Defmition von totalen, effektiven und Porenwasserdruck-Spannungen 6 Spannungszustände in der Bodenmechanik 6.1 Allgemeines Als Grundlage für das Spannungs-Dehnungs-Verhalten des Untergrundes definiert die Bodenmechanik verschiedene Spannungszustände. Dabei ist zu beachten, dass der Boden kein homogenes Kontinuum darstellt, sondern aufgrundseiner Struktur, siehe 2.4, inhomogen ist und ein stark nichtlineares Materialverhalten (Abb. 7.12) aufweist. Für viele praktische Aufgaben in Bodenmechanik und Grundbau ist es aber ausreichend, den Untergrund zunächst näherungsweise als linear-elastischen isotropen Halbraum (Kontinuum) zu behandeln, siehe 6.3 und 8.2. Im Folgenden sind die in der Bodenmechanik maßgeblichen Spannungszustände und deren Ursachen behandelt. In Kapitel 7 erfolgt dann eine Anhindung an die Elastizitätstheorie der technischen Mechanik bis hin zur Definition von Bruchzuständen im Boden. 6.2 Definition von totalen, effektiven und Porenwasserdruck-Spannungen Das von Terzaghi (1943) eingefiihrte Prinzip der totalen, effektiven und neutralen Spannungen (Porenwasserdruck-Spannungen) ist die wesentliche Grundlage zum Verständnis der Bodenmechanik Der Boden ist nach 2.4 ein Dreiphasensystem bestehend aus Kömern (Feststoff, Tonplättchen), Wasser und Luft. Körner und Wasser sind im praktisch vorkommenden Spannungsbereich nahezu inkompressibel. Kompression erfolgt nur durch Annähern der Körner zueinander. Dabei kommt es zur Zusammendrückung der Luft und Auspressen des Porenwassers. Das Porenwasser erhält, z. B. infolge einer äußeren auf den Baugrund wirkenden Last, einen lokalen Überdruck und strömt dann in Gebiete niederen Drucks ab. Man nennt dieses Abströmen Konsolidieren; ein Boden in diesem Zustand konsolidiert (Konsolidationstheorie, siehe Kapitell 0). Bei den Ruhedruckspannungen im Boden (6.3) und den Zusatzspannungen (z. B. infolge Bauwerkslasten nach 8.2) ist zu unterscheiden zwischen den totalen, neutralen und effektiven Spannungsanteilen. Totale Spannungen u: Gesamtspannung u in einer Schnittführung in der Tiefe z. Die totalen Spannungen treten über die gesamte Fläche des betrachteten Elementes auf; nicht berücksichtigt wird, dass die Berührungsflächen der einzelnen Bodenteilchen nur einen Bruchteil der gesamten Fläche ausmachen. Neutrale Spannungen u = Porenwasserdruck: Der Porenwasserdruck u (teilweise hier auch als w bezeichnet, z. B. als Wasserdruck auf eine Wand) bei wassergesättigten Böden setzt sich im Allgemeinen aus zwei Anteilen zusammen: (6.1) 97 Spannungszustände in der Bodenmechanik mit u0: hydrostatischer Porenwasserdruck; dieser stationäre Anteil ermittelt sich bei freiem Grundwasserspiegel aus u0 = Yw · zw (Tiefe unter GW-Spiegel) und bei gespanntem Grundwasser aus u 0 = Yw · h (piezometrische Höhe) !J..u: Porenwasserüber- bzw. -unterdruck; dieser instationäre Anteil entsteht als Überdruck (positiv) z. B. durch die o.g. zusätzliche Kompression infolge Oberflächenlasten oder Verdichtungsmaßnahmen usw., als Unterdruck (negativ) z. B. durch Auflockerung (Volumenvergrößerung = Extension) infolge Entlastung, und klingt mit der Zeit durch Abströmen des Porenwassers ab. Die Geschwindigkeit dieses Vorganges ist abhängig von der Durchlässigkeit des Bodens (siehe Konsolidationstheorie). Der gesamte Porenwasserdruck u kann durch die Steighöhe im Piezometerrohr (Beobachtungsrohr, z. B. Pegel), d.h. als der geodätische Höhenunterschied zwischen der Lage des untersuchten