiel Datenschutzbeauftragte/-r in ärztlich geleiteten Einrichtungen AB 30. OKTOBER Fachzertifikat Impfberatung 7. NOVEMBER Palliativmedizin Modul 3 – Fallseminar einschließlich Supervision, Beginn: 9:00 Uhr AB 30. OKTOBER Koordination und Organisation von Therapie- und Sozialmaßnahmen AB 30. OKTOBER Fachzertifikat Notfallmanagement/Grundlagen 31. OKTOBER Prüfung Nicht-ärztliche/r Praxisassistent/-in AB 6. NOVEMBER Fachzertifikat Onkologie Teil VI – IX AB 6. NOVEMBER Datenverarbeitung, Dokumentation und Kommunikation AB 6. NOVEMBER Fachzertifikat Notfallmanagement/Grundlagen 7. NOVEMBER Spritzen, na und...? kompakt 7. NOVEMBER 13. NOVEMBER 13. NOVEMBER Trans* ist nicht gleich Inter* – Varianten des Geschlechts in der psychotherapeutischen Sprechstunde – Vorlesung Psychotherapie, 9:15 - 12:00 Uhr Update Allgemeinmedizin – Geriatrie, 9:00 - 17:00 Uhr Einführung in die Echokardiographie, Beginn: 9:00 Uhr Warteliste 13. NOVEMBER Aku-Taping, Beginn: 17:00 Uhr 14. NOVEMBER Hypnose Aufbaukurs, 9:30 - 16:45 Uhr 14. NOVEMBER Update Allgemeinmedizin – Geriatrie, 9:00 - 17:00 Uhr AB 13. NOVEMBER Versorgung und Betreuung von Onkologie- und Palliativpatienten AB 13. NOVEMBER Fachzertifikat Ernährungsmedizin/Aufbauseminar 14. NOVEMBER Beschwerdemanagement 14. NOVEMBER Medizinproduktegesetz 14. NOVEMBER Modernes Wundmanagement 18. NOVEMBER Aktualisierung der Kenntnisse/Fachkunde im Strahlenschutz 14. NOVEMBER Ernährungsmedizin – Strukturierte curriculare Fortbildung, Beginn: 9:00 Uhr Warteliste AB 20. NOVEMBER Schlafmedizin (Seminarort: Schlaflabor Benteler in 14. NOVEMBER Einführung in die Begutachtung, 8:30 - 17:45 Uhr AB 20. NOVEMBER Fachzertifikat Notfallmanagement/Aufbauseminar 16. NOVEMBER Intensivmedizin – theoretische und praktische Grundlagen der allgemeinen Intensivmedizin Beginn: 9:15 Uhr 18. NOVEMBER Schwangerschaftskonfliktberatung durch Ärztinnen und Ärzte, 16:00 - 20:00 Uhr 21. NOVEMBER Notfallmedizin – Zusatzbezeichnung, Beginn: 9:30 Uhr 21. NOVEMBER Akupunktur – Block G – Teil 5, 9:00 - 12:30 Uhr 25. NOVEMBER Das Recht auf den eigenen Tod? Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht, 16:00 - 19:30 Uhr 27. NOVEMBER Block 1 Kursweiterbildung Allgemeinmedizin, Beginn: 15:00 Uhr 28. NOVEMBER Psychotherapie bei psychotischen Erkrankungen – Vorlesung Psychotherapie, 9:15 - 12:00 Uhr Itzehoe) 20. NOVEMBER 21. NOVEMBER 21. NOVEMBER 21. NOVEMBER Fachzertifikat Ernährungsmedizin/Grundlagen Tapen/Aufbaukurs Telemedizinische Grundlagen Hausbesuche und Versorgungsmanagement Planen und Durchführen von Marketingmaß- AB 27. NOVEMBER nahmen 28. NOVEMBER Moderation und Präsentation Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung, Esmarchstraße 4, 23795 Bad Segeberg, Leiterin: Helga Pecnik, Telefon 04551 8813 166, [email protected] Edmund-Christiani-Seminar, Berufsbildungsstätte der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Esmarchstraße 2, 23795 Bad Segeberg, Ansprechpartnerinnen: Gabriele Steens Telefon 04551 8813 292 und Susanne Korbs Telefon 04551 8813 283, sowie Marlies Petrick Telefon 04551 8813 128 und Rabea Brunke Telefon 04551 8813 281, [email protected] F O R T B I L D U N G E N // 3 3 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 Einführung in die Begutachtung FORTBILDUNGSTERMINE AUS DEM NORDEN OKTOBER/NOVEMBER 2015 Laserschutzkurs 11 Punkte Ganztags-Workshop HCG-Diät 10 Punkte Vitaklinik im Hautarztzentrum, Kiel, Telefon 0431 380 1820, [email protected] 4. NOVEMBER CUP bei neuroendokrinen Neoplasien – eine interdis ziplinäre Herausforderung 4 Punkte UKSH, NET-Zentrum, Lübeck, Telefon 0451 500 6667, [email protected] 4. NOVEMBER Im Notfall sicher handeln – Neue Leitlinie präklinische Narkose Punkte beantragt UKSH, Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Kiel, Telefon 0431 597 2971, [email protected] 7. NOVEMBER Moderne Verkehrsunfallrettung Stefan Paulutat, Zusammenarbeit von [email protected] Feuerwehr und Rettungsdienst 12 Punkte 7. NOVEMBER Umgang mit Persönlichkeitsstörungen in Gruppen 10 Punkte IFT-Nord, Kiel, Telefon 0431 570 2933, [email protected] 7. NOVEMBER Vortrag: Gendermedizin in der Kardiologie 4 Punkte Landesarbeitsgemeinschaft Herz und Kreislauf, Kiel, Telefon 0431 5303 136, [email protected] 11. NOVEMBER Borderline – Trieb oder Trauma, Angst oder Aggression? 2 Punkte Curtius Klinik, Bad Malente, Telefon 04523 407 502 [email protected] 12. NOVEMBER Rhonchopathie und Schlafapnoe 3 Punkte Ärzteverein Rendsburg, Telefon 04331 663 966, [email protected] 14. NOVEMBER 4. Lübecker Notfalltag 6 Punkte UKSH, Herzzentrum, Lübeck, Telefon 0451 500 6613, [email protected] 14. NOVEMBER Pädosexualität – wie Opfer schützen? 2 Punkte Curtius Klinik, Bad MalenteGremsmühlen, [email protected] 18. NOVEMBER Sucht und Alter – Zusammenhang und Behandlung 2 Punkte AHG Klinik Lübeck, Telefon 0451 58 940, [email protected] 21. NOVEMBER 21. Schleswiger Schmerztagung Bewährtes und Neues 5 Punkte HELIOS Klinikum Schleswig, Telefon 04521 831 120 [email protected] 25.-28. NOVEMBER 111. Klinische Fortbildung für Allgemeinmediziner und Internisten 24 Punkte Kaiserin Friedrich-Stiftung für das ärztliche Fortbildungswesen, Berlin, Telefon 030 308 88920, [email protected] 31. OKTOBER 7. NOVEMBER Weitere Informationen bei den Veranstaltern. Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Kurs richtet sich an alle Interessierten aus Klinik und Praxis sowie an die bereits gutachterlich arbeitenden Kollegen und an die in Weiterbildung befindlichen Ärzte. Bereits in der ärztlichen Weiterbildung wird eine gutachterliche Tätigkeit verlangt. Die Beurteilung von Gesundheitsstörungen mit Bezug auf Rehabilitationsfähigkeit, Arbeitsunfähigkeit, Behinderung oder Schwerbehinderung, Berufsunfähigkeit oder Erwerbsunfähigkeit setzen bei den Ärzten ein hohes Maß an Kenntnis hierüber voraus. Dieser Kurs bietet neben Hinweisen an allgemeine Anforderungen an Gutachten und Gutachter die Möglichkeit, sich über die gesetzlich bestimmten Aufgabenschwerpunkte und Fragestellungen der unterschiedlichen Versicherungs- und Sozialleistungsträger und der Arzthaftung bei der Gutachtenerstellung zu informieren. Der Kurs wird von der Ärztekammer Schleswig-Holstein auf die nach den Ausführungsbestimmungen zum Inhalt der Weiterbildung erforderlichen ausführlich begründeten Gutachten zur Hälfte anerkannt. Termin: 14. November 2015 Gebühr: 99 Euro Information: 04551 8813 144 (Susanne Müller) Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung Schwangerschaftskonfliktberatung Alle Ärzte, die die Beratung im Schwangerschafts-Konfliktfall durchführen wollen, müssen hierzu nach §§ 8 und 9 des Schwangeren- und Familienhilfegesetzes eine Genehmigung vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein erhalten. Voraussetzung dafür ist die Teilnahme an dieser Veranstaltung, die sich mit Inhalt, Form und Durchführung der Schwangerschaftskonfliktberatung befasst. Sie wird vom Ministerium als ausreichender Nachweis anerkannt. Gemäß den Richtlinien des Landes Schleswig-Holstein über die Anerkennung und Förderung von Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen nach dem SchKG sind Ärzte, die als Beratungsstelle gem. § 9 SchKG i. V. m. § 8 SchKG anerkannt sind, verpflichtet, ihre Kenntnisse mindestens alle drei Jahre den jeweiligen Entwicklungen anzupassen und ihre Teilnahme an entsprechenden Informations- und Fortbildungsveranstaltungen nachzuweisen. Termin: 18. November 2015 Gebühr: 56 Euro Information: 04551 8813 144 (Susanne Müller) Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung Fachwirte im ECS Sie streben eine Führungsposition im Team eines niedergelassenen Arztes oder einer anderen ambulanten Einrichtung der medizinischen Versorgung an? Eine umfassende Weiterbildung zum Fachwirt für ambulante medizinische Versorgung bereitet Sie auf diese Aufgabe optimal vor. Der Einstieg ist jederzeit möglich. Ein anderer Kurs bereitet auf den Fachwirt im Gesundheitsund Sozialwesen (ÄK) vor. Wer sich weiterqualifizieren möchte und Interesse an kaufmännischen und verwaltenden Führungsaufgaben im ambulanten Gesundheitswesen hat, kann mit diesem prüfungsvorbereitenden Lehrgang die notwendigen Fähigkeiten erlangen. Auch hier ist der Einstieg jederzeit möglich, zum Beispiel am 27. November 2015. Starten Sie noch dieses Jahr mit dem Modul 6 „Planen und Durchführen von Marketingmaßnahmen“. Weitere Informationen und ein Anmeldeformular finden Sie auf unserer Homepage im Bereich „MFA/OTA – Weiterbildung“. Medizinische Fachberufe und Edmund-Christiani-Seminar 3 4 // F O R T B I L D U N G E N DERMATOLOGISCHE HISTOLOGIE Neue Dimension der Haut Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Histologie (ADH) in Hamburg. Speckle-variance-OCT (SV-OCT) eines Basalioms der Haut (senkrechter Schnitt) mit Darstellung der Gefäße (rot). W ährend durch neue Färbetechniken weitere Details des histologischen Schnittes einer Biopsie der Haut, ihrer „dritten Dimension“, sichtbar werden, kann man die Untersuchungstechnik der Molekularpathologie/-genetik, auch als sogenannte „liquid biopsy“ zur Untersuchung der extrazellulären Tumor-DNA, aber auch intakter Tumorzellen in einer Blutprobe etabliert, als „vierte Dimension“ des Organs Haut bezeichnen. Zur diesjährigen Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Histologie (ADH) hatte Prof. Christian Sander (Hamburg) in die Freie und Hansestadt an der Elbe eingeladen. Mit insgesamt 269 Teilnehmern präsentierte sich dieses Meeting als Messe der Vielfalt dieses Faches, welches über die Haut hinaus auch die angrenzende Schleimhaut einbezieht, die des Mundes, die der Vagina und unter Umständen auch die Bindehaut des Auges. Prof. Jürgen Bauer (Tübingen) stellte in seinem Workshop die verschiedenen chromosomalen Aberrationsmuster des Melanoms der Haut vor. Deren Identifizierung bestimmt im jeweiligen konservativen Behandlungsfall eines metastasierenden Melanoms (Wild Type, BRAF/CKIT- oder NRASMutation) die Wahl der Medikamente einschließlich des Algorithmus der me- dikamentösen Behandlung. Dr. Klaus Griewank (Essen) verglich das Mutationsprofil neuronaler Melanozytome des ZNS sowohl mit dem der Melanome der Haut als auch mit dem des Melanoms der Aderhaut des Auges: Bei kutanen Melanomen fand er NRAS- und BRAFsowie weitere Mutationen, metastasierte Aderhautmelanome wiesen Mutationen in GNAQ, GNA11 und BAP1, Melanozytome fast ausschließlich Mutationen in GNAQ oder GNA11 auf. Dr. Klaus Busam (New York) stellte den Spitz Naevus dem spitzoiden Melanom gegenüber: Goldstandard ist nach wie vor die histopathologische Untersuchung, aber auch hier kann das Ergebnis einer zytogenetischen Untersuchung hilfreich sein, auch wenn ein normaler zytogenetischer Befund die Diagnose Melanom nicht ausschließt und andererseits auch falsch-positive Testergebnisse möglich sind. Prof. Julia Welzel (Augsburg) erklärte die In-vivo-Mikroskopie der oberflächlichen Blutgefäße der Haut mittels speckle-variance-OCT (SV-OCT) (Abbildung). Im Rahmen des EU-Forschungsprojektes ADVANCE werden derzeit die Softwareparameter zur Optimierung der Gefäßdarstellung entwickelt und erprobt. So lässt sich die Wirkung gefäßerweiternder und -verengender Substanzen darstellen. In ver- Info Die Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Histologie (ADH) ist eine Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft mit mehr als 300 Mitgliedern. Ziel des gemeinnützigen Vereines ist die Förderung der Ausbildung, Fortbildung, Qualitätssicherung und wissenschaftlichen Entwicklung auf dem Gebiet der Dermatohistologie. Zu diesem Zweck finden regelmäßige Jahresveranstaltungen, Fortbildungskurse und Schnittseminare statt. Außerdem soll die Zusammenarbeit mit den klinisch tätigen Dermatologen vertieft werden. schiedenen Tumoren (dermalen Naevi, Basalzellkarzinomen sowie malignen Melanomen) wurden unterschiedliche Gefäßmuster gefunden, möglicherweise ein Ansatz zur weitergehenden diagnostischen Differenzierung dieser Neubildungen im Sinne der Prognose. Prof. Stephan Ihrler (München) betonte die Indikation für eine präoperative MRT-Untersuchung, wenn der Verdacht auf eine tiefer reichende Veränderung besteht (sog. „Eisberg-Tumor“), und die Bedeutung der Kenntnis des klinischen Bildes (Skizze oder Foto und Verlaufsbeschreibung) für die pathohistologische Beurteilung, zumindest für unklare Befunde. Er zeigte den histologisch fließenden Übergang von flacher (neoplastischer) über proliferative verruköse Leukoplakie bis hin zu früh plump-invasivem verrukösen Karzinom. Therapeutisch hat diese Unterscheidung jedoch keine Bedeutung, da die Therapie identisch ist: Die komplette Exzision ist notwendig, keine Erfassung der Lymphknoten und keine Radatio! Prof. Stefan Gattenlöhner (Gießen) legte dar, dass das Mikroskop nicht durch eine Blutuntersuchung, die sogenannte „liquid biopsy“, ersetzt werden kann, die Identifikation von Tumorzellen im Blut kann aber eine Hilfe für die Festlegung des Rhythmus der Nachsorge nach einer Tumorerkrankung sein. Auch zwei Preise wurden im Rahmen der ADH-Tagung vergeben: der G.-K. Steigenleder-Preis 2015 für eine herausragende Publikation in der Dermatohistopathologie: mit dem Titel „CD68 expression is a discriminative feature of indolent cutaneous CD8-positive lymphoid proliferation and distinguishes this lymphoma subtype from other CD8-positive cutaneous lymphomas“ ging an Dr. Marion Wobser (Würzburg) als Hauptautorin. Den Preis für das beste Poster – Plaqueartiger blauer Naevus mit subcutanen Knoten – erhielt Dr. Iliana Tantcheva-Poor (Köln). Fazit: Die Jahrestagung der ADH war ein „Familientreffen“ für Dermatopathologen und allgemeine Pathologen; der Besuch dieser Veranstaltung kann aber auch denjenigen empfohlen werden, die von der klinischen Seite kommend ihre Kenntnisse von den Beziehungen zwischen Klinik und Histopathologie der Haut und angrenzenden Schleimhäute erweitern und vertiefen wollen. Die nächste, die 24. Jahrestagung der ADH findet vom 29. April bis 1. Mai 2016 in Hildesheim statt (www.adh.kongress.de). Dr. Busam lädt zu einem zweitägigen Kurs „Pathology of Melanocytic Tumors“ ein, der im Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York am 9. und 10. Mai 2016 stattfinden wird (www.mskcc.org/dermatopathology). Dr. Udo Hennighausen Foto: © Prof. Julia Welzel, Augsburg O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 3 5 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 Bewerbungen richten Sie bitte an: Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein, Zulassung/Praxisberatung, Bismarckallee 1-6, 23795 Bad Segeberg. Der Bewerbung sind ein Auszug aus dem Arztregister sowie ein unterschriebener Lebenslauf beizufügen. Ferner ist ein polizeiliches Führungszeugnis der Belegart „O“ (Behördenführungszeugnis) zu beantragen. Die Bewerbung wird nicht durch eine eventuell erfolgte Wartelisteeintragung ersetzt! Um Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze können sich auch Vertragsärzte/Vertragspsychotherapeuten und Medizinische Versorgungszentren bewerben, um einen anderen Arzt/eine andere Ärztin bzw. mehrere Ärzte/Ärztinnen anzustellen. Der Arzt/die Ärztin/die Ärzte muss bzw. müssen namentlich ge- nannt werden und die oben bezeichneten Unterlagen sind für ihn/sie einzureichen. Es besteht die Möglichkeit, dass ein für einen vollen Versorgungsauftrag ausgeschriebener Vertragsarztsitz/ Vertragspsychotherapeutensitz von zwei Ärzten/Ärztinnen übernommen wird, die den Sitz übernehmen und ihren Versorgungsauftrag jeweils auf einen halben Versorgungsauftrag beschränken. Um die Übernahme von ausgeschriebenen Vertragspsychotherapeutenpraxen können sich Fachärzte für Psychotherapeutische Medizin, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychologische Psychotherapeuten, Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeuten sowie Ärzte, die beabsichtigen, ausschließlich psychotherapeutisch tätig zu werden, bewerben. Öffentliche Ausschreibung von Vertragsarztsitzen gemäß § 103 Abs. 4 SGB V Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein schreibt auf Antrag von Ärzten/Psychotherapeuten deren Vertragsarztsitz zur Übernahme durch einen Nachfolger aus, sofern es sich bei dem maßgeblichen Planungsbereich um ein für weitere Zulassungen gesperrtes Gebiet handelt. Für nähere Informationen hierzu stehen Ihnen unter den Tel.