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Jahresbericht 2015
Beratungs- und Behandlungszentrum
für Suchterkrankungen
Im Dienst.
Am Nächsten.
Seit 1830.
Evangelische Gesellschaft
Beratungs- und Behandlungszentrum
für Suchterkrankungen
Büchsenstraße 34/36
70174 Stuttgart
Telefon: 07 11. 20 54-3 45
Telefax: 07 11. 20 54-3 43
[email protected]
Inhalt
Unsere Themen
Editorial4
Grundinformationen zu unserer Einrichtung 5
Grundversorgung 6
Grundversorgung kompakt 6
Ambulant betreutes Wohnen im eigenen Wohnraum für Suchtkranke Probleme mit Glücksspiel verursachen Probleme mit Geld 9
10
„Was ist denn bitte schön ein Gefühlskalender?“ 11
Aufsuchende Beratung in Haft 13
„Schon vor der Inhaftierung wusste ich, es muss sich etwas ändern …“ 14
Start des Projekts „TrotzAlter: unabhängig, mittendrin“ in Stuttgart-Vaihingen 17
Kurz notiert: Projekt „schwanger und gesund“ ging ins dritte Jahr 18
Ehrenamt 19
Treff Ehrenamt 19
Zwei Jahre Selbsthilfegruppe für Angehörige Glücksspielsucht (SAG) 20
„Lieber Schokoriegel oder Apfel?“ – Erfolgreicher Start einer Selbsthilfegruppe
für Menschen mit problematischem Medienkonsum 21
Rehabilitation 23
Ambulante Rehabilitation und Nachsorge – kompakt 23
Feierabend-Fest 26
STARK SEIN OHNE SUCHT 27
Betriebliche Suchtprävention / Unternehmen 28
Kooperation mit Glücksspielanbietern 28
Gesundheitsförderung in Unternehmen 30
Spielerschutztag 2015 33
Veranstaltungen 35
Veranstaltungsticker35
Auch das noch … 37
Statistik 2015 38
Ausgewählte Daten unserer Arbeit 38
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr 2015 45
Impressum 47
Wir danken allen Förderern und Kooperationspartnern, der Stadt Stuttgart, dem
Land Baden-Württemberg, der Sozialberatung Stuttgart e. V., der Evangelischen
Gesamtkirchengemeinde, den Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern,
dem Diakonischen Werk Württemberg, den Baden-Württembergischen Spielbanken GmbH & Co. KG, der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg,
der Stuttgarter Zeitung, der Baden-Württemberg-Stiftung, den Firmen und sozialen
Einrichtungen, die uns unterstützen und besonders unseren ehrenamtlich Helfenden in den Selbsthilfegruppen der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe und ehrenamtlichen Mitarbeitenden in der Beratungsstelle.
Jahresbericht 2015
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Editorial
Eine spontane Eingebung
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit Geistesblitzen ist das so eine Sache! Geht es Ihnen manchmal auch so, dass
Sie über eine gelesene oder gehörte Formulierung und deren Sinn stolpern? Mir
ging das aktuell so mit dem an einer Beratungsstelle doch häufiger fallenden
Satzfragment:
„… jemandem Gehör schenken …“.
In dieser Formulierung steckt eine ganze Menge. Ich assoziiere damit beispielweise vorurteilsfreies Zuhören, sich Zeit nehmen, etwas von sich hergeben, nicht
wissend was einen erwartet.
Im Jahr 2015 haben wir an unserem Beratungs-und Behandlungszentrum für
Suchterkrankungen mehreren tausend Menschen in Beratungsgesprächen, Gruppenveranstaltungen, Präventions- und Schulungsangeboten Gehör geschenkt.
Nicht immer war das ein einfaches Unterfangen. Die Themen, mit denen wir zu
tun haben sind oftmals „schwere Kost“ wie Trauer, Krisen, schwere Erkrankungen,
psychische Belastungen, schwierige gesetzliche Problemlagen und Weitere.
Doch wie so oft, wenn man etwas schenkt, bekommt man auch wieder etwas
zurück: Spürbare Dankbarkeit, positive Entwicklungen, Gesundung, gute Kooperationsbeziehungen. Auch diese Auflistung ist nicht abschließend.
Es lohnt sich also Gehör zu schenken – für unsere Besucher und uns selbst!
Neu im Jahr 2015 war die Zuordnung des Beratungs- und Behandlungszentrums
für Suchterkrankungen innerhalb der Evangelischen Gesellschaft. Nachdem die
Abteilung „Dienste für Beratung, Behandlung und Prävention“ aufgelöst wurde,
sind wir nun Teil der „Dienste für seelische Gesundheit“ im Vorstandbereich von
Herrn Jürgen Armbruster und in der Abteilung von Herrn Friedrich Walburg. Es
zeigt sich bereits jetzt, dass durch die neue Zuordnung das Thema „Sucht und
psychische Erkrankung“ eine gewichtigere Rolle erhält.
Ein herzlicher Dank gilt ganz besonders allen, die uns im Jahr 2015 unterstützt
haben: den Förderern, Kooperationspartnern, den Ehrenamtlichen und den
Kolleginnen und Kollegen.
Ihnen danke ich für Ihr Interesse und wünsche, dass Sie über so manche Formulierung in unseren Jahresberichtsartikeln – im positiven Sinne – stolpern, gute
Geistesblitze und viel Freude beim Lesen!
Sascha Lutz
Bereichsleiter
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Jahresbericht 2015
Grundinformation
Grundinformationen unserer Einrichtung
Name der Einrichtung:
Beratungs- und Behandlungszentrum für Suchterkrankungen
Straße: Büchsenstraße 34/36
Postleitzahl/Stadt:
70174 Stuttgart
Telefon: 07 11.20 54-3 45
Fax:
07 11.20 54-3 43
E-Mail-Anschrift:
[email protected]
Homepage:
www.eva-stuttgart.de
Telefonzeiten im Sekretariat:
Montag 9 – 12 Uhr und 13 – 16.30 Uhr
Dienstag 13 – 16.30 Uhr
Mittwoch, Donnerstag 9 – 12 Uhr und 13 – 16.30 Uhr
Freitag 9 – 12 Uhr und 13 – 15 Uhr
Spätere Termine nach individueller Vereinbarung
Offene Sprechstunde:
mittwochs 15 – 17 Uhr
Unsere Arbeitsbereiche:
Arbeitsbereich 1:
Grundversorgung
Arbeitsbereich 2: Ambulante Rehabilitation und Nachsorge
(mit Nachsorgewohngemeinschaft)
Arbeitsbereich 3:
Gesundheit Unternehmen Glücksspiel
(Organisationsberatung)
Jahresbericht 2015
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Grundversorgung
Grundversorgung kompakt – Aussagen über Qualität und Quantität
„Es ist schon ein Wahnsinn, was in einem Jahr an einer Beratungsstelle für
Menschen mit Suchtproblemen alles passiert!“ … hörte ich mich laut sagen,
als ich die Zusammenstellung der einzelnen Angebote für den folgenden Bericht
tätigte.
Genauer gesagt und vielleicht fachlicher präziser ausgedrückt bieten wir qualitativ hochwertige Angebote für eine Vielzahl von hilfesuchenden Menschen an.
Über die Qualität zweier unserer Angebote -die Alkoholorientierungsgruppe
(1 Durchgang / 8 Personen) und die Spielerorientierungsgruppe (28 Personen
von Juni bis August) – haben wir uns 2015 anhand von Kundenbefragungen ein
Bild gemacht.
Dabei interessierten uns vor allem Fragestellungen der Zugangswege zu unserer
Stelle, der Organisation der Angebote, der Qualität in der Gestaltung und Möglichkeiten der Verbesserung. Ein weiterer Teil der Fragen versuchte die Auswirkungen auf die Veränderungszuversicht der Teilnehmenden im Rahmen der
Gruppenteilnahmen abzubilden.
Auffallend, aber nicht mehr überraschend war, dass die Gruppenteilnehmenden
entweder über das Internet (speziell die eva-homepage) oder über persönliche
Kontakte (Umfeld, Arzt, andere Beratungsdienste oder Institutionen) auf unsere
Angebote aufmerksam wurden. Generell wurde uns eine gute Erreichbarkeit
bescheinigt. Deutlich wurde auch, dass die innere Unentschlossenheit der
Personen ebenfalls dazu beiträgt, dass sie verspätet Kontakt zu uns aufnehmen.
Die Organisation der Gruppen stieß ebenso auf positive Resonanz wie der Ablauf
der einzelnen Veranstaltungen. Hierbei profitierten die befragten Personen sehr
stark vom Austausch mit ebenfalls Betroffenen und von den psychoedukativ
gestalteten Informationen zur Thematik. Sehr auffällig und erfreulich war bezogen
auf beide Angebote, dass sich bei den Teilnehmenden die Änderungszuversicht
Die qualitativen Aspekte unserer
hinsichtlich des Problemverhaltens durch die Gruppen merklich verbessert hat.
Grundversorgung wurden anhand
Aus wissenschaftlichen Untersuchungen ist hinlänglich bekannt, dass diese
einer Kundenbefragung überprüft
Änderungszuversicht sehr bedeutsam ist für eine tatsächliche Verhaltensänderung. Die Ergebnisse sind insgesamt sehr erfreulich und machen Mut für weitere
Verbesserungen.
Neben den Kundenbefragungen haben wir die Qualität unserer Arbeit erneut
überwachen lassen. Seit mehreren Jahren nehmen wir an einer DIN-EN ISO
9001:2008 - Zertifizierung teil und haben sowohl das erforderliche eva-interne
Audit, als auch das von der Firma EQ Zert durchgeführte externe Audit erfolgreich
bestanden.
Es ist uns neben den qualitativen Aspekten natürlich auch wichtig, weiterhin ein
differenziertes Versorgungsangebot vorzuhalten. Dieses hat sich im Gegensatz
zum Vorjahr nochmals erweitert. Hier ein schematischer Überblick über ausgewählte Dienstleistungen unseres Beratungs- und Behandlungszentrums, die wir
der Grundversorgung zuordnen:
Alkoholorientierungsgruppe (ALKOG): Dieses mit 7 modularen Themenschwerpunkten gestaltete Gruppenangebot bietet Menschen mit Alkoholpro-
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Jahresbericht 2015
Grundversorgung
Die Angebotspalette im Rahmen der
blemen Informationen und Orientierungshilfe und kann auch eine geeignete
Grundversorgung wurde erweitert
Vorbereitung auf eine weiterführende Behandlungsmaßnahme darstellen.
Insgesamt nahmen im Jahr 2015 an den 5 gemachten Durchläufen 43 Personen
teil. 29 haben die Gruppe dann regulär abgeschlossen. Im Durchschnitt kamen
7,4 BesucherInnen pro Gruppenabend.
Spielerorientierungsgruppe (SPOG): Im Gegensatz zur ALKOG ist die Spielerorientierungsgruppe eine niedrigschwellige Gruppe für Menschen mit Glücksspielproblematiken, an welcher ohne Voranmeldung teilgenommen werden kann. Im
Jahr 2015 orientierten sich hier 100 unterschiedliche Personen. Der durchschnittliche Besuch war 8,4 Personen pro Gruppenabend.
Tabakentwöhnung Rauchfrei!: Unser Gruppenangebot zur Tabakentwöhnung
erreichte 2015 fünf unterschiedliche Personen. Zudem wurde in einem Fall eine
Einzelentwöhnung durchgeführt.
Informationsgruppe für Jugendliche und junge Erwachsene. Diese von
unserem Honorarmitarbeiter Oliver Lutz angebotene Gruppe dient der zielgerichteten Überführung in die von ihm ebenfalls angebotene abstinenzorientierte
„Selbsthilfegruppe für junge Erwachsene“. Hier werden keine Teilnehmerzahlen
erhoben.
TrotzAlter: Zu diesem neuen im Jahr 2015 begonnenen Projekt lesen Sie unseren Extraartikel.
Freundeskreisgruppe für Seniorinnen und Senioren: Eine unter dem Dach
des eva-BBS angebotene von Herr Roland Taube ehrenamtlich geleitete Selbsthilfegruppe für Seniorinnen und Senioren.
Spielerselbsthilfegruppe und Spielergruppe: Sind unter dem Dach des BBS
angebotene, ehrenamtlich geleitete, freie Selbsthilfegruppen geleitet von Volker
Brümmer und Ibrahim Weber. Es werden von uns keine Teilnahmezahlen erhoben.
Medienselbsthilfegruppe: Am 22. 09. 2015 startete unsere neue Selbsthilfegruppe für Menschen mit problematischem Medienverhalten. Hier haben wir
Neuland betreten und es zeichnet sich ab, dass sich die Gruppe stabilisiert und ein
dauerhaftes Angebot werden kann.