Punktes im Baugrund und der des freien Wasserspiegels im Steigrohr (siehe 3.2), deutlich gemacht werden. Effektive Spannungen O" 1 = gedachte mittlere Kom-zu-Komspannungen: sie sind definiert als {u }= {u}- {u} 1 (6.2) Die effektive Spannung setzt sich nach GI. (6.2) demnach aus der totalen Spannung abzüglich des Porenwasserdruckes zusammen. Dies gilt für alle drei Koordinatenrichtungen. I O"z I O"x I O"y = O"z - U (6.3a) = O"x -u (6.3b) = O"Y -u (6.3c) Für trockenen Boden (u = 0) und nach Abschluss der Konsolidation oberhalb des Grundwasserspiegels entsprechen die effektiven Spannungen 0" den totalen Spannungena. 1 6.3 Ruhedruckspannungen im elastisch-isotropen Halbraum Primärspannungen Ausgehend von der Idealisierung, dass die Baugrundoberfläche horizontal verläuft und unendlich ausgedehnt ist, wird im Folgenden von einem elastisch-isotropen Halbraum gesprochen, d.h. die Baugrundoberfläche ist die Oberfläche des Halbraums, die mechanischen Eigenschaften des Halbraums (Boden) sind linear-elastisch und isotrop. Diese Modellvorstellungen treffen die wirklichen Verhältnisse (elasto-plastische Baugrundeigenschaften, Anisotropie usw.) nur sehr ungenau, haben sich aber als Rechenvereinfachung für praktische Belange durchgesetzt. Die tatsächlichen Kontaktspannungen im Boden zwischen den Einzelkömern sind unstetig verteilt und können nicht angegeben werden. Unter dem Begriff der Spannungen im Baugrund wird eine fiktive Spannung in einer 98 Ruhedruckspannungen Tiefe z bezogen auf eine Baugrundflächeneinheit (nicht Kornkontaktfläche) verstanden. Diese Spannung o'"z(z) wird als gleichmäßig verteilt angenommen. r ausgegangen, so lassen sich im Wird zunächst von einer konstanten Wichte Halbraum die wirkenden Spannungen (Ruhedruck) gemäß Abb. 6.1 und GI. (6.4) angeben. Halbraumoberfläche l~= z 1 y .z. K 0 z z Abb. 6.1: Ruhedruckspannungen im elastisch-isotropen Halbraum a Z =r·z ·) & X =& y = & Z (6.4a) a y =a X = K 0 ·aZ =0 Ruhedruckzustand (6.4b) Mit GL (6.4b) kann aus der Elastizitätstheorie (7.1) der Ruhedruckbeiwert K 0 entsprechend GI. (6.5) berechnet werden. K - V 0 - l -v v: Poissonzahl nach 7.1 (6.5) Der Ruhedruckbeiwert gibt den Zusammenhang zwischen der vertikalen Spannung az und den horizontalen Spannungskomponenten ax bzw. ay an. Für v = 0,5 ergibt sich aus GI. (6.5) K 0 = 1 (volumenkonstantes bzw. inkompressibles Material), für v = 0,33 ist K0 = 0,5. Weitere Hinweise zur praktischen Ermittlung des Ruhedruckbeiwertes siehe 12.6.6. Im Folgenden sind die vertikalen Eigengewichtsspannungen (Tz im Baugrund ohne äußere Zusatzlast (siehe 8.2.) behandelt. Die zugehörigen horizontalen Spannungskomponenten ax und ay ergeben sich dabei nach GI. (6.4a) (Ruhedruck). Im Zusammenhang mit Setzungsberechnungen von Bauwerken (siehe 8.3) werden die vertikalen Eigengewichtsspannungen az auch als Überlagerungsspannungen au bezeichnet. Für trockenen oder erdfeuchten Baugrund ergibt sich die vertikale Eigengewichtsspannung azam Bodenelement nach Abb. 6.2 mit GI. (6.6). (6.6a) (j Z = ~V. · Z. ~/1 I (6.6b) 99 Spannungszustände in der Bodenmechanik Bei der Ermittlung der Eigengewichtsspannungen im Baugrund mit Grundwasser ist die Lösung zunächst nicht eindeutig, es sind zwei Arten von Spannungen möglich. r a) Die totalen Spannungen az durch Schnittfiihrung in der Tiefe z mit IV = 0 : a~ = r. z1 + Yr . Zz (6.7) wobei rr: Wichte des wassergesättigten Bodens a; b) Die effektiven Spannungen nach 6.2 als