Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder

Mutter Courage und ihre Kinder
Bertold Brecht
MATERIALIEN
Premiere: 14.11.15 im Großen Haus
Theater Pforzheim, Spielzeit 2015/16
Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Inhalt
Besetzung .................................................................................................................................................. 3
Team .......................................................................................................................................................... 3
Spieltermine ............................................................................................................................................. 3
Inhalt .......................................................................................................................................................... 4
Der Autor Bertolt Brecht ......................................................................................................................... 6
Entstehungsgeschichte des Stückes ....................................................................................................... 8
Interviews mit der Dramaturgin Barbara Wendland und dem Schauspieler Jens Peter......... 10
Das Konzept des epischen Theaters .................................................................................................. 14
Alltag im 30jährigen Krieg ................................................................................................................. 16
Spielpraktische Anregungen ............................................................................................................... 18
Wettbewerb „Junge Reporter“ .......................................................................................................... 20
Anhang .................................................................................................................................................... 21
Impressum
Herausgeber:
Theater Pforzheim
Am Waisenhausplatz 5
75172 Pforzheim
Inszenierungsfotos: Sabine Heymann
Kontakt:
Anja Noël
Junges Theater Pforzheim
Theaterpädagogik
[email protected]
Tel.: 07231/39-1473
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Besetzung
Mutter Courage
Joanne Gläsel
Kattrin, ihre stumme Tochter
Konstanze Fischer
Eilif, der ältere Sohn
Sergej Gößner
Schweizerkas, der jüngere Sohn/ein Bauer
Henning Kallweit
Der Feldwebel/der Feldhauptmann/ein anderer Bauer
Tobias Bode
Der andere Feldwebel/der Werber/der Fähnrich
Timo Beyerling
Der alte Obrist
Fredi Noël
Der Feldprediger
Hans Jörg Krumpholz
Der Koch
Jens Peter
Die Bäuerin
Antonia Schirmeister
Yvette Pottier
Lilian Huynen
Team
Inszenierung
Tilman Gersch
Musikalische Leitung
Frank Rosenberger
Bühnenbild und Kostüme
Andreas Auerbach
Dramaturgie
Peter Oppermann/
Barbara Wendland
Spieltermine
Samstag, 14.11.15 um 19:30 Uhr (Premiere)
Samstag, 19.12.15 um 19:30 Uhr
Mittwoch, 30.12.15 um 20:00 Uhr
Dienstag, 05.01.16 um 20:00 Uhr
Sonntag, 10.01.16 um 19:00 Uhr
Freitag, 15.01.16 um 19:30 Uhr
Samstag, 13.02.16 um 19:30
Freitag, 26.02.16 um 19:30
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Inhalt
1. Szene (April 1624)
Im 30jährigen Krieg zieht die Händlerin Anna Fierling, besser bekannt als Mutter Courage,
in Begleitung ihrer drei Kinder Eilif, Schweizerkas und Kattrin mit dem Planwagen den
Truppen quer durch Europa hinterher. Unterwegs treffen sie auf einen Werber und einen
Feldwebel, die ihren ältesten Sohn Eilif für den Krieg rekrutieren wollen. Mutter Courage
lehnt dies vehement ab. Während sie mit dem Feldwebel Geschäfte abwickelt, wird Eilif
hinter ihrem Rücken als Soldat angeworben. Die Courage muss zusehen, wie ihr Sohn in den
Krieg zieht.
2. Szene (1626)
Im Lager der Schweden verhandelt Mutter Courage mit dem Regimentskoch wegen eines
Kapauns. Sie nutzt die Zwangslage des Kochs aus, um einen Wucherpreis durchzusetzen.
Bei dieser Gelegenheit trifft sie Eilif wieder, der von seinem Hauptmann als Held gefeiert
wird, da er einige Bauern getötet und ausgeraubt hat.
3. Szene (1629)
Im Feldlager wird eine Attacke der Katholiken gemeldet. Der redliche Schweizerkas, der
inzwischen Zahlmeister der Truppe geworden ist, versteckt die Regimentskasse im
Planwagen.
Drei Tage später ist das Lager wieder unter französischer Kontrolle. Die Soldaten
unterstellen Schweizerkas, dass er die Kasse stehlen wollte. Er wird festgenommen, verhört
und gefoltert. Mutter Courage hadert mit sich, ob sie ihren Planwagen veräußern oder
verpfänden soll um Schweizerkas freizukaufen. Als sie sich endlich entscheidet, ist es zu
spät. Schweizerkas, der unter der Folter den Aufenthaltsort der Regimentskasse verraten
hat, wurde erschossen. Anna Fierling verleugnet ihren toten Sohn, um keinen Ärger zu
bekommen.
4. Szene
Mutter Courage singt das Lied von der großen Kapitulation: es wird sich nie etwas
verändern, sich widersetzen ist zwecklos, früher oder später reiht sich jeder ein.
5. Szene (1631)
Der Feldprediger steht fassungslos am Rande des Schlachtfeldes, das übersäht ist mit
Verwundeten. Mutter Courage weigert sich, ihre Leinenhemden als Verbandszeug
herzugeben. Kattrin ist über dieser Hartherzigkeit empört und geht auf ihre Mutter los. Der
Feldprediger und Kattrin können einige Hemden an sich bringen. Kattrin rettet ein Baby.
6. Szene (1632)
Mutter Courage befürchtet das Ende des Krieges stehe bevor und somit ihr wirtschaftlicher
Ruin. Der Feldprediger beruhigt sie jedoch, dass der Krieg schon weiter gehen wird.
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Kattrin ist verzweifelt, da ihre Mutter ihr versprochen hat, ihr einen Mann zu suchen, wenn
Friede ist.
Der Feldprediger macht Mutter Courage einen Antrag, den sie ablehnt.
Mutter Courage schickt ihre Tochter zu einem Dorf, um Waren abzuholen, obwohl sich
Kattrin vor dem Weg fürchtet. Unterwegs wird Kattrin von Soldaten überfallen und
entstellt. Mutter Courage verflucht den Krieg, da ihre Tochter so nun nie einen Mann finden
wird.
7. Szene (1632)
Die Geschäfte laufen blendend. Mutter Courage steht auf dem Höhepunkt ihres
wirtschaftlichen Erfolges. Sie lobt den Krieg, der ihr gute Gewinne einbringt.
8. Szene (1632)
Als der schwedische König fällt, zieht scheinbar Friede übers Land. Mutter Courage droht
der wirtschaftliche Ruin. Eilif wird verhaftet und soll hingerichtet werden, da er wieder
einen Hof überfallen und Bauern getötet hat. Was ihm in Kriegszeiten Ruhm gebracht hat,
wird ihm nun zum Verhängnis. Als er sich von seiner Mutter verabschieden will, trifft er sie
nicht an, da sie geschäftlich unterwegs ist. Mutter Courage erfährt bis zu Letzt nicht vom
Tod ihres Sohnes.
9. Szene (Frühwinter 1634)
Der Koch, der die letzten Jahre mit Mutter Courage umhergezogen ist, erhält einen Brief,
