aktuell Nr. 72 - Ausgabe 3, 2015 Hilfe für Flüchtlinge in Griechenland Gestrandet auf Lesbos: Hanan und seine Tochter Zaloukh machen sich auf den Weg zur Flüchtlingsunterkunft in Mylovos. © UNHCR/P.Wu 3 Rubrik Editorial Vater Stratis versorgt Flüchtlinge auf Lesbos mit Essen, Kleidung und Unterkünfte. © UNHCR/S.Baltagiannis Was für dramatische Bilder: Hunderte, Tausende von Flüchtlingen riskieren auf der Suche nach Sicherheit den gefährlichen Seeweg nach Italien und Griechenland. Aber das krisengeschüttelte Griechenland kann sich kaum selbst helfen. Viele Griechen sind verarmt. Die große Zahl der Flüchtlinge verschärft die Situation zusätzlich. Das Resultat: Selbst eine Basisversorgung der Flüchtlinge ist nicht mehr möglich. Auf der Insel Lesbos beispielsweise, wo die meisten Flüchtlinge in der Ägäis ankommen, müssen tausende Flüchtlinge unter katastrophalen hygienischen Bedingungen vor der Flüchtlingsaufnahme ausharren. Hilfe für Flüchtlinge in Griechenland Um auf die Notlage angemessen reagieren zu können, braucht Griechenland dringend unsere Unterstützung. Ohne sie ist das Leben vieler Flüchtlinge bedroht. 2 Hilfe auf der Su Bernd Schlegel Vorsitzender Auf ihrem Weg nach Europa stranden Tausende Flüchtlinge auf griechischen Inseln in der Ägäis. Die griechischen Behörden sind mit deren Versorgung vollkommen überfordert. Um die größte Not zu lindern, werden sie vor Ort von UNHCR unterstützt. Dank Ihrer großzügigen Spende konnten wir unseren Beitrag leisten. Inhalt Versorgung mit Hilfsgütern Hilfe für Flüchtlinge in Griechenland 2 Flüchtlingskrise in Griechenland 4 Deepesh Das Shrestha: Einsatz in Nepal 6 Bootsflüchtlinge 7 Sprach- und Kulturvermittlung in Deutschland 8 Ein Testament für den guten Zweck 10 Kurz notiert 12 Die Flüchtlingsaufnahme der Insel Chios ist überfüllt, hier leben dreimal mehr Menschen als die ursprüngliche maximale Auslastung von knapp einhundert. Zusätzlich müssen 400 Flüchtlinge außerhalb des Zentrums in Zelten schlafen. „Die Bedingungen sind absolut unzureichend“, sagt UNHCR-Sprecher William Spindler. Um Abhilfe zu schaffen, verteilen UNHCR, seine Partner und lokale Freiwillige Hilfsgüter an die Bedürftigsten. Gemeinsam mit den Behörden werden außerdem Flüchtlinge mit besonderem Hilfsbedarf identifiziert und unterstützt. UNHCR-Mitarbeiter verteilen Schlafmatten an Iraker, Somalier und Afghanen im Flüchtlingszentrum von Moria auf Lesbos. © UNHCR/A.Kitidi che nach Sicherheit Hotel „Captain Elias“ Auf Kos, Leros, Samos und anderen griechischen Inseln sieht es nicht besser aus. Auch dort können die Behörden und Inseleinwohner nicht angemessen helfen. Mangels Unterkünfte leben auf Kos Flüchtlingsfamilien im verlassenen Hotel „Captain Elias“. Von UNHCR und seinen Partnern wurden dort die Trinkwasserversorgung verbessert sowie chemische Toiletten bereitgestellt. UNHCR berät Flüchtlinge Die meisten Flüchtlinge kommen auf der Insel Lesbos an. Im ebenfalls restlos überfüllten Aufnahmezentrum von Moria berät UNHCR mithilfe von Übersetzern die Flüchtlinge in rechtlichen Fragen. Es werden Schlafsäcke, Bulgarien ROM Hygieneartikel und andere Hilfsgüter verteilt. Außerdem unterstützt UNHCR lokale Hilfsorganisationen – „Agkalia“ ist eine von ihnen. Atempause in Kalloni Vater Stratis, ein griechisch-orthodoxer Priester, ist Leiter von „Agkalia“. Im Dorf Kalloni kümmert sich der Verein ALGIER um Flüchtlinge, die sich von der Nordküste aus auf den mühsamen Marsch zur Inselhauptstadt Mytilini machen. Bis zu 70 Kilometern sind sie zu Fuß in den Bergen unterwegs. „Agkalia“ gibt den Flüchtlingen Wasser, Essen, Medizin und ein Dach über dem Kopf. Ein wenig Stärkung und Mut für den Weg nach Mytilini, wo sich die Flüchtlinge für eine ungewisse Zukunft registrieren lassen. Albanien Mazedonien GRIECHENLAND ITALIEN ATHEN Lesbos Chios TÜRKEI Samos Leros Kos Herzlichen Dank! Mit Ihrer Spende unterstützen Sie unsere Nothilfe für Flüchtlinge in Griechenland. 