-Nummern 04551-883 und den angegebenen Durchwahlen unsere Sachbearbeiter zur Verfügung: -378 Kreis Pinneberg -596 Stadt Neumünster/Kreis Rendsburg-Eckernförde, Kreis Herzogtum Lauenburg -258 Stadt Lübeck, Kreis Ostholstein -561 Kreis Nordfriesland, Kreis Stormarn -634 Stadt Kiel, Kreis Plön, Kreis Segeberg -427 Kreis Dithmarschen, Kreis Steinburg, Stadt Flensburg/Kreis Schleswig-Flensburg FACHGEBIET/ARZTGRUPPE PLANUNGSBEREICH* PRAXISFORM BEWERBUNGSFRIST** AUSSCHREIBUNGSNUMMER Augenärzte Stadt Kiel BAG 31.10.2015 8468/2015 Chirurgen Kreisregion Stadt Neumünster/ Kreis Rendsburg-Eckernförde BAG 31.10.2015 7481/2015 Frauenärzte -halbe Zulassung- Kreisregion Stadt Flensburg/ Kreis Schleswig-Flensburg BAG 31.10.2015 8322/2015 Frauenärzte Kreis Steinburg EP 30.11.2015 8856/2015 HNO-Ärzte Kreis Ostholstein EP 31.10.2015 9712/2015 HNO-Ärzte Kreis Steinburg EP 30.11.2015 9281/2015 Hausärzte MB Neumünster BAG 31.10.2015 7685/2015 Hausärzte MB Eckernförde EP 30.11.2015 7483/2015 Hausärzte MB Neumünster EP 30.11.2015 7487/2015 Hausärzte MB Lübeck EP 31.10.2015 7910/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südost EP 30.11.2015 8409/2015 Hausärzte MB Ratzeburg EP 30.11.2015 8576/2015 3 6 // M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 Hausärzte MB Flensburg BAG 30.11.2015 9037/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südost EP 30.11.2015 8229/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südwest EP 31.10.2015 9226/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südwest EP 30.11.2015 9227/2015 Hausärzte MB Brunsbüttel EP 30.11.2015 9290/2015 Internisten SH Süd 104 BAG 31.10.2015 8331/2015 Internisten SH Süd 104 EP 30.11.2015 9708/2015 Nervenärzte Kreis Pinneberg BAG 31.10.2015 8231/2015 Orthopäden Kreis Pinneberg BAG 31.10.2015 8851/2015 Pathologen -halbe Zulassung- Schleswig-Holstein EP 30.11.2015 9316/2015 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Kreis Stormarn EP 31.10.2015 12107/2014 Psychotherapeuten Kreis Herzogtum Lauenburg EP 30.11.2015 5502/2015 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Kreis Nordfriesland EP 30.11.2015 5757/2015 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Kreisregion Stadt Neumünster/ Kreis Rendsburg-Eckernförde EP 30.11.2015 7271/2015 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Kreis Segeberg EP 30.11.2015 7903/2015 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Stadt Kiel EP 30.11.2015 8301/2015 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Kreisregion Stadt Neumünster/ Kreis Rendsburg-Eckernförde EP 30.11.2015 5945/2015 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Kreisregion Stadt Neumünster/ Kreis Rendsburg-Eckernförde EP 30.11.2015 8533/2015 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Kreisregion Stadt Flensburg/ Kreis Schleswig-Flensburg EP 30.11.2015 9419/2015 * Die Stadt Kiel und die Stadt Lübeck stellen jeweils einen Planungsbereich dar. Alle übrigen Planungsbereiche richten sich nach den Kreisgrenzen, außer der Kreisregion Stadt Neumünster/Kreis Rendsburg-Eckernförde (NMS/RD-E) und der Kreisregion Stadt Flensburg/Kreis Schleswig-Flensburg (FL/SL-FL). ** Die Bewerbungsfrist ist eine Ausschlussfrist, das heißt es können nur Bewerbungen akzeptiert werden, die innerhalb der Bewerbungsfrist eingehen. Sollte innerhalb der Bewerbungsfrist keine Bewerbung eingehen, so gilt die Ausschreibung maximal für ein weiteres Jahr. Die Bewerbungsfrist ist gewahrt, wenn aus der Bewerbung eindeutig hervorgeht, auf welche Ausschreibung sich die Bewerbung bezieht, für welche Adresse die Zulassung beantragt wird, das beantragte Fachgebiet eindeutig angegeben ist, ein Arztregisterauszug beigefügt wurde und der Antrag unterschrieben ist. Folgende Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze waren bereits ausgeschrieben, jedoch hat sich innerhalb der Bewerbungsfrist niemand beworben, sodass Sie sich um diese Sitze weiterhin bewerben können: FACHGEBIET/ARZTGRUPPE PLANUNGSBEREICH PRAXISFORM AUSSCHREIBUNGSNUMMER Hausärzte MB Bad Oldesloe EP 10045/2014 Hausärzte MB Bad Oldesloe EP 14781/2014 Hausärzte MB Flensburg EP 11619/2014 Hausärzte MB Heide EP 5697/2015 Hausärzte MB Itzehoe BAG 11583/2014 M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 3 7 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 Hausärzte MB Itzehoe EP 12952/2014 Hausärzte MB Itzehoe BAG 2351/2015 Hausärzte MB Itzehoe EP 3376/2015 Hausärzte MB Itzehoe EP 2667/2015 Hausärzte MB Kiel BAG 3989/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südost EP 12920/2014 Hausärzte MB Metropolregion Südost BAG 1904/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südost EP 1906/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südost BAG 3859/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südwest EP 2218/2015 Hausärzte MB Neumünster BAG 11444/2014 Hausärzte MB Neumünster BAG 2431/2015 Hausärzte MB Neustadt (Holstein) BAG 151/2015 Hausärzte MB Ratzeburg EP 5390/2015 Hausärzte MB Rendsburg EP 2740/2015 Hausärzte MB Rendsburg EP 4866/2015 Hausärzte -halbe Zulassung- MB Kiel BAG 1980/2015 Hausärzte -halbe Zulassung- MB Metropolregion Südost EP 939/2015 HNO-Ärzte Kiel BAG 14771/2014 HNO-Ärzte Lübeck BAG 10530/2014 HNO-Ärzte Nordfriesland EP 3150/2015 Psychotherapeuten (Sonderbedarf Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten) -halbe Zulassung- NMS/RD-E EP 154/2015 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Stormarn EP 763/2015 Folgende Ärzte/Psychotherapeuten wurden im Rahmen des Sonderbedarfes zugelassen. Diese Beschlüsse sind noch nicht bestandskräftig, sodass hiergegen noch Widerspruch eingelegt bzw. Klage erhoben werden kann. NAME FACHGRUPPE/SCHWERP. NIEDERLASSUNGSORT NIEDERLASSUNGSDATUM Dipl.-Psych. Katja Losleben -halbe Zulassung- Psychologische Psychotherapeutin 22951 Bargteheide, Baumschulenstraße 23 01.10.2015 3 8 // M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 Folgende Ärzte/Psychotherapeuten wurden ermächtigt bzw. bei folgenden Ärzten haben sich Änderungen ergeben (Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem Ermächtigungsverzeichnis auf www.kvsh.de.): NAME FACHGRUPPE ORT Dr. med. Martin Lindig Anästhesiologie Lübeck Folgende Ärzte/Psychotherapeuten wurden zugelassen und haben um Veröffentlichung gebeten: NAME ORT FACHGRUPPE BEGINN NACHFOLGER VON Dr. med. Ulrich Sellmer -zus. halbe Zulassung- 24937 Flensburg, Am Pferdewasser 12 Frauenheilkunde und Geburtshilfe 01.07.2015 Jost SchneiderPungs Christof Lamp 24589 Flensburg, Mürwiker Straße 162 Anästhesiologie 16.07.2015 Dr. med. Gregor Grotmann Dr. med. Andrea Knippert 24376 Kappeln, Konsul-LorentzenStraße 9 Innere Medizin/ hausärztlich 01.10.2015 Dipl.-Psych. Dr. phil. Katja Apel -halbe Zulassung- 25524 Itzehoe, Feldschmiedekamp 4 Psychologische Psychotherapeutin 01.09.2015 Dipl.-Psych. Monika Alda -halbe Zulassung- Iris Schäfer 23552 Lübeck, Klingenberg 7-9 Kinder- und Jugendmedizin 01.07.2015 Dipl.-Psych. Julia Lichau -halbe Zulassung- 24568 Kaltenkirchen, Schulstraße 9a Psychologische Psychotherapeutin 01.08.2015 Heike Lixenfeld -halbe Zulassung- Dipl.-Päd. Birgit Merkel -halbe Zulassung- 24589 Nortorf, Am Markt 7 Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin 01.09.2015 Ulrike von Puttkamer Dr. med. Anne Christine Scheffler -halbe Zulassung- 23669 Timmendorfer Strand, Wilhelmstraße 6 Frauenheilkunde und Geburtshilfe 24.07.2015 Dr. med. Uta Fenske -halbe Zulassung- Dr. med. Anne Christine Scheffler -halbe Zulassung- 23669 Timmendorfer Strand, Wilhelmstraße 6 Frauenheilkunde und Geburtshilfe 24.07.2015 Maria von Schöning -halbe Zulassung- Dr. med. Christian Thiel 22926 Ahrensburg, Rathausplatz 25 Kinder- und Jugendmedizin, Schwerpunkt Kinderkardiologie 01.10.2015 Carsten Behrens M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 3 9 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ haben Anstellungsgenehmigungen erhalten und um Veröffentlichung gebeten: NAME DES ANSTELLENDEN ARZTES ORT FACHGRUPPE BEGINN NAME DES ANGESTELLTEN Dennis Kramkowski 24159 Kiel, Fritz-ReuterStraße 90, sowie 24159 Kiel, Langenfelde 104 Allgemeinmedizin 01.08.2015 Stephan Miklik -halbtags- „MVZ am Prinzesshofpark gGmbH“ 25524 Itzehoe, Viktoriastraße 8 Hals-NasenOhrenheilkunde 19.08.2015 Dr. med. Ayham Said -vierteltags- Dr. med. Detlev Lüddeke und Karen Hartwig 22946 Trittau, Bahnhofstraße 37 Allgemeinmedizin 01.09.2015 Dr. med. Andrea Wonka -halbtags- „Labor Dr. Krause & Kollegen MVZ GmbH“ 24103 Kiel, Steenbeker Weg 23 Laboratoriumsmedizin 30.04.2015 Dr. med. Hans Neumeyer -dreivierteltags- „MVZ Praxisklinik Mölln“ 23879 Mölln, Wasserkrüger Innere Medizin/ Weg 7 hausärztlich 15.09.2015 Imke TangemannMünstedt -vierteltags- „ZoGeZ Zollhaus Gesundheitszentrum Brücke MVZ GmbH“ -Sonderbedarf- 10.09.2015 Merét Thale -halbtags- 24340 Eckernförde, Schiffbrücke 8 Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ haben die Genehmigung zur Verlegung ihrer Vertragspraxis erhalten und um Veröffentlichung gebeten: NAME FACHGRUPPE VON NACH DATUM Dr. med. Henning Rasche Hals-NasenOhrenheilkunde 24944 Flensburg, Mürwiker Straße 162 24937 Flensburg, Rathausstraße 1-3 06.07.2015 Dr. med. Marina Zachariah-Jooß Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie 24340 Eckernförde, Kieler Straße 71 24340 Eckernförde, Wulfsteert 30 01.10.2015 Gisela Reimann Allgemeinmedizin 24159 Kiel, Schilkseer Straße 182 24119 Kronshagen, Kieler Straße 105 06.07.2015 Die Abgeordnetenversammlung der KVSH hat in ihrer Sitzung am 23. September 2015 Änderungen im Honorarverteilungsmaßstab (HVM) mit Wirkung zum 1. Oktober 2015 beschlossen. Die aktuelle Fassung des HVM finden Sie auf unserer Homepage www.kvsh.de. Auf Anforderung wird der Text der Bekanntmachung in Papierform zur Verfügung gestellt, Telefon: 04551 - 883 486. 