100.000 Jacken für Flüchtlinge in Deutschland

Fritz Baarlink
100.000 Jacken für Flüchtlinge in Deutschland
Ein Geschäftsmann in Australien erfuhr über die dortigen Medien von der
Willkommenskultur in Deutschland, speziell von der großen Messehalle in
Hamburg, in der Sachspenden gelagert werden, die dem Verein Hanseatic
Help von der Bevölkerung und von Firmenspenden in ungeahnten
Dimensionen zur Verfügung gestellt wurden. Alle damit verbundenen
Arbeiten geschehen dabei ehrenamtlich und zugleich höchst professionell!
Inzwischen musste diese Halle geräumt und „besenrein“ hinterlassen
werden. Auch dies eine logistische Meisterleistung: Etliche LKW-Ladungen
gingen bis in die Ukraine oder sogar in den Norden des Irak. Denn die nun
zur Verfügung stehenden Lagerkapazitäten auf dem Gelände des OttoVersands sind gegenüber der Messehalle „B7“ eher bescheiden. Und was
dort Platz fand, musste ebenfalls mit LKW rüber transportiert und in der
eigene Datenverarbeitung neu erfasst werden.
Der Geschäftsmann in Australien, dort als Klopapier-König zu Reichtum
gelangt, gleichzeitig Besitzer mehrerer Textilfabriken in China, spendete
nun dem Hamburger Verein 100.000 Jacken. Als „kleine Kostprobe“ schickte
er für teures Geld 1600 Jacken per Luftfracht voraus, weitere folgten nun in
Containern, die Hapag-Lloyd und eine andere Reederei gratis von Honkong
nach Hamburg verschifften.
Als meine dort ehrenamtlich aktive Schwester davon erzählte, bot ich
spontan an, angesichts der knappen Lagerkapazitäten persönlich nach
Hamburg zu kommen und direkt 500 Jacken mitzunehmen. Das DRK stellte
ein Fahrzeug zur Verfügung und einen jungen Mitfahrer, auch zwei Syrer
kamen mit, um mit Hand anzulegen, ein Landwirt steuerte schließlich noch
einen Viehanhänger bei.
Fahrzeug und Hänger packten wir in Hamburg voll mit Kartons, die dann in
Veldhausen im altreformierten Gemeindehaus nach Kleidergröße aufgeteilt
gestapelt wurden. Am Silverstermorgen kamen dann etliche der in der
Samtgemeinde Neuenhaus untergebrachten Flüchtlinge und suchten
dankbar Jacken aus, die angesichts der kalten Witterung dringend benötigt
wurden. Auch Vertreter anderer Asylkreise aus der Grafschaft beluden ihre
Fahrzeuge randvoll mit diesen Gratis-Spenden.
Und weil es zu wenige größere Jacken und Kinderjacken gab, wiederholte
ich den Transport in der ersten Januar-Woche, zumal inzwischen der
Hamburger Verein sich bei mir erkundigte, ob ich mir in Gronau mal die dort
angebotenen Winterstiefel anschauen könnte. Kurzerhand wurden diese
wiederum in den Hänger geladen und nach Hamburg mitgebracht, um
gleichzeitig den eigenen Bestand und den der umliegenden Asylkreise mit
fehlenden Jackengrößen aufzufüllen.
Von ursprünglich geplanten 500 Jacken kamen auf diesem Weg mehr als
4000 nach Veldhausen und von hier in weitere Orte der Grafschaft. Nicht
alle entstammen der Lieferung aus der Mammut-Spende des australischen
Klopapier-Königs, aber diese war der Anlass. Das Kostbarste ist dabei, es
mitzuerleben, wie viele Menschen in der Gestaltung von Mitmenschlichkeit
an einem Strang ziehen: solche Geschichten erleben wir Gott sei Dank auch
– und immer wieder!