Stiftung OdA Gesundheit im Kanton Solothurn 3-Lernorte-Treffen 21.09.2015 Wie tickt die Jugend heute? Dr. Miriam Engelhardt 1 Der soziologische Generationenbegriff Geteilte gesellschaftliche Erfahrungen Ähnliche Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen Dr. Miriam Engelhardt [email protected] 2 Der soziologische Generationenbegriff generationentypische Denk- und Verhaltensmuster antworten Dr. Miriam Engelhardt [email protected] Neue gesellschaftliche Herausforderungen wirtschaftlich, sozial, politisch, technologisch Elterngeneration Normen + Normalitäten 3 Baby Boomer Jahrgang 1945 - 1960 Woher kommen sie? • Starke Traditionen • Patriarchale Hierachien • Vorgezeichnete Lebenswege Solange du die Füsse unter meinen Tisch streckst, tust du, was ich dir sage! Dr. Miriam Engelhardt [email protected] Schuster bleib bei deinen Leisten Mädel, du heiratest ja sowieso 4 Baby Boomer Jahrgang 1945 - 1960 Neue gesellschaftliche Bedingungen: • Wirtschaftswunder Wohlstand, Wohlfahrtsstaat, Vollbeschäftigung • Bildungsexpansion • Erfolgsgeschichte Technologie (1. Mondlandung) • 1968er Bewegung in Deutschland, Paris, Prager Frühling, Anti-Vietnambewegung in USA • 1972 Ölkrise Dr. Miriam Engelhardt [email protected] 5 Baby Boomer Jahrgang 1945 - 1960 Wie antworten sie? • Entwickeln Visionen für eine bessere Welt • Selbstbestimmung, Frauenemanzipation, Frieden, politische Partizipation, Solidarität mit der 3. Welt • Arbeiten, kämpfen und experimentieren für ihre Visionen Dr. Miriam Engelhardt [email protected] Lebensgefühl: Alles ist möglich! 6 Baby Boomer Jahrgang 1945 – 1960 Was ist für Sie im Arbeitsalltag normal? • Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. • Gehorsam sitzt tief und wird selbstverständlich erwartet. • Partizipation ist wichtig, aber nicht selbstverständlich – man wartet, dass man gefragt wird und erkennt Hierarchie an. • Selbstbestimmung und Freiheit sind erkämpfte Werte: lernen für sich selbst und die eigene Entwicklung. Dr. Miriam Engelhardt [email protected] Lernen heisst Entwicklung 7 Murmelaufgabe Gibt es Babyboomer in Ihrer Erfahrungswelt? Woran erkennen Sie sie konkret? Dr. Miriam Engelhardt Typische Verhaltensweisen Typische Äusserungen und Einstellungen [email protected] 8 Generation X Jahrgang 1960 - 1980 Woher kommen sie? • Tradition und Möglichkeiten • Im Wohlstand aufgewachsen • Neue Erziehungsstile Sei eigenverantwortlich! • TV im Alltag / als Babysitter Sei politisch! Dr. Miriam Engelhardt [email protected] Alles geht … du musst nur wirklich wollen. 9 Generation X Jahrgang 1960 - 1980 Neue gesellschaftliche Bedingungen: • Globale Umweltzerstörung wird wahrgenommen • 1981 Entdeckung des HIV-Virus • 1986 Jahr der Katastrophen: Tschernobyl, Challenger (Technikpessimismus) • Technisierung der Arbeitswelt, PC in der Arbeitswelt Dr. Miriam Engelhardt [email protected] 10 Generation X Jahrgang 1960 - 1980 Wie antworten sie? • Individualismus • Verweigerung und Protest • Ironie und Zynismus als Schutz gegen Enttäuschung • Das eigene Schäfchen ins Trockene bringen Dr. Miriam Engelhardt Lebensgefühl: No Future. Alles bricht zusammen. [email protected] 11 Generation X Jahrgang 1960 – 1980 Was ist für Sie im Arbeitsalltag normal? • Pipi Langstrumpf als Erziehungsvorbild: Frech und ehrlich sein ist besser als Unterwürfigkeit. • Wissen muss kritisch hinterfragt werden. Denn Wissen ist Macht. • Eigenverantwortung (statt Führung und Anleitung) • Individualismus: Gefahr des Persönlich nehmens. Dr. Miriam Engelhardt [email protected] Hoher Anspruch an Eigenverantwortung 12 Murmelaufgabe Gibt es Generation X in Ihrer Erfahrungswelt? Woran erkennen Sie sie konkret? Dr. Miriam Engelhardt Typische Verhaltensweisen Typische Äusserungen und Einstellungen [email protected] 13 GenerationY / Netzwerker 1980 - 2000 Woher kommen sie? • Vielfalt an Möglichkeiten • Schnelligkeit der Veränderungen • Flexibilität der Beziehungen • Verständnisorientierter Erziehungsstil Du brauchst eine sehr gute Ausbildung Dr. Miriam Engelhardt [email protected] Jahrgang Wo bin ich nächste Woche im Praktikum? Was möchtest du? Dies oder lieber jenes? 