4 0 // M I T T E I L U N G E N D E R Ä R Z T E K A M M E R O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 TÄTIGKEITSBERICHT 2014 Auf dem Weg in die Zukunft Neue Optik, effiziente Ausschussarbeit, zahlreiche Veranstaltungen, großes Interesse an Allgemeinmedizin – Ein Rückblick auf das Kammerjahr. I m Jahr 2014 hat sich in der Ärztekammer Schleswig-Holstein viel bewegt: Ein neues „Corporate Design“, also die optische Erscheinung der Körperschaft, gehört dabei sicherlich zu den auffälligsten Ereignissen. Das Redesign umfasst ein neues Logo, eine neue Farbgebung, die an die schleswigholsteinischen Landesfarben angelehnt ist, eine neue Optik des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblattes und auch die Neugestaltung der Homepage. Die Koordinierung und Umsetzung dieses umfassenden Projektes war in der Abteilung Kommunikation angesiedelt, die sich im vergangenen Jahr neben ihrem Kerngeschäft der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vor allem der neuen Gestalt gewidmet hat. Der Beschluss der Kammerversammlung zur Grundsanierung des Verwaltungsgebäudes in der Bismarckallee wird ebenfalls ganz sichtbare Früchte tragen, wenn auch das Ergebnis voraussichtlich erst im Jahr 2017 präsentiert werden kann. Der Finanzausschuss rechnet hier auf Grundlage der Planungen und Entwürfe mit einem reinen Investitionsvolumen von vier Millionen Euro. Für den Großteil der Mitglieder unbemerkt dagegen haben sich die vier Kernbereichsausschüsse (Weiterbildung, Fortbildung, Berufsordnung und Qualitätsmanagement), die als Ergebnis der Umstrukturierung der ehrenamtlichen Kammerarbeit 2013 gegründet wurden, inzwischen etabliert. Einige Kernbereichsausschüsse bildeten zur Bearbeitung konkreter Themenkomplexe weitere Unterausschüsse, um strukturierter und effektiver arbeiten zu können. Die Verschlankung der Gremien wird sowohl von der hauptamtlichen Geschäftsstelle als auch von den Kammerabgeordneten positiv wahrgenommen. Ärztestatistik Für die Öffentlichkeit ebenfalls weniger offensichtlich ist der anhaltende Trend der wachsenden Mitgliederzahlen der Ärztekammer Schleswig-Holstein. Insgesamt 16.291 Ärztinnen und Ärzte waren zum 31. Dezember im System der Ärztekammer verzeichnet, wovon mit einer Zahl von 8.984 die männlichen Mediziner noch in der Mehrheit waren. Das Wachstum befeuern dagegen vor allem die weiblichen Kolleginnen, wenn auch nicht so stark wie im Vorjahr: 153 Ärztinnen kamen 2014 hinzu, bei den Männern waren es lediglich 76. Insbesondere die angestellten Ärzte in der ambulanten Versorgung sind dabei auf dem Vormarsch: So schrumpfte die Zahl der niedergelassenen Ärzte, wohingegen die Zahl der Angestellten, Teilzeitangestellten und Praxisassistenten von insgesamt 952 auf 1.020 weiter stieg. Die Zunahme der Gesamtzahl der Ärzte bedeutet also nicht, dass auch die Kapazität der ärztlichen Versorgung gestiegen ist. Die Zahl der Mediziner ohne ärztliche TätigMitglieder hatte die keit, in Elternzeit oder FreistellungsphaÄrztekammer Schlesse der Altersteilzeit ist im Vergleich zum wig-Holstein am 31. Vorjahr leicht angestiegen. Dezember 2014. DarEin Anstieg ist auch bei den in Kranunter sind 8.984 Ärzte und 7.307 Ärztinnen. kenanstalten tätigen Ärzten zu verzeichnen, deren Anzahl von 5.942 auf 6.038 angestiegen ist. Auch hier holten die Kolleginnen im Vergleich zum Vorjahr auf und waren erstmals in der (wenn betrug die Zahl der auch geringen) Überzahl von 3.026 geangestellten Ärzte in genüber 3.012 Kollegen. Wie in den verPraxen, Teilzeitangangenen Jahren waren die Krankengestellten und Praxihausärzte in der Gesamtbetrachtung am sassistenten im Jahr stärksten vertreten. 2014. 16.291 1.020 6.038 Ärztinnen und Ärzte arbeiteten 2014 in Krankenhäusern. In der Gesamtbetrachtung sind sie damit die stärkste Gruppe der Ärzte in Schleswig-Holstein. Ärztliche Weiterbildung Die Abteilung Ärztliche Weiterbildung in Bad Segeberg ist Ansprechpartner für die vielen Weiterbildungsassistenten im Land und ihre ausbildenden Ärzte. Sie ist zuständig für die Erteilung der Befugnisse für die weiterbildenden Ärzte und die Zulassung als Weiterbildungsstätte: 2014 wurden 320 Befugnisanträge von insgesamt 500 Personen eingereicht, wovon es sich in 123 Fällen um Teambefug- nisanträge, 16 Mal um Verbundbefugnisanträge und bei 181 Anträgen um Einzelbefugnisse handelte. Wer einen Facharzttitel, die Erlangung einer Schwerpunktbezeichnung in einem Gebiet oder eine Zusatzbezeichnung anstrebt, findet dort ebenfalls kompetente Ansprechpartner. Im Jahr 2014 wurden allein 379 persönliche Beratungsgespräche zum Stand der Weiterbildung in der Geschäftsstelle geführt. Insgesamt wurden 1.300 Anträge auf Anerkennung einer Qualifikation nach Weiterbildungsordnung und Anfragen zum Stand der Weiterbildung im vergangenen Jahr eingereicht. Darunter waren 21 Anträge auf den seit 2011 möglichen Quereinstieg in die Allgemeinmedizin. Nach sieben Anträgen im ersten Jahr sowie je zehn Anträgen 2012 und 2013 kann für das zunächst bis Ende des Jahres 2015 befristete Angebot ein großer Anstieg des Interesses verzeichnet werden. Erstmalig steht die Allgemeinmedizin auch bei den durchgeführten Prüfungen an erste Stelle: Von 650 Prüfungen nach Weiterbildungsordnung entfielen 67 auf dieses Fachgebiet, davon waren fünf Quereinsteiger. Die Anzahl der durch die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein geförderten allgemeinmedizinischen Weiterbildungsstellen im ambulanten Bereich ist mit 135 im Vergleich zum Vorjahr (132) konstant geblieben. Ärztliche Fortbildung und Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung Zur Förderung der Allgemeinmedizin hat die Ärztekammer im April 2013 beschlossen, die Fortbildungsveranstaltungen der Akademie für medizinische Fortund Weiterbildung zu diesem Thema (Update Allgemeinmedizin, Seminarreihe Allgemeinmedizin) für alle Weiterbildungsassistenten, die am Förderprogramm der Allgemeinmedizin der KV teilnehmen, und für alle PJ-Studenten, M I T T E I L U N G E N D E R Ä R Z T E K A M M E R // 4 1 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 die in ihrem Wahltertial das Fach Allgemeinmedizin gewählt haben, kostenfrei anzubieten. Dieses Angebot haben im vergangenen Jahr 91 Weiterbildungsassistenten und vier PJ-Studenten wahrgenommen. Weitere zahlreiche Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen wurden im vergangenen Jahr erfolgreich durchgeführt. So wurden Weiterbildungsveranstaltungen mit neun Inhaltsschwerpunkten (Allgemeinmedizin, Akupunktur, Homöopathie, Palliativmedizin, Schmerztherapie, Notfallmedizin, Suchtmedizinische Grundversorgung, Psychosomatische Grundversorgung und Psychotherapie), die Fachkunde Strahlenschutz nach Röntgenverordnung in Theorie, Grund- und Spezialkursen sowie Kurse zur Erlangung einer führbaren Bezeichnung im Rahmen der strukturierten curricularen Fortbildung mit sechs verschiedenen Themen angeboten. Hinzu kamen 41 Veranstaltungen im Zuge des allgemeinen Fortbildungsangebotes. Ärzte konnten sich je nach Interesse zu verschiedensten Themen in der Akademie fortbilden: Von der ärztlichen Leichenschau über Entspannungsverfahren und Kommunikation bis hin zur Transplantationsmedizin bot die Akademie in Bad Segeberg ein breites Spektrum an gut besuchten Seminaren und Vorlesungen. Die Anzahl der ausgestellten Fortbildungszertifikate an Ärzte hat sich 2014 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt: 2.238 Fortbildungszertifikate stellten die Mitarbeiter der Ärztekammer im vergangenen Jahr aus (2013: 1.109). Auch bei der Anerkennung von externen Veranstaltungen, die die Akademie im Rahmen der ärztlichen Fortbildung ebenfalls übernimmt, kann ein Rekordwert gemeldet werden: Seit 2008 steigt die Anzahl der Veranstaltungen kontinuierlich und findet 2014 mit 12.726 Veranstaltungen ihren vorläufigen Höhepunkt. Davon entfielen 1.755 Veranstaltungen auf Qualitätszirkel, 5.120 waren klinikintern und 5.851 ande- Gutachten für Lebendspenden in Lüre Veranstalter. beck und Kiel erstell- 36 Medizinische Fachberufe und Edmund-Christiani-Seminar Gemeinsam mit der Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung bildet das Edmund-Christiani-Seminar (ECS) als Berufsbildungsstätte für medizinisches Fachpersonal in der Esmarchstraße in Bad Segeberg das Bildungszentrum der Ärztekammer Schleswig-Holstein. Das ECS bietet die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Medizinischen Fachangestellten (MFA) an und entwickelt das Angebot kontinuierlich und mit Blick auf die Anforderungen der Zukunft weiter. So wurde