Reisebericht Umbrische Spurensuche

Umbrische Spurensuche – eine Pilgerreise in das Leben und
Wirken des Franz von Assisi (18. – 24.10.2015)
18.10.2015 – Aufbruch zur Pilgerreise
Mit dem Bus ging es zunächst nach Frankfurt/Main zum Flughafen. Nach einem
traumhaft ruhigen Flug, der uns über den Wolken mit Sonne und dem Blick auf
schneebedeckte Gipfel der Alpen verwöhnte, begrüßte uns Bologna.
Nachdem wir uns im Reisebus auf dem Weg nach Assisi gemütlich eingerichtet
hatten, stimmte Jürgen Strohe uns auf die Ursprünge des Pilgerns, die in allen
abrahamitischen Religionen zu finden sind, ein. Der Psalm 122 „Die Wallfahrt
nach Jerusalem“ begleitete uns im Gebet. Beim Pilgern verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart. Warum Menschen pilgern, hat die unterschiedlichsten
Motivationen (z. B. in einer Zeit der Entscheidung; Orientierungshilfe; Suchende und Fragende; Hoffnung auf Heilung oder eine Krankheit besser tragen zu
können; Gott danken). Den Pilgern kommt zugute, dass sie an Orte gelangen,
die den nötigen Abstand zum Alltagleben geben. Zur Ruhe kommen - beten –
den Glauben erneuern. Viele Menschen entdecken dabei Unerwartetes und
finden Antwort auf Fragen, die sie schon lange mit sich herumgetragen haben.
Italien ist als das Land der Heiligen, Dichter, Maler, Bildhauer, Architekten und
Musiker bekannt. Hinzufügen müsste man noch die Autofabrikanten und Modeschöpfer, die Pizza-Bäcker und Schauspieler.
Italien hat 22 Provinzen, von denen uns der Weg von Bologna in der Provinz
Emilia Romana über die Toskana nach Umbrien führte. Umbrien ist die einzige
Provinz ohne direkten Zugang zum Meer und berührt keinerlei Landesgrenzen.
Die Region ist noch immer bäuerlich geprägt, auch wenn heute nur noch wenige Haupt-Erwerbslandwirte zu finden sind. Es wird vor allem Mais, Hirse und
Hartweizen, aber auch großflächig Tabak angebaut. Des Weiteren bietet die
Vegetation hervorragende Voraussetzung für weiße und schwarze Trüffel.
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19.10.2015 – das franziskanische Assisi
Das Morgenlob unter dem Tagesimpuls „Du hast mich beim Namen gerufen“
machte deutlich, dass nicht der Tag der Geburt oder Taten im Vordergrund stehen, sondern der Mensch selbst vor Gottes Angesicht.
Die Mutter des Hl. Franziskus stammte aus der französischen Provonce und
kam mit dem Vater, der Tuchhändler war, von einer Handelsreise nach Italien.
Zur Geburt des Heiligen war der Vater wieder auf Reisen. Die Mutter ließ den
Knaben auf den Namen Giovanni taufen. Doch der Vater nannte ihn nach seiner Rückkehr: „Francesco“, was so viel wie kleines „Französlein“ heißt.
An der Geburtsstätte – der Sage nach soll Gott der Mutter eine Stelle gewiesen
haben, wo sie leicht gebären könne – ist eine kleine Kapelle errichtet.
(Geburtsstätte)
Die Chiesa Nuova, die Geburtskirche, wurde an der Stelle seines Elternhauses
errichtet. Hier ist eine Statue der Eltern, die sich als Einheit an den Händen halten, aufgestellt. Der Vater hat die Kleider seines Sohnes, die er ihm vor die Füße
warf, auf dem Arm – die Mutter die Ketten, mit denen der Vater Franziskus
durch Einsperren zur Vernunft bringen wollte, die sie in Abwesenheit des Vaters immer wieder heimlich löste. Neben den beiden Figuren befindet sich eine
Glocke, die aus sich an den Händen haltenden Menschen geformt ist. Diese
Menschenpyramide soll die weltumströmende Liebe Gotte symbolisieren. Die
oberste Figur strahlt die Botschaft „Ziel erreicht“ aus. Denn sie berührt fast eine
kleine goldene Kuppel (als Sinnbild Gottes). In einer kleinen Kapelle der Geburtskirche – dort, wo der Verkaufsraum des Vaters war, hielten wir eine kurze
Meditation über ein Bild von Ernst Alt zum Thema „wenn einer aus der Reihe
tanzt“, die mit einem Gebet von Madeleine Delbrél endete.
