Mittwoch, 16. Dezember 2015 Einbrecher im Visier der Sonderfahnder Polizeipräsident schlägt Alarm: Anzahl der Taten „sprunghaft angestiegen“ / Zivilstreifen in Wohngebieten unterwegs VON ULRICH BEHMANN Hameln. Morgens halb zehn in Hameln. Im Schritttempo rollt ein blauer Opel durch das Klütviertel. Die Insassen, zwei Männer, suchen nach einer günstigen Gelegenheit für einen Einbruch. Steht irgendwo ein Fenster auf Kipp oder ein Garagentor offen? Sieht ein Haus unbewohnt aus? Malte Gerull und Kevin Mitchell wissen, wie Diebe ticken. Die Kommissare schauen sich Gebäude genau an – sie gucken quasi durch die Brille eines Einbrechers. Wir sind unterwegs mit ZWagen „Süntel 47-11“. Z – das steht für Zivil. Der Auftrag der Fahnder lautet: Bürger warnen, Einbrecher schnappen. Die Präventionsstreife im Sektor 4, zu dem das Klütviertel und die Ortschaften Klein Berkel und Halvestorf gehören, soll das subjektive Sicherheitsgefühl der Anwohner verbessern und Kriminelle abschrecken. Malte Gerull ist einer von vier Gebietspaten. Die Stadt ist in Planquadrate aufgeteilt worden. Jede Dienstschicht hat die Verantwortung für einen Bereich übernommen. Die Spezialaktion gehört zur sogenannten Herbstoffensive der heimischen Polizei, die Kriminellen den Kampf angesagt hat. In diesem Jahr sind die Ermittler der Inspektion Hameln/Holzminden schon zu 278 Wohnungseinbrüchen gerufen worden. Das sind sechs Taten mehr als im vergangenen Jahr. Polizeipräsident Uwe Lührig schlägt Alarm: Die Anzahl der Wohnungseinbrüche im Zuständigkeitsgebiet der Polizeidirektion Göttingen ist sprunghaft angestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr sind es rund 20 Prozent mehr. In den letzten Wochen seien stetig steigende Fallzahlen zu verzeichnen – so verhält sich das auch in den Landkreisen Hameln-Pyrmont und Holzminden. Das sei eine alarmierende Tendenz, meint der Präsident und kündigt „deutlich verstärkte Kontrollen“ an. Man nehme die Lage sehr ernst, heißt es. Die Inspektion Hameln/Holzminden hat ihre Offensive bereits vor Wochen gestartet und kann bereits erste Erfolge vorweisen: Im Monat November wurden innerhalb weniger Tage nach Einbrüchen in Hameln acht mutmaßliche Täter geschnappt. Die jüngste Verdächtige ist erst 15, der älteste 25. Zudem haben Fahnder zwei wegen Eigentums- und Drogendelikten in Erscheinung getretene Männer (24, 44) aus dem Landkreis Minden-Lübbecke, die durch die Hamelner Nordstadt fuhren, gestoppt und überprüft. Möglich, dass dadurch Einbrüche verhindert wurden. Banden aus Osteuropa und „alte Bekannte“ verüben Einbrüche Menschen, die Opfer von Einbrechern geworden sind, gehen unterschiedlich mit den Geschehnissen um. Meist bleibt nach einer Tat ein unsicheres und ungutes Gefühl zurück, denn die eigenen vier Wände sollten eigentlich einen geschützten Rückzugsraum bieten. Wohnungseinbrüche werden von der Bevölkerung stets als bedrohlich wahrgenommen und beeinträchtigen ganz erheblich das Sicherheitsgefühl. Das weiß auch Kriminalhauptkommissar Frank Beißner, der beim Zentralen Kriminaldienst in Hameln das für schweren Diebstahl und Raub zuständige 2. Fachkommissariat leitet. „Gerade in den ersten Tagen nach der Tat sind viele Opfer traumatisiert. Einige sagen dann: ,Ich kann hier nicht mehr wohnen. Ich ziehe weg.‘“ Polizeipräsident Lührig sagt deshalb: „Wir sind als Polizei den Menschen in unserer Region besonders verpflichtet und möchten sie vor dieser Kriminalität schützen.