Wie wirken sich Medien geschlechtsspezifisch auf Essstörungen aus?

Inhalt
1. Einleitung ........................................................................................ 1
2. Essstörungen .................................................................................. 3
2.1
Magersucht ............................................................................................................................ 6
2.1.1
Ursachen für Magersucht ............................................................................................ 9
2.1.2
Häufigkeit und Verteilung .......................................................................................... 12
2.2
Ess-Brech-Sucht ................................................................................................................. 12
2.2.1 Ursachen für Ess-Brech-Sucht ...................................................................................... 14
2.2.2 Häufigkeit und Verteilung ............................................................................................... 16
3. Geschlechtsunterschiede ............................................................ 18
3.1
Männer ................................................................................................................................. 19
3.1.1 Verhalten ............................................................................................................................ 19
3.1.2 Einstellung ......................................................................................................................... 20
3.2
Frauen .................................................................................................................................. 21
3.2.1 Verhalten........................................................................................................................... 21
3.2.2 Einstellung ........................................................................................................................ 22
3.3 Mediennutzung ........................................................................................................................ 24
4. Medien ........................................................................................... 29
4.1
Fernsehen ............................................................................................................................ 30
4.2
Zeitschriften ......................................................................................................................... 33
5. Schluss .......................................................................................... 38
6. Literaturverzeichnis: ..................................................................... 42
7. Abbildungsverzeichnis: ................................................................ 44
1. Einleitung
In den vergangenen Jahren nehmen Castingshows wie „ Germany‘s next
Topmodel“ oder „Das perfekte Model“ immer mehr zu. Dort werden sehr
dünne Mädchen gezeigt, die wie es scheint, den „ perfekten“ Körper besitzen.
Auch in anderen Medien wird immer häufiger durch Models das Phänomen
des sehr schlanken Schönheitsideals vermittelt. So stolzieren in den
Modelsendungen nur junge, schlanke und hübsche Mädchen über den
Laufsteg und vermitteln den Eindruck, als würde es nur schöne Mädchen auf
der Welt geben.
Deshalb möchte ich im Folgenden erarbeiten, ob dieses von Medien
vermittelte Schönheitsideal möglicherweise eine Ursache für das immer
häufigere Auftreten von Essstörungen ist und welche Unterschiede es dabei
zwischen dem weiblichen und dem männlichen Geschlecht dabei gibt.
Da im Rahmen meiner Seminararbeit die Betrachtung mehrerer Arten von
Essstörungen den zeitlichen Rahmen sprengen würde, werde ich bei diesem
Thema nur auf zwei Essstörungen, die Magersucht und die Ess-Brech-Sucht,
eingehen. Dabei möchte ich zunächst die beiden Essstörungen genauer
erklären und danach auf die verschiedenen Verhaltensmuster Erkrankter
eingehen. Auch werde ich die möglichen Ursachen für die Entstehung und die
Häufigkeit und Verteilung der Essstörungen näher betrachten.
Das zweite Unterthema meiner Arbeit beinhaltet die Geschlechtsunterschiede
im Hinblick auf die Unterschiedlichkeiten bezüglich des Verhaltens und der
Einstellung von Männern und Frauen. Außerdem erarbeite ich mögliche
Unterschiede bei dem Thema der Mediennutzung. Besonderes Augenmerk
lege ich dabei auf das Medium Fernsehen. Auf diese Weise möchte ich die
eventuelle Ursache für die unterschiedliche Verteilung von Essstörungen auf
die beiden Geschlechter herausfinden.
1
Medien können die Entstehung von Essstörungen beeinflussen. Wie sie
dieses Verhalten bei Menschen erzielen, möchte ich unter dem
Gliederungspunkt „Medien“ aufzeigen. Da Medien ein großes Spektrum
umfassen, werde ich hier nur auf das Fernsehen und auf Zeitschriften
eingehen. Durch die genaue Beobachtung des Fernsehprogrammes und der
Werbung möchte ich herausfinden, ob im Fernsehen ein unnatürliches
Schönheitsideal vermittelt wird. Auch in Zeitschriften werden oft Models
abgelichtet, die eventuell ein falsches Schönheitsideal vermitteln.
