DIALOG DIE QUARTALSZEITUNG DER PERSÖNLICHEN ASSISTENZ GMBH Besuch von Landesrat Entholzer Seite 3 Krank in die Arbeit?! Seite 7 Nr. 09/Jänner 2016 Nr. 09 Geschäftsführung Persönliche Assistenz GmbH INKLUSION – SCHON GEHÖRT? Alle reden derzeit von Inklusion. So ganz klar ist aber nicht, was damit eigentlich gemeint sein soll. Ob etwas inklusiv ist, kennen wir vom Einkaufen, ob etwa dieses oder jenes Zubehör im Preis inbegriffen ist. Das lateinische Wort „claudere“ bedeutet „schließen“ und „includere“ „einschließen“, hat aber mit „einsperren“ nichts zu tun. Es bedeutet vielmehr Günther Breitfuß auf Menschen bezogen, sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen und als solcher von anderen wahrgenommen zu werden. Die Inklusion, die jetzt in aller Munde ist, meint aber nicht bestimmte Gemeinschaften, sondern die Gesellschaft mit allen ihren Teilbereichen als Ganzes. Alle gehören dazu und niemand wird mehr ausgeschlossen - klingt vordergründig sehr harmonisch. Aber Achtung! Wer will schon überall dazugehören? Jedem fallen spontan gesellschaftliche Gruppen ein, bei denen man lieber nicht anstreifen möchte oder man Schamgefühle entwickeln würde, wenn andere meinen, dass man da dazu gehört. Wir schließen uns also auch selber aus. Wir alle sind Teil von Gemeinschaften, die andere ausschließen. Es ist klar, wer zur Familie gehört und wer nicht. Selbst am Stammtisch werden Ungeladene mit Argwohn bedacht. Wir schließen alltäglich andere aus. Umgekehrt fällt einem vielleicht auch die eine oder andere Gemeinschaft ein, zu der man gerne dazu gehören würde, aber ausgeschlossen bleibt. In einem Orchester nehmen sie einen nur, wenn man ein Instrument entsprechend spielen kann. Ins Parlament darf nur, wer gewählt wurde und Freimaurer kann man auch nicht so ohne weiteres werden, falls man das möchte. Wenn in einer monogamen Gemeinschaft eine Frau einen Mann als den ihren auserwählt, diskriminiert sie damit alle anderen Männer dieser Welt. Der Ausschluss hat ganz offensichtlich eine bedeutende Funktion, soziale Systeme zu gestalten. Er steht für Diskriminierung (Trennung, Abgrenzung), die eben auch ein unverzichtbares Element einer funktionierenden Gemeinschaft ist. 2 Unsere Beachtung richtet sich auf jene Form der Diskriminierung, die ethisch nicht vertreten werden kann, also unseren Moralvorstellungen widerspricht. Es geht um eine sachlich nicht begründete Ausgrenzung wegen Hautfarbe, Herkunft, wirtschaftlichen Verhältnissen, Geschlecht, Religion, politischer Überzeugung, sexueller Orientierung, körperlichen und geistigen Fähigkeiten bzw. der äußeren Erscheinung. Hier sind wir direkt bei den Menschenrechten angelangt. Über jedes dieser erwähnten Merkmale könnten viele Beispiele unethischer Diskriminierung berichtet werden, die dem Gedanken der Inklusion zuwider laufen. Wenn Muslime vom Fußballverein oder Frauen von den Wiener Philharmonikern, wie das bis 1997 der Fall war, ausgeschlossen werden, ist das eine Menschenrechtsverletzung. Genauso, wenn Menschen mit Beeinträchtigung aufgrund von Barrieren bzw. fehlender Unterstützung von gesellschaftlicher Teilhabe ferngehalten werden. Wenn von Inklusion die Rede ist, geht es also nicht um ein Recht, überall teilnehmen zu können und überall dazuzugehören. Das wird leider so oft missverstanden. Es geht vielmehr um das Recht, vergleichbare Teilhabe-Chancen zu haben, wie alle anderen auch und nicht unethisch diskriminiert zu werden. Auch nicht in die umgekehrte Richtung, also ungerechtfertigt bevorzugt zu werden. Inklusion heißt, dass sich auch Rollstuhlfahrer