Sichere Schulwege

Ein Leitfaden für die Praxis
Sichere Schulwege
K Verkehrsregelnde Maßnahmen
K Kindgerechte Infrastruktur
K Mustergültige Schulwegpläne
In Kooperation mit:
ADAC – Wir machen Mobilität sicher
Herausgeber
Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V. (ADAC)
Ressort Verkehr
Hansastraße 19, 80686 München
Redaktion: Dipl.- Geograph Ronald Winkler (ADAC)
Mitarbeit: Dipl.- Ing. Jörg Ortlepp (UDV)
Internet: www.adac.de/infotestrat/ratgeber-verkehr
Blog: forummobilitaet.wordpress.com
Vertrieb:
Diese Fachbroschüre kann mit der Angabe der Artikelnummer
2831774 direkt beim ADAC e.V. bezogen werden:
Fax: (089) 76 76 45 67 oder Mail: [email protected]
Die Schutzgebühr beträgt 6,00 Euro.
Nachdruck und fotomechanische Wiedergabe, auch auszugsweise,
nur mit Genehmigung des ADAC e.V.
© 2013 ADAC e.V. München
Bildnachweise:
S. 5 (Mitte): GDV/UDV
S. 14 (Mitte): RMV/ Paul Müller
S. 17: RTB GmbH & Co. KG
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S. 33: CÖGA mbH Berlin
S. 34: Bernhard Krumwiede
S. 35 (oben): Stadt Bietigheim-Bissingen, Ellentalgymnasien
S. 35: Stadt Frankfurt am Main
S. 19, S. 22 (oben), S. 39: GDV/UDV; Jörg Ortlepp
S. 40: dpa Picture-Alliance GmbH
Alle anderen Bilder sind Eigentum des ADAC e.V.
Inhalt
Inhalt
Vorwort
1. Grundlagen________________________________________________________ 6
1.1 Mobilität von Kindern________________________________________________ 6
1.2 Unfallstatistik______________________________________________________ 8
1.3 Psychomotorische Entwicklung________________________________________ 9
1.4 Mobilitäts- und Verkehrserziehung____________________________________11
1.5 Juristische Aspekte_ _______________________________________________12
2. Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit_ ___________________14
2.1
Ehrenamtliche Helfer_______________________________________________14
2.2 Verkehrszeichen___________________________________________________15
2.3 Geschwindigkeitsdisplays___________________________________________17
2.4 Aufpflasterungen___________________________________________________18
2.5 Radverkehrsanlagen________________________________________________19
2.6 Fußverkehrsanlagen________________________________________________20
2.7 Fußgängerüberwege________________________________________________21
2.8 Lichtsignalanlagen_________________________________________________23
2.9 Haltestellen_______________________________________________________24
2.10 Haltestellentypen__________________________________________________26
3. Schulwegpläne____________________________________________________29
3.1 Akteure___________________________________________________________29
3.2 Schulweggrundplan_ _______________________________________________30
3.3 Gehschulwegplan__________________________________________________32
3.4 Radschulwegplan__________________________________________________34
4. Verkehrssicherheitsaktivitäten des ADAC und der UDV auf Bundesebene_ __37
5. Empfehlungen_____________________________________________________40
6. Literaturhinweise__________________________________________________41
Sichere Schulwege
3
4
Sichere Schulwege
Vorwort
Vorwort
Kinder sind im Straßenverkehr heute immer noch besonders gefährdet.
Dies wird durch die Unfallstatistik des Statistischen Bundesamtes in trauriger
Weise bestätigt. So verunglückten im Jahr 2011 knapp 30.000 Kinder von
6 bis 14 Jahren, davon 42% als Radfahrer und 25% als Fußgänger. Auch wenn
nur etwa jedes fünfte verunglückte Kind auf dem Schulweg zu Schaden kommt
und die langfristige Entwicklung der Kinderunfälle deutlich rückläufig ist,
müssen weiterhin große Anstrengungen unternommen werden, um die nach
wie vor hohe Zahl von Schulwegunfällen weiter zu senken. Schließlich ist Verkehrssicherheit auf dem Schulweg eine gesellschaftliche Herausforderung, die
nur durch das Zusammenwirken aller Kräfte bewältigt werden kann, also im
Verbund mit Politik, Kommunen, Schulen, Polizei, Eltern und Verbänden.
Ulrich Klaus Becker
ADAC Vize­präsident
für Verkehr
Der ADAC und die Unfallforschung der Versicherer (UDV) setzen sich seit Jahren
intensiv für die Sicherheit auf Schulwegen ein. So hat der ADAC bereits im
Jahr 1997 einen Städtewettbewerb zur Schulwegsicherheit durchgeführt, der
im Jahr 2008 um einen Wettbewerb zur Kindersicherheit ergänzt wurde. Die
UDV hat in den letzten Jahren diverse Publikationen zur Schulwegsicherheit
veröffentlicht und engagiert sich seit 2003 insbesondere bei der schulischen
Radfahrausbildung.
Mit dieser Broschüre und der Expertenreihe „Sichere Schulwege“ wollen ADAC
und UDV im Jahr 2013 ihre Bemühungen um die Sicherheit von Kindern auf
Siegfried Brockmann dem Schulweg fortsetzen. Dabei geht es nicht nur um die Schulanfänger,
Leitung Unfallsondern auch um die älteren Schüler, die gerade auf dem Fahrrad besonders
forschung der
großen Gefahren im Straßenverkehr ausgesetzt sind. Und neben den SchulkinVersicherer
dern profitieren auch erwachsene Verkehrsteilnehmer von sicheren Geh- und
Radwegen.
Doch es reicht nicht aus, sich auf die Herstellung einer guten Verkehrsinfrastruktur und Verkehrsregelung durch die kommunalen Fachbehörden zu beschränken. Verkehrssicherheitsarbeit muss stets auch auf das richtige
Verhalten aller Verkehrsteilnehmer abzielen. Erwachsene können dies erheblich unterstützen, indem sie sich beispielsweise an die Verkehrsregeln halten
und dadurch ihrer Vorbildfunktion gerecht werden. Außerdem können sie
gemeinsam mit ihren Kindern anhand von Schulwegplänen einen sicheren
Schulweg einstudieren. Und schließlich sollten sie Bringdienste mit dem Auto
möglichst vermeiden und ihre Kinder mit Schutzwesten und Fahrradhelmen
ausrüsten. Letztendlich müssen aber auch die Schulen und Polizeibehörden
ihren Beitrag zur Sicherheit der Schulkinder leisten, wobei der Verkehrs- und
Mobilitätserziehung von Kindern ebenso wie der Überwachung des richtigen
Verhaltens von Autofahrern und anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber Kindern eine zentrale Rolle zukommt.
Sichere Schulwege
5
Grundlagen
1. Grundlagen
1.1 Mobilität von Kindern
Deutliche Unterschiede zeigen sich
mehr Wege mit dem Fahrrad zurückge-
hingegen bei der Betrachtung der Ver-
legt (22%) als bei den 11 bis 13-Jähri-
Die wichtigste Datengrundlage zur
kehrsbeteiligung. So legen die Hälfte
gen. Problematisch ist allerdings die
Beschreibung der Mobilität in Deutsch-
der jüngeren und ein Drittel der älteren
niedrige Helmtragequote in dieser Alters-
land stellt die vom Bundesministerium
Kinder ihre Wege als Mitfahrer im
gruppe. Nach Angaben der Bundes-
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in
(elterlichen) Pkw zurück. Auch sind
anstalt für Straßenwesen betrug diese
Auftrag gegebene Studie „Mobilität in
Kinder mit zunehmendem Alter immer
2011 nur 19% gegenüber 56% bei den
Deutschland 2008“ (MiD2008) dar. Sie
seltener zu Fuß unterwegs. Jüngere
6 bis 10-Jährigen.
basiert auf den Angaben von ca. 26.000
Kinder gehen immerhin noch jeden
Haushalten und 60.000 Personen zu
dritten Weg zu Fuß, ältere Kinder
Differenziert nach dem Wegezweck
knapp 200.000 zurückgelegten Wegen
dagegen nur noch jeden vierten. Dafür
lassen sich ebenfalls deutliche Unter-
und lässt auch eine altersspezifische
spielen der ÖPNV und das Fahrrad bei
schiede zwischen jüngeren und älteren
Differenzierung der Mobilität zu.
den älteren Kindern eine bedeutsame
Kindern feststellen. Freizeitwege stellen
Rolle. In keiner Altersgruppe werden
dabei mit Anteilen von 36% bzw. 46%
Eine zentrale Kenngröße zur Beschreibung der Mobilität stellt die Mobilitätsquote dar. Sie beschreibt den Anteil an
Personen, die täglich mindestens einmal
Verkehrsbeteiligung der jüngeren Kinder
(bis 10 Jahre) MiD 2008
Verkehrsbeteiligung der älteren Kinder
(von 11 bis 13 Jahren) MiD 2008
das Haus verlassen und am Verkehr
teilnehmen. Sie beträgt bei Kindern 92%,
7%
d.h. Kinder sind genauso mobil wie die
zu Fuß
Gruppe der 18 bis 50-Jährigen. Kinder
unternehmen täglich drei Wege und
51%
MIV
zwischen jüngeren (bis 10 Jahre) und
nennenswerten Unterschiede festzustellen
sind.
6
Sichere Schulwege
24%
33%
22%
32%
legen dabei etwa 25 km zurück, wobei
älteren Kindern (11 bis 13 Jahre) keine
21%
Fahrrad
10%
ÖPNV
Grundlagen
den wichtigsten Wegezweck dar. Zweitwichtigster Wegezweck von Kindern ist
der Weg zur Schule. Er macht ein Viertel
Wegezwecke von Kindern
MiD 2008
aller Wege der Kinder bis 10 Jahre bzw.
ein Drittel aller Wege der älteren Kinder
aus.
Knapp 30% der Wege von jüngeren
36%
5%
4%
Kindern entfallen auf den Wegezweck
Begleitung. Dabei handelt es sich in drei
28%
Viertel aller Fälle um Eltern, die auf ihren
46%
7%
8%
private Erledigung
26%
33%
en Kindern entfallen nur noch 7% auf den
Wegezweck Begleitung, d.h. mit Eintritt in
Einkauf
7%
täglichen Wegen (zum Beispiel zum Einkaufen) ihre Kinder mitnehmen. Bei älter-
Freizeit
Begleitung
Ausbildung
bis 10 Jahre
11 bis 13 Jahre
die Sekundarstufe werden fast sämtliche
Wege selbstständig zurückgelegt.
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Sichere Schulwege
7
Grundlagen
1.2 Unfallstatistik
unglückten. In 2011 verunglückten
(22%) und „Fehler beim Abbiegen,
16.769 ältere und 8.175 jüngere Kinder,
Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und
Im Jahr 2011 verunglückten nach An-
wobei jüngere Kinder am häufigsten als
Anfahren“ (21%).
gaben des Statistischen Bundesamtes
Pkw-Mitfahrer (36%) und Fußgänger (34%)
30.676 Kinder unter 15 Jahren im
zu Schaden kamen, ältere Kinder da-
Ein Nachteil der amtlichen Unfallstatistik
Straßenverkehr, davon 86 tödlich, 4.990
gegen doppelt so häufig mit dem Fahrrad
ist, dass Kinderunfälle zwar nach Alters-
schwer und 25.600 leicht. Auch wenn
wie im Pkw (50% gegenüber 24%). Rad-
gruppen differenziert werden können,
die langfristige Entwicklung der Kinder-
fahrerunfälle sind – anders als Fußgän-
aber keine Aussagen zum Schulweg
unfälle deutlich rückläufig ist und Kinder
gerunfälle – stark jahreszeitenabhängig.
möglich sind. Solche Aussagen können
ein geringeres Unfallrisiko aufweisen als
So kamen 2011 allein im Sommerhalb-
lediglich für jene Bundesländer getroffen
andere Altersgruppen (Kinder stellen 8%
jahr (April bis September) 71% aller ver-
werden, die neben dem Merkmal „Alter“
der Verunglückten, aber 13% der Bevölker-
unglückten Radfahrer zu Schaden. Im
auch das Merkmal „Schulweg“ erfassen.
ung), muss aufgrund der nach wie vor
tageszeitlichen Verlauf sind Kinder als
So ergab eine Sonderauswertung der
hohen Unfallzahlen die Sicherung der
Fußgänger und Radfahrer auf dem Schul-
Kinderunfälle 2011 für das Land
Schulwege ein zentraler Baustein der
weg und am Nachmittag auf Freizeitwegen
Nordrhein-Westfalen, dass von den
kommunalen Verkehrssicherheitsarbeit
am stärksten gefährdet. So traten
5.801 verunglückten Kindern im Alter
sein.
zwischen 7 und 8 Uhr sowie zwischen
von 6 bis 14 Jahren jedes fünfte Kind
13 und 14 Uhr klare Tagesspitzen auf
auf dem Schulweg verunglückte. Dabei
In der für die Schulwegsicherung
(14% bzw. 11% aller Verunglückten),
war der Anteil der verunglückten Kinder
relevanten Altersgruppe der 6 bis
ebenso wie am Nachmittag zwischen
auf dem Schulweg bei den 10 bis
14-Jährigen verunglückten 24.944 Kinder
16 und 18 Uhr (25%). Die Polizei regis-
14-Jährigen deutlich höher als bei den
in 2011, davon 42% als Radfahrer, 28%
trierte 2011 bei Straßenverkehrsunfällen
6 bis 9-Jährigen (24% gegenüber 13%).
als Pkw-Mitfahrer und 25% als Fußgän-
mit Personenschaden 4.358 Fehlverhal-
ger. Jungen verunglückten häufiger als
ten der 6 bis 14-Jährigen als Fußgänger
Häufig werden zur Beschreibung des
Mädchen (58% gegenüber 43%), ältere
und 7.689 Fehlverhalten als Radfahrer.