Zum Schluss folgt noch eine Zusammenfassung der zuvor herausgearbeiteten
Ergebnisse, bei denen ich mich auf verschiedene Literaturquellen und Studien
aus dem Internet berufe. Durch die Ergebnisse erhoffe ich mir eine
Beantwortung meiner Frage.
2
2. Essstörungen
Essstörungen sind psychosomatische Störungen, bei denen es wegen
seelischer Belastungen zu gefährlichen körperlichen Schäden kommt.1
Die Essstörung kann unterschiedliche Formen annehmen: Es kann zu
Übergewicht durch Vielessen führen, zu Nahrungsverweigerung bei
Kleinkindern, zur von nicht essbaren Materialien oder zu den bekanntesten
Formen der Magersucht oder der Bulimie, die zu Gewichtsabnahme führen.2
Bei dieser Krankheit versuchen Betroffene zum Beispiel, innere Konflikte oder
Stress zu bewältigen, wobei diese Störungen sogar suchtartigen Charakter
annehmen können.3
Früher galten Essstörungen als eine typische weibliche Krankheit, was sich im
Laufe der Zeit jedoch verändert. Darum ist es heute keine Seltenheit, dass
auch immer mehr Jungen und Männer an einer Essstörung leiden.
Vgl. http://www.bzga-essstoerungen.de/index.php?id=165, 25.02.2015 Broschüre: Essstörungen …
was ist das?
2 Vgl. Rolf Oerter, Leo Montada (1998): Entwicklungspsychologie, Beltz Psychologie Verlags Union,
Weinheim, S. 1069
3 Vgl. http://www.bzga-essstoerungen.de/index.php?id=165, 25.02.2015 Broschüre: Essstörungen …
was ist das?
1
3
4
Abbildung 1 Häufigkeit von Essstörungen bei Jungen im Alter von 11 bis 17
Jahren in Deutschland. Rund 12,8 Prozent der Jungen im Alter von 17 Jahren
zeigen Hinweise auf Essstörungen.
5
Abbildung 2 Häufigkeit von Essstörungen bei Mädchen im Alter von 11
bis 17 Jahren in Deutschland. Rund 30,1% der Mädchen zeigen
Hinweise auf eine Essstörung
4
Aus: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/938/umfrage/essstoerungen-bei-jungen/, 20.02.2015
Aus: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/937/umfrage/essstoerungen-bei-maedchen/ ,
09.02.2015
5
4
Die Abbildung 1 macht Angaben über die Häufigkeit der Essstörungen der
Jungen im Alter zwischen 11 und 17 Jahren.
Mit 19,5 % entwickeln 11- jährige Jungen am häufigsten eine Essstörung. Mit
den Jahren nimmt die Anzahl der Krankheitsfälle leicht aber stetig ab bis im
Alter von 16 Jahren. Dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung
einer Essstörung noch einmal leicht.
Die Häufigkeit des Problems der Essstörung bei Mädchen veranschaulicht
Abbildung 2.
Im Laufe der Jahre nimmt die Wahrscheinlichkeit dieser Krankheit immer
wieder zu. Im Alter von 11 Jahren liegt der Anteil der Betroffenen bei 20,2 %
und steigt bis im Alter von 16 Jahren auf 35,2 % an.
Erst mit 17 Jahren ist die Gefahr der Krankheit etwas geringer.
Zusammenfassend ist aus den Diagrammen zu erkennen, dass die Gefahr der
Erkrankung bei Mädchen wesentlich höher ist als bei den Jungen.
Im zunehmenden Alter nimmt das Risiko der männlichen Betroffenen ab,
während der Anteil der Betroffenen bei den Mädchen ansteigt.