“ Zahlreiche Präventionsmaßnahmen, der „Tag des Einbruchschutzes“ im Oktober und auch individuelle Beratungen könnten die Taten „Auf Kipp stehende Fenster sind offene Fenster“ – Kommissar Kevin Mitchell demonstriert, wie einfach es ube wäre, hier einzusteigen. Hauseigentümer Jian Zeng informiert die Kommissare Malte Gerull und Kevin Mitchell. allerdings nicht vollständig verhindern. Deshalb werde die Direktion verstärkt Kontrollen durchführen. Hinweise aus der Bevölkerung seien enorm wichtig. In vielen Fällen stünden organisierte reisende Tätergruppen aus Osteuropa mit den Taten in Verbindung – so eine Erkenntnis der Polizeidirektion. In Hameln-Pyrmont sind überörtliche und ortsansässige Täter gleichermaßen auf Geld und Schmuck aus. In der Solarsiedlung war jüngst eine Bande aus Südosteuropa aktiv. Andernorts wurden „alte Bekannte“ er- Sonderstreife im Klütviertel: Die Polizei hat Hameln in vier Sektoren aufgeteilt. wischt. „Entlang der Bundesstraßen 1, 83 und 442 tauchen immer wieder reisende Täter auf“, sagt Beißner. „Sie verüben meist mehrere Taten und verschwinden dann so schnell, wie sie gekommen sind.“ Seit Juli gibt es in Hameln eine Ermittlungsgruppe, die versucht, Einbrechern auf die Spur zu kommen. Jede Tat liefert den Fahndern weitere Erkenntnisse. Ausländische Tätergruppen nutzen häufig sogenannte Residenzwohnungen von Bekannten als Anlaufadressen. Es sei der Polizei ein Bedürf- nis, professionellen Banden mit Professionalität zu begegnen, meint Lührig. Den Kommissaren Malte Gerull und Kevin Mitchell fallen am Papengösenanger drei Männer und eine Frau auf. Die Polizisten fragen sich, ob die Gruppe ins Wohnviertel passt und was sie dort macht. Gerull fährt Z-Wagen „Süntel 47-11“ rechts ran, die Beamten steigen aus. Personenkontrolle. Die Beamten in Zivil weisen sich aus. Sie sind freundlich, wirken etwas angespannt. Die Polizisten wissen schließlich nicht, wen sie vor sich haben. Sind es Kriminelle oder unbescholtene Bürger? Diesmal ist alles okay. Die jungen Leute wohnen zwar nicht in der Straße, haben aber einen Grund, sich dort aufzuhalten. Zahlreiche zusätzliche Zivilstreifenwagen sind heute unterwegs. Um ausreichend Personal zu haben, hat die Inspektion zusätzliche Beamte bei der Bereitschaftspolizei Hannover angefordert. Am Blumenweg stoppen Gerull und Mitchell erneut. Ein schmuckes Eigenheim lädt zum Einsteigen ein. Garagentor geöffnet, Auto weg, im Dachgeschoss steht ein Fenster auf Kipp. „Ein Fassadenkletterer wäre hier nach 30 Sekunden im Haus“, sagt Mitchell. „Zwischen Garage und Haus befindet sich ein Torbogen – ideal für Einbrecher“, findet Gerull. Auf Klingeln und Klopfen öffnet niemand. Kommissar Gerull füllt ein Informationsblatt aus, steckt es in den Briefkasten. „Wir wollen Hausbesitzer und Mieter sensibilisieren“, erzählt Gerull. Ein paar Häuser weiter sind alle Rollläden heruntergelassen. „Das ist gut so“, meint Kommissar Mitchell. „Nicht, dass da niemand reinkäme, aber das macht Krach, bedeutet viel Arbeit für den Täter. Und das schreckt ab.“ Auf Kipp stehende Fenster sind für Einbrecher offene Fenster. Ruckzuck seien Täter im Haus. „Gelegenheit macht Diebe“, sagt Polizist Gerull. An der Ratiborer Straße steht ein Fenster sperrangelweit auf. Das könnte in manchen Kreisen als Einladung verstanden werden. Die Beamten klingeln. Aus dem Keller kommt Geschäftsmann Jian Zeng. Der Ingenieur sagt, seine Tochter sei in der Wohnung. Sie lüfte nur. Er findet es „sehr gut“, dass die Polizei aufpasst. „Das macht unsere Wohngegend noch sicherer“, meint der 52-Jährige. Die Kommissare steigen wieder in ihren Z-Wagen. Ihre Streife ist noch lange nicht zu Ende. Muss ein Karussell Krach machen? Weihnachtlich oder unweihnachtlich – auf dem Weihnachtsmarkt fühlen sich manche gestört Hameln. Ein lebendiger Ad- Der neue Kleinbus der Tagesförderstätten bietet jetzt mehr Möglichkeiten, um übergreifende Aktivitäten durchzuführen. pr Für mehr Aktivitäten Lebenshilfe erhält Kleinbus von Aktion Mensch Hameln. Den drei Tagesförder- stätten