PPA Die korrekte Blutdruckmessung

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Perspektiven
KREISLAUF KONTROLLIEREN
Die korrekte Blutdruckmessung
von Bernd Hein, Fachjournalist Gesundheitswesen, Buch am Buchrain
| Die Blutdruckmessung gehört zu den täglichen Aufgaben der MFA. Sie ist
eine bedeutende diagnostische Maßnahme, erfordert keinen Eingriff in die
körperliche Integrität und ermöglicht trotzdem einen guten Eindruck von
der allgemeinen Verfassung des Patienten sowie speziell seiner HerzKreislauf-Situation. Um zuverlässige, vergleichbare Werte zu erhalten,
müssen Sie als MFA bei der Messung einige Regeln einhalten. |
Physikalische Zusammenhänge
In der Allgemeinmedizin ist der
arterielle Blutdruck
maßgeblich
Unter Blutdruck versteht man die schwankende Kraft, mit der das Blut im
Rhythmus des Herzschlags auf die Gefäßwände wirkt. Er tritt in allen Blut­
gefäßen auf, ist in den Venen (die das Blut zum Herzen zurückführen) jedoch
deutlich niedriger, als in den Arterien. Mit „Blutdruck“ sind im landläufigen
Sprachgebrauch die in den Arterien herrschenden Druckverhältnisse
gemeint. In der Intensivmedizin und Anästhesie sind auch andere Parameter
von Bedeutung, zum Beispiel herznahe venöse Drücke.
MERKE | Der Blutdruck wird meistens in Millimeter auf der Quecksilbersäule
(mmHg) angegeben. Die Angabe in Kilopascal (kPa) ist relativ selten (1 kPa
= 7,5 mmHg). Oft verwendet man auch die Abkürzung „RR“ nach dem Erfinder des
Manschettenapparats zur Blutdruckmessung Scipione Riva Rocci (1863 – 1937).
Meistens gemessen:
systolischer (oberer)
und diastolischer
(unterer) Wert
In der täglichen Praxis messen Sie meist nur den oberen (systolischen) und
unteren (diastolischen) Blutdruckwert. Der obere Wert bezeichnet den Druck,
mit dem das Herz das Blut auswirft. Der untere Wert entspricht dem niedrigsten Druck in den Gefäßen, während sich das Herz erneut füllt. Er gibt die dauernde Mindestbelastung an, der die Gefäßwände ausgesetzt sind. Daher ist er
für die Beurteilung des Herz-Kreislauf-Systems von größerer Bedeutung.
Normwerte von
Lebensumständen
des Patienten
abhängig
Die Normwerte des Blutdrucks hängen von verschiedenen Lebensumständen sowie vom Alter des Menschen ab (siehe Tabelle). Körperliche Belastung
steigert Puls und (vor allem den oberen) Blutdruckwert, weil arbeitende
Muskeln mehr Sauerstoff und Energieträger benötigen. Um die Versorgung
zu sichern, erhöht das Herz seine Leistung.
◼◼Normwerte für Blutdruck in verschiedenen Altersgruppen
Lebensalter
PDF erstellt für Gast am 22.04.2016
Kleinkinder
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Durchschnittliche Normwerte
95/60 mmHg
Kinder, 6.–9. Lebensjahr
100/60 mmHg
Kinder, 9.–12. Lebensjahr
110/70 mmHg
Jugendliche/Erwachsene
120/80 mmHg
Ältere Menschen (ab etwa 65 Jahre)
140/90 mmHg
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Durchführung der Blutdruckmessung
In manchen Arztpraxen werden zur Blutdruckmessung elektronische Messgeräte eingesetzt. Diese sind zwar leicht zu bedienen, liefern aber nicht
immer so verlässliche Messwerte wie die Blutdruckmessung mithilfe des
manuellen Apparats nach Riva-Rocci. Diese Art der Messung erfolgt an
einem Arm des Patienten. Gehen Sie dazu wie folgt vor:
Manuelle Messung
zuverlässiger als
elektronische
„„ Legen Sie eine Blutdruckmanschette um den Oberarm. Pumpen Sie diese
soweit auf, bis der arterielle Blutstrom unterbrochen ist (und circa
20 mmHg darüber hinaus).
