Psalm 16,11a Thema: Der andere Weg

Psalm 16,11a - Der andere Weg zum Leben - 30.08.2015
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Gemeinschaft in der Kirche, Kulmbach
Predigt von Willi Kleinschrodt am 30. August 2015
Text: Psalm 16,11a
Thema: Der andere Weg zum Leben
»Du führst mich«, schreibt David, »den Weg zum Leben.«
»Weg zum Leben« - das ist schon etwas, was wir brauchen. Was Leben wirklich ist, darüber gibt es
viele Diskussionen. Aber dass ausgerechnet bei GOTT der Weg zum Leben ist … Gewiss, theoretisch und
vom Glauben her bejahen wir das schon - irgendwie …
Trotzdem möchte ich fragen:
1. Stimmt das?
»Weg zum Leben«: Ist das tatsächlich der Fall?
In vielen Gegenden der Welt ist es gefährlich, manchmal lebensgefährlich, sich zu Jesus zu bekennen
oder eine Bibel zu besitzen. In der neuesten Ausgabe der Zeitschrift »pro« wird davon erzählt, mit wie vielen Gefahren die Arbeit der Organisation »Open doors« verbunden ist. Die Mitarbeiter versuchen, verfolg te Christen zu unterstützen und Bibeln dorthin zu schmuggeln, wo Menschen sie brauchen, aber nicht bekommen können. Viele Menschen arbeiten anonym mit, in manchen Ländern wird die Bezeichnung »Open
doors« gar nicht verwendet. Das betrifft ja nicht nur die Organisation IS, die zur Zeit viele Schlagzeilen
macht. Auch in vielen anderen Ländern, z. B. Nordkorea oder manchen islamisch geprägten Ländern erleben Christen Druck und Verfolgung, auch gewaltsamen Tod.
Viele Christen bezahlen ihren Glauben an Jesus mit viel Leid, mit Unterdrückung, mit Ausgrenzung,
mit Schmerzen, mit dem Verlust der Heimat und der sozialen Beziehungen, mit dem Leben.
»Du führst mich den Weg zum Leben.« - Tatsächlich? Markus Rohde, der Leiter der deutschen Abteilung von Open Doors, schreibt, dass in den Gebieten, die der IS beherrscht, mehr Menschen zum Glauben
an Jesus finden, als je zuvor. - Also doch?
DAVID, der hier als Autor des Psalms genannt wird, hat oft auf der Flucht vor Saul um sein Leben gefürchtet. Wie kommt er zu einer solchen Aussage?
PAULUS blickt auf sein Leben zurück und schreibt: »Fünfmal habe ich von den Juden die 39 Schläge 1
bekommen. Dreimal wurde ich mit Stöcken geprügelt, und einmal bin ich gesteinigt worden. Dreimal habe
ich Schiffbruch erlitten. Eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See. Ich habe viele Reisen gemacht
und kam in Gefahr durch Flüsse und in Gefahr durch Räuber. Ich wurde bedroht durch mein eigenes Volk
und durch fremde Nationen, kam in Gefahr in der Stadt, in der Wüste und auf dem Meer und auch durch
falsche Brüder. Wie oft ertrug ich Mühsal und Plage und durchwachte ganze Nächte; ich litt Hunger und
Durst und ertrug alle möglichen Entbehrungen; ich fror und hatte nicht genug anzuziehen.« 2
Und das ist ja nicht eine Spezialität des Paulus gewesen. JESUS hat gesagt, dass seine Nachfolger Bedrängnis erleben werden. »Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen.« 3 Am Anfang der
Bergpredigt4 hat Jesus die glücklich gepriesen, die arm sind, die Leid tragen, die weinen, die um seines
Namens willen verfolgt werden, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten. Wie kann man dann sagen:
»Weg zum Leben«?
Kommen wir zu uns selbst. Denken wir nicht manches Mal, dass unser Leben doch noch mehr herge ben müsste, als gerade jetzt? Müsste Gott da nicht mehr machen? Wir haben doch Vorstellungen, wie wir
unser Leben entfalten wollen, haben Ziele, die uns wichtig sind. Müsste nicht Gott uns dabei helfen?
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Geißelung, die auch zum Tod führen konnte. 39 Schläge wurden verabreicht, damit man nicht aus Versehen die
vom Gesetz vorgeschriebene Zahl von 40 überschritt, siehe 5. Mose 25,3. (Anmerkung aus der Neuen evangelistischen Übersetzung)
2. Korinther 11,24-27
Johannes 15,20
Matthäus 5,3ff.