in der Warteschlange anstellen müssen. Der Begriff der Inklusion verweist auf eine Zielsetzung, um die Richtung einer wünschenswerten Entwicklung vorzugeben. Auch wenn der Weg dorthin sehr weit ist und vermutlich kein Ende hat, sehen wir doch, dass bereits viele Menschen in diese Richtung blicken und das Bewusstsein für Inklusion wächst. Das muss man anerkennen ohne damit zufrieden zu sein. Günther Breitfuß (Geschäftsführer) [email protected] Geschäftsführung Persönliche Assistenz GmbH BESUCH VON LANDESRAT ENTHOLZER Der neue Soziallandesrat Ing. Reinhold Entholzer war zu Besuch in der Persönlichen Assistenz GmbH Schon bald nach seiner Bestellung als neuer Soziallandesrat folgte LR Ing. Reinhold Entholzer unserer Einladung, die Persönliche Assistenz GmbH zu besuchen. Er kam in Begleitung eines Mitarbeiters und Frau Mag. Renate Hackl, von der Sozialabteilung des Landes. Es sind viele Mitarbeiter/innen des Büros, Interessenvertreter, Betriebsratsvorsitzende und Vorstandsmitglieder gekommen. Herr Entholzer hat sich mit Interesse die Geschichte, Entwicklung und den gegenwärtigen Stand der Persönliche Assistenz GmbH angehört und sich über Detailfragen informiert. Wir freuen uns, dass wir ihm unsere Dienstleistung persönlich vorstellen durften, so konnten wir jene Aspekte, die uns besonders wichtig sind, betonen. Die Bedeutung der Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit, die Flexibilität des Angebots, die zur Heimunterbringung vergleichsweise günstigen Kosten und die durch drei Studien nachweislich hohe Zufriedenheit bei den Auftraggebern/innen und Persönlichen Assistenten/innen. LR Entholzer hat zugesichert, dass auch er zu einer fairen Entlohnung der Persönlichen Assistenten/ innen im freien Dienstvertrag steht. An der Berechnung des Honorars anhand der Lohnkosten von angestellten Persönlichen Assistenten/innen, die an den Kollektivvertrag gebunden sind, will er ebenso wenig rütteln, wie an der erst kürzlich erreichten Zusage, dass schwangere Persönliche Assistentinnen im freien Dienstvertrag, wie angestellte Ausgleichszahlungen bekommen, wenn sie mit Arbeitsverboten aus Mutterschutzgründen belegt werden. von links nach rechts: Esteban Grieb, Martin Reidinger, Josef Zweckmayr, Karin Kaufmann dahinter: Angelika Diwald, Günther Breitfuß, LR Reinhold Entholzer Herr Entholzer hat zur Kenntnis genommen, dass derzeit viele Auftraggeber/innen unterversorgt sind und viel zu wenig Stunden haben. Dazu konnte er nichts versprechen, nur dass er die Situation mit Landeshauptmann und Finanzreferent Pühringer besprechen wird. Wir haben uns über seinen Besuch sehr gefreut und wünschen ihm alles Gute und viel Erfolg für seine nunmehrige Aufgabe als Soziallandesrat! Günther Breitfuß (Geschäftsführer) [email protected] 3 Nr. 09 Inklusa SOLIDARITÄT Der Verein Inklusa möchte nicht nur Träger-Verein der Persönlichen Assistenz GmbH sein, sondern wie unser Name schon sagt, sich allgemein für Inklusion im Sozialbereich einsetzen. Um Inklusion umsetzen zu können, braucht man eine für Veränderung offene Gesellschaft, die keine Angst vor dem Fremden und Neuen hat, sondern ganz im Gegenteil, Fremdeinflüsse als Bereicherung sieht. Josef Zweckmayr Leider schaffen es zur Zeit rechtspopulistische und konservative Parteien in ganz Europa, durch Angstmacherei die Wähler auf ihre Seite zu ziehen. Ich habe weniger Angst vor den Flüchtlingen und der sogenannten "Überfremdung", sondern vielmehr davor, wie leicht es ist, für rechtsgerichtete Parteien aus der Flüchtlingskrise mit Fremdenfeindlichkeit und scheinbar einfachen