Gendergerecht unterrichten – Hintergründe und

Gendergerecht unterrichten – Hintergründe und Umsetzungsmöglichkeiten
Inhalt
Image von Chemie........................................................................................................................... 1
Hintergründe:........................................................................................................................................... 2
Fakten: Leistungsunterschiede ?...................................................................................................... 2
Individuelle Unterschiede: .................................................................................................................. 2
Fakten: keine Leistungsunterschiede – aber: Unterschiede im Interesse & Selbstkonzept ............. 2
Schulisches Umfeld ............................................................................................................................. 3
Image von Fächern .......................................................................................................................... 3
Erwartungen von Lehrkräften ......................................................................................................... 3
Lehrererwartungen als sich selbsterfüllende Prophezeiungen......................................................... 3
Lehrerverhalten ............................................................................................................................... 3
Umsetzungsmöglichkeiten - Gendergerecht unterrichten: Welche Ansätze sind wirksam? ................... 4
Ansätze zunächst aufs Schulische Umfeld bezogen, dann immer konkreter am Unterricht orientiert 4
Ansatz: Rollenmodelle .................................................................................................................... 4
Ansatz: Lehreraus- und -weiterbildungen: ...................................................................................... 4
Ansatz: Monoedukation .................................................................................................................. 4
Ansatz: reflexive Koedukation ........................................................................................................ 4
Ansatz: Unterricht - Inhalte & Strukturierung................................................................................. 4
Ansatz: Unterricht - Themen & Materialien: .................................................................................. 5
Ansatz: außerschulische Förderung - CyberMentor ............................................................................ 7
Image von Chemie
Hans-Dieter Barke und Claus Hilbing (2000), Image von Chemie und Chemieunterricht, Chemie in
unserer Zeit (34), S. 20
Wie Chemie gegenwärtig von Schülerinnen (linke Abbildung) und Schülern (rechte Abbildung)
wahrgenommen wird: sie sehen die Risiken und die Vorteile der Chemie.
Hintergründe:
Fakten: Leistungsunterschiede ?
Ergebnisse der PISA-Studie 2006 (Blossfeld et al, 2009)::
 geringer (statistisch nicht bedeutsamer) Leistungsvorsprung der Jungen in den
Naturwissenschaften
 doch Unterschiede in verschiedenen Bereichen - Abbildung 42, S. 99: Mädchen weisen
gleiche Kompetenzen auf wie Jungen, bei biologischen Sachgebieten („Lebende Systeme“),
für die sie sich interessieren. Es lassen sich aber Geschlechterunterschiede für die
physikalischen Themen „Physikalische Systeme“ und „Erd- und Weltraumsysteme“
zugunsten der Jungen feststellen.
Ergebnisse der PISA-Studie 2012 (Deutschland-Ländernotiz-Ergebnisse PISA 2012):
 Jungen und Mädchen schnitten in Naturwissenschaften gleich gut ab
 Leistungssteigerungen bei den Mädchen, Ergebnisse der Jungen unverändert
Individuelle Unterschiede:
Fakten: keine Leistungsunterschiede – aber: Unterschiede im Interesse & Selbstkonzept
 insgesamt kaum Leistungsunterschiede, aber geringere Partizipation von Mädchen als Jungen
beispielsweise bei Leistungs- bzw. Wahlkursen
 Interesse an MINT sinkt bei allen Lernenden über die Schulzeit ab – jedoch bei den Mädchen
stärker als bei den Jungen
 Mädchen zeigen ein schlechteres Selbstkonzept und geringeres Fachinteresse als Jungen bei
gleicher Leistung
 Unabhängig davon, dass Mädchen sich weniger als Jungen für z.B. Physik als Fach
interessieren, zeigen sie ein großes Interesse an verschiedenen Sachgebieten
Schulisches Umfeld
Image von Fächern
 Deutsch/Sprachen/Musik sind weiblich konnotiert – Mathematik/Naturwissenschaftlich
werden als typische Jungenfächer wahrgenommen
 Geschlechtsstereotype Wahrnehmung der Fächer
 Image von Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern: sie werden als schwieriger
angesehen, sind fähigkeitsdiagnostisch und bieten weniger die Möglichkeit der
Selbstverwirklichung => dies ist besonders problematisch für Mädchen
 MINT-Fächer allgemein „uncool“: SchülerInnen, die gut in diesen Fächern sind, werden als
von Mädchen und Jungen als unattraktiver und sozial weniger eingebunden wahrgenommen.