3 Eine Gruppe Afghanen springen nahe Mytilini, Hauptstadt von Lesbos, ans sichere Ufer. © UNHCR/J.Akkash Herausforderung Helfen: Flüchtlingskrise in Griechenland Den nächsten Tag erleben Seit Anfang dieses Jahres sind etwa 125.000 Flüchtlinge auf griechischen Inseln angekommen. Täglich kommen tausend weitere. Die Auswirkungen sind katastrophal: In Griechenland ist eine in diesem Ausmaß noch nie da gewesene Flüchtlingskrise eingetreten, die das Land ohne verstärkte internationale Hilfe nicht meistern kann. auf Pappdeckeln oder in einem verlassenen Warenhaus. Auf dem offenen Feuer wird in aufgeschnittenen Colabüchsen Teewasser zum Kochen gebracht. Besonderer Hilfsbedarf Die etwa 3.000 Flüchtlinge in Kara Tepe warten ebenfalls darauf, nach Moria zu kommen. „UNHCR ist in Moria präsent. Wir helfen den Behörden dabei, besonders schutzbedürftige Personen und Familien zu identifizieren. Außerdem klären wir die Flüchtlinge über ihre Rechte und Pflichten auf und verteilen Hilfsgüter“, berichtet UNHCRMitarbeiterin Katerina Kitidi. „Griechenland befindet sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation. Die große Zahl von ankommenden Flüchtlingen erhöht jetzt den Druck auf die Inselgemeinden. Diese haben weder die Infrastruktur noch die personellen Möglichkeiten, um ausreichend humanitäre Hilfe leisten zu können“, sagt UNHCRSprecher William Spindler. „UNHCR ist vor allem um besonders gefährdete Flüchtlinge besorgt – unbegleitete Kinder, Ältere, Schwangere, Menschen mit Behinderungen und Folteropfer. 4 Es droht, dass sie nicht die Hilfe bekommen, die sie dringend brauchen“, so Spindler weiter. Notdürftige Unterkünfte Viele Flüchtlingsfamilien müssen vor dem überfüllten Flüchtlingszentrum Moria auf der Insel Lesbos campieren. Sie warten darauf, dass in der Aufnahme ein Platz frei wird. Im nahe gelegenen Kara Tepe ist ein notdürftiges Transitlager entstanden, wie in vielen Gegenden der Insel. Toiletten und Duschen sind dort Mangelware. Die Menschen harren aus in Zelten, Kaum Personal 70 Prozent der Flüchtlinge auf den griechischen Inseln kommen aus Syrien. Die meisten anderen aus Afghanistan, Flüchtlingszentrum Moria, Lesbos: Eine UNHCR-Mitarbeiterin spricht mit Flüchtlingen, die in Zelten untergebracht wurden. © UNHCR/S.Baltagiannis Nach ihrer Ankunft steht den syrischen Flüchtlingen ein beschwerlicher Fußmarsch nach Mytilini bevor. © UNHCR/J.Akkash Irak, Eritrea und Somalia. Menschen, die vor Krieg und Verfolgung in ihrem Land flüchten mussten. Aufgrund des großen Andrangs werden die Syrer in der Regel nicht mehr in Moria registriert. „Seit Beginn des Sommers werden die Syrer an die zuständige Polizeidirektion in Athen verwiesen“, erklärt Kitidi. „Die entsprechende Verordnung wurde erlassen, um die Engpässe auf den Inseln zu entschärfen. Und natürlich auch, weil es auf den Inseln viel zu wenig Personal für die Registrierung gibt.