Informationsgruppe von Frauen für Frauen: Ebenfalls eine freie Selbsthilfegruppe des eva-BBS unter Leitung von Frau Gudrun Hänchen.
Angehörigen-Work-Shop Alkohol am 31. 07. 2015: es nahmen 12 Personen
teil (davon 5 Männer und 7 Frauen).
Jahresbericht 2015
7
Grundversorgung
Das Teilhabeprojekt
Themenzentrierte Angehörigengruppe (TAG) für Angehörige von Glücks-
wurde auch 2015 weitergeführt
spielenden: Dieses modular gestaltete Angebot wurde 2015 einmalig mit
7 Personen durchgeführt.
Selbsthilfegruppe für Angehörige von Glücksspielenden – dazu lesen Sie
unseren Extraartikel.
Offener Gesprächskreis: Der Offene Gesprächskreis (im Rahmen des Teilhabeprojektes) ist ein zieloffenes Gruppenangebot für Menschen mit langjährigem
problematischem Alkohol- und Medikamentenkonsum. 49 unterschiedliche Personen nahmen 2015 an dem Angebot teil. Im Durchschnitt kamen 6,3 Personen
pro angebotenen Gruppenabend.
Offene Ohrakupunktur: Dieses Angebot findet jeweils donnerstags von
16 – 17 Uhr statt und erreichte 2015 19 verschieden Personen.
Suchtberaterische Versorgung im Johannes-Falk-Haus: Das Angebot wird
regelmäßig seit Oktober 2014 von unserer Honorarmitarbeiterin Hannah Nägele
vorgehalten.
Offene Sprechstunde: Unsere Offene Sprechstunde (mittwochs 15.00 – 17.00 Uhr)
wurde 2015 von 218 Personen als erste Anlaufmöglichkeit zur Beratung genutzt.
Offene Sprechstunde im Furtbachkrankenhaus: Wir bieten in Kooperation
mit dem Furtbachkrankenhaus dort zweimal monatlich eine Suchtsprechstunde
an. Diese nahmen im Jahr 2015 15 Personen in Anspruch. Auch stellten wir das
Angebot im Rahmen einer internen Fortbildung den ärztlichen, psychologischen
und sozialdienstlichen Mitarbeitenden vor.
Fortgesetzt haben wir auch das vom Diakonischen Werk Württemberg finanzierte
Teilhabeprojekt, über welches wir ausführlich im Jahresbericht 2014 berichteten.
Die Ergebnisse haben wir dann auch in der beim Online-Infodienst PARTNERschaftlich des Gesamtverbandes für Suchtkrankenhilfe (GVS) Ausgabe 1/2015
veröffentlicht (http://www.sucht.org/angebote/publikationen/partnerschaftlich-archiv).
„Schon ein Wahnsinn, was so in einem Jahr an einer Beratungsstelle alles
passiert.“
8
Sascha Lutz
Jahresbericht 2015
Grundversorgung
Ambulant betreutes Wohnen im eigenen Wohnraum für Suchtkranke
Seit ich in der Suchtarbeit tätig bin, war ich eher unzufrieden mit unseren Möglichkeiten, langjährig suchtkranke Menschen gut zu betreuen und sie in ihren
Zielen hin zu einem gesünderen Leben zu unterstützen.
In der Beratung gab es oft nicht genug Zeit für eine enge Anbindung, Hausbesuche waren nur selten möglich, die ambulante Rehabilitation mit dem klaren
Abstinenzanspruch doch oft eine Überforderung.
Durch die Öffnung der Hilfen nach § 53 SGB XII für Menschen mit einer Suchterkrankung im Jahr 2015 haben wir nun die Möglichkeit intensivere Unterstützung
anzubieten.
Nach einem zugegebenermaßen aufwändigen Antrags- und Bewilligungsverfahren können wir vom BBS als Unterteam des sozialpsychiatrischen Wohnverbundes Klienten je nach Bedarf einmal wöchentlich bis zu täglich in ihrem Leben
unterstützen und begleiten.
Dies bietet große Chancen für eine für uns neue Form der therapeutischen SuchtAmbulant betreutes Wohnen
als neues Angebot im BBS
und lebenspraktischen Sozialarbeit. Gleichzeitig löst diese ungewohnte Arbeitsform bei uns MitarbeiterInnen auch Unsicherheiten aus.
Konkret konnten wir im Jahr 2015 einen Klienten begleiten und haben mehrere
Klienten und Klientinnen in passende Angebote in Wohnortnähe vermittelt.
Für das Jahr 2016 haben wir uns für diesen Arbeitsbereich eine deutliche Ausweitung vorgenommen. Spannend was sich da alles neu entwickeln wird.
Wolfgang Haag
Dankenswerterweise hat uns Herr Marcus Riedel einen Bericht über seine Betreuung nach §53 SGB XII geschrieben:
Eine wachsende Beziehung ist Voraussetzung für eine gut funktionierende
Was mir die Betreuung bringt:
Betreuung
„Durch die regelmäßigen Termine habe ich eine Struktur. Mit der Zeit ist
ein Vertrauensverhältnis entstanden, so dass ich Herrn Haag auch während
einer Krise in meine Wohnung lasse.
Was ich noch als sehr positiv empfinde ist die Unterstützung bei auswärtigen Terminen zum Beispiel beim Orthopädiemechaniker, da wir die Möglichkeit haben mit dem Auto zu fahren.
Und wenn es mir nicht so gut geht, dass Herr Haag dann einen Hausbesuch
möglich macht. In dem ersten Jahr der Betreuung habe ich an Stabilität gewonnen und freue mich auf eine weitere Zusammenarbeit mit Herrn Haag.“
Jahresbericht 2015
Marcus Riedel
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Grundversorgung
Probleme mit Glücksspiel verursachen Probleme mit Geld
•Das Projekt ist zunehmend
ausgelastet
Projekt: „Schuldnerberatung in der ambulanten Beratung
und Behandlung bei Glücksspielproblemen“
Es ist beinahe eine Binsenweisheit, dass Menschen, die Probleme mit ihrem
Glücksspielverhalten haben in der Folge auch Schwierigkeiten mit ihren Finanzen bekommen und Schulden machen. Dazu gehören unter anderem Schulden
durch Kredite, nicht bezahlte Rechnungen, Mietrückstände, Privatschulden und
weitere.
Diverse wissenschaftliche Untersuchungen weisen diese Schuldenlast nach. Je
nach Untersuchung sind nur 10 – 20 % der befragten Glücksspieler ohne Schuldenlast, etwa 50 – 70 % weisen Schulden zwischen 2 000 und 25 000 Euro auf.
Die restlichen Personen liegen bei einer Schuldenlast (weit) über 25 000 Euro. Es
ist deshalb erforderlich, die Angebote von Suchtberatung und Schuldnerberatung
eng zu verzahnen.
Aus diesem Grund haben wir am 15. 02. 2015 gemeinsam mit der Zentralen
Schuldnerberatungsstelle (ZSB) ein Kooperationsprojekt gestartet. In diesem
sollen Klientinnen und Klienten des BBS einen zügigen und fachlich qualifizierten Zugang zu Angeboten der Schuldnerberatung erhalten und durch einen
engmaschigen Austausch der Fachstellen sich die einzelne Beratungs- und Vernetzungsqualität noch weiter erhöhen. Das Projekt wird gefördert vom Diakonie
Spendenfond.
Konkret sieht das so aus: Der Berater der ZSB bietet immer donnerstags feste Beratungstermine im BBS an. Die Vermittlung der Klientinnen und Klienten
Die enge Verzahnung zwischen
geschieht jeweils durch die beratenden Mitarbeitenden im BBS. Im BBS gibt es
Suchthilfe und Schuldnerberatung
einen Projektkoordinator. Die Beratungsarbeit umfasst das Angebot von Einzel-
ist für Personen mit Glücksspiel-
terminen (Existenzsicherung, Motivationsberatung, Entschuldung, Einleitung von
problemen hilfreich
Insolvenzverfahren). Zudem ist der Schuldnerberater kollegial beratend für das
Team des BBS tätig (kollegiale Beratung, Fallbesprechungen) und war in Gruppenangebote für Angehörige (Themenzentrierte Angehörigengruppe Glücksspiel / TAG bzw. Selbsthilfegruppe für Angehörige von Glücksspielabhängigen /
SAG) aber auch in der Selbsthilfe für Betroffene (Selbsthilfegruppe für Glücksspieler) jeweils themenbezogen eingebunden.
Im beraterischen Einzelangebot wurden im Projektzeitraum 15. 02. – 09. 10. 2015
(Auswertungstermin und Koordinierungstreffen) von 23 unterschiedliche
Klientinnen und Klienten 50 Termine wahrgenommen (bei 70 belegten und
84 bereitgestellten Terminen). Etwa 2/3 aller Termine werden also genutzt, was
für eine gute Auslastung spricht. Zu beobachten war, dass die Auslastung im
Projektverlauf deutlich zugenommen hat. In dringenden Einzelfällen wurden auch
Klientinnen mit anderen suchtbezogenen Störungsbildern des BBS ins Projekt
aufgenommen. Die Wartezeiten bis zu Erstgesprächen im Projekt sind minimal
eine und maximal 4 Wochen.
Das Projekt wird von allen Projektbeteiligten und den Klientinnen und Klienten
als sinnvoll, zügig, effektiv und hilfreich erlebt. Das Projekt soll auch in 2016 weitergeführt werden.
10
Sascha Lutz
Jahresbericht 2015
Grundversorgung
Was ist denn bitte schön ein Gefühlskalender?“
Ein neues Angebot für Menschen mit
einer Borderline-Persönlichkeitsstörung
und Sucht
In den vergangenen Jahren stellten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BBS
fest, dass die Anzahl der Patienten mit einer Doppeldiagnose, hier insbesondere
einer Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS) zunehmen. Die gleiche Erfahrung
machten die Kolleginnen der Borderline Informations- und Kontaktstelle (BIKS).
Hier suchte ein hoher Prozentsatz der Klienten Beratung, die neben der BPS ein
auffälliges Konsum- oder pathologisches Suchtverhalten zeigen.
Für BPS Betroffene gibt es seit 2009 das STEPPS Trainingsprogramm – Systematic Training for Emotional Predictability & Problem Solving, was soviel heißt wie
„Emotionale Stabilität und Problemlösen systematisch trainieren“. Im STEPPSTraining werden Fertigkeiten vermittelt, die es den Betroffenen ermöglichen mit
belastenden Verhaltenskomponenten der BPS einen reflektierten und bewussten
Umgang zu finden.
Das veränderte Gruppenkonzept
Ziel und Aufbau des Programms ist die systematische Erarbeitung der folgenden
ist bundesweit einmalig
drei Teilbereiche innerhalb von 20 Wochen.
1. Die Krankheit erkennen und annehmen
2. Den Umgang mit Emotionen trainieren (Fertigkeitentraining)
3. Verhaltenstraining mit Schwerpunkt auf das Suchtverhalten
Durch das gesamte Programm zieht sich als begleitendes Arbeitsmittel der
sogenannte „Gefühlskalender“. Mit fortscheitendem Training wird dieser immer
differenzierter von den Teilnehmern bearbeitet und wöchentlich einer davon
exemplarisch in der Gruppe besprochen. Der Gefühlskalender hilft den Betroffenen Situationen im Alltag zu beobachten und zu erkennen, welche Auslöser
zu einem erhöhten emotionalen Spannungszustand führen. Durch diese Art der
Selbstbeobachtung entsteht ein breiteres Bewusstsein für Gefahren die zu dysfunktionalem Verhalten, in unserem Falle zum Konsum, führen können.
Jahresbericht 2015
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Grundversorgung
Ein Gefühlskalender aus der 3. Sitzung,
vorgestellt von Frau T.
Am Anfang des Gefühlskalenders steht immer das auslösende Ereignis. Dies kann
auch eine Situation sein die einer Krise unmittelbar vorausgeht und zu einer
hohen emotionalen Anspannung führt.
Situation: „Zugfahrt mit Kindern zum Familienbesuch in einer überfüllten Bahn,
die reservierten Sitzplätze sind durch andere Fahrgäste belegt.“
Daraufhin folgt die detaillierte Benennung der Gefühlslage (Gefühle)
zur entsprechenden Situation.
Gefühl: „ Ich war genervt, erschöpft, frustriert, hilflos. Ich fühlte mich eingeengt,
ich war enttäuscht und resignierte. Der Spannungsgrad war hoch.“
Es folgt die Beschreibung der körperlichen Empfindungen die in der Situation
wahrgenommen wurden und zeitgleich mit den Gefühlen abliefen.