Unfallgeschehens von Schulkindern auch
Kinder (10 bis 14 Jahre) mit 423 Ver-
Hauptunfallursache bei den Fußgängern
die Daten des Bundesverbandes der
unglückten je 100.000 Einwohner ihrer
waren „Fehler beim Überschreiten der
Unfallkassen bzw. der Deutschen Ge-
Altersgruppe deutlich häufiger als jüng-
Fahrbahn“ (89%), bei den Radfahrern
setzlichen Unfallversicherung verwendet.
ere Kinder (6 bis 9 Jahre) mit 284 Ver-
waren es „Falsche Straßenbenutzung“
Allerdings sind darin auch solche Per-
Verunglückte Kinder (6 bis 14 Jahre) im Straßenverkehr
25.000
20.000
6-9 Jahre gesam
10-14 Jahre ges
6-9 Jahre: Pkw-M
15.000
10-14 Jahre: Pkw
6-9 Jahre: Fußgä
10-14 Jahre: Fuß
10.000
6-9 Jahre: Radfa
10-14 Jahre: Ra
6-9 Jahre gesamt
10-14 Jahre gesamt
5.000
0
8
6-9 Jahre gesamt
1991
1992
1993
199410-141995
1996
Jahre gesamt
1997
6-9 Jahre gesamt
6-9 Jahre: Pkw-Mitfahrer
10-14 Jahre gesamt
10-14 Jahre: Pkw-Mitfahrer
6-9 Jahre: Pkw-Mitfahrer
6-9 Jahre: Fußgänger
1998
1999 Pkw-Mitfahrer
2000
2001
10-14 Jahre:
2002Jahre:2003
2004
10-14
Fußgänger
6-9 Jahre gesamt
6-9 Jahre: Pkw-Mitfahrer
6-9 Jahre: Fußgänger
6-9 Jahre: Radfahrer
10-14 Jahre gesamt
10-14 Jahre: Pkw-Mitfahrer
10-14 Jahre: Fußgänger
10-14 Jahre: Radfahrer
6-9 Jahre: Pkw-Mitfahrer
6-9 Jahre: Fußgänger
6-9 Jahre: Radfahrer
10-14 Jahre: Pkw-Mitfahrer
10-14 Jahre: Fußgänger
10-14 Jahre: Radfahrer
6-9 Jahre: Fußgänger
6-9 Jahre: Radfahrer
10-14 Jahre: Fußgänger
Sichere
Schulwege
6-9 Jahre: Radfahrer
10-14 Jahre: Radfahrer
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
Quelle: DESTATIS
Grundlagen
sonengruppen enthalten, die für die
Schulwegsicherung keine Relevanz
Verunglückte Kinder im Straßenverkehr (2011)
besitzen, wie etwa Kindergartenkinder,
6 bis 9 Jahre, n = 8.175
10 bis 14 Jahre, n = 16.769
jugendliche Schüler aus Gymnasien,
Gesamtschulen und sonstigen allgemein
in Pkw
bildenden Schulen sowie Berufsschüler
und Studierende. Darüber hinaus werden
36%
zu Fuß
34%
in der Schüler-Unfallversicherung nur
49%
25%
Fahrrad
jene Unfälle erfasst, die eine ärztliche
24%
20%
Behandlung nach sich ziehen. Da
insbesondere leichte Verletzungen häufig
Quelle: DESTATIS
keinen Arztbesuch zur Folge haben, ist
davon auszugehen, dass die tatsächli-
akuten Gefahrenbewusstseins im fünf-
zuraten ist. Wenngleich es ab dem
che Zahl von Schülerunfällen beträcht-
ten und sechsten Lebensjahr. Aufgrund
achten Lebensjahr zu einer deutlichen
lich höher liegen dürfte als die in der
der leichten Ablenkbarkeit und der un-
Verringerung des Fehlverhaltens kommt,
DGUV-Statistik bezifferten 51.117
zuverlässigen Geschwindigkeits- und
sind auch ältere Kinder als Radfahrer
Straßenverkehrsunfälle in 2011.
Entfernungswahrnehmung sind Kinder
nur bedingt sicher unterwegs. Dies liegt
allerdings erst ab dem achten Lebens-
daran, dass wichtige Fähigkeiten zur
jahr als Fußgänger „einigermaßen sicher“
Verkehrsteilnahme (Konzentrationsfähig-
unterwegs. Ab diesem Alter besitzen
keit, Verkehrsverständnis, Reaktionszeit)
Kinder ein vorausschauendes Gefahren-
erst ab dem vierzehnten Lebensjahr
bewusstsein, können Entfernungen gut
vollständig ausgebildet sind.
1.3 Psychomotorische
Entwicklung
Die besondere Gefährdung von Kindern
einschätzen und Geschwindigkeiten
im Straßenverkehr resultiert zum einen
einigermaßen zuverlässig beurteilen.
Dagegen ist die Nutzung öffentlicher
daraus, dass sie aufgrund ihrer Körper-
Damit sind sie in der Lage, sich an ge-
Verkehrsmittel deutlich früher möglich
größe herannahende Fahrzeuge schlechter
sicherten Querungsstellen wie Ampeln
als die Nutzung des Fahrrads. So be-
sehen und von den Fahrern schlechter
und Zebrastreifen korrekt zu verhalten.
sitzen Kinder bereits gegen Ende des
gesehen werden, zum anderen aus der
Doch erst mit dem zehnten Lebensjahr
Grundschulalters die Fähigkeit zur selbst-
nur gering bzw. nicht vollständig entwi-
ist die dritte Stufe erreicht, mit der ein
ständigen ÖPNV-Nutzung, die spätestens
ckelten Fähigkeit zur Verkehrsteilnahme.
präventives Verkehrsverhalten und damit
mit zwölf Jahren vollständig ausgebildet
Letztere hängt von zahlreichen Faktoren
ein einigermaßen sicheres Überqueren
ist.
ab wie etwa von motorischen oder so-
der Fahrbahn auch an ungesicherten
zialen Fähigkeiten, dem Verständnis von
Stellen möglich werden. Dennoch kann
Es versteht sich von selbst, dass die
Verkehrsabläufen, der Entwicklung des
die Verkehrsteilnahme noch nicht als
genannten Altersangaben keine starren
Seh-, Hör-, Reaktions- und Konzentrati-
völlig sicher bezeichnet werden, da
Grenzen bedeuten. So lässt sich das
onsvermögens sowie der Gefahrenwahr-
Kinder bis zum zwölften Lebensjahr
Alter zur sicheren Verkehrsteilnahme
nehmung.
leicht ablenkbar sind.
durch Verkehrserziehung, Trainingspro-
Insbesondere die Fähigkeit zur Gefahren-
Deutlich langsamer entwickelt sich bei
verkehr verkürzen. Umgekehrt können
wahrnehmung trägt maßgeblich zu
Kindern die Fähigkeit zur sicheren Ver-
selbst Jugendliche noch starke Defizite
einem sicheren Verkehrsverhalten bei,
kehrsteilnahme als Radfahrer. Bis zum
in der Verkehrskompetenz aufweisen,
indem gefährliche Situationen erkannt
achten Lebensjahr sind Kinder – auch
etwa wenn sie als Kinder ausschließlich
und vermieden werden können. Nach
bei guter motorischer Beherrschung des
mit dem Auto zur Schule oder zum Ort
LIMBOURG verläuft die Entwicklung der
Fahrrades – auf dem Rad nur unsicher
der Freizeitausübung gebracht wurden.
Gefahrenwahrnehmung in drei Stufen
unterwegs, sodass von einer selbststän-
und beginnt mit der Ausbildung eines
digen Teilnahme am Straßenverkehr ab-
gramme oder aktives Üben im Straßen-
Sichere Schulwege
9
Grundlagen
Entwicklung der psychomotorischen Fähigkeiten von Kindern
Vollständig
entwickelte
Aufmerksamkeit
Fähigkeit ungesicherte
Überquerungsstellen
sicher zu nutzen
Einschätzung von
Geschwindigkeiten
und Wahrnehmung
von Risiken
Fähigkeit sich in andere Verkehrsteilnehmer
hinein zu versetzen
Alter
14
Einigermaßen sicher
als Radfahrer
12
3. Stufe
Präventions­
bewusstsein
10
2. Stufe
vorausschauendes
Gefahrenbewusst­
sein
8
Einschätzung
von Entfernungen
1. Stufe
Akutes Gefahren­
bewusstsein
6
Voll ausgebildetes
Hörvermögen (ohne
Geräuschlokalisierung)
4
Unterscheidung von
Farben und Wahrnehmung von Bewegungen
2
Entwicklung erster
motorischer Fähigkeiten
0
10
Sichere Schulwege
Fähigkeit zur selbstständigen ÖPNVNutzung
Einigermaßen sicher
als Fußgänger
Grundlagen
1.4 Mobilitäts- und
Verkehrserziehung
vernachlässigt. Entscheidend ist dabei
heits-, Sozial-, Umwelt- und Gesundheits-
auch, dass Verkehrserziehung und Mobili-
erziehung.
tätsbildung im Rahmen des LehramtstuDie schulische Mobilitäts- und Verkehrs-
diums und der Referendarausbildung
Im Jahr 2012 erweiterte die KMK die
erziehung soll Kindern und Jugendlichen
kaum von Bedeutung sind und es keine
Verkehrserziehung um die Mobilitäts-
vermitteln, sich im Verkehrsraum kompe-
Didaktik und keine Lehrstühle der Ver-
erziehung. In den neuen „Empfehlungen
tent zu bewegen und Unfälle zu vermeiden.
kehrserziehung gibt.
zur Mobilitäts- und Verkehrserziehung
Mobilitäts- und Verkehrserziehung ist
in der Schule“ werden nun auch neue
kein Schulfach im klassischen Sinn, ist
Die erste „Empfehlung zur Verkehrserzie-
gesellschaftsrelevante Aspekte wie
aber in allen Bundesländern ein Teil des
hung in der Schule“ der Kultusminister-
Klimaschutz, Ressourcenverbrauch,
Unterrichts und des Erziehungsauftrages
konferenz (KMK) stammt aus dem Jahr
Verkehrsraumgestaltung, zukunftsfähige
der Schule. Die Inhalte der Mobilitäts-
1972. Die veränderten Bedingungen im
Mobilität sowie die Förderung der selbst-
und Verkehrserziehung werden innerhalb
Straßenverkehr veranlassten die KMK
ständigen Mobilität als Inhalte des
vieler Fächer sowie im Rahmen fächer-
im Jahr 1994, die Empfehlungen zu
Unterrichts benannt.
übergreifender Projekte oder Arbeitsge-
überarbeiten. Damit sollte nicht nur
meinschaften in den Schulalltag einge-
das „verkehrsgerechte“ Verhalten der
Mobilitäts- und Verkehrserziehung wird
bunden. In den Lehrplänen für die
Schüler Ziel des Verkehrsunterrichts
als gesellschaftliche Aufgabe betrachtet,
Grundschule ist die Verkehrserziehung
sein, sondern auch die Auseinanderset-
bei der Schulen, Polizei, Eltern, Verbände
fest verankert. Anders sieht es jedoch
zung mit Erscheinungen, Bedingungen
und außerschulische Partner zusammen
an weiterführenden Schulen aus. Hier
und Folgen des gegenwärtigen und
arbeiten müssen. Deshalb wurden in
werden sowohl Mobilitäts- und Verkehrs-
zukünftigen Verkehrs. Die Verkehrs-
den neuen Empfehlungen nicht nur Kom-
erziehung als auch verkehrserzieheri-
erziehung in der Schule wurde 1994
petenzen geregelt, sondern auch Inhalte
sche Themen immer noch weitgehend
ausgeweitet auf Beiträge zur Sicher-
bzw. Themen formuliert. Im Hinblick auf
Empfehlungen der KMK 2012
Jahrgangsstufen 1 bis 4
Im Mittelpunkt stehen das
Schulwegtraining und die
Radfahrausbildung.
Die Schulen können weitere
thematische Schwerpunkte
setzen, z.B. auf die selbstständige Mobilität zu Fuß oder auf
das Mitfahren im Auto.
Jahrgangsstufen 5 bis 10
Schwerpunkt bildet die Mobilitätserziehung in den Bereichen
Radverkehr und ÖPNV.
Weitere Inhalte können z.B.
ökologische und rechtliche
Aspekte des Verkehrs und
alternative Antriebstechniken
darstellen.
Schulwegsicherheit – Maßnahmenbereiche und Akteure
Kultusministerkonferenz/
Kultusministerien
Ordnungsamt
Straßenverkehrsbehörde
Tiefbau-/
Planungsamt
BMVBS
Schulen
Polizei
DVW
DVR
BASt
Universitäten
Mobilitäts- und
Verkehrserziehung
Schulwegsicherung
vor Ort
Kampagnen
Infrastruktur
Schulwegpläne
Forschung
ÖPNVUnternehmen
UDV
örtliche
Verkehrswacht
Eltern­
vertretung
ADAC
Schüler
Sichere Schulwege
11
Grundlagen
die Zusammenarbeit mit der Polizei war
Radfahren auf dem Gehweg – Das sagt die StVO
dabei wichtig, den Begriff der „Verkehrserziehung“ zu erhalten. Die Inhalte der
Nach § 2 Abs. 5 müssen radfahrende Kinder bis zum vollendeten achten Lebens-
klassischen Verkehrserziehung und der
jahr den Gehweg benutzen, d.h. sie dürfen weder auf der Fahrbahn noch auf
Mobilitätserziehung bilden nunmehr im
dem Radweg fahren. Eine Benutzung der Fahrbahn ist nur dann erlaubt, wenn
Unterricht eine Einheit.
ein Gehweg fehlt. Ältere Kinder dürfen bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr
wählen, ob sie die Fahrbahn oder den Gehweg benutzen. Befinden sich Fußgänger
Die Mobilitäts- und Verkehrserziehung
auf dem Gehweg, muss das radfahrende Kind besondere Rücksicht walten lassen.
in Deutschland ist auf verschiedenen
Beim Überqueren einer Fahrbahn muss es absteigen. Die Aufsichtspflichtigen
gesellschaftlichen Ebenen angesiedelt
sollen das Kind ordentlich belehren und sich davon überzeugen, dass das Kind
und zeichnet sich durch interdisziplinäre
das Fahrrad beherrscht und auf andere Verkehrsteilnehmer Rücksicht nimmt.
Kooperationen und Vielfalt aus. Auf
oberster Ebene unterstützt der Bund
Eltern dürfen übrigens Gehwege mit dem Fahrrad nicht befahren und müssen
(BMVBS) die Maßnahmen der Verkehrs-
zur Begleitung ihres Kindes die Fahrbahn oder – sofern vorhanden – den Radweg
erziehung. Die schulische Verkehrserzie-
oder Radfahrstreifen nutzen. Sie kommen ihrer Aufsichtspflicht nach, wenn sie
hung ist hingegen Aufgabe der Länder,
in der Nähe des Kindes sind, um bei Fehlverhalten schnell eingreifen zu können.
die in Anlehnung an die Empfehlungen
Problematisch wird es aus rechtlicher Sicht dann, wenn ein Gehweg nicht direkt
der KMK eigene Curricula und Handrei-
neben dem Radweg oder der Fahrbahn verläuft und gleichzeitig eine erhöhte
chungen für die Verkehrserziehung (z.B.
