Psychiater fordern Alternative zu PEPP

Presseinformation
Nr. 49
Berlin, 26.11.2015
DGPPN Kongress I 25. bis 28. November 2015 I CityCube Berlin
Große Protestaktion auf DGPPN Kongress:
Psychiater fordern Alternative zu PEPP
Noch befindet sich das Pauschalierende Entgeltsystem Psychiatrie und Psychosomatik (PEPP)
in der Optionsphase. Doch schon ab 2017 müssen die Krankenhäuser bundesweit damit abrechnen. Dabei stößt PEPP seit langem auf heftige Kritik, weil es die Bedürfnisse psychisch
erkrankter Menschen zu wenig berücksichtigt. Auf ihrem Jahreskongress in Berlin haben deshalb Deutschlands Psychiater heute die Bundesregierung aufgefordert, PEPP zu stoppen und
stattdessen auf ein zukunftsfähiges Alternativkonzept zu setzen.
Patienten, Ärzte, Pflegekräfte und Ökonomen befürchten, dass es mit der Einführung von PEPP zu
einer Verschlechterung in der stationären Versorgung von psychisch erkrankten Menschen kommt.
„Die Kliniken werden gezwungen sein, Personal abzubauen. Denn das PEPP-System basiert auf festen, fallbezogenen Tagespreisen. Doch dies widerspricht der Behandlungsrealität: Der Zustand unserer Patienten kann sich von Tag zu Tag ändern. Die Behandlung muss sich deshalb an ihren tatsächlichen Bedarf ausrichten – und nicht an rein ökonomischen Vorgaben“, stellt DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth fest.
Doch es gibt eine Alternative zu PEPP. Gemeinsam mit 16 Fachgesellschaften und Verbänden hat
die DGPPN ein Konzept für eine zukunftsfähige Lösung vorgelegt: das Budgetbasierte Entgeltsystem. „Unser Konzept orientiert sich an den Bedürfnissen psychisch erkrankter Menschen. Es stellt
sicher, dass wir unsere Patienten so lange in der Klinik behandeln können, wie dies medizinisch
und therapeutisch angezeigt ist. Mit dem Budgetbasierten Entgeltsystem erhalten die Kliniken die
Sicherheit, die dafür notwendigen Personalressourcen mittelfristig zu planen. Darüber hinaus können wir die Patienten auch dabei unterstützen, dass sie nach dem Aufenthalt in der Klinik in ihrem
sozialen Umfeld zurechtkommen“, so Prof. Arno Deister, President Elect der DGPPN.
Das Alternativkonzept folgt einer neuen Systematik: Es trennt die Budgetfindung der einzelnen
Krankenhäuser von der Abrechnung in Form von Abschlagszahlungen auf dieses Budget. Dabei ist
vorgesehen, dass die lokalen Verhandlungspartner das krankenhausindividuelle Budget auf Grundlage bundeseinheitlich definierter, struktureller Kriterien – personelle Ausstattung, milieutherapeutische Erfordernisse, besondere Aufgaben und Pflichtversorgung – gemeinsam aushandeln. Das
Budget bildet das gesamte Leistungsspektrum des Krankenhauses ab und stellt die Grundlage für
die leistungsbezogene Abrechnung in Form von Tagesentgelten dar. Unabhängige Expertenkommissionen ermitteln dabei ein Patienten- und qualitätsorientierten Personalbedarf.
„Nun ist das Bundesgesundheitsministerium am Zug. Dass sich hier heute so viele Psychiater versammelt haben ist ein deutliches Zeichen: PEPP wird dem Versorgungsbedarf psychisch erkrankter
Menschen nicht gerecht und darf daher nicht eingeführt werden. Wir haben eine zukunftsfähige
Alternative zu PEPP vorgelegt, die den Zielen entspricht, die im Krankenhausfinanzierungsgesetz
formuliert sind. Diesen Vorschlag nicht zu berücksichtigen, wäre verantwortungslos“, so Dr. Iris
Hauth.
Der DGPPN Kongress ist Europas größtes Forum auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit. Rund
9.000 Ärzte, Wissenschaftler und Therapeuten werden vom 25. bis 28. November in Berlin erwartet.
Das umfangreiche Programm spricht nicht nur die Fachwelt und Politik an, sondern richtet sich mit
einer Reihe von Veranstaltungen auch an das breite Publikum.