Erfahrungsbericht Promos Stellenbosch University, South Africa JanuarJuni 2015 Vorneweg moechte ich sagen, dass jeder, der mit dem Gedanken spielt, an der Uni Stellenbosch zu studieren, sich bewerben sollte und zwar so schnell wie moeglich. Ich befinde mich momentan noch in Suedafrika und damit einem der interessantesten Lebensund Studienabschnitte meines Lebens. Bevor ich mich dazu entschieden habe, dieses Auslandssemester zu starten hatte ich natuerlich auch Zweifel, wie viele Studenten die diesen Schritt wagen. Aber es war jede Anstrengung im Bewerbungsprozess wert. Bewerbungsphase Die Bewerbung war vielschichtig. Ich bewarb mich im Februar fuer das Auslandssemester ein Jahr spaeter. Dazu kam noch die Bewerbung fuer das Promos Stipendium. Fuer Studenten der Wirtschaftspsychologie gab es relativ wenige Kooperationen im Ausland weshalb ich mich zusammen mit einem Kommilitonen und theoretisch allen anderen Fachbereichen auf Stellenbosch bewarb. Die Bewerbung galt hier einer Foerderung die den Erlass der Studiengebuehren beinhaltete, sprich ein Austausch bei dem die ca 4000 Euro Studiengebuehren fuer das Semester in Stellies entfallen. Tatsaechlich bekamen wir die beiden Plaetze und freuten uns natuerlich sehr. Folgende Bewerbungen fuer die Kurse in Stellenbosch waren nicht sehr durchsichtig und es war bis zur Ankunft nicht abzuschaetzen, welche Kurse man alle tatsaechlich bekommt in Stellenbosch. Man sollte also nicht unbedingt mit einem hohen Druck bestimmte Faecher abzuschliessen nach Stellenbosch gehen. Betonen sollte man die Bewerbung auf das Visa. Frueh anfangen und moeglichst beim ersten mal bewerben alles komplett haben. Wer zu spaet anfaengt, wird bangen, da die Behoerden nicht mit sich sprechen lassen was eine Beschleunigung des Ausstellprozesses angeht. Fuer die Kommunikation mit der Uni und den zu waehlenden Kursen gibt es eine exzellente Anlaufstelle im internationalen Buero der Uni. Sprich per Mail wird einem immer schnell und aussagekraeftig geholfen. Das war eine grosse Hilfe fuer mich, da man von der Uni den Eindruck erhielt, sich sehr gut um die Internationals zu kuemmern. Es gibt allerdings auch Kurse, die vor Ort erst gewaehlt werden. Die so genannten IPSU Kurse. Was man beantragen sollte sind zudem ein bis zwei Kreditkarten, einen internationalen Fuehrerschein und eine Auslandskrankenversicherung. Das kann aber theoretisch an einem Tag erledigt werden. Ueber das Promos Stipendium erhielt ich 300 Euro fuer 4 Monate. Trotz meines Stipendiums musste ich noch etwa 600 Euro Registrierungsgebuehr zahlen, wovon ein kleiner Teil allerdings zu meiner eigenen Verwendung war (drucken, Internetnutzung). Die Universitaet Stellenbosch Man wird begeistert sein von der Schoenheit dieser Stadt. Die Uni macht das Zentrum der Studentenstadt aus und der Campus ist dementsprechend verteilt ueber die gesamte Innenstadt. Ein Fahrrad sollte man sich unbedingt besorgen, je nachdem wo man wohnt. Die Stadt ist gesaeumt von Cafes, Restaurants, Bars und Clubs. Es ist eine einzige Entdeckungsreise und guenstig dazu. Meistens isst man Mittags und Abends auch in den Restaurants, weil es sich preislich kaum lohnt, selbst zu kochen. Die Lebensmittel sind nicht sehr viel billiger als die Deutschen, die Restaurants schon! Eine richtige Mensa gibts es dementsprechend nicht. Ueberragend ist die Umgebung Stellenboschs mit seinen Weinguetern. Absolute Weltklasse sind die guenstigen Weintastings und Besichtigungen der Gueter. Wer Wein mag, wird Stellenbosch lieben! Die Naehe zu Kapstadt ist zudem unschaetzbar wertvoll, denn diese Stadt ist meiner Meinung nach eine der interessantesten und lebenswertesten Staedte ueberhaupt. Zahlreiche Wochenendtrips sind auf jeden Fall Pflichtprogramm. Mit dem Zug sollte man allerdings nur bedingt (grosse Gruppe und tagsueber) nach Kapstadt fahren, weil hohe Kriminalitaet insbesondere in den Zuegen an der Tagesordnung ist. Ein Auto zu mieten fuer ein paar Tage bis Monate ist relativ guenstig und geteilt mit anderen Studenten wirklich ratsam. Zum Strand sind es dann nur 30 min. Die Uni bietet ein tolles Sportprogramm inklusive Tauchen und Surfen an. Insbesondere Surfen und Tauchen sind auch empfehlenswert in dieser Umgebung. Das Sportprogramm ist etwas teurer als das bekannte Hochschulprogramm der deutschen Unis. Lohnt sich aber, da man viele Einheimische kennenlernen kann. Die Stadt an sich ist sehr westlich gepraegt. Das heisst es ist im Prinzip nicht afrikanisch. Man lebt in Stellies in einer Blase Afrikas. Das kann sehr angenehm sein, da zum Beispiel die Bibliothek, Uni, Restaurants und Einkaufsmoeglichkeiten entsprechenden Standart haben, kann aber auch dazu fuehren, dass man mal “raus” muss. Dazu hat man aber Wochenende genuegend Gelegenheit. Die Einfuehrungwoche ist ueberragend. Viele Aktivitaeten, Treffen und ein sehr, sehr freundlicher Koordinator, der sich auch