Gefahr für Kinder auf dem Gehweg (z.B. durch stark belastete Grundstückszu-
zum Umgang mit Schulwegplänen) auf-
fahrten) besteht.
stellen. Neben den staatlichen Stellen
gibt es noch eine Reihe von weiteren
Umsetzern eigener Maßnahmen der
Verkehrserziehung. Einer der größten
Akteure ist dabei der ADAC, der durch
des Schadens verpflichtet, den diese
ab der Vollendung des zehnten Lebens-
seine umfangreichen Verkehrssicher-
Person einem Dritten widerrechtlich
jahres. Die Haftung der Eltern wegen
heitsprogramme die Verkehrserziehung
zufügt. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein,
Verletzung der Aufsichtspflicht besteht
von Kindern und Jugendlichen fördert.
wenn er seiner Aufsichtspflicht genügt
nur dann, wenn das Kind den Schaden
oder wenn der Schaden auch bei ge-
vorsätzlich oder fahrlässig herbeigeführt
höriger Aufsichtsführung entstanden
hat. Wie die Aufsicht zu führen ist,
sein würde.“
richtet sich vor allem nach den persönli-
1.5 Juristische Aspekte
chen Eigenschaften des Kindes, aber
Die gesetzliche Grundlage für die
Eltern sind neben den Lehrern die
auch danach, was den Eltern bei vernünf-
Regelung der Aufsichtspflicht von Eltern
Hauptverantwortlichen für die Erziehung
tigen Anforderungen zugemutet werden
und Lehrern bildet § 1631 BGB, wonach
ihrer schulpflichtigen Kinder. Nach § 828
kann. Auf jeden Fall müssen Eltern ihrer
die Personensorge insbesondere das
Abs. 1 BGB haften Kinder bis zum
Informationspflicht nachkommen und
Recht und die Pflicht umfasst, das Kind
vollendeten siebten Lebensjahr grund-
ihre Kinder gemäß Alter und Entwicklung
zu pflegen, zu erziehen, zu beaufsichti-
sätzlich nicht, wenn sie anderen einen
über mögliche Gefahren im Straßenver-
gen und seinen Aufenthalt zu bestim-
Schaden zufügen, wohl aber deren Eltern,
kehr aufklären. Daneben müssen Eltern
men. Die Haftung von Aufsichtspflichti-
sofern sie ihre Aufsichtspflicht verletzt
auch ihrer Überwachungspflicht nach-
gen wird konkret in § 832 geregelt. „Wer
haben. In § 828 Abs. 2 BGB wird die
kommen, was aber bei Kindern ab dem
kraft Gesetzes zur Führung der Aufsicht
Haftung von Kindern im Straßenverkehr
fünften Lebensjahr nicht heißt, dass
über eine Person verpflichtet ist, die
gesondert geregelt. Kinder haften für von
jederzeit eine Eingriffsmöglichkeit
wegen Minderjährigkeit oder wegen ihres
ihnen bei einem Unfall mit einem Kraft-
bestehen muss. Die Pflicht zum Eingrei-
geistigen oder körperlichen Zustands der
fahrzeug, einer Schienenbahn oder einer
fen besteht grundsätzlich dann, wenn
Beaufsichtigung bedarf, ist zum Ersatz
Schwebebahn verursachte Schäden erst
sich das Kind so verhält, dass es mit
12
Sichere Schulwege
Grundlagen
hoher Wahrscheinlichkeit einen Schaden
Aufsichtspflicht bereits mit dem Verlas-
Renten) auf. Liegt eine Verletzung der
erleidet oder anrichtet.
sen des Schulgeländes, wobei es für
Aufsichtspflicht vor, kann die gesetzliche
Schulbushaltestellen gesonderte
Unfallversicherung den Schadensbetrag
Neben den Eltern haben auch die Lehrer
Regelungen gibt. In der Regel müssen
vom Verantwortlichen zurückfordern.
Zuständigkeiten bei der Aufsicht von
diese beaufsichtigt werden, wenn sie auf
Schülern. Da die Schulbildung keine
dem Schulgelände liegen oder unmittel-
Aufgabe des Bundes ist, regeln die
bar daran angrenzen, doch selbst
Bundesländer die Rechte und Pflichten
Haltestellen außerhalb des Schulgelän-
des Lehrpersonals selbst in ihren
des können aufsichtspflichtig sein, wenn
Erziehungs- und Unterrichtsgesetzen,
sie aufgrund örtlicher Gegebenheiten
ergänzt um gesonderte Schul- und
eine besondere Gefahr für Kinder
Lehrerdienstverordnungen differenziert
darstellen und dies durch den Schullei-
nach Schularten. Die schulische
ter und Schulträger explizit festgestellt
Aufsichtspflicht ist nicht nur auf die
wurde. Verletzt sich ein Schüler auf dem
eigentliche Zeit des Unterrichts be-
Schulweg oder an einer Schulbushalte-
schränkt, sondern auch noch auf eine
stelle, kommt zunächst immer die jeweili-
kurze Zeitspanne (zumeist 15 Minuten)
ge Gemeindeunfallversicherung (GUV) für
davor und danach. Häufig erlischt die
die resultierenden Kosten (Arztbesuch,
Anzeige
Sichere Schulwege
13
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
2. Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
2.1 Ehrenamtliche Helfer
Haltestelle zur Vermeidung von Drängeln
und Schubsen beim Heranfahren des
Schülerlotsen haben die Aufgabe,
Busses. Busbegleiter müssen in den
jüngeren Schülern das sichere Überque-
meisten Bundesländern mindestens
ren der Straße an Lichtsignalanlagen,
13 Jahre alt sein und über eine entspre-
Fußgängerüberwegen und (gefährlichen)
chende „soziale Reife“ verfügen. Dazu
Stellen ohne Querungshilfe zu ermögli-
zählen vor allem ein hohes Maß an
chen. Die Einsatzstandorte werden von
Verantwortungsbewusstsein, Freundlich-
der Polizei oder von der Kommune fest-
keit, Teamfähigkeit und Zivilcourage.
gelegt, wobei an problematischen Stand-
Daneben sollen Busbegleiter Kenntnisse
orten auch zwei Schülerlotsen (einer pro
im Bereich der Konfliktbewältigung be-
Straßenseite) eingesetzt werden können.
sitzen und Deeskalationsstrategien um-
Die Einsatzzeiten der Schülerlotsen sind
meist auf eine Zeitspanne von 20 bis 30
Minuten vor und nach Schulbeginn be-
setzen können. Die meist mehrtägige
Busbegleiter – Eine intensive Ausbildung hilft
spätere Konflikte zu meistern
grenzt. In den meisten Bundesländern
Ausbildung erfolgt in der Regel durch die
Verkehrsunternehmen oder durch die
Polizei.
müssen Schülerlotsen mindestens
die Geschwindigkeiten und Abstände
dreizehn Jahre alt sein und die siebte
von Fahrzeugen richtig einzuschätzen.
Klasse besuchen.
Schulbustrainer – in der Regel Mitarbeiter
der Verkehrsunternehmen – bringen
Busbegleiter sollen die Busfahrt für die
Kindern in einer „Busschule“ bei, wie
Da heute immer weniger Jugendliche
jüngeren Schüler sicherer gestalten und
Schulbusse sicher und selbstständig zu
bereit sind als Schülerlotse zu arbeiten,
den Busfahrer vor Ablenkung schützen
nutzen sind. In einem theoretischen Teil
müssen zunehmend Eltern und geeigne-
sowie von Beaufsichtigungsaufgaben
lernen Kinder, wie man mit Fahr- und
te Erwachsene diese Aufgabe überneh-
befreien. Insbesondere sollen aggressi-
Netzplänen umgeht und warum Vandalis-
men. Schüler- bzw. Elternlotsen dürfen
ves Verhalten der Schüler während der
mus und Schwarzfahren keine Kavaliers-
nicht in den fließenden Verkehr eingrei-
Fahrt und Vandalismus im Fahrzeug
delikte sind. Der praktische Teil findet
fen, sondern müssen warten, bis sich
unterbunden werden. Zu den Aufgaben
meist auf dem Gelände des Verkehrs-
eine ausreichend große Lücke ergibt.
der Busbegleiter zählt auch die Koordi-
unternehmens statt. Inhalte sind das
Schließlich sollen die Schüler lernen,
nierung des Ein- und Aussteigens an der
Warten an der Haltestelle, das Ein- und
14
Sichere Schulwege
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
Aussteigen sowie das Verhalten während der Fahrt. Ergänzend kommen
„Bremsübungen“ und Demonstrationen
zum „Toten Winkel“ hinzu.
Schulwegbegleiter haben die Aufgabe,
Kindergruppen (Walking Bus, Cycling
Bus) auf dem Schulweg passiv zu begleiten, als Ansprechpartner zu dienen
und nur in gefährlichen Situationen
einzugreifen. Sie setzen sich meist aus
Vertretern der Elternschaft zusammen,
können sich aber genauso gut aus
älteren Schülern oder Senioren rekrutieren. Die Koordination des Personaleinsatzes, die Festlegung der Routen und
„Haltestellen“ sowie die Einweisung der
Schulwegbegleiter erfolgt in der Regel
durch Lehrer, die von der Schulleitung
Schülerlotsen – Sinnvoll nicht nur an ungesicherten Querungsstellen
eigens für diese Aufgabe freigestellt
werden. Eine Zusammenarbeit mit der
örtlichen Polizeidienststelle ist sinnvoll.
2.2 Verkehrszeichen
Verkehrszeichen im Rahmen der Schulwegsicherung sollen vor allem die Geschwindigkeit des Kfz-Verkehrs im Bereich
von Schulen absenken und die Aufmerksamkeit der Kraftfahrer im Bereich von
Gefahrenstellen erhöhen. Als alleinige
Maßnahme haben sie nur einen geringen
Effekt auf die Verkehrssicherheit, sodass
zusätzliche Maßnahmen unumgänglich
Inoffizielles Verkehrszeichen – Kein Gewinn für die
Verkehrs­sicherheit
Gut für die Akzeptanz – Temporäre Geschwindigkeitsbegrenzung durch Klappschild
digkeitsüberwachung die Wirkung von
zwingend geboten ist. Gefahrenzeichen
werden, da diese die Wahrnehmung der
Verkehrszeichen verstärken, mittelfristig
kommen dort in Betracht, wo es für die
Kraftfahrer für wirklich notwendige Ver-
sind aber bauliche Maßnahmen notwen-
Sicherheit des Verkehrs unbedingt er-
kehrszeichen und Gefahren verschlechtert.
dig, um Gefahrenstellen effektiv zu
forderlich ist. Bei der Aufstellung von
beseitigen.
Verkehrszeichen sollte deshalb nach dem
Eine effektive Maßnahme bei der Schul-
Grundsatz verfahren werden: „So wenig
wegsicherung stellt die Geschwindigkeits-
Verkehrszeichen sollten nach §45 Abs. 9
wie möglich, so viel wie nötig“. Eine
reduktion auf 30 km/h dar. In Wohnge-
StVO nur dort angeordnet werden, wo dies
Überbeschilderung – insbesondere im
bieten erfolgt dies möglichst über das
aufgrund der besonderen Umstände
Schulbereich – sollte unbedingt vermieden
Zeichen 274.1/2 (Beginn und Ende
sind. Als kurzfristige Maßnahme kann
eine stationäre oder mobile Geschwin-
Sichere Schulwege
15
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
einer Tempo 30-Zone), auf Hauptver-
Das häufigste Verkehrszeichen im
werden. Die Zeichen sind etwa 50 m
kehrsstraßen über Zeichen 274 (zulässi-
Rahmen der Schulwegsicherung stellt
vor der Überquerungsstelle aufzustellen,
ge Höchstgeschwindigkeit). Nach § 45
das Gefahrenzeichen 136 (Kinder) dar.
wobei die Festlegung des genauen
Absatz 9 der StVO kommt 30 km/h für
Neben dem unmittelbaren Schulumfeld
Aufstellortes stets unter Berücksichti-
Hauptverkehrsstraßen aber nur dort in
kommt es auch entlang von Schulwegen
gung der örtlichen Gegebenheiten er-
Frage, wo dies aufgrund der besonderen
im Allgemeinen zum Einsatz, sofern dort
folgen muss. Eine weitere Akzeptanzstei-
Umstände zwingend geboten ist.
keine Überquerungsstellen vorhanden
gerung lässt sich durch die Verwendung
Besondere Umstände können zum Bei-
sind. Im Schulbereich – aber auch an
der Zusatzzeichen „Schule“ und „Schul-
spiel eine erhöhte Unfallhäufigkeit, eine
frequentierten Querungsstellen – kann
weg“ erreichen, wobei letzteres insbe-
besonders gefahrenträchtige Strecken-
es sinnvoll sein, die Zeichen 136 und
sondere für stark frequentierte Querungs-
führung, Straßenschäden, schlechte
283 (Haltverbot) zu kombinieren, um zu
stellen im Bereich des Schulweges in
Sichtbeziehungen, beengte Verhältnisse,
verhindern, dass die Sicht auf Schulkin-
Frage kommt.
fehlende Gehwege, starker Kfz-Verkehr
der durch häufig haltende oder parkende
oder ein hoher Lkw-Anteil sein. Aber
Fahrzeuge verdeckt wird. Auf Schüler-
Die in der Praxis häufig anzutreffenden
auch Kindergärten und Schulen, sofern
und Elternlotsen kann durch das Zeichen
inoffiziellen Schilder (z.B. „Vorsicht –
diese nicht rückseitig über Nebenstraßen
356 (Verkehrshelfer) etwa 50 m vor der
spielende Kinder“) leisten keinen
erschlossen sind, können zur Anordnung
Querungsstelle hingewiesen werden,
wirksamen Beitrag zur Verkehrssicher-
von Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen
wobei die Aufstellung an Fußgängerüber-
heit und sind darüber hinaus rechtlich
führen. Sinnvoll ist die Verwendung von
wegen meist entbehrlich ist. Die Akzep-
nicht zulässig. Ihre Existenz weist häufig
Klappschildern zur zeitlichen Begrenzung
tanz der Verkehrszeichen 274 und 136
auf Defizite in der Verkehrssicherheit hin,
der Anordnung auf bestimmte Tageszei-
kann verbessert werden, wenn beide
die es abzustellen gilt.
ten, Wochentage und Schulperioden.