beispielsweise im September vergangenen Jahres die Aufstiegsfortbildung zum Fachwirt im Ge- ten die Gutachterkommissionen Lebendspende insgesamt im vergangenen Jahr. 21 Gutachten wurden für Nierenlebendspenden am UKSH in Lübeck erstellt, neun für Nierenlebendspenden am UKSH in Kiel und sechs für Leberlebendspenden (ebenfalls UKSH Kiel). sundheits- und Sozialwesen neu in das Portfolio aufgenommen. Diese staatlich anerkannte Weiterbildung qualifiziert die Teilnehmer, kaufmännische und verwaltende Führungsaufgaben im ambulanten Gesundheitswesen zu übernehmen. Die Absolventen erlangen mit diesem Abschluss die unbeschränkte Hochschulzugangsberechtigung in den meisten Bundesländern. Das Seminar ersetzt den vormaligen Fortbildungsgang „Betriebswirt für Management im Gesundheitswesen“ und wurde von 20 Teilnehmern wahrgenommen. Die Vorgängerfortbildung fand ebenfalls noch das ganze Jahr in zwei parallelen Seminaren im ECS mit insgesamt 52 Teilnehmern statt. Auch die Weiterbildung zur Fachwirtin für ambulante medizinische Versorgung erfreute sich weiterhin großer Beliebtheit: Die auf die Anforderungen als leitende Mitarbeiter in größeren Praxen und Gemeinschaftspraxen ausgelegte Weiterbildung konnte 57 Teilnehmer verzeichnen. Auch im Bereich der Fortbildung für medizinisches Assistenzpersonal sind im ECS im vergangenen Jahr zahlreiche Veranstaltungen erfolgreich durchgeführt worden. Außerdem absolvierten im Rahmen ihrer Ausbildung 412 Teilnehmer zwischen dem 17. Juni und dem 2. Juli ihre praktische Sommerabschlussprüfung zur Medizinischen Fachangestellten im ECS. Kurz vor Weihnachten (16. bis 19. Dezember 2014) traten noch einmal 96 Auszubildende den Weg zur Winterabschlussprüfung an. Etwas mehr junge Menschen starteten 2014 ihre Karriere im Bereich des medizinisches Assistenzpersonals: Insgesamt 571 Ausbil- PEER REVIEW VERFAHREN dungsverträge für Medizinische Fachangestellte wurden abgeschlossen, mit 106 entfielen davon die meisten auf den Bezirk Lübeck. Gästehaus Lohmühle Das Gästehaus Lohmühle ist dem ECS organisatorisch angeschlossen. Hier sind die Auszubildenden, die im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung in Bad Segeberg sind, untergebracht. 1.758 Auszubildende übernachteten im vergangenen Jahr in dem Gästehaus. Aber auch Ärzte sowie deren Mitarbeiter, die an Fortbildungsveranstaltungen der Akademie und des ECS teilnehmen, können das Angebot des Gästehauses bei freier Kapazität nutzen. 2014 konnten so 2.047 Seminarteilnehmer der Akademie/des ECS als Übernachtungsgäste verbucht werden. Qualitätsmanagement Wenige Gehminuten entfernt im Gebäude der Bismarckallee beschäftigt sich die Abteilung Qualitätsmanagement mit den vielfältigen Aufgaben der Qualitätssicherung. 2014 standen dabei vor allem die externe stationäre Qualitätssicherung nach § 137 SGB V, die Qualitätssicherung in der Hämotherapie, im Rahmen der drei Ärztlichen Stellen die Qualitätssicherung von Röntgenuntersuchungen, Nuklearmedizin und Strahlentherapie sowie die Ausweitung des Peer Review Verfahrens (siehe Kasten) im Fokus. Wenn das rechnerische Ergebnis eines Krankenhauses bei einem Qualitätsindikator außerhalb eines defi nierten Referenzbereiches liegt bzw. bei Vorliegen eines sogenannten „sen- Beim Peer Review Verfahren handelt es sich um ein „urärztliches Verfahren“, im Fokus steht der kollegiale Dialog auf Augenhöhe. Bei diesem freiwilligen Verfahren stehen die Bereitschaft, voneinander lernen zu wollen und der gegenseitige Respekt im Vordergrund. Gemeinsam werden medizinische Sachverhalte analysiert und Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken herausgearbeitet. Erste überaus positive Erfahrungen konnte die Ärztekammer Schleswig-Holstein seit dem Jahr 2011 mit der Etablierung des Peer Review Verfahrens in der Intensivmedizin sammeln. Über 30 Peers konnten mittlerweile nach dem Curriculum Ärztliches Peer Review der Bundesärztekammer in Schleswig-Holstein geschult werden, zehn Intensiveinheiten wurden seitdem besucht. Die Rückmeldungen aller Beteiligten sind durchweg positiv, die Akzeptanz ist enorm und viele bestätigen die sehr offene, kollegiale und vertrauliche Atmosphäre mit einem Lerneffekt auf beiden Seiten. Im Jahr 2014 kamen die ersten Impulse auf, ein Peer Review Verfahren in der Allgemeinmedizin in Schleswig-Holstein umzusetzen. Sowohl der Vorstand der Ärztekammer als auch der Ausschuss Qualitätsmanagement haben sich mit dieser Thematik befasst und beschlossen, eine an den Ausschuss Qualitätsmanagement angegliederte Arbeitsgruppe zu gründen mit dem Ziel, das weitere Prozedere und Verfahren zu entwickeln. Mittlerweile wurden die wesentlichen Eckpunkte für die Etablierung eines Peer Review Verfahrens in der Allgemeinmedizin erarbeitet und die Pilotphase konnte im Mai 2015 mit einer Schulung für zukünftige Peers in der Allgemeinmedizin in Bad Segeberg starten. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch das Institut für Allge meinmedizin in Kiel. Interessierte können sich gerne an die Ärztekammer SchleswigHolstein wenden, die auch für dieses Verfahren die Koordinierungsfunktion übernommen hat. 4 2 // M I T T E I L U N G E N D E R Ä R Z T E K A M M E R tinel events“ werden die Krankenhäuser von der Ärztlichen Qualitätsstelle um schriftliche Stellungnahmen gebeten, die dann in den Fachausschüssen beurteilt werden. 2014 wurden so im Zuge der externen stationären Qualitätssicherung 415 Stellungnahmen bezüglich 142 Indikatoren aufgrund von rechnerischen Abweichungen von den Bundesreferenzwerten angefordert. Darüber hinaus wurden 132 Hinweise erteilt. Etwa 75 Prozent der zunächst rechnerischen Auffälligkeiten konnten aufgrund der Stellungnahmen, die die Abweichungen vom Referenzbereich hinreichend und plausibel begründeten, als unauffällig bewertet werden. Die Ärztliche Stelle Strahlentherapie hat im vergangenen Jahr zwei Audits (Prüfungen vor Ort) durchgeführt. Insgesamt konnte in beiden Einrichtungen eine sichere und dem aktuellen Standard angemessene Behandlung mit hoher Qualität festgestellt werden. Die Ärztliche Stelle Nuklearmedi- L O G O - R ELAU N C H Die Abteilung Kommunikation hat sich im vergangenen Jahr vor allem der neuen Optik der Ärztekammer Schleswig-Holstein gewidmet. Angelehnt an die schleswig-holsteinischen Landesfarben wurde das vormals gelb-graue Logo der Körperschaft einem modernen „Relaunch“ unterzogen und zeigt sich seit November 2014 in einer frischen rot-blauen Farbkombination mit neuer Bildmarke. Das umfassende Redesign beinhaltete aber nicht nur das Logo der nördlichsten Kammer, auch eine neue Hausschrift wurde eingeführt. Die Internetpräsenz als „Online-Visitenkarte“ der Kammer wurde ebenso neu gestaltet. Das Ergebnis ist seit dem 25. November 2014 unter www.aeksh.de zu sehen: In neuem Gewand informiert die Homepage alle interessierten Nutzer über die Aufgaben, Strukturen und Dienstleistungen der Ärztekammer Schleswig-Holstein. Im Zuge der Modernisierung wurde auch sichergestellt, dass die Online-Präsenz „responsible“ ist, d. h. auch auf mobilen Endgeräten wie Tablets und Smartphones problemlos und ansprechend dargestellt wird. Auch das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt ist neu gestaltet worden und zeigt sich seit der Januar-Ausgabe 2015 in neuer Optik. Die „gelbe Gefahr“ ist somit Geschichte. Das Medium greift das Logo der Ärztekammer Schleswig-Holstein farblich auf und präsentiert sich im Layout flexibler und moderner. Zudem ist das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt „gewachsen“: Vom ehemaligen A5-Format hin zur A4-Größe, was mehr Spielraum für ein abwechslungsreiches Layout bietet. O K T O B E R 2 0 1 5 | AUS GA B E 1 0 zin überprüfte im Jahr 2014 vier Kliniken regulär und zwei Kliniken vorzeitig aufgrund früherer technischer oder medizinischer Beanstandungen. Insgesamt wurden überwiegend geringe Beanstandungen festgestellt, die sich vorwiegend auf fehlende Dokumentationen, unzureichende Protokollführungen bzw. unzureichende Arbeitsanweisungen bezogen. Eine erneute Verbesserung der Röntgendiagnostik konnte von der Ärztlichen Stelle zur Qualitätssicherung von Röntgenuntersuchungen bei der Überprüfung von 255 Röntgenstrahlern im vergangenen Jahr festgestellt werden. Rechtsabteilung Zu den Kernbereichen der Ärztekammer Schleswig-Holstein zählt auch die Berufsaufsicht über die Ärzte im Land. Diese ist in der Rechtsabteilung angesiedelt, die auf Grundlage der Berufsordnung handelt. Nach einer Abnahme der berufsrechtlichen Verfahren in den Vorjahren, musste 2014 wieder eine Steigerung verzeichnet werden: 1.054 Vorgänge wurden im vergangenen Jahr angelegt. Das sind 148 Vorgänge mehr als im Jahr 2013, denen nachgegangen wurde. Dennoch mussten in weniger Fällen als 2013 Konsequenzen aus den berufsrechtlichen Vorgängen gezogen werden: Der Vorstand befasste sich mit lediglich 59 Fällen gegenüber 69 im Vorjahr 2013. Elf Verfahren wurden gegen die Zahlung eines angemessenen Geldbetrages eingestellt. Bei konkreten Hinweisen auf Verstöße gegen die Berufsordnung verfügt die Ärztekammer im Gegensatz zu anDer von der Kammerderen Kammern über eine qualifizierversammlung verabte Ermittlungskompetenz in Form eischiedete Haushaltsplan für 2015 hat ein nes sogenannten UntersuchungsfühGesamtvolumen von rers. Dabei handelt es sich nach Heil11,58 Millionen Euro. berufekammergesetz um einen von der Dies entspricht eiLandesaufsicht berufenen Juristen. 