gerne unters Studentenvolk mischt. Es werden auch gemeinsame Trips mit den internationalen Buero und Studenten angeboten, wovon man insbesondere in den ersten Wochen einiges mitnehmen sollte. Ich nahm ausserdem noch an einem Community Engagement Programm teil, welches jeden Freitag die Moeglichkeit bot, mit Kindern einer Grundschule eines Townships einen Spassunterricht zu machen. Sprachkurse wie Afrikaans und isiXhose kann man ebenfalls belegen. Die Kurse werden zum teil auf Afrikaans, Englisch, oder Afrikaans-Englisch angeboten. Da sollte man sich vorher informieren und sich erstmal probeweise in der Vorlesung setzen um anzutesten, ob man diesen Mix verstehen kann. Ueber die Anrechnung der Kurse kann ich leider noch keine Aussage geben, da ich mich noch nicht wieder in Deutschland befinde. Gerne stelle ich aber meine eMail Adresse zur Verfuegung und beantworte gerne. Wohnung Man sollte sich selbst fragen, ob man ein Wohnheimstyp ist oder nicht. Ich war im Wohnheim der Uni und muss sagen es war sehr gut. Es ist eine Abwaegungsfrage. Wohnheimzimmer sind etwas teurer und klein, teilweise laut (je nachdem wo man wohnt) ABER sehr sicher, sehr kommunikativ durch die vielen Studenten und relativ zentral. Das Internet muss zwar gezahlt werden, allerdings beliefen sich meine Internetkosten fuer 5,5 Monate auf etwa 8 Euro. Heavy User kommen vielleicht auf 25 Euro. Wirklich gemuetlich ist das Wohnheimszimmer allerdings nicht. Es kommt aber auch darauf an, was man daraus macht. Die Bewerbungsfrist fuer das Wohnheim sollte dabei beachtet werden. Hat man ein Zimmer bekommen, ist der Rest sehr einfach und direkt bei Ankunft kommt man auch hinein. Wenn man privat wohnen will, sollte man bei gumtree.co.za suchen. Diese Internetseite ist aehnlich wie eBay und bietet wirklich alles an. Sicherheit Es sollten einfach bestimmte Dinge beachtet werden, die man sich selbst logisch erschliessen kann. Wertsachen nicht offen zur Schau stellen, nicht alleine betrunken in dunklen Ecken unterwegs sein. Sich an bestimmte Routen halten und in Gruppen an den Geldautomaten gehen. Man gewoehnt sich schnell daran, sollte es nicht unterschaetzen, sich davon aber nicht abschrecken lassen. Es gibt in privaten Wohnungen auch Einbrueche, weshalb das Wohnheim meiner Meinung nach einen deutlichen Sicherheitsvorteil hat. Ich habe keine negative Erfahrung gemacht, etlichen betrunkenen Maedchen wurde allerdings in regelmaessigen Abstaenden das Handy oder Portmonnaie geklaut. Insbesondere in den Clubs sollte man einfach aufpassen. Fazit Geht nach Stellenbosch. In diesem Abschnitt koennte ich sicherlich 10 Seiten schreiben. Ich habe nichts an meiner Entscheidung bereut. Ich denke auch darueber nach, noch einmal fuer eine laengere Zeit nach Suedafrika zurueck zukommen. In den Osterferien und nach den Pruefungen sollte man reisen. Das Land ist sehr vielfaeltig, kulturell einzigartig und die Natur einfach ueberwaeltigend. Die angrenzenden Laender sollten ebenfalls besucht werden sowie Swasiland und Lesotho. Ich bin waehrend einer 5 woechigen Reise auch eine Woche komplett alleine unterwegs gewesen in Lesotho und habe mich dort stehts sicher gefuehlt. Es ist meiner Meinung nach eine Frage der Ausstrahlung und Selbstsicherheit, wenn man ueber die Kriminalitaet in Suedafrika spricht. Die Menschen in Suedafrika sind ueberaus besonders. Die Kultur ist noch stark gepraegt von der Apartheitsregelung frueherer Zeiten. Stellenbosch ist eine sehr “weisse” Stadt und leider ist es Fakt, dass schwarze Suedafrikaner ausnahmslos die niederen Jobs in der Stadt uebernehmen. Auch Stellenbosch hat Townships am Rande der Stadt, wo ausnahmslos schwarze Afrikaner wohnen. Man sollte sich dieser Dinge wirklich bewusst werden, denn das ist Suedafrika heute. In Suedafrika herrschen Einstellungen in den Koepfen, die zum Teil schwer nachvollziehbar sind, wenn man aus einem europaeischen Land kommt. Es war oft einfacher, mit schwarzen Suedafrikanern aus Stellenbosch in Kontakt zu kommen als mit weissen. Oft sehen sich die weissen Suedafrikaner als hoeher gestellt als jede andere Gruppierung der jeweiligen Stadt. In Stellenbosch merkt man das leider zu oft. Der Fakt, dass Stellenbosch ausserdem eine relativ wohlhabende Stadt ist, laesst diese Unterschiede noch krasser in Erscheinung treten. Insbesondere durch die stark unterschiedlichen Staedte und deren kulturelle Geschichte sollte man reisen und das Land von vielen Ecken kennenlernen. Allerdings ist Stellenbosch wie gesagt ein sehr angenehmer Ort, um zu leben und zu studieren. Fuer alle Fragen stehe ich sehr gerne weiterhin zur Verfuegung, denn ueber diese Zeit meines Studiums werde ich sicher nie muede werden, zu sprechen. Die unterschiedlichen Lebensentwuerfe und Einstellungen, die man waehrend eines solchen Auslandssemesters erfahrt, werden praegend sein.
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