Die Krankheit kann in jedem Alter auftreten, jedoch ist die Gefahr, dass sich
eine Essstörung entwickelt während der Pubertät am größten. 6
Durch die Presse, beziehungsweise durch die Medien, wird die Öffentlichkeit
immer wieder mit den Themen Magersucht und Ess-Brech-Sucht konfrontiert.
Doch was ist dies überhaupt und worin unterscheiden, beziehungsweise
ähneln sich die Krankheiten?
Vgl. http://www.bzga-essstoerungen.de/index.php?id=165, 25.02.2015 Broschüre: Essstörungen …
was ist das?
6
5
Nachfolgend möchte ich die Krankheitsbilder der Magersucht und der Essbrech-Sucht etwas näher erläutern.
Grundsätzlich sprechen wir hier von zwei völlig unterschiedlichen Krankheiten,
die aber öfter als eine betrachtet werden. Ein Merkmal, das jedoch für beide
Essstörungen gilt, ist die Angst, übergewichtig zu sein.
2.1 Magersucht
Der medizinische Begriff für diese Art der Essstörung lautet „Anorexia
nervosa“ was übersetzt einen Appetitverlust aufgrund emotionaler Gründe
bedeutet.7
Definiert wird eine Magersucht als ein substantielles Untergewicht, welches
selbst herbeigeführt wurde und nicht auf eine körperliche oder andere
seelische Erkrankung zurückzuführen ist.8
Diese Krankheit wurde schon 1874 als ein bewusstes, bis auf die Knochen
abmagern definiert, die meist bei Frauen auftritt. Der angegebene Grund für
das Abmagern war damals Appetitlosigkeit.9
In der Gegenwart wurde jedoch herausgefunden, dass im Gegensatz zu 1874
die Betroffenen in erster Linie durch Hungern bzw. Nahrungsverweigerung
und durch Sport ihr Gewicht stark reduzieren, wobei diese zwar ein
Hungergefühl verspüren, es jedoch schaffen sich selbst zu motivieren, und
weniger oder gar nichts zu essen. Außerdem beschäftigen sie sich gedanklich
ständig mit Essen, erzählen aber niemandem, wie wenig sie essen und auch
wiegen.10
7
Vgl. Davison, Neale, Hautzinger (2007): Klinische Psychologie, Beltz Verlag, Weinheim und Basel, 7.
Auflage, S. 282
8 Vgl. Rolf Oerter, Leo Montada (1998): Entwicklungspsychologie, Beltz Psychologie Verlags Union,
Weinheim, S. 1069
9 Vgl. Unterdorfer S., Deutinger M., Langer M., Richter C., Wimmer-Puchinger B. (2009): Wahnsinnig
schön, Schönheitssucht, Jugendwahn & Körperkult, Goldegg Verlag, Wien, S. 86
10 Vgl. Rolf Oerter, Leo Montada (1998): Entwicklungspsychologie, Beltz Psychologie Verlags Union,
Weinheim, S. 1070
6
Obwohl die Betroffenen sehr mager sind, empfinden sie sich selbst immer
noch zu dick, da sie ihr Gewicht und ihren Körper verzerrt wahrnehmen, und
eine panische Angst noch dicker zu werden haben.11
Dabei streben Magersüchtige meist ein Gewicht an, welches noch unter ihrem
eigentlichen Wunschgewicht liegt, um notfalls nach einem Essanfall oder
wenn sie einmal mehr essen als sonst immer noch ihr Traumgewicht halten
können.12
13
Abbildung 3: Der Blick eines magersüchtigen
Mädchens in den Spiegel. Sie nimmt ihre Figur und
ihr Gewicht falsch wahr.
