Die Wälderrassen 2015

Pressemitteilung
Nr.: 175 vom 08.03.2016
LANDRATSAMT
SCHWARZWALD-BAAR-KREIS
PRESSESTELLE
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Die Wälderrassen 2015
(Schwarzwald-Baar-Kreis) Die beiden Regionalrassen Vorder- und Hinterwälder werden in der Milch- und in der Mutterkuhhaltung mit unterschiedlichen Anteilen gehalten. Insgesamt sind es knapp 10.000 Kühe in
713 Betrieben. Die Leistungsdifferenz beträgt knapp 2.400 Kilogramm zugunsten der Vorderwälder. Der Vorteil der Hinterwälder ist, dass sie auch in
den schwierigsten Gebieten hinreichend Milch geben. Allerdings ist der
Trend hin zur Mutterkuh bei den Hinterwäldern sehr stark, bei den Vorderwäldern scheint er auch zu beginnen. Hinterwälder werden im Regelfall in
der Mutterkuhhaltung in Reinzucht gehalten, bei den Vorderwäldern wird
überwiegend mit einem Fleischrinderbullen gekreuzt. Die neue Faktmaßnahme der Förderung gekörter Bullen hat sein Ziel der Inzuchtvermeidung
erreicht, bei den Hinterwäldern wurden 60 Bullen aus neun Linien stallgekört, ein Drittel mehr als im Vorjahr. Bei den Vorderwäldern waren es 48,
das sind 27 mehr als im Jahr 2006, dem Jahr vor der Zuchtförderung.
Führende Rassen im Biobereich
Bei den Wälderrassen gibt es viele Biobetriebe, 70 Vorder- und elf Hinterwälderbetriebe, das sind 22 beziehungsweise 33 Prozent aller Zuchtbetriebe. Bei den Hauptrassen ist der Anteil viel geringer, zum Beispiel bei Fleckvieh 6,7 Prozent. Grünlandstandorte wie der Schwarzwald sind natürlich
auch prädestiniert dafür. Die Milchleistung dieser Biobetriebe unterscheidet
sich minimal von allen Betrieben, bei den Hauptrassen sind die Unterschiede wesentlich höher.
Maße und Gewichte sind entscheidend
Die Besonderheit der beiden Rassen sind ihre Maße und Gewichte, die sie
befähigen, die Schwarzwaldhänge zu beweiden. Die Hinterwälderschaukühe im Jahr 2014 maßen 122 Zentimeter Widerrist und wogen 445 Kilogramm. Die Vorderwälderkühe der Haslacher Schau 2015 kamen auf 138
Zentimeter im Widerrist und 608 Kilogramm Gewicht. Hinterwälder liegen
etwas über dem Zuchtziel, die Vorderwälder voll mittig. Hinterwälder werden als feinknochig beschrieben, deswegen wird bei den Körungen seit
einigen Jahren der Röhrbeinumfang gemessen. 65 Bullen kamen auf 19
Zentimeter Umfang. Die Variation ist relativ gering.
Langlebigkeit ist verankert
Die Hinterwälder sind in punkto Langlebigkeit, Fruchtbarkeit und in den
Abgangsursachen Spitze im Rassenvergleich, im Zellgehalt liegen Sie am
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Ende der Rangierung, ein Tribut an die Langlebigkeit. Aber die Schweizer Hinterwäldermilchkühe
liegen mit 91.000 Zellen unter der Hälfte des Baden- Württemberger Durchschnittes von
194.000. Die Vorderwälder landen auf dem zweiten Platz hinsichtlich Langlebigkeit, jede vierte
Kuh steht in der fünften und weiteren Laktation, bei den Deutschen Holsteins erreicht nur jede
achte diese Laktationszahlen. In Bezug aufs Alter gesehen ist der Zellgehalt mit 188.000 als ordentlich zu bewerten.
Betriebs- und Kuhzahlen der Wälderrassen
Milchvieh
Betriebe HB-Kühe Milchmenge
Vorderwälder
316
6.122
5.434
Hinterwälder
32
443
3.067
Summe
348
6.565
Mutterkuh
Betrieb
HB-Kühe
154
1.545
211
1.871
365
3.416
Milch- und Mutterkuh
Betrieb
HB-Kühe
470
7.667
243
2.314
713
9.981
Doppelnutzung wichtiger Punkt der beiden Rassen
Die Doppelnutzung ist bei beiden Rassen bedeutsam. Dies sieht man bei den Vorderwäldern an
den Bullenkälbern. Deren Qualität hat sich durch die Selektion gut bemuskelter Test- und Deckbullen kontinuierlich verbessert. Aktuelle Vermarktungszahlen über das „Junge Weiderind“ zeigen, dass alle Absetzer vom Betrieb Familie Dorer in Schollach die geforderte Handelsklasse R
und die günstige Fettstufe zwei erzielten. Auch bei den Hinterwäldern sieht man an den
Schlachtzahlen beim Direktvermarkter Paul Franck aus Kraichtal-Neuenbürg wiederum vernünftige Werte: Mit 9,2 Monaten brachten die zwölf männlichen Absetzer 154 Kilogramm Schlachtgewicht und 555 Gramm Nettozunahmen pro Tag, trotz der Hitze- und Trockenheitskalamität. Was
die Hinterwälder in günstiger Umgebung leisten können, zeigte zum einen der Mastversuch in
Aulendorf im Jahr 1999 und zum anderen aktuell die beiden Mutterkuhgespanne von Armin Roser aus Müllheim-Britzingen-Muggard auf der Badenmesse: Der Singlersohn kam mit 318 Kilogramm in 7,5 Monaten auf 1.308 Gramm und der Fällersohn mit 293 Kilogramm in 8,1 Monaten
auf 1.103 Gramm tägliche Zunahmen. In diesem jungen Alter entsprachen die Gewichte 64,6
Prozent des Muttergewichtes. Beim Charolaismutterkuhgespann der Badenmesse erzielte der
gute Absetzer mit 9,8 Monaten nur 53,7 Prozent seines Muttergewichtes. Wiederum bestätigt
sich das schnelle Jugendwachstum der Hinterwälder.