dass er in Utrecht ein Wirtshaus geerbt hat. Er bietet Mutter Courage an, mit ihm sesshaft
zu werden. Diese lehnt jedoch ab, da der Koch verlangt, Kattrin zurück zu lassen. Mutter
Courage und ihre Tochter ziehen alleine weiter.
10. Szene (1635)
Mutter Courage und Kattrin ziehen durch die Lande und können sich kaum noch
durchbringen. Sie hören eine Bäuerin ein poetisches Lied singen, wie gut es ist, ein Dach
über dem Kopf zu haben.
11. Szene (Winter 1936)
Truppen nähern sich einem Bauerndorf vor Halle, wo Mutter Courage und Kattrin sich
gerade aufhalten. Während die Courage in der Stadt Geschäfte macht, bleibt Kattrin im
Dorf zurück. Als die Armee die ahnungslose Stadt überfallen will, warnt Kattrin die
Bewohner. Sie wird von den Soldaten erschossen.
12. Szene
Die Truppen ziehen sich zurück, da der Angriffsplan gescheitert ist. Mutter Courage lässt
die Dorfleute Kattrin beerdigen und zieht den Truppen nach, um Eilif – von dessen Tod sie
immer noch nichts weiß – zu finden und natürlich, um Geschäfte zu machen. Sie hat immer
noch nichts dazu gelernt.
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Der Autor Bertolt Brecht
Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Seine Familie war
gutbürgerlich und wohlhabend, sein Vater leitete als Direktor eine Papierfabrik. Wegen eines
angeborenen Herzfehlers musste der kränkelnde, ruhige Schüler sich von sportlichen Aktivitäten
zurückhalten. Dagegen fiel er als distanzierter, schlauer und gewitzter Außenseiter auf, dem es
gelang, stets eine Gruppe von Mitschülern um sich zu scharen. Schon während seiner Schulzeit
veröffentlichte er erste Geschichten und Gedichte. 1914 erhielt er fast einen Schulverweis, da
er sich weigerte, einen kriegsverherrlichenden Aufsatz zu schreiben: „Der Ausspruch, dass es
süß und ehrenvoll sei, für das Vaterland zu sterben, kann nur als Zweckpropaganda gewertet
werden“, so der junge Brecht. 1917 schrieb er sein Abitur und begann pro forma mit einem
Medizinstudium in München. Dort lebte er wie ein Bohème und distanzierte sich immer weiter
von der bürgerlichen Gesellschaft. Durch das Studium marxistischer Schriften sah er sich in
seinem gesellschaftskritischen Anliegen bestätigt. Im Oktober 1918 wurde Brecht zum Militär
eingezogen und arbeitete in einem Kriegslazarett. Die Eindrücke aus dieser Zeit prägten seine
tief verwurzelte pazifistische Haltung, die sich beispielweise in der satirischen „Legende vom
toten Soldaten“ ausdrückt, ein Text, der Brecht später auf die schwarze Liste der Nazis
brachte.
Nach dem 1. Weltkrieg arbeitete Brecht als Theaterkritiker und ging dabei mit dem
traditionellen Theater radikal ins Gericht. In München arbeitet er u.a. mit Lion Feuchtwanger
und Karl Valentin zusammen und wurde Dramaturg an den Münchner Kammerspielen und
später in Berlin am Deutschen Theater von Max Reinhard. Brecht wurde mit seinem Konzept
vom „epischen Theater“ zu einem der fortschrittlichsten Schriftsteller der Weimarer Republik. Im
Jahr 1924 erhielt er den Kleist-Preis, eine Auszeichnung für junge Autoren.
Einen Tag nach dem Reichstagsbrand am 28.
Februar 1933 flüchtet er mit seiner Familie
über Prag, Wien, die Schweiz und Paris nach
Dänemark. 1939 zog er nach Schweden und
schrieb dort, während der 2. Weltkrieg
heraufzog und losbrach „Mutter Courage und
ihre Kinder“.
Als „Mutter Courage“ 1941 in Zürich
uraufgeführt wurde, waren Brechts Werke in
Deutschland längst verboten. Die deutsche
Staatsbürgerschaft wurde ihm vom
nationalsozialistischen Regime aberkannt. Am
Ende des 2. Weltkriegs kehrte Brecht nach
Ostberlin zurück, nahm jedoch nie die DDRStaatsbürgerschaft an, sondern die
österreichische.
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
1949 gründete er zusammen mit seiner Frau Helene Weigel das „Berliner Ensemble“ und
brachte „Mutter Courage“ zur Aufführung. Da er mit der Züricher Uraufführung nicht
einverstanden war, änderte er nachträglich einige Szenen und legte genau fest, wie die
Inszenierung des Stückes erfolgen sollte.
Erst nach seinem Tod am 14. August 1956 und dem Tod seiner Haupterben erteilt der Verlag
die Aufführungsrechte ohne diese künstlerischen Beschränkungen.
Quellen:
Völker, Klaus: Bertolt Brecht. Eine Biografie. Reinbeck bei Hamburg 1988.
Brecht, Bertolt: Mutter Courage und ihre Kinder. Interpretiert von Werner Winkler. Freising, 2008
Bild: http://art-sheep.com/wp-content/uploads/2015/07/bertolt_brecht.jpg
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Entstehungsgeschichte des Stückes
Brecht schrieb sein Stück „Mutter Courage und ihre Kinder“ im Jahr 1939 kurz vor dem
Ausbruch des 2. Weltkriegs im schwedischen Exil. Mit diesem Stück wollte er warnen, dass es in
einem Krieg unmöglich ist, Anstand und Menschlichkeit zu bewahren, ja nicht einmal,
ungeschoren davon zu kommen.
Das Stück spielt zwar während des 30jährigen Krieges, jedoch zielte Brecht nicht auf eine
historische Darstellung ab. Er zeigt am Beispiel der Mutter Courage und ihrer Kinder, wie die
Strukturen und Rahmenbedingungen des Krieges dazu führen, dass gerade die positiven
Eigenschaften die handelnden Personen in den Untergang führen. Eilif wird wegen seines Mutes
zum Mörder und hingerichtet. Schweizerkas stirbt wegen seiner Redlichkeit, Kattrin wegen ihrer
Fähigkeit zum Mitleid. Auch das Scheitern von Mutter Courage selber ist kein individuelles,
tragisches Schicksal, sondern ein Beispiel für die Deformierung eines Menschen durch die
menschenverachtenden Strukturen des Krieges.
Die Uraufführung fand am 19. April 1941 am Schauspielhaus Zürich statt. Regie führte der
Piscator-Schüler Leopold Lindtberg, die Musik komponierte Paul Burkhard, der auch selbst
dirigierte. Therese Giehse spielte die Hauptrolle. Brecht hatte auf diese Inszenierung keinen
Einfluss nehmen können.
Im Zentrum dieser Aufführung stand das sehr einfach gehaltene Bühnenbild mit einem
heruntergekommenen Planwagen und auf Leinwände gespannte Hintergründe. Der Wagen
stand auf einer Drehbühne, so dass er sich zugleich bewegte, aber immer am selben Platz
blieb. Dieses Bühnenbild war prägend für viele weitern Aufführungen des Stückes.
Im Züricher Programmheft wurde „Mutter Courage und ihre Kinder“ als Rückkehr Brechts von
den Lehrstücken zum „Menschentheater“ angekündigt. In vielen Pressestimmen wurde Anna
Fierling als „warmblütiges Muttertier“ gesehen, eine tapfere Frau, die ihrem tragischen
Geschick trotzt und doch scheitert – genau das Gegenteil von dem, was Brecht erreichen
wollte. Aus diesem Grund nahm Brecht noch einige entscheidende Änderungen vor, als er
„Mutter Courage und ihre Kinder“ 1948 in Berlin selbst inszenierte:
Eilifs Weggang in der 1. Szene liegt nach der Textänderung weniger an seinen eigenen
Motiven, sondern an den Geschäftsinteressen seiner Mutter. In der 5. Szene gibt sie in der
neuen Fassung die Verbandsstoffe nicht mehr freiwillig heraus, sondern muss von Kattrin dazu