der Paritätischen Lebenshilfe Schaumburg-Weserbergland GmbH (PLSW) im Hahlbrockweg, der Ruthenstraße und Im Scheckfeldweg in Hameln steht ein neuer Kleinbus zur Verfügung. Durch die finanzielle Unterstützung durch die Aktion Mensch wurde diese Anschaffung möglich. Die Tagesförderstätten der PLSW schaffen einen Rahmen für Menschen mit schwersten Beeinträchtigungen, der ihnen die Entwicklung ihrer Persönlichkeit sowie die Mitgestaltung ih- rer Umwelt ermöglicht. Mit dem neuen Kleinbus bieten sich nun auch im Hinblick auf die Inklusion vielfältige neue Möglichkeiten, auch standortübergreifende Aktivitäten durchzuführen, die bisher kaum möglich waren. Dazu zählen das therapeutische Reiten, gemeinsame Wochenmarktbesuche, Hospitationen der Teilnehmer in den verschiedenen Werkstattbereichen und für die Zukunft geplante Projektarbeiten in heimischen Unternehmen. Die PLSW sagt „Danke“ für diese Unterstützung. red ventskalender ohne Kinder? Da fehlte Annelies Karnovsky aus Rohrsen immer etwas. Schließlich ist Weihnachten ja das Fest der Kinder. Und so freute sie sich umso mehr, als vor kurzem plötzlich gleich drei bei dem regelmäßigen Adventstreffen auftauchten: acht Jahre, sechs Jahre und vier Jahre alt. Als dann alle Weihnachtslieder sangen und ein Kind dies mit seiner Flöte begleitete, sei das für sie „herzerwärmend“ gewesen. Alles andere als herzerwärmend findet eine Leserin, die anonym bleiben möchte, den Krach vom Kinderkarussell vor dem Brunnencafé. Ein heftiger Bass und dazu noch „schaurige Musik“ und nervende Ansagen – brauchen Kinder das wirklich? Die seien doch auch ohne den Lärm glücklich, auf dem Karussell zu fahren, meint die Frau. „Der Weihnachtsmarkt ist doch kein Schützenfest.“ Das Ordnungsamt hat allerdings bisher wenige Beschwerden in dieser Richtung bekommen. Natürlich könne nicht „alles auf die Vorweihnachtszeit abgestimmt“ sein, sollten sich aber immer mehr Menschen beschweren, würde man den Betreiber darauf ansprechen. Herrenlose Weihnachtsbäume auf dem Weihnachtsmarkt, die hinter Buden herumlungern? Leserin Christel Tolske wundert sich, warum man die Bäume herumliegen lässt – wo es doch so viele Menschen gibt, die gerne einen hätten, und sich so einen vielleicht nicht leisten können. Stadtmanager Dennis Andres klärt auf: Durch den Sturm passiere es immer mal, dass Bäume umfallen und nicht sofort wieder aufgerichtet werden können. Dann könne es sein, dass die Bäume vorübergehend hinter den Buden abgelegt werden. Aber: Finger weg! Die werden noch gebraucht – schließlich soll der Weihnachtsmarkt auch weiterhin adventlich gemütlich DEWEZET LESERTELEFON bleiben. Etwas ungemütlich war es für Leser Hans Rosek, der die Straße Ellerbrook befuhr – das habe „richtig geknallt“, so groß seien die Schlaglöcher dort gewesen. Da nun nicht jeder einen Safari-Jeep fährt, hat auch die Stadt die mangelhafte Straße schon auf dem Schirm. Kurzfristig, das heißt innerhalb der nächsten Tage, sollen die Schlaglöcher behoben werden. Die Safari-Tour im Ellerbrook wäre damit für Autofahrer vorerst einmal beendet. Adventsbeleuchtung für den Gundolph-Park? Nein, das soll es wohl nicht sein. Doch unser Leser Walter von Weyhe fragt sich, warum dann Tag und Nacht dort alle Lampen angeschaltet sind. „Ist das wirklich nötig?“ Nein, findet zumindest die Stadtverwaltung, die den Hinweis jetzt an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die das alte Militärgelände betreut, weitergegeben hat. „Offenbar war das ein Versehen“, vermutet man im Hamelner Rathaus zu der Dauer-Beleuchtung. ant Für Kinder ein Spaß, für manche Besucher nervig: der Lärm vom Kinderkarussell. Wal Persönlich erstellt für: H AMELN Seite 12
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