Lösungen von komplexen Problemen so viel Gewinn herauszuschlagen. Am meisten erschreckt mich, dass auch an und für sich sozial denkende Menschen diesen Rattenfängern auf den Leim gehen und glauben, dass zu viel für Flüchtlinge gemacht wird und dadurch für Öster- reicher weniger übrig bleibt. Aber glauben Sie mir, es würde auch ohne der Flüchtlingskrise nicht einen Cent mehr im Behindertenbereich geben. Ich finde es verabscheuungswürdig, wenn im Sozialbereich von manchen Leuten versucht wird, verschiedene Gruppen, wie zum Beispiel beeinträchtigte Menschen und Kriegsflüchtlinge gegeneinander auszuspielen. Mir wäre es auch lieber, wenn keine Flüchtlinge zu uns kommen müssten, aber nicht weil ich Angst habe, dass sie uns etwas wegnehmen könnten, sondern weil mir das Leid von Flüchtlingen nahe geht. Für mich ist ein Mensch ein Mensch, egal woher er kommt und wenn dieser Mensch Hilfe braucht, sollte man sein Möglichstes geben, um ihm zu helfen. Wenn soziale Inklusion funktionieren soll, müssen wir alle Menschen mit einschließen, dazu gehören auch Flüchtlinge, die in Österreich um Asyl ansuchen. Josef Zweckmayr (Obfrau-Stellvertreter) [email protected] LESERBRIEF Ich möchte gerne zu einem kleinen Teil aus dem Artikel von Herrn Bachlmayr meine Meinung schreiben, und zwar da, wo es um´s krank sein geht. Das hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Wenn ich als Persönliche Assistentin eine Grippe oder sonst einen Infekt habe, ist es für mich ganz klar, dass ich mich krank melde und zu Hause bleibe. Aber worüber ich durch den Artikel wieder nachgedacht habe, ist, dass ich öfter schon eine Tablette gegen meine Rückenschmerzen genommen hab, um meinen Dienst antreten zu können. Ehrlich gesagt, kann ich es mir finanziell nicht leisten, deswegen einen Dienst von sieben 4 Stunden ausfallen zu lassen. So viele Stunden habe ich nicht im Monat. Es ist eine verzwickte Situation, denn wirklich krank bin ich ja nicht. Ich muss mich also entscheiden zwischen Schonung meines Rückens oder weniger Geld am Ende des Monats. Ich denke, dass es da vielen meiner Kollegen und Kolleginnen ähnlich geht. Wir haben einen körperlich anstrengenden und verantwortungsvollen Beruf, der uns leider in diesem Fall wenig Absicherung bietet. Ich muss abwägen, wieviel "krank sein" kann ich mir leisten, im wahrsten Sinn des Wortes. (Anonym) Inklusa/Allgemeines PLATTFORM FÜR BEDARFSGERECHTE PERSÖNLICHE ASSISTENZ IN OÖ Die Kundgebung am Taubenmarkt war gut besucht und die Passanten hielten immer wieder inne und hörten den unterschiedlichen Aussagen der Karin Kaufmann Teilnehmer/innen zu. Es war eine ausgesprochen angenehme Atmosphäre. Leider habe ich vernommen, dass wir zu leise waren. Foto: Andreas Krieger Dank an alle Teilnehmer/innen an der Kundgebung am 19. November 2015! Kundgebung am Taubenmarkt Nachdem kein Geldsegen für den Sozialbereich zu erwarten ist, müssen wir uns für das nächste Mal etwas einfallen lassen, das mehr Aufmerksamkeit erregt. Foto: Andreas Krieger Ich hoffe sehr, ihr bleibt uns treu und unterstützt uns auch 2016 tatkräftig! Karin Kaufmann (Obfrau Verein Inklusa) [email protected] Banner der Plattform NACHRUF MANDY KÖHLER Wir geben mit großer Betroffenheit bekannt, dass Frau Mandy Köhler, eine langjährige Persönliche Assistentin, völlig unerwartet am 22.09.2015 verstorben ist. "Nachdem wir uns Sorgen um Mandy gemacht haben, musste ich mit trauriger Gewissheit gemeinsam mit einem Freund am Dienstag, den 6. Oktober feststellen, dass Mandy am Dienstag, den 22.9. verstorben ist. Ich hatte das Glück, gemeinsam mit