Das Multitalent in der Schönheitschirurgie

Disy
GESUNDHEIT
Eigenfett
Das Multitalent in der
Schönheitschirurgie
Mit körpereigenem Gewebe zu glatter
Haut, voller Brust und rundem Po
Foto: PR Ästhetik in Dresden, Fotolia
Viele Menschen träumen davon, gleich
mehrere Problemzonen auf einmal loszuwerden: Etwa die Bauchrolle gegen vollere Brüste oder die Reiterhose gegen ein
volleren Po oder die Reiterhose gegen ein
glatteres Gesicht. Die Nachfrage nach Behandlung mit Eigenfett wächst und die
Möglichkeiten sind verlockend. Über den
aktuellen Stand der Eigenfettbehandlung haben wir mit den Fachärzten für
Plastische und Ästhetische Chirurgie Dr.
med. Holger M. Pult und Dr. med. Stefan
Zimmermann, die in Dresden gemeinsam
die Schönheitsklinik „ Ästhetik in Dresden“
leiten, ein Gespräch geführt.
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Disy
GESUNDHEIT
W
ie hat man es sich vorzustellen, wenn Fettgewebe
von einer Körperstelle an eine andere transplantiert wird?
Dr. med. Zimmermann: Bei einer Eigenfettbehandlung wird zunächst körpereigenes Fettgewebe, im Sinne einer Fettabsaugung mit
feinen Kanülen entnommen und in einem sogenannten „Lipokollektor“ gesammelt. Dieses Fettgewebe wird in einer speziellen Technik
aufbereitet und anschließend mit feinen Kanülen in das gewünschte
Areal eingegeben. Eine solche Behandlung wird unter sterilen OPBedingungen durchgeführt. Die Fettzellen stammen meistens aus Problemzonen, an denen sich Fett relativ schwer abbaut und die Patienten
ohnehin stören, wie z.B. am Unterbauch, an den Oberschenkeln oder
an den Knieinnenseiten.
Wie lange dauert es, bis die Fettzellen zur Behandlung verwendet
werden können?
Dr. med. Zimmermann: Die Fettzellen können sofort nach der Aufbereitung reimplantiert werden. Es gibt Patienten, die nach einer Tiefkühlung des gewonnen Fetts fragen, um es zu einem späteren Zeitpunkt zur Unterspritzung zu verwenden. Allerdings kann man aus den
Erfahrungen der letzten Jahre, welche sich mit aktuellen Forschungsergebnissen decken, sagen, dass eingefrorene Fettzellen nicht dieselbe
Qualität aufweisen, wie frisch gewonnene Fettzellen. Deshalb raten
wir von einer Tiefkühlung der Fettzellen ab.
Kann Eigenfett in allen Körperbereichen zur Unterspritzung angewendet werden?
Dr. med. Pult: Ja, die Eigenfettbehandlung ist an allen Körperstellen
möglich. Wir verwenden es zur Brustvergrößerung, zur Po-formung
und zum Auffüllen des Handrückens. Es dient aber auch hervorragend
zur Narbenkorrektur, zur Genitalkorrektur und kann Unregelmäßigkeiten an der Hautoberfläche effektiv ausgleichen. Zunehmend wird es
auch mittels einer speziellen „Nanotechnologie“ zur Faltenunterspritzung im Gesicht eingesetzt.
Was sind die Vorteile einer Eigenfettbehandlung?
Dr. med. Pult: Da es sich um körpereigenes Gewebe handelt, ist es gut
verträglich, allergische Reaktionen oder eine Abstoßung des Gewebes
sind somit ausgeschlossen. Meist ist es in ausreichender Menge vorhanden und wenn die Fettzellen die kritische Phase der Einheilung von
ca. 6 Wochen überstanden haben, also am Stoffwechsel teilnehmen,
wird das Gewebe nach jetzigem Erkenntnisstand nur sehr langsam bis
gar nicht abgebaut. Bei schlechter Hautqualität bietet die Eigenfettbehandlung auch den Vorteil, dass durch die Fettstammzellen auch die
körpereigene Kollagenproduktion angeregt wird, wodurch sich die
Hautstruktur sichtbar verbessert.
Gibt es Einschränkungen bei dieser Behandlung?
Dr. med. Pult: Für eine ausreichende Menge an Eigenfett bei z.B.
Dr. med. Holger M. Pult und Dr. med. Stefan Zimmermann
der Brustvergrößerung braucht man auch eine gewisse Menge an abzusaugendem Körperfett, welches vor allem sehr schlanke Patienten
nicht immer vorweisen können. Aber auch krankheitsbedingte Fettstoffwechselstörungen können zu einem Ausschluss der Patienten
führen. Bei Rauchern heilen die Fettzellen erst gar nicht ein. Außerdem empfiehlt es sich, eine leichte Überkorrektur bei der Fettinjektion
durchzuführen, da nicht alle injizierten Fettzellen tatsächlich angehen.
Angehen bedeutet, dass die Fettzellen Kontakt zu den umliegenden
Blutgefäßen herstellen und anwachsen. Etwa 30 – 50 Prozent der Fettzellen resorbieren sich nach ca. 3 Monaten, so dass 50 bis 70 Prozent
der ursprünglich injizierten Fettzellen verbleiben. Die anderen Fettzellen werden vom Körper abgebaut. Deswegen empfiehlt es sich in
einigen Fällen einen Zweiteingriff durchzuführen, um diese fehlenden
30 – 50 Prozent auszugleichen.
Mit welchen Kosten muss man bei der Eigenfettbehandlung rechnen?
Dr. med. Zimmermann: Die Kosten bemessen sich am Umfang des
zu transplantierenden Fettgewebes. Ein Behandlung ist ab ca. 1.500
Euro möglich.
Wann ist man nach einer Eigenfettbehandlung in der Regel wieder
gesellschaftsfähig?
Dr. med. Zimmermann: Die Gesellschaftsfähigkeit ist in den meisten Fällen nach 1-2 Wochen gegeben. Arbeitsfähig ist man nach einer
kurzen Erholungsphase von 1-2 Tagen, natürlich in Abhängigkeit des
Berufs.
Warum liest man widersprüchliche Angaben über Eigenfett im
Internet?
Dr. med. Pult: Fett kann man nur erfolgreich transplantieren, wenn
die Voraussetzungen stimmen! Es bedarf modernster medizinischer
Ausstattung mit feinsten Instrumenten, einer langjährigen praktischen
Erfahrung des Operateurs im Umgang mit Fettgewebe und selbstverständlich des für diese spezielle Methode geeigneten Patienten.
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