Verkehrszeichen miteinander kombiniert
Reine Schulbushaltestelle – Kennzeichnung stets mit Angabe der Betriebszeiten
16
Sichere Schulwege
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
Dialogdisplay – Lob und Tadel steigern die Akzeptanz
2.3 Geschwindigkeitsdisplays
keitsanzeiger die Interpretation des
schwindigkeit, die V85-Geschwindigkeit
angezeigten Wertes völlig dem Fahrer
und der Anteil der Geschwindigkeitsüber-
Die Unfallforschung der Versicherer (UDV)
überlässt, zeigt der zweifarbige Anzeiger
tretungen ermittelt. Bei allen drei Kenn-
hat zusammen mit der TU Dresden unter-
über die Farben Grün und Rot eindeutig
werten erwies sich das Dialogdisplay
sucht, inwieweit sich verschiedene
an, ob der gemessene Wert der zulässi-
als wirksamster Anlagetyp. So gingen
Formen der dynamischen Geschwindig-
gen Höchstgeschwindigkeit entspricht.
die Durchschnittsgeschwindigkeiten
keitsrückmeldung auf die Kfz-Fahrge-
Dialogdisplays arbeiten zwar ebenfalls
trotz ohnehin schon geringem Ausgangs-
schwindigkeiten auswirken. Neben den
mit den Farben Rot und Grün, zeigen
niveau um 3 km/h zurück, die V85-Ge-
traditionellen ein- und zweifarbigen Ge-
aber keine km/h-Werte an. Sie nutzen
schwindigkeiten um 3,5 km/h und der
schwindigkeitsanzeigern wurden auch so
das psychologisch bewährte Wirkprinzip
Anteil der Geschwindigkeitsüberschrei-
genannte „Dialogdisplays“ betrachtet.
des Lobens (grünes „Danke“) und
tungen um knapp 30%. Nur etwa halb
Diese drei Grundtypen unterscheiden
Tadelns (rotes „Langsam“) zur Verhaltens-
so stark waren die Effekte bei den
sich insbesondere dadurch, ob und wie
beeinflussung, wobei über eine entspre-
beiden anderen Anlagetypen, wobei die
sie eine Beziehung zwischen der ge-
chende Bebilderung (z.B. Kinder) auch
zweifarbigen Geschwindigkeitsanzeiger
messenen Fahrgeschwindigkeit und
noch die unmittelbare Begründung für
deutlich besser abschnitten als die
der zulässigen Höchstgeschwindigkeit
die festgelegte Höchstgeschwindigkeit
einfarbigen Anzeiger.
herstellen.
geliefert wird.
Neben der geringeren Wirksamkeit konnte
Geschwindigkeitsanzeiger zeigen die
Um die Wirkung der drei Anlagetypen auf
als weiterer Nachteil von konventionellen
tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit
die Geschwindigkeit zu beurteilen, wurden
Geschwindigkeitsanzeigen nachgewiesen
an. Während der einfarbige Geschwindig-
als Kennwerte die Durchschnittsge-
werden, dass deren Wirkung auf die
Sichere Schulwege
17
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
Durchschnittsgeschwindigkeit aufgrund
Als Einsatzorte kommen dafür primär
rungen zur Vermeidung von Bodenkon-
von Gewöhnungseffekten pro Monat um
das unmittelbare Schulumfeld in
takt mit Fahrzeugen mit 5 bis 7 cm Höhe
etwa 0,5 km/h nachlässt. Dagegen waren
Betracht, daneben aber auch sonstige
relativ niedrig und mit 3 bis 5 m Länge
beim Dialogdisplay keine derartigen Ge-
Bereiche mit hohem Gefahrenpotenzial
stark gestreckt sein. Die Breite soll
wöhnungseffekte nachweisbar. Die beste
für Schulkinder.
mindestens 1,7 m betragen, damit Pkw
Wirkung des Dialogdisplays manifestierte
mit mindestens einer Fahrzeughälfte das
sich allerdings in seiner starken Wirkung
Plateau- und Teilaufpflasterungen gelten
Kissen überfahren müssen. Beidseitig
auf die Geschwindigkeitsverteilung. Die
als bewährte Maßnahmen zur Verkehrs-
der Plateaupflasterung ist für den Rad-
Anteile der Geschwindigkeitsklassen ober-
beruhigung in Wohngebieten, sofern sie
verkehr ein 0,8 bis 1 m breiter Bereich
halb von 30 km/h haben sich mehr als
gemäß den Richtlinien für die Anlage von
auf Fahrbahnniveau vorzuhalten. Soll im
halbiert, die Anteile der erwünschten
Stadtstraßen (RASt 06) ausgebildet
Ausnahmefall Linienbusverkehr ermög-
Geschwindigkeitsbereiche zwischen 20
werden. Danach sollen Plateaupflaste-
licht werden, sind geteilte Plateaupflaste-
und 30 km/h dagegen verdoppelt. Die
rungen zu verwenden. Sie müssen 1,7 m
zweifarbigen, vor allem aber die einfarbi-
breit sein, damit Busse weitgehend un-
gen Anzeiger, wiesen indessen geringere
gestört passieren können und nicht
Effekte auf.
weiter als 1,2 m auseinander liegen,
um eine ungestörte Durchfahrt von Pkw
Die Unfallforschung der Versicherer em-
zu verhindern.
pfiehlt daher Dialogdisplays als adäquates
Mittel, um innerhalb von Ortschaften im
Teilaufpflasterungen sind mit 8 bis 10 cm
Bereich sensibler Einrichtungen verträgli-
Höhe und mindestens 5 m Länge
che Geschwindigkeiten zu unterstützen.
großzügiger zu dimensionieren als
Nicht geeignet sind Dialogdisplays
Plateaupflasterungen. Fahrdynamisch
jedoch zur Entschärfung von Unfallschwerpunkten. Dort reicht eine geringfügige
Reduktion der Geschwindigkeiten nicht
wirksam sind sie aber nur dann, wenn
Zweifarbiges Display – Farbe Orange ist ungeeignet für „Bestätigung“
aus, vielmehr ist eine Absenkung auf
oder unter die zulässige Höchstgeschwindigkeit erforderlich.
2.4 Aufpflasterungen
Aufpflasterungen sind überall dort
sinnvoll, wo die Verkehrssicherheit unter
unangemessenen Kfz-Geschwindigkeiten
leidet. In Tempo 30-Zonen kann dies der
Fall sein, wenn Straßen aufgrund ihrer
Dimensionierung, Linearität, Streckenlänge
oder Netzstruktur häufige Geschwindigkeitsüberschreitungen begünstigen. Auf
Hauptverkehrsstraßen können bauliche
Maßnahmen erforderlich sein, wenn es
darum geht, Geschwindigkeitsbegrenzungen durch Verkehrszeichen zu unterstützen oder ganz überflüssig zu machen.
18
Sichere Schulwege
Teilaufpflasterung – Rampenneigung und Abstand bestimmen die Wirksamkeit
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
die Rampen entsprechend steil sind (1:7
bis 1:10) und ihr Abstand untereinander
maximal 50 m beträgt. Teilaufpflasterungen erstrecken sich über die gesamte
Fahrbahnbreite und stellen deshalb bei
starkem Radverkehr keine geeignete
Maßnahme dar. Bei ausnahmsweise
vorhandenem Linienbusverkehr sind sie
nur bei geringer Rampenneigung (1:25
und flacher) und ausreichender Länge
(je nach Bustyp zwischen 7 und 12 m)
vertretbar.
Nicht sinnvoll sind Schwellen als Maß-
Plateaupflasterung – Bei starkem Bus- und Radverkehr sinnvoll
nahme zur Verkehrsberuhigung, auch
wenn diese bis Mitte der 90er Jahre
zwischen Gehweg, Radweg und Fahr-
Entlang von Hauptverkehrsstraßen
häufig zur Geschwindigkeitsdämpfung
bahn wählen. In Tempo 30-Zonen wirft
sollten Radverkehrsanlagen vorhanden
in Tempo 30-Zonen eingesetzt wurden.
die Nutzung der Fahrbahn in der Regel
sein, die den Empfehlungen für Radver-
Nach mehreren Klagen im Rahmen von
keine Sicherheitsprobleme auf, insbe-
kehrsanlagen (ERA 2010) entsprechen.
„Bodenberührungen“ bei tiefer gelegten
sondere wenn problematische Straßen-
Dazu zählen vor allem eine Regelbreite
Fahrzeugen kam der Bundesgerichtshof
abschnitte mit Plateaupflasterungen
von mindestens 2 m (1,6 m bei ge-
1994 zu dem Schluss, dass kurze und
entschärft wurden. Vereinzelt stehen
ringem Radverkehr), ausreichende
hohe Schwellen für eine gefahrlose Ver-
dort auch noch Radwege zur Verfügung,
Sicherheitstrennstreifen zum ruhenden
kehrsberuhigung in der Regel nicht ge-
die für unsichere Kinder eine gute
und fließenden Verkehr sowie gute
eignet sind. Aus diesem Grunde sollen
Alternative zur Fahrbahnnutzung darstel-
Sichtbeziehungen (30 m Sichtfeld in
Aufpflasterungen eine Länge von 3 m
len. Eine weitere günstige Führungsform
beide Richtungen) an stark befahrenen
nicht unter- und eine Höhe von 10 cm
sind Fahrradstraßen, weil Kraftfahrer
Grundstückszufahrten und Einmündungen.
nicht überschreiten. Rechtlich zulässig
dort – sofern überhaupt zugelassen –
aber problematisch sind Verkehrsberuhi-
nur mit Tempo 30 fahren dürfen. Jedoch
Sind gute Sichtbeziehungen auf einem
gungselemente aus Recyclingmaterial,
kommen sie nur für Straßen mit gerin-
Radweg nicht zu realisieren, bieten sich –
die auf die Fahrbahn geschraubt oder
gem Kfz-Verkehr und gebündeltem
bei entsprechenden Platzverhältnissen
geklebt werden. Diese meist aus Hart-
Radverkehr in Frage.
im Straßenraum – Radfahr- und Schutz-
Schutzstreifen – Eine Alternative für Radwege mit
schlechten Sichtbeziehungen
Radwege – Ausreichende Breiten und Trennstreifen erzeugen auch subjektive Sicherheit
gummi bestehenden Elemente sind zwar
etwas günstiger in der Anschaffung,
haben allerdings eine kürzere Lebensdauer, sind schwerer ins Stadtbild zu
integrieren, verhindern eine stetige
Fahrweise und weisen Nachteile bei der
Schneeräumung auf.
2.5 Radverkehrsanlagen
Während Kinder bis zum achten Lebensjahr auf dem Fahrrad grundsätzlich den
Gehweg benutzen müssen, dürfen Kinder
im neunten und zehnten Lebensjahr
Sichere Schulwege
19
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
streifen als Alternative an. Auch wenn
feld, da dort Konflikte mit dem starken
20 cm werden bei seitlichen Begrenz-
sie von Kindern oft als unsicher empfun-
Fußverkehr unausweichlich sind.
ungen (Hauswände, Zäune) und erhöhtem
den werden, punkten sie objektiv mit
Schwerverkehr empfohlen. Gehwege in
gutem Sichtkontakt zu abbiegenden Kfz
Mindestens genauso wichtig wie die
Wohngebieten mit geschlossener Be-
und einer guten Erkennbarkeit des Rad-
richtige Wahl der Führungsform ist die
bauung sollen grundsätzlich 2,5 m breit
fahrer-Vorranges an untergeordneten
sichere Führung des Radverkehrs an
sein, Gehwege in gründerzeitlichen Stadt-
Einmündungen und Grundstückszufahrten.
Einmündungen und Knotenpunkten,
vierteln sogar 3 m. Die Einhaltung dieser
Die Regelbreiten von Radfahrstreifen
schließlich ereignen sich dort die
Breiten ist notwendig, weil Schulkinder
(1,85 m) und Schutzstreifen (1,5 m)
meisten Unfälle von Radfahrern. Hilfreich
häufig nebeneinander laufen und auf
sollten jedoch sowohl bei Straßen mit
ist die fahrbahnnahe Führung von Furten,
Gehwegen mit radfahrenden Kindern zu
hoher Kfz-Verkehrsbelastung überschrit-
deren Einfärbung in Konfliktbereichen
rechnen ist. Gehwege sollen außerdem
ten werden als auch auf sonstigen
sowie die Anlage von vorgezogenen
ausreichend beleuchtet und frei von
Straßen, wenn dort mit hohem (zeitlich
Haltlinien im Bereich von Lichtsignal-
Hindernissen (z.B. Stromkästen, Büsche,
begrenzten) Radverkehrsaufkommen
anlagen. Im Schulumfeld, wo häufig mit
Mülltonnen) sein, um Sichtbeeinträchti-
und häufigen Überholungen zwischen
pulkartigem Auftreten von Radfahrern
gungen oder gar ein Ausweichen auf die
Radfahrern zu rechnen ist (z.B. im
zu rechnen ist, sind in untergeordneten
Fahrbahn zu vermeiden.
näheren Schulumfeld).
Zufahrten zu signalisierten Knotenpunkten aufgeweitete Radaufstellstreifen
Genauso wichtig wie ausreichende Geh-
Ungünstige Führungsformen – nicht nur
sinnvoll. Grundsätzlich sollten größere
wegbreiten sind – insbesondere bei
für radfahrende Kinder – stellen der ge-
signalisierte Knotenpunkte mit Radwe-
Hauptverkehrsstraßen – sichere Que-
meinsame Geh- und Radweg sowie der
gen oder Radfahrstreifen möglichst
rungsstellen. Schließlich sind Kinder
Gehweg mit „Radverkehr frei“ dar.
eigene Radfahrersignale bekommen und
erst ab dem zehnten Lebensjahr in der
Anders als auf reinen Gehwegen, die in
auch das indirekte Linksabbiegen durch
Lage, die Fahrbahn auch ohne Querungs-
der Regel nur von Kindern bis acht Jahren
die Markierung von Aufstellbereichen am
anlagen einigermaßen sicher zu über-
langsam befahren werden, kommt es bei
Fahrbahnrand bzw. im Seitenraum er-
queren. Als Querungsanlagen kommen
diesen gemeinsamen Führungsformen
möglichen. Die direkte Führung, bei der
bauliche Maßnahmen (vorgezogene
häufig zu Nutzungskonflikten zwischen
sich der Radverkehr zum Linksabbiegen
Seitenräume, Mittelinseln) und betriebli-
Fußgängern und Radfahrern, insbesondere
auf der Fahrbahn zusammen mit dem
che Maßnahmen (Fußgängerüberwege,
aufgrund der höheren Geschwindigkeiten
Kfz-Verkehr einordnet, stellt für Kinder
Lichtsignalanlagen) in Frage, wobei diese
und der meist beengten Platzverhältnisse.
aufgrund der hohen Komplexität keine
einzeln oder auch kombiniert zum Ein-
Gänzlich ungeeignet sind diese beiden
geeignete Führungsform dar.
satz kommen können. Die Wahl der
Führungsformen im näheren Schulum-
optimalen Querungshilfe sollte in
2.6 Fußverkehrsanlagen
Die Grundvoraussetzung für eine sichere
und komfortable Fortbewegung zu Fuß
sind – mit Ausnahme der Verkehrsberuhigten Bereiche und Wohnwege – ausreichend dimensionierte Flächen für den
Fußverkehr. Nach den Empfehlungen für
Fußgängerverkehrsanlagen (EFA 2002)
sollen Gehwege in Wohngebieten mit
offener Bebauung mindestens 2,1 m
breit sein, einschließlich eines 30 cm
Radverkehrsfurt – Einfärbung zur Verdeutlichung
des Vorranges für Radfahrer
20
Sichere Schulwege
breiten Sicherheitsabstandes zur Fahrbahn. Weitere Zuschläge von jeweils
Mittelinsel – Aufteilung des Querungsvorganges in
zwei Etappen
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
zu achten, dass Sichthindernisse durch
Bepflanzung oder Beschilderung (z.B.
durch Zeichen 605 „Warnbake“) vermieden werden und dass die Inselköpfe
deutlich erkennbar sind (z.B. durch
Beleuchtung oder kontrastreiche
Markierung der Borde).