Erwartungen von Lehrkräften
 allgemein – Lehrkräfte haben unterschiedliche Erwartungen an Lernende
 unterschiedliche Erwartungen an Mädchen und Jungen in den mathematischnaturwissenschaftlichen Fächern
 Kompetenzzuschreibung: höhere Begabung von Jungen als von Mädchen im mathematischnaturwissenschaftlichen Bereich
Lehrererwartungen als sich selbsterfüllende Prophezeiungen
 Pygmalion-Effekt: positive Lehrererwartungen haben Auswirkungen auf die
Leistungsentwicklung der Lernenden – bessere IQ Entwicklung
 Golem-Effekt: ist der gegenteilige Effekt – negative Erwartungen haben eine negative
Auswirkung auf die Leistungsentwicklung. Dies ist in Mathematik und den
Naturwissenschaften besonders für Mädchen bedeutsam (wegen der geringen Erwartungen an
sie)
 Es lässt sich nachweisen, dass die Lehrererwartungen in Mathematik mit dem Lehrerverhalten
zusammenhängen.
Lehrerverhalten
 Quiz zum tatsächlichen Geschehen im Unterricht: Verhalten gegenüber Schülerinnen und
Schülern => Quiz (Aufrufen, Wartezeit, Unterbrechen, Loben, Tadeln)
 Erwartungen (Geschlechterstereotype) beeinflussen das Verhalten, was wiederum einen Einfluss
hat auf das Verhalten und die Leistungsentwicklung der Lernenden
Umsetzungsmöglichkeiten - Gendergerecht unterrichten: Welche Ansätze
sind wirksam?
Ansätze zunächst aufs Schulische Umfeld bezogen, dann immer konkreter am
Unterricht orientiert
Ansatz: Rollenmodelle
Für Jungen in der Grundschule - mehr männliche Lehrkräfte? … Nein:
 da sich keine Zusammenhänge zwischen Leistungen und dem Geschlecht der Lehrkräfte
nachweisen lassen
 für Kinder selbst spielt das Geschlecht der Lehrkräfte KEINE Rolle
Mehr weibliche Lehrkräfte als Rollenvorbilder – als Lehrkraft in den MINT-Fächer? … Ja,
aber:
Beispielsweise durch Maßnahmen, wie das Marie-Curie-Projekt, oder auch bei der Befragung von
Lernenden zum Physik-Unterricht wurde gezeigt, dass eine Veränderung bezüglich der MINTInteressensentwicklung der Mädchen durch entsprechende Rollenmodelle sehr schwer zu erreichen ist.
 Rollenmodelle müssen den Schülerinnen ähnlich sein
Ansatz: Lehreraus- und -weiterbildungen:
 TU-Darmstadt Verbesserung der Unterrichtsqualität in den MINT-Fächern: Angebote für
Lehramtsstudenten und zielt auf eine Gendersensibilisierung zukünftiger Lehrkräfte bezüglich
der MINT-Unterrichtsfächer ab (http://www.pl.abpaed.tudarmstadt.de/projekte_1/unterrichts_verbesserung_mint_faecher/projekt_unterrichtsverbesseru
ngmint_faecher.de.jsp)
Ansatz: Monoedukation
 Befundlage ist sehr heterogen - z.T. auch widersprüchlich
 Schwierigkeit: kausale Mono- vs. Koedukationseffekte festzustellen (Eingangsselektivität ,
Erwartungseffekte )
 Hinweise: Abschluss an einer monoedukativen Schule ist für Mädchen weniger wertvoll
 Keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz für Monoedukation
 Aber sehr erfolgreich: getrennter Anfangsunterricht - besseres Selbstkonzept, bessere
Leistungen
Ansatz: reflexive Koedukation
Ziele: Mädchen und Jungen werden sich gemeinsam all ihrer Kompetenzen bewusst und können diese
ohne Einschränkungen durch Geschlechtsstereotype entwickeln.
 Beispiel: reflect „Genderkompetenz durch Reflexive Koedukation“
Ein Train-the-Trainer Projekt zur nachhaltigen Verankerung in der LehrerInnenbildung
(http://www.univie.ac.at/reflect/index.html)
Ansatz: Unterricht - Inhalte & Strukturierung
BLK-Modellversuch „Chancengleichheit – Veränderung des Anfangsunterrichts Physik/Chemie unter
besonderer Berücksichtigung der Kompetenzen und Interessen von Mädchen“ - Vergleich
verschiedener Maßnahmen:
1.
2.
3.
4.
Unterrichtskonzept für 7. Klassenstufe entwickelt, welches die Kontextorientierung umsetzt
vorausgehende Lehrerfortbildung sensibilisiert für Mädchen-Thematik-Thema
Jede 2. Stunde Klassenhalbierung
Jede 2. Stunde Trennung nach Geschlecht
 Veränderung: Behaltensleistung (1. + 4.)