gezwungen werden, und in der 7. Szene verflucht sie zwar immer noch den Krieg, verteidigt
ihn aber gleich darauf wieder als gutes Geschäft.
Durch diese Änderungen wurden die negativen Seiten der Mutter Courage betont. Einer
Identifizierung des Publikums mit dem „Muttertier“ Courage wurde damit wesentlich
entgegengewirkt.
Am 11. Januar 1949 fand die Premiere im Deutschen Theater statt. Bis dahin war das Interesse
an Brechts Stücken in der Berliner Theaterszene eher gering, doch das änderte sich schlagartig
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
mit dem Erfolg von „Mutter Courage und ihre Kinder“. Brecht traf mit diesem Drama das
Lebensgefühl vieler Menschen im zerbombten Berlin, die das Inferno des Krieges überlebt
hatten.
Doch bei den Mächtigen in Ost und West löste „Mutter Courage und ihre Kinder“ heftigen
Widerspruch aus. Brechts Konzept entsprach nicht der sozialistischen Forderung nach
proletarischen Heldenfiguren und positiven Botschaften, die im Osten verbreitet war. Aber
auch im Westen war Brechts gesellschaftskritische, radikal pazifistische Botschaft umstritten,
insbesondere aber auch die Person Brechts selber wegen seiner Entscheidung, im sozialistischen
Teil Deutschlands zu leben und zu arbeiten. An den Höhepunkten des kalten Krieges, z.B. nach
dem Bau der Berliner Mauer 1961, kam es sogar zu Boykotten und Aufführungsverboten für
Brecht-Stücke in der Bundesrepublik, z.B. durch den Oberbürgermeister von Baden-Baden.
Dessen ungeachtet zählt „Mutter Courage und ihre Kinder“ zu den meistgespielten und
erfolgreichsten Stücken auf der ganzen Welt.
Quellen:
http://www.grin.com/de/e-book/100110/brecht-bertolt-mutter-courage-und-ihre-kinder
http://deutschsprachige-literatur.blogspot.de/2010/05/fachbegriffe-aristotelisches-drama.html
http://www.digitale-schule-bayern.de/dsdaten/18/803.html
http://www.wissen.de/bildwb/brechts-mutter-courage-theaterstueck-mit-didaktischem-konzept
Bild://www.dw.com/image/0,,2148885_4,00.jpg
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Interviews mit der Dramaturgin Barbara Wendland
und dem Schauspieler Jens Peter
Sieben Fragen an die Dramaturgin Barbara Wendland
Was fasziniert Sie an „Mutter Courage und ihre Kinder“? Wo liegt für Sie die Aktualität des
Stückes in unserer Zeit?
Bertolt Brecht beschreibt Menschen, die ums Überleben kämpfen – unter verschärften
Bedingungen, denn es herrscht einer der grausamsten Kriege der Weltgeschichte. In solchen
Situationen ist es schwer, Menschlichkeit zu bewahren. Positive Eigenschaften wie Mitleid, Mut
und moralische Integrität werden auf eine harte Probe gestellt. Die Figuren im Stück behaupten
mehrfach, dass man sich eigentlich nur schadet, wenn man soziale Verantwortung zeigt. In
diesem Punkt finde ich Mutter Courage zeitlos aktuell, denn Leben bedeutet immer Kampf, und
trotzdem verlangt unser Wertesystem, dass wir moralisch handeln und uns für unsere
Mitmenschen einsetzen. Dazu ist allerdings ein Grad von Reflektion notwendig, den die Figuren
des Stückes nicht oder wenig haben. Sie machen es sich in ihrem Denken recht einfach: Die da
oben sind an allem Schuld, und wir kleinen Leute können nichts daran ändern. Damit
rechtfertigen sie ihre Passivität und ihren Egoismus. Sehr heutig finde ich die Bewertung des
Geldes in der Mutter Courage, alles hat sich dem Diktat der Ökonomie zu unterwerfen. Das ist
etwas für unsere Gesellschaft sehr typisches.
Faszinierend finde ich, wie Bertolt Brecht die Figuren beschreibt und entwickelt: Sehr
ambivalent, man kann mit ihnen mitfühlen, sich berühren lassen, sich aber im nächsten Moment
sehr distanzieren. Richtige Menschen eben.
Was ist das Besondere an Ihrer Inszenierung?
Mutter Courage ist vor mehr als siebzig Jahren entstanden, in einer vollkommen anderen
historischen Situation, und es spielt mehrere Jahrhunderte früher. Als besondere
Herausforderung in der Arbeit habe ich es verstanden, die Brisanz des Stückes für die heutige
Zeit fassbar zu machen. Es gibt viele politische Anspielungen, die sich auf die Entstehungszeit zu
Beginn des zweiten Weltkrieges beziehen. Hier habe ich mit den Schauspielern zusammen neue
Texte gefunden, die denselben Inhalt im heutigen Kontext transportieren.
Wie sehen Sie die Figur der stummen Kattrin?
Als erstes habe ich mich gefragt, warum sie eigentlich stumm ist. Ihre Mutter sagt, ein Soldat
habe ihr was „in den Mund geschoppt“, als sie klein war – was auch immer das heißen mag.
Mir kam es eher vor, als verbiete sie sich selbst das Reden – weil sie die einzige ist, die einen
Draufblick hat und sehr gut benennen könnte, was im Selbstverständnis der anderen Figuren
falsch läuft. Aber das will natürlich niemand hören, die Wahrheit ist nicht angenehm. Deshalb
schweigt sie – bis zur großen Selbstbefreiung am Ende, die sie mit dem Leben bezahlt.
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Wie geht es Ihnen mit dem Theaterautor Brecht?
Ich bin in Ost-Berlin aufgewachsen, da war Bertolt Brecht eine „Heilige Kuh“. Er selbst hatte ja
in seinen Modell-Inszenierungen vorgegeben, wie mit seinen Stücken umzugehen ist, und es war
nicht leicht, eine eigene, vielleicht auch kritische Sicht auf seine Dramatik zu entwickeln. Im
Grunde habe ich ihn jetzt neu entdeckt – als sehr klugen Autor, der eine sehr differenzierte
Sicht auf Menschen, auf politische und historische Vorgänge hat. Und besonders die Mutter
Courage hat viel Platz für Emotionen, mehr vielleicht, als ihm selber lieb gewesen wäre. Mir hat
es großen Spaß gemacht, mit und an Brecht zu arbeiten.
Welche Inspirationen hatten Sie für das Bühnenbild? Warum haben Sie sich z.B. nicht für den
klassischen Planwagen entschieden, sondern für eine andere Konstruktion?
Dem Bühnenbildner Andreas Auerbach und mir war es wichtig, das Stück vom historischen
Kontext zu lösen, für den vor allem der Planwagen steht. Die Mutter Courage braucht ein
Gefährt, das steht fest, aber wer zieht heute noch mit einem Planwagen durch die Gegend?
Jedes heutige Fahrzeug wäre mir andererseits zu eindimensional gewesen, deshalb haben wir
uns für diese übergroße Gitterkonstruktion entschieden. Es braucht ungeheure Kraft, sie über
die Bühne zu bewegen, das scheint mir ein sehr sinnfälliges Bild für die Mühe, die es die
Figuren kostet, ihr Leben zu bewältigen, trotz aller Hindernisse und Tiefschläge. Die Zelte sind
ein Bild für die Unbehaustheit der Menschen, und die alten Kleider haben zum Beispiel etwas
mit unserer Wegwerfkultur zu tun, mit dem Müll, den unsere Konsumgesellschaft jeden Tag
produziert – aber da sind auch ganz andere Deutungen möglich, das liegt ganz im Auge des
Betrachters.
Warum sollten sich Jugendliche Ihre Inszenierung unbedingt anschauen?
Abgesehen davon, dass die Stücke Bertolt Brechts zum klassischen Bildungskanon gehören,