einem Freund noch kurz zuvor einen wunderschönen Assistenzurlaub zu verbringen, bei dem Mandy uns als Persönliche Assistentin begleitete. Mandy war für mich eine sehr wichtige Person, obwohl sie nicht bei mir gearbeitet hat, da sie bei Freunden von mir gearbeitet hat. Sie war ein sehr lebensfroher, liebenswerter, aufrichtiger Mensch, der eine große Lücke in meinem Leben hinterlässt. Mandy hat jahrelang bei der Persönlichen Assistenz GmbH gearbeitet und hatte einen sehr guten Ruf." Michael Bräuml (Auftraggeber) 5 Nr. 09 Betriebsrat GRATWANDERUNG FIT-KRANK-GESUND In unserem Sprachgebrauch wird gesund auch mit fit, fit sein, sich fit fühlen oder auch sich fit halten ausgedrückt. Wann bin ich fit, sprich gesund und wann krank? Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema hab ich mich zuerst mit der Definition von Gesundheit - gesund, Fitness - fit, Krankheit - krank beschäftigt. Für mich definiert das Wort Gesundheit einen Zustand Elisabeth Aschauer des Körpers von allgemeinem Wohlbefinden. Wenn ich gesund bin, gibt es keine Störungen im körperlichen, psychischen und geistigen Wohlbefinden. Fitness bezieht sich in meinen Augen auf die Leistungsfähigkeit des Körpers. Wer fit ist, ist in guter körperlicher Verfassung, ist sportlich trainiert. Fit sein kann sich aber auch auf Eigenschaften wie leistungsfähig, tüchtig, qualifiziert, befähigt beziehen. Krankheit bezeichnet einen Zustand, in dem der Mensch nicht gesund ist, weil die normalen körperlichen und seelischen Vorgänge gestört sind. Für mich heißt das: "Ich fühle mich unwohl." Ein Mensch, der krank ist, befindet sich in einer schlechten bis ganz schlechten körperlichen Verfassung. Er ist nicht leistungsfähig, unkonzentriert, bettlägrig, arbeitsunfähig, dienstunfähig. Für mich wird aus dieser Gegenüberstellung deutlich, dass man genau auf sich selber hinsehen, hinhören und achten soll! Dies gilt nicht nur in privater sondern vor allem in beruflicher Hinsicht. Ein kleines Beispiel: Ich geh abends schon früher ins Bett, weil ich merke, da könnte sich eine Verkühlung ankündigen. Meine Hoffnung ist, mit ausreichend Schlaf doch die Kurve zu kratzen und nicht wirklich krank zu werden. Am nächsten Tag in der Früh fühl ich mich "nicht so schlecht", merke aber deutlich, dass ich nicht ganz gesund bin. Ich geh trotzdem in den vereinbarten Dienst und im Lauf des Arbeitstages bricht der Infekt richtig aus. 6 Hätte ich gleich auf die Signale meines Körpers gehört, wär ich gleich zum Arzt gegangen, um mich krank schreiben zu lassen. So hab ich mich mehr schlecht als recht durch die Arbeit gekämpft und keinem ist wirklich gedient, mir nicht und meinem Auftraggeber auch nicht. Wichtig ist, sich im Klaren zu sein, dass jede/r Verantwortung für sich selber und für die Anderen hat. Jede/r spürt im Normalfall, wenn sie/er krank ist. Ein Arztbesuch und der nötige Krankenstand, um wieder gesund zu werden und dem Körper Erholung zu gönnen, sind eine sinnvolle Sache. Es mag schon Mut und auch Überwindung kosten, dem Auftraggeber den Dienst abzusagen. Vorallem weil es ja auch dann seine Aufgabe ist, für Ersatz zu sorgen. Und möglicherweise lässt sich für diesen Dienst so schnell auch niemand finden. Aber das muss ich mir WERT sein! Krank sein bedeutet Krankenstand und das bedeutet, NICHT zu arbeiten! Es darf nicht zur Selbstverständlichkeit werden, krank in die Arbeit zu gehen, nur weil es "eh irgendwie geht!" So ein Verhalten schadet auf Dauer der Gesundheit. Ein Zitat von Arthur Schoppenhauer möchte ich zum Bedenken mitgeben: "Es gibt 1000 Krankheiten, aber