2.7 Fußgängerüberwege
Fußgängerüberwege werden mit Zeichen
293 („Zebrastreifen“) markiert und –
abseits der wartepflichtigen Zufahrten –
mit Zeichen 350 (Fußgängerüberweg)
beschildert. Sie zählen wie Ampeln zu
den betrieblichen Maßnahmen im Bereich der Fußverkehrsanlagen. ZebraBreite Gehwege – Sichere Fortbewegung auch in Gruppen
streifen sind bei richtiger Gestaltung
mindestens genauso sicher wie Fuß-
Abhängigkeit von der Kfz-Verkehrsstärke,
Außerhalb von Tempo 30-Zonen können
gängerampeln und dabei auch noch
dem Fußgänger-Querungsbedarf und der
Mittelinseln dazu beitragen, mit relativ
deutlich günstiger in der Erstellung.
örtlichen Gefahrenlage erfolgen.
kleinem Aufwand eine sichere Querung
von Fußgängern abseits der Knotenpunkte
Die Einsatzkriterien und grundlegenden
In Tempo 30-Zonen sind bauliche Maß-
zu ermöglichen. Gerade jüngere Kinder
Gestaltungsmerkmale sind in den Richt-
nahmen meist entbehrlich, es sei denn
mit nur gering entwickelter Fähigkeit zur
linien für die Anlage und Ausstattung von
die Straßen sind durch überhöhte Kfz-
Abschätzung von Entfernungen und
Fußgängerüberwegen (R-FGÜ 2001) ent-
Geschwindigkeiten oder durch schlechte
Geschwindigkeiten profitieren davon,
halten. Danach sollen Zebrastreifen in
Sichtbeziehungen aufgrund parkender
dass der Querungsvorgang in zwei ge-
der Regel nur bei entsprechenden Ver-
Fahrzeuge geprägt. Gerade in den gründer-
trennte Abschnitte geteilt wird und
kehrsstärken im Fuß- und Kfz-Verkehr
zeitlichen Quartieren kommt es durch
immer nur ein Fahrzeugstrom zu
zum Einsatz kommen. Der empfohlene
die intensive Beparkung häufig zu Sicht-
beachten ist. Auch können Mittelinseln
Einsatzbereich liegt bei 50 bis 150 que-
behinderungen. Kinder sind aufgrund
dazu beitragen, dass die Kfz-Geschwin-
renden Fußgängern und 300 bis 600 Kfz
ihrer Körpergröße besonders gefährdet,
digkeit abgesenkt wird, sofern eine
pro Spitzenstunde. Abweichungen davon
wenn sie zwischen parkenden Fahrzeu-
Kombination mit einem Fahrbahnversatz
können in begründeten Ausnahmefällen
gen die Straße queren. Eine wirkungsvol-
von mindestens einer Fahrstreifenbreite
angeordnet werden. Nach den EFA 2002
le und leicht zu realisierende Maßnahme
erfolgt. Mittelinseln kommen vor allem
gehört dazu auch ein Einsatz unterhalb
zur Verbesserung der Sicht stellen vor-
dort in Frage, wo ein gebündelter
dieser Belastungsgrenzen, wenn regel-
gezogene Seitenräume dar. Dabei werden
Querungsbedarf besteht. Nach den RASt
mäßig mit schutzbedürftigen Personen
die Begrenzungslinien der Gehwege um
06 sollen Mittelinseln möglichst 2 m
zu rechnen ist. Umgekehrt können Zebra-
etwa einen halben Meter vor die Park-
breit sein (bei beengten Verhältnissen
streifen auch bei deutlich höheren Kfz-
standbegrenzung gezogen. Wichtig ist,
mindestens 1,6 m), bei Mitnutzung
Verkehrsbelastungen vertretbar sein. Aller-
dass die so geschaffenen „Warteflächen“
durch Radfahrer mindestens 2,5 m. Da
dings sollte dann geprüft werden, ob zu-
für den Kraftfahrer deutlich erkennbar
Kinder auf dem Schulweg häufig in
sätzliche bauliche Maßnahmen (z.B. Mittel-
sind (Beleuchtung, kontrastreiche Borde)
Gruppen unterwegs sind, sollen die
inseln, Teilaufpflasterungen, Einengungen)
und ggf. durch Poller gegen Falschparken
Warteflächen der Inseln mit 4 m Länge
oder Geschwindigkeitsbeschränkungen
geschützt werden.
ausreichend Platz bieten. Auch ist darauf
auf 30 km/h zweckmäßig sind.
Sichere Schulwege
21
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
vorgezogene Seitenräume Abhilfe
schaffen. Weitere Möglichkeiten zur
Verbesserung der Erkennbarkeit von
Zebrastreifen sind die Anbringung der
Zeichen 350 (Fußgängerüberweg) über
der Fahrbahn und die Gewährleistung
einer ausreichenden Beleuchtung.
Die Vorteile von Zebrastreifen gegenüber
Ampeln liegen auf der Hand: Neben
geringeren Erstellungs- und Betriebskosten
können Fahrzeugführer und Fußgänger viel
flexibler auf die jeweilige Verkehrssituation reagieren und sind nicht dem
festgelegten Zeitablauf einer Ampel
unterworfen. Auch sind sie – anders als
abgeschaltete Ampeln – ständig betriebsbereit. Werden Zebrastreifen bei größeren
Kombination aus Fußgängerüberweg und Mittelinsel – Verbesserung der Überquerbarkeit und Sichtbarkeit bei großen Straßenbreiten
Straßenquerschnitten mit Mittelinseln
kombiniert, profitieren davon vor allem
Kinder und Senioren, weil sie sich auf
die verschieden gerichteten Fahrzeugströme einzeln konzentrieren können
und sich die Querungslängen halbieren.
Ebenfalls sinnvoll sind Zebrastreifen in
Kreisverkehren, weil sie dort für klare
Vorrangverhältnisse sorgen. So haben
Fußgänger – anders als Radfahrer auf
umlaufenden Radwegen – ohne Zebrastreifen lediglich Vorrang gegenüber
Fahrzeugen, die den Kreisverkehr verlassen, nicht aber gegenüber einfahrenden Fahrzeugen.
Zebrastreifen verlangen von allen Verkehrsteilnehmern Verantwortungsbewusstsein, Rücksichtnahme und Auf-
Fußgängerüberweg – Breite Gehwege, ausreichende Aufstellflächen und gute Sichtbeziehungen sorgen
für Verkehrssicherheit
merksamkeit. Kindern muss deutlich
Zentrales Kriterium für die Verkehrs-
Sichtweite von und auf Warteflächen bei
rang kein Freischein zum Queren der
sicherheit von Zebrastreifen stellt deren
Tempo 50-Straßen mindestens 50 m
Fahrbahn bedeutet und dass bestimmte
rechtzeitige Erkennbarkeit dar. Nach den
und bei Tempo 30-Straßen mindestens
Verhaltensweisen einzuhalten sind.
R-FGÜ 2001 müssen sie auf Tempo
30 m betragen. Daher sind die Sichtfelder
Dazu gehören das Herantreten an den
50-Straßen aus 100 m Entfernung
insbesondere von parkenden Fahrzeugen
Fahrbahnrand bis auf eine Schrittlänge
erkennbar sein, auf Tempo 30-Straßen
(z.B. durch Poller) freizuhalten. Bei un-
und das anschließende Strecken des
reichen 50 m aus. Außerdem muss die
vermeidbaren Sichthindernissen können
Armes zum Anzeigen der Querungsab-
22
Sichere Schulwege
gemacht werden, dass der Fußgängervor-
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
sicht. Und auch als Radfahrer müssen
Phasen haben, bei denen die Fußgänger
Kinder das richtige Verhalten an Zebra-
konfliktfrei queren können, sind beson-
streifen lernen. Denn Vorrang vor dem
ders geeignet für die Schulwegsiche-
Kfz-Verkehr haben sie nur, wenn sie vom
rung. Mindestens sollte Fußgängern und
Fahrrad absteigen und das Fahrrad
Radfahrern aber ein Zeitvorsprung von 1
schiebend über den Zebrastreifen
bis 2 Sekunden gegenüber ein- und
bewegen.
abbiegenden Fahrzeugen eingeräumt
werden. Die Umlaufzeit einer Lichtsignal-
2.8 Lichtsignalanlagen
anlage sollte zudem möglichst kurz sein,
um kurze Wartezeiten für Fußgänger (45
bis max. 60 Sekunden) zu ermöglichen.
Lichtsignalanlagen bieten Fußgängern
Längere Wartezeiten können zur Rotlicht-
einen punktuellen Schutz an Knoten-
missachtung und daraus resultierend zu
punkten und auf der freien Strecke. Sie
schweren Unfällen beitragen.
eignen sich – anders als Zebrastreifen –
auch für Straßen mit mehr als einem
Auf der freien Strecke werden Fußgänger-
Richtungs-Fahrstreifen, für Straßen mit
Lichtsignalanlagen in der Regel als Be-
zulässiger Höchstgeschwindigkeit von
darfsampeln betrieben, bei denen Fuß-
mehr als 50 km/h und bei hohen
gänger ihre Freigabezeit per Knopfdruck
Verkehrsbelastungen oder sehr starken
anfordern müssen. Standardmäßig
Fußgängerströmen.
zeigen Bedarfsampeln Grün für den Kfz-
Lichtsignalanlage – Grünzeitvorlauf für Fußgänger
Verkehr und Rot für Fußgänger. Nach
Grundlage für die Einrichtung und den
Knopfdruck wird die vollständige Signal-
net werden muss (z.B. im Bereich von
Betrieb von Lichtsignalanlagen bilden die
folge aktiviert, wonach die Fahrzeug-
Schulen). Diese Ampel zeigt im Normal-
Richtlinien für Lichtsignalanlagen (RiLSA
signale von Grün über Gelb auf Rot
fall für alle Verkehrsteilnehmer Dunkel,
2010). Danach sind zum Schutz der Fuß-
wechseln.
kann aber auch Dunkel nur für den Kfz-
gänger und Radfahrer ausreichend große
Verkehr anzeigen und Rot für den Fuß-
Aufstellflächen (0,5 qm je Fußgänger
Eine Sonderform der Bedarfsampel stellt
verkehr. Nach Betätigung der Anforde-
bzw. 1,5 qm je Radfahrer) vorzusehen.
die sogenannte „Schlafampel“ oder
rungstaste erhält der Kfz-Verkehr zunächst
Dies gilt vor allem im Schulumfeld, da
„Dunkelanlage“ dar, die meist dort
fünf Sekunden lang Gelb und anschlie-
Schulkinder dort oft in Gruppen unter-
eingesetzt wird, wo nur zu bestimmten
ßend Rot, bevor der Fußverkehr Grün
wegs sind. Signalanlagen, die eigene
Zeiten mit Fußgängerquerungen gerech-
erhält. Bei der nächsten Ampelphase
schaltet sich die „Schlafampel“ dann
automatisch wieder ab. Für Fußgänger
bietet sie den Vorteil, dass sie die Fahrbahn auch ohne Signalschutz überqueren können, wenn sich die Ampel im
Dunkelzustand befindet.
Eine weitere Sonderform der Bedarfsampel ist die „Alles-Rot-Signalanlage“. In
verkehrslosem Zustand sind alle Signale
auf Rot geschaltet. Fußgänger profitieren
davon, dass sie bei Knopfdruck sofort
Grün erhalten. Bei der „Alles-Rot-Signal-
Aufkleber – „Sei Vorbild für Kinder“
Bedarfsampel – Schaltet nur nach Anforderung
auf Grün
anlage“ besteht jedoch die Gefahr, dass
Sichere Schulwege
23
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
sie von Kraftfahrern missachtet wird,
2.9 Haltestellen
schließlich ist für ihn sofort erkennbar,
anzulegen. Sollte dies nicht möglich
sein, ist zu prüfen, ob durch eine
wenn trotz rotem Signal für den Kfz-
Schulbushaltestellen sind Haltestellen,
entsprechende Linienführung des
Verkehr keine Fußgänger die Fahrbahn
an denen Schulkinder zu bestimmten
Schulbusses ein Queren der Hauptver-
queren wollen. Sie ist deshalb im
Tageszeiten ein- und aussteigen. Dazu
kehrsstraße für Kinder vermieden
Rahmen der Schulwegsicherung keine
zählen sowohl Haltestellen, die aus-
werden kann. Sind Querungen dennoch
geeignete Maßnahme.
schließlich von Schulbussen angefahren
erforderlich, dann sollten sie auch
werden als auch Haltestellen von Linien-
mittels Ampeln, Zebrastreifen oder
Lange Wartezeiten sollten bei Bedarfs-
bussen, sofern diese regelmäßig von
Mittelinseln gesichert werden. Que-
ampeln vermieden werden. Fußgänger
Schulkindern benutzt werden. Im ersten
rungsanlage und Haltestelle sollten
sollten nach den EFA 2002 möglichst
Fall erfolgt die Kennzeichnung über das
räumlich so positioniert werden, dass
umgehend (nach 7 Sekunden) Grün
Zeichen 224 StVO (Haltestelle) und dem
die Querung auch an der gewünschten
bekommen, bei Einbindung der Ampel in
Zusatzzeichen 1042-36 (Schulbus +
Stelle erfolgt und Abkürzungen an
eine Grüne Welle nach spätestens 30
Angabe der Betriebszeit), im zweiten Fall
anderen Stellen vermieden werden. Bei
Sekunden.
reicht Zeichen 224 aus.
der Anlage von Zebrastreifen im Bereich
von Busbuchten ist zu beachten, dass
Anzeige
24
Sichere Schulwege
Es wird empfohlen, Schulbushaltestellen
Zebrastreifen in Fahrtrichtung vor der
möglichst nur im Nebenstraßennetz
Haltestelle markiert werden, um die
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
Sicht für und auf querende Fußgänger
nicht zu verdecken. Ebenso ist darauf zu
achten, dass Radfahrer die Haltestelle
sicher passieren können und nicht durch
wartende Fahrgäste oder an- und
abfahrende Busse gefährdet werden.
