Steckbrief Honig

Steckbrief
Honig
Mal ehrlich, über Bienen und Blumen wird so viel geredet, aber kaum einer weiß wirklich genau über Blumen,
Bienen und ihr gemeinsames Meisterwerk Honig Bescheid – oder?
Immerhin ist das kleine, immer fleißige Tierchen ungeheuer wichtig: Neben vielen anderen Insekten sind
Bienen unerlässlich zur Befruchtung vieler Wild- und Kulturpflanzen: Sie bringen Blütenstaub von Blüte zu Blüte
und tragen damit entscheidend zur Bestäubung von Nutzpflanzen, wie z.B. Apfel- ,Kirschbäumen, Tomaten und
Vielem mehr bei. Bienen sind für die Natur und letztlich für das Überleben des Menschen also unerlässlich und
bei kaum einem Lebensmittel ist die Auswahl so groß: Von sehr günstig bis sehr teuer, von fest bis flüssig, hell
bis tiefdunkel, „sortenrein“ oder gemischt- bei Honig ergeben sich viele Fragen, auch bei der Herstellung und
dem Unterschied zwischen konventionellem und biologisch zertifiziertem Honig.
Bienen in der Stadt
Höchste Zeit also, mehr darüber zu erfahren und dafür muss man in Berlin nicht einmal „raus auf´s Land“.
Berlin hat sich in der letzten Zeit zu einer wahren Bienenhauptstadt entwickelt, über 1000 Imker gibt es
mittlerweile in der Stadt und Umland, die durchschnittlich fünf Bienenstöcke betreuen. Kaum verwunderlich,
Berlin ist nach wie vor eine grüne Stadt mit einer erstaunlichen Vielfalt- das ist an den verschiedenen
Honigsorten gut zu erkennen. Wer sich einmal näher mit Bienen beschäftigt, wird alsbald fasziniert von ihnen
sein. Imkern ist eine vielseitige Tätigkeit: Man beschäftigt sich schließlich nicht nur mit den Tieren, sondern
muss ebenso über die Umgebung, Saison, Wetter, etc. Bescheid wissen. Wer imkert bekommt automatisch
eine enge Bindung zur Natur. Sollten Sie selbst am Imkern interessiert sein, bieten sich in Berlin viele
Informationsmöglichkeiten: Erkundigen Sie sich beim Imkerverband Berlin e.V., oder beim Länderinstitut für
Bienenkunde in Hohen Neudorf, oder bei den Prinzessinnengärten mitten in Kreuzberg.
Das wachsende Interesse in Berlin ist kein Einzelfall: In großen Städten wächst das Interesse am Imkern und
auch wenn es zunächst kurios klingt: Der Lebensraum Stadt scheint für Bienen in der heutigen Zeit
lohnenswerter als das Land: Aufgrund der Flurbereinigung sind viele kleine Waldstücke, Hecken und
Kleingehölze verschwunden, immer größere Agrarflächen entstehen, die in kürzester Zeit abgeerntet werden
und vor allem mit Pestiziden behandelt werden und so keinen Lebensraum für Bienen mehr bieten. Hinzu
kommt, dass in der Landwirtschaft seltener Zwischenfrüchte kultiviert und Wiesen häufig gemäht werden. Die
Vielfalt ist in der Stadt durchaus gegeben: Auf Balkonen, Brachflächen oder in Parkanlagen finden sich durchaus
die unterschiedlichsten Pflanzen, und Pestizideinsatz ist auf den heimischen Balkonen kaum zu erwarten.
Bienensterben
Seit einigen Jahren ist klar, dass die Bienenbestände weltweit zurückgehen, seit gut zehn Jahren wird offiziell
von Bienensterben gesprochen. Die veränderte Landschaft und die landwirtschaftliche Entwicklung sind nicht
die einzige Bedrohungen für die Bienen, ebenso dramatisch ist die Bedrohung durch die Varroamilbe, die seit
gut 30 Jahren die Bestände in Europa bedroht- mittlerweile muss jeder Imker seine Völker gegen den
Blutsauger behandeln.
Überblick
Die Deutschen sind absolute Spitzenreiter im Honigverbrauch: Pro Jahr verzehrt man hier ca. 1,1kg pro Kopfder große Bedarf ist durch die heimische Produktion nicht zu decken, so kommen nach wie vor ca. 80% aus
anderen Ländern. Das Sammelgebiet eines Bienenvolkes ist annähernd so groß wie das Kölner
Innenstadtgebiet: 50 Quadratkilometer. Die Arbeitsbienen müssen ca. 40.000 mal für einen Liter Nektar (und
damit 500g Honig) ausfliegen, dabei legen sie rund
120.000 km zurück. Ein Bienenvolk produziert zwischen
20-30 kg Honig, der geerntet werden kann.
