Titisee-Neustadt: Ein Leben für die Medizin

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05.10.15, 09:46
05. Oktober 2015
Ein Leben für die Medizin
Etelka Földi erhält die Mascagni-Medaille für ihr Wirken für die Lymphologie.
Etelka Földi wird für ihr Wirken für die Lymphologie geehrt. Foto: Alexandra Wehrle
TITISEE-NEUSTADT/HINTERZARTEN. "In diesem Haus dreht sich alles immer um die
Lymphologie", zitierte Lymphologie-Koryphäe Etelka Földi ihre Tochter, als sie am Freitag im
Kurhaus Titisee von der Gesellschaft Deutschprachiger Lymphologen (GDL) die MascagniMedaille für ihr Lebenswerk erhielt. Wer die 75-jährige Professorin kennt, weiß, dass das
auch so bleiben wird.
Ihr ganzes Berufsleben, mehr als 50 Jahre, hat Etelka Földi der Lymphologie und Menschen
mit Gefäßkrankheiten gewidmet. Sie hat geforscht, Patienten behandelt, publiziert, weltweit
Vorträge gehalten, Kongresse organisiert und zusammen mit ihrem Mann Michael Földi seit
1978 die Földiklinik aufgebaut, zunächst in Altglashütten, bald in Hinterzarten.
Rüdiger Baumeister, Präsident der GDL und Professor an der Chirurgischen Klinik in
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München-Bogenhausen, hielt im Rahmen der Lymphologica 2015 der GDL und des 39.
Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie (DGL) im Kurhaus Titisee die
Laudatio. "Ihre wissenschaftliche Ausstrahlung" sei groß. Sie habe sich erfolgreich im
Spannungsfeld zwischen den Rollen als Frau, Mutter, Wissenschaftlerin und praktische Ärztin
behauptet und immer ihren Mann gestanden. Der Einstieg ihrer Tochter in die Földiklinik
bedeute nun eine Zäsur, ebenso die Tatsache, dass sie seit vier Jahren Großmutter sei. Es
werde Zeit, ihr Lebenswerk zu würdigen.
Die Lymphologin wurde 1939 als Etelka Börcsök in Pusztamerges in Ungarn geboren und
wuchs in Szeged auf, wo sie auch studierte und 1964 ihr ärztliches Diplom erwarb. Bis 1969
folgte ihre Facharztausbildung zur Internistin, die sie mit einem Summa cum laude
abschloss. Nebenbei forschte sie weiter, veröffentliche erste Publikationen und unterrichtete.
Ihr Ausbilder und Chef war Professor Michael Földi, ihr späterer Ehemann.
1969 flohen die beiden nach Deutschland, seit 1977 ist Földi deutsche Staatsbürgerin. Ihre
Übersiedlung war gut vorbereitet, die junge Ärztin konnte ihre wissenschaftliche Arbeit
nahtlos fortführen und nebenbei Deutsch lernen.
Neben der Grundlagenforschung widmete sie sich immer auch Patienten. Nach Stationen als
Abteilungsleiterin für experimentelle Medizin bei einem bekannten Pharmahersteller sowie
als Ärztin und Oberärztin an Kliniken in Hildesheim und Salzgitter zog sie mit Mann und
Tochter in den Süden. 1978 gründete Etelka Földi mit ihrem Mann die Földiklinik, deren
Chefärztin sie bis 2007 war. Die beiden begannen in Altglashütten mit 42 Patienten im Haus
Sommerberg und erweiterten mit dem Haus Brunk auf 60 Patienten.
Die Klinik wächst
Als sie eine Erweiterungsmöglichkeit suchten, bot die Gemeinde Hinterzarten ihnen das
ehemalige Hotel "Weißes Rössle" an. "Unser Glück war, dass man nicht wollte, dass die
Bhagwan-Gruppe einzieht", sagt Etelka Földi im BZ-Gespräch mit einem Schmunzeln. 1986
wurde umgezogen, 1992 der erste Erweiterungsbau erstellt, 2004 der zweite, so dass nun
neben der Ambulanz 152 stationäre Plätze vorhanden sind. Mehrere zehntausend Patienten
wurden seither behandelt, daneben an der Földischule seit Ende der 1980er zahlreiche
Therapeuten in Manueller Lymphdrainage und Komplexer Physikalischer Entstauungstherapie
ausgebildet.
Etelka Földi gehört neben ihrem Mann zu den Gründungsmitgliedern der GDL und war von
1997 bis 2005 deren Präsidentin. Zudem war sie zeitweise Präsidentin der Internationalen
Gesellschaft für Lymphologie und ist Vorstandsmitglied der Europäischen Gesellschaft für
Lymphologie. 2005 erhielt Etelka Földi die Ratschow-Gedächtnismedaille, die ein
internationales Komitee an verdiente Wissenschaftler aus dem Gefäßbereich und
tangierender Fachrichtungen verleiht. 2007 wurde sie zur Honorarprofessorin der
medizinischen Fakultät an der Universität Freiburg berufen.
Trotz der wissenschaftlichen Tätigkeit stand die Leitung der Földiklinik, zusammen mit ihrem
Mann, und die Nähe zu den Patienten immer im Vordergrund für die Vollblutärztin. Ein
Schwerpunkt in der Földklinik war die Behandlung ambulanter Patienten, aus der sie sich
inzwischen weitgehend zurückgezogen hat. Zwar ist sie weiterhin ärztliche Direktorin der
Klinik, aber nicht mehr die einzige, seit Tochter Martha Földi, Fachärztin für Gynäkologie und
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Geburtshilfe, eingestiegen ist. "Ich werde jetzt Bücher schreiben", so Etelka Földi, die auch
eine Ausbildung in Statistik absolviert und über die Jahre Daten tausender Patienten erfasst
und analysiert hat.
"In der Klinik betreue ich überwiegend die Kinder. Das sind oft schwere, komplizierte Fälle.
In der Ambulanz helfe ich mit, wenn ich gerufen werde." Und dann sind da ja noch ihr Mann
und ihre drei Enkeltöchter.
180 Mitarbeiter, viele sind von hier
Über den Fortbestand der Klinik freut sie sich. "Ich habe meine Tochter ermutigt, weil da
eine tolle Mannschaft ist." Rund 180 Mitarbeiter beschäftigt die Klinik, "95 Prozent davon
Schwarzwälder". Viele sind seit 20, 30 Jahren da. Zudem besteht eine gute Zusammenarbeit
mit niedergelassenen Ärzten.
Erkrankungen des Lymphsystems sind chronisch und ziehen bei Nichtbehandlung schlimme
Folgen nach sich. Viele Patienten sind multimorbid, das heißt, sie haben neben ihren
Lymphödemen Venen- oder Herzprobleme, Diabetes, Krebs oder andere Erkrankungen. Ärzte
und Therapeuten können die Patienten in der Regel nicht heilen, aber ihre Lebensqualität
verbessern. "Jeder möchte nur eins", so Etelka Földi, "weniger Lymphödem, weniger
geschwollene Beine". Sie möchte auch weiterhin dazu beitragen.
Autor: Alexandra Wehrle
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