nur eine Gesundheit." Elisabeth Aschauer (Schriftführerin und Persönliche Assistentin) [email protected] Betriebsrat/Allgemeines KRANK IN DIE ARBEIT?! Bei der heurigen Betriebsratsklausur hat sich das Thema Krankenstand und alles, was sich an Schwierigkeiten drumherum ergibt, als wichtiger Bereich herauskristallisiert. In den nächsten Monaten möchte sich der Betriebsrat intensiv mit der Thematik Krankenstand auseinander setzen. Was bedeutet es, gesund, krank oder gesund genug zu sein, um arbeiten zu gehen? Dazu gibt es Angelika Diwald schon in dieser Ausgabe einen Artikel von Elisabeth Aschauer. Wie schaut die finanzielle Situation für freie Dienstnehmer/innen im Krankheitsfall aus? Informationen rund um´s Krankengeld, lange Krankheit, Reha-/ Kuraufenthalt usw. bietet Angelika Diwald auf Anfrage in Form von Besuchen in den Regionalgruppen an. Was verlange ich von mir, was mute ich mir zu, wenn ich krank werde? Was verlangt der/die Auftraggeber/in von mir im Krankheitsfall? Das sind weitere wichtige Themen, mit denen sich der Betriebsrat beschäftigen und konkret Stellung beziehen will. Bewusstseinsbildung ist der erste Schritt zu einem eigenverantwortlichen Handeln. Und darin möchte der Betriebsrat die Kolleginnen und Kollegen mit verschiedenen Mitteln unterstützen. Angelika Diwald (Betriebsratsvorsitzende) [email protected] NOTFALLPLAN Ein Bericht aus der Praxis im Umgang mit dem Diabetes Ich habe seit 2006 Diabetes Typ 2. Es ist für mich nicht immer leicht, mit dieser Tatsache umzugehen. Besonders schwierig ist für mich die Situation dann, wenn ich mir eingestehen muss, dass mich die Schulung neuer Persönlicher Assistenten/innen einfach nervt. Und trotzdem schule ich. Für mich ist es z.B. nicht egal, wie groß die Nudelportion ist. Persönlichen Assistenten/innen immer wieder zu verdeutlichen, dass diese Mengenangaben ernst zu nehmen sind, ist daher oft sehr mühsam. In diesem Prozess werde ich seit Anfang an von der Pflegebegleitung unterstützt. Diese klärt vor allem über das Krankheitsbild auf und gibt den Persönlichen Assistenten/innen das notwendige Hintergrundwissen. Die durchgeführten Schulungen führen dazu, dass alle meine Persönlichen Assistenten/innen über das Krankheitsbild gut informiert sein sollten. Ich habe für mich daher entschieden, dass alle Persönlichen Assistenten/innen die Informationen zum Diabetes Typ 2 erhalten. Dies ist deswegen notwendig, damit sie in einer Notsituation handeln können (Unterzuckerung, Überzucker). Das Notfallblatt habe ich nicht ausgefüllt, da ich die Meinung vertrete, dass die Krankheit Diabetes Typ 2 im Rahmen der fachpflegerischen Übertragung ausführlich genug behandelt wurde. Auch das Verabreichen von Injektionen wiederhole ich immer wieder im Rahmen der Teambesprechung und informiere auch bei dieser über die derzeit gültige Verabreichung der verschiedenen Insuline. Man soll die Krankheit ernst nehmen, sollte jedoch dabei nicht auf ein genussvolles Leben vergessen. Elisabeth Parkfrieder-Zunk (Auftraggeberin) 7 Nr. 09 Assistenzbegleitung KOMPETENZ-MODULE FÜR AUFTRAGGEBER/INNEN Aktuelles Modul kann ab sofort vereinbart werden. Maria Casagrande Simone Wolfinger Auftraggeberinnen und Auftraggeber müssen in ihren Arbeitsbeziehungen zu den Persönlichen Assistenten/ innen vielfältigen Aufgaben gerecht werden. Die Hauptkompetenz, der alle diese Aufgaben zugrunde liegen, ist „Kommunikation“ - also die Fähigkeit sich anderen mitzuteilen und andere zu verstehen. Damit die „Kommunikation“ in der Praxis gelingt, benötigt es Übung, Auseinandersetzung und Reflexion