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Abstract zur Magisterarbeit
„Partizipation zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit“
Eine soziologische Untersuchung an Wiener Berufsschulen
von Wolfgang Fronek
Ausgangssituation
In Österreich gibt der Gesetzgeber einen Rahmen vor, in dem BerufsschülerInnen
Möglichkeiten zur Partizipation eröffnet werden. Einerseits in Bezug auf Mitbestimmung im
schuldemokratischen Sinn, also innerhalb der verschiedenen Gremien der
Schülermitbestimmung, vollzogen durch die Schülervertretung und andererseits die
Mitbestgestaltung im Unterricht. Auftraggeber für diese Arbeit war der Kultur- und
Sportverein der Wiener Berufsschulen (KUS). Zu Beginn jedes Schuljahres werden Seminare
für SchülervertreterInnen angeboten. Diese Seminare sollen die Schülervertretung (SV) bei
ihrer Funktion unterstützen und somit Partizipation im Berufsschulbereich fördern. Im Zuge
dieser Seminare entstand immer wieder der Eindruck, dass einerseits der Wissensstand der
Schülervertretung in Bezug auf Ihre Tätigkeit sehr gering ist und andererseits häufig
Projektideen, die von SV während dieses Seminars ausgearbeitet werden, bereits im Ansatz
scheitern.
Ziel
Ausgehend von der Frage
„Was sind die Rahmenbedingungen für SchülerInnenpartizipation und wie sieht diese in der
Praxis aus?“
habe ich Theorie, gesetzliche Möglichkeiten und einen Auszug der gelebten Praxis dargestellt
um herausfinden, in wie weit die gesetzlichen Möglichkeiten in Bezug auf Partizipation
tatsächlich genutzt werden. Was sind die Vorraussetzungen für erfolgreiche Partizipation?
Sind diese eher auf institutioneller Ebene oder eher auf individueller Ebene zu suchen, oder
anders gesagt, sind institutionelle Vorgaben ausreichend um erfolgreich gelebte
Schülerpartizipation zu installieren?
Daraus ergaben sich drei zentrale Fragestellungen:
1) „Was sind die Spezifika der Partizipation von BerufsschülerInnen in der Praxis an
Wiener Berufsschulen?“
2) „Wie beurteilen die beteiligten Personen, mit besonderem Augenmerk auf die
Schülervertretung, die Situation an den Wiener Berufsschulen hinsichtlich
SchülerInnenpartizipation?“
3) „Braucht es Veränderungen in Bezug auf Schülerpartizipation an Berufsschulen und
wenn ja, in welcher Form?“
Methode
Nach Vorgesprächen mit dem Auftraggeber, kam es zunächst zu einem
Fokusgruppeninterview mit einem Direktor, einem Lehrer und einer Schülervertreterin. Im
nächsten Schritt wurden die SchülervertreterInnen mittels standardisiertem Fragebogen
interviewt. Danach wurden diese Ergebnisse wieder mittels ExpertInneninterviews an die
Beteiligten zurückgespiegelt.
Ergebnisse
¾ SchülerInnen bringen die nötigen Kompetenzen um sich erfolgreich zu partizipieren
häufig nicht mit.
¾ SchülerInnen mangelt es nicht an Aufforderung zur Partizipation, sie benötigen
Unterstützung.
¾ Die nötigen Kompetenzen um sich erfolgreich zu partizipieren, können über Projekte
vermittelt werden. Bei diesen Projekten muss aber der pädagogische Nutzen im
Vordergrund stehen.
¾ Die Umsetzung der gesetzlichen Möglichkeiten, bedarf mehr als deren Kenntnis.
¾ Partizipation wird von Seiten der PädagogInnen oft als Holschuld betrachtet.
¾ Der Interessensausgleich zwischen Schule und Jugendlichen findet in erster Linie
nicht in den dafür vom Gesetzgeber vorgegebenen Gremien statt, sondern gelingt eher
auf individueller zwischenmenschlicher Ebene.
¾ Gesetzliche Bestimmungen werden zwar großteils wahrgenommen, in der Umsetzung
kommt es aber teilweise zu Schwierigkeiten. Diese Umsetzung der gesetzlichen
Möglichkeiten bedarf also mehr als deren Kenntnis.
Schlussfolgerungen
Da Partizipation von SchülerInnenseite, einerseits vom Gesetzgeber gewünscht ist und
andererseits wichtige Ressourcen eröffnet, kann Partizipation nicht als Holschuld der
SchülerInnen betrachtet werden. Wenn SchülerInnen als Bildungspartner wahrgenommen
werden sollen, bedarf es zielorientierter Maßnahmen zur Förderung von Partizipation. Hier
sollte auch auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der SchülerInnen eingegangen werden. Im
Bereich der Partizipation muss weiters zwischen politischen und pädagogischen Instrumenten
unterschieden werden. Der pädagogische Nutzen sollte auch bei Projekten und Bereich der
politischen Partizipation im Vordergrund stehen. Die dafür nötigen methodischen Werkzeuge,
müssten verstärkt in der Ausbildung der Lehrenden berücksichtigt werden. Partizipation
Jugendlicher setzt voraus, dass eine Basis für das Zusammenleben in einer Demokratie
geschaffen wird. Dazu ist es nötig das Vertrauen der Jugendlichen in politische Gremien zu
stärken und demokratische Werte zu fördern, die soziale und politische Kompetenz der
Jugendlichen zu steigern und somit insgesamt die Qualität der Bildung an den Wiener
Berufsschulen weiter zu erhöhen.