haben sie viel mit uns zu tun, sie erfassen den Menschen in seinem komplexen Wesen und sind
deshalb immer aktuell.
Nicht umsonst heißt das Stück Mutter Courage und ihre Kinder, es geht ja ganz wesentlich auch
um drei junge Menschen, um ihre Hoffnungen und die schlechten Erfahrungen, die sie machen
müssen. Da gibt es Vieles, womit sich Jugendliche identifizieren können.
Gibt es ein besonderes Erlebnis aus der Probenzeit, über das Sie uns berichten möchten? Eine
überraschende Lösung, eine Panne, etwas Lustiges, eine besondere Herausforderung...
Wir hatten grundsätzlich viel Spaß bei den Proben, haben improvisiert, versucht, die Szenen
an unsere Gegenwart heranzuholen. Interessant war, dass die Aktualität und Sinnhaftigkeit
des Brechttextes uns jeden Tag das Gefühl gab, sich zu den Fragen der Zeit zu äußern.
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Acht Fragen an den Schauspieler Jens Peter
Der Schauspieler Jens Peter ist in der DDR aufgewachsen und hat dort an der Hochschule für
Schauspiel Ernst-Busch seine Schauspiel-Ausbildung gemacht. In der aktuellen Inszenierung von
„Mutter Courage und ihre Kinder“ hat er die Rolle des Kochs übernommen.
Womit sind Sie dem Autor Brecht zum ersten Mal begegnet in der Schule als Lektüre, als
Zuschauer und als Schauspieler?
Ich habe als Jugendlicher Brecht rezitiert und zwar das " Lob des Kommunismus", und wir haben
in der Schule "Die Gewehre der Frau Carrar" behandelt. Im Theater habe ich zum ersten Mal
in Brechts "Furcht und Elend des dritten Reiches" gespielt.
Inwiefern war Brecht für Sie damals ein besonderer Autor? Fanden Sie ihn als Jugendlicher
spannend? Fanden Sie seine Stücke als Schauspieler gut?
Für mich war Brecht damals mehr durch seine tollen Gedichte (die ich heute noch sehr liebe) ein
besonderer Autor, als durch seine Stücke. Die Stücke fand ich als Jugendlicher nicht so
interessant. Später als Schauspieler bekamen seine Stücke schon eine enorme Dimension für
mich. Weil aber Brecht in der DDR und im Theater der Autor war. So eine Art "VorzeigeAutor" oder Vorbild der DDR und des Sozialismus, deshalb hatte ich auch meine Probleme mit
ihm und konnte mich ihm nicht vorurteilsfrei nähern. Ich hatte immer das Gefühl, mir zwingt das
DDR-Regime hier seinen Dichter auf.
Hatten Sie damals und haben Sie heute ein Lieblingsstück von Brecht?
Ja, in beiden Fällen die "Dreigroschenoper".
Welche Rolle hat Brechts Konzept vom „episches Theater“ in Ihrer Schauspielausbildung gespielt?
Gibt es dabei Dinge, die Ihnen bei den aktuellen Proben zu „Mutter Courage“ helfen oder
vielleicht sogar im Weg stehen?
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Wie gesagt, da Brecht in der DDR eine bedeutende Rolle einnahm, so hat auch das Konzept
vom "epischen Theater" eine wesentliche Rolle in der Ausbildung gespielt. Diese brechtsche
Darstellung der Entfremdung war zwar hoch interessant, aber als junger Schauspieler erst mal
gar nicht so erstrebenswert. Wollte ich doch in meiner Jugend eher meinen Emotionen freien
Lauf lassen, als ein kritischer Darsteller zu sein, der sich mit dem Wissen um den
gesellschaftlich-geschichtlichen Prozess der Rolle nähert. Zumal diese Spielweise immer eine
gewisse Distanz zur Rolle erfordert und einen "Draufblick", mit dem ich damals eher
überfordert war.
Wann haben Sie zum ersten Mal in Westdeutschland Brecht gespielt? Was war beim Arbeiten
anders als in der DDR?
Ich habe gar nicht so viel Brecht gespielt. Zum ersten Mal spielte ich in der "Dreigroschenoper"
am Schloßtheater Celle mehrere kleinere Rollen (Filch, Bettler u.a.) und später dann hier in
Pforzheim den Mackie Messer. Der Unterschied in der Arbeit bestand eigentlich mehr in einem
Gefühl meiner selbst. In der DDR prangerten wir mit diesen Stücken ja den Kapitalismus, aus
der Sicht des Sozialismus an und nun war ich ein Teil des kapitalistischen Systems und hatte
eher das Gefühl für dieses System zu arbeiten, als etwas damit bewirken zu können.
Wie war es, jetzt mit Herrn Gersch wieder ein Brecht-Stück zu erarbeiten?
Da Tilman Gersch auch aus der DDR kommt und wir beide (fast gleichaltrig) auch fast
dieselben Erfahrungen im Umgang mit Brecht und auch eine gewisse Distanz zu Brecht haben,
fanden wir sehr schnell eine Sprache, wie wir mit Brecht umgehen wollten. Das hat Spaß
gemacht.
Was ist das Besondere an der Inszenierung? Warum sollten Jugendliche sie sich unbedingt
ansehen?
Dieses Stück sollten sich Jugendliche, so wie auch Erwachsene deshalb unbedingt ansehen, da
es um Krieg geht und um die Mechanismen des Krieges. Man kann daraus viel lernen und
begreifen für sich selbst und für das Leben. Denn es herrscht fast überall auf der Welt Krieg!
Was das Besondere an dieser Inszenierung ist, vermag ich als Beteiligter nicht zu sagen. Ich
glaube, das Besondere ist, dass wir dieses Stück heute und hier in Pforzheim und in dieser Art
und Weise spielen.
Sie spielen die Rolle des Kochs. Kochen Sie selber auch mal gerne?
Ja, ich koche leidenschaftlich gerne und meine Familie und
Freunde sind eigentlich immer begeistert von dem was ich Ihnen
vorsetze (natürlich geht auch mal was schief). Ich kann z.B. einen
wunderbaren Gänsebraten machen mit einer ganz tollen Füllung
(nach einem französischen Rezept).Davon waren bis jetzt immer
alle hin-und weg. Und mein Löffellamm zu Ostern ist der Hit.
Die Fragen stellten Anja Noël und Imke Prill vom Jungen Theater Pforzheim.
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Das Konzept des epischen Theaters
Brecht ist der Begründer des epischen Theaters. Die Theaterstücke, die Brecht als junger Mann
gesehen hatte, waren ihm zu sehr an Unterhaltung und Konsum orientiert. Er wollte mit seinen
Stücken die Zuschauer mit der Realität konfrontieren und zum Nachdenken bringen. Seiner
Meinung nach sollte Theater in erster Linie zur Verbesserung der Gesellschaft beitragen und
nicht nur als reine Unterhaltung dienen. Die Zuschauer sollten sich nicht mit den Figuren auf der
Bühne identifizieren oder Mitgefühl für sie entwickeln. Stattdessen sollten sie ihnen kritisch
gegenüberstehen, ihr Handeln bewerten und aus deren Fehlern lernen. Außerdem legte er
darauf Wert, in seinen Stücken keine individuellen, unabänderlichen Schicksale zu erzählen,
sondern menschenverachtende Strukturen zu entlarven, damit die Zuschauer die Notwendigkeit
einer Humanisierung der Gesellschaft erkennen und beginnen, Krieg und Ausbeutung
entgegenzuwirken.
Die theatralen Mittel, die Brecht für seine neue Form des epischen Theaters einsetzte, werden
unter dem Begriff „Verfremdungseffekt“ zusammengefasst. Verfremdungseffekte sollen den
Zuschauer die illusionäre Vorstellung nehmen, das Geschehen auf der Bühne sei miterlebte
Realität und so verhindern, dass das Publikum die Vorstellung konsumiert, statt sie zu
reflektieren. Auch in der Pforzheimer Inszenierung kommen viele dieser Stilmittel zum Einsatz:

Ansprache des Publikums durch Schauspieler

Musikeinlagen

Verwendung von Spruchbändern oder Texttafeln

Einblendung von Texten, Filmen, Bildern
14
Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder

Eine karge Bühne, wenige Requisiten, unauffällige Kostüme

Das Sprechen in Versen

Schauspieler, die nicht zur Rolle passen

Sehr helle Beleuchtung mit sichtbaren Scheinwerfern

Umbau auf der Bühne bei offenem Vorhang

Das Vorhandensein mehreren Bühnen nebeneinander

Drehscheiben, bewegliche Brücken und Laufbänder

Einzelne, unabhängige Szenen statt strengem Aufbau mit 5 Akten

Offener Schluss
Brecht unterscheidet
traditionelles Theater
episches Theater
illusioniert

Zuschauer
behindert

Urteilsfähigkeit

fördert
Gesellschaftlicher Missstände

Erkennen
Humanisierung der
Gesellschaft

fähig
kein Erkennen 
unfähig

 desillusioniert
http://www.zeitklicks.de/weimarer-republik/zeitklicks/zeit/kultur/theater/das-epische-theater-brecht-undpiscator/ (zuletzt geprüft am 27.11.2015)
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Episches_Theater.html (zuletzt geprüft am 27.11.2015)
Grafik: Interpretationshilfe Deutsch, Bertolt Brecht, Mutter Courage und ihre Kinder, interpretiert von Werner
Winkler, Stark Verlag, 2008
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Alltag im 30jährigen Krieg
Brecht wählte den 30-jährigen Krieg als Projektionsfläche für sein Stück „Mutter Courage und
ihre Kinder“, einen der längste und einer der verheerendsten europäischen Kriege, der weit
über die militärischen Aktionen hinaus das tägliche Leben großer Teile der Bevölkerung in Not
und Chaos stürzte. 30 Jahre lang herrschten in Europa Krieg, Armut, Hunger und Seuchen.
Die großen Heere, die durch Europa zogen, waren vor allem Söldnerheere, für deren
Entlohnung oftmals das Geld fehlte. In den Monaten, in denen die Söldner nicht bezahlt
wurden, mussten sie sich andere Wege suchen, um zu überleben. Dies hatte zur Folge, dass
viele Soldaten die Dörfer und Höfe auf dem Land, an denen sie vorbeizogen, überfielen und
plünderten. Dies wiederum führte dazu, dass viele Landstriche verwaisten, da die Menschen
aus Furcht in die Städte flüchteten. Doch dadurch waren die Städte überfüllt und Seuchen wie
beispielsweise die Pest breiteten sich rasend schnell aus.
Doch nicht alle Menschen in Europa litten unter dem Krieg. Einige Landstriche blieben davon
komplett verschont und Städte wie Hamburg und Amsterdam profitierten von dem Aufschwung
des Handels mit kriegswichtigen Gütern. Während die Bevölkerung immer mehr verarmte und
die einfachen Soldaten verelendeten und verrohten, konnten Geschäftsleute und höhere
Offizieren während des Krieges sehr viel Geld verdienen.
Die einfachen Leute begriffen sich in die göttliche Ordnung eingebunden und sahen keine
Möglichkeit, ihre Lebensumstände zu verändern.
In Brechts Stück wird Krieg nicht erzählt als Abfolge von Handlungen von Fürsten und
Heerführern, die in einem Religions- oder Machtkrieg das Weltengeschick lenken. Die Folgen
für die kleinen Leute rücken in den Fokus. Bei ihnen verläuft der Krieg nicht zwischen
Katholischen und Protestantischen, sondern immer zwischen oben und unten. Brecht eröffnet eine
neue Betrachtungsweise auf die Geschichte und entlarvt damit zugleich die traditionelle
Haltung, den „Blick von oben“. Ein bezeichnendes Beispiel ist Courages Kommentar zur
Beerdigung Tillys. „Er erobert die Welt, das ist ein großes Ziel für einen Feldhauptmann, er
weiß es nicht besser. Kurz, er rackert sich ab, und dann scheiterts am gemeinen Volk, was
vielleicht ein Krug Bier will und ein bisserl Gesellschaft, nix Höheres“. Das Selbstverständnis der
Großen, nichts „Besseres“ als große Taten zu wollen, entlarvt sich vor dem Lebenswillen der
kleinen Leute als sinnloser Kraftakt, der am Leben vorbei geht.
Der barocke Topos der verkehrten Welt erhält eine neue, soziale Deutung: die herrschende
Ordnung ist eine Ordnung der Verschleierung, der Propaganda, der Glaubenskrieg ein Krieg,
der den eigentlichen Krieg, den Bürgerkrieg, verdeckt: die Umkehrung dieser Ordnung stellt sie
wenigstens insofern richtig, als ihre Lügen aufgedeckt werden. Nicht der Mensch ist eine Bestie
und böse veranlagt, sondern die Ordnung ist mangelhaft und deformiert die Menschen zu
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Bestien. Diese Erkenntnis drückt Mutter Courage so aus: „In einem guten Land brauchts keine
Tugenden, alle können ganz gewöhnlich sein, mittelgescheit und meinetwegen Feiglinge“.
Quellen:
Jan Knopf, Brecht Handbuch Theater, Stuttgart 1980
Benigna von Krusenstjern, Hans Medick (Hrsg.): Zwischen Alltag und Katastrophe. Der Dreißigjährige Krieg aus der
Nähe. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001.
Johannes Burkhardt: Der Dreißigjährige Krieg. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1992.
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Spielpraktische Anregungen
Familienaufstellung: Erarbeitung der 1. Szene mit Standbildern
Im Vorfeld ist es hilfreich, schon erste Erfahrungen mit dem Text im Unterricht zu sammeln. So
sollte zunächst die erste Szene in den Blick genommen werden, da diese Wesentliches für ein
Verständnis des Stücks bereitstellt. Zunächst kann diese Szene mit verteilten Rollen vorgelesen
werden. Dann sollen die Schüler in Gruppen Standbilder vorbereiten, aus denen das Verhältnis
der vier Familienmitglieder zueinander deutlich wird (Courage, Eilif, Schweizerkas, Kattrin). Die
Standbilder werden so aufgebaut, dass jeweils ein Schüler eine Figur verkörpert. Die
jeweiligen Figuren werden so hingestellt, dass aus ihrer Haltung und Gestik, eventuell auch
Mimik, deutlich wird, welche Beziehung sie zu den anderen Figuren haben. Nach dem Stellen,
das durch die Gruppe gemeinsam oder durch eine/n Schüler/in geschehen kann, bleibt die
Figurengruppe regungslos stehen, sodass sich gleichsam ein Bild ergibt.
Auswertung
Im Anschluss an das Stellen des Bildes der 1. Szene wird es betrachtet und besprochen.
Nachdem alle Gruppen ihre Interpretation in Form des Standbildes vorgestellt haben, kann in
einer abschließenden Besprechung das Wesentliche zusammengefasst werden.
Anschließend können - ausgehend von der 1. Szene - die zwei unterschiedlichen Rollen der
Courage thematisiert werden: Die Mutter, die ihre Kinder aus dem Krieg heraushalten will
einerseits und andererseits die Händlerin, die mit ihrem Handelswagen dem Krieg
hinterherzieht.
Episches Theater spielen
Mit seinem Straßenmodell erklärt Brecht das Modell „episches Theater“:
„Es ist verhältnismäßig einfach, ein Grundmodell für episches Theater aufzustellen. Bei praktischen
Versuchen wählte ich für gewöhnlich als Beispiel allereinfachsten, sozusagen „natürlichen“ epischen
Theaters einen Vorgang, der sich an irgendeiner Straßenecke abspielen kann: Der Augenzeuge
eines Verkehrsunfalls demonstriert einer Menschenansammlung, wie das Unglück passierte. Die
Umstehenden können den Vorgang nicht gesehen haben oder nur nicht seiner Meinung sein, ihn