“ „Sie wollen leben“ Obwohl es aktuell zahlreichen Griechen finanziell schlecht geht, helfen sie gerne. Viele engagieren sich für Flüchtlinge, privat oder in kleinen Projekten. UNHCR ist mit diesen Initiativen vernetzt und arbeitet mit Kenda (6), Sara (4) und ihre Mutter beim Essen in der Notunterkunft „Pipka“, die früher ein Feriencamp für Kinder war. © UNHCR/J.Akkash ihnen zusammen. „Die Bereitschaft zu helfen, ist traditionell sehr hoch auf den ägäischen Inseln. Seit Jahren kommen hier Menschen in Not an. Die Inselbewohner sind geschockt über die aktuelle Verschärfung der Situation“, sagt Kitidi. „Agkalia“ aus dem Dorf Kalloni auf Lesbos gehört zu den Initiativen, die UNHCR unterstützt (siehe auch S.3). Priester Efstratios Dimou, genannt „Papa Stratis“, ist der Leiter: „Jeden Tag kommen einhundert bist zweihundert Flüchtlinge nach Kalloni. Wir geben ihnen Essen, Wasser, Milch für die Babys, Schuhe, Kleidung. Sie können hier bleiben: Wir haben Decken und Matratzen auf dem Boden. Diese Menschen haben es sich nicht ausgesucht, hierher zu kommen. Sie sind Kinder des Krieges. Sie wollen leben und die Chance haben, auch den nächsten Tag zu erleben.“ Trotz vieler lobenswerter Initiativen – wie die von „Papa Stratis“ – werden nach wie vor dringend zusätzliche Gelder benötigt. Ohne diese wäre eine menschenwürdige Versorgung der Flüchtlinge in Griechenland nicht möglich. Jetzt online spenden: www.uno-fluechtlingshilfe.de/mittelmeer Flüchtlinge in Griechenland brauchen Ihre Hilfe: IBAN: DE94 3702 0500 0008 2900 00 Bank für Sozialwirtschaft Köln BIC: BFSWDE33XXX Stichwort: Nothilfe Mittelmeer 5 Die 16-jährige Manju Bk hält eine UNHCR-Plane fest, mit deren Hilfe eine notdürftige Unterkunft gebaut wird. © UNHCR/D.I.Sanchez Auf dem Weg nach Gumthang macht Deepesh eine kurze Rast. Das Dorf wurde durch Erdrutsche von der Außenwelt abgeschnitten. © privat Deepesh lebt in Kathmandu. Er berichtet über das verheerende Erdbeben im April und die UNHCR-Nothilfe. Das Interview entstand Anfang Mai. Wo warst Du, als die Erde bebte? Es war Samstag. Ich war mit meiner 3-jährigen Tochter Mrinal im Wohnzimmer. Als das Beben heftiger wurde, warf ich mich zu Boden und drückte meine Tochter fest an mich. Meine Frau betete „Lieber Gott, lass das Beben uns nicht töten.“ Die Lampen wackelten, Gläser und Teller fielen aus den Regalen. Doch unser Haus blieb heil. Später waren alle auf der Straße, geschockt und voller Panik. Überall sah man Verwüstung. Ich verstand nicht, was geschah – mein Kopf war völlig leer. Wie viel wurde zerstört? Mit dem Fahrrad fuhr ich ins Zentrum. Historische Plätze, Tempel, Wohnhäuser – alles war komplett zertrümmert. Viele Menschen wurden getötet. Es herrschte pures Chaos. 6 Überall fuhren Krankenwagen, die Feuerwehr versuchte durchzukommen, Polizei und sogar Soldaten waren da. Was wird im Moment am meisten gebraucht? Außerhalb Kathmandus leben viele in sehr armen, abgeschiedenen Regionen. Teilweise liegen mehr als die Hälfte der Häuser in Schutt und Asche. Die Menschen leben oft unter freiem Himmel oder in Zelten. Probleme gibt es auch mit der Wasser- und Gesundheitsversorgung. Krankheiten können ausbrechen. Mit Beginn des Monsuns brauchen die Menschen bald ein Dach über dem Kopf. Was tut UNHCR? Wir haben direkt tausende Plastikplanen und Solarlampen verteilt. Weitere Hilfslieferungen folgen. Vor dem Erdbeben hat UNHCR in Nepal Flüchtlingen aus Bhutan geholfen. So konnten wir sofort Material nutzen, das für die Flüchtlingsarbeit gedacht war. Doch die Herausforderungen sind riesig. Erdrutsche blockieren die Straßen, viele Regionen sind nicht zugänglich. Das schlechte Wetter erhöht die Gefahr von weiteren Erdrutschen. Warum arbeitest Du