Psalm 16,11a - Der andere Weg zum Leben - 30.08.2015
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Müsste er nicht die Hindernisse beseitigen? Wo er uns doch mit diesen Gaben geschaffen hat? - Und wenn
er das nicht tut, haben wir mit ihm ein Problem.
Habt ihr den Satz auch schon gehört: »Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!«? Sicher brauchen manche Menschen einen solchen Tritt in den Hintern. Aber diesen Satz kann man auch
missverstehen. Gewiss hat Gott uns Begabungen geschenkt. Die können uns helfen, Gottes Weg für uns
zu finden und den Auftrag zu entdecken, den Gott uns zugedacht hat. Aber das ist nicht die einzige Quel le. Vor allem dann nicht, wenn wir meinen, diese Lebensgestaltung müsste uns dann auch Spaß machen,
müsste mit Wohlergehen verbunden sein.
Lasst uns Jesus beobachten. Er hat ganz sicher ein erfülltes Leben gehabt. Er hat Gottes Ziel mit sei nem Leben verwirklicht. In dieser Konsequenz schafft das keiner von uns. Aber das war oft NICHT mit
Spaß verbunden, sondern auch mit Konflikten, mit Distanz, sogar mit Feindschaft, mit Konfrontation und
Ablehnung. - Und es war TROTZDEM der Weg zum Leben, sogar zum ewigen Leben jenseits (tatsächlich:
auf der anderen Seite) des Todes.
Jesus hat uns nicht versprochen, dass sein Weg leicht sei. Aber er führt jedenfalls zum Leben. Nur anders. Darum steht hier auch nicht, dass WIR den Weg finden und Gott uns helfen müsste, ihn zu gehen,
sondern dass ER uns den Weg führt. Und dass er uns einlädt, ihm im Vertrauen zu folgen. Auch dann,
wenn wir Enttäuschungen und Verluste erleben, wenn wir Traumata erleiden und verarbeiten müssen.
2. Jedenfalls: »Weg zum Leben«.
Nur ganz anders, als wir gedacht haben. Gott versteht unter »Leben« die Übereinstimmung mit ihm
und seinem Auftrag. Das führt zu einer Intensität der Lebenserfüllung, von der wir uns keinen Begriff machen.
Wenn Gott den Weg zum Leben zeigt und führt, dann kann ich ihn nicht mehr selbst definieren. Dann
kann ich ihn auch nicht selbst herausfinden. Dann kann ich nicht zuerst fragen: »Was wünsche ich mir?
Was stelle ich mir vor? Was hätte ich gerne?« Sondern dann gilt es zu fragen: »Was willst du? Was stellst
du dir vor? Was willst du aus meinem Leben machen?«
Du kannst keinen anderen Weg zum Leben finden als den, den Gott dir zeigt. Alles andere ist ein
Holzweg. Alles andere ist ein Irrweg.
Es ist tatsächlich eine Frage der Beziehung. Hier steht: »Du« zeigst mir den Weg zum Leben. »Du«
führst mich auf diesem Weg.
Ich finde es immer wieder interessant, welche Wege in Psalm 23 beschrieben werden. Dort heißt es:
»Er führt mich auf rechter Straße zur Ehre seines Namens.« 5 Der nächste Satz lautet: »Wenn ich auch
durchs Tal der Todesschatten wandern muss (ist das AUCH ›die rechte Straße‹?, d. V.), fürchte ich kein
Unglück, denn DU (!) bist bei mir.« Der Wechsel vom »er« zum persönlicheren »du« erfolgt im dunklen Tal
der Todesschatten. Dieses Tal ist also in besonderer Weise »der Weg zum Leben«. Dort wächst das DU,
von dem auch David hier spricht.