Wenn die rechtzeitige Erkennbarkeit der
Haltestelle nicht gegeben ist oder ungesicherte Querungen unvermeidbar
sind, sollte als Warnhinweis das Zeichen
136 StVO (Kinder) mit dem Zusatzzeichen
1042-36 (Schulbus) aufgestellt und die
zulässige Höchstgeschwindigkeit auf die
Drängelgitter – Nur bei anwesender Aufsichtsperson vertretbar
Haltestelle im Schulbereich – Separate Fahrspur
verhindert Queren über die Fahrbahn
vorhandene Haltesichtweite angepasst
werden. In kritischen Fällen ist zudem
Schließlich bieten sie
zu prüfen, ob für die Haltestelle eine so
nicht nur Wetterschutz,
genannte „Warnblinklicht-Pflicht“ angeord-
sondern dienen auch
net wird, um Kraftfahrern eine besonders
der Erkennbarkeit der
vorsichtige Fahrweise vorzuschreiben.
Haltestelle. In ländli-
Dies könnte dann erforderlich sein, wenn
chen Gebieten sollten
sich in den letzten drei Jahren auffällig
Schulbushaltestellen
viele Unfälle mit Personenschaden er-
mit geeigneten Fahr-
eignet haben, die zulässige Geschwindig-
radabstellanlagen
keit von mindestens der Hälfte der Kraft-
versehen sein.
Regeln für Autofahrer an Bushaltestellen
Anordnung von Warnblinklicht?
nein
Regelungen bei...
Regelfall
Sonderfall
... Annähern
keine
Überholverbot
... Anhalten
vorsichtiges
Vorbeifahren –
auch im Gegenverkehr
... Ein- und Aussteigen
rechts nur
mit Schrittgeschwindigkeit
und Abstand
... Grundlage
§ 20, Abs. 1
u. 2
fahrer überschritten wird, die zulässige
Geschwindigkeit 60 km/h oder mehr
Im Schulbereich sind
beträgt, Querungen ohne gesicherte
besondere Anforderun-
Querungsstelle erforderlich sind oder die
gen an Haltestellen zu
Wartefläche (einschließlich Gehweg)
knüpfen. So sollte das
schmaler als 2 m ausfällt. Für diesen
kontrollierte Ein- und
Fall gelten differenzierte Regelungen für
Aussteigen in den Bus
das Annähern an die Haltestelle sowie
durch Lehrer oder Schul-
für das Anhalten und Ein- und Ausstei-
busbegleiter beaufsich-
gen an der Haltestelle.
tigt werden. Unterstüt-
ja
Schrittgeschwindigkeit
und Abstand –
auch im
Gegenverkehr
§ 16, Abs. 2
§ 20, Abs. 3
u. 4
zend können DrängelNach dem VDV/FGSV Leitfaden für den
gitter wirken, indem sie den Ein- und
werden. Beides kann zu gefährlichen
Schülerverkehr sollten Haltestellenberei-
Aussteigevorgang kanalisieren und ein
Situationen mit einfahrenden Bussen
che mindestens 3 m breit sein (2,5 m
Betreten der Fahrbahn vor dem heran-
führen.
nutzbare Breite zzgl. 0,5 m Sicherheits-
nahenden Bus verhindern. Allerdings
abstand zur Fahrbahn), wobei für aus-
besteht – beim Fehlen einer Aufsichts-
reichende Bewegungsfreiheit möglichst
person – beim Drängelgitter die Gefahr,
1,5 qm pro Fahrgast (mindestens aber
dass es als Klettergerüst missbraucht
0,5 qm) anzusetzen sind. Wartehäus-
wird oder vorne am Gitter stehende
chen stellen ein optionales, aber nicht
Schüler durch nachrückende Schüler
unwichtiges Ausstattungsmerkmal dar.
an oder sogar vor das Gitter gequetscht
Sichere Schulwege
25
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
Busbucht als Schulbushaltestelle
2.10 Haltestellentypen
Inoffizielle Schilderkombination – Gelbes Verkehrszeichen „Elternhaltestelle“ mit dem Zusatzschild „Elternhaltestelle – Keine Parkfläche!“
anbaufreie Straßen in Frage, aber auch
Warteflächen bieten und – bei Lage
für angebaute Straßen, wenn unange-
zwischen Längsparkständen – einen
Je nach Lage der Haltestelle im Straßen-
messene Behinderungen des fließenden
großen Platzbedarf haben und häufig
querschnitt unterscheiden die Empfeh-
Verkehrs vermieden werden sollen oder
durch parkende Fahrzeuge versperrt
lungen für Anlagen des öffentlichen
betriebsbedingte Aufenthaltszeiten er-
sind.
Personennahverkehrs (EAÖ 2003)
forderlich sind. Nachteile sind ihr großer
zwischen dem Haltestellenkap, der Bus-
Flächenbedarf, Seitenbeschleunigungen
Schulbusbahnhöfe sind große Halte-
bucht und der Haltestelle am Fahrbahn-
beim Anfahren der Haltestelle sowie
stellenanlagen für Schulbusse, die auf-
rand. Haltestellenkaps haben neben der
Wartezeiten und Sicherheitsrisiken beim
grund ihres Platzbedarfes in der Regel
guten Erkennbarkeit und der großen
Wiedereinfädeln in den fließenden
außerhalb des öffentlichen Verkehrsrau-
Warteflächen den Vorteil, dass sie für
Verkehr. Zudem kann der Bus beim
mes auf dem Schulgelände errichtet
Busse zügig und sicher anfahrbar sind,
Anfahren der Haltestelle die Seitenräu-
werden. Durch eine entsprechende
ohne dass es zu einem gefährlichen
me „überstreichen“, was für am Fahr-
Gestaltung in Kamm- oder Sägezahnform
„Überstreichen“ des Seitenraumes
bahnrand stehende Schüler eine Ge-
erlauben sie die gleichzeitige Abfertigung
kommt. Daneben sind sie eine gute
fährdung darstellt.
von mehreren Bussen zu Schulbeginn
Lösung, wenn aufgrund ausreichender
und –ende. Dadurch wird es möglich, mit
Fahrbahnbreiten Längsparken möglich ist
Fahrbahnrandhaltestellen haben den
geringem Personalaufwand das kontrol-
und auf einzelne Stellplätze zugunsten
Vorteil, dass sie für Busse zügig und
lierte Ein- und Aussteigen großer
des Kaps verzichtet werden kann. Auf
sicher anfahrbar sind. Für die Einrichtung
Schülerzahlen zu beaufsichtigen.
stark befahrenen Hauptverkehrsstraßen
werden lediglich die StVO-Zeichen 299
sollte ihr Einsatz sorgfältig geprüft
(Grenzmarkierung für Halt- und Parkver-
Ein großes Problem stellt das Halten und
werden, da sie den Verkehrsablauf
bote) und 283 (Haltverbot) benötigt
Parken von Eltern („Elterntaxis“) an Schul-
beeinträchtigen können.
sowie ausreichend breite Gehwege
bushaltestellen direkt vor der Schule dar.
(ab 2,5 m). Fahrbahnrandhaltestellen
Bereits ein kurzes Halten an der Halte-
haben den Nachteil, dass sie nur knappe
stelle kann einen herannahenden
Haltestellenbuchten kommen für
26
Sichere Schulwege
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
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Sichere Schulwege
27
Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit
Bringzonen – Abseitige Lage verhindert Konflikte im direkten Schuleingangsbereich
Schulbus daran hindern, seinen Platz
„Elternhaltestellen“ an. Da die StVO für
anzufahren. Die Folge können Rückstau-
das kurzfristige Halten nur das wenig
ungen im fließenden Verkehr sein, die
akzeptierte eingeschränkte Haltverbot
nicht nur Schulkinder beim Queren der
(Zeichen 286) vorsieht, kann zur Ver-
Fahrbahn behindern, sondern auch
besserung der Akzeptanz das nicht
gefährliche Situationen auslösen (z.B.
offizielle Zusatzzeichen „Elternhaltestelle“
wenn Eltern ihre Kinder mitten auf der
oder „Bringzone“ verwendet werden.
Straße aus dem Auto lassen).
In der Einführungsphase sollte diese
Maßnahme durch eine starke Präsenz
Doch nicht nur Schulbushaltestellen
von Ordnungskräften und Aufklärungsar-
missbrauchen Eltern häufig als kurzfristi-
beit begleitet werden, um eine hohe
ge Abstellmöglichkeiten für das eigene
Akzeptanz bei den Eltern zu erreichen.
Auto, genauso gerne halten und parken
sie im Schulumfeld auf Gehwegen, in
Haltverboten oder in zweiter Reihe und
gefährden damit die Sicherheit ihrer und
anderer Kinder. Um die stark frequentierten Gehwege im unmittelbaren Schulbereich hiervon freizuhalten, bietet sich
deshalb die Einrichtung so genannter
28
Sichere Schulwege
Schulwegpläne
3. Schulwegpläne
3.1 Akteure
Die Initiative zur Planerstellung kann von
öffentlichen Verkehrsflächen, die
allen Akteuren im Arbeitskreis ausgehen.
Markierung von Fahrbahnen und Fuß-
Der Schulwegplan ist ein spezieller
Die Federführung bei der Planerstellung
gängerüberwegen, die Aufstellung von
Stadtplan, der die sichersten Wege zur
sollte jedoch bei der Verkehrsbehörde
Verkehrszeichen, Wegweisern, Pollern
Schule aufzeigt und damit Eltern hilft,
liegen, schließlich ist diese für die An-
und Schutzgeländern. Die Einzelmaßnah-
den Schulweg gemeinsam mit ihren
ordnung verkehrsrechtlicher Maßnahmen
men sind stets mit dem Planungsamt
Kindern einzuüben. Dabei soll den
auf dem Schulweg zuständig. Außerdem
abzusprechen, damit diese in das
Kindern deutlich gemacht werden, dass
kann sie zahlreiche für die Planerstel-
kommunale Verkehrskonzept passen.
sie die Fahrbahn nur an bestimmten
lung notwendige Informationen bereit-
Stellen überqueren dürfen, niemals aber
stellen, wie etwa Angaben zur Verkehrs-
Die Schule ist bei der Schulwegsiche-
zwischen parkenden Fahrzeugen oder bei
regelung oder Daten aus Verkehrszähl-
rung für die Organisation der zwingend
„Rot“. Daneben soll der Schulwegplan
ungen und Geschwindigkeitsmessungen.
erforderlichen Eltern- bzw. Schülerbefra-
für mehr Transparenz sorgen und alle
gung und für die Durchführung des
an der Schulwegsicherung beteiligten
Die Polizei stellt nicht nur die Daten aus
Verkehrsunterrichtes zuständig. Außer-
Stellen befähigen, sich ein gemeinsa-
der Unfallauswertung bereit, sondern hat
dem kann sie im Rahmen von Eltern-
mes Bild über die Schulwegsituation
durch ihre Arbeit vor Ort auch Kenntnis-
abenden die Eltern über den Schulweg
in ihrem Ort machen zu können. Die
se über konkrete Gefahren für Kinder.
und das Verhalten an kritischen Stellen
Erstellung eines Schulwegplanes stellt
Darüber hinaus kann sie bei der Beobach-
beraten und Maßnahmen im direkten
damit eine komplexe Gemeinschaftsauf-
tung der Schulwege mitwirken und – ins-
Schulbereich (z.B. Absperrgitter, Halte-
gabe dar, bei der die Kenntnisse der
besondere in den ersten Schultagen –
stellenaufsicht) initiieren.
verschiedenen Behörden ebenso ein-
durch Präsenz vor Ort auf das Verhalten
fließen müssen wie die Erfahrungen von
der Schulkinder und Verkehrsteilnehmer
Die Eltern sollten ebenfalls im Arbeits-
Eltern, Schulen und Verkehrssicherheits-
einwirken.
kreis „Schulwegsicherung“ mitwirken
organisationen. Es hat sich daher be-
dürfen, schließlich sind sie über die
währt, zur Erstellung und Fortschreibung
Das Straßenbauamt ist als Baulastträger
Elternbefragung maßgeblich an der
des Schulwegplanes sowie zur Einleitung
für die Finanzierung und Umsetzung von
Erstellung des Schulwegplanes beteiligt
geeigneter Maßnahmen einen Arbeits-
Verkehrssicherheitsmaßnahmen auf dem
und für dessen Umsetzung vor Ort durch
kreis „Schulwegsicherung“ einzurichten.
Schulweg zuständig. Weitere Aufgaben
das Einüben des Schulweges mit ihren
sind die bauliche Unterhaltung der
Kindern verantwortlich.
Sichere Schulwege
29
Schulwegpläne
Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Bundesanstalt für Straßenwesen
wurde eine bundesweite Analyse von Schulwegplänen, Radschulwegplänen und
Kinderstadtteilplänen durchgeführt und in einem Forschungsbericht publiziert.
Neben diesem Forschungsbericht veröffentlichte die BASt für die konkrete
Arbeit vor Ort den Leitfaden „Schulwegpläne leichtgemacht“. In vier Arbeitsschritten wird hier die Erstellung eines Schulwegplanes für Fußgänger oder
Radfahrer beschrieben. Der Leitfaden stellt dafür alle notwendigen Vorlagen
bereit, wie etwa Auswerteformulare, Checklisten für Begehungen, Musterfragebögen und -schulwegpläne oder zahlreiche Symbole und Grafiken. Alle Materialien
stehen im Internet kostenlos zum Download zur Verfügung (www.bast.de) oder
können bei der BASt direkt angefordert werden.
Mit Hilfe von kostenfrei verfügbaren Computerprogrammen (Open Source Software) und kostenfrei nutzbarem Kartenmaterial (openstreetmap.org) können so
anspruchsvolle Schulwegpläne selbstständig erstellt werden. Ein verfügbarer
Musterschulwegplan und entsprechende Symbole (z.B. für Ampeln, ZebrastreiLeitfaden der BASt – Schulwegpläne leichtgemacht
fen, Gefahrenstellen, Lotsenstandorte) unterstützen den Erstellungsprozess. In
den Musterschulwegplan können selbst fotografierte Bilder von Gefahrenstellen
Der Arbeitskreis „Schulwegsicherung“
eingefügt und textlich erläutert werden. Auf diese Weise können die Pläne indivi-
kann über die Initiierung, Erstellung und
duell und mit überschaubarem Aufwand durch Eltern, Lehrer, Behördenvertreter
Fortschreibung des Schulwegplanes
oder auch ältere Schüler selbst gestaltet werden.
hinaus noch zahlreiche weitere Aktivitäten im Bereich der Schulwegsicherung
anstoßen oder durchführen, wie etwa die
Organisation eines Fahrradparcours auf
sein, um auch Einträge in lesbarer Größe
Unfallort, die Unfallschwere, den Unfall-
dem Schulhof, die Durchführung von Akti-
zu ermöglichen. Außerdem bietet sich
typ und über besondere Unfallumstände
onstagen für Kinder oder die Bildung von
ein großer Maßstab gut für die Elternbe-
wie etwa zur Beteiligung von Fußgängern
Gehgemeinschaften für den Schulweg.
fragung an, weil damit die benutzte
oder Radfahrern gewinnen. Da Unfälle
Straßenseite genauso darstellbar ist wie
mit Fußgänger- und Radfahrerbeteiligung
die exakte Lage von Querungs- und Ge-
relativ selten sind und sich Unfälle mit
fahrenstellen. Der Schulweggrundplan
schweren Folgen oft andernorts ereignen
soll nicht nur die Verkehrsinfrastruktur
als Unfälle mit leichten Folgen, ist die
Vor Erstellung des Schulwegplanes
und -regelung für das Schuleinzugsgebiet
Auswertung des Unfallgeschehens über
müssen zahlreiche Informationen gesam-
darstellen, sondern auch Unfall- und
mindestens drei, besser sogar fünf Jahre
melt und in einen Grundplan (z.B. DIN
Gefahrenstellen sowie Lotsenstandorte.
sinnvoll.