2014 ner Steigerung von übergab der Vorstand 14 Ermittlungs7,6 Prozent gegenüber 2014. Die Steige- aufträge an den Untersuchungsführer. rung ist im wesentliDieser ermittelt unabhängig und kann chen auf die geplante Sanierung des Ver- richterliche Beschlüsse erwirken, um gegebenenfalls Durchsuchungen oder Bewaltungsgebäudes in der Bismarckallee zu- schlagnahmungen zu veranlassen. Die rückzuführen. Ergebnisse seiner Ermittlungen schlagen Die Haushaltsfinansich in einem Abschlussbericht nieder, zierung erfolgt im weder dem Vorstand dann als Grundlasentlichen mit 64,5 ge für Entscheidungen über Sanktionen Prozent durch Kammerbeiträge, mit 15,2 dient. In letzter Konsequenz kann eine Prozent durch Teilberufsrechtliche Klage beim Berufsgenehmergebühren und richt erhoben werden, was im Jahr 2014 mit 4,5 Prozent aus in sechs Fällen notwendig war. der BauunterhaltsGutachterliche Äußerungen in rücklage. Der Haushaltsbedarf besteht Streitfragen zur Gebührenordnung aus Personalaufwen- für Ärzte (GOÄ) sind ebenfalls in der dungen in Höhe von Rechtsabteilung der Ärztekammer 56,9 Prozent, aus 8,7 Schleswig-Holstein angesiedelt. 2014 Prozent Organaufgingen in der Abteilung 155 schriftliche wendungen und 34,4 Prozent aus Sachauf- Anfragen zur Bewertung der Angemeswand. senheit einer Honorarforderung ein. Für das Jahr 2014 kann damit eine gering- Haushalt fügige Abweichung nach oben gegenüber dem Fünfjahresschnitt von rund 146 Anfragen per anno verzeichnet werden. 110 Anfragen erreichten die Rechtsabteilung von Patienten. In 27 Fällen waren Ärzte die anfragenden Personen, sieben Mal wandten sich Beihilfestellen mit der Bitte um Klärung an die Ärztekammer. Staatsanwaltschaften traten in zwei Fällen als Initiatoren auf. Die inhaltlichen Schwerpunkte bildeten wie in den Vorjahren vor allem Fragen der Leichenschau, Analogbewertung von Leistungen (§ 6 Abs. 2 GOÄ), IGe-Leistungen, Beratungsleistungen, ärztliche Bescheinigungen und die Bemessung der Gebühren/Begründungspflicht (§ 5 GOÄ). Ethikkommissionen Bei den Ethikkommissionen, deren Geschäftsführung der Rechtsabteilung der Ärztekammer obliegt, war 2014 ein gestiegenes Antragsvolumen zu verzeichnen. Im vergangenen Jahr wurden im Bereich des Arzneimittelgesetzes (AMG) und Medizinproduktgesetzes (MPG) 29 Studienanträge zur federführenden Beratung eingereicht. Die Zahl der nach Berufsrecht zu beratenden Vorhaben lag mit 67 Anträgen geringfügig niedriger als im Vorjahr 2013 (71). Das gesamte, alle Bereiche umfassende Antragsvolumen lag mit 620 Anträgen über dem des Vorjahres (2013: 596). Im Rahmen des Logo-Relaunches der Ärztekammer haben auch die Ethikkommissionen ein neues, angepasstes Logo erhalten und präsentieren sich seit Anfang 2015 unter dem Dach der neuen Ärztekammer-Homepage auf einer modernisierten Seite (www.aeksh.de/ethikkommissionen), wo sowohl alle Mitglieder der beiden Kommissionen zu finden sind als auch weitere Informationen zu den einzureichenden Studienunterlagen sowie das Basisformular für einen Ethikantrag zum Download bereit steht. Vertrauensstelle Krebsregister Aufgrund des Landeskrebsregistergesetzes und der Berufsordnung sind alle Ärzte des Landes dazu verpflichtet, sämtliche Patienten mit Krebsneuerkrankungen namentlich an das Krebsregister Schleswig-Holstein zu melden. Die Daten gehen bei der Vertrauensstelle ein, die ihren Sitz bei der Ärztekammer Schleswig-Holstein hat. Hier werden sie auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft. Im Jahr 2014 sind 111.409 Meldungen bei der Vertrauensstelle eingegangen, wobei 54.944 Meldungen aus Kliniken und Praxen stammten, 17.246 von Pathologen und 39.219 aus den Gesundheitsämtern (Todesbescheinigungen). Im Jahr 2014 wurde das „Krebsfrüherkennungs- und Registergesetz“, das durch die zusätzliche Erfassung von Therapie- und Krankheitsverlaufsdaten zu einer Optimierung der Behandlung M I T T E I L U N G E N D E R Ä R Z T E K A M M E R // 4 3 AUS GA B E 1 0 | O K T O B E R 2 0 1 5 von Krebspatienten beitragen soll, in einen Gesetzesentwurf auf Landesebene umgesetzt. Der Gesetzentwurf weist der jetzigen Vertrauensstelle auch zukünftig die Rolle der Datenannahmestelle zu, sodass den Meldestellen weiterhin die bekannten Ansprechpartner zur Verfügung stehen werden. Bereits im Jahr 2012 war auch im Hinblick auf diese langfristige Perspektive eine neue Verwaltungsanwendung konzipiert worden, die im darauffolgenden Jahr in die Umsetzungsphase eintrat. Anfang 2014 konnte dann die endgültige Migration der ca. 24 Millionen Datensätze erfolgreich abgewickelt werden und die neue Verwaltungsanwendung endlich in den Realbetrieb starten. Mit „Tristan“ – der Name ist abgeleitet vom englischen Begriff des Tumor Registry and Information System – können nun sämtliche Aufgaben mit nur einem einzigen Programm komfortabel und zeitsparend abgearbeitet werden. Ebenso wie die Ethikkommissionen hat auch die Vertrauensstelle des Krebsregisters ein farblich und stilistisch angepasstes Logo sowie eine neue Internetpräsenz erhalten. Weitere Einrichtungen der Ärztekammer Förderkreis Qualitätssicherung Patientenombudsmann/-frau SH e.V. Die Versorgungseinrichtung der Ärztekammer BEZEICHNUNG MFA Die praktische Sommerabschlussprüfung zur Medizinischen Fachangestellten absolvierten 412 Teilnehmer im EdmundChristiani-Seminar der Ärztekammer. 14 Prozent der Prüflinge bestanden die Prüfung nicht. OTA 35 Auszubildende nahmen im Sommer 2014 an der Abschlussprüfung zur Operationstechnischen Angestellten teil. Ein Prüfling bestand dabei mit der Note „sehr gut“. Kammerversammlung Die Kammerversammlung ist das oberste Organ der Ärztekammer und stellt das Parlament der Ärzte in Schleswig-Holstein dar. Die insgesamt 70 Delegierten wurden 2013 von den mehr als 16.000 Mitgliedern der Ärztekammer Schleswig-Holstein für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt. Die Kammersammlung findet bis zu drei Mal im Jahr statt und wird vom Präsidenten der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Dr. Franz Bartmann, einberufen. Im Jahr 2014 tagte das Ärzteparlament zwei Mal und bewegte in beiden Sitzungen wichtige Themen der schleswig-holsteinischen Gesundheitsversorgung. So hat die Kammerversammlung im vergangenen Jahr u. a. eine Änderung der Satzung der Versorgungseinrichtung der Ärztekammer SchleswigHolstein beschlossen, durch die eine Gewinnrücklage als bilanzielle Reserveposition entstehen soll. Sie soll als Belastungspuffer helfen, Schwankungen der Kapitalmärkte in ertragsschwachen Jahren auszugleichen. Ein weiterer wesentlicher Tagesordnungspunkt war die Anpassung der Anlage 2 zur Berufsordnung, die die Durchführung des Notfallbereitschaftsdienstes regelt. Unter anderem erfolgte die Klarstellung, dass Heiligabend und Silvester als Feiertage im Sinne der Notdienstregelungen gelten. Zudem kön- BESTANDEN nen nun auch sogenannte „Brückentage“ bei der Durchführung des organisierten Notdienstes bis zu maximal fünf aufeinander folgenden Tagen Berücksichtigung finden. Erstmals für das Jahr 2015 hat sowohl die Abgeordnetenversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung als auch die Kammerversammlung als Brückentage den 2. Januar 2015 und den 15. Mai 2015 beschlossen. In der zweiten Kammerversammlung zum Ende des Jahres 2014 beschäftigten sich die 70 Delegierten ausführlich mit dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz. In einer Stellungnahme verdeutlichten sie ihre Position und damit ihr Unverständnis das Gesetz betreffend. Insbesondere die geplanten Terminservicestellen, die bei den Kassenärztlichen Vereinigungen eingerichtet werden sollen, damit jeder Patient innerhalb von vier Wochen einen Termin bei einem Facharzt bekommt, sorgten für Verärgerung. Die Abgeordneten beschrieben außerdem ihre Sorge um den Erhalt der Freiberuflichkeit und Selbstständigkeit des Arztberufes und hoben die Wichtigkeit einer freien Arztwahl für ein vertrauensvolles Arzt-PatientenVerhältnis