Körperliches Empfinden: „Mir wurde heiß! Engegefühl in der Brust.“
Die Gedanken, die während der hohen Anspannung auftreten, werden danach
Der Gefühlskalender ist bei regel-
beschrieben, ohne sie zu bewerten, zu analysieren oder zu hinterfragen.
mäßigem Einsatz ein sehr wirksames
Gedanke: „Bin ich im richtigen Abteil? Wieso wieder mir, für jeden soll ich mir
Instrument
den Arsch aufreißen. Ich will sie nicht unter Druck setzen, dass sie die Plätze frei
machen, wir fahren ja nur 1 1/2 Stunden. Die beschissene Bahn. Mit der fahr ich
nie wieder. Jetzt könnte ich etwas trinken.“
Der nächste Schritt sieht vor, unbewusst ablaufende Muster, auch Schemata genannt, bewusst zu erfassen und den Gedanken sowie der Situation zuzuordnen.
Schemata: Minderwertigkeit, Unterwerfung, Misstrauen, Emotionale Entbehrung
Meist erfolgen auf unbewusst ablaufende Muster reflexartige Handlungen, diese
können zunächst nur ein Impuls darstellen, aber auch ausgeführt werden.
Handlungsimpulse: „Sich der Situation ergeben und unfähig zur aktiven Handlung. Dadurch Gefühle der Wut war der Impuls vorhanden, die Fahrgäste forsch
vom Platz zu verweisen. Gerne hätte sie etwas getrunken.“
Der letzte Teil des „Gefühlskalenders“ sieht die Beschreibung des Verhaltes vor,
das tatsächlich in der entsprechenden Situation gezeigt wurde.
Verhalten: Mehrmaliger Versuch herauszufinden, ob es wirklich das richtige
Abteil ist, auch durch Nachfragen beim Schaffner. Durch Einmischen anderer
Fahrgäste regelte sich das Platzproblem weil im gleichen Waggon noch andere
Plätze nicht belegt waren.
Die differenzierte Darstellung brachte für die Klientin Klarheit über ihre immer
wiederkehrenden Reaktionsmuster. Erfahrbar wurde für sie, dass sich mit der
„Fertigkeit der Kommunikation“ die Situation rasch aufgeklärt hätte und dadurch
auch der emotionale Spannungsgrad reguliert worden wäre.
12
Jahresbericht 2015
Grundversorgung
Im Verlauf des Trainings wird die gemeinsame Besprechung der Gefühlkalender
intensiver, persönlicher und umfangreicher. Die Klienten lernen sich im Austausch
zu spiegeln und unterstützen sich im Prozess des Erkennens unbewusster Vorgänge gegenseitig. Der Fokus liegt darauf, frühzeitig die eingeschliffenen Muster
zu unterbrechen und dysfunktionales Verhalten zu vermeiden.
Barbara Waibel + Magdalena Werner
Anmerkung: Die gemeinsame STEPPS Trainer-Ausbildung der beiden Kolleginnen und der Umstand, dass sie sich am Arbeitsplatz regelmäßig begegneten,
führte zu der Idee in Kooperation des BBS und BIKS eine STEPPS Gruppe anzubieten. Das Konzept von STEPPS ermöglicht es, Schwerpunkte im sogenannten
Verhaltensteil zu setzen und so lag es nahe eine Gruppe für „Emotional instabile
Persönlichkeiten mit auffälligem Konsumverhalten“ anzubieten. Zwischenzeitlich
stellte sich durch Kontakt zum STEPPS Dachverband heraus, dass diese Kooperation die erste STEPPS Gruppe mit Blick auf Doppeldiagnose bundesweit darstellt.
Dies wird vom Dachverband interessiert verfolgt und unter den regionalen Institutionen lässt sich aufgrund des steigenden Interesses feststellen, dass bereits ein
gewisser Bekanntheitsgrad und hohe Nachfrage für dieses Angebot vorhanden
sind.
Aufsuchende Beratung in Haft
Für Menschen mit einer Alkohol-
Insgesamt wurden 93 Personen beraten, die sich mit ihrem Suchtmittelkonsum
und Glücksspielproblematik ist einen
auseinandersetzen wollten. 77 davon wurden längerfristig betreut, bei 16 Klien-
Therapievermittlung aus der JVA
ten genügte ein einmaliges Gespräch zur Abklärung.
weiterhin schwierig
Im Berichtsjahr konnten 5 Klienten aus der Haft in Entwöhnungsbehandlungen
vermittelt werden, bei einigen Klienten waren die Vorbereitungen fast abgeschlossen, die konkrete Vermittlung konnte dann aufgrund Verlegungen in
andere Haftanstalten von den dort zuständigen Kollegen in Kooperation abgeschlossen werden.
Die Infogruppe für Jugendliche unter 21 Jahren, die wir mit Release U21 zusammen durchführen, fand 10 Mal statt. Insgesamt haben 71 Personen teilgenommen, 26 davon haben sich dann zur Beratung bei Release und eva angemeldet;
d. h. dass dieses niederschwellige Angebot nach wie vor gut angenommen wird.
Jahresbericht 2015
Werner Breitschmid
13
Grundversorgung
„Schon vor der Inhaftierung wusste ich, es muss sich etwas ändern…“
Glücksspielsucht kann hohen Beschaffungsdruck erzeugen
Herr D. wandte sich im Juli 2015 in der JVA Stuttgart während seiner U-Haft an
die BeraterInnen der aufsuchenden Suchtberatung für Alkohol und Glücksspiel
der evangelischen Gesellschaft.
Er meldete sich mit der Begründung an, dass sein Haftprüfungstermin ergeben
hatte, dass sein Richter großen Wert auf eine suchtberaterische Abklärung legt.
Diese erstmal vage formulierte Anfrage auf einem Antragzettel der JVA ergab
dann einen spannenden und in meinen Augen erfolgreichen Beratungsprozess.
Inhaftiert wurde Herr D. wegen Überweisungsbetrug in über 20 Fällen, welche in
Zusammenhang mit seiner Glücksspielproblematik stehen. Er war in seinem Ausbildungsbetrieb von der Polizei festgenommen und in Handschellen abgeführt
worden.
Am Ende war es ihm nicht mehr möglich gewesen sein Spielen zu verheimlichen
und er hatte versucht die massiven Verluste durch die Betrugsdelikte auszugleichen. Er hatte über seine Mutter von der aufsuchenden Beratung in der JVA
erfahren, da „man so etwas nicht von den Beamten erfährt“.
Kurz darauf fand ein erstes Gespräch statt und es wurde klar, dass Herr D.‘s
bisheriges Glücksspielverhalten sowie seine juristische Situation für eine Therapievermittlung sprachen.
14
Jahresbericht 2015
Grundversorgung
Eine Veränderung des Verhaltens kann
Im weiteren Verlauf stellte sich heraus, dass Herr D. durch das ständige Lügen
mit geeigneter Unterstützung gelingen
und heimliche Spielen erheblichen Leidensdruck entwickelt hatte. Die negativen
Konsequenzen seines Spielverhaltens überwogen den Kick und das Glücksgefühl, welches er beim Spielen an Automaten hatte, schon lange.
Während seiner sechsjährigen Glücksspielgeschichte hatte besonders die Beziehung zu seinen Eltern und seiner festen Freundin gelitten. Er formulierte, dass er
„[…] schon vor der Inhaftierung wusste, es musste sich etwas ändern. Ständig mit
Lügen zu leben und alle mir wichtigen und nahe stehenden Personen anzulügen geht auf Dauer nicht gut. Vor allem merken Personen, die einen gut kennen,
dass etwas nicht stimmt obwohl man es selber nicht so wahrnimmt.“
Herr D. formulierte dann recht schnell Ziele, die er mittels der Beratung und der
darauffolgenden Therapie verfolgen wollte.
„Das wichtigste Ziel für mich ist in erster Linie für immer spielfrei zu bleiben.
Meine Ausbildung zu beenden und meine Schulden, die durch meine Spielsucht
entstanden sind an meine Eltern zurück zu zahlen. Diese haben mich während
der gesamten Zeit, also während meiner Inhaftierung und auch danach finanziell und auch sonst in allen Dingen unterstützt – ebenso wie meine Freundin.“
Ich begann mit Herrn D. in der U-Haft eine Antragstellung für eine Rehabilitation
für Glücksspielabhängige und arbeitete mit ihm auf die bevorstehende Gerichtsverhandlung hin. Zeitgleich besuchte Herr D. die Therapievorbereitungsgruppe,
welche wöchentlich von uns in der JVA Stuttgart angeboten wird. Die Gruppe
half ihm sich selbst in der Gruppensituation zu erleben und durch das Gespräch
mit den anderen Teilnehmern „den Willen zu entwickeln spielfrei zu bleiben und
zu wissen, dass man nicht der Einzige ist, der ein Problem hat. Sondern, dass es
auch andere Leute mit Suchtproblemen gibt und mit ihnen zu reden, was sie für
Erfahrungen und Schwierigkeiten haben und wie sie damit umgehen.“
Zu Herrn D. ‘s Glück blieb sein Ausbildungsplatz während seiner U-Haft erhalten
und der zuständige Richter stimmte zu, Herrn D. mit einer Therapieauflage und
einem gut formulierten Behandlungskonzept seitens unserer Beratungsstelle mit
einer Bewährungsstrafe zu entlassen.
Zuverlässig und zudem spielfrei nahm Herr D. vier Tage nach seiner Verhandlung
seinen ersten Termin im Beratungs- und Behandlungszentrum wahr. Ich wollte
mit ihm prüfen, welche Therapieform für ihn geeignet ist. Die Auswahl der Therapieform hatte ich in Absprache mit ihm absichtlich offen gelassen, da Herr D.
gerne eine ambulante Rehabilitation antreten wollte. Hierfür war es wichtig, dass
Herr D. sich im Kontext der Freiheit bewies und zeigte, dass er die Voraussetzungen für eine ambulante Therapie erfüllte.
Herr D. wies bereits in der Vergangenheit längere spielfreie Phasen auf, die nach
der U-Haft fortgesetzt werden sollten. Dies und die Tatsachen, dass sein Ausbildungsplatz erhalten blieb, er sozial weiterhin eingegliedert ist, machte es mög-
Jahresbericht 2015
15
Grundversorgung
Unter der Suchtproblematik leiden die
lich, dass ich mit Herrn D. eine Antragstellung für eine ambulante Rehabilitation
gesamten Lebenszusammenhänge
einreichen konnte. Weiter verabredete ich mit Herrn D., dass er die wöchentliche
offene Spielergruppe besuchen solle, was er auch tat.
Nach einiger Zeit beschloss er nicht mehr an der Spielerorientierungsgruppe
teilzunehmen, da er merkte, dass die dortigen „nicht-spielfreien“ Spieler bei ihm
Anreize zum Spielen setzten. Er hielt Rücksprache mit mir und beschloss stattdessen zur weiteren Absicherung sowie zur Vorbeugung von Langeweile und im
Zuge seines Ziels seine Schulden schnell abzubezahlen neben seiner Ausbildung
eine geringfügige Beschäftigung anzunehmen.
Herr D. hat mittlerweile eine Kostenzusage der Rentenversicherung für eine ambulante Rehabilitation erhalten und führt diese im Beratungs- und Behandlungszentrum durch. Er wurde dieses Jahres in der Therapiegruppe aufgenommen.
Neue Zielsetzung ist für ihn u. a. sein Geld wieder selbst zu verwalten und mit
seiner Freundin eine eigene Wohnung zu beziehen.
Den theoretischen Teil der Abschlussprüfung seiner Ausbildung hat er mittlerweile erfolgreich absolviert und bereitet sich darauf vor im Februar 2016 den
praktischen Teil abzulegen. Er freut sich, dass er durch die ambulante Rehabilitation „[…] die Ausbildung beenden und trotzdem meine Therapie und Einzelgespräche parallel absolvieren kann.“
Rückblickend bewertet Herr D. die Suchtberatung und die Vermittlung in eine
ambulante Therapie in der JVA Stuttgart als sehr positiv und meint, dass „die
Beratung mich in der Hinsicht unterstützt hat, dass sie mir einen Weg aufzeigt
wie es weitergeht und, dass man merkt, dass es schneller geht wenn man
Unterstützung von außerhalb hat […]. Mit Beginn der ambulanten Therapie hoffe
ich meinen eingeschlagenen Weg weiter zu gehen und es ist immer gut mit
Gleichgesinnten über die Problematik zu sprechen. Des Weiteren lenke ich mich
ab, in dem ich viel mit Freunden oder meiner Freundin unternehme. Zusätzlich
habe ich noch einen Nebenjob angenommen und je länger man nicht mehr
spielt, desto mehr gerät es auch in den Hintergrund.“
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Jeanette Pohl
Jahresbericht 2015
Grundversorgung Start des Projekts „TrotzAlter: unabhängig, mittendrin“
in Stuttgart-Vaihingen
TrotzAlter ist eine weitere gelunge-
Wir alle wünschen uns ein gesundes, unabhängiges und selbstbestimmtes Leben
ne Zusammenarbeit zwischen dem
– auch im Alter. Mit diesem Ziel beschäftigt sich ein Pilotprojekt, dass 2015 in
Gesundheitsamt und dem Stuttgarter
Stuttgart-Vaihingen gestartet ist. Im Mittelpunkt von „TrotzAlter“ stehen Angebote
Suchthilfeverbund
und Aktionen zur Gesundheitsförderung und Suchtprävention.