14 Jugend Erwerbslosenquote 1991 – 2012 Quelle: Bundesamt für Statistik, CH 10 7,7 8 6,4 6 6 3,2 3 6 5,5 5,8 5,6 3,7 3,9 2,8 3,3 3,7 4,1 3,6 3,1 7,8 7,6 8,1 7 5,6 5,6 4,8 4,7 4,5 5 2 8,2 7,7 7,1 7 4 8,8 8,5 9 4,4 4,1 4,3 4 2004 2006 2,7 2,5 2,9 3,6 3,4 4,1 4,5 4,1 4 1,8 1 0 1990 1992 1994 1996 1998 2000 Total Dr. Miriam Engelhardt 2002 2008 2010 2012 15-24 Jahre [email protected] 15 Generation Y Jahrgang 1980 - 2000 Wie antworten sie? • Ziel: anschlussfähig bleiben – privat wie beruflich • Hohe Investition in Ausbildung • Bevorzugen klare Orientierung Lebensgefühl: (Regeln, Feedback, Werte) Die Ärmel hochkrempeln! Optimismus unter Druck Dr. Miriam Engelhardt [email protected] 16 Generation Y Jg. 1980 – 2000 Was ist für Sie im Arbeits- und Lernalltag normal? • Spass und Kontakte bei der Arbeit (Nest) • Flache (keine) Hierarchien • Kein klassischer Gehorsam • Regeln sind verhandelbar, Ausnahmen denkbar (Fragen kostet nichts) • Feedback geben: direkt und in alle Richtungen, Feedback nehmen: wird kommentiert • Wünscht: visionäre Führung (Orientierung) coachende Führung (optimale Förderung für eigene Ziele) Dr. Miriam Engelhardt [email protected] Lebensgefühl: Die Ärmel hochkrempeln! Optimismus unter Druck 17 Baby Boomer Jg. 1945 – 1960 Generation X Jg. 1960 – 1980 Generation Y Jg. 1980 - Gesellschaftlich neu Gesellschaftlich neu Gesellschaftlich neu - Wirtschaftswunder - Bildungsexpansion - Umweltkatastrophen - Vielfalt der Möglichkeiten Dr. Miriam Engelhardt [email protected] 18 Online in alle Lebenslagen Der online-Gedanke ist prägend für soziale Beziehungen: Leichte Anschlussmöglichkeiten Beziehungen sind zerbrechlich: das Netz kennt nur Jetzt-Zeit, keine Erinnerung Ständiger Kommunikationsfluss als Stabilisator ist die Voraussetzung für funktionierende Kontakte (keine Verabredungen mit Ort und Zeit, sondern zu telefonieren). Netzwerkkinder erleben auch beruflich eine hohe Flexibilität von Beziehungen (Schulwechsel, unterschiedliche Nebenjobs, Ortswechsel für Ausbildung/Beruf, Praktikawechsel). Netzwerkkinder haben ein hohes Bedürfnis nach schneller Integration und ihrerseits eine grosse Bereitschaft, sich schnell zu integrieren. Dr. Miriam Engelhardt [email protected] 19 Murmelaufgabe Wer in der Galaxie fliegt, sucht nach Anschluss. • wie gelingt Ihnen die die Integration Ihrer Lernenden? Fühlen Sie sich aufgehoben und sind „gern“ da? Dr. Miriam Engelhardt Was macht die Integration manchmal schwer? [email protected] 20 Wertorientierungen Jugendlicher (Angaben in %) Quelle: 16. Shell Jugend Studie, 2010 95 Gute Freunde haben 97 Gutes Familienklima führen 85 Eigenverantwortlich leben und handeln 85 90 83 Phantasie und Kreativität entwickeln 79 76 Fleissig und ehrgeizig sein 72 Das Leben in vollen Zügen geniessen 63 Hohen Lebensstandard haben 83 2010 2002 78 69 59 Eigene Bedürfnisse durchsetzen 55 55 Sozial Benachteiligten helfen 58 38 An Gott glauben 37 16 Das tun, was die anderen auch tun 14 0 Dr. Miriam Engelhardt 92 10 20 30 40 [email protected] 50 60 70 80 90 100 21 Werteorientierungen Jungendlicher Quelle: Cocon, repräsentative schweizerische Längsschnittstudie Allgemeine Werte 9 Soziale Gerechtigkeit Hedonismus Leistung/Erfolg Selbstverwirklichung 8,5 8 7,5 15 Jahre Dr. Miriam Engelhardt [email protected] 21 Jahre 22 Die Netzwerker / Generation Y: Comeback der Werte Das Comeback der Werte : • Wertevielfalt ermöglicht Anschlussfähigkeit zu unterschiedlichen Bereichen und Menschen. • Es muss Sinn und Spass machen. Werte und Regeln schaffen Klarheit auf Zeit: • Regeln und Absprachen helfen, Freiheiten und schnelle Veränderungen leben zu können, ohne zu viel Zeit mit Orientierung und Vertrauensbildung zu verlieren. • Werte dienen auch dazu, sich selbst zu positionieren und andere schnell