mittlere Kom-zu-Kornspannung. Die gesuchte Spannung oz lässt sich dabei mit dem Gedankenmodell nach Abb. 6.4 über die Kraft G ermitteln. , az G =- A Abb. 6.2: Ermittlung von Eigengewichtsspannungen ohne Grundwasser ~t~ 'Y GW sz f (6.8) 'Yr Wird das Bodensieb geschlossen, so ändert sich die Kraft G nicht, es wird jedoch deutlich, dass von unten entlastend der Wasserdruck Abb. 6.3: wirkt. Ermittlung von Eigengewichts- a' = r. z 1 + rr .z 2 - u ~ (6.9) spannungen mit Grundwasser hier u = u0 = Yw · Z 2 Die effektiven Spannungen lassen sich also nach 6.2 berechnen, indem man von den totalen Spannungen den entsprechenden Wasserdruck abzieht, so dass unter Berücksichtigung der Gl. (6.9) für die effektiven Spannungen sich wieder , a z = a z -u l f (6.10) ergibt. Das Wasser trägt sich selbst, zusätzlich erhält jedes Einzelkorn Auftrieb. Durch Umformen erhält man a; = Y . z1 + (Yr - Yw) . Zz und daraus a'z =r·z1 +r'·z2 100 1,. •I A (Fiächeneinheit) Abb. 6.4: Gedankenmodell zur Bodenspannung unter Wasser Ruhedruckspannungen Damit liegen zwei gleichwertige Methoden vor (die sich in der Aussage nicht unterscheiden), um die effektiven Spannungen zu berechnen. Die Methode nach Gl. (6.10) und die Methode nach der folgenden GI. (6.11 ): mit yi = r: unter GW (6.11) Die Rechnung mit der schematisch augewandten Formel nach GI. (6.11) versagt fiir den Fall von mehreren Grundwasserstockwerken. Dafiir muss dann in y; noch ein stationärer Strömungsdruck berücksichtigt werden (siehe 3.3.2), wobei mit der effektiven Wichte y* = y±i· Yw (GI. 3.11 und 3.12) gerechnet werden muss. Der Eigengewichts- bzw. Primärspannungszustand im Untergrund bei Vorhandensein von Grundwasser zeigt beispielhaft Abb. 6.5. GW sz ~~- ~== z 1?· Abb. 6.5: Totale o; effektive CY' und Porenwasserdruck-Spannungen u, hier im Ruhedruckzustand Somit ist der Zusammenhang zwischen d x und d z nach Gl. (6.4) a' X = a - u = K · a' X Ü Z (6.12) Der Ruhedruckzustand bezieht sich immer auf effektive Spannungen. Für den Primärspannungszustand gilt fiir horizontale Geländeoberfläche in der Regel (6.13) mit a-1: größte Hauptspannung und a-3 : kleinste Hauptspannung, s.a. 7.1 und 7.2. Zahlenbeispiele siehe Seite 315 und 316. 101 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics V. Spannungszustand Übertragung von Normalspannungen: • in rein nichtbindigen Lockergesteinen: sehr kleine Kontaktflächen; • in rein bindigen Lockergesteinen: über die elektrochemische Doppelschicht; • Berührung der Minerale nach Wasserverdängung bei hohen Spannungen; • in realen Lockergesteinen: die Mechanismen der Kraftübertragung überlagern sich. Schubwiderstand: • maximale Kraft, die zur Relativverschiebung von Teilchen notwendig; • proportional zur wirkenden Normalkraft zwischen Partikeln. Mechanismen des Scherwiderstandes: • Reibungskräfte im Lockergestein; • Verzahnung der Körner; • Haftung der Körner durch anziehende Kräfte. V. Spannungszustand 8. Vorlesung , Folie: 8 - 1 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . V. Spannungszustand Schubwiderstand: • Ansatz: maxT = N · tanφµ , [N ]; maxT N φµ Schubwiderstand Normalkraft Mikroskopischer Reibungswinkel • Unabhängigkeit der Schubkraft von der Kraftübertragungsfläche; • Proportionalität der Schubkraft zur Normalkraft. Effekte bei Reibung zwischen Körnern: • Vergrößerung der Kontaktfläche zwischen Körnern infolge reversibler und irreversibler Deformationen; • Haftung (Adhäsion) an den Kontaktstellen infolge