A1) übertragen werden. Dieser bildet die
Daneben sind auch Bushaltestellen zu
Arbeitsgrundlage für den Arbeitskreis
verorten und sicherheitsrelevante Merk-
Nach Erfassung der Unfallorte werden
„Schulwegsicherung“ und ist für die
male (z.B. Warteflächengröße, Drängel-
die baulichen Gegebenheiten sowie die
einzelnen Schulen eigenständig zu ent-
gitterausführung, Sichtbeeinträchtigun-
Verkehrsregelungen und -führungen
wickeln, um eine kontinuierliche Weg-
gen) zu erfassen.
erfasst. Dazu zählen Gehwegbreiten,
3.2 Schulweggrundplan
empfehlung vom Wohnort der Schüler
Haltestellen, Unter- und Überführungen,
bis zur Schule geben zu können. Grund-
Die Identifizierung der Unfallorte erfolgt
Fußgängerüberwege, Mittelinseln, Auf-
lage sollte ein Kartenmaßstab von
über die Analyse der (digitalen) Unfall-
pflasterungen, Ampeln (mit Wartezeiten
1:2.500 für städtische Gebiete bzw. von
typensteckkarte der Polizei. Hieraus
für Fußgänger), Grünpfeile, Sackgassen,
1:5.000 für gering besiedelte Gebiete
lassen sich Informationen über den
Einbahnstraßen, zulässige Geschwindig-
30
Sichere Schulwege
Schulwegpläne
keiten (ab 50 km/h) und Vorfahrtregelun-
Fokus auf Problemstellen und falsche
gen an Kreuzungen und Einmündungen.
Verhaltensweisen der Verkehrsteilnehmer
Diese Daten sind oft bei der örtlichen
zu legen ist.
Bau- oder Verkehrsbehörde vorhanden
und müssen daher nur in Einzelfällen im
Alle Ergebnisse werden zunächst in
Rahmen von Begehungen beschafft
einen Arbeitsplan (z.B. im DIN A1-Format)
werden.
übertragen. Dabei werden die von den
Eltern genannten Gefahrenstellen mit
Eltern werden befragt, um Gefahren-
farbigen Klebepunkten und Nummern
stellen zu identifizieren und eine direkte
versehen, wobei die Art der Gefährdung
Beteiligung an der Erstellung des Schul-
und die Häufigkeit der Nennungen in
wegplanes zu ermöglichen. Ihre Teilnah-
einem separaten Erläuterungsbogen
mebereitschaft an der Befragung kann
erfasst wird. Alle Gefahrenstellen werden
erhöht werden, wenn ein Anschreiben
nun im Arbeitskreis besprochen und
der Verkehrsbehörde oder Schule vor-
möglichst auch vor Ort geprüft (z.B.
angestellt wird, das den Zweck des
auf Sichtbehinderungen und -weiten).
Schulwegplanes und der Befragung
Denn oft entpuppen sich vermeintlich
erklärt. Die Elternbefragung soll beant-
gefährliche Stellen als relativ harmlose
worten, mit welchen Verkehrsmitteln die
Orte, an denen bereits ein richtiges
Kinder zur Schule kommen, welche Wege
Verhalten zum gefahrlosen Queren
sie benutzen und welche Querungen aus
beiträgt. Die als gefährlich befundenen
welchem Grund als gefährlich angesehen
Orte werden zuletzt zusammen mit den
werden. Ergänzend oder alternativ zu
übrigen Merkmalen in den Grundplan
den Befragungen können – insbesondere
übertragen und für eine möglichst
auf Hauptstraßen – Verhaltensbeobach-
kurzfristige Entschärfung vorgemerkt.
tungen durchgeführt werden, wobei der
Eltern- bzw. Schülerbefragung – Unverzichtbar für
einen guten Schulwegplan
EUSka (Elektronische Unfalltypensteckkarte) – Hilfreiches Instrument zur differenzierten Auswertung von
Unfällen
Erläuterungsbogen – Erfassung häufig genannter
Gefahrenpunkte
Sichere Schulwege
31
Schulwegpläne
3.3 Gehschulwegplan
Aus dem Schulweggrundplan wird
schließlich der eigentliche Schulwegplan
entwickelt. Er sollte für die Eltern und
Kinder leicht verständlich sein und deshalb nur noch die wichtigsten baulichen
und verkehrstechnischen Einrichtungen
wie sichere Querungsstellen (Ampeln,
Zebrastreifen, Mittelinseln, Über- und
Unterführungen, Lotsenstandorte),
Gefahrenstellen und -abschnitte sowie
den empfohlenen Schulweg enthalten.
Die Übersichtlichkeit kann weiter
verbessert werden, wenn man den ggf.
zugrunde liegenden Katasterplan von
überflüssigen Informationen (z.B.
Grundstücksgrenzen) befreit, Straßen
gemäß ihrer Verkehrsbedeutung abbil-
Schulwegpläne online – Eltern können den Schulweg ihres Kindes individuell ermitteln
det, Schulen optisch hervorhebt und
eine farbige Darstellung im handlichen
Straßen sollten keine Schulwegemp-
regelmäßig zu prüfen und fortzuschrei-
DIN A4 Format verwendet.
fehlungen ausgesprochen werden
ben und stets mit einem Datum und
Ansprechpartner zu versehen.
Es ist empfehlenswert, bei der Routen-
Die empfohlenen Schulwege sollten
auswahl folgende Empfehlungen zu
straßenseitengenau als grüne Linien
Im Gegensatz zu Schulwegplänen sind
berücksichtigen:
dargestellt werden, die für das Queren
so genannte Kinderstadtpläne in der
gefährlichen Streckenabschnitte
Regel auf den gesamten Aktionsraum
 Querungen über Hauptstraßen und
straßenmittig als rote Linien. Gefahren-
der Kinder (meist Stadtteile) bezogen
Unfallschwerpunkte sollten möglichst
stellen sind mit einem Symbol zu kenn-
und auf Freizeitwege und -ziele von
gemieden werden
zeichnen und zu nummerieren, damit an
Kindern ausgerichtet. Damit wird der
geeigneter Stelle (z.B. Planrückseite)
Tatsache Rechnung getragen, dass der
detaillierte Gefahrenbeschreibungen
überwiegende Teil aller Kinderunfälle auf
und passende Verhaltensempfehlungen
Freizeitwegen geschieht, die häufig von
an Fußgängerampeln, Zebrastreifen
geliefert werden können. Daneben
den Schulwegen abweichen. Wie bei der
oder Mittelinseln erfolgen
sollten Schulwegpläne auch allgemeine
Erstellung des Schulweggrundplans ist
 Querungen sollten auf Kreuzungen und
Einmündungen konzentriert werden
 Querungen auf der Strecke sollten nur
 Zebrastreifen und Mittelinseln über
Tipps geben, wie etwa zur Vorbildfunktion
auch beim Kinderstadtplan eine enge
Hauptstraßen sollten durch Lotsen-
der Eltern, zur Problematik des Eltern-
Kooperation der beteiligten Stellen
dienste abgesichert sein
taxi, zum rechtzeitigen Einüben des
(z.B. Schulbehörde, Vermessungs- und
Schulwegs oder zum Fahrradhelm.
Tiefbauamt) erforderlich, daneben aber
 Die empfohlene Straßenseite sollte
über einen ausreichend breiten
Gehweg verfügen
 Der empfohlene Weg sollte möglichst
auch eine starke Mitwirkung der Kinder
Mit der einmaligen Erstellung eines
im Rahmen von Schulprojekten. Anders
Schulwegplanes ist es übrigens nicht
als Schulwegpläne werden Kinderstadt-
frei von Umwegen sein und bis zur
getan. Da sich die Verkehrs- und Unfall-
pläne meist aus der Perspektive des
Schule fortgeführt werden
situation verändern kann (z.B. nach
Kindes entwickelt, wobei neben der
baulichen Maßnahmen), ist der Plan
Fortbewegung zu Fuß oder mit dem
 Für verkehrsarme und verkehrsberuhigte
32
Sichere Schulwege
Schulwegpläne
Gehschulwegplan Berlin – Hoher Praxiswert durch fahrbahnseitengenaue Darstellung der Schulwege und Erläuterung der Gefahrenstellen
Sichere Schulwege
33
Schulwegpläne
Fahrrad auch das Fahren mit Bussen
und Bahnen thematisiert werden kann.
Schulwegpläne sind häufig auch Bestandteil von Schulwegratgebern, die
aber nicht primär auf die Verbesserung
der Verkehrssicherheit auf dem Schulweg abzielen, sondern auf eine Änderung
des Mobilitätsverhaltens hin zu einer
eigenständigen Mobilität zu Fuß, mit
dem Rad oder mit dem ÖPNV.
3.4 Radschulwegplan
Bislang wurden Schulwegpläne meist nur
für Grundschulen bzw. Fußgänger erstellt,
obwohl gerade die Schüler weiterführender Schulen den Schulweg häufig mit
Arbeitskreis Schulwegsicherung – In Gemeinschaft zum Erfolg
dem Fahrrad zurücklegen. Schulwegsicherung für weiterführende Schulen muss
Informationen können über die jeweiligen
chen. Ferner sind Problemstellen im
daher neben Maßnahmen zur Verbesse-
Fachbehörden beschafft werden oder
Längs- und Querverkehr zu bewerten und
rung der Radverkehrsinfrastruktur auch
über Projektwochen im Unterricht. Zu
bei hohem Gefahrenpotenzial möglichst
Empfehlungen für sichere Schulwege mit
erfassen sind Ein- und Zweirichtungsrad-
kurzfristig zu beseitigen. Mängel, die erst
dem Fahrrad umfassen. Die Erstellung
wege mit und ohne Benutzungspflicht,
mittel- bis langfristig behoben werden
von Schulwegplänen für Radfahrer erfolgt
Fahrrad- und Schutzstreifen, geeignete
können, sind im Schulweggrundplan als
ähnlich wie für Fußgänger. Allerdings ist
Fahrbahnen für das Radfahren im Misch-
gefährliche Stellen darzustellen, mit
es sinnvoll, den Grundplan für Radfahrer
verkehr (Straße mit Tempo 30, Fahrrad-
Nummern zu versehen und an geeigne-
nicht für einzelne Schulen zu entwickeln,
straße, Verkehrberuhigter Bereich) und
ter Stelle (z.B. im Anhang) ausführlich zu
sondern für einen gesamten Stadtteil.
sonstige geeignete Wege für den Rad-
beschreiben und mit Handlungsempfeh-
verkehr (z.B. Wege durch Grünanlagen),
lungen zu versehen.
Erster Schritt bei der Erstellung des
Furten sowie Einbahnstraßen (mit und
Grundplanes bildet eine Schülerbefra-
ohne Öffnung für den Radverkehr).
gung. Sie soll aufzeigen, wo die Schüler
Anschließend wird aus dem Grundplan
für Radfahrer der Radschulwegplan
wohnen, welche Wege auf dem Schulweg
Als nächstes werden die Unfälle von
entwickelt. Dieser enthält die empfohle-
wie häufig mit dem Fahrrad zurückgelegt
Radfahrern und Fußgängern über die
nen Radschulwege differenziert nach
werden und welche Stellen als gefährlich
letzten drei (besser fünf) Jahre erfasst
Straßenseiten (sofern kein Mischver-
empfunden werden. Neuerdings stehen
und zusammen mit den erfragten Ist-
kehr), wobei wie beim Fußgängerplan
für die Auswertung der Schülerbefragung
Radschulwegen, Problemstellen und
geeignete Wege und Querungen als
vereinzelt GIS-Tools bereit, die verschie-
Radverkehrsanlagen in den Grundplan
grüne Linie dargestellt werden sollten.
dene Auswertemöglichkeiten bieten und
übertragen. Die Straßenverkehrsbehörde
Gefährliche Querungen sind mit einem
eine schnelle kartographische Darstel-
muss nun prüfen, ob die vorhandenen
Symbol zu versehen, zu nummerieren
lung der Ergebnisse ermöglichen.
Radverkehrsanlagen und Verkehrsein-
und auf der Planrückseite oder im
richtungen (Beschilderung, Markierung,
Anhang ausführlich zu beschreiben.
Im zweiten Schritt wird die Radverkehrs-
Ampelschaltungen) den Vorschriften und
Geeignete Querungsstellen sind nach
infrastruktur erfasst. Die notwendigen
dem technischen Regelwerk entspre-
Ampel-Furten und sonstige Furten zu
34
Sichere Schulwege
Schulwegpläne
differenzieren und über ein entsprechendes Symbol in der Karte darzustellen.
Bei der Auswahl geeigneter Radverkehrsanlagen sollten folgende Empfehlungen
beachtet werden:
 Radwege entlang von Hauptverkehrs-
straßen sollten in wartepflichtigen
Zufahrten angehoben werden
 Im Bereich von Schulwegen sollten
möglichst keine Zweirichtungsradwege
vorhanden sein
 Querungen über Verkehrsstraßen
sollten durch Ampeln oder ausreichend
breite Mittelinseln gesichert werden
 Mittelinseln sollten auf Straßen mit
häufigen Geschwindigkeitsüberschreitungen mit Versätzen oder Fahrbahnan-
Radschulwegplan Bietigheim-Bissingen – Hintergrundinformationen verbessern die Akzeptanz
hebungen kombiniert werden
Radschulwegplan Frankfurt am Main – Darstellung des empfohlenen Radroutennetzes und der Gefahrenstellen auf Stadtteilebene
Sichere Schulwege
35
Schulwegpläne
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36
Sichere Schulwege
Verkehrssicherheitsaktivitäten des ADAC und der UDV auf Bundesebene
4. Verkehrssicherheitsaktivitäten des ADAC und der UDV auf Bundesebene
Schulanfangsaktionen an Grundschulen
„Mit Sicherheit ans Ziel“ ist das Motto
anzuwenden. Zudem wird die Betriebs-
haben im ADAC eine lange Tradition. Die
des von ADAC und Capri Sonne gemein-
und Verkehrssicherheit der Fahrräder
mit verschiedenen Partnern durchgeführ-
sam durchgeführten Fahrradturniers.