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(Geburtskirche)
(Glocke „Liebe“)
(Statue der Eltern)
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Der Dom San Rufino war unsere nächste Station. Hier steht das Taufbecken, an
dem Franziskus und Klara getauft wurden. Gedanken zur eigenen Taufe und
dem Weg Gottes mit uns persönlich, sollte uns nachdenklich stimmen. Mauerreste des Elternhauses der Hl. Klara finden wir direkt neben dem Dom San Rufino.
(Dom San Rufino)
(Geburtshaus Klara’s)
Weiter Stationen des Tages waren die Kirchen Santa Chiara und das kleine Kloster San Damiano ausserhalb der Stadt. Die Kirchen Santa Chiara und San Francesco stehen sich – wie die beiden Heiligen selbst – wie im Spiegel gegenüber.
Die eine am nördlichen Ende der Stadt, die andere am südlichen. Santa Chiara
ist eine eher schlichte, ruhige Kirche, die das eher kontemplative Leben der Hl.
Klara verdeutlicht. Im Inneren befinden sich der Leichnam Klaras und das SanDamiano-Kreuz. Klaras Lebensziel war es, die absolute Armut als Ordensregel
anerkannt zu bekommen. Die Zustimmung des Papstes erfolgte quasi „in letzter
Minute“ als Klara bereits auf dem Totenbett lag. Bemerkenswert ist, dass Klara
noch erlebte, dass ihre Schwester und noch kurz vor ihrem Tod auch ihre inzwischen verwitwete Mutter das Leben in Armut in der Abgeschiedenheit des Klosters wählten.
(Santa Chiara)
(San Damiano)
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Das Kreuzbild von San-Damiano, auch „Kreuzbild der franziskanischen Berufung“ genannt, entfaltet einen derartigen Eindruck der ganzen Heilsgeschichte,
so dass hier eigens eine Betrachtung niedergeschrieben werden müsste. In San
Damiano dichtete Franziskus den Sonnengesang, den wir bei einer Statio auf
dem Weg gemeinsam in der Gruppe zum Lobe Gottes sangen. San Damiano,
ein Ort der Stille und der Beschaulichkeit, hinterließ bei uns viele Eindrücke
vom ursprünglichen franziskanischen Leben der Franziskaner und Klarissen. Das
Abendlob mit dem Gebet der liebenden Aufmerksamkeit und dem anschließenden Abendessen im Hotel beendete unseren ersten Tag der „Umbrischen
Spurensuche“.
20.10.2015 – Perugia und der Trasimenische See
Das tägliche Morgenlob hatte uns mit dem Impuls „Laudato si – Gelobt seist du
mein Herr“ aus dem Sonnengesang des Hl. Franziskus auf diesen Tag eingestimmt. Der Weg führte nach Perugia, der Hauptstadt der Region Umbriens.
Berühmt ist das Schokoladenfest unter dem Motto „ingrasso libero“ (befreites
Wachsen/Naschen), welches wir am Rande unserer Stadtführung miterleben
durften. Perugia war eine Holzstadt mit Terracotta-Ziegeldächern. Diese gaben
der Stadt den Namen: Perugia = rote Stadt. Charakteristisch ist der Grundriss,
der an fünf Finger erinnert.
(Gruppenfoto vor dem schönsten Stadttor)
Am Stadtpalast ist auffällig, dass die Engelfiguren dem Betrachter die Zunge
herausstrecken. Dies war die bauliche Rache, dass man nicht glauben wollte,
dass der Bau innerhalb einer bestimmten Frist fertiggestellt würde.
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An der Fassade der Versammlungshalle sind Ketten sowie ein Löwe und ein
Greiff angebracht. Sie symbolisieren „offiziell“ die Verbindung zwischen kirchlichen (Löwe) und weltlicher Macht (Greiff). In Wirklichkeit ist jedoch der Sieg
über die Langobarden gemeint.
(Löwe und Greiff)
Beeindruckend ist der Brunnen vor der San Lorenzo-Kirche. Er wird von Reliefs
geschmückt, die jeweils mit zwei Bildern ein Sternzeichen darstellen. Darüber
hinaus werden die Wissenschaften, die Künste sowie biblische Szenen wie
Adam & Eva oder David & Goliath veranschaulicht.
Die San Lorenzo Kirche besitzt, neben der eindrucksvollen Freskendecke, ein
Marienbildnis, dass die schwangere Maria zeigt.