weiter? Noch jetzt wird mein Kopf plötzlich leer, wenn ich an das Erdbeben denke. Ich versuche dann, mich auf das zu konzentrieren, was ich tun soll. Bei UNHCR können wir wirklich etwas für die Menschen tun. Ich möchte allen danken, die UNHCR bislang unterstützt haben. Es ist gut zu wissen, dass Menschen auf der ganzen Welt uns helfen wollen. Palermo, Sizilien: Gerettete Flüchtlinge verlassen das Schiff der italienischen Küstenwache. © UNHCR/F.Malavolta Thamer und Thayer auf einer Burgruine in Sizilien. Die Brüder warten auf die Entscheidung in ihrem Asylverfahren. © UNHCR/,A.D’Amato Bootsflüchtlinge Die Suche nach einem sicheren Hafen „Ich sah mein Leben an mir vorüberziehen“, erinnert sich Thayer aus Syrien an das Unglück. „Ich sah meine Kindheit, Menschen, Dinge, an die ich mich niemals mehr erinnert hätte.“ Wochen zuvor stiegen Thayer, sein Bruder Thamer und 200 andere Flüchtlinge in ein Boot, um die gefährliche Überfahrt nach Lampedusa zu wagen. Syrien, Somalia, Sierra Leone, Mali, Senegal, Gambia, Elfenbeinküste und Äthiopien. Die meisten von ihnen kamen aus Eritrea (350). Das Leben in die Hand nehmen Angesichts der Opfer fordert UNHCR von Europa wirksame Hilfen für Bootsflüchtlinge. „Menschenleben zu retten, muss im Mittelpunkt stehen“, sagt Flüchtlingskommissar António Guterres. „Und allen muss klar sein: Die Menschen, die über das Meer nach Europa kommen, sind hautsächlich Flüchtlinge, die Schutz vor Krieg und Verfolgung suchen.“ Ihnen müsse ein legaler Zugang ermöglicht werden – über humanitäre Visa, Arbeits- und Studiengenehmigungen oder Programme zur Familienzusammenführung. Die Brüder wussten, dass das Boot kentern könnte. Sie rechneten aber nicht damit, dass sie von libyschen Milizionären beschossen werden. Die Kugeln schlugen Löcher in die Bordwand, und kurz vor Lampedusa kenterte das Boot. Für viele Flüchtlinge war es zu spät, als endlich die Küstenwache kam. Thamer und Thayer überlebten. In einem sizilianischen Küstenort haben sie einen Asylantrag gestellt. „Wir wollen unser Leben wieder selbst in die Hand nehmen und weiterkommen“, wünscht sich Thamer nach dem Horror in Syrien. Vielfältige Fluchtgründe Die Gründe, die Heimat zu verlassen, sind so vielfältig wie die Herkunftsländer der Bootsflüchtlinge. Die meisten flüchten vor Gewalt und Unterdrückung, andere vor Dürren und Hunger, vor Armut und absoluter Perspektivlosigkeit. Beim bislang schwersten Bootsunglück auf dem Mittelmeer im April starben rund 850 Menschen aus Menschenleben retten 7 Sprach- und Kulturvermittlung in Deutschland Sprache deutsch Behörde AmtFLUCHTAntrag FußballFlüchtling Krankenhaus Schutz Asyl LebensmittelArztHilfe lernen Schule Alltag krankverstehen einkaufen AusländerTherapie übersetzen sprechen Arztbesuche, Behördengänge, Elterngespräche in der Schule. Selbst Menschen, die deutschsprachig aufwachsen, haben oft Probleme, Fachbegriffe und Bürokratie zu verstehen. Für Menschen, die nicht Deutsch sprechen und sich in einer noch fremden Kultur bewegen, werden diese Termine zu einer unlösbaren Aufgabe. Es sei denn, ein Dolmetscher hilft aus. Dolmetschen – keine einfache Aufgabe Professionelle Dolmetscher haben in der Regel eine mehrjährige Ausbildung, sind vereidigt und öffentlich bestellt. Ihr Kompetenzprofil geht weit über die Beherrschung von Fremdsprachen hinaus. Sie müssen unparteiisch und objektiv berichten. Außerberufliche Beziehungen zwischen Dolmetschern und Klienten sind daher nicht erwünscht. Nicht allein das Wort, auch der Inhalt muss von den