 Veränderung: Motivation und Interesse (2. + 4.)




Interessensänderung sehr schwierig
Keine Veränderung der Geschlechterdifferenz
Unterricht im Allgemeinen besser
von Förderung der Mädchen profitieren auch die Jungen
Ansatz: Unterricht - Themen & Materialien:
Unterschiedliche Themen
Jungen und Mädchen haben interessieren sich für unterschiedliche Sachgebieten :
Jungen:
o „Wie repariert man eine elektrische Eisenbahn?“
o „Wie funktioniert ein Computer?“
o „Wie lassen sich die Bestandteile eines Gemisches erkennen und voneinander trennen?“
Mädchen:
o „Welche Lebensgewohnheiten haben Delphine?“
o „Wie kann ich etwas zum Tierschutz beitragen?“
o „Wie kann ich einem Igel helfen, der im Spätherbst im Garten liegt und einen
geschwächten Eindruck macht?“
Einbettung von Themen - Kontext Abhängigkeit
Günstige Kontexte für Mädchen :
o an alltägliche Erfahrungen und Beispiele aus der Umwelt anknüpfen
o gesellschaftliche Bedeutung thematisieren
o emotional getönte Komponenten einbeziehen (z.B. Aha-Erlebnis, Naturphänomene)
o einen Bezug zum eigenen Körper herstellt
Beispiel: bei Anwendungen des physikalischen Sachverhaltes haben Mädchen gleiches Interesse wie
Jungen. Manche Kontexte wurden von Mädchen sogar höher gewertet als von den Jungen: So sind für
Mädchen beispielsweise die möglichen Gefahren von Technik besonders interessant.
Bei Jungen besteht eine größere Differenz bezüglich des Interesses, aber auch Mädchenthemen sind
für sie interessant und der Kontext bei ihnen egal.
 Themen, die für Mädchen konzipiert sind, benachteiligen nicht die Jungen (Martin Wagenschein:
was für Mädchen gut ist, ist auch für Jungen gut, aber nicht umgekehrt (1965, S. 350))
Unterschiedliche Materialien
 Nicht verwenden von stereotypen Büchern, diese verfestigen stereotype Bilder!
 IPN - Sinus an der Grundschule (www.sinus-grundschule.de):
o Module für Naturwissenschaften/Mathematik

Gender und Schule (www.genderundschule.de):
o Unterrichtsstunden NW/Mathe (Vorbereitung & Ablaufplan)
o Beispiel: Einführung des hydrostatischen Druckes am Blutkreislauf des Menschen
Ansatz: außerschulische Förderung - CyberMentor
Das Programm CyberMentor verbindet all die genannten zu
berücksichtigende Aspekte!
CyberMentor ist das größte wissenschaftlich begleitete E-Mentoring-Programm für Mädchen in
MINT. Jährlich nehmen bis zu 800 Schülerinnen der 6. bis 12. Jahrgangsstufe aus ganz Deutschland
teil.
Jede Schülerin wird mindestens ein Jahr lang von einer persönlichen Mentorin begleitet, die als
Rollenvorbild zu MINT-Aktivitäten anregt und Hinweise zur Studien- und Berufswahl gibt. Als
Mentorinnen engagieren sich ehrenamtlich Akademikerinnen, die im MINT-Bereich in Wirtschaft und
Wissenschaft tätig sind.
Der Austausch der Teilnehmerinnen erfolgt über eine geschützte Online-Plattform via Mail, Chat und
Foren. Um den Mentoring-Prozess zu optimieren,
 werden die Mentorinnen vom CyberMentor-Team bei ihrer Aufgabe unterstützt und mit Hilfe
von Online-Schulungen übers Jahr hinweg begleitet und
 wird das Mentoring-Jahr strukturiert und eine umfangreiche Sammlung verschiedener
Projektideen mit steigender Komplexität und Materialien zur Verfügung gestellt.
Neben Studien- und Berufsperspektiven werden gemeinsam Themen rund um MINT diskutiert und
spannende MINT-Projekte bearbeitet. Die Mentees können mit Ihrer Mentorin und anderen
Teilnehmerinnen zu MINT-Alltagsfragen forschen, Experimente durchführen oder an einer internen
Online-Zeitschrift mitwirken; sie erhalten auf der Plattform Unterstützung, wenn sie an MINTWettbewerben teilnehmen oder schulische Fragen haben. Für die Mentorinnen besteht innerhalb der
CyberMentor-Plattform die Möglichkeit, sich auch mit Kolleginnen aus ganz Deutschland über ihre
Erfahrungen austauschen.