Auch für ältere Menschen kann Prävention eine wichtige Rolle spielen, nicht nur
für den Erhalt der individuellen Lebensqualität und Selbständigkeit, sondern auch
hinsichtlich der Vermeidung von Pflegebedürftigkeit. Neben manchen angenehmen Aufgaben müssen im Alter neue Herausforderungen und der Umgang mit
Verlusten bewältigt werden. Das Thema Sucht stößt in diesem Zusammenhang
immer wieder auf eine gesellschaftliche Tabuisierung und menschliche Verdrängungsmechanismen. Eine Veränderung der öffentlichen Diskussion und damit
der Wahrnehmung ist daher für den Erfolg von Prävention unerlässlich. Dabei
setzt das Projekt auf kurze Wege vor Ort in Vaihingen, da die Organisation in die
bereits bestehenden Vernetzungsstrukturen des Stadtbezirks eingebettet ist.
„TrotzAlter“ richtet sich an alle Vaihinger Bürgerinnen und Bürger ab 55 Jahren,
die etwas für ihre Gesundheit tun wollen. Bewährte Angebote der Suchtprävention werden speziell für diese Zielgruppe angepasst; gleichzeitig werden innovative Angebote vor Ort initiiert und weiterentwickelt. Von dem Projekt profitieren
sollen außerdem Angehörige von Menschen mit problematischem Suchtmittelkonsum sowie ortsansässige Firmen, mit denen die Projektträger neue Ideen zur
betrieblichen Suchtprävention entwickeln wollen. Auch mit Vereinen, Kirchengemeinden, Einrichtungen der Altenarbeit und Apotheken sollen gemeinsame
Maßnahmen umgesetzt werden.
Das für das Pilotprojekt ausgerechnet Vaihingen ausgewählt wurde, ist kein
Zufall: Aufgrund von Struktur und Bevölkerung erhoffen sich die Projektbeteiligten
aussagekräftige Ergebnisse, die sich auch auf andere Bezirke übertragen lassen.
Wie hoch der Bedarf an altersgerechter Suchtprävention und Gesundheitsför-
Ziel ist ein gesundes, unabhängiges
derung grundsätzlich ist, verdeutlichen einige Zahlen: Laut einer bundesweiten
und selbstbestimmtes Leben
Studie des Robert Koch-Instituts konsumiert etwa jeder vierte Mann und jede
fünfte Frau Alkohol in einem riskanten Maß, etwa 17,5 Prozent aller Deutschen
rauchen. Speziell mit Blick auf ältere Menschen hat die Hauptstelle für Suchtfragen ermittelt: Etwa jeder zehnte ältere Mensch greift zu häufig zu psychoaktiven Medikamenten wie Schlaf-, Schmerz- oder Beruhigungstabletten. Etwa 14
Prozent derjenigen, die ambulant oder stationär durch die Altenpflege betreut
werden, haben Alkohol- oder Medikamentenprobleme. Für die Landeshauptstadt liegen Zahlen des Stuttgarter Alterssurvey 2012 vor: Demnach hat jeder
fünfte Stuttgarter über 55 Jahre einen riskanten Alkoholkonsum, etwa 12 Prozent
rauchen täglich.
Träger des Projekts, das bis Sommer 2017 finanziert ist, sind die Landeshauptstadt Stuttgart und der Stuttgarter Suchthilfeverbund. Die Evangelische Gesellschaft
hat als Ansprechpartner vor Ort eine zentrale Rolle. „TrotzAlter“ wird finanziell von
der Baden-Württemberg Stiftung gefördert. Für Fragen oder Anregungen steht
Stefan Ulrich von der Evangelischen Gesellschaft, [email protected]
gerne zur Verfügung. Jahresbericht 2015
Stefan Ulrich
17
Grundversorgung
Kurz notiert: Projekt „schwanger und gesund“ ging ins dritte Jahr
Schwanger und gesund?! hat sich
Im Jahr 2015 wurden 10 schwangere Frauen, die ihren Nikotinkonsum ver-
etabliert
ändern wollten, telefonisch oder direkt beraten. Eine der Frauen nahm am
regulären Tabakentwöhnungskurs teil. Fünf der Beratungen konnten mit der AOK
abgerechnet werden.
Parallel dazu lief 2015 die Fragebogenerhebung bei Neuzugängen in der
Schwangerenberatung (der Bogen wurde an all die Frauen ausgehändigt, bei denen dies vom Prozess und von den Sprachkenntnissen her problemlos möglich
war).
Es wurden seit Projektbeginn im Jahr 2013 insgesamt 264 Frauen zwischen 16
und 45 Jahren befragt.
68 (25,8 %) aller Befragten (N=264) sind Raucherinnen mit einem durchschnittlichen Konsum von 10 Zigaretten täglich. Bei 54 ist der Konsum seit Bekanntwerden der Schwangerschaft gesunken. 71 (26,9 %) aller Befragten sind ehemalige
Raucherinnen und haben zum Teil zu Beginn der Schwangerschaft aufgehört.
Der größte Teil, nämlich 120 aller Befragten (45,5 %) sind Nichtraucherinnen.
71 Frauen haben mit Beginn der Schwangerschaft aufgehört zu rauchen. Die
meisten, die noch rauchen, wollen ihr Rauchverhalten ändern – und hier kommen wir ins Spiel!
Die detaillierte Auswertung durch Ulrike Schwarzer ist bei uns einsehbar.
18
Sabine Becker
Jahresbericht 2015
Ehrenamt
Treff Ehrenamt
In den „Treff Ehrenamt“ lade ich unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter und andere, in der Suchthilfe ehrenamtlich Engagierten, die mit uns
kooperieren, in regelmäßigen Abständen zum gemeinsamen Austausch und
Gespräch ein. Es geht um aktuelle Themen aus den verschiedenen Gruppen, aus
dem Beratungs- und Behandlungszentrum für Suchterkrankungen (BBS) und der
Suchthilfe allgemein. Jedes Jahr überlegen wir gemeinsam, in welchen Bereichen
Klärungs- und Fortbildungsbedarf besteht:
 Im Frühjahr 2015 kam meine Kollegin Frau Margot Zinser in den Treff, um sich
mit den Teilnehmern intensiv zu dem Thema „Angehörige von Suchtkranken“
auseinanderzusetzen.
 Im Sommer kam Herr Rainer Groß von der Schuldnerberatung zum Thema
„Umgang mit Schulden / Hilfen bei der Geldverwaltung in den Treff Ehrenamt.
 Im Herbst 2015 führten meine Kollegin und ich eine Fortbildung zur „Motivierenden Gesprächsführung“ durch.
Das Jahr haben wir mit dem Besuch der Synagoge in Stuttgart, einer kleinen
Andacht und einer gemütlichen Weihnachtsfeier gemeinsam abgeschlossen.
Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich in und in Kooperation mit unserem BBS ehrenamtlich engagieren und Gruppen anbieten, möchten wir herzlich
danken. Wir freuen uns weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit.
Der Treff Ehrenamt wird auch durch
Fachleute unterstützt und weitergebildet
Christian Weindel
TeilnehmerInnen am Treff Ehrenamt im Jahr 2015:
Volker Brümmer
SHG Spieler
Roswitha Fleck
SHG Carat
Gudrun Hänchen
Infogruppe Frauen
Regina Kurfiss
SHG Lenkrad
Oliver Lutz
SHG junge Erwachsene
Roland Taube
SHG Senioren
Karl-Heinz Mödinger
Jahresbericht 2015
Freundeskreis Hedelfingen,
Betroffenenvertreter
Christiane Mock
Regionalvertreterin Freundeskreis
Wiltrud Haug
Stellv. Regionalvertreterin Freundeskreis
19
Ehrenamt
Zwei Jahre Selbsthilfegruppe für Angehörige Glücksspielsucht (SAG)
In Folge unserer erstmalig angebotenen Themengruppe für Angehörige Glücksspielsucht (TAG) im Herbst 2013 haben die Teilnehmer bemerkt, wie hilfreich
und entlastend ein Gespräch mit Gleichgesinnten sein kann. Es entstand der
Wunsch sich weiter zu treffen um sich auszutauschen und die begonnenen
Entwicklungen weiterzuverfolgen. Dies wurde von unserer Seite unterstützt und
der entstehenden Gruppe wurden Räumlichkeiten und know how zur Verfügung
gestellt. Bei den ersten Treffen wurde die Gesprächsleitung noch durch uns übernommen, dann musste die Gruppe sich selbst organisieren. Inzwischen hat sich
jemand gefunden, die die Funktionen der Gruppenleitung übernimmt, Vertretung
ist durch die anderen langjährigen Gruppenmitglieder gewährleistet. Es wurden
monatliche Treffen vereinbart, immer am ersten Dienstag im Monat.
Zunächst blieben die Teilnehmer aus der TAG unter sich. Da jedoch immer
mal wieder jemand absprang wurde schnell klar, dass die Gruppe sich Neuen
Auch Angehörige von Glücks-
gegenüber öffnen muss, um weiter bestehen bleiben zu können. So haben im
spielenden benötigen Unterstützung
zweiten Jahr des Bestehens (2015) 10 Interessierte den Weg in die Gruppe gefunden. Insgesamt haben seit Anfang 2014 22 Treffen stattgefunden bei denen
sich durchschnittlich 6 Gesprächsteilnehmer getroffen haben. Je einmal waren
der Schuldnerberater und der Spielsuchtberater unserer Stelle zu Gast beim
Gruppenabend. Die Gruppe wird weiterhin von uns unterstützt, die Leiterin in
regelmäßigen Gesprächen angeleitet.
Ende 2015 erfolgte eine Auswertung in der Gruppe. Dabei wurde Folgendes
festgestellt:
Die Selbsthilfegruppe
Der Austausch in der Gruppe, die Gemeinschaft und der Zusammenhalt
hat viele positve Funktionen
… gibt Kraft
… hilft gegen Einsamkeit
… gibt Hoffnung
… fördert den Informationserhalt
… ermöglicht es sich, im geschützten Rahmen, öffnen zu können
… erleichtert
… ermöglicht einen Ausstieg aus dem Karussell der Sucht
… führt zu einer Entlastung
… hilft das Leben positiver zu betrachten
… führt zur Entdeckung eines Lebens ohne Spielsucht
Insgesamt erlebten die Teilnehmer die Gruppenabende als Pause im Alltag, als
Zeit zum Reflektieren, sie fanden Verständnis und bekamen Ideen, Anregungen,
Unterstützung, Informationen und Bestärkung. Der Besuch der Gruppe wirkte
motivierend und half dabei wachsam zu bleiben. Unter dem Eindruck dieser
Erkenntnisse fiel es leicht sich für 2016 auf weitere 12 Termine zu verständigen.
20
Frank Höppner
Jahresbericht 2015
Ehrenamt
„Lieber Schokoriegel oder Apfel?“ – Erfolgreicher Start einer
Selbsthilfegruppe für Menschen mit problematischem Medienkonsum
Medienselbsthilfegruppe
Nein, man muss nicht unbedingt männlich, ein Einzelgänger unter 30 sein und
als neues Angebot
eine Nerd-Brille tragen. Einzige Voraussetzung an der neuen Gruppe ist, im eigenen Medienkonsum ein Problem zu sehen und etwas daran ändern zu wollen.
„Internet- / Online-Sucht“ oder „Problematischer Medienkonsum“ ist auch im BBS
schon länger Thema – so gibt es ein Beratungsangebot im Rahmen der Grundversorgung und Nachsorge nach einer stationären Rehabilitation. Und allmählich schien
die Zeit reif für eine Gruppe, in der die Betroffenen unter sich sind und sich gegenseitig unterstützen können. So wurde die Neugründung durch Frau Wittlinger,
Frau Pohl und mich angestoßen und die Gruppe in der Anfangsphase begleitet.