der eigenen Handlungslinien und jener des Gegenübers. Der Rahmen • das Modul behandelt ein Grundthema (z.B. Kommunikationstypen, ...) • das Modul vermittelt Theorie mit individuellem Praxisbezug zum Assistenzalltag • das Modul kann freiwillig angefordert oder von der Assistenzbegleitung empfohlen werden • Dauer einer Moduleinheit: ca. 1,5 Stunden • das Modul wird vor Ort, zuhause bei den Auftraggebern/innen abgehalten Die Vorteile • Erleichterung im Umgang mit Menschen • gezielte theoretische Auseinandersetzung zu einem Thema • Kompetenzentwicklung / Kompetenzerweiterung • sachbezogen - es braucht kein „Problem“ als Anlass zur Schulung • individuell anpassbar - je nach Vorwissen, Fähigkeiten und Bedarf eines Auftraggebers/einer Auftraggeberin • mobiles Angebot: wir kommen nach Hause • planbar • anonym Die Assistenzbegleiterinnen bieten derzeit das Modul „Kommunikationstypen nach Satir“ an. In Zukunft sollen noch weitere Module entwickelt bzw. angeboten werden, wie z.B.: • Das Vorstellungsgespräch • Eine Teambesprechung leiten • usw. Wenn sie neugierig sind, können sie sich ab sofort jederzeit melden, um das derzeit noch alleinige Kompetenzmodul: „Vier Kommunikationstypen nach Satir“ zu absolvieren. Wenn sie Ideen und Anregungen haben, freuen wir uns über ihre Rückmeldung und ihre Vorschläge. Maria Casagrande (Assistenzbegleiterin) [email protected] Simone Wolfinger (Assistenzbegleiterin) [email protected] 8 Assistenzbegleitung/Interessenvertretung KOMPETENZMODUL Wir haben einige Auftraggeber/innen befragt, wie sie das Kompetenzmodul: „Kommunikationstypen nach Satir“ wahrgenommen haben. Was erzählst du einer/einem Freund/Freundin, wenn er/sie dich über das „Kompetenzmodul“ befragt? Es war interessant zu hören welche Kommunikationstypen es gibt und auch zu erfahren was für ein Typ man selber ist. (Melanie) Das Kompetenzmodul war sehr interessant und hat mir viel Spaß gemacht. (Daniel) Was hat sich durch das Kompetenzmodul für dich verändert? Da ich, wie schon beschrieben, auch vorher auf einem guten Weg war und keine Probleme in der Kommunikation hatte, hat sich für mich auch nichts Ersichtliches geändert. (Melanie) Es hat mir aufgezeigt, welchem Typ von Zuhörer ich entspreche und wo ich an mir selbst arbeiten kann. Was hat mir das Kompetenzmodul gebracht? Viel! (Daniel) Es hat mir ermöglicht, jeden Menschen in meinem Hinterkopf einem Kommunikationstyp zuzuordnen. (Claus) Wo kann ich das Wissen über die verschiedenen Kommunikationsstile gut anwenden? Wahrscheinlich wende ich das Wissen eher unbewusst an! Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich bewusst etwas anders mache als vor dem Modul. (Melanie) Theoretisch lässt sich das Wissen über die Kommunikationstypen überall anwenden, wenn man mit anderen Menschen zu tun hat, außerdem hilft es auch bei der Selbsteinschätzung. (Claus) (Daniel) STUNDENKNAPPHEIT Die Interessenvertretung ist Anlaufstelle für Ihre Anliegen. Das Jahr 2015 war für die Interessenvertretung ein durchaus bewegtes und arbeitsreiches Jahr. Unser Arbeitsschwerpunkt war und ist das Thema „Stundenknappheit und Abbau der Warteliste“. an uns. Teilen Sie uns zum Beispiel mit, wenn sie von Stundenknappheit oder Mangelversorgung betroffen sind, damit wir die Politik auf die extrem entwürdigende Situation vieler Auftraggeber/innen aufmerksam machen können. Nur durch ein gemeinsames Auftreten können wir eine Veränderung herbeiführen und der Politik verstärkt vor Augen führen, dass wir Auftraggeber/ innen Menschen mit Recht auf Teilhabe in der Gesellschaft sind. Darüber hinaus