chemischer Bindungen; • Kornbeschaffenheit, Korngröße und Porenfüllung (Wasser) beeinflussen Reibungsverhältnisse. V. Spannungszustand 8. Vorlesung , Folie: 8 - 2 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . V. Spannungszustand Mikroskopischer Reibungswinkel: • in grobkörnigen Lockergesteinen ist beim groben Korn niedriger als bei feinem Korn; • Ursache liegt in der Rollreibung bei Korndrehungen, die bei grobem Korn wahrscheinlicher sind; • Reibungswinkel bei Quarz: φµ = 26 [o] . • in feinkörnigen Lockergesteinen wirken adsorbierte Wasserschichten als Schmiermittel; • Direkter Mineralkontakt ist selten; • Reibungswinkel im trockenen Material zwei bis dreifach höher als im Gesättigten; • Reibungswinkel bei Tonmineralen: φµ = (8 . . . 13) [o] . V. Spannungszustand 8. Vorlesung , Folie: 8 - 3 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . V. Spannungszustand Prinzip effektiver Spannungen: • Kräftegleichgewicht an einer Prüffläche in einem Lockergesteinselement: F = FK + F w + F a + F R − FA . F FK Fw , Fa FR FA Gesamtkraft Kornkontaktkraft im Korngerüst Kraftanteil im Porenfluid und -gas Abstoßungskraft im Korngerüst Anziehungskraft im Korngerüst • Totale Spannung: σ = A σ F . A Gesamtfläche Totale Spannung • Spannungsanteile der Porenfüllung: Fw Fa uw = , ua = . Aw Aa Aw Aa uw , ua V. Spannungszustand Kontaktfläche des Porenfluids Kontaktfläche des Porengases Neutrale Spannungen 8. Vorlesung , Folie: 8 - 14 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . V. Spannungszustand Prinzip effektiver Spannungen: • Spannungsanteile im Korngerüst: σ̄ = FK F F , σR = R , σA = A . AK A A A AK σ̄ uw , ua Gesamtfläche Kontaktfläche des Korngerüstes Kornkontaktspannung Neutrale Spannungen • Spannungsgleichgewicht im Lockergesteinselement: σ = σ̄ AK + σR − σA + A + uw Aw A + ua a . A A • Wirksame Spannungen: AK σ = σ̄ . A ′ σ′ Wirksame Spannungen V. Spannungszustand 8. Vorlesung , Folie: 8 - 15 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . V. Spannungszustand Prinzip effektiver Spannungen: • Prinzip effektiver Spannungen: σ = σ′ + σR − σA + + uw Aw A + ua a . A A • Teilgesättigte granulare Lockergesteine: Aa Aw + ua . σ = σ + uw A A ′ • Teilgesättigte bindige Lockergesteine: A A σ = σ R − σ A + uw w + ua a . A A • Wassergesättigte granulare Lockergesteine (Sonderfall): σ = σ ′ + uw . T ERZAGHI’sche Gleichung des Prinzips der effektiven Spannungen. V. Spannungszustand 8. Vorlesung , Folie: 8 - 16 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VI. Deformationseigenschaften Deformationsmechanismus Deformationsverhalten rolliger Lockergesteine: 1. Übergang von einer lockeren in eine dichtere Lagerung 2. Kornzertrümmerung 3. Verdichtung des neu entstandenen Korngemisches Deformationsverhalten bindiger Lockergesteine: 1. Verbiegung der Mineralplättchen 2. Umorientierung der Partikel 3. Änderung des Partikelabstandes Prinzipielles Deformationsverhalten: • • • • • Nichtlinearität und Anisotropie Irreversibilität (Plastizität) Spannungsabhängigkeit (Barotropie) Dichteabhängigkeit (Pyknotropie) Ratenabhängigkeit (Argotropie) VI. Deformationseigenschaften 9. Vorlesung , Folie: 9 - 8 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VI. Deformationseigenschaften Prinzipielles Deformationsverhalten: σ σ ρ ~ σ σ ε ε τf τ τ 100 110 1001 1111 0000 1001 1111 0000 1111 0000 0 1 1111 0000 1001 101 010 0000 1111 0 1 111 000 000 111 1111 0000 1 0 0000 10 1111 11 00 11 00 1010 