Zur ersten Sitzung am 22. September 15 kamen 7 junge Männer im Alter von
Anfang 20 bis Ende 30 mit unterschiedlichem Stand und unterschiedlichen
Vorerfahrungen. Es entstand schnell eine Kultur des „Sich-aufeinander-Beziehens“.
Die Atmosphäre war angenehm und offen. Ein Teilnehmer beschrieb sein Dilemma in folgendem Bild: „Wenn vor mir ein Schokoriegel und ein Apfel liegen
– wie schaffe ich es, zum gesunden Apfel zu greifen?“ Am Schluss der Sitzung
bekundeten alle, weitermachen zu wollen.
Inzwischen trifft sich die Gruppe mit einem stabilen Teilnehmerkern seit fünf
Monaten. Zwei der „Gründungsmitglieder“, die schon eine Rehabilitation hinter
sich haben, fungieren inzwischen als Ansprechpartner und werden weiterhin im
Hintergrund von uns unterstützt.
Einer der beiden Ansprechpartner, Claus K., drückt aus, wie wichtig für ihn das
regelmäßige Treffen mit ebenfalls Betroffenen ist:
Als ich aus der Reha zurückgekommen war, gab es mehrere Baustellen zu
bewältigen. Die wirklichen Herausforderungen werden immer erst bei der
Rückkehr in den Alltag erkennbar, da der geschützte Rahmen der Klinik wegfällt
und die Entwicklung neuer Strategien Zeit benötigt. So fehlte mir eine vernünftige
regelmäßige Struktur, die ich in der Klinik als sehr wichtig erlebt hatte. Zudem
hatte ich in der Reha wieder gelernt mehr mit realen Menschen zu kommunizieren, was ein langsamer und schmerzhafter Prozess gewesen ist. Vor allem der
Umgang mit meinen Gefühlen, die in virtuellen Welten keine Rolle spielten, war
und ist eine große Herausforderung.
Angebote für Mediensüchtige waren in und um Stuttgart nicht zu finden und
der Austausch mit Süchtigen aus anderen Bereichen ist zwar durchaus ebenfalls
fruchtbar, doch in einigen wichtigen Aspekten unterscheiden sich die verschiedenen Suchtformen.
Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist, dass eine „Totalabstinenz“ beim
Gebrauch von Medien nicht möglich ist und so jeder einzelne für sich heraus-
Jahresbericht 2015
21
Ehrenamt
Sie bietet eine reale Kultur des
finden muss, wie für ihn ein „unschädlicher Gebrauch“ aussieht und wie er sich
„sich-aufeinander-Beziehens“ und
dem annähern kann.
der offenen Begegnung
Zu erfahren, dass es andere mit einem ähnlichen Verhaltensmuster gibt, hat
mir in der Reha schon sehr geholfen. Es lassen sich im Austausch mit anderen
Betroffenen eigene Muster besser wahrnehmen und einordnen.
Da ich mich zunehmend sozial isoliert hatte und immer noch dazu neige mich
in schwierigen Situationen eher zurückzuziehen, ist es für mich eine große
Chance mich im realen Leben mit anderen Süchtigen treffen zu können und
Erfahrungen über Therapie und den Umgang mit der Sucht im täglichen Leben
auszutauschen. Der Aufbau einer Gruppe zur Mediensucht durch die eva war
deshalb ein wichtiger Baustein für mein Leben. Seit einigen Monaten treffen wir
uns regelmäßig, es hat sich in der Zwischenzeit ein fester Kern gebildet und die
Gespräche haben sich bereits bewährt. Als sehr angenehm erlebe ich dabei,
dass ich vieles nicht erklären muss, schließlich haben wir alle in der Gruppe mit
ähnlichen Problemen im Alltag zu kämpfen.
Für Menschen, die sich zum Teil jahrelang überwiegend in virtuellen Welten
aufgehalten haben, ist es ein Wagnis, sich mit anderen Menschen zu treffen und
ihnen zu berichten, was einen bewegt. Die Erfahrung, dass dies möglich ist und
sogar geteilt wird, ist ganz wichtig. Trotzdem werden natürlich nicht nur tiefschürfende Dinge besprochen, sondern es darf auch gelacht werden!
Ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung, vor allem wenn mehr neue
Teilnehmer dazu kommen. Durch die enge Anbindung und den regelmäßigen
Austausch mit dem Team der eva wurde der Start erheblich erleichtert und auch
Schwierigkeiten können dort jederzeit besprochen werden. Es hilft mir auf meinem Weg einen weiteren Bezug zum "real life" zu entwickeln und die virtuellen
Welten, die weiterhin ihre Sogwirkung haben, zunehmend hinter mir lassen zu
können.
Es wäre schön, wenn die Gruppe weiter wächst und für diejenigen, die schon
länger im Ausstiegsprozess begriffen sind, eine Rückenstärkung darstellt und für
diejenigen, die darin erste Schritte machen, eine wertvolle Hilfe darstellen.
Die Gruppe trifft sich wöchentlich dienstags von 18 Uhr bis 19:30 Uhr im
Raum 403.
22
Sabine Becker + Claus K.
Jahresbericht 2015
Rehabilitation
Ambulante Rehabilitation und Nachsorge – kompakt
Das Team 2015
Therapeutische Gesamtleitung
Sabine Becker
Rehabilitation für alkohol- und
Claudia Hellemeyer-Binder
medikamentenabhängige PatientInnen
Wolfgang Haag
Christian Weindel
Vertretung:
Michael Weller
Margot Zinser
Rehabilitation für spielsüchtige PatientInnen
Martin Epperlein
Vertretung: Michael Weller
Ambulante Nachsorgegruppe
Manuela Ließ-Thoma
Sabine Becker
Vertretung:
Frank Höppner
Wolfgang Haag
Michael Weller
Margot Zinser
Ambulante Rehabilitation ist eine
wichtige Säule in der abstinenzorientierten Suchthilfe
Ärztliche Betreuung
Dr. med. Zwetana Engel
Honorarkräfte und Leiterinnen
der Zusatzgruppen:
 Entspannungsgruppe
 Manuela Ließ-Thoma
 Gebusstraining
 Rose Klähr-Buthge
 Rückfallprävention
 Beate Krüger
 Tabakentwöhnung
 Werner Breitschmid
 Jobcoaching
 Lena Schellenberger
(inzwischen Lena Jung)
Die PatientInnen 2015
2015 wurden von uns intern 29 Personen in die ambulante Rehabilitation
(einschließlich Kombibehandlung) vermittelt. 25 Personen beendeten 2015 ihre
ambulante Behandlung, davon 12 mit der Hauptdiagnose „Alkoholabhängigkeit“,
13 mit „pathologischem Spielen“. 22 wurden regulär entlassen.
40 Personen beendeten bei uns 2015 ihre ambulante Nachsorge – 24 mit
Alkoholproblem, 11 mit Glücksspielproblematik, 4 mit pathologischem PCInternetgebrauch als Hauptdiagnose und einer sonstigen Hauptdiagnose. Bei
einigen PatientInnen liegt natürlich eine Mehrfach-Abhängigkeit vor. Hier wurden
Jahresbericht 2015
23
Rehabilitation
24 regulär entlassen. Hinzu kommen noch PatientInnen aus den 14 Plätzen der
Nachsorge-WG – im Jahr 2015 waren dies 14 Auszüge.
Auffällig beim Vergleich der regulären Entlassungen ist, dass die Haltequote in
der ambulanten Rehabilitation höher war als in der ambulanten Nachsorge.
Interessant ist die Frage, wie viele der stationär vermittelten 88 Personen in der
„normalen“ ambulanten Nachsorge landeten: Es waren ca. 35 % (31 Personen)
– wenn man die neun Kombibehandlungen abzieht, sogar 39 %, d. h. eine ganz
passable Quote. Erhöht werden die Nachsorgezahlen durch regelmäßige externe
Vermittlungen.
Die insgesamt geringere Nachfrage im Alkoholbereich setzte sich auch im Jahr
2015 fort.
Gruppenübergreifende Angebote
Zusatzangebote wie Indikativ-
Folgende Indikationsgruppen wurden angeboten und durchgeführt:
Gruppen, Themenabende und
Teilhabeaspekte ergänzen
Indikationsgruppen 2015
das Angebot
Rückfallprävention
2 x
Entspannungsmethoden
1 x
Genusstraining
1 x
Zusätzlich bestand wie immer die Möglichkeit, an der offenen Sucht-Ohrakupunktur und an einem Tabakentwöhnungskurs teilzunehmen.
Angehörige wurden weiterhin in Form von Paar- bzw. Angehörigengesprächen
einbezogen oder konnten unabhängig vom Betroffenen ein Einzel- oder Gruppenangebot wahrnehmen.
2015 wurden drei gruppenübergreifende Themenabende durchgeführt, die
allesamt gut besucht waren.
Themenabende 2015
24
März
Sucht und Stress(bewältigung)
Herr Höppner
Juni
Sucht und Depression
Frau Becker
Oktober
Der Umgang mit (schwierigen) Gefühlen
Frau Waibel
Jahresbericht 2015
Rehabilitation
Weitere Aktivitäten und Angebote
Die regelmäßig vorgehaltenen Termine bei unserem Jobcoach erfreuten sich
weiterhin großer Beliebtheit – dadurch konnten bei einigen wichtige Prozesse
im Hinblick auf die berufliche Wiedereingliederung angestoßen werden. 2016
sollen die Maßnahmen nicht mehr wie bisher über Projektgelder, sondern über
die Kostenträger der ambulanten Rehabilitation abgerechnet werden, da sie ja
auch Teil der Konzeption sind.
So wie die Arbeitssituation entscheidend für die weitere Stabilität ist, ist es vor
allem bei Menschen mit pathologischem Glücksspiel die finanzielle Situation. Um
dem Rechnung zu tragen, wurde 2015 ermöglicht, hier eine hoch qualifizierte
Beratung in Anspruch zu nehmen (s. eigenständiger Bericht). Auch diese Möglichkeit wurde gut genutzt und angenommen.
Im Rahmen der Nachsorge fanden auch 2015 wieder spezielle Teilhabe-Aktivitäten statt: Der Besuch eines Improvisationstheaters mit der Wilden Bühne, eine
Spezial-Führung in der Staatsgalerie sowie eine Wald-Naturerlebnis-Einheit.
Im November luden wir zu einem Feierabend-Fest (s. eigenständiger Bericht).
Und nicht zuletzt präsentierten wir unsere Arbeit auch wieder einem größeren
Fachpublikum, zum Beispiel im Rahmen des Fachtags Rehabilitation, der von der
gleichnamigen Fachgruppe gestaltet wurde.
Jahresbericht 2015
Sabine Becker
25
Rehabilitation
Feierabend-Fest
Die Work-Shops sprühten
85 ehemalige und aktuelle Patientinnen und Patienten aus ambulanter Rehabi-
vor Kreativität
litation und Nachsorge folgten am 20. 11. 2015 der Einladung zu einem RehaFeierabendfest. Ein solches Treffen für ehemalige und aktuelle Patienten wird vom
Reha-Team alle zwei Jahre ausgerichtet und stand diesmal unter verändertem
Konzept. Erstmals wurde vor Beginn des Festes für Interessierte eine 15-minütige
Andacht durch Diakon in Ausbildung und Sozialtherapeuten Christian Weindel
angeboten und von einem Drittel der Besucher gern angenommen. Neu war
auch, dieses Fest anstatt am Samstagnachmittag an einem Freitagabend zu platzieren (daher der Titel Feierabend-Fest).
Nach einer Begrüßung mit alkoholfreiem Cocktail bei Live-Klaviermusik von
einem Reha-Patienten, einem Grußwort des Leiters des Beratungs- und Behandlungszentrums Sascha Lutz und einem schmackhaften kleinen Abendessen
waren die Teilnehmenden eingeladen, sich unter Anleitung der Reha-Therapeuten in Kleingruppen auf kreative Weise mit ihrer Therapiezeit und den Freuden,
Leiden und Erfahrungen eines abstinenten Lebens auseinanderzusetzen. Es wurde unter dem Thema „Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen“ Hannes
Waders Lied „Kommt Freunde lasst es uns einmal sagen“ eingeübt und um eine
Strophe erweitert, ein Gedicht zum Thema „Was tu ich, wenn der Suchtdruck
kommt?“ verfasst, die persönlichen Starkmacher gemalt und die typische Gestik
und Mimik einiger Suchttherapeuten imitiert und geraten. Mutig und begeistert
kamen die Ergebnisse schließlich im Plenum zum Vortrag und so mancher entdeckte durch das Tun bisher unerkannte Fähigkeiten an sich selbst.