Erbfehler über Test ausmerzen
Die Vorderwälderrasse ist betroffen von einem Erbfehler, der unvollständigen Haut- und Haarbildung. Die Kälber müssen leider notgetötet werden. Stammvater ist Sypland Officer, der 1951 als
Ayrshirebulle geboren wurde und zur Linienerweiterung Ende der 1960er Jahre als Bullenvater
die B-Linie begründete. Eine erste Welle dieser Kälber wurde in den 1980er Jahren geboren,
dann war es ruhig und im letzten Jahr häuften sich die Fälle wieder. Grund war, dass der stark
eingesetzte Piras Anlageträger ist und nun auch auf Mutterseite viele P-Abstammungen vorhanden sind. Denn zur Erbfehlerausbildung kommt es nur, wenn sowohl Vater wie auch Mutter Anlageträger sind und zwar mit einer Viertel Wahrscheinlichkeit. Anhand von Ohrstanzproben von
Müttern, Erbfehlerkälbern und Sperma der Väter wird in absehbarer Zeit ein Gentest zur Verfügung stehen, so dass Anlageträger bestimmt werden können.
Bildtexte (Fotos Dr. Franz Maus)
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Zucht 1: Mit neun Kälbern beeindruckte die Rovaltochter Susanna von Anton Rombach aus Stegen-Eschbach die Badenmessebesucher mit jugendlicher Frische.
Zucht 2: Auch Fiona, die Miss Kinzigtal gehört mit sechs Abkalbungen zu den 25 Prozent Vorderwälderkühen mit fünf und mehr Laktationen. Melanie Duffner aus Haslach freut sich darüber
Zucht 3: „Gott sei Dank haben wir ein paar Bäume auf der Weide bei der sengenden Hitze“
scheint Wera zu denken. Das Bild entstand bei der Auswahl für die Badenmesse, wo sie ausgestellt war. Klaus Duffner aus Aitern ist ihr Züchter.
Zucht 4: Auch Goldi von Siegfried Wasmer aus Bernau war auf der Badenmesse präsent. Hier
ein Bild von der Auswahl auf der Bernauer Südlage.
Zucht 5: Der Vorderwälderdeckbulle Walkes P II als 2 ¾ jähriger auf der Weide von Markus
Fürderer in Titisee-Neustadt-Jostal-Schildwende. Er ist hervorragend für die Mutterkuhhaltung in
Reinzucht geeignet.
Zucht 6: Zwei der Vorderwälderabsetzer von Familie Dorer aus Eisenbach-Schollach, die mit der
Klassifizierung R 2 voll in die Vermarktung der EZG Junges Weiderind passen.
Zucht 7: Das ist der Hinterwälder Singlersohn, der 1.308 Gramm tägliche Zunahmen und mit
seinem Gewicht von 318 Kilogramm 65,8 Prozent des Gewichtes seiner Mutter erreichte.
Zucht 8: Das ist einer der besten Hinterwälderabsetzer vom Betrieb Paul Franck aus KraichtalNeuenbürg. Mit 9,4 Monaten erzielte er 171 Kilogramm Schlachtgewicht und kommt auf 609
Gramm Nettozunahme. Paul Franck vermarktet alle Absetzer in der Direktvermarktung.
Zucht 9: Dieser Irola PS-Sohn Iroger P von Eberhard Beha aus Unterkirnach war der begehrteste Deckbulle 2015: Biobetrieb Eugen Tritschler aus Titisee-Neustadt konnte ihn für 2.150 Euro
erwerben auch um das Enthornen zu reduzieren.
Zucht 10: Das war der teuerste Hinterwälderbulle mit 2.000 Euro, Bennhum, ein Sohn des Besamungsbullen Bennasch. Armin Roser aus Müllheim- Britzingen-Muggard bot ihn an, Thomas
Spiegelhalter von der Köpfer-Spiegelhalter GbR aus Bernau ersteigerte ihn. Ziel ist auch, aus
hornlosen Kühen heraus eine hornlose B-Linie zu gründen.
Zucht 11: Die Vorderwälderbullenkälber auf den Donaueschinger Märkten machen einen guten
Eindruck.
Zucht 12: Fotografische unterstützte Angebote über die Verkaufsseite der RBW bereichern die
Abstallvermarktung wie hier bei Wendelin Schwär in St. Märgen-Steinbachhof.
Zucht 13: Dreimaliger Besuch 2015 aus Louisiana/USA in Sachen Hinterwälder: David Acquistapace und Ionica Mihoci besichtigten unter anderen die Mutterkuhherde von Wolfgang Wiggert
in Löffingen. Mit auf dem Bild ist Senior Herbert Wiggert.