Die Bienen
Es gibt in Deutschland circa 500 Wildbienenarten, viele von
Ihnen leben solitär, d.h. sie leben nicht in Völkern. Die
westliche Honigbiene (apis mellifera) gehört zur Familie
der echten Bienen und kann nur als Bienenvolk überleben.
In einem Honigbienenstaat leben drei Wesen: Eine einzige
Königin (Weisel), die Mutter des Volkes, während des
Frühlings und des Sommers ca. 2000 männliche Drohnen,
eine große Schar von bis zu 40.000 und mehr Arbeiterinnen. Die Königin zeugt als einzige Biene im Volk
Nachkommen, bis zu 1500 Eier legt sie pro Tag. Aus den befruchteten Eiern schlüpfen die weiblichen Bienen –
die Arbeiterinnen und Königinnen, aus den unbefruchteten hingegen die männlichen Drohnen. Die Königin
entscheidet beim Eierlegen über das jeweilige Geschlecht, sie ist ständig von jungen Arbeiterinnen umgeben,
die sie pflegen und mit Nahrung versorgen. Die Arbeiterinnen haben im Gegensatz zur Königin nicht voll
ausgebildete Geschlechtsorgane, aber ausgebildete Sammelwerkzeuge. Alle Arbeiten, wie Nestbegründung und
-verteidigung, Brutpflege, Nahrungsammeln usw. sind auf die Arbeitsbienen verteilt. Drohnen sind die
männlichen Geschlechtstiere. Ihre einzige Lebensaufgabe ist die Begattung der Königin. Bei Drohnen fehlen die
für alle Arbeiten erforderlichen Organe. Bei der im Flug stattfindenden Paarung erhält das Weibchen die
komplette Samenflüssigkeit der Drohne. Das Leben des Drohnen findet im Augenblick der Begattung sein Ende.
Drohnen, die nicht zur Paarung gelangen, werden später aus dem Stock getrieben.
Was ist Honig?
“Honig ist der natur-süße Stoff, der von Honigbienen erzeugt wird, indem die Bienen Nektar von Pflanzen oder
Sekrete lebender Pflanzenteile oder sich auf den lebenden Pflanzenteilen befindende Exkrete von an Pflanzen
saugenden Insekten aufnehmen, durch Kombination mit eigenen spezifischen Stoffen umwandeln, einlagern,
dehydratisieren und in Waben des Bienenstockes speichern und reifen lassen.” So lautet die Definition in der
Honigverordnung. Grundsätzlich wird zwischen Blüten- und Waldhonig unterschieden: Für den Blüten- oder
Nektarhonig sammeln die Bienen den Nektar, den die Pflanzen aus Nektardrüsen, den sogenannten
„Nektarien“ in den Blüten absondern. Waldhonig hingegen wird auch als Honigtau-Honig bezeichnet: Hier
werden vollständig oder zumindest überwiegend „aus auf lebenden Pflanzenteilen befindlichen Exkreten von
an Pflanzen saugenden Insekten oder aus Sekreten lebender Pflanzenteile stammt“ gesammelt.
Bio-Honig
Glücklicherweise können Bienen Ihre Flugroute selbst wählen, einen reinen Bio-Honig kann es also nicht geben.
Tatsächlich wäre es eindeutiger, von Honig aus ökologischer Bienenhaltung zu sprechen, denn die Haltung ist
letztendlich ausschlaggebend für ein entsprechendes Zertifikat. Die Vorschriften bei biozertifiziertem Honig
konzentrieren sich vor allem auf die Bienenstöcke, den Wabenbau, Honigverarbeitung und die Behandlung bei
Krankheiten und Schädlingen, wie z.B. gegen die weitverbreitete Varroa-Milbe.
Sortenrein oder Mischhonig?
Als sortenrein darf Honig laut der Honigverordnung nur dann bezeichnet werden, wenn der Honig „vollständig
oder überwiegend aus den genannten Blüten oder Pflanzen entstammt und die entsprechenden
organoleptischen, physikalisch-chemischen und mikroskopischen Merkmale aufweist“. Ein Imker kann die
Sortenreinheit auch mittels Pollenanalyse testen lassen, natürlich kommt es aber auch auf seine Arbeit an: Ein
Imker muss seine Bienen und die Jahreszeiten gut kennen.