überprüft. Mehr als 320.000 Kinder und
ten Aktionen stehen häufig unter einem
Dieses führt die schulische Radfahraus-
Jugendliche nehmen jedes Jahr an den
anderen Motto. Jüngstes Beispiel ist die
bildung fort und fördert die motorischen
Turnieren teil. Veranstalter vor Ort sind
2010 von der ADAC-Stiftung „Gelber
Fähigkeiten von Kindern beim Radfahren.
die ADAC Ortsclubs, Schulen und die
Engel“ initiierte „Aktion Sicherheitswes-
Dabei lernen die 8 bis 15-jährigen
Polizei. Die Durchführung des Programms
ten“. Dabei verteilt der ADAC jährlich an
Schüler ihr Fahrrad auch in schwierigen
ist kostenfrei. Exklusiver Helmpartner
etwa 17.000 Schulen fast 800.000
Situationen sicher zu beherrschen und
bei diesem Programm ist Skoda.
Sicherheitswesten an Schulanfänger, um
sicherheitsrelevante Verhaltensweisen
deren Sicherheit auf dem Schulweg zu
„Achtung/Hallo Auto“ ist eine Schulver-
erhöhen.
anstaltung, an der jährlich rund 180.000
Kinder der fünften und sechsten Klasse
„Aufgepasst mit ADACUS“ ist ein Verkehrs-
teilnehmen. Sie soll insbesondere die
sicherheitsprogramm des ADAC, bei dem
Erkenntnis vermitteln, dass sich be-
Kinder spielerisch an die Rolle als Fuß-
wegende Menschen und Fahrzeuge Zeit
gänger im Straßenverkehr herangeführt
zum Anhalten brauchen. Kinder erarbeiten
werden. Dabei werden wichtige Verhal-
dabei spielerisch die Zusammenhänge
tensregeln erläutert und eingeübt. Das
zwischen Reaktions-, Brems- und An-
für Kindereinrichtungen und Schulen
halteweg. Darüber hinaus erleben sie,
kostenfreie Programm richtet sich an
wie wichtig das Angurten und der
Vorschulkinder und Schüler der ersten
Kindersitz sind, und sie lernen, sich
Klasse und wird von der ADAC-Stiftung
richtig zu sichern. Das von Michelin
„Gelber Engel“ unterstützt. Moderatoren
und Opel unterstützte und für Schulen
bereiten die Veranstaltung vor und
kostenfreie bundesweite Programm wird
führen die Klasse zusammen mit einer
von etwa 150 geschulten Moderatoren
Erzieherin oder Lehrkraft spielerisch
durchgeführt.
durch die Unterrichtsstunde.
„Aufgepasst mit ADACUS“ – Vorschüler und Erstklässler lernen spielerisch die Rolle der Fußgänger
im Straßenverkehr
Sichere Schulwege
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Verkehrssicherheitsaktivitäten des ADAC und der UDV auf Bundesebene
„Sicher im Auto“ ist ein kostenfreies
Programm zur Reduzierung des Unfallrisikos für Kinder als Mitfahrer im Auto.
ADAC und Volkswagen informieren die
Eltern über die Sicherungspflicht ihrer
Kinder und helfen bei der richtigen Auswahl und Bedienung von Kinder-Rückhalte-
Mit Sicherheit ans Ziel
systemen. Mehr als 100 Moderatoren
Das Jugend-Fahrradturnier
referieren und beraten bei jährlich rund
2.000 Veranstaltungen in Kindergärten,
Schulen, ADAC Geschäftsstellen, Babyfachmärkten und VW-Autohäusern über
Für die meisten Kinder ist das Fahrrad das erste und auch wichtig-
Auf einem Parcours mit acht Aufgaben (vgl. Abbildungen) können
ste Verkehrsmittel. Damit sie im immer dichter werdenden Straßen-
die Kinder spielerisch wichtige Fahrtechniken, die sie im Straßen-
verkehr zurechtkommen, müssen sie die Regeln kennen und fähig
verkehr sicher beherrschen müssen, einüben. Beim abschließenden
sein, sich richtig zu verhalten. Genau so wichtig ist aber der gekonn-
Turnier können sie dann ihr Fahrkönnen testen. Außerdem werden
te und sichere Umgang mit dem Fahrrad – eine Voraussetzung, die
zu Beginn die Fahrräder der Teilnehmer auf Verkehrssicherheit über-
von vielen Kindern nur zum Teil erfüllt wird. Der ADAC bietet des-
prüft.
halb für Jungen und Mädchen ab 8 Jahren mit dem Fahrradturnier
ein praxisnahes Übungsprogramm an.
Kinder-Rückhaltesysteme und führen
diese praktisch vor. Zur Aufklärung von
Eltern und anderen Interessierten stellt
die UDV diverse Flyer zur richtigen Sicher-
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ung von Kindern im Auto in deutscher
Schrägbrett
Nur nicht vom Schrägbrett
abrutschen!
und türkischer Sprache kostenfrei zur
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Achter
5
Kreisel
Mit der Kette einhändig einen
Kreis fahren!
Slalom
3
Kreisel
8
Bremstest
Printmedien bilden ein effektives Instru-
2832569/12.12/9’
Eine Gemeinschaftsaktion von:
Weitere Medien sind der Flyer „Toter
„Mit Sicherheit ans Ziel“ – Das Fahrradturnier der Schüler
der Eltern von Schulanfängern über den
Entwicklungsstand von Kindern informiert und wichtige Tipps zur Vorbildfunktion und zum Schulwegtraining
enthält.
Verkehrssicherheits-Programm
Informationen für die Schule
Partner für mehr Sicherheit
„Achtung/Hallo Auto!“ – Eine Veranstaltung für
Schüler der 5. und 6. Klasse
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Sichere Schulwege
Spurbrett
Nicht vorzeitig vom
Spurbrett fahren!
Ganz wichtig:
Möglichst nicht stehend fahren und vor allem nicht abstützen,
ausgenommen nach dem Anhalten im »ZIEL«.
Bremstest
Vor der Stange anhalten
und dann abstützen!
ist eine kostenfreie verkehrspädagogi-
Winkel“ sowie der „Schulwegratgeber“,
Spurbrett
Vor dem Start: Fahrradkontrolle
Slalom
Keine Stange auslassen
oder berühren.
der Schulwegsicherheit. „ADACsignale“
die auch als Download erhältlich ist.
2
1
Anfahren
ment der ADAC Breitenarbeit im Bereich
sche Unterrichtshilfe für alle Schularten,
Achter
Kein Klötzchen umstoßen und
nicht aus der Spur fahren!
Schrägbrett
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Spurwechsel
Umschauen, die angezeigte
Zahl merken und Handzeichen geben.
Verfügung.
Spurwechsel
Anfahren
Erst genau nach links
umschauen, dann anfahren!
Schirmherrschaft:
Verkehrssicherheitsaktivitäten des ADAC und der UDV auf Bundesebene
Broschüren der UDV – Informationen für einen sicheren Schulweg
sicher durch ihren Alltag kommen.
Auf dem Deutschen Kinder-MedienFestival GOLDENER SPATZ 2011 wurde
www.ampelini.de mit dem Goldenen
Online-Spatz für die beste Webseite
ausgezeichnet.
Verkehrserziehung und Mobilität sind
wichtige Themen für die Schule. Allerdings fehlt Lehrerinnen und Lehrern im
Unterricht am Vormittag oftmals die Zeit
für eine angemessene Umsetzung. Im
Nachmittagsangebot von Ganztagsschulen
sind die Chancen für einen guten Lernerfolg der Kinder und Jugendlichen
weitaus höher. Die Mobilitätsbildung
Die Ampelinis der UDV – Kinder lernen spielerisch den Verkehrsalltag kennen
kann hier in kleineren Gruppen flexibler,
offener und praxisbezogener angeboten
Seit dem Jahr 2003 engagieren sich die
Jugendverkehrsschule durchgeführt, von
werden. Daher hat die UDV in Koopera-
UDV und die Deutsche Verkehrswacht
denen es über das gesamte Bundesge-
tion mit der DVW ein umfangreiches
(DVW) bei der schulischen Radfahrausbil-
biet verteilt rund 1.100 gibt. Um die
Konzept für Ganztagsschulen entwickelt.
dung und verstehen sich als bundesweiter
Sicherheit für Kinder zu verbessern hat
Beide Verbände stellen eine Auswahl von
Träger der Radfahrausbildung insgesamt.
die UDV die Ampelinis, Grecco (der
Bausteinen für alle Schularten und
Fast 95 Prozent aller Viertklässler legen
Grüne), Rocco (der Rote) und Gina
-stufen kostenfrei zur Verfügung.
jedes Jahr die Radfahrprüfung ab. Die
(das Mädchen in Gelb) damit beauftragt,
Prüfungen, aber auch das intensive Üben
durch Spaß, Witz und spielerisches
vorab, werden fast immer in einer
Lernen den Kindern zu zeigen, wie sie
Sichere Schulwege
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Empfehlungen
5. Empfehlungen
 Schulwegsicherung ist eine Gemein-
 Gehwege sollten ausreichend breit und
 An Knotenpunkten und stark befahre-
schaftsaufgabe. Die Bildung eines
frei von Sichthindernissen im Bereich
nen Grundstückszufahrten sind zum
Arbeitskreises „Schulwegsicherung“
der empfohlenen Querungsstellen sein.
Schutz der Radfahrer ausreichende
aus Fachleuten, Lehrern und Eltern
Gemeinsame Führungsformen mit dem
Sichtbeziehungen herzustellen und
ist deshalb unverzichtbar.
Radverkehr sind nur im Ausnahmefall
auffällige Bodenmarkierungen zu
zu vertreten.
verwenden.
 Schulwegsicherung kann nur als
 An Knotenpunkten und Einmündungen
 Mobilitäts- und Verkehrserziehung ist
müssen bauliche und verkehrsregelnde
sind zur Herstellung guter Sichtbezie-
als notwendiger Baustein der Schul-
Maßnahmen genauso enthalten sein
hungen die geltenden Parkregelungen
wegsicherung zu begreifen. Dabei sind
wie Maßnahmen der Überwachung und
zu prüfen, bei Bedarf zu ändern und
die motorischen Fähigkeiten der Kinder
Verkehrserziehung.
durch Kontrollen durchzusetzen.
zu entwickeln sowie die Grundregeln
Gesamtpaket erfolgreich sein. Darin
des Verkehrs und der selbstständigen
 Schulwegpläne sowohl für Fußgänger
 Mittelinseln, Ampeln und Zebrastreifen
Verkehrsteilnahme zu vermitteln.
als auch für Radfahrer sind auf der
stellen – korrekt geplant – sichere
Basis von Verkehrs- und Unfalldaten,
Querungsanlagen für Schulkinder dar.
Elternbefragungen und Ortsbesichti-
Bei Zebrastreifen ist darauf zu achten,
me zur Unterstützung des korrekten
gungen als wirkungsvolles Instrument
dass die zulässige Höchstgeschwindig-
Verkehrsverhaltens zu verstehen.
der Schulwegsicherung flächen-
keit auch tatsächlich eingehalten wird.
Dabei sind Schulkinder zu beobachten
 Überwachung ist als wichtige Maßnah-
und Autofahrer über ihr Fehlverhalten
deckend zu entwickeln.
 Auf Hauptverkehrsstraßen sind
aufzuklären.
 Geschwindigkeitsbegrenzungen auf
benutzungspflichtige Radverkehrsan-
30 km/h sind in Wohngebieten als
lagen mit hoher Qualität überall dort
sinnvolle Maßnahme zur Schulwegsi-
einzurichten, wo die Verkehrssicherheit
klare Regelungen für das Radfahren
cherung zu begreifen. Auf Verkehrs-
eine Trennung zwischen Kfz- und Rad-
von Eltern auf dem Gehweg zu schaffen
straßen können sie örtlich sinnvoll sein
verkehr erfordert.
und den Widerspruch zwischen StVO
 Der Gesetzgeber wird aufgefordert,
(z.B. vor Schulen), sollten dann aber
und BGB („Aufsichtspflichtverletzung“)
auch mit baulichen Maßnahmen und
zu beseitigen.
Kontrollen kombiniert werden.
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Sichere Schulwege
Literaturhinweise
6. Literaturhinweise
FGSV – Regelwerke
Fachpublikationen
Links
 Empfehlungen für Anlagen des
 ADAC Schulwegratgeber – Infos
 www.ampelini.de
öffentlichen Personennahverkehrs
und Tipps für Eltern und Lehrer
(EAÖ 2003)
von Schulanfängern, 2005
(UDV-Kinderhomepage)
 www.bast.de/Schulwegplan
 Empfehlungen für Fußgängerverkehrs-
anlagen (EFA 2002)
 ADAC Signale – Sichere Schulwege,
2004 / Rund um den Schulbus, 2005
 www.destatis.de (Statistisches
Bundesamt, Kinderunfälle im
 Empfehlungen für Radverkehrsanlagen
(ERA 2010)
 BASt – Entwicklung, Verbreitung und
Straßenverkehr 2011)
Anwendung von Schulwegplänen, 2012
 www.elternbeirat.ellentalgymnasien.de
 Richtlinien für die Anlage und
Ausstattung von Fußgängerüberwegen
 BASt – Schulwegpläne leichtgemacht,
2012
(Arbeitsgemeinschaft Radschulwegplan
Bietigheim-Bissingen)
(R-FGÜ 2001)
 Limbourg, Maria – Kinder unterwegs im
 Richtlinien für die Anlage von
Stadtstraßen (RASt 06)
Verkehr, Verkehrswachtforum Heft 3,
 www.lgl-bw.de
(Stichwort „Radschulwegplan“)
1997
 www.mobilitaet-in-deutschland.de
 Richtlinien für Lichtsignalanlagen
(RiLSA 2010)
 UDV – Evaluation dynamischer
Geschwindigkeitsrückmeldung, 2010
 www.schulwegplaene.de
 UDV – Neue Schule, neue Wege:
 www.schulwegplaner.de
Informationen zur Schulwegsicherung
für Eltern, Schulen und Behörden, 2006
 UDV – Schulwegsicherung:
 www.udv.de/schulwegsicherung
 www.verkehrssicher.nrw.de
Informationen für Eltern, 2010
 http://62.214.147.252/
 UDV – Schulwegsicherung:
Planerheft 2010
schulwegplanung/
(Onlineplan der Stadt Gescher)
 VDV/FGSV – Leitfaden für den
Schülerverkehr, Köln, 2012
Sichere Schulwege
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Für Ihre Notizen
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