„„ Legen Sie den Schallkopf des Stethoskops über die Arterie in die Ellenbeuge
des Patienten.
„„ Senken Sie den Manschettendruck langsam: Sobald der erste Puls genügend Kraft hat, gegen den Druck der Manschette Blut durch die Speichenarterie (Arteria brachialis) zu befördern, hören Sie einen klopfenden Ton
(Korotkow-Geräusch). Er entsteht durch die Wirbel im Fluss des Blutes
hinter der künstlich hervorgerufenen Einschnürung des Gefäßes durch die
Manschette. Die Messung des Blutdrucks dauert so lange, wie Sie das
Korotkow-Geräusch hören: Der Beginn des Geräuschs markiert den systo­
lischen Wert, das Verstummen den diastolischen.
Blutdruckmessung
nach Riva-Rocci
Phasen der Blutdruckmessung
1.
2.
3.
Beim Beginn der Messung unterbricht der Druck in
der Manschette den arteriellen Blutfluss vollständig.
Systole: Sobald die Kraft des Herzens den ganzen
Manschettendruck überwindet, fließt Blut durch die
Arterie. Die dabei entstehenden Wirbel erzeugen das
per Stethoskop hörbare Korotkow-Geräusch.
Diastole: Das Korotkow-Geräusch verschwindet,
sobald die Manschette dem Blut freie Bahn lässt.
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Bild: IWW
So erhalten Sie zuverlässige Messwerte
Ein einzelner Blutdruckwert lässt keine Aussage über das Befinden des
Patienten zu. Erst eine Reihe von Erhebungen, die stets unter denselben
Bedingungen stattfinden, gestattet eine diagnostische Aussage. Bedenken
Sie dies und beachten Sie deshalb bei der Messung folgende Regeln.
Stellen Sie die
Vergleichbarkeit der
Messwerte sicher!
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Vorbereitung des Patienten
Um zuverlässige Messwerte zu erhalten, müssen Sie Folgendes sicherstellen, bevor Sie mit der Messung beginnen:
Der Patient muss
richtig gelagert und
ausgeruht sein
„„ Der Patient hat sich direkt vorher körperlich nicht angestrengt und mindestens 15 Minuten Ruhepause eingehalten.
„„ Zur Messung nimmt der Patient eine bequeme Körperhaltung ein. Empfehlenswert ist es, wenn er sitzt oder liegt. Wählen Sie immer dieselbe
Position, um Messungen zu verschiedenen Zeitpunkten vergleichen zu
können.
„„ Messen Sie den Blutdruck immer an demselben Arm und stets auf der
Höhe des Herzens.
Blutdruckmessung: Vorbereitung
Die korrekte Messung des Blutdrucks nach
Riva Rocci erfolgt am Oberarm, der auf der
Höhe des Herzens gelagert ist.
Vorher: Ruhepause
des Patienten beachten!
15 min
Bild: IWW
Hier dürfen Sie niemals den Blutdruck messen
In einigen Fällen dürfen Sie den Blutdruck nicht am Arm messen, da entweder
der Messwert verfälscht werden oder der Patient Schaden nehmen könnte.
Dies ist dann der Fall, wenn
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Der Arm, an dem Sie
messen, muss intakt
sein
„„ der Arm mit einem venösen Zugang versehen ist,
„„ der Patient am Arm eine spezielle Gefäßzubereitung trägt, wie zum Beispiel
eine Cimino-Fistel (Cimino-Shunt) für die Blutwäsche (Dialyse),
„„ der Arm durch einen Schlaganfall gelähmt ist,
„„ der Arm von Wassereinlagerungen (Ödemen) betroffen ist, wie es etwa bei
Patientinnen mit Brustkrebs (Mammakarzinom) häufig vorkommt, oder
„„ wenn der Arm des Patienten Wunden oder schwerwiegende Hautveränderungen aufweist.