einschätzen zu können. • Werte sind wie die Welt selbst in Bewegung und verändern sich. Motto: Klare Regeln, deutliche Selbstdarstellung und freiwillige Vereinbarungen schaffen Orientierung in unklaren Zeiten. Dr. Miriam Engelhardt [email protected] 23 Murmelaufgabe Come back der Werte: Viele Werte beuten viele Anschlussmöglichkeiten. Dr. Miriam Engelhardt Wo können Ihre Lernenden Spass UND Leistung erleben? Wo haben Sie Spielraum für freiwillige Vereinbarungen? Wo zeigen Sie in positiver Weise ihre eigenen Werte? [email protected] 24 Verhältnis zu Autoritäten Dr. Miriam Engelhardt [email protected] 25 Die Netzwerker: Familie, Freunde, Leistung und Selbstverwirklichung Dr. Miriam Engelhardt [email protected] 26 Lernverhalten der Netzwerker / Generation Y „An einem typischen Tag wählt ein junger Mensch zwischen 200 Fernsehkanälen, 5.500Zeitschriftentiteln, 10.500 Radiosendern, 30 Millionen Internetseiten und 122.000 neu publizierten Büchern aus.“ Überlebenswichtig: intelligent und schnell auswählen Problem: Schnelligkeit und Flexibilität der Welt: es gibt keine verlässlichen übergeordneten Kriterien Leitfrage: Bringt's mir was? wenn ja, Engagement wenn nein: abschalten, ausruhen, abwarten, Kontakte Pflegen irgendwann: gehen Dr. Miriam Engelhardt [email protected] 27 Lernverhalten der Netzwerker Erwartungen an Lernsettings (Längsschnittstudie TREE) Praxisrelevanz Effektivität (Verhältnis Zeit, Inhalt, Leistungsanforderungen) Teamwork und Learning by Doing (eigene aktive Rolle) Spass, Sozialkontakt und Leistung verbinden Erwartungen an didaktische Anleitung Sinnhaftigkeit des Ganzen aufzeigen Klare Rahmen und Zieldefinitionen Regelmäßiges, rechtzeitiges (!) und konstruktives Feedback Dr. Miriam Engelhardt [email protected] 28 Konflikte anhand des Generationenmodells analysieren und lösen Konkret erlebte Situation Dr. Miriam Engelhardt Beteiligte/r A: Generationen Merkmal Beteiligte/r B: Generationen Merkmal [email protected] Möglicher Umgang mit dem Konflikt 29 Was nehme ich heute mit? Was probiere ich morgen aus? Dr. Miriam Engelhardt [email protected] 30 Literatur Bruch, Heike et.al.: Generationen erfolgreich führen. Konzepte und Praxiserfahrungen zum Management des demographischen Wandels. Gabler, Wiesbaden 2010 Buchmann, Marlis et.al: Wertorientierungen Jugendlicher und junger Erwachsener in der Schweiz. Auswertung COCON im Auftrag der Stiftung Zürcher Unternehmerforum, 2007 COCON Competence and Context: Schweizer Befragung von Kindern und Jugendlichen, Jacobs Center for Productive Youth Developement, Universität Zürich, http://www.cocon.uzh.ch Dierolf, Kirsten: Lösungsfokussiertes Teamcoaching. Bad Homburg v.d.Höhe: Speaking! Verlag 2013 Kim Berg, Insso / de Jong, Peter: Lösungen (er-)finden. Das Werkstattbuch der lösungsorientierten Kurztherapie, Verlag modernes Lernen, Dortmund 1998 Engelhardt, Miriam / Abel-Wanek, Ulrike: Generation Y – Arbeiten mit Vergnügen, Pharmazeutische Zeitung, Magazin, Jg 159, 7. Ausgabe, 13.02.2014 Meier, Daniel / Szabo, Peter: Coaching - erfrischend einfach. Einführung ins lösungsorientierte Kurzzeitcoaching. Verlag SolutionSurfers, Basel 2008 Meier, Danier: Wege zur erfolgreichen Teamentwicklung. Mit dem Solution Circle Turbulenzen im Team als Chance nutzen. Ein Werkstattbuch für die Praxis. Verlag SolutionSurfers, Basel 2004 Shell Deutschland Holding (Hrsg.): Jugend 2010. Eine pragmatische Generation behauptet sich, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt/M. 2010 http://www.shell.de.home/content/deu/aboutshell/our_commitment/shell_youth-study/2010 Trendbüro, Steinle, Andreas / Wippermann, Peter: Die neue Moral der Netzwerkkinder. Trendbuch Generationen, Piper Verlag, München 2003 Dr. Miriam Engelhardt Kontakt Soziologin [email protected] www.engelhardt-training.de Engelhardt-Training • Generationenkompetenz • Leadership • Teamentwicklung Auftrittskompetenz 31 • Moderation
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