(Freskendecke)
(Marienbildnis)
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Es wird erzählt, dass sie durch ihre wunderschönen, geöffneten Hände den
Geist der Empfängnis aufgenommen habe. Noch heute beten Frauen mit Kinderwunsch vor diesem Bildnis und unzählige aus Dankbarkeit gestiftete Silberherzen sprechen eine eigene Sprache. Darüber hinaus soll der Ehering der Eltern Jesu in einem silbernen Gefäß in der Kirche aufbewahrt werden. Dieses
Gefäß kann mit einer speziellen Mechanik herabgelassen werden und wird jedes Jahr für zwei Tage ausgestellt.
Bemerkenswert ist über den Zinnen der Stadt ein kleines, rundes Kirchlein aus
dem Jahr 600 n. Chr., das noch vollständig erhalten ist und im Volksmund liebevoll „Tempelchen“ genannt wird.
Mittags ging die Fahrt weiter zur Isola Maggiore im Trasimenischen See. Hier
soll Franziskus eine vierzigtägige Fastenzeit verbracht haben. Auf der Insel leben heute nur noch 25 Menschen. Der Trasimenische See ist mit 128 km² und
54 km Umfang der viertgrößte See Italiens.
Bei der Eucharistiefeier unter freiem Himmel konnte man mit allen Sinnen den
Sonnengesang spüren: die Sonne, das Wetter, den Wind. In der Predigt von
Pfarrer Stephan Wolff wurden einige elementare Aspekte aus dem Leben des
Hl. Franziskus deutlich:
- Das ganzheitliche Schauen von Göttlichem und Weltlichen - das Weibliche und Männliche (Bruder Sonne und Schwester Mond; Schwester Wasser und Bruder Feuer; Mutter Erde …)
- Die Darstellung der Majestät und Größe Gottes, der uns als der liebende
und barmherzige Gott begegnet.
- Das Geringwerden für Andere und für meinen Nächsten.
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21.10.2015 – Carceri – San Francesco
Nach dem Morgenlob unter dem Tagesthema: „Es muss sehr tief nach innen
gehen, wer so weit nach außen zu gehen verpflichtet ist!“, ging es durch Steineichenwälder zu Fuß steil bergan zur Einsiedelei Carceri. Hier hatte Franziskus
öfters vierzigtägige Fastenzeiten verbracht. An dieser Stätte ist das Evangelium
von Martha und Maria (Lk 10, 38-42) für das Leben der Brüder in den Einsiedeleien von Bedeutung. Franziskus verfügte, dass die Brüder stets zu zweit hier
verweilen und so abwechselnd mal in der Rolle der Martha und mal in der Marias sein sollten. Hier in dieser Einsamkeit wurde deutlich, wie wichtig es im Leben ist „Auszeiten“ zu machen, um im Alltag den Weg mit Gott zu gehen. Aktion und Kontemplation waren für Franziskus wichtige Elemente seines ganzen
Lebens. Unterwegs zurück zur Stadt gingen wir zu zweit oder zu dritt und
tauschten uns gegenseitig miteinander aus.
(Carceri)
Die Besichtigung der großen Basilika San Francesco war am Nachmittag angesagt. Unter der Führung von Bruder Thomas Freidel, OFMConv, wurde uns die
im frühgotischen Baustil erbaute Kirche mit den unverwechselbaren Fresken
von Giotto, Cimabue und Lorenzetti auf kompetente Weise näher gebracht.
Baubeginn der Kirche San Francesco erfolgte bereits zwei Jahre nach dem Tod
des Hl. Franziskus. Diese Tatsache, die Monumentalität und künstlerische Ausstattung des Gebäudes zeigen deutlich, welche Bedeutung bereits damals der
Person des Hl. Franziskus beigemessen wurde.
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(San Francesco)
Die Bilder aus dem Leben des Heiligen sind künstlerisch wie theologisch einmalig in Szene gesetzt. Wie im Spiegelbild wird das Leben Jesu und des Heiligen
Franziskus gezeigt. Hier wird dem Betrachter die Bezeichnung des Franziskus
als zweiter Christus deutlich vor Augen geführt. Das Evangelium als Sendungsauftrag an jeden Menschen ist die zentrale Botschaft und stellt die Frage, wie
jeder Mensch sich in seinem Leben dem Anruf Gottes stellt und eine Spur von
Gott findet. Der Bogen vom Sichtbaren zum Unsichtbaren wird spürbar. Wer
Sehnsucht nach dem Leben hat, macht sich auf den Weg in die Nachfolge Jesu.
Eine Eucharistiefeier in der Chiesa de la Pace in der Nähe des Franziskusgrabes
rundete diesen erlebnisreichen und mit vielen Eindrücken gefüllten Tag ab.