hervor. Den ausführlichen Tätigkeitsbericht 2014 finden Sie auf der Homepage der Ärztekammer als PDF-Dokument zum Download unter www.aeksh.de/kommunikation Anne Mey NICHT BESTANDEN GESAMT Top 3 der durchgeführten Weiterbildungsprüfungen: Gebiete und Facharztkompetenzen und deren Schwerpunkte Allgemeinmedizin 65 2 67 Innere Medizin 61 1 63 Orthopädie und Unfallchirurgie 30 2 32 Top 3 der durchgeführten Weiterbildungsprüfungen: Zusatzbezeichnungen Notfallmedizin 55 1 56 Palliativmedizin 33 3 36 Intensivmedizin 25 1 26 16 0 16 24 13 37 Qualifikation außerhalb WBO Leitender Notarzt Kenntnisprüfungen Ärztin/Arzt KORREKTURABZUG Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, [email protected] Berlin: Telefon 030/ 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680 Kunde: MS Gesellschaft für MolekularDiagnostik Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected] Heft: ÄMV, ÄBT, BÄ, ÄBS, ÄRP, SÄB Format: 92 x 18 mm Stellenangebote/Stellengesuche Wir suchen für die Klinik für Stresserkrankungen in Schloss Warnsdorf einen FA/FÄ für Psychosomatische Medizin oder Psychiatrie und Psychotherapie mit tiefenpsychologischer Ausrichtung für P R I VAT K L I N I K FÄ/FA für Humangenetik (in Anstellung) zur Erweiterung unseres halbe Stelle. Honorartätigkeit ist mögl. Ihre Bewerbung richten Sie bitte an Schloss Warnsdorf SCH LOSS eine genetischen Kompetenz-Zentrums/MVZ in München gesucht. Klinische Erfahrung Klinik für Stresserkrankungen in der Tumorgenetik von Vorteil. Überdurchschnittliche Verdienstmöglichkeit.GmbH, Heike Mohr, Schlossstraße 10, 23626 Warnsdorf. ARNSDORF (Vorab-Info unter 04502/840-100) Chiffre BÄ 0000, Quintessenz Verlag, Anzeigenverwaltung, Paul-Gruner-Straße 62, 04107 Leipzig W Heft: Große Allgemeinarztpraxis in Kiel/ Kronshagen sucht Allgemeinmediziner/in oder hausärztlichen Internisten/in in Voll- oder Teilzeit ab dem 01.01.2016, spätere Praxispartnerschaft erwünscht Sven Claßen Facharzt für Allgemeinmedizin Palliativmedizin / Geriatrie / Reisemedizin Bewerbungen an [email protected] Hausarzt praxis Hasselkamp 74 Schleswig-Hostein FÄ/FA für Humangenetik (in Anstellung) zur Erweiterung unseres genetischen Kompetenz-Zentrums/MVZ in München gesucht. Klinische Erfahrung in der Tumorgenetik von Vorteil. Überdurchschnittliche Verdienstmöglichkeit. Chiffre 598 Breit aufgestellte Praxis für Allgemeinmedizin (Schwerpunkte Innere Medizin, Kinderheilkunde, Orthopädie, kleine Chirurgie) in Halstenbek/Krupunder sucht zur Verstärkung unseres Teams zum 01.12.2015 FÄ/FA Allgemeinmedizin oder Innere Medizin in Teilzeit. Sonografiekenntnisse wären vorteilhaft. Verkehrstechnisch optimal gelegen, flexible Arbeitszeit, überdurchschnittliches Gehalt. Bei Interesse bitte melden. Tel. 0177-8955117, email: [email protected] Gynäkologie Partner/in für moderne gynäkologische Praxis im Zentrum Schleswig Holsteins gesucht. Ambulante und belegärztliche Operationen, Onkologie, keine Investitionen erforderlich. Chiffre 600 Das AMEOS Institut Nord mit den Standorten Neustadt und Heiligenhafen ist in der Region der größte private Anbieter nicht-akademischer Bildungsangebote für Sozial- und Gesundheitsberufe und verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Pflegekräften und Ergotherapeuten. Für das AMEOS Institut Nord suchen wir ab sofort Ärzte als Honorardozenten (m/w) für alle Krankheitslehrfächer Informationen & Kontakt: Heino Esmann, Leiter AMEOS Institut Nord, Tel. 04561 611- 4404 abts+partner ist eine moderne gynäkologische Ärzte-Sozietät mit mehreren Praxis-Standorten in Schleswig-Holstein, die ihren Patientinnen eine wohnortnahe Basisversorgung, Fachspezialisten und ein stationäres Leistungsspektrum aus einer Hand bietet. Für den Raum Schleswig / Flensburg suchen wir: Fachärzte für Gynäkologie und Geburtshilfe w/m Ärzte in der Weiterbildung w/m mit abgeschlossener geburtshilflicher Ausbildung Bitte bewerben Sie sich schriftlich bei uns: Partnerschaftsgesellschaft abts+partner | Frauenärzte Ansprechpartner Herr Dr. Martin Völckers www.abts-partner.de Prüner Gang 7 | 24103 Kiel Arbeiten am Marien-Krankenhaus Lübeck Für Ihre berufliche Zukunft! Das Marien-Krankenhaus Lübeck schreibt zum nächstmöglichen Termin gemäß § 103 Abs. 7 SGB Belegarztstellen für die folgenden Fachrichtungen aus: Anästhesie Augenheilkunde Chirurgie Gynäkologie & Geburtshilfe Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Innere Medizin Urologie Der Träger des Krankenhauses plant, mit bereits im Planungsbereich niedergelassenen Ärzten dieser Fachrichtungen Belegarztverträge zu schließen. Wir freuen uns auf Ihre aussagefähige Bewerbung. Diese richten Sie bitte an: Kath. Marien-Krankenhaus Lübeck Geschäftsführung Parade 3 / 23552 Lübeck oder an: [email protected] In den genannten Fachrichtungen versorgen wir jährlich ca. 9.000 Patienten. In unserer geburtshilflichen Abteilung finden jährlich ca. 1.300 Entbindungen statt. Wir sind ein Haus der ANSGAR-Gruppe. www.ameos.eu Ausgabe 10-2015.indd 1 www.marien-krankenhaus.de 25.09.2015 13:07:07 Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, [email protected] Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected] Stellenangebote/Stellengesuche Hamburg Facharzt/Fachärztin für KJPP KJP-Gemeinschaftspraxis bietet individuelle Arbeitszeit, tarifliche OA-Vergütung, kollegiales Arbeiten und ein multiprofessionelles Team. Kontakt unter [email protected] Tel.: 040 357729970 Kleine nette Praxis sucht ab 1/16 FA für Allgemeinmed. in TZ am östl. Stadtrand von HH (10-20Std.) 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Mobil: 015152520648 Chiffre-Zuschriften senden Sie bitte unter Angabe der Chiffre-Nr. an: Quintessenz-Verlags GmbH, Ifenpfad 2-4, 12107 Berlin Ausgabe 10-2015.indd 2 Wir suchen Facharzt / ärztin oder Weiterbildungsassistentin für Allgemeinmedizin Vz/Tz für 5 ArztPraxis im grünen, östlichen Speckgürtel Hamburgs, 25 min vom Hauptbahnhof entfernt. Wir bieten eine 4-Tage Woche und flexiblen Arbeitszeiten. Die Schwerpunkte unseres jungen Teams sind hausärztliche Innere Medizin, Allgemeinmedizin, Arbeitsmedizin, Naturheilverfahren, Diabetologie, DMP, Ergo, Lungenfunktion, Langzeit EKG und Blutdruck, Sonografie Schilddrüse und Abdomen, Präventionsmedizin, Sauerstofftherapie etc… Wir freuen uns auf Sie! Unverbindliche Kontaktaufnahme unter 0151 11322266 25.09.2015 13:07:08 Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, [email protected] Berlin: Telefon 030/ 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected] Stellenangebote/Stellengesuche Kommen Sie zu Sana als Leitender Oberarzt (m/w) der Kinderklinik Das sind Ihre Stärken Für die zu besetzende Oberarztstelle sollten Sie Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin sein. Sie verfügen über eine hervorragende fachliche Kompetenz, Motivation und Initiative, hohes persönliches Engagement sowie gute organisatorische Fähigkeiten und Kollegialität. Auf Grund Ihrer klinischen Erfahrung sollten Sie in der Lage sein, den Chefarzt der Abteilung zu vertreten und bereit sein, eine Führungsrolle einzunehmen. Eine vertiefte Erfahrung in der Neonatologie wäre wünschenswert. Die Weiterbildung für die Zusatzbezeichnung „Allergologie“ ist möglich. Wir bieten Ihnen die optionale Entwicklungsmöglichkeit zur eigenständigen chefärztlichen Führung mit dem langfristigen Ziel der Übernahme dieser Position. Das sind unsere Stärken Die Sana-Krankenhaus Rügen GmbH ist ein modernes Krankenhaus der Grundund Regelversorgung mit 206 Planbetten in den Fachbereichen Innere, Chirurgie, Gynäkologie/ Geburtshilfe, Pädiatrie und Anästhesie und Intensivmedizin sowie Belegbetten der HNO-Heilkunde und der Urologie. Seit 2005 arbeiten wir als Akademisches Lehrkrankenhaus eng mit der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald zusammen. Die Kinderklinik des Sana-Krankenhauses Rügen stellt die Grund- und Regelversorgung für alle kleinen Patienten sicher und hat das Zertifikat „Ausgezeichnet. Für Kinder“. Jedes Jahr werden in dieser Klinik über 1.100 Patienten stationär und ca. 2.500 ambulant behandelt. Ein fachlicher Schwerpunkt der Klinik ist die Allergologie/Pneumologie. Ärztlicher Stellenplan: 1 CA - 1 OA – 1 FA – 4 AA. Das ist der Sana-Konzern Die Sana Kliniken AG ist eine der großen privaten Klinikgruppen in Deutschland. An unseren 49 Standorten versorgen wir jährlich rund 1,8 Millionen Patienten in höchster medizinischer Qualität. Wir geben über 29.000 Mitarbeitern ein sicheres Arbeitsumfeld und viel Raum für Eigeninitiative. Wir leben Krankenhaus – gerne auch mit Ihnen. Ihre Bewerbung Bitte senden Sie Ihre Bewerbung per Email oder Post an folgende Adresse: [email protected] Sana-Krankenhaus Rügen GmbH Personalabteilung Calandstraße 7/8 18528 Bergen auf Rügen Für weitere Fragen steht Ihnen der Chefarzt der Kinderklinik PD Dr. med. Thomas Hirsch gerne zur Verfügung: Telefon 03838/39-1710 oder Email [email protected] Weitere Informationen und viele gute Gründe, um bei Sana zu arbeiten, finden Sie auf www.sana-ruegen.de Wir leben Krankenhaus! Wir suchen ab 1.1.2016 Fachärztin/FA für Allgemeinmedizin/Innere (auch TZ) in großer Hausarztpraxis ( MVZ) in Bleckede/ Elbe, Nähe Lüneburg engagierte Familienmedizin, umfassende, interessante Tätigkeit Kenntnisse: Psychosom., Päd., Palliativmedizin (evtl. anthroposoph. Med.) wünschenswert Gehalt TV-Ärzte III/1, 36 Std wöchentl. www.allgemeinpraxis-in-der-feldstrasse.de Ausgabe 10-2015.indd 3 Die Medizinischen Versorgungszentren Itzehoe City gGmbH und am Prinzesshofpark sind 100%ige Tocherfirmen des Klinikums Itzehoe. Unseren Patienten bieten wir ambulante medizinische Versorgung auf hohem Niveau. In enger Kooperation mit dem Klinikum sind wir Vorreiter in der Vernetzung der ambulanten und stationären Gesundheitsversorgung. Unsere Patienten haben durch die übergreifende Vernetzung die Möglichkeit, komplette Behandlungsverläufe in der Hand eines Arztes zu belassen. 