Besucher, Reha-Team und Helfer schauten am Ende auf einen gelungenen
Abend mit berührenden Begegnungen zurück.
Claudia Hellemeyer-Binder
Die Abstinenz gilt es gebührend
zu feiern
26
Jahresbericht 2015
Rehabilitation
STARK SEIN OHNE SUCHT
S
T
A
R
K
S
E
I
N
O
H
N
E
S
U
C
H
T
Struktur, Selbstliebe
Tolle Abstinenz, tough sein
Ausdauer, Achtsam bleiben, Angst überwinden
Rundum glücklich, Reden
Kraft haben, Kurve kriegen, kreativ/konstruktiv werden
Selbstbewusstsein, Sicherheit bekommen, Solidarität
Ehrlichkeit, Erwachsen werden, Energie aufbringen
Intensiv genießen
Neuanfang wagen, nie wieder
Optimistisch sein, Opferrolle aufgeben
Hilfe annehmen, Hilfe geben
Nein sagen, nüchtern bleiben
Enthaltsamkeit, Euphorie auch ohne
Spaß haben, Sport machen
Urlaub, Umdenken
Charmant sein, Charakter zeigen
Humor, Hobby pflegen/suchen
Tiefgang ohne, Tretminen beachten
Anmerkung: Das Gedicht entstand beim Reha-Fest 2015 im
Rahmen eines Work-Shops
Jahresbericht 2015
27
Betriebliche Suchtprävention / Unternehmen
Kooperation mit Glücksspielanbietern
2015 haben wir mit insgesamt 155 Schulungen ca. 2 600 Personen erreicht
(siehe auch Statistischer Teil), davon wurden nur für Automatenaufsteller
84 Schulungen durchgeführt.
Spielerschutz in Spielhallen – das Sozialkonzept leben
Die eva kann auf eine 15-jährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der
Glücksspielbranche zurückgreifen, zunächst mit den Staatlichen Glücksspielanbietern, die Spielbanken Baden-Württemberg und Lotto, und dann mit großen
Unternehmen der Automatenwirtschaft sowie der AWI Automaten-Wirtschaftsverbände-Info GmbH.
Das Landesglücksspielgesetz bildet
Mit dem Landesglücksspielgesetz Baden-Württemberg im Herbst 2012 hatten
eine gesetzliche Rahmenbedingung
wir ab Januar 2013 viele Anfragen, so dass wir ein Sozialkonzept für den Spielerschutz in Spielhallen in Baden-Württemberg für sog. kleine Aufsteller geschrieben
haben. Dieses Sozialkonzept haben wir nur mit Umsetzungsbegleitung angeboten. Daraus entstand die Zusammenarbeit mit ca. 50 kleineren und mittleren
Spielhallenbetreibern. Seither wird gemeinsam an der praktischen Umsetzung
des Sozialkonzepts in insgesamt acht sog. Unternehmerseminaren innerhalb von
drei Jahren gearbeitet (2015 fanden Teil 6 und 7 statt). So erhalten wir einen
gewissen Einblick, wie das Sozialkonzept gelebt wird.
Von der Absicht zu guten Sozialkonzepten zum Tun
In dieser (aus OE-Sicht so bezeichneten) Experimentierphase erleben wir eine
große Vielfalt und halten es für äußerst wichtig, diese Vielfalt zuzulassen und
voneinander zu lernen und sich nicht gegenseitig zu entwerten.
Umgesetzt wird das Sozialkonzept von vorbildlich bis „wie geht das nochmal,
was muss ich ausfüllen …“. Beispielsweise habe ich auch schon die Blätter des
Sozialkonzepts mit sortiert und geholfen den Jahresbericht auszufüllen, der
jährlich an die Aufsichtsbehörden gehen und über die Spielerschutzmaßnahmen
28
Jahresbericht 2015
Betriebliche Suchtprävention / Unternehmen
Ziele – Sozialkonzepte zum Spiel-
des Unternehmens berichten soll. Aufgrund des hohen Anteils an Migrationshin-
erschutz ernst nehmen und sinnvoll
tergrund (ca. 60 – 70 % unserer Kooperationspartner) gibt es zudem einiges an
umsetzen
Sprachproblemen und Verständnisschwierigkeiten.
Meistens beginnen die Unternehmerseminare mit vielen Klagen über die Regulierung. Dennoch ist die Bereitschaft sehr hoch, die gesetzlichen Regelungen
einzuhalten (nur wenige Aufsteller versuchen diese zu ignorieren). Sehr groß ist
auch das Bedürfnis nach Knowhow im Umgang mit auffällig spielenden Gästen,
z. B. mit ganz konkreten Fragestellungen „wie und wann spreche ich Gäste an …“
oder „wie motiviere ich meine Mitarbeiter/innen für den Spielerschutz“.
Ähnliche Erfahrungen haben wir mit unserer Ausbildungsreihe zum / zur Sozialkonzeptbeauftragten (in Kooperation mit der AWI – fünf 2-Tages-Blöcke über ca.
15 Monate hinweg). In den Gruppen sind Präventionsberater / innen von großen
Unternehmen, Verbandsvertreter / innen und Betreiber, leitende Angestellte von
Unternehmen unterschiedlicher Größe. Wesentliche Bedeutung hat auch hier der
Erfahrungsaustausch über die Umsetzung sowie unsere Anleitung. Hier hat schon
mancher kleinere Betreiber, der bis dato noch nicht viel umgesetzt hatte, gute Impulse für die Umsetzung bzw. Einführung von Spielerschutzmaßnahmen bekommen (wie z. B. das Thema in regelmäßige Teambesprechungen aufzunehmen).
Das Sozialkonzept leben
Wie wird und bleibt das Konzept für den Spielerschutz lebendig? Der Spielerschutz muss getragen werden vom Unternehmer / Betreiber, den Führungskräften. Sie müssen Anweisungen dafür geben und Unterstützung, damit es von den
Servicekräften getragen werden kann. Die Schulungen durch die Suchthilfe helfen
bei der Sensibilisierung, der Haltung, der Entwicklung der Rolle und vielem mehr.
Und der Spielerschutz muss von den Spielgästen getragen werden, auch von
den Stammgästen – und zwar von den problematisch sowie unproblematisch
spielenden Gästen.
Unsere Trainer / innen berichten von bedeutend weniger Motivationsarbeit in
den Servicekräfteschulungen und hohem Interesse am Thema, d. h. das Spielerschutz-Seminar ist selbstverständlich geworden.
Was wirkt und welche Maßnahmen und
Konzepte Wirkung haben,
darüber fehlen noch wissenschaftliche Befunde. Auch weil es schwierig ist, das
effektiv messen zu können. Im Moment beobachten wir Einzelne oder „Extremfälle“, um Standardwissen zu erhalten. Es werden Erfahrungen gesammelt, wie
überhaupt „Problemspieler“ erkannt werden können und wie Prävention funktionieren kann. So liegt ein realistischer Spieler- oder Verbraucherschutz in der
Teilverantwortung der Unternehmer / Betreiber.
Fazit: Es hat sich viel getan … und es geht weiter …!
Jahresbericht 2015
Petra Nägele
29
Betriebliche Suchtprävention / Unternehmen
Gesundheitsförderung in Unternehmen
Netzwerk „Betriebe“ und weitere Aspekte aus dem
Arbeitsschwerpunkt „Gesundheit UNTERNEHMEN Glücksspiel“
„Handle stets so, dass sich die Anzahl der Handlungsmöglichkeiten
erhöht.“ (Heinz von Förster)
Netzwerk „Betriebe“
Immer am fachlichen Puls der Zeit –
Ziele des Netzwerkes „Betriebe“ sind es durch fachliche Inputs von Fachrefe-
unser Netzwerk Betriebe
rentInnen und dem kollegialen Austausch unterschiedlicher Berufsgruppen in
Unternehmen aus dem Großraum Stuttgart, die Handlungsmöglichkeiten der
Beteiligten rund um das Thema „Gesundheitsprävention“ zu erweitern … so wie
es Heinz von Förster (österreichischer Physiker, dessen Erkenntnisse Einzug in
die Systemtheorie gefunden hat) formulierte. Das System „Netzwerk Betriebe“
profitiert seit Jahren davon …
Auch in 2015 fanden insgesamt 44 Mitarbeitende aus mittleren und großen
Unternehmen im Großraum Stuttgart den Weg zum Netzwerk „Betriebe“. In ihrer
Funktion als Mitarbeitende in der Personalabteilung, im Betriebsrat, im betrieblichen Sozialdienst, im betriebsärztlichen Dienst oder als BASPs (Betriebliche Ansprechpartner SuchtPrävention) informierten und tauschten sie sich zu folgenden
Themen aus:
30
Jahresbericht 2015
Betriebliche Suchtprävention / Unternehmen
Fallsupervision im Kontext
betrieblicher Gesundheits- und Suchtprävention“
Betriebliche Suchtprävention erhöht
Zu Beginn dieses Netzwerktreffens stand – auf Wunsch der Teilnehmenden – ein
die Anzahl an Handlungsmöglichkei-
Input über die Parameter, die zum Nachweis von Alkoholkonsum zur Verfügung
ten
stehen. Zur Aktualisierung von Fachwissen standen GGT (Gamma-GlutamylTransferase), CDT (Carbohydrat-defizientes Transferrin) und EtG (Ethylglucuronid)
im Fokus.
Die Supervisionen von Situationen mit Mitarbeitenden in Unternehmen waren
Schwerpunkt dieses Netzwerkes. Zwei Teilnehmende des Netzwerkes hatten
dazu im Vorfeld Situationen von Mitarbeitenden anonymisiert zur Verfügung
gestellt, die Alkohol und Glücksspiel exzessiv konsumierten und am Arbeitsplatz
Auffälligkeiten zeigten. Ihre Fragestellungen wurden anhand von zwei unterschiedlichen Methoden supervisorischer Arbeit durch die Mitarbeiterinnen des
Arbeitsbereiches „Gesundheit Unternehmen Glücksspiel“ Beate Klink und Petra
Nägele in Kleingruppen bearbeitet und die Ergebnisse im Plenum zusammengeführt. Am Ende dieses Netzwerktreffens gingen die Teilnehmenden angeregt um
eine Mehrzahl unterschiedlicher Handlungsmöglichkeiten in ihre Unternehmen
und Funktionen.
Changemanagement in Unternehmen
Eine Übung in Zweiergruppen zu „Menschen in Veränderungsprozessen“ stimmte die Teilnehmenden spürbar in das Thema ein. Anschließend stellten die Mitarbeiterinnen des Arbeitsbereiches „Gesundheit Unternehmen Glücksspiel“ Beate
Klink und Petra Nägele das „Phasenmodell der Veränderung“ von Stephan Roth
vor. Die Phasen: Vorahnung, Schock, Abwehr / Polarisierung, Rationale Einsicht,
Emotionale Akzeptanz, Öffnung, Integration wurde unter folgenden Aspekten in
Kleingruppen beleuchtet: Welche Gefühle / Verhaltensweisen sind in den jeweiligen Phasen vorhanden und welche Aufgaben kommen dabei Führungskräften /
Mitarbeitenden zu? … um einen Veränderungsprozess konstruktiv zu gestalten.
Sucht, Arbeit(-slosigkeit) und Teilhabe
Herr Peter Fischer – Leiter des Arbeitgeberteam des Jobcenters Stuttgart – stellte
im dritten Netzwerk „Betriebe“ das „Dienstleistungsangebot für Arbeitgeber“ und
das „beschäftigungsorientierte Fallmanagement“ des Jobcenters Stuttgart vor.
Unter dem Motto „ Attraktiv-Anspruchsvoll-Nah am Menschen“ wurden die Chancen für die Reintegration von z. B. suchtkranken Menschen in die Arbeitswelt mit
Hilfe des bewerber- und arbeitgeberorientierten Vermittlungsansatzes sowie von
Bundes- und Landesförderprogrammen (z. B. als Lohnkostenzuschuss) vorgestellt.
Jahresbericht 2015
31
Betriebliche Suchtprävention / Unternehmen
Anschließend referierte der Bereichsleiter des Beratungs- und Behandlungszentrums für Suchterkrankungen Sascha Lutz über Teilergebnisse des Teilhabeprojektes der eva in Zusammenarbeit mit dem Sozialunternehmen Neue Arbeit.