„anders sehen“ - die Hauptsache ist, dass der Demonstrierende das Verhalten des Fahrers oder des
Überfahrenen oder beider in einer solchen Weise vormacht, dass die Umstehenden sich über den
Unfall ein Urteil bilden können.
Dieses Beispiel epischen Theaters primitivster Art scheint leicht verstehbar. Jedoch bereitet es
erfahrungsgemäß dem Hörer oder Leser erstaunliche Schwierigkeiten, sobald von ihm verlangt
wird, die Tragweite des Entschlusses zu fassen, eine solche Demonstration an der Straßenecke als
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Grundform großen Theaters, Theater eines wissenschaftlichen Zeitalters, anzunehmen. [...]“
(Quelle: Bertolt Brecht, Die Straßenszene als Grundmodell für episches Theater,1938)
Anregungen:
Teilen Sie Ihre Schüler in 6er-Gruppen ein und vergeben Sie die Personenkärtchen (im
Anhang). Besprechen Sie mit den Schülern die Figurenkonstellation und den Konflikt der 1.
Szene. Nutzen Sie dazu die Schlagworte auf den Kärtchen. Geben Sie Ihren Schülern 10
Minuten Vorbereitungszeit und lassen Sie sie die Szene erst einmal „realistisch“ improvisieren,
als „traditionelles“ Theater. Besprechen Sie nach der Präsentation im Klassenkreis im Anschluss
an jede Szene die verschiedenen Ergebnisse.
Als nächsten Schritt sollen die Schüler ihre Szenen mit Hilfe der Stilmittel des
Verfremdungseffektes in episches Theater umwandeln und diese noch einmal spielen.
Besprechen Sie, was sich geändert hat und welche Auswirkungen sich dadurch ergeben.
Selber Autor sein
Dem Konzept des epischen Theaters liegt die offene Form des Dramas zugrunde. Auch für
„Mutter Courage und ihre Kinder“ ist es ohne weiteres möglich, weiter Szenen dazu zu
erfinden.
Überlegen Sie gemeinsam mit der Klasse, welche Szenen das sein könnte, z. B.
-
Mutter Courage erfährt vom Tod Eiliffs
-
Kattrin trifft auf die Soldaten, die sie verletzen
Eiliff plündert den Bauernhof
Eiliff beim Belobigungs-Festmahl mit den Offizieren
Wie Schweizerkaas zu den Soldaten kommt
Die Szenen können in kleineren Gruppen einstudiert, im Klassenkreis präsentiert und
besprochen werden.
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Wettbewerb „Junge Reporter“
Jugendliche schreiben über ihr Theatererlebnis
Lob oder Tadel, Buh-Rufe oder Standing Ovations - für uns Theaterleute
gehört positive und negative Kritik zu unserer täglichen Arbeit. Die Profis
von der Zeitung schreiben über ihre Eindrücke eine Theaterkritik – und
genau dazu möchten wir Sie und Ihre Klasse nach dem Theaterbesuch
einladen mit dem Wettbewerb „Junge Reporter“. Die besten Artikel
werden auf unserem Theaterblog veröffentlicht. Dank der freundlichen
Unterstützung unseres Födervereins „Bühnenbohrer“ gibt es für den/die
talentierteste/n Nachwuchsjournalisten/in als Hauptpreis ein iPad zu gewinnen. Als zweiten
Preis stiftet unser Kooperationspartner, die Pforzheimer Zeitung, ein Smartphone. Der dritte
Preis ist ein acht+-Jugendabo des Theaters.
Einsendeschluss für den Wettbewerb ist Freitag, der 3. Juni 2016.
Nähere Informationen zum Wettbewerb gibt’s im Anhang und zum Download auf der TheaterWebseite.
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Anhang
Personenkärtchen für szenisches Spiel zum „Epischen Theater“
Mutter Courage
-
Händlerin
Stets begierig auf ein gutes Geschäft
Will ihre Kinder aus dem Krieg
heraushalten
Eilif
-
-
Stumm
Will Eilif zurückhalten
Gehorcht der Mutter
Schweizerkas
Draufgänger
Will gerne Soldat werden
Gehorcht der Mutter
Der Feldwebel
-
Kattrin
Gewohnt zu befehlen
Gerissen, berechnend
Braucht neue Soldaten
Will Eilif als Soldaten
-
Zurückhaltend
Wartet ab, was passiert
Unentschieden
Gehorcht der Mutter
Der Werber
-
Muss unbedingt neue Soldaten
auftreiben
Will Eilif als Soldaten anwerben
Unbeherrscht, temperamentvoll
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Rezensionen zu „Mutter Courage und ihre Kinder“
Datum: Montag, 16. November 2015, Medium: Pforzheimer Zeitung
„Mutter Courage“ am Puls der Zeit
Brechts Theaterdrama vom Leben und Überleben startet in Pforzheim.
Durch Flüchtlinge und die Anschläge in Paris ist der Stoff topaktuell.
WOLFRAM FREY | PFORZHEIM
Ein Theaterstück von Bertolt Brecht, in dem die aktuelle Flüchtlingsproblematik angesprochen
wird und von Bundeskanzlerin Angela Merkel die Rede ist, das kann es doch eigentlich nicht
geben von dem 1956 gestorbenen Schriftsteller. Doch, in der Neuinszenierung eines seiner
bekanntesten Dramen, „Mutter Courage und ihre Kinder“, am Theater Pforzheim ist beides jetzt
der Fall. Natürlich nicht im Originaltext des im 30-jährigen Krieg spielenden und von Brecht
1939 im schwedischen Exil geschriebenen Stücks, wohl aber in der Einrichtung von Regisseur
Tilmann Gersch mit der Dramaturgie von Barbara Wendland und Peter Oppermann. In der
Koproduktion mit dem Theater im Pfalzbau Ludwigshafen, wo die Produktion im Frühjahr
gespielt wird, gibt es eine ganze Reihe weiterer Momente der Aktualisierung, die das im
doppelten Sinne historische Stück an die Gegenwart heranholen.
Auf schreckliche Weise brisant
Ein politisches Stück, das vom Leben und Überleben in Zeiten enthemmter Gewalt und vor dem
Hintergrund von Glaubenskämpfen spielt, ist in diesen Tagen auf schreckliche Weise brisanter
denn je geworden. Intendant Thomas Münstermann bekundete vor dem Beginn der Premiere im
Namen seines Ensembles und der Zuschauer im voll besetzten Haus die Solidarität und
Anteilnahme mit den Opfern des Terrors in Paris und beschwor eindringlich die Kunst als
Antwort auf die bedrückende Barbarei.
Nun gehört es zum Wesen der Theaterkunst von Brecht, dass sie sehr konkret auf politische und
gesellschaftliche Verhältnisse eingeht und dezidiert Stellung bezieht. In den großen Stücken
aber behandelt Brecht letztlich ganz grundsätzliche Themen, was diese Dramen für uns heute in
jedem Fall und mehr denn je relevant macht. Gerade die „Mutter Courage“, in der es ja vor
allem um das Verdienen am und im Krieg geht, ist bei der aktuellen Weltlage von
beklemmender Aktualität.
Tilmann Gersch verzichtet in der Optik völlig auf dergleichen Anspielungen, nähert sich aber im
deutlich bearbeiteten Text stark einem modernen Jargon an. Auch mit Stilformen aus den
heutigen Medien spielt der Regisseur. So greift er zum Beispiel in der Rede des Feldwebels im
ersten Bild die Darstellungsweise eines zeitgenössischen Kabarettisten auf.
Doch die Dramaturgie dieser Inszenierung überzeugt noch mehr durch eine zwingende
Verdeutlichung des epischen Theaters. Das Spiel als Spiel wird immer wieder thematisiert. Der
Wagen der Courage ist hier ein großes Gefährt aus Boxen (die Ausstattung stammt von
Andreas Auerbach), in denen Requisiten und Personal „gelagert“ werden.
Stoff aussagekräftig zugespitzt
Auch das Mittel der Überzeichnung von Personen und Szenen zur Erzeugung von Distanz wird
wirkungsvoll eingesetzt. Nie gibt es kruden Realismus – und doch ist das Spiel sehr handfest
und rigoros. Der Stoff wird in jeder Szene aussagekräftig zugespitzt, was der Aufführung
Spannung und hohe Prägnanz gibt. Auch die Musik erscheint nirgends beliebig und