Sprachmittlern korrekt 8 und vollständig wiedergegeben werden. Die Tonlage oder die emotionale Prägung des Gesagten müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Dazu ist ein hohes Maß an Empathie erforderlich. Oft müssen Kinder übersetzen Vielen Krankenhäusern, sozialen Einrichtungen und Kommunen fehlt das Geld, um einen professionellen Sprachmittler zu bezahlen. Hinzu kommt, dass viele Flüchtlinge seltene Sprachen oder Dialekte sprechen, für die es nicht allerorts einen Dolmetscher gibt. Diese sind wiederum meist so ausgelastet, dass es schwer wird, einen gemeinsamen Termin mit allen Beteiligten zu vereinbaren. In der Folge müssen Freunde oder Familienmitglieder übersetzen, oft die eigenen Kinder. Doch diese persönlich involvierten Übersetzer verfügen nicht über die für eine neutrale Berichterstattung nötige Objektivität. Je nach Thema und Situation folgt daraus eine enorme Belastung für alle Beteiligten. Im Interview © UNO-Flüchtlingshilfe/H.Heinrich Dolmetscher – mehr als ein Job Dolmetschen – mehr als Übersetzen Bei der Arbeit als Dolmetscher geht es um sehr viel mehr als nur die Sprachvermittlung. Sie müssen eine Brücke bilden, auf der sich verschiedene Kulturen treffen können. Deshalb ist es wichtig, dass Dolmetscher neben den sprachlichen auch kulturelle Voraussetzungen erfüllen. In Bayern werden deshalb oftmals sogenannte „Kulturdolmetscher“ hinzugezogen. Hierbei handelt es sich häufig selbst um Asylbewerber, die noch im Asylverfahren stecken, aber bereits Sprachkenntnisse erworben haben und sich gut in Deutschland auskennen. Sie helfen, indem sie Probleme erklären und Konflikte lösen. Kulturelle Missverständnisse Der Sprachmittler muss auch kulturelle Unterschiede zwischen der deutschen und der fremden Kultur aufzeigen, um Missverständnisse zu vermeiden. Zum Beispiel erklärt er Khawaja Tahir Mahmood stammt aus Pakistan. Er kam als Student nach Deutschland arbeitet seit Jahren als Dolmetscher für die Sprachen Englisch und Urdu. Auf unserer Website berichtet er über seine Erfahrungen als Dolmetscher für Flüchtlinge. Das Interview finden Sie unter: www.uno-fluechtlingshilfe.de/interview-dolmetscher Schulklassen, dass es in Westafrika Länder gibt, in denen ein „Daumen hoch“ als schwere Beleidigung empfunden wird, während es in Deutschland bedeutet, dass alles in Ordnung ist. Er übersetzt nicht nur Arztdiagnosen, sondern erklärt ausländischen Patienten, wie das deutsche Krankenhaussystem funktioniert und welche Leistungen ihnen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zustehen. Dolmetscher – dringend gesucht! 2014 wurden in Deutschland 202.834 Asylanträge gestellt, davon 173.072 Erstanträge. Im Jahr 2015 rechnet das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration (BAMF) mit einer Verdopplung der Anträge. Aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen werden vor allem ehrenamtliche Dolmetscher händeringend gesucht. Denn in Deutschland gibt es nur vor Gericht das Recht auf einen Dolmetscher. Ansonsten sind Flüchtlinge und Asylsuchende auf sich allein gestellt. Daher wurden Dolmetscherpools gegründet, die mit Einrichtungen kooperieren, die keine finanziellen Mittel haben, professionelle Dolmetscher zu beschäftigen. Jetzt aktiv mithelfen! Sie sind geduldig, verschwiegen und wollen Flüchtlingen eine Stimme geben? Sie können zum Beispiel arabisch, syrisch oder französisch sprechen und übersetzen? Dann nutzen Sie Ihr Wissen und melden sich bei einem Dolmetscherpool in Ihrer Nähe an. Informationen dazu