Steckbrief Weinbergschnecke

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Steckbrief Weinbergschnecke
Foto © Piotr Łoś/ freeimages.com
Weinbergschnecke
Lateinischer Name: Helix pomatia
Aussehen: Sie ist in Mitteleuropa die größte Landschnecke, die ein Gehäuse trägt. Sie
erreicht eine Länge von bis zu 10 Zentimeter. Am Ende des Kopfes befinden sich die Fühler:
zwei lange Fühler, auf denen die Augen als dunkle Punkte zu erkennen sind. Damit kann die
Schnecke hell und dunkel unterscheiden. Die zwei kurzen Fühler dienen zum Tasten und
Schmecken. Seitlich, vom Gehäuse geschützt, befindet sich das Atemloch.
Gehäuse: auch Schneckenhaus genannt. Es kann -je nach Region- von dunkelbraun bis
hellbraun gefärbt sein. Es besteht aus Kalk und schützt die Schnecke vor Trockenheit und
Feinden. Es wird mit der Zeit größer, weil die Schnecke am Gehäuserand immer ein Stück
dazu baut. Jedes dazugebaute Stück ist als Streifen erkennbar. Manchmal in einem etwas
anderen Farbton. Um ihr Haus zu vergrößern, sondert die Schnecke aus Drüsen an der
Randfalte ihres Mantels eine kalkhaltige Flüssigkeit ab, die an der Luft hart wird. Im Lauf
dieses Wachstums entstehen bis zu viereinhalb nach rechts gedrehte Windungen. Sehr
selten kommt es vor, dass eine Weinbergschnecke ein links gedrehtes Schneckenhaus hat.
Diese Seltenheit wird dann „Schneckenkönig“ genannt.
Wenn das Haus beschädigt ist, kann die Schnecke es selbst mit Hilfe ihrer Kalkflüssigkeit
reparieren. Sie kann ihr Haus niemals verlassen, weil es fix an ihr angewachsen ist. Wenn du
ein leeres Schneckenhaus findest, bedeutet das, dass die Schnecke gestorben oder von
einem anderen Tier gefressen worden ist. Bei Gefahr, Trockenheit und zur Überwinterung
zieht sich die Schnecke in ihr Gehäuse zurück. Dazu verschließt sie den Eingang mit einem
luftdurchlässigen Kalkdeckel.
Ihre Geschwindigkeit: Etwa 3 Meter pro Stunde
So alt kann sie werden: 10-20 Jahre, in seltenen Fällen auch bis zu 30 (!) Jahre
Fortbewegung: Dazu produziert sie aus Drüsen an ihrem Fuß – der Kriechsohle – einen
Schleim, auf dem sie über alle Hindernisse unbeschadet kriechen kann (selbst über die Klinge
eines Messers!!). Tagsüber, wenn die Luft zu trocken ist, ruhen sie zurückgezogen in ihrem
Haus in Verstecken unter Steinen oder Pflanzen. Am Abend oder auch tagsüber bei hoher
Luftfeuchtigkeit (nachdem es geregnet hat), kommt sie aus ihrem Schneckenhaus.
Vorkommen in Österreich: in allen Bundesländern
Lebensraum: Am Rand von Laub- und Mischwäldern, an Feld-und Straßenrändern, in
naturbelassenen Gärten, Friedhöfen und Parks, an alten Mauern sowie in Gebüschen.
Überall dort, wo es Pflanzen, viel Schatten und Feuchtigkeit gibt. Der Boden sollte kalkreich
sein, da sie diesen für den Bau des Gehäuses braucht.
Nahrung: Pflanzenfresser. Auf ihrer Raspelzunge sind mehrere tausend Zähnchen. Diese
Raspelzunge wird Radula genannt und arbeitet ähnlich einem Schaufelbagger. Damit raspelt
sie Pflanzenteile ab. Für ihr Gehäuse braucht sie Kalk, den sie von Steinen abraspelt oder
vom Boden aufnimmt. Deshalb kommen Weinbergschnecken dort vor, wo es auch
kalkhaltigen Boden gibt.
Fortpflanzung: Weinbergschnecken sind Zwitter. Das bedeutet, sie sind männlich und
weiblich zugleich. Mit drei Jahren sind sie fortpflanzungsfähig. Haben sich zwei
Weinbergschnecken gefunden, richten sie sich auf, sodass die Kriechsohlen zueinander
gerichtet sind. Dabei werden so genannte „Liebespfeile“ ausgetauscht. Ein Liebespfeil ist
eine Art Nadel aus Kalk, in der ein Sekret ist. Diese Kalknadel sticht eine Schnecke in die
Kriechsohle der anderen. Das übertragene Sekret soll die Chance erhöhen, dass die
Schnecke ihre Gene vererben kann. Dann erfolgt die Samenübertragung zum jeweils
anderen Tier. Wenn die Eier in den Weinbergschnecken reifen, werden sie vom Samen des
jeweils anderen Tiers befruchtet. Nach einigen Tagen gräbt jede Weinbergschnecke ein Loch
in die Erde und legt die befruchteten Eier hinein. Daraus entwickeln sich neue
Weinbergschnecken. Nach etwa einem Monat schlüpfen die Jungschnecken, die von Anfang
an ein kleines Schneckenhaus besitzen.
Die Weinbergschnecke ist ein Beutetier für Füchse, Kröten, Frösche, Igel, Dachse,
Wildschweine, Krähen und viele andere Tiere.
Verwendung: Schon die Römer haben die Weinbergschnecken als Nahrungsmittel geschätzt,
im Mittelalter waren sie eine beliebte Fastenspeise. In manchen Ländern, besonders in
Frankreich gilt ihr Fleisch als Delikatesse, dazu werden sie auf eigenen Farmen gezüchtet.
Winterquartier: Im Herbst sucht sie sich eine Stelle zum Überwintern. Sie gräbt mit ihrem
Fuß ein Loch in der Erde. Dort versteckt sie sich und zieht die Erde und Pflanzenteile über
den Eingang der Erdhöhle, sodass diese geschlossen ist. Dann zieht sie sich ins Gehäuse
zurück und verschließt es mit einem Kalkdeckel. Dieser ist luftdurchlässig. Sie verfällt in eine
Kältestarre. Im Frühjahr wird sie durch steigende Temperatur und Feuchtigkeit wieder
aufgeweckt. Dann stößt sie den Deckel auf und kriecht heraus, der wertvolle Kalkvorrat wird
danach meistens gefressen.
Sie ist geschützt! Die Weinbergschnecke ist durch das Naturschutzgesetz geschützt. Das
bedeutet, in der Natur lebende Weinbergschnecken dürfen nicht gefangen oder getötet
werden. Dies gilt auch für den eigenen Garten! Da sie keinen großen Schaden anrichten, sind
sie eine interessante Bereicherung und ein gutes Zeichen für einen naturnahen Garten!!
Zusammenstellung des Steckbriefs: Mag. Daniela Lipka, Verein „Tierschutz macht Schule“
Fachliche Betreuung: Mag. Anita Eschner, Naturhistorisches Museum Wien
Vielen herzlichen Dank an Piotr Łoś für die Bereitstellung des Fotos.