nebensächlich, sie hat wesentlichen Teil an der epischen Anlage und dient der Untermalung
einzelner Szenen. Das fünfköpfige Ensemble unter Frank Rosenberger macht aus Paul Dessaus
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Kompositionen ebenfalls geschärfte und schmerzlich berührende Ausdrucksmomente im Sinne
einer pointierten Aussage. Das ist Brecht im besten Sinne.
In der Titelrolle überzeugt Joanne Gläsel durch eine absolut unsentimentale, keine
Identifikation zulassende Darstellung der Courage. Sie spielt diese mit Energie und
Ausstrahlung, aber ganz ohne Mitleidsgestus. Fast ohne Worte weiß Konstanze Fischer die
Kattrin mit physisch spürbarer Intensität zur unschuldig Leidtragenden zu machen. Als Eilif spielt
Sergej Gößner seine Virilität effektiv aus, Henning Kallweit agiert mit Leidenschaft als
Schweizerkas. Hans Jörg Krumpholz gibt den Feldprediger mit wohltuender Zurückhaltung,
aber deshalb nicht weniger stark als Figur eines opportunistischen Mitläufers.
Markante Typen zeichnen Jens Peter als Koch und Lillian Huynen als Yvette. Die Fratzen des
Militarismus werden von Tobias Bode und Timo Beyerling einprägsam verkörpert.
Fredi Noel und Antonia Schirmeister ergänzen gekonnt das ausgezeichnete Ensemble.
Datum: Montag, 16. Dezember 2015, Medium: Pforzheimer Kurier
Krieg ist Geschäft - „Courage“ in Pforzheim
Sie ist Marketenderin im Dreißigjährigen Krieg. Doch Anna Fierling führt ein Sortiment wie ein
Discounter im 21. Jahrhundert: leuchtend bunte Textilien, in Folie verpackte Lebensmittel. Auf
ihrem riesigen Wagen stapeln sich Metallkäfige, die an eine Hühnerlegebatterie erinnern,
beladen mit Waren, Kartons und Müll. „Mutter Courage“ schleppt schimmernde Plastiktüten,
verteilt Flyer mit Angeboten. Verbandstoff für Verwundete zu spenden, lehnt sie ab: „Ich hab
auch Abgaben zu zahlen, Steuern, Zinsen, Bestechungsgelder.“
Als Appell gegen Egoismus und als Aufruf, als Einzelner Verantwortung zu übernehmen, hat
Tilman Gersch „Mutter Courage und ihre Kinder“ inszeniert. Das Theater Pforzheim zeigt damit
seit längerer Zeit erstmals wieder ein Stück von Bertolt Brecht, und zwar in Koproduktion mit
den Pfalzbau Büh-nen Ludwigshafen. Mutter Courage macht Geschäfte im Krieg und hält
diesen für ihre Existenzgrundlage, den Frieden hingegen für ein geschäftsschädi-gendes
Ereignis, das schicksalhaft einzutreten droht. „Ohne Krieg gibt’s keine Ordnung“, heißt es auch
in ihrem Umfeld. Verkehrte Welt. Mit ihren Geschäften versucht Mutter Courage allerdings
auch, das Überleben ihrer Kinder zu sichern. Die ungeordnete Masse der Waren auf der Bühne
in Pforzheim lässt sich mit der Masse der Menschen in chaotischen Verhältnissen vergleichen. In
dieser Masse behauptet der Einzelne, ohnehin machtlos zu sein, und lehnt es ab, Verantwortung
zu übernehmen. Die Inszenierung im kaltbunten Bühnenbild von Andreas Auerbach zeigt eine
Welt voller Widersprüche. Wie beiläufig werden aktuelle Bezüge – von Abgasskandal bis
Flüchtlingssituation – hergestellt und häufig provokant-ironisch vorgetragen: „Die Merkel, die
tut mir ja leid“, erklärt Mutter Courage etwa. „Hat gedacht, sie kriegt vielleicht den
Friedensnobelpreis oder so. Und dann scheitert’s am gemeinen Volk.“
Die Schauspieler sowie die Musiker unter der Leitung von Frank Rosenberger liefern eine
geschlossene Leistung. Hervorzuheben sind zwei Frauen: Joanne Gläsel (Foto: Haymann) zeigt
überzeugend die Komplexität der Mutter Courage. Sie setzt sich fürsorglich und tatkräftig für
ihre Kinder ein, nutzt aber den Krieg und das Elend gewissenlos für ihre Geschäfte. Obwohl sie
ihre Kinder verliert, eins nach dem anderen, lernt sie nichts dazu. Der Krieg geht weiter, das
Geschäft auch. Anrührend spielt Konstanze Fischer die traumatisierte stumme Tochter Kattrin.
Sie, die eigentlich nicht sprechen kann, findet im entscheidenden Augenblick ihre Stimme und
zitiert den kürzlich verstorbenen Psychologen und Autor Arno Gruen: „Ich will eine Welt ohne
Kriege.“ Doch ihr Aufschrei kostet sie das Leben.
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Vor der Premiere wandte sich der Intendant des Theaters Pforzheim, Thomas Münstermann, an
das Publikum mit der Frage, ob man angesichts der jüngsten Ereignisse in Paris noch Theater
spielen könne. Seine Antwort: „Jedes Spiel ist ein Beweis unserer Kultur, die wir gegen die
Unkultur der Gewalt setzen. Wir senden Zuspruch, Solidarität und Mitgefühl an die Menschen
in Paris.“
Sibylle Orgeldinger
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
Schreibwettbewerb „Junge Reporter“
Schreib über Dein Theatererlebnis! Bewähre Dich als Nachwuchs-Journalist und gewinne ein
iPad!
Kritisiert zu werden ist manchmal ganz schön hart. Für uns Theaterleute gehört positive und
negative Kritik zu unserer täglichen Arbeit: Die Regisseure kritisieren die Schauspieler, die
Dramaturgen geben den Regisseuren fundiertes Feedback und schließlich äußert sich das
Publikum nach der Vorstellung – manchmal mit Buh-Rufen, manchmal mit Standing Ovations.
Wenn Du eine Vorstellung besucht hast, sind Dir bestimmt auch jede Menge Sachen im Kopf
geblieben, die Du gut fandst oder auch Punkte, die Dir nicht gefallen haben. Die Profis von der
Zeitung schreiben über ihre Eindrücke eine Theaterkritik – und genau dazu möchten wir auch
Dich einladen mit dem Wettbewerb „Junge Reporter“. Die besten Artikel werden in unserer
Theaterzeitung und im Theaterblog (www.jungestheaterpforzheim.tumblr.com) veröffentlicht.
Der/die talentierteste Nachwuchsjournalist/in gewinnt ein iPad. Darüber hinaus gibt es ein
acht+ Abo und Buchpreise abzuräumen. Alle eingesandten Beiträge dürfen sich zur Belohnung
ein kleines Geschenk beim Theater abholen.
Herzlichen Dank an unsere Sponsoren und Kooperationspartner, die Pforzheimer Zeitung und
den Theaterförderverein Bühnenbohrer!
Wettbewerbsbedingungen:
Teilnahmeberechtigt sind alle Schüler, Schülerinnen und Azubis bis 19 Jahren, die in der
Spielzeit 2015/16 eine Vorstellung des Theaters Pforzheim gesehen haben.
Der Wettbewerb startet mit der Premiere von „Tschick“ am 19. September 2015.
Einsendeschluss ist Freitag, der 3. Juni 2016.
Die Beiträge werden als PDF eingereicht an die Mail-Adresse:
[email protected]
oder in Papierform an:
Theater Pforzheim
Theaterpädagogik
Am Waisenhausplatz 5
75172 Pforzheim
Die Wettbewerbsbeiträge müssen folgende Angaben enthalten, damit sie für die Auswertung
weiter bearbeitet werden können:
Name, Adresse, Telefon, Alter, Titel und Datum der besuchten Vorstellung
Anzahl der Worte: mindestens 200 Worte, maximal 800 Worte.
Wer eine Kritik einsendet, erklärt sich damit einverstanden, dass das Theater Pforzheim frei
und kostenlos darüber verfügen kann (insbesondere Abdruck in Publikationen des Theaters und
in der Pforzheimer Zeitung, Veröffentlichung auf dem Theaterblog).
Sie/er erklärt damit auch, dass der Text nirgendwo abgeschrieben oder nacherzählt ist.
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Theater Pforzheim - Materialmappe Mutter Courage und ihre Kinder
So schreibst Du eine Theaterkritik