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P.: Dr. Franz Joseph Bartmann Die Redaktion gehört zur Abteilung Kommunikation der Ärztekammer Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.), Katja Willers, Anne Mey, Telefon 04551 803 127, -119 Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dr. Gisa Andresen, Esther Geißlinger, Horst Kreussler, Dr. Udo Hennighausen Zuschriften redaktioneller Art bitte an: Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg, [email protected] Druck und Vertrieb: SDV Direct World GmbH, Tharandter Straße 23-35, 01159 Dresden Anzeigenverwaltung: Quintessenz Verlags-GmbH, Ifenpfad 2-4, 12107 Berlin, Telefon 030 761 806 63, Fax 030 761 806 93 Konto: Commerzbank AG Berlin, IBAN: DE61100400000180215600 BIC: COBADEFFXXX Zurzeit ist die Anzeigenpreisliste Nr. 55/2015 gültig. Geschäftsleiter: Horst-Wolfgang Haase Anzeigen: Samira Rummler Herstellung: Ärztekammer Schleswig-Holstein Die Zeitschrift erscheint elf Mal im Jahr jeweils zum 15. des Monats. Die Zeitschrift wird von allen Ärzten in Schleswig-Holstein im Rahmen ihrer Mitgliedschaft zur Ärztekammer bezogen. Der Bezugspreis ist mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten. Die Beiträge geben die Auffassung der namentlich genannten Autoren, nicht zwingend die der Redaktion wieder. Für unaufgefordert eingereichte Beiträge werden keine Honorare bezahlt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, über die Veröffentlichung, die Gestaltung und ggf. redaktionelle Änderungen von Beiträgen zu entscheiden. Dies betrifft auch Leserbriefe. Die Redaktion freut sich über unverlangt eingesandte Manuskripte und bittet um Verständnis, dass umfangreiche Arbeiten aufgrund des redaktionellen Konzepts nicht berücksichtigt werden können. Wenn aus Gründen der Lesbarkeit die männliche Form eines Wortes genutzt wird, ist hiermit auch die weibliche Form gemeint. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung strafbar. Vorstand Dr. Franz Bartmann (Präsident) Dr. Henrik Herrmann (Vizepräsident) Dr. Gisa Andresen Dr. Svante Gehring Petra Imme Dr. Thomas Schang Dr. Christian Sellschopp Telefon 04551 803 125 Fax 04551 803 180 [email protected] Geschäftsführung Dr. Carsten Leffmann (Ärztl. Geschäftsführer) Telefon 04551 803 125 Fax 04551 803 180 Karsten Brandstetter (Kaufm. Geschäftsführer) Telefon 04551 803 125 Fax 04551 803 180 [email protected] Ärztliche Weiterbildung Leitung: Manuela Brammer Telefon 04551 803 328 Fax 04551 803 222 [email protected] Rechtsabteilung Leitung: Carsten Heppner (Justiziar) Telefon 04551 803 151 Fax 04551 803 339 [email protected] Qualitätsmanagement Leitung: Dr. Uta Kunze Telefon 04551 803 165 Fax 04551 803 265 [email protected] Ärztliche Fortbildung und Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung Leitung: Helga Pecnik Telefon 04551 8813 166 Fax 04551 8813 194 [email protected] Medizinische Fachberufe und Edmund-Christiani-Seminar Leitung: Cornelia Mozr Telefon 04551 8813 0 Fax 04551 8813 234 [email protected] Hauswirtschaft und Gästehaus Leitung: Helena Willhöft Telefon 04551 8813 178 Fax 04551 8813 234 [email protected] Ärztliche Angelegenheiten Leitung: Dr. Uta Kunze Telefon 04551 803 165 Fax 04551 803 231 [email protected] Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Leitender Redakteur: Dirk Schnack Telefon 04551 803 127 Fax 04551 803 188 [email protected] Mitgliederverzeichnis/Ärztestatistik Leitung: Yvonne Rieb, Christine Gardner Telefon 04551 803 236, 04551 803 170 Fax 04551 803 220 [email protected] Finanzbuchhaltung Leitung: Kay Petruske Telefon 04551 803 140 Fax 04551 803 239 [email protected] IT-Abteilung Leitung: Wolfgang Dahncke Telefon 04551 803 184 Fax 04551 803 284 [email protected] Personalabteilung Leitung: Katrin Hartkopf Telefon 04551 803 163 Fax 04551 803 163 [email protected] Facility Management Leitung: Helge Timmermann Telefon 04551 803 320 Fax 04551 803 318 [email protected] Patientenberatung Telefon 04551 803 308 Fax 04551 803 188 [email protected] Strahlenschutz/Ärztliche Stellen Cornelia Ubert, Gabriele Kautz-Clasen Telefon 04551 803 324, 04551 803 126 Fax 04551 803 231 [email protected] Krebsregister Schleswig-Holstein Vertrauensstelle Leitung: Mirja Wendelken Telefon 04551 803 104 [email protected] Versorgungseinrichtung der Ärztekammer Schleswig-Holstein Bismarckallee 14–16 23795 Bad Segeberg Geschäftsführer: Harald Spiegel Telefon 04551 803 300 Fax 04551 803 150 [email protected] Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, [email protected] Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected] Fachberater ò Stingl • Scheinpflug • Bernert vereidigte Buchprüfer und Steuerberater Partnerschaftsgesellschaft " Spezialisierte Beratung für Ärzte • Finanz- und Lohnbuchhaltung • Quartals-Auswertung Chef-Info sowie betriebswirtschaftliche Beratung Liquiditäts-, Rentabilitäts- und Steuerberechnung Ǥ • steuerliche Konzeption, Gestaltung und Betreuung von (neuen) Kooperationsformen: MVZ, BAG und Ärztenetze Ǥ • Existenzgründung ¡Ǥ Ihre fachlich kompetenten Ansprechpartner: Anette Hoffmann-Poeppel - Steuerberaterin Horst Stingl - Steuerberater Am Dörpsdiek 2 • 24109 Kiel / Melsdorf Tel. 0 43 40 / 40 70 0 www.stingl-scheinpflug.de • [email protected] ¡ Ǥ ò é͘͝ ͖͕͔͙͘ Ǥǣ͔͕͗͘Ǧ͙͚͗͗͘͘ ǦǦé͚ ͖͙͙͚͗ò Ǥǣ͔͙͕͘Ǧ͕͕͘͘͘͘͜ ̷ Ǥ Ǥ Ǥ ǡǤǤòǡ ȋ ǡ ǡ Ȍǡ ǡ ǡ ǡ ǣ Ǩ Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft -Praxiswertgutachten -Gutachten im Zugewinnausgleich -Mediation Berufsausübungsgemeinschaft -Begleitung bei Praxiskauf / Praxisverkauf Horst Stingl von der IHK zu Kiel öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für die Bewertung von Unternehmen im Gesundheitswesen, Betriebsanalysen und Betriebsunterbrechungsschäden Am Dörpsdiek 2 24109 Kiel/Melsdorf Tel. 043 40 / 40 70 60 Lokstedter Steindamm 35 22529 Hamburg Tel. 040 / 23 90 876 55 [email protected] Ausgabe 10-2015.indd 7 Fachspezifische Steuerberatung für Heilberufe Aktuelle Seminare – Existenzgründertag - Betriebswirtschaftliche Beratung 20.09.08, 10:00 Uhr, KV Bad Segeberg (8 Fortbildungspunkte) - Liquiditätsanalyse und -planung Anmeldung unter Tel. Begleitung 0451- 4 84 14 - 0von oder Existenzgründung [email protected] Unterstützende Finanzund Lohnbuchführung Richard-Wagner-Straße 6, - Betriebswirtschaftliche Beratung 23556 Lübeck - Liquiditätsanalyse und -planung Partnerschaftsgesellschaft mbB4 84 14- 0 Tel.: 0451- Unterstützende Begleitung von Fax: 0451- 4 84 14- 44 Existenzgründung Richard-Wagner-Straße 6 Holtenauer Straße 94 - Finanz- und Lohnbuchführung 23556 Lübeck Tel.: 0451-48414-0 Fax: 0451-48414-44 24105 Kiel Tel.: 0431/564430 www.rohwer-gut.de [email protected] 25.09.2015 13:07:11 KK Az. 70x70mm DELTA Steuerberatung Bad Segeberg | Heide | Hamburg Druck 1.2010:Layout 1 29.01.2010 R E C H TSB E R ATU N G FÜR DIE HEILBERUFE Praxiskauf / -verkauf · Gemeinschaftpraxis · MVZ Gesellschaftsrecht · Zulassung · Vergütung Honorarverteilung · Regress Berufsrecht · Arztstrafrecht Die Berater für Ärzte seit über 50 Jahren Hindenburgstraße 1 · 23795 Bad Segeberg Tel. 0 45 51 - 8 80 80 · www.kanzleidelta.de Kurhausstraße 88 · 23795 Bad Segeberg Tel.: 04551/89930 · Fax 04551/899333 E-Mail: [email protected] www.kossen-segeberg.de w w w. p v s - s e . d e | [email protected] Privatliquidation mit der PVS Sparen Sie Zeit & Geld Ausgabe 10-2015.indd 8 25.09.2015 13:07:11
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