Dabei liegt das Körpergewicht jedoch sogar bei mindestens 15-25% unter dem
minimalen Normalgewicht.14
11
Vgl. http://www.bzga-essstoerungen.de/index.php?id=29, 25.02.2015
Vgl. Rolf Oerter, Leo Montada (1998): Entwicklungspsychologie, Beltz Psychologie Verlags Union,
Weinheim, S. 1069
13 Aus: http://images.gutefrage.net/media/fragen-antworten/bilder/74717483/0_big.jpg 28.02.2015
14 Vgl. Rolf Oerter, Leo Montada (1998): Entwicklungspsychologie, Beltz Psychologie Verlags Union,
Weinheim, S. 1069
12
7
15
Abbildung 4
Die Abbildungen 3 und 4 zeigen, dass die Betroffenen sich oft zu dick
einschätzen und meinen, ihr Gewicht reduzieren zu müssen. Da diese
Einschätzung jedoch oft falsch ist, kommt es so zu einem starken
Gewichtsverlust und zu extremem Untergewicht.
Dieses extreme Untergewicht birgt für die Gesundheit meist schwere Folgen:
Häufig treten Herz-Kreislauf-Störungen auf, die Haut trocknet aus, die
Menstruation bei Frauen bleibt aus, die Knochenmasse und –dichte verringert
sich und bei Kindern und Jugendlichen können Wachstumsstörungen
auftreten.16
15Aus:
http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Studien/Kiggs/Basiserhebung/GPA_Daten/Essv
erhaltn.pdf?__blob=publicationFile 09.02.2015
16
Vgl. Davison, Neale, Hautzinger (2007): Klinische Psychologie, Beltz Verlag, Weinheim und Basel,
7. Auflage, S. 284
8
Diese Folgen können sogar lebensbedrohlich werden: Die Mortalität ist bei
Betroffenen zehnmal so hoch wie bei der Allgemeinbevölkerung.17
2.1.1 Ursachen für Magersucht
Für die Entstehung dieser Krankheit können keine einzelnen Faktoren
nachgewiesen werden, da eine Essstörung meist aufgrund des
Zusammenspiels mehrerer einzelner Faktoren entsteht und diese Faktoren
auch in jedem Fall unterschiedlich sein können. Im Folgenden sind mögliche
Ursachen für die Entstehung beschrieben:
Ein großer Faktor, der zur Entstehung einer Magersuchterkrankung beitragen
kann, ist die familiäre Umstellung während der Pubertät. In dieser Phase
müssen Kinder und Eltern meist neue Perspektiven für die weitere Zukunft
entwickeln. Dies führt vielmals zu Ängsten und Misserfolgen, wenn etwas
vielleicht nicht so funktioniert wie man es sich erhofft hatte.18
Häufig verändern sich jedoch auch die Beziehungen zu anderen Personen
durch Trennungsphasen oder Verluste nahestehender Personen in der
Pubertät, wodurch häufig die Erkrankung oft erst ausgelöst wird.19
Eine weitere Ursache kann jedoch auch eine begonnene Diät sein, die durch
ein zu geringes Selbstwertgefühl, Defizite in der Selbstwahrnehmung oder
einer verstörten Realitätswahrnehmung entstanden ist, und sich die Diät zu
immer stärker werdenden Abnehm-Methoden entwickelt. Das gestörte
Essverhalten dient als Konfliktlösungsstrategie vor allem in
Stresssituationen.20
Auch biologische Gründe können zum Auftreten der Krankheit beitragen,
wenn z.B. bestimmte Funktionen gestörten sind und sich die Magersucht aus
rein körperlichen Gründen bildet.
17
Vgl. Davison, Neale, Hautzinger (2007): Klinische Psychologie, Beltz Verlag, Weinheim und Basel,
7. Auflage, S.284
18 Vgl. http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/klinik/ess_anorexia.php , 20.02.2015
19 Vgl. http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/klinik/ess_anorexia.php, 20.02.2015
20 Vgl. http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/klinik/ess_anorexia.php, 20.02.2015
9
Allerdings kann der Ausbruch einer Magersucht auch erblich bedingt sein, wie
eine Reihe von Zwillingsstudien und Untersuchungen ergeben hat. Genaueres
über den genetischen Faktor ist jedoch noch unbekannt.21
Auch auf sozialkultureller Ebene gibt es viele einzelne Faktoren die eine
Entwicklung zur Magersuch begünstigen.