Am besten machst Du Dir gleich nach dem Schauen des Stücks Notizen.

Anfangen kannst Du damit, welcher Eindruck Dir am stärksten im Gedächtnis geblieben
ist. Was hat Dich am meisten berührt, überrascht, beeindruckt?

Nenne dann den Autor des Stückes. Wenn Du etwas Spannendes über ihn weißt, kannst
Du es hier kurz anmerken.

Gib eine kurze Inhaltsangabe des Stücks.

Nenne den Regisseur. Wie war seine Inszenierung? Welches Thema rückt der Regisseur
in den Mittelpunkt seiner Inszenierung? Was war besonders oder überraschend?
Welche Ausdrucksmittel hat der Regisseur dafür benutzt?

Nenne den Bühnenbildner und den Kostümbildner. Wie waren Bühnenbild und Kostüme?
Waren sie aus unserer Zeit oder aus einer anderen? Was unterschied sie von
„normalen“ Klamotten? Passten Bühnenbild und Kostüme zueinander und zur Aussage
des Stücks?

Wie waren die Darsteller? Welcher Schauspieler hat in welcher Rolle am meisten
geglänzt und warum? Welche Darsteller bewertest Du eher schwach? Warum?

Zusammenfassendes Schlusswort: Wie bewertest Du die Vorstellung insgesamt? Wie hat
das Publikum reagiert? Lohnt sich ein Besuch oder eher nicht? Warum?
So kannst Du die Sache angehen – oder Du machst Dir Deinen eigenen Fahrplan zur
gelungenen Theaterkritik. In jedem Fall steht Deiner Karriere als Theaterkritiker nichts mehr im
Wege. Auf ins Theater und los geht’s!
Bei schriftlicher Abgabe bitte folgenden Abschnitt ausfüllen, abschneiden und mit abgeben
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Alter: __________________
Schule und Klasse:_____________________________________________________________
Adresse: ____________________________________________________________________
E-Mail: ________________________________________
Telefon: ___________________
Titel und Datum der Veranstaltung: _______________________________________________
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