11111111111111 00000000000000 10 1010 10 VI. Deformationseigenschaften 9. Vorlesung , Folie: 9 - 9 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VI. Deformationseigenschaften F 1111 11 0000 00 1111111 0000000 1111 11 0000 00 1111 11 0000 00 1111 11 0000 00 1111 11 0000 00 1111 0000 1111 11 0000 00 1111 11 0000 00 1111 11 0000 00 1111 11 0000 00 1111 11 0000 00 0000000 1111111 1111 11 0000 00 0000000 1111111 D H Oedometerversuch: VI. Deformationseigenschaften 9. Vorlesung , Folie: 9 - 16 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VI. Deformationseigenschaften Druck-Setzungskurve: VI. Deformationseigenschaften Erstbelastung Entlastung Wiederbelastung εv e Erstbelastung σv’ pr 101 010 101 010 101 010 101 010 101 010 1010 1010 11111111111111 00000000000000 111111111111 000000000000 9. Vorlesung , Folie: 9 - 20 Praktikum: Dienstag 2. Woche A 39,6 h 20,00 ρs 2,65 md 156,131 Laststufe σ' ∆σ' u' ∆h 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 0 25 50 100 200 400 200 100 50 100 200 400 800 0 25 25 50 100 200 -200 -100 -50 50 100 200 400 0,000 0,091 0,136 0,198 0,275 0,345 0,333 0,307 0,273 0,301 0,335 0,371 0,435 0,000 0,091 0,136 0,198 0,275 0,345 0,333 0,307 0,273 0,301 0,335 0,371 0,435 0 0,000 0,005 0,010 0,015 0,020 ε [-] 0,025 100 200 300 400 ρ 1,972 hd 14,88 s' ∆s' e Es 0,000 0,005 0,007 0,010 0,014 0,017 0,017 0,015 0,014 0,015 0,017 0,019 0,022 0,0000 0,0046 0,0023 0,0031 0,0039 0,0035 -0,0006 -0,0013 -0,0017 0,0014 0,0017 0,0018 0,0032 0,344 0,338 0,335 0,331 0,325 0,321 0,322 0,323 0,326 0,324 0,321 0,319 0,315 5495 11111 16129 25974 57143 333333 76923 29412 35714 58824 111111 125000 500 600 700 800 σ1 [kN/m²] 900 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VI. Deformationseigenschaften Probenbelastung im Oedometerversuch: • Erstbelastung: Spannungen, denen das untersuchte Material zuvor noch nicht unterlegen ist σ ′v ≻ σ ′v,0 . • Wiederbelastung: Spannungen, denen das untersuchte Material zuvor bereits unterlegen war σ ′v σ ′v,0 . • Konsolidationsverhältnis: OCR = σ ′v,0 σ ′v . • Steifemodul: ist im Erstbelastungsbereich niedriger als im Wiederbelastungsbereich Es,0 Es,e Es,0 Es,e . Steifemodul im Erstbelastungsbereich [P a] Steifemodul im Entlastungsbereich [P a] VI. Deformationseigenschaften 9. Vorlesung , Folie: 9 - 21 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VI. Deformationseigenschaften Oedometerversuch: • Deformationszustand: ε εv 0 0 = 0 0 0 . 0 0 0 • Spannungszustand: σ ′v σ′ = 0 0 0 0 σ ′h 0 . 0 σ ′h Funktionsweise und Eigenschaften: • Einaxiales Zusammendrücken einer Probe in einem steifen Ring; • Behinderte Seitendehnung: σ ′h = K0 σ ′v . K0 Erdruhedruckbeiwert • Schwebender Ring zur Verminderung der Reibungseinflüsse an der Ringwandung auf den Versuch; • Begrenzter Spannungsweg. VI. Deformationseigenschaften 9. Vorlesung , Folie: 9 - 17 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VI. Deformationseigenschaften Oedometerversuch: • Darstellung der Ergebnisse: εv = εv ( σ ′v ) . σ ′v ) . εv = εv ( ln pr pr Bezugsspannung [P a] • Versuchsdurchführung: langsame oder stufenweise Belastung zur Vermeidung von Porenwasserdruckentwicklung, wodurch σ = σ′ . • Versuchsauswertung: Bestimmung des Steifemoduls σ ′v Es = . εv • Eigenschaft des Steifemoduls: Es = Es ( σ ′v , e ) . VI. Deformationseigenschaften 9. Vorlesung , Folie: 9 - 18 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics VII. Scherfestigkeit Festigkeit von