erhalten Sie bei den bundesweiten Flüchtlingsräten: www.fluechtlingsrat.de 9 Ein Testament für den guten Zweck Was kann mein Erbe bewirken? UNHCR leistet in Ruanda auch Hilfe beim Aufbau neuer Klassenräume und Toilettengebäude. © UNHCR/Sh.Masengesho Immer mehr Menschen können sich vorstellen, einen Teil ihres Erbes einem guten Zweck zugutekommen zu lassen. Doch längst nicht allen ist diese Möglichkeit bekannt. Viele wünschen sich mehr Information, wie ihr Testament helfen kann. Über ein solches Erbe, das wirkungsvoll unsere Arbeit unterstützt hat, möchten wir berichten. So hilft ein Erbe „Das Beste an Ruanda ist der Frieden.“ Vor zwei Jahren musste die 12-jährige Solange mit ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg in der Demokratischen Republik Kongo fliehen. Das, was sie am meisten vermisst, ist Amata (Milch). „Wir hatten eine Farm mit Kühen und konnten Milch haben, wann immer wir wollten. Es war genug da.“ In Ruanda ist die Familie nun auf Hilfe angewiesen. Das Geld reicht kaum für das Lebensnotwendigste. An Schule ist da nicht zu denken. 10 Ruanda: Die 12-jährige Solange (rechts) besucht im Flüchtlingscamp die Grundschule. Von UNHCR hat sie mit Uniform und Büchern eine Grundausstattung erhalten. © UNHCR/Sh.Masengesho Doch UNHCR sorgt dafür, dass Flüchtlingskinder auch in schwierigsten Umständen ihre Bildung fortsetzen können, um ihnen wieder eine Perspektive und Hoffnung zu geben. Der letzte Wille von Ursula D. hilft dabei: Flüchtlingskinder in Ruanda können die Schule besuchen. Solange erhielt eine Grundausstattung für die Schule – mit einer Uniform, Schuhen, Büchern, Stiften und Kugelschreibern. Eine solche Unterstützung ist wichtig dafür, dass Flüchtlingskinder motiviert und regelmäßig zur Schule gehen. Das junge Mädchen hat sich gut entwickelt. Fächer wie Mathe fallen ihr leicht. Sie ist die Beste von 62 Kindern in ihrer Klasse. Solange ist überzeugt: „Zur Schule zu gehen, garantiert dir eine gute Zukunft. Und dann kannst du für deine Familie sorgen.“ Ihr Lieblingsfach ist Englisch: „Ich lerne noch. Aber ich träume davon, nach Amerika gehen zu können.“ Sie spielt gerne mit dem Flummiball und liebt Seilspringen. Nach der Schule trifft sie sich mit Freunden. Später möchte sie die Hilfe, die sie erhalten hat, an andere Flüchtlingskinder weitergeben: „… and see them smile.“ Dafür sorgen, dass Flüchtlingskinder zur Schule gehen Der 37-jährige Ruhorimbere ist selbst ein Flüchtling und Lehrer im Camp: „Ich unterrichte Kinder, die gesehen haben, wie ihre Eltern mit Macheten getötet wurden. Sie sind traumatisiert. Es ist meine Pflicht, diesen Kindern zur Seite zu stehen und sie zu beruhigen, dass sie in Ruanda sicher sind. Ich bin Lehrer und Beschützer zugleich.“ Weil Lehrer entscheidend sind, um den Schrecken, den die Kinder erlebt haben, zu überwinden, bietet UNHCR eine Reihe von Lehrertrainings an. Sie vermitteln ihnen bessere Methoden für den Unterricht und auch den Schutz von Kindern. „Ich habe einfache Techniken gelernt. Es hilft wirklich. Die Kinder sind sensibler und hilfsbereiter als vorher. Schulnoten haben sich verbessert.“ „Ich bin so stolz auf meine Schüler. Sie arbeiten hart.“ Ein UNHCR-Training hat Ruhorimbere für seine Aufgabe als Lehrer gestärkt. © UNHCR/Sh.Masengesho Ruhorimbere liebt seine Arbeit: „Für mich ist es eine Berufung, die nächste Generation zu unterrichten und ihr eine Zukunft zu geben. Doch das Geld reicht nicht. Wir haben 70 Kinder in einer Klasse. Und es gibt noch so viele, die Bildung brauchen.