„ Gutes“ Aussehen eines jungen Menschen zählt heute gleich viel oder sogar
mehr als der Charakter. Genauso benötigt man in vielen verschiedenen Sportund Berufskarrieren eine schlanke, bis sehr schlanke Figur. Dies dient häufig
als Beginn einer Diät und der möglichen erläuterten Folgen.22
Auch die heute meist schon vorgegebenen Schönheits- und
Schlankheitsideale spielen eine Rolle für die Magersucht, vor allem für
Frauen: Die Attraktivität von Frauen und ihr Selbstwertgefühl hängt nämlich im
Gegensatz zum Mann viel stärker von ihrem Gewicht und ihrer Figur ab.
Sogar im Berufsleben haben schlankere Frauen eine bessere Chance als
korpulentere.23
Dieses Schönheitsbild wird oft von berühmten Personen meist in den Medien
übermittelt. Hier wird häufig das falsche Ideal vermittelt, dass, wer erfolgreich
sein will, schlank, attraktiv und jung aussehen muss. Dabei entspricht dieses
Schönheitsideal nicht einmal der Wirklichkeit, sondern wird so bearbeitet, dass
jeder Makel überdeckt wird und man so nur noch perfekte Models und
Prominente sieht.24
21Vgl.
http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/klinik/ess_anorexia.php, 20.02.2015
Vgl. Helga Simchen (2010): Essstörungen und Persönlichkeit, Kohlhammer Verlag, 1. Auflage, S.
51
23 Vgl. Unterdorfer S., Deutinger M., Langer M., Richter C., Wimmer-Puchinger B. (2009): Wahnsinnig
schön, Schönheitssucht, Jugendwahn & Körperkult, Goldegg Verlag, Wien, S. 184
24 Vgl. Helga Simchen (2010): Essstörungen und Persönlichkeit, Kohlhammer Verlag, 1. Auflage, S.
51
22
10
Schon vor 30 Jahren prophezeite die Feministin Alice Schwarzer die heutigen
Probleme: „ Während Männer nach Profit streben, streben Frauen nach Linie.
Während Männer Karriere machen, machen Frauen Diäten. Während Männer
das Leben genießen, zählen Frauen Kalorien. Kurzum, Frauen sollen sich
dünner machen. In jeder Beziehung.“25
Alle diese genannten Faktoren haben jedoch eine Gemeinsamkeit: Sie
verstärken Stress und Frust, die zu Selbstzweifeln führen. Das
Zusammenspiel mehrerer dieser Erscheinungen kann für die Betroffenen ein
„Mikrotrauma“ zur Folge haben.26
Meines Erachtens zeigt dies, dass eine Magersuchterkrankung aus vielen
verschiedenen Gründen entstehen kann und oft auch mehrere Faktoren
zusammen wirken müssen, damit es erst zu einer solchen Erkrankung führt.
Als eine weitere mögliche Ursache wird der starke Medieneinfluss genannt,
der ebenfalls zu einer Magersuchterkrankung führen kann, da er das
Selbstbewusstsein vieler Nutzer stark beeinflussen kann und diese so zu dem
Schluss kommen, dass ihr Aussehen und Gewicht nicht tadellos sind, wie die
Medien es uns vermitteln. Jedoch legen die vielen verschiedenen Ursachen
nahe, dass nicht ausschließlich der Medieneinfluss zu einer Erkrankung führt,
sondern auch andere Gründe möglich sind.