22.10.2015 – Greccio und Fonte Colombo
Ein Ausflug stand an diesem Tag auf dem Programm und führte uns unter dem
Tagesthema „Euer ja sei ein ja, euer nein ein nein“ (Mt 5,37) in das landschaftlich wunderschöne Rietital, im südlichsten Zipfel der umbrischen Provinz.
Dieser Tag war ein von den Eindrücken her eher ruhiger Tag. In dem kleinen
Klösterchen Greccio feierte Franziskus die erste Krippenfeier, wie wir sie heute
kennen und erinnerte uns an die Menschwerdung Gottes. Diese Feier wurde
von Laienbrüdern, die bereits zu Lebzeiten des Franziskus in Greccio angesiedelt waren, gestaltet. Diese erste Krippenfeier wird in einem Fresko in der Eingangskapelle dargestellt. Sehr ungewöhnlich ist dabei, dass Maria als stillende
Mutter dargestellt wird.
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(eine aztekische Krippendarstellung)
Sehr prägend ist der Sinnspruch über dem Eingang zur kleinen Kapelle neben
den Zellen, der lautet: „Wenn das Herz nicht wahr arbeitet, spricht die Zunge
vergebens“.
Heute gibt es hier in Greccio auch eine internationale Ausstellung mit Krippendarstellungen aus aller Welt.
In Fonte Colombo (Taubenbrunnen) diktierte Franziskus seinem Getreuen Leo
die Ordensregeln. Aus diesem Grund nennt man diesen Ort u.a. das franziskanische Sinai (Sinai = Empfang der zehn Gebote durch Mose). Die Mitbrüder beklagten sich bitterlich, da sie das Regelwerk als zu streng empfanden. Unglücklich darüber ging Franziskus in ein Zwiegespräch mit Jesus. Der Legende nach
soll Jesus ihm geantwortet haben, dass er alles richtig gemacht habe, da alles,
was er aufgeschrieben hat, von Gott stamme. Dies wird in einem großen Holzrelief in der Klosterkirche dargestellt.
Diese Kirche hält - insbesondere für Koblenzer – eine Überraschung bereit. Sie
wurde von Nikolaus von Kues konsekriert.
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Auf dem Klostergelände ist die Magdalenenkapelle. In dieser malte Franziskus
mit roter Farbe das allererste „T“ in eine Fensternische (Taw = der letzte Buchstabe im hebräischen Alphabeth und bedeutet für Franziskus Gesetz/Thora).
Mit diesem Zeichen hat er vor allem einen Segen für Bruder Leo geschrieben.
Dieser hatte sich gewünscht, immer etwas von Franziskus bei sich zu haben,
wenn er ohne Bruder Leo auf Reisen ging. Mit dem Taw wird der aronitische
Segen des Alten Testaments aus dem Buch Numeri (Num 6,24) in Verbindung
gebracht und gilt als Erkennungszeichen für Menschen, die im Zeichen der
franziskanischen Spiritualität leben.
23.10.2015 – Santa Maria degli Angeli (Portiuncula) und Abschlussgottesdienst in San Giacomo
„In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir.“ (Apg 17, 22) war der Tagesimpuls dieses Tages. Die Basilika Santa Maria degli Angeli war unser Ziel an diesem Tag. Hier war früher eine kleine Kapelle, die den Benediktinern gehörte.
Franziskus bat um Erlaubnis, sich dort aufhalten zu dürfen. Franziskus hatte
lange überlegt, was für ihn der richtige Weg in der Nachfolge Jesu sei. Als er im
Februar des Jahres 1208 das Evangelium von der Aussendung der Apostel hörte
(Mt 10, 5-14), war seine Frage beantwortet! Er rief: „Das ist es was ich will!“.
Um die Portinucula-Kapelle baute Franziskus für die Brüder kleine Laubhütten.
Schon damals war es üblich, dass einmal im Jahr das Ordenskapitel zusammen
kam und die weitere Entwicklung der Gemeinschaft beriet. Die Gemeinschaft
der Brüder wuchs schnell heran. Schon zu Lebzeiten des Franziskus zählte die
Gemeinschaft 5.000 Brüder. Auch die Hl. Klara wurde hier in Portiuncula eingekleidet und folgte dem Armutsideal des Franziskus.