In 2016 sind folgende Themen für die Netzwerktreffen „Betriebe“ vorgesehen:
 Die Rolle der betrieblichen Ansprechpartner Suchtprävention (BASP) in Betrieben- Möglichkeiten, Stolpersteine, Unmöglichkeiten
 Das neue Präventionsgesetz
 Medikamente und Hirndoping bei Mitarbeitenden in Unternehmen
… und weitere Aspekte aus dem Arbeitsschwerpunkt
„Gesundheit Unternehmen Glücksspiel“
„Genderthemen – Besonderheiten bei Beratung und Begleitung“ war der Titel
des zweitägigen Aufbauseminars für BASPs, das das Diakonische Werk Württemberg erstmalig veranstaltete und fachlich von Beate Klink gemeinsam mit einem
Kollegen aus einer Fachklinik für Suchterkrankungen verantwortet wurde. Die
Teilnehmenden vertieften die Inhalte: Frauen- und Männerbilder, weibliche und
männliche Konsummuster, Genderthemen in der praktischen Arbeit als BASP,
Möglichkeiten und Grenzen sowie förderliche / hinderliche (Gender-) Rahmenbedingungen im Unternehmen.
Ausblick
Für 2016 ist die erneute Ausschreibung dieses Aufbauseminars angedacht … auf
Grund des großen Interesses an diesem Thema.
Außerdem wird die Ausbildung des Diakonischen Werkes Württemberg „BASP
(Betriebliche Ansprechpartner SuchtPrävention)“ ab Juli 2016 Beate Klink –
Mitarbeiterin des Arbeitsbereiches „Gesundheit UNTERNEHMEN Glücksspiel“ –
gemeinsam im TrainerInnentandem mit einem Kollegen fachlich begleiten.
Diese Ausbildung umfasst sechs dreitägige Module und wird Ende 2017 mit
einem Colloquium abgeschlossen werden.
32
Beate Klink
Jahresbericht 2015
Betriebliche Suchtprävention / Unternehmen
Spielerschutztag 2015 – eine Präventionsveranstaltung
der Spielbanken Baden-Württemberg in Kooperation mit der eva
Gelebte Kooperation im Zeichen
Am 18. November 2015 fand in den Räumen des SI Zentrums in Stuttgart
des Spielerschutzes
Möhringen der Erste Spielerschutztag für die Beschäftigten der Spielbanken
Baden-Baden, Konstanz und Stuttgart statt. Aus den drei Standorten der BW
Spielbanken haben ca. 200 Personen aus allen Arbeits-und Funktionsbereichen,
Croupiers, Personen aus der Verwaltung, Techniker, Saalaufsicht und die gesamte
Leitungsebene teilgenommen.
Ein interessantes Programm von der Spielbank und der EVA gemeinsam erstellt
informierte und qualifizierte die Teilnehmer zu den vielfältigen Themen des Spielerschutzes in den BW Spielbanken.
Hier das Programm.
Jahresbericht 2015
33
Betriebliche Suchtprävention / Unternehmen
Präventionskonzepte zum
Im ersten Workshop stellten die Sozialkonzeptbeauftragten vor, wie sie auf Gäste
Spielerschutz
zugehen, welche Auffälligkeiten im Spielverhalten zu einem Eingreifen führen
und welche Vereinbarungen mit Gästen und ggf. welche Maßnahmen zum
Schutz des Gastes getroffen werden.
Persönliche Berichte von zwei ehemaligen Spielern über ihre Suchtentwicklung
und ihren gelungenen Ausstieg und der offene Austausch mit den Teilnehmern
war Thema des zweiten Workshops.
Professor Häfeli von der Hochschule Luzern bot eine sehr interessante Gesprächsrunde an, in der Widersprüche und Spannungen die sich in einer Spielbank bei
der Umsetzung des Spielerschutzes ergeben, diskutiert wurden.
Und schließlich haben Vertreter der Spielbank und der eva ihre unterschiedlichen Haltungen, Traditionen und Interessen dargestellt und wie unter Anerkennung dieser Unterschiede gemeinsam Präventionskonzepte entwickelt und
umgesetzt werden.
Den Abschluss bildete ein Auftritt der in der Stuttgarter Suchthilfe gut bekannten
Truppe der „Wilden Bühne“.
Die Teilnehmer waren von der Veranstaltung rundum begeistert. In den folgenden beiden Jahren wird diese wiederholt – ein klares Signal dafür, dass der Spielerschutz in das Unternehmen Baden-Württembergische Spielbanken integriert ist.
34
Günther Zeltner
Jahresbericht 2015
Veranstaltungsticker
++ Veranstaltungsticker ++ eine Auswahl ++ Veranstaltungsticker ++
Datum
Titel
Veranstalter
Beteiligt von uns
Resümee
15. 02. 15
Projektstart „Schuldnerberatung
BBS und
Frank Höppner
Wichtiges Projekt zur Ver-
in der Spielerberatung“
Zentrale
Sascha Lutz
besserung der Versorgung
22. 02. 15
06. 03. 15
Qualitätszirkel zur Arbeit
Schuldner-
von Menschen mit Glücks-
beratung
spielproblemen
BBS
Wolfgang Haag
Konstruktiver bereichsüber-
mit chronisch mehrfach
greifender Austausch über
beeinträchtigten abhängig-
mögliche Handlungsstrate-
keitskranken Menschen
gien bei CMBA-KlientInnen
Qualitätszirkel
BBS
Frank Höppner
Hilfreicher Austausch über
regionale Fallbesprechung
glücksspielsuchtbezogene
Glücksspielsucht
Fälle mit Kollegen aus dem
Großraum Stuttgart / BaWü
09. 03. 15
Sascha Lutz
Versuchte Weichenstellung
Menschen mit „chronisch
Frank Haag
zur Besserversorgung der
mehrfachbeeinträchtigenden
Barbara Waibel
sog. CMBA
Wolfgang Haag
Konstruktiver bereichsüber-
Tagung zur Versorgung der
Stadt Stuttgart
Abhängigkeitserkrankungen“
(CMBA)
22. 04. 15
30. 04. 15
11. 05. 15
Qualitätszirkel zur Arbeit
BBS
mit chronisch mehrfach
greifender Austausch über
beeinträchtigten abhängig-
mögliche Handlungsstrategi-
keitskranken Menschen
en bei CMBA-KlientInnen
Fortbildung Grundseminar
Abteilung B2
Sascha Lutz
Fortbildungsangebot für
Suchtbezogene Störungsbilder
die neuen Abteilungskolleg-
in der Sozialpsychiatrie
Innen
Fachtag Spielerschutz
BBS und
Petra Nägele
Fachexpertenaustausch
Landesstelle
Sascha Lutz
zum Thema Spielerschutz
Glücksspiel-
Günther Zeltner
sucht Bayern
15. 07. 15
Qualitätszirkel zur Arbeit
BBS
Wolfgang Haag
Konstruktiver bereichsüber-
mit chronisch mehrfach
greifender Austausch über
beeinträchtigten abhängig-
mögliche Handlungsstrategi-
keitskranken Menschen
en bei CMBA-KlientInnen
Jahresbericht 2015
35
Veranstaltungen
++ Veranstaltungsticker ++ eine Auswahl ++ Veranstaltungsticker ++
Datum
Titel
Veranstalter
Beteiligt von uns
Resümee
22.07.15
Fachtag Rehabilitation:
Fachgruppe
Sabine Becker
Auseinandersetzung mit
Beziehungsgeleitet - symptom-
Reha des
Sascha Lutz
„therapeutischen Wirkfakto-
orientiert - suchtspezifisch
DWW
ren“ – spannende Impulse
aus Theorie und Praxis
25.09.15
Qualitätszirkel
BBS
Frank Höppner
Hilfreicher Austausch über
regionale Fallbesprechung
glücksspielsuchtbezogene
Glücksspielsucht
Fälle mit Kollegen aus dem
Großraum Stuttgart / BaWü
21.10.15
30.10.15
Qualitätszirkel zur Arbeit
BBS
Wolfgang Haag
Konstruktiver bereichsüber-
mit chronisch mehrfach
greifender Austausch über
beeinträchtigten abhängig-
mögliche Handlungsstrategi-
keitskranken Menschen
en bei CMBA-KlientInnen
Arbeitsbereich
Die TeilnehmerInnen waren
Motivierende Gesprächs-
Rehabilitation
hoch motiviert!
führung für ehrenamtliche
und Nachsorge
Einführung in die
BBS
SuchthelferInnen
20.11.15
Jahresfest der ambulanten
BBS
Wolfgang Haag
Rehabilitation und Nachsorge
Es kamen 85 ehemalige und
derzeitige PatientInnen – ein
tolles Wiedersehen! (S. 26)
24.11.15
08.12.15
Eröffnungsveranstaltung
Gesundheits-
Stefan Ulrich
Gelungene Auftaktveran-
zum Projekt TrotzAlter in der
amt Stuttgart
Sascha Lutz
staltung für ein spannendes
Alten Kelter in Vaihingen
BBS
Projekt der Suchtprävention
Suchthilfeverbund
für Menschen ab 55 Jahre
Alpha & Omega
Alpha &
Sandra Bauer
Sensibilisierung und
Fernsehbeitrag zum Thema
Omega
Volker Brümmer
Information gelungen
Glücksspielsucht und Glücksspielsuchtprävention
36
Jahresbericht 2015
Veranstaltungen
Auch das noch …
Die im Jahr 2015 am meisten genannten Gründe, nicht ins BBS kommen zu
können (zugegebenermaßen subjektiv wahrgenommen von Sabine Becker):
„Es gibt tausend gute Gründe …“
1.
Krankheiten – von Allergieschock bis zu Zika-Virus ist da alles möglich
2.
Kein Geld für den Fahrschein
3.Zeitgleich wichtiger Termin bei Institutionen von Arbeitsagentur über
Fußpflege bis Zahnarzt
4.Keine Betreuungsmöglichkeit für Hund, Kind oder Schwiegermutter,
vor allem, wenn diese krank sind
5.Autopanne auf dem Weg ins BBS oder Unzuverlässigkeit der öffentlichen Verkehrsmittel in und um Stuttgart
6.Streik
7.Verschlafen
8.
Zu heiß, zu kalt oder zu stürmisch
9.
Kein Durchkommen wegen des Kirchentags
10.
Kalender verloren oder Handy kaputt
11.
Extrem wichtiger Arbeitseinsatz oder Dienstreise
12.
Handwerker haben
13.
Plötzlich anfallende Reise von Amsterdam bis Zwickau
Dagegen steht nur ein Grund, trotzdem zu kommen: Es lohnt sich, und hier gibt
es echte Unterstützung!
Und selbst bei Bahnstreik gibt es immer noch Alternativen:
Jahresbericht 2015
37
Statistik
Ausgewählte Daten unserer Arbeit
Im Folgenden haben wir wieder ausgewählte Statistikzahlen zusammengestellt.
Die Zahl der KlientInnen ist hierbei fast identisch mit dem Vorjahr.
Ebenso gab es nur geringfügige Veränderungen bei den Vermittlungszahlen in
ambulante oder stationäre Rehabilitationsmaßnahmen.
Statistik der erreichten KlientInnen im Jahr 2015 (2014):
Zahl der KlientInnen im Jahr
2014
2015
Einmalkontakte
308
364
KlientInnen mit 2 und mehr Kontakten
962
908
Gesamt
1270
1272
davon aus Vorjahr übernommen
318
295
Zahlen lt. IFT München
Zunehmend werden Hilfesuchende
Vermittlungen in (teil-)stationäre Rehabilitation
regional vermittelt
Fachklinik
Anzahl
Gesamt
AHG Klinik Wilhelmsheim
17
17
Fachklinik Wendepunkt
13
13
AHG Tagesklinik Stuttgart
10
10
AHG Klinik Münchwies
8
8
Therapiezentrum Münzesheim
6
6
Fachklinik Birkenbuck
6
6
Fachklinik Fischerhaus
4
4
Fachkrankenhaus Höchsten
4
4
Salus Klinik
3
3
Haus Renchtal
2
2
Fachkrankenhaus Ringgenhof
2
2
Diverse Kliniken
je 1
13
Gesamt
88
88
Zahlen lt. interner Statistik-Erhebung
38
Jahresbericht 2015
Statistik
Die Statistiken beleuchten Zahlen
und Fakten unserer Tätigkeit
Rehabilitation: Vermittlungen insgesamt
Vermittlungen
stationäre
ambulante
Therapie
Rehabilitation
Gesamt
2014
2015
2014
2015
2014
2015
Männer
66
71
22
20
88
91
Frauen
23
17
11
9
34
28
DRV Bund
32
24
16
9
48
33
DRV Ba-Wü
43
48
11
14
54
62
Krankenkasse
9
10
4
4
13
14
Knappschaft
2
5
0
0
2
5
Beihilfe/privat
2
0
2
2
4
2
Sonstige
1
1
0
0
1
1
Gesamt
89
88
33
29
122
117
Kostenträger
Zahlen lt. interner Statistik-Erhebung
Jahresbericht 2015
39
Statistik
Hauptdiagnosen 2015
Betreuungen in Prozent
Alkohol
662
(646)
52,0 %
(50, 9 %)
Glücksspiel
275
(316)
21,6 %
(24,9 %)
Drogen
58
(55)
4,5 %
(4,3 %)
Medienproblematik
37
(29)
2,9 %
(2,3 %)
Tabak
13
(17)
1,0 %
(1,3 %)
Medikamente
6
(11)
0,5 %
(0,9 %)
Essstörungen
0
(1)
0,0 %
(0,1 %)
Hauptdiagnose konnte nicht
101
(66)
7,9 %
(5,1 %)
Angehörige
120
(129)
9,5 %
(10,2 %)
Gesamt
1272
gestellt werden
(1270)
100,0 %
in Klammer das Vorjahr, bei Prozentangaben Rundungsungenauigkeit 0,1
Zahlen lt. IFT München und interner Statistik-Erhebung
Bei den Hauptdiagnosen gab es eine Verschiebung in Richtung Alkohol. So hat
die Anfragezahl durch Glücksspieler leicht abgenommen. Die Rubrik "Hauptdiagnose konnte nicht gestellt werden" wird dann codiert, wenn nicht ausreichend
Informationen für eine Diagnosestellung gesammelt werden konnten (z. B. bei
einem Einmalkontakt) oder die Kriterienmerkmale nicht ausreichend erfüllt sind,
um eine Diagnose zu stellen.