sind wir seit heuer Teil der Plattform Bedarfsgerechte Persönliche Assistenz in OÖ, von der zuletzt die Kundgebung am 19. November 2015 am Taubenmarkt organisiert wurde. Ich und der gesamte Vorstand der Interessenvertretung wünscht Ihnen ein glückliches und vor allem zufriedenes Jahr 2016. Wir freuen uns auf den Für unsere Arbeit ist es wichtig, auch mit Ihrer Unterstützung rechnen zu können. Deshalb möchte Kontakt mit Ihnen. ich Sie zu Beginn des neuen Jahres ermutigen Martin Reidinger (IV-AG Obmann) und bitten, wenden Sie sich mit Ihren Anliegen Martin Reidinger [email protected] 9 Nr. 09 Pflegebegleitung VERSCHWIEGENHEITSPFLICHT Persönliche Assistenten/innen sind zur Verschwiegenheit über alle ihnen in Ausübung ihres Berufes anvertrauten oder bekannt gewordenen Geschehnisse verpflichtet - gegenüber jedem! Zur Verschwiegenheitspflicht gehören insbesondere alle privaten und persönlichen Belange der Auftraggeber/innen, sowie Handlungen in der Grundversorgung. Somit gilt die Verschwiegenheitspflicht auch ausdrücklich: Gernot Nowak • gegenüber Angehörigen der Auftraggeber/innen • gegenüber Berufskollegen/ innen und Vorgesetzten, soweit sie nicht selbst für den/ die Auftraggeber/in zuständig sind • gegenüber Freunden und Angehörigen des/der Persönlichen Assistenten/in Maria Scherrer • gegenüber Medien • je nach Gesetzeslage gegenüber Behörden (Polizei, Gericht, Staatsanwaltschaft) Sollte ein/e Persönliche/r Assistent/in von einer Behörde (Polizei, Sachverständiger, Bedarfskoordinator oder ähnlichen) befragt werden, so MUSS sie/er die Anfrage ZUERST mit dem Assistenzleiter - Edi Hagmüller besprechen. Er wird das weitere Vorgehen auch mit dem/der Auftraggeber/in abklären. Die Frage darf auf keinen Fall vorher beantwortet werden. Die Pflicht zur Verschwiegenheit gilt auch nach Beendigung des Dienstverhältnisses oder dem Tod von Auftraggebern/innen. Redeerlaubnis Wenn nun das Gefühl entsteht: "Ja, wenn ich nix mehr reden darf, wo oder mit wem soll ich denn dann über meine Probleme oder Erlebtes sprechen? "Es gibt viele Möglichkeiten! An allererster Stelle steht natürlich der/die Auftraggeber/in. Zusätzlich stehen auch die Ressourcen der Persönlichen Assis10 tenz GmbH zur Verfügung, z.B.: Assistenzbegleitung, Supervision, Pflegebegleitung, Assistenzleitung. Berufliche Geheimnisse mit der Aufforderung "es nicht weiter zu erzählen" zu offenbaren, ist natürlich schon ein Bruch der Verschwiegenheitspflicht. Sie belastet jene, die sie erfahren und man weiß aus Erfahrung, dass die Geheimnisse deshalb in den meisten Fällen mit der selben Aufforderung weitergetragen werden. Der § 8 Verschwiegenheitspflicht im Oberösterreichischen Sozialberufegesetz ist für Persönliche Assistenten/innen die relevante Gesetzgebung. Der Strafrahmen beträgt € 2.500,--. Unabhängig davon kann der Dienstgeber Konsequenzen ziehen. Ein erfundenes Beispiel, welches im Alltag passieren könnte: Eine Persönliche Assistentin sitzt in der Straßenbahn und unterhält sich mit einem Mitglied aus dem Team des Auftraggebers über ein Problem. Sie ist sich nicht sicher, ob sie für das Wechseln des Urinbeutels eine Übertragung für fachpflegerische Tätigkeiten braucht. In diesem Zusammenhang fällt der Name des Auftraggebers (es genügt auch, wenn der Name nicht fällt und allein die Umstände im Zusammenhang mit der Geschichte eindeutig auf eine Person hinweisen!). Eine Sitznachbarin (er)kennt zufällig diesen Auftraggeber. Die Bekannte macht sich mit dem Auftraggeber ein Date aus und fragt ihn bei dieser Gelegenheit, warum er denn einen Urinbeutel