Dass ich davon überzeugt bin, dass der Weg Gottes der Weg zum Leben ist, ist eine Frage des Ver trauens. Dieses Vertrauen kann wachsen, es kann auch in meinem Leben wachsen, wenn ich Jesus anschaue und auf ihn höre. Wenn ich SEINEN Weg betrachte und ins Herz fasse. Könnte das nicht stimmen,
was Helmut Blatt in einem seiner Vorträge sagte: »Wir wollen schon ein fruchtbares und ein erfülltes Leben als Christen führen. Wir wollen die tiefere, vertrauensvolle Beziehung zu Gott. Aber wir wollen den
Weg dahin nicht. Wir möchten schon Demut lernen. Aber wir möchten nicht (von Gott) gedemütigt wer den.«
Der Weg mit Jesus, der Weg hinter Jesus her kann ein Weg sein, der Opfer kostet, ein Weg des Verzichtes, ein Weg, auf dem ich Verluste erleide. Danach zu fragen, was mir gut tut, kann eine Möglichkeit
sein, Gottes Weg und Wesen zu erkennen. Es kann aber auch ein Irrweg sein, der mich mit Gott in Wider spruch bringt, weil das, was ich erlebe, mir gerade gar nicht gut zu tun scheint, weil das, was von mir ge fordert wird (auch durch Gottes Reden von mir gefordert wird), mich zu überfordern scheint. Es kann sein,
dass ich das mit meinem Verständnis von einem liebenden Gott nicht zusammenbringe.
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Psalm 23,3
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Ich gebe euch ein Beispiel: Für Kinder ist es wichtig, dass ihre Eltern ihnen Grenzen setzen, dass sie
ihnen an bestimmten Stellen ihren Willen NICHT durchgehen lassen. Das verstehen die Kinder nicht. Oft
fangen sie an zu schreien, weil sie das als eine gute Möglichkeit ansehen, sich durchzusetzen. Aber wenn
sie lernen, dass sie mit Schreien ihren Willen durchsetzen können, werden sie später mit den Frustrationen des Lebens nicht umgehen können. Es tut Kindern NICHT (!) gut, wenn sie immer ihren Willen bekommen. Auch wenn sie das in der Situation überhaupt nicht begreifen.
Glaubt ihr denn, dass es uns ERWACHSENEN gut tut, wenn WIR immer unseren Willen bekommen?
Glaubt ihr, dass es uns weiterbringt, wenn wir das durchsetzen, was uns selbst angemessen scheint?
Glaubst du nicht, dass Gott dir Gutes tun will, wenn er dir Grenzen setzt, wenn er dich dunkle Wege führt,
wenn er dir Anstrengungen und Enttäuschungen zumutet?
Es ist durch Studien nachgewiesen, dass wir durch gute Zeiten am wenigsten lernen. Die Liebe Gottes
lernst du am tiefsten kennen, sie bewegt dein Herz dann am meisten, wenn du sie nicht verdient hast.
Gottes Kraft lernst du am meisten schätzen, wenn du schwach bist. Seine Güte lernst du am tiefsten kennen, wenn du eigentlich etwas ganz anderes erwartet hättest. Du lernst am meisten, auf Gott zu vertrau en, wenn du am deutlichsten erkennst, dass du dich auf dich selbst nicht verlassen kannst. Welche Kraft
der Trost Gottes hat, wie zuverlässig er ist, lernst du am besten im »Tal der Todesschatten«.
Gottes Weg zum Leben (den einzigen Weg zum Leben) lernen wir dann am besten, wenn wir merken,
dass unsere eigenen Wege es nicht gebracht haben, wenn wir glauben, dass das was wir gehen müssen,
doch keine Wege zum Leben sein können, wenn wir denken, dass es (für uns) doch keinen Weg zum Leben mehr gibt.
Henri J. M. Nouwen lernte die Tiefe und den Reichtum von Liebe und Zuwendung nicht kennen während seiner akademischen Laufbahn, während seines Studiums und seiner Lehrtätigkeit, sondern in den
letzten zehn Jahren seines Lebens, als er in eine Lebensgemeinschaft eintrat, in der mit Menschen mit Behinderung und Menschen ohne Behinderung zusammen lebten 6.
Gottes Wege mit uns sind IMMER Wege zum Leben.
3. Zu JEDEM Zeitpunkt: »Weg zum Leben«.
Ich gebrauche wieder ein Bild: Wenn ich ein Ziel erreichen will, brauche ich viele Wegweiser (auch
wenn sie heute manchmal elektronischer Natur sind). Wo Abzweigungen sind, wo man etwas übersehen
kann, wo es mehrere (in etwa gleichwertige) Möglichkeiten gibt, sind Wegweiser nötig. JEDER dieser Wegweiser ist ein Hinweis zum Ziel, JEDE Weisung, die mir das Navi gibt, ist wichtig, um das Ziel zu erreichen.
Wenn an einer Stelle eine fehlt, kommst du nicht an. Eine Weisung ist dann besonders nötig, wenn ein an derer Weg einleuchtender ist, wenn er verlockender, verheißungsvoller, bequemer, leichter erscheint.