Lockergesteinen gegenüber Normalspannungsbelastung ist groß Große Verschiebungen treten beim Verschieben von Lockergesteinspartikeln entlang ihrer Berührungsflächen ein Scherfestigkeit: Wiederstand gegen das Verschieben von Körnern gegeneinander entlang einer Gleitfäche Kornbruchvorgänge im Korngerüst sind sowohl bei Belastung durch Normal- als auch Schubspannungen möglich Schubspannungen werden eingetragen, wenn die Hauptspannungen unterschiedliche Größe annehmen σ 1 − σ 3 6= 0 . Scherfestigkeit: Grenzwert der Schubspannung VII. Scherfestigkeit 11. Vorlesung , Folie: 11 - 1 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VII. Scherfestigkeit B 0000 1111 1111 0000 11 11 00 00 11 11 00 00 11 11 00 00 11 11 00 00 11 11 00 00 11 00 11 00 11 11 00 00 11 11 00 00 11 11 00 00 11 11 00 00 1111 0000 1111 0000 1010 1010 ft fn H Rahmenscherversuch: VII. Scherfestigkeit 11. Vorlesung , Folie: 11 - 2 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VII. Scherfestigkeit Bruchfläche: entwickelt sich entlang der horizontalen Fläche zwischen den Rahmenhälften Scherbeanspruchung: • Spannungsgesteuert: Eintragung einer konstanten Schubspannung und stufenweise Erhöhung • Weggesteuert: Eintragung einer konstanten Geschwindigkeit der Relativverschiebung der Rahmenhälften Versuchsprogramm: • Variation der Vertikalspannungen und Bestimmung zugehöriger Bruchspannungen: τ f,i = τ f,i ( σ v,i ) , i = ( 1 . . . n ) . • Ermittlung der Scherfestigkeit: erfolgt aus den gemessenen Vertikal- und Schubbruchspannungen VII. Scherfestigkeit 11. Vorlesung , Folie: 11 - 5 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VII. Scherfestigkeit Mängel des Rahmenschergerätes: • Spannungsverteilung in der Probe ist nicht gleichmässig • Porenwasserdrücke in der Probe sind nur schwer bestimmbar und bleiben zumeist unbekannt Versuchsablauf im Rahmenschergerät: • Schnellversuch: Durchführung des Versuches so schnell, dass sich die neutralen Spannungen nicht ändern können (CU- oder UU-Versuch) • Langsamversuch: Durchführung des Versuches so langsam, dass sich neutrale Spannungen nicht entwickeln können (CD-Versuch) In Abhängigkeit von der Art der Versuchsdurchführung werden unterschiedliche Scherfestigkeitsparameter ermittelt VII. Scherfestigkeit 11. Vorlesung , Folie: 11 - 6 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VII. Scherfestigkeit Typisches Scherdeformationsverhalten von Lockergesteinen: • Bruchscherfestigkeit ist der maximale Wert der Scherfestigkeit τ f = σ tanϕ + c . • Restscherfestigkeit ist der minimale Wert der Scherfestigkeit bei hohem Scherweg τ R = σ tanϕR + cR . • Dichte- und Konsolidationsabhängiges Verhalten: – Locker gelagerte rollige und normalkonsolidierte bindige Lockergesteine: τR ≈ τf . – Dicht gelagerte rollige und überkonsolidierte bindige Lockergesteine: τ ≺τ . R VII. Scherfestigkeit f 12. Vorlesung , Folie: 12 - 1 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VII. Scherfestigkeit Scherdeformationsverhalten: VII. Scherfestigkeit s D,OC D,OC L,NC L,NC e t D,OC ec t e F F L,NC R s 1010 1010 1010 1010 010 100 101 110 1010 1010 0100000000 10 1111111 0000000 11111111 101 101 010 010 1010 1010 101 101 010 010 1111111 0000000 11111111 1000000000 10 12. Vorlesung , Folie: 12 - 2 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VII. Scherfestigkeit Kritische Porenzahl: • stellt sich nach hohem Scherweg ein • spannungsabhängige Größe Formulierung des M OHR -C OULOMB’schen