Auffällig ist auch der Anstieg im Bereich der Medienproblematik.
Es kamen wieder mehr Personen mit
einer Alkoholproblematik ins BBS
40
Jahresbericht 2015
Statistik
Die Zuweiser unserer Klienten:
(bezogen auf unsere Klienten mit 2 oder mehr Kontakten, exklusive Angehörige)
Dabei sind nicht so sehr inhaltliche Aspekte von Bedeutung, sondern der Weg
der formalen Vermittlung.
Zuweisung
Selbstmelder
542
66,5 %
stationäre Rehabilitationseinrichtung
55
6,7 %
Familie
34
4,2 %
Suchtberatungs-/-behandlungsstelle
32
3,9 %
Krankenhaus(abteilung)
30
3,7 %
ärztliche / psychotherapeutische Praxis
28
3,4 %
Justizbehörde / Bewährungshilfe
17
2,1 %
Arbeitgeber / Betrieb / Schule
14
1,7 %
ambulant betreutes Wohnen
14
1,7 %
Adaptionseinrichtung
14
1,7 %
ARGE / Job-Center
12
1,5 %
Kostenträger / Leistungsträger
10
1,2 %
Sonstige
7
0,9 %
andere Beratungsdienste
6
0,7 %
Anmerkung zur größten Gruppe, den Selbstmeldern:
Diese Klienten haben sich direkt um eine Aufnahme bei uns bemüht. Sie sind
also nicht durch Angehörige oder institutionell vermittelt worden. Diese Klienten
kamen demnach ohne Fremdinitiative auf uns zu.
Jahresbericht 2015
41
Statistik
Wir haben 150 Klienten, die in 2015 eine Beratung oder Behandlung bei
uns beendet hatten, wie folgt an andere weitervermittelt.
Weitervermittlung
Stationäre Rehabilitationseinrichtung
76
Teilstationäre Rehabilitationseinrichtung
14
Stationäre Einrichtung der Sozialtherapie
2
Beratungs-/Behandlungsstelle/ Fachambulanz
26
Ärztliche oder psychotherapeutische Praxis
8
Selbsthilfegruppen und Sonstige
24
Gesamt
150
Ausgewählte Daten der KlientInnen im Jahr 2015
zu deren Lebenssituation und zum Schweregrad
der Problematik
Die folgenden Daten beziehen sich ausschließlich auf die Beratung und Behandlung von KlientInnen im BBS in der Büchsenstraße, die zwei oder mehr Beratungs- / Behandlungsgespräche hatten.
Erwerbssituation (in den letzten 6 Monaten vor Betreuungsbeginn)
In 2015 waren knapp 37,9 % der AlkoholklientInnen von Arbeitslosigkeit betroffen. Bei KlientInnen, die uns aufgrund einer Glücksspielproblematik aufgesucht
hatten, war dagegen nur 21,8 % arbeitslos gemeldet.
Den höchsten Anteil an Arbeitslosen weisen die DrogenkonsumentInnen auf,
14 der 30 KlientInnen mit dieser Problematik gaben an, arbeitslos zu sein.
Arbeitslos
nach SGB III
(ALG I)
Arbeitslos
nach SGB II
(ALG II)
Alkohol
35
165
211
88
Drogen
0
13
4
4
Glücksspiel
9
32
109
26
2015
42
Erwerbstätige Nicht-Erwerbpersonen
(Arbeiter,
Angestellte, Beam(Schüler,
te, Selbstständige,
Studenten, Rentner,
Freiberufler,
Pensionäre, HausAuszubildende
frauen und -männer,
oder in
sonstige Nichtberuflicher Reha)
erwerbspersonen)
Jahresbericht 2015
Statistik
Lebenssituation
In 2015 lebten 35 % der Glücksspieler(innen) in einem Single-Haushalt, bei den
DrogenkonsumentInnen waren dies etwas mehr als die Hälfte der KlientInnen.
45 % der Alkoholklient(in) lebten 2015 alleine.
Dieses Ergebnis veranschaulicht diese Darstellung.
2015
Die Tabellen zeigen die Lebenssituation und die Partnerbeziehung
unserer KlientInnen
Haupt-
Lebenssituation
diagnose
Alleinlebend
%
Nicht alleinlebend
%
Alkohol
224
45
270
55
Drogen
11
55
9
45
Glücksspiel
66
35
123
65
Partnerbeziehung
Im Jahr 2015 lebten 57 % der GlücksspielklientInnen in einer festen Partnerschaft,
3 % gaben an, die Partnerschaftsbeziehung zeitweise zu leben. 2 von 5 KlientInnen
dieser Zielgruppe lebten ohne Partner(in).
53 % aller AlkoholklientInnen waren in 2015 alleinstehend, 43 % hatten eine(n)
festen Partner(in), 4 % pflegten zeitweilige Beziehungen.
Die DrogenkonsumentInnen lebten mit 60 % am häufigsten ohne feste(n) oder
zeitweilige(n) Partner(in).
2015
Haupt-
Partnerbeziehung
diagnose
Alleinstehend
Zeitweilige
Feste
Beziehungen
Beziehungen
Alkohol
256
24
207
Drogen
14
1
10
Glücksspiel
75
6
107
Dauer der Störung bei Diagnose Alkohol bzw. Glücksspiel
Die AlkoholklientInnen beschrieben eine Störung, die durch ein durchschnittlich
18 Jahre währendes problematisches Trinkverhalten charakterisiert wurde.
Die GlücksspielerInnen nannten zu Betreuungsbeginn ein durchschnittlich
12 Jahre dauerndes problematisches oder abhängiges Glückspielverhalten.
Jahresbericht 2015
43
Statistik
Dauer der Störung
2015
bis 1
bis 2
bis 3
bis 5
bis 10
mehr als
Jahr
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
10 Jahre
Mittelwert
(Jahre)
Alkohol
15
7
16
19
69
230
17,8
6
3
15
25
33
43
11,1
Kleines Spiel der Spielbank
0
0
0
1
2
8
14,6
Großes Spiel der Spielbank
0
0
0
1
1
5
18,3
Wetten
3
1
1
3
5
3
7,1
Andere
2
2
2
2
3
3
9,6
Pathologisches
Geldspielautomaten
Spielen (F63)
(Sielhallen & Gastronomie)
Statistische Auswertung
'GesundheitUNTERNEHMENGlücksspiel' 2015
Prävention in Unternehmen innerhalb
und außerhalb Stuttgarts im Überblick
Anzahl der durchgeführten Seminare
Gesamt
Stuttgart
außerhalb
von Stuttgart
Glücksspielunternehmen
155
103
52
Sonstige Unternehmen
28
25
3
Gesamt
183
128
55
Anzahl der erreichten Personen
Gesamt
Stuttgart
außerhalb
von Stuttgart
Glücksspielunternehmen
2636
1993
643
Sonstige Unternehmen
440
416
24
Gesamt
3076
2409
667
Sandra Bauer, Martin Epperlein und Sascha Lutz
44
Jahresbericht 2015
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr 2015
 Leitung des Beratungszentrums
Sascha Lutz (Bereichsleiter)
Dipl. Sozialpädagoge / Sozialtherapeut
[email protected]
Sabine Becker (Teamleiterin)
Dipl. Psychologin
[email protected]
Petra Nägele (Teamleiterin)
Dipl. Psychologin
[email protected]
 Das Beratungs- und Behandlungsteam
Sandra Bauer
M. A. Soziale Arbeit
[email protected]
Werner Breitschmid
Beate Klink
Dipl. Sozialarbeiter (FH)
Dipl. Sozialarbeiterin (FH)
[email protected]
[email protected]
Martin Epperlein
Manuela Ließ-Thoma
Sozialtherapeut
Sozialtherapeutin
[email protected]
[email protected]
Wolfgang Haag
Jeanette Pohl
Sozialtherapeut
B.A. Soziale Arbeit
[email protected]
[email protected]
Claudia Hellemeyer-Binder
Sylvia Riedmüller (bis 31. 10. 2015)
Sozialtherapeutin
Sozialtherapeutin
[email protected]
[email protected]
Frank Höppner
Barbara Waibel
Sozialtherapeut
Dipl. Sozialpädagogin (FH)
[email protected]
[email protected]
Rose Klähr-Buthge
Christian Weindel
Dipl. Psychologin
Sozialtherapeut
[email protected]
[email protected]
Jahresbericht 2015
45
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Dayena Wittlinger
B. A. Soziale Arbeit
Lenkrad:
Regina Kurfiss
[email protected]
Stefan Ulrich
Infogruppe junge Erwachsene:
Oliver Lutz
Diplom-Sozialpädagoge
[email protected]
Betroffenen-Vertreter:
Karl-Heinz Mödinger
Margot Zinser
Dipl. Sozialpädagogin (FH)
[email protected]
 Das Sekretariat
Nico Henker
 Und natürlich alle uns
angeschlossenen Selbsthilfegruppen
 Honorarkräfte
[email protected]
Daniel Acosta
Margret Illi
Anja Beierle
Dr. Thomas Baumgärtner
[email protected]
Adrian Buchali
Armin.Teinor
Rainer Gross
[email protected]
Dr. med. Zwetana Engel
Anna Haag
Bernhard Horky
Lisa Hupka
 Praktikantinnen
Renate Klenz
Beate Krüger
Vaiva Andree
Dieter Lieber
Sarah Höhe
Oliver Lutz
Anna-Lara Santamaria
Ivica Mikan
Leonie Schmidt
Herbert Mögel
Iris Mornhinweg
 Teilhabe-Projekt:
Hannah Nägele
Lena Schellenberger
Ulrike Schwarzer
Christof Epple
Jürgen Sendermann
Lena Schellenberger
Hans-Joachim Teipel
Renate Thiart-Wulf
 Ehrenamtliche
Michael Weller
Günther Zeltner
Frauen-Infogruppe:
Gudrun Hänchen
46
Jahresbericht 2015
Impressum
Herausgeber:
Evangelische Gesellschaft
Beratungs- und Behandlungszentrum
für Suchterkrankungen
Büchsenstraße 34/36
70174 Stuttgart
Telefon: 07 11. 20 54-3 45
Telefax: 07 11. 20 54-3 43
[email protected]
Redaktion:
Sandra Bauer, Sabine Becker, Werner Breitschmid,
Martin Epperlein, Claudia Hellemeyer-Binder, Frank Höppner,
Claus K., Beate Klink, Sascha Lutz, Petra Nägele,
Jeanette Pohl, Marcus Riedel, Stefan Ulrich, Barbara Waibel,
Christian Weindel, Magdalena Werner, Günther Zeltner
Bilder:
eva-Datenbank (S.13, 45), Armin Teinor (S. 5),
mit freundlicher Genehmigung von Moritz Hafenbrak (S.22)
Sabine Becker (S.37), Pixabay.com (S. 7, 40)
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manun (S. 42)
Layout:
Gabriele Ehmig, Evangelische Gesellschaft Stuttgart
Druck:
traumprints
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Im Rainlen 11
74357 Bönnigheim
Jahresbericht 2015
47
Im Dienst.
Am Nächsten.
Seit 1830.