An einem Abend im April versuchten wir von Katzwang aus über die A 73 nach Kulmbach zu fahren.
Unsere Freunde versicherten uns, dass es ganz leicht zu finden sei. War es auch - nur hatten wir EINEN
Wegweiser falsch gelesen. EINER genügte - und wir wussten schließlich nicht mehr, wo wir sind. Keine
blasse Ahnung. JEDER Wegweiser ist wichtig.
Gottes Weisungen sind an ALLEN Stellen unseres Lebens NOTWENDIGE Wegweiser zum Leben. »Du
führst mich den Weg zum Leben« - durch ALLE Hinweise, die du gibst, durch alle konkrete Anweisungen.
Ich gebe ein paar Beispiele:
Wenn es um Vergebung geht. Das erscheint uns ja manchmal gar nicht angebracht, einem anderen
zu vergeben. Bei dem, was der gemacht hat! Habt ihr es am Freitag in der Zeitung gelesen? Der sog.
»Bunkermann« wurde verurteilt. Er hatte seinen Geschäftskunden fast in den Ruin getrieben, auch in die
Depression. Der Geschädigte will nun von dem Angeklagten keine Entschuldigung annehmen, er kann
dem Angeklagten nicht vergeben. - Das ist so verständlich. Ich weiß auch nicht, was er erlebt hat. Aber
ich bin überzeugt: Wenn Gott uns sagt, dass wir dem anderen vergeben sollen, dann will er UNS, dann will
er DICH zum Leben führen, DICH entlasten und befreien. - Vor vielen Jahren hielt ich eine Predigt im Gottesdienst in der Klinik Hohe Mark in der Nähe von Frankfurt. Spontan fügte ich einen Passus ein, in dem
ich davon sprach, dass es nötig sein kann, den Eltern zu vergeben, auch wenn sie schon gestorben sind.
Nachher erzählte mir einer der dort tätigen Pfleger: Eine Patientin erkannte, dass sie ihrer Mutter vergeben musste. Das tat sie auch. Einige Tage später wurde sie geheilt entlassen.
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»Daybreak« in der Nähe von Toronto, Kanada
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Wenn es um Partnerschaft geht. Wird da nicht deshalb so viel diskutiert, weil es so schwer erscheint
zu glauben, dass Gott IMMER den Weg zum Leben führt? Muss man da nicht ganz besonders darauf achten, was einem gut tut? Ist nicht DAS das Beste, was mich gerade jetzt glücklich macht? - Gerade dann,
wenn es unbequem ist, wenn es schwerfällt und Opfer kostet, wenn es dich schmerzt, ist es wichtig, auf
Gottes Weisung zu hören und sie zu befolgen. Im Straßenverkehr ist die rote Ampel DANN am Wichtigs ten, wenn du es ganz besonders eilig hast. Und sie steht nicht da, um dich zu ärgern, sondern damit du
lebst.
Gottes Wege sind IMMER Wege zum Leben.
Wenn es darum geht, anderen von Jesus zu erzählen, obwohl mir das schwerfällt. Es erfüllt dich
selbst, wenn du diese gute Botschaft mit anderen teilst. Das ist auch für mich eine große Herausforderung.
Wenn ich zu meinen Fehlern stehen soll, auch vor anderen. Das kann so ermutigen. Und es macht
dich selbst heil, wenn du sagst: »So bin ich.«
Wenn ich bei der Wahrheit bleiben soll, auch wenn sie mir Nachteile bringen könnte.
Gottes Wege sind IMMER Wege zum Leben. Es sind tatsächlich immer Wege.
Ein Weg hat (für mich) nur einen Sinn, wenn ich ihn auch gehe. Ihn nur zu wissen, nützt nichts. Jesus
sagte z. B. »Geht hinein durch das enge Tor!« 7 Er sagte nicht: »Ich zeige euch das enge Tor.« Er sagte
auch nicht: »Wisst, dass es dieses Tor gibt!« Oder: »Bewundert es!« Sondern er sagte: »Geht hinein!«
Das Schwerste ist nicht, die nötigen Schritte zu wissen, sondern sie zu tun. Und sie sind dann am Nötigsten und am Wichtigsten, wenn sie mir am schwersten fallen. Ich sage nicht, dass das Schwere am
ehesten Gottes Weg ist. Sondern dass es wichtig ist, sich von Gott führen zu lassen, ob es leicht oder
schwer ist. »Herr, zu wem sollen wir denn gehen?« sagte Petrus. »DU hast die Worte, die zum ewigen Le ben führen.«8
4. Das müssen auch andere erfahren.
Wenn Gott - und nur er - den Weg zum Leben weiß, ihn zeigt und ihn führt, dann müssen andere das
erfahren. Dann müssen wir, wenn wir diesen Weg kennen, wenn wir von Gott und seinen Fähigkeiten wis sen, anderen Menschen das mitteilen, ihnen das weitersagen und sie zu ihm einladen.