Fließkriteriums: • in Abhängigkeit der wirksamen Spannungen: τ f = σ ′ tanϕ′ + c′ . ϕ′ c′ wirksamer Reibungswinkel [o] wirksame Kohäsion [P a] • in Abhängigkeit der totalen Spannungen: τ f = σ tanϕu + cu . ϕu cu scheinbarer Reibungswinkel [o] scheinbare Kohäsion [P a] Praktische Bestimmung: Regression • Flachschergerät: τ f = τ f ( σ ) = σ tanϕ + c . • Triaxialgerät: tf = tf ( s ) = s sinϕ + c cosϕ . VII. Scherfestigkeit 12. Vorlesung , Folie: 12 - 3 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VII. Scherfestigkeit Scherfestigkeitseigenschaften grobkörniger Lockergesteine: • in trockenem Zustand wirksame und totale Spannungen gleich • Scherfestigkeit des trockenen Materials ist wirksam • wirksame Kohäsion rolliger Lockergesteine ist meistens Null • wirksamer Reibungswinkel zeigt Abhängigkeit von – Lagerungsdichte (Pyknotropie) – Belastungsrate (Argotropie) – Spannungsniveau (Barotropie) – Kornform, -verteilung, -größe Einfluss des Spannungsniveaus auf die Scherfestigkeit: • Reibungswinkel nimmt ab • Restscherfestigkeit ist konstant • Niveau der Bruchdehnung nimmt zu • Volumenänderung nimmt ab VII. Scherfestigkeit 12. Vorlesung , Folie: 12 - 6 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VII. Scherfestigkeit Porendruckeffekte in rolligen Lockergesteinen: • spielen wegen hoher hydraulischen Durchlässigkeit keine Rolle • bei kontraktilem Verhalten lockerer, gesättigter Proben können Porenwasserüberdrücke auftreten • bei dilatantem Verhalten dichter, gesättigter Proben können Porenwasserunterdrücke entstehen • bei Teilsättigung sind Porenwasserunterdrücke durch Kapillarwirkung feststellbar • Kapillarwirkung führt zur Vergrößerung wirksamer Spannungen σ ′ = σ − ( − uc ) . uc Kapillarspannung [P a] • Scheinbare Kohäsion: Festigkeitsreserve durch Kapillarwirkung VII. Scherfestigkeit 12. Vorlesung , Folie: 12 - 9 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VII. Scherfestigkeit Scherfestigkeitseigenschaften feinkörniger Lockergesteine: • bei Normalkonsolidierung ist die wirksame Kohäsion Null • bei Überkonsolidierung ist – die wirksame Kohäsion durch die Vorspannung bestimmt – der wirksame Reibungswinkel kleiner Ermittlung der Scherfestigkeit: • Langsamversuche: der Versuch verläuft drainiert, jedoch Scherrate kann die Ergebnisse beeinflussen • Schnellversuche: der Versuch verläuft undrainiert mit Aufzeichnung der Porenwasserüberdrücke • bei Normalkonsolidierung entstehen Porenwasserüberdrücke • bei Überkonsolidierung entwickeln sich Porenwasserunterdrücke VII. Scherfestigkeit 12. Vorlesung , Folie: 12 - 10 TU Bergakademie Freiberg, IfGT Prof. Dr. H. Klapperich Lehrstuhl für Bodenmechanik PD Dr. habil. N. Tamáskovics . . . VII. Scherfestigkeit Wahre Scherfestigkeit: • Ermittlung erfolgt aus Versuchen, bei denen die Porenzahl ef sowie der Wassergehalt wf im Bruchzustand konstant sind • experimentell schwierig umsetzbar Scheinbare Scherfestigkeit: • der scheinbare Reibungswinkel ist bei voller Wassersättigung Null ϕu ≈ 0 • die scheinbare Kohäsion wird durch die Konsolidationsspannung bestimmt Restfestigkeit: • der Minimalwert entwickelt sich bei einem bestimmten Wassergehalt • der Versuch zur Ermittlung der Restfestigkeit ist drainiert durchzuführen • die Restfestigkeit ist unabhängig von der Vorspannung • die Kohäsion der Restfestigkeit ist meist annährend Null cR ≈ 0 VII. Scherfestigkeit 12. Vorlesung , Folie: 12 - 14
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