benötige? Könnt ihr euch vorstellen, wie es diesem Auftraggeber in dem Moment gehen wird? Achtet nicht nur darauf, wem ihr was erzählt sondern auch WO und WIE (respektvoll und wertschätzend)! Gernot Nowak (Pflegebegleiter) [email protected] Maria Scherrer (Pflegebegleiterin) [email protected] Allgemeines NEUBESETZUNG ASSISTENZBEGLEITUNG Mein Name ist Simone Wolfinger und ich bin 28 Jahre alt. Seit 16. November 2015 bin ich als Assistenzbegleiterin der Persönlichen Assistenz GmbH beschäftigt. In meiner Ausbildung an der Fachhochschule Linz - BachelorSimone Wolfinger studium Soziale Arbeit und dem Masterstudium "Services of General Interest" mit dem Schwerpunkt Sozialmanagement, konnte ich umfangreiche Erfahrungen sammeln. Ich übernehme den Zuständigkeitsbereich von Maria Casagrande. In der Übergangszeit, bis meine Kollegin Judith Kriechbaumer aus der Karenzzeit zurück ist, stehe ich allen Auftraggebern/innen und Persönlichen Assistenten/innen als Assistenzbegleiterin zur Verfügung. Besonders freue ich mich auf meine neue Aufgabe der Selbstermächtigung und positiven Ausrichtung, die auch meiner persönlichen Grundhaltung entspricht. Den Fokus lege ich hier im Besonderen darauf, was im Assistenzalltag gelingt und ausgebaut werden kann. Ein respektvoller und wertschätzender Umgang sind für mich von Bedeutung. Ich möchte darin bestärken, sich bei Fragen, Anliegen und auch Herausforderungen bei mir zu melden. So wie es Joachim von Panten zu sagen pflegte: „Rede über das, was du denkst und sage, was du meinst.“ In diesem Sinne freue ich mich auf ein Kennenlernen und eine gute Zusammenarbeit! Simone Wolfinger (Assistenzbegleiterin) [email protected] Phil Hubbe Die Lizenz zum Parken Lappan Verlag; ISBN: 3-8303-3097-9 www.hubbe-cartoons.de 11 Nr. 09 TERMINE GRUNDKURSE FÜR PERSÖNLICHE ASSISTENTEN/INNEN 19. bis 22. Jänner 2016 Linz 09./10. Februar und 10./11. März 2016 Linz NEU – vierteiliger Grundkurs an Samstagen 02., 09., 16., und 23. April 2016 Linz FORTBILDUNGEN FÜR PERSÖNLICHE ASSISTENTEN/INNEN Schluss mit lustig 12./13. Jänner 2016 Linz Grenzen setzen mit Herz und Verstand 23. Februar/22. März 2016 Linz Persönliche Assistenz in der Familie – Wer hat was zu sagen? 23. Februar 2016 Linz Aha, statt oje! 05. März 2016 Linz Mitgefühl, ja bitte – Mitleid, nein danke 14. März 2016 Linz Kinaesthetics 15. März 2016 Linz Resilienz – mit Leichtigkeit das Leben balancieren 17. März 2016 Linz Selbstbestimmung durch unterstützte Kommunikation 06. April 2016 Linz Anders sehen 13. April 2016 Linz Leserbriefe bitte an [email protected] oder per Post an die Persönliche Assistenz GmbH, Redaktionsteam Dialog IMPRESSUM Medieninhaber: Persönliche Assistenz GmbH Edlbacherstraße 13/3, 4020 Linz Tel.: 0732 / 71 16 21 - 0 Fax: 0732 / 71 16 21 - 20 Email: [email protected] www.persoenliche-assistenz.at Redaktionsteam: Angelika Diwald (Betriebsrat), Esteban Grieb (IV-AG), Edgar Hagmüller (Assistenzleitung), Manuela Lengauer (Sekretariat), Simone Wolfinger (Assistenzbegleitung) Josef Zweckmayr (Inklusa) © Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Medieninhabers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Druck- und Satzfehler vorbehalten Foto Titelbild: wunderkinder/shutterstock.com Erste Hilfe Grundkurse 18./19. April 2016 IHRE/EURE MEINUNG IST UNS WICHTIG! Linz Gestaltung: Ein herzliches Dankeschön den Autoren/ innen für das Verfassen der Artikel! Wir ersuchen um Übermittlung der Beiträge für die nächste Ausgabe bis Freitag, den 4. März 2016 an [email protected].
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