“ Bis 2018 will UNHCR zusätzlich für eine Million Flüchtlingskinder Bildung möglich machen. Der letzte Wille – eine Herzenssache Als Ursula D. im Alter von 91 Jahren verstarb, hinterließ sie ein Testament, mit dem sie ihr Erbe Kindern widmete. Das war ihr letzter Wille. Als junge Frau hatte sie selbst Flucht und Vertreibung erlebt. Ihr Erbe hilft nun Flüchtlingskindern in Ruanda. Bildung bedeutet Zukunft. Wir sind Frau D. dankbar für ihre wertvolle Unterstützung: Über 1.000 Flüchtlingskinder gehen dank ihr zur Grundschule. © privat Wir bieten interessierten Menschen Unterstützung an Gerne können Sie unseren Ratgeber „Ihr Testament“ kostenlos bei uns bestellen. Ulrike Maas 0228-62 98 619 [email protected] www.uno-fluechtlingshilfe.de/testamentsspende Wenn Sie in Ihrem Testament einen Teil Ihres Vermögens für Flüchtlinge vorsehen, können Sie viel Gutes bewirken. Sprechen Sie uns einfach an, wenn Sie Interesse haben. Gemeinsam können wir klären, wie Ihre Vorstellungen umgesetzt werden können. 11 Kurz notiert Breakout 2015 - wohin geht die Reise? 79 Teams in München fiebern dem Start entgegen. © BreakOut/D. Reindel BreakOut: Abenteuer Spendenreise in der 2. Runde Unglaubliches Spendenergebnis: 70.000 Euro 79 Teams mit insgesamt 158 Studenten starten in alle Richtungen, um in 36 Stunden ohne Geld so viele Kilometer wie möglich zurückzulegen. Für jeden Kilometer bekommen sie von ihren Sponsoren eine vorher vereinbarte Summe. Das gesammelte Geld kommt jungen Flüchtlingen in Südafrika zugute. Im Rahmen des UNHCRStipendienprogramms können sie damit ein Studium aufnehmen. Die Spendensumme von 11.000 Euro in 2014 war in diesem Jahr fast sieben Mal höher: Sagenhafte 70.000 Euro wurden von 675 Sponsoren eingezahlt! Mit Autos, Zügen, Fähren und einem Flugzeug gelangten die 158 Abenteurer über insgesamt 71.000 Kilometer quer durch Europa. Unter dem Namen BreakOut wurde dieser außergewöhnliche Spendenmarathon im letzten Jahr von den Studenten Robert Darius und Moritz Berthold in München ins Leben gerufen. Mit viel Idealismus und Engagement setzten sie ihre Idee um. Der Erfolg gab ihnen Recht: Die Zahl der Teilnehmer hat sich in diesem Jahr verdreifacht. Robert Darius ist begeistert: „Es ist beeindruckend zu sehen, wie weit die Teams ohne Geld gekommen sind. Toll, dass so viele Sponsoren begeistert werden konnten. Der große Erfolg motiviert uns, BreakOut noch weiterzuentwickeln.“ Darauf freuen wir uns schon jetzt. Vielen Dank! Über BreakOut: break-out.org Syrischer Exodus: Der massive Anstieg der Flüchtlingszahlen wurde vor allem durch den Krieg in Syrien verursacht. © UNHCR/J.Kohler Trauriger Rekord Ende 2014 waren fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung. Nie zuvor wurden so viele Flüchtlinge verzeichnet. Zu diesem erschreckenden Ergebnis kommt der UNHCR-Jahresbericht „Global Trends“. Mit 59,5 Millionen Flüchtlingen liegt die Zahl damit um mehr als acht Millionen höher als im Vorjahr. Knapp 14 Millionen Menschen wurden allein im letzten Jahr zu Flüchtlingen und Binnenvertriebenen – viermal so viele wie noch 2010. Impressum Herausgeber: UNO-Flüchtlingshilfe e.V. Wilhelmstraße 42, 53111 Bonn Tel. 0228-62 98 60, Fax 0228-62 98 611 [email protected] www.uno-fluechtlingshilfe.de Regionalstelle Nord: Hon. Prof. Dr. Reinhold Friedl Tel./Fax 0441-88 52 444 [email protected] Redaktion: Dietmar Kappe Asmuth Druck, Köln Geprüft + Empfohlen! 4. Juni, 9 Uhr, München, Geschwister-Scholl-Platz:
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