PRAXISHINWEIS | Blutdruck lässt sich auch an den Beinen messen. Das ist vor
allem bei Patienten von Interesse, deren Arme aus unterschiedlichen Gründen
nicht für eine Messung zur Verfügung stehen. Dazu sind allerdings besonders
breite Manschetten erforderlich. Diese Form der Messung spielt im Alltag von
MFA lediglich eine untergeordnete Rolle.
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So messen Sie den Blutdruck richtig!
Der Blutdruck wird in Form von Tönen gemessen, die sich über ein Stethoskop fortleiten. Achten Sie daher bitte darauf, vor der Messung alle störenden
Geräusche (zum Beispiel durch andere Anwesende) so weit wie möglich zu
unterbinden, um fehlerhafte Wahrnehmungen zu vermeiden. Die nachfolgende Checkliste beschreibt den korrekten Ablauf der Messung.
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CHECKLISTE 
Umgebungslärm
unterbinden
/ Korrekte Blutdruckmessung
„„ Luft vollständig aus der Blutdruckmanschette entfernen.
„„ Arm entkleiden (zum Beispiel Hemdärmel hochschieben). Die Kleidung darf
allerdings keinen Wulst bilden, der den Blutfluss abschnürt. Sofern Sie diese
Gefahr erkennen, bitten Sie den Patienten, komplett aus dem Ärmel zu schlüpfen. Falls notwendig, helfen Sie ihm dabei.
„„ Arm locker auf Herzhöhe lagern (sitzende Patienten können ihn zum Beispiel
auf dem Tisch abstützen, siehe Abbildung auf der vorherigen Seite).
„„ Blutdruckmanschette faltenfrei und straff um den Oberarm legen, sodass die
untere Kante sich etwa zwei Zentimeter von der Ellenbeuge entfernt befindet.
Die Schläuche der Manschette sind nicht unmittelbar an der Ellenbeuge platziert, um Irritationen durch das Geräusch der ausströmenden Luft während
der Messung zu vermeiden.
„„ Klettverschluss sorgfältig schließen.
„„ Ventil des Blutdruckapparats zudrehen.
„„ Ohr-Oliven des Stethoskops locker ins Ohr stecken (nicht in den Gehörgang
hineindrücken).
„„ Membran des Stethoskops in die Ellenbeuge legen (Rand des Schallkopfes
kann unter der Manschette zu liegen kommen).
„„ Puls an der Speichenarterie tasten.
„„ Manschette mit dem Ballon aufpumpen, bis der Puls in der Speichenarterie
versiegt (Druck in der Manschette hat den Wert des Blutdrucks erreicht).
„„ Manschettendruck um etwa 20 – 30 mmHg erhöhen.
„„ Ventil sehr vorsichtig öffnen, damit die Luft aus der Manschette langsam entweicht.
„„ Manometer beobachten und auf die typischen Klopfgeräusche achten.
„„ Druckwert am Manometer ablesen, sobald der erste Klopfton zu hören ist.
Dies ist der obere Blutdruckwert (Systole).
„„ Manschette vorsichtig weiter entleeren und auf den letzten Klopfton achten.
Dies ist der untere Blutdruckwert (Diastole). Manchmal verstummt das
Geräusch nicht. In diesem Fall ist der untere Blutdruckwert dann erreicht,
wenn Sie einen plötzlich leiser werdenden Ton hören.
Blutdruckmessung:
So funktioniert‘s!
Hinweis | Der korrekte Messwert ist auch von der Wahl der richtigen Manschette abhängig. Die Blutdruckmanschette für normalgewichtige Erwachsene ist 18 cm breit. Für sehr magere Patienten verwenden MFA schmalere
Kindermanschetten. Bei Patienten, deren Oberarm mehr als 33 cm Umfang
misst, ist eine breitere Manschette zu benutzen.
Wählen Sie je nach
Statur des Patienten
die passende
Manschette
ARCHIV
↘↘ WEITERFÜHRENDER HINWEIS
Ausgabe 4 | 2011
Seite 18–20
•Über die Ursachen von zu hoch oder zu niedrig gemessenen Werten informiert Sie auch
der Beitrag „Wie wird der Blutdruck korrekt gemessen?“ (PPA 04/2011, Seite 18-20).
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