Lasst uns das mit einander üben. Ich kann es auch nicht gut. Ich brauche eure Hilfe. Wir brauchen gegenseitig Hilfe, dass wir Menschen in Liebe begegnen und dass wir ihnen auf eine verständliche Weise erzählen, was unser Leben verändert und erfüllt.
Das geschieht dadurch, dass wir ihnen von dem erzählen, was wir mit Jesus erlebt haben. »DU zeigst
MIR den Weg zum Leben.« Das ist eine ganz tiefe persönliche Erfahrung. Ohne dass ich das selbst erlebt
habe und davon überzeugt bin, kann ich es anderen nicht nahebringen. Da brauchen wir Gebet für einander, Gespräch mit einander, Ermutigung und Ergänzung. Alles fängt damit an, dass ich mir von Gott den
Weg zum Leben zeigen lasse. Dazu gebraucht er manchmal auch andere Menschen, die mich auf Dinge in
meinem Leben hinweisen, die mir entgangen sind und die mich hindern, vertrauensvoll Gott zu folgen.
Ob und mit welcher inneren Haltung wir versuchen, den Kontakt zu anderen Menschen zu suchen, ihnen davon zu erzählen, auf irgend eine Weise missionarisch (im weitesten Sinn) zu arbeiten, zeigt, ob wir
im Herzen glauben, dass Gott den Weg zum Leben zeigt - und niemand sonst.
Aber es ist wichtig, dass wir das lernen, es anderen zu sagen. Denn es gibt keinen anderen Weg zum
Leben als den, den Gott uns führt. Ganz gleich, ob das jemand für sich beansprucht. Wir dürfen und müssen anderen mit Respekt und Wertschätzung begegnen. Aber wir dürfen und müssen auch daran festhalten, dass nur Gott, der lebendige Gott der Bibel und der Vater Jesu Christi den Weg zum Leben weiß und
führt und mitgeht. Es gibt keinen anderen Weg zu Leben - selbst wenn das von anderen als Intoleranz
empfunden werden sollte.
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Matthäus 7,13
Johannes 6,68
Psalm 16,11a - Der andere Weg zum Leben - 30.08.2015
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Eine christliche Gemeinde hat nur dann einen Sinn, wenn sie das tut: Menschen dazu helfen, dass sie
sich von Gott den Weg zum Leben zeigen lassen. Und Menschen dabei unterstützen, dass sie diesen Weg
auch gehen können.
Das gilt zum Einen für die Menschen, die noch nicht da sind, die diesen Weg erst noch entdecken
müssen. Wir brauchen IMMER den Wunsch, es denen zu sagen, die es noch nicht wissen, die es sich viel leicht nicht vorstellen können. Dazu braucht es Interesse für das, was die Menschen leben, was ihnen
wichtig ist, wo sie vielleicht einen lohnenden Weg gesucht, aber noch nicht gefunden haben.
Das gilt zum Zweiten für die, die schon da sind, die vielleicht sogar vor diesem Weg Angst haben, die
ermutigt oder korrigiert werden müssen. In Bibelkreisen, Gesprächskreisen, in Gebetstreffen, Zweierschaften, Dreierschaften. Es geht nicht nur darum, die Bibel zu verstehen. Das ist eine wichtige Voraussetzung. Sondern darum, diesen Weg auch zu gehen.
Ich wünsche es mir und uns allen, dass wir uns diesen Weg zeigen lassen, dass wir ihn auch gehen.
Und dass wir es möglichst vielen anderen weitersagen, wo das Leben zu finden ist.
Schlusszitat:
Mehran musste aus dem Iran fliehen, weil er eine christlichen Hauskirche besucht hatte. Die Journalistin, die davon schreibt, lernt ihn in anlässlich einer Sendung über Konvertiten kennen. »Buchstäblich über
Nacht hatte er seine bürgerliche Existenz in Teheran verloren, sein Geschäft, seine Eigentumswohnung.
Doch nichts sei das im Vergleich zu dem, was er gewonnen habe, sagt er. Er habe die Quelle des Lebens
kennengelernt.«