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Franziskus hatte Mitleid mit den Menschen, die trotz ihrer Armut den Ablass
entrichten mussten. Daher ging er zum Papst, um eine Ablassbefreiung zu erwirken. Der Papst gestattete, dass am Portiuncula-Fest, kein Ablass zu zahlen
ist, wenn der Pilger hier das Bußsakrament empfängt. Noch heute wird am 02.
August in der gesamten Katholischen Kirche der Portiuncula-Ablass gewährt.
Kurz vor seinem Tod ließ Franziskus sich auf einer Trage von San Damiano, wo
Klara ihn pflegte, nach S. M. de Angeli bringen. An einer bestimmten Stelle ließ
er halten, um der Stadt seinen letzten Segen zu spenden. Der Wunsch Franziskus war es, nackt wie er auf die Erde kam, wieder vor seinen Schöpfer zu treten. So legte man ihn auf den Boden in der Nähe der Portiuncula Kapelle, wo er
am 03.Oktober 1226 starb. An dieser Stelle erinnert uns heute eine kleine Kapelle an dieses Ereigniss.
(S. M. de Angeli)
(Portincula-Kapelle)
Die Basilika S. M. de Angeli wurde zum Schutz der Portincula-Kapelle im 16.
Jahrhundert über dieser errichtet. Ein starkes Erdbeben im 19. Jahrhundert
überstand nur diese kleine Kapelle und mit ihr das wunderschöne Tafelbild mit
der Verkündigungsszene Mariens.
Die Basilika Santa Maria degli Angeli – für Franziskaner ein heiliger Ort an dem
der Himmel die Erde berührt hat - ist die einzige Basilika Major außerhalb
Roms. Von hier aus nahm die franziskanische Bewegung ihren Anfang. Heute
leben ca. 1,4 Millionen Menschen weltweit nach den Idealen von Franziskus
und Klara.
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Bei der zur Pilgerreise abschließenden Eucharistiefeier in einer der ältesten Kirche Assisi’s, San Giacomo, begleitete uns ein schöner Gedanke:
Ein Lehrer lädt seinen Schüler ein. Als dieser bei ihm eintritt, fragt er verwundert: „Herr Professor, wo sind ihre Möbel?“ Dieser antwortetet: „Ich brauche
keine. Aber nun frage ich sie – wo sind ihre Möbel?“ Der Schüler antwortete:
„Ich habe keine, denn ich bin auf Reisen“. „Sehen sie“ – so der Lehrer „Sind wir
nicht alle Reisende?“.
Diese Geschichte war nochmals ein schönes Sinnbild für unsere Pilgerreise. Wir
brauchen nur uns und den Weg, den wir gehen wollen!
24.10.2015 – der Berg La Verna und Heimreise
„Ich laufe nicht wie einer, der ziellos läuft.“ (1. Kor 9,22) - dieser Tagesimpuls
beim Morgenlob begleitete uns auf unserer Heimreise über den Heiligen Berg
La Verna in der Toscana.
Die Geschichte erzählt, dass auf einer Reise Franziskus den Grafen Orlando
Catani traf. Dieser schenkte ihm den Berg La Verna, damit er sich dort zurückziehen konnte. Hier in der Einsiedelei sind u.a. die Schlafstätten von Franziskus
und Bruder Leo zu sehen.
Bei einem Aufstieg auf den Berg zum Michaelsfest bewirkte Franziskus das sog.
Quell-Wunder mit dem er den Durst eines Eseltreibers stillte.
(La Verna)
1224 empfing Franziskus auf La Verna die Stigmata als Erster der Kirchengeschichte. Die Stigmata wurden zum Zeichen seines Gleichseins mit Jesus. Der
einzige Bruder, der dieser Situation beiwohnte, war Leo. Vor allen anderen verband er seine Wundmale sorgfältig, so dass selbst die engsten Brüder lange Zeit
davon nichts bemerkten. Dieser Ort der Besinnung erinnerte uns an das Thema
Vollendung und Tod, den Franziskus im Sonnengesang mit Bruder Tod besang.
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Bei strahlendem Sonnenschein ging es schließlich wieder nach Bologna zum
Flughafen und zurück nach Hause.
Nach diesen intensiven, überaus spirituell gefüllten und eindrucksvollen Tagen
bleibt uns ein herzliches Dankeschön an unsere beiden Reisebegleiter Kristina
Heuchemer-Strohe und Jürgen Strohe zu sagen!
Als Fazit der Pilgerreise könnte ich sagen, dass es drei Bücher des Glaubens
gibt: Gottes gute Schöpfung, das Evangelium und das Leben eines jeden Menschen in der Nachfolge Jesu in seiner Beziehung zum Nächsten.
Corinna Lachmann
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