Schrottanleihe oder Anleihe- schrott? Milliardenumsätze mit Metall

In dieser Rubrik stellen wir Ihnen Anlagen vor, die Sie besesr nicht tätigen
sollten.
Schrottanleihe oder Anleiheschrott?
Eine Anleihe im Nominalwert von 182,5 Mio. Euro,
einer jährlichen Verzinsung von 8,5 % und einer
Laufzeit bis zum März 2017 hat der Schrotthändler
und –recycler Scholz Holding GmbH emittiert. Doch
das Papier entwickelt sich zunehmend zum Schre­
cken aller Investoren. Wenn es dem Management
nicht gelingt, Eigenkapitalinvestoren ins Unterneh­
men zu locken, dürfte ein (Teil­)ausfall der Anleihe
nur noch eine Frage der Zeit sein.
Milliardenumsätze mit Metallschrott
Die 1872 gegründete Scholz Holding gehört eige­
nen Angaben zu Folge zu den weltweit führenden
Unternehmen für das Recycling von Stahlschrott
und Buntmetall. Mit 7.500 Mitarbeitern an 500 Stand­
orten rund um den Globus setzt die Firmengruppe
jährlich etwa 10,5 Mio. Tonnen Material um. Dane­
ben tritt die Gruppe seit Jahren erfolgreich in Ge­
schäftsfeldern auf, die an das Recycling von Metall
angrenzen: als Produzent und Lieferant von Alumi­
nium und Edelstahl sowie als Partner im Bereich In­
dustrieservice
mit
den
Schwerpunkten
Entsorgungskonzepte, Dienstleistungskonzepte und
Logistikkonzepte. Im Jahr 2014 erzielte der Konzern
Umsatzerlöse in Höhe von 3,1 Mrd. Euro, der Jah­
resfehlbetrag lag bei – 123 Mio. Euro.
Geschichte eines Sanierungsfalls
Das 2014er Ergebnis ist aber nicht das erste Ver­
lustjahr für den Konzern, denn die Krise zeichnete
sich schon im Jahr 2013 ab, in dem ein Verlust von
– 350 Mio. Euro zu Buche stand. Damit war das ehe­
mals positive Eigenkapital aufgezehrt und ein nicht
durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag von 72 Mio.
Euro musste bilanziert werden. Der Kurs der Anlei­
he folgte der negativen Geschäftsentwicklung und
fiel bis auf unter 50 % im Januar 2014. Im April 2014
schien das Unternehmen jedoch gerettet, da der
Einstieg der japanischen Toyota Tsusho Corporati­
on (TTC) bekannt gegeben werden konnte. TTC be­
teiligte sich mit einem Kapitalanteil von 39,9 % bei
Scholz. Da TTC mehr als den zehnfachen Scholz­
Umsatz erzielt, erschien der Einstieg als die Garan­
tie für die Anleiheinvestoren, dass ihr Engagement
jetzt gesichert wäre, der Anleihekurs kletterte wie­
der auf über 100 %.
Ergebnis bleibt katastrophal
Doch auch der wohlmeinendste Investor kann die
Augen nicht vor der Realität verschließen. Und die­
se Realität sieht düster aus, wie die jüngst veröffent­
lichte Zahlen zum 30.06.15 zeigen. So musste das
Unternehmen einen Umsatzrückgang von 18 % auf
1,33 Mrd. Euro verkraften, der auf ein geringeres
Tonnagevolumen und einen Preisrückgang zurück­
zuführen ist. Der Periodenfehlbetrag lag bei – 14,4
Mio. Euro. Ganz bitter sieht es in der Konzernbilanz
aus, die ein negatives Eigenkapital von – 234 Mio.
aufweist, die Finanzverbindlichkeiten belaufen sich
auf insgesamt 900 Mio. Euro. Damit ist das Unter­
nehmen derzeit bilanziell überschuldet.
Eigenkapital dringend gesucht
Es steht also fest, dass die Gesellschaft dringend
auf frisches Eigenkapital angewiesen ist. Und so
überrascht die Mitte September veröffentlichte Mel­
dung, dass die Scholz Holding GmbH einen struk­
turierten Investorenprozess gestartet hat, in dessen
Zuge die Eigenkapitalbasis der Gesellschaft gestärkt
werden soll, nicht. Was aber sehr wohl überrascht
ist die Tatsache, dass der japanische Mitgesellschaf­
ter TTC sich an weiteren Kapitalmaßnahmen nicht
beteiligen wird. Und so zeigt sich der Vorstandsvor­
sitzende Oliver Scholz auch mehr als enttäuscht:
"Die Entscheidung von TTC ist zu respektieren. Sie
bietet jedem potenziellen Investor jetzt eine klare
Perspektive über die Interessenlagen der bestehen­
den Gesellschafter der Scholz Holding GmbH. Das
Engagement der Familie Scholz und des Manage­
ments für das Unternehmen ist ungebrochen."
Gläubigerversammlung rückt näher
Eine Eigenkapitalmaßnahme führt zu einer Verwäs­
serung der Alteigentümer. Bislang hält die Familie
Scholz 60,1 % der Anteile. Sollten sich tatsächlich
Eigenkapitalgeber finden, dürften diese aber einen
großen Brocken des Eigenkapitals für sich bean­
spruchen. Dies könnte aber bedeuten, dass die Fa­
milie Scholtz deutlich unter 50 % fällt. In diesem Fall
haben die Anleiheinhaber ausweislich des Emissi­
onsprospekts das Recht, ihre Schuldverschreibun­
gen zu kündigen und deren sofortige Rückzahlung
zum Nennbetrag, zuzüglich allfälliger bis zum Tage
der Rückzahlung aufgelaufener Zinsen zu verlan­
gen. Dies dürfte aber nicht im Interesse des Unter­
nehmens sein, da sich dann eine erneute
Finanzierungslücke auftut. Wir gehen deshalb da­
von aus, dass die Gesellschaft bald zu einer Gläu­
bigerversammlung
einlädt,
um
den
Gesellschafterwechsel zu legitimieren.
Anleihe verkaufen
Die Scholz­Anleihe notiert derzeit bei rund 85 %. An­
gesichts der angespannten Unternehmenssituation
ist dieser Kurs aus unserer Sicht viel zu hoch. Wir
empfehlen investierten Anlegern deshalb, die Anlei­
he zu verkaufen.
Gemeinsam sind wir stark! Die Mitglieder
der Deutschen Investoren Union bilden ei­
ne starke Gemeinschaft, der es leichter
möglich ist, berechtigte Interessen gegen­
über Vorständen, Aufsichtsräten, Wirt­
schaftsprüfern etc. geltend zu machen.
Daneben bietet eine Mitgliedschaft folgen­
de Vorteile:
• Monatlicher Bezug der Online­Mitglieds­
zeitschrift
• Zugang zu allen Bereichen der Vereins­
Webseite
• Kostenlose Erstberatung bei unseren spe­
zialisierten Kapitalmarkts­Rechtsanwälten
• Kostenlose Vertretung auf der Gläubiger­
versammlung
• Interessenbündelung bei mehreren Ge­
schädigten eines Falls
• Interessensvertretung durch Gläubiger­
vertreter wo möglich
• Persönlicher Kontakt zum Vereinsvor­
stand
• Vergünstigter Zugang zu www.hvinfo.de
• Teilnahmemöglichkeit an der jährlichen
Mitgliederversammlung
Weitere Informationen zur
Mitgliedschaft in der DIU
finden Sie auf unserer
Webseite unter:
http://diuev.de/mitglied­
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