25
A. Schwarzer, (1985) zitiert nach Unterdorfer S., Deutinger M., Langer M., Richter C., WimmerPuchinger B. (2009): Wahnsinnig schön, Schönheitssucht, Jugendwahn & Körperkult, Goldegg Verlag,
Wien, S. 184
26 Vgl. Helga Simchen (2010): Essstörungen und Persönlichkeit, Kohlhammer Verlag, 1. Auflage, S.
52
11
2.1.2 Häufigkeit und Verteilung
Typischerweise tritt die Erkrankung meist im Alter zwischen 14 und 18 Jahren
auf, jedoch kann eine Ersterkrankung auch davor oder danach entstehen.27
Das höchste Erkrankungsrisiko haben Mädchen in der Pubertät, denn von
100 000 Frauen zwischen 15 und 25 Jahren, erkranken jedes Jahr zwischen
50 und 75. Im Vergleich zu Männern erkranken ca. 10-20-mal mehr Frauen als
Männer.28
Jüngste Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass es in den letzten fünf
Jahrzehnten einen Anstieg der Neuerkrankungen vor allem in der
Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren gab. Die Gesamtanzahl der
Erkrankungen jedoch erhöhte sich nicht, da die Anzahl der Erkrankungen sich
nur in jüngere Altersgruppen verschob.29
2.2 Ess-Brech-Sucht
Der medizinische Begriff für diese Essstörung lautet „ Bulimia nervosa“ und
heißt ungefähr übersetzt „Ochsenhunger“. Dies kann mit dem Hauptmerkmal
der Krankheit in Verbindung gebracht werden – das wiederholte Auftreten von
Heißhungeranfällen.30
Bei so einem Anfall nimmt der Betroffene in kurzer Zeit, meist weniger als 2
Stunden, große Mengen an Lebensmitteln zu sich. Anschließend wird
versucht, einer Gewichtszunahme durch Erbrechen, Fasten oder übermäßiger
körperlicher Betätigung entgegen zu wirken. 31
27
Vgl. Davison, Neale, Hautzinger (2007): Klinische Psychologie, Beltz Verlag, Weinheim und Basel,
7. Auflage, S.282
28 Vgl. http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/klinik/ess_anorexia.php , 15.04.2015
29 Vgl. http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/klinik/ess_anorexia.php , 20.02.2015
30 Vgl. Davison, Neale, Hautzinger (2007): Klinische Psychologie, Beltz Verlag, Weinheim und Basel,
7. Auflage, S. 285
31 Vgl. Unterdorfer S., Deutinger M., Langer M., Richter C., Wimmer-Puchinger B. (2009): Wahnsinnig
schön, Schönheitssucht, Jugendwahn & Körperkult, Goldegg Verlag, Wien, S. 87
12
Bei der Form dieses Entgegenwirkens kann die Krankheit noch einmal
unterschieden werden in den Purging-Typ und den Nicht-Purging-Typ. Das
englische Wort „ purging“ heißt hier übersetzt „abführen, säubern oder
entfernen“, wobei sich dies auf die vorher gegessenen Lebensmittel bezieht.
Der Purging-Typ führt das Erbrechen selbst herbei, während der NichtPurging-Typ sein Gewicht durch viel Sport und Hunger hält.32
Bei dieser Art der Essstörung kommt es nicht zwingend zu Untergewichtigkeit
bei den Betroffenen. Sie können auch normalgewichtig oder übergewichtig
sein. Die Betroffenen haben jedoch, genauso wie bei Magersüchtigen, Angst
zuzunehmen.33
Unter Bulimie leidende Personen möchten nicht übermäßig dünn werden,
sondern sie streben das soziale Ideal eines attraktiven, sportlichen und
schlanken Körpers an. So können Magersüchtige an Bulimie erkranken,
jedoch nicht anders herum.34
Bei dieser Krankheit bemerken die Familie und Freunde des Betroffenen oft
gar nichts an, da das Essverhalten in der Öffentlichkeit kontrollierbar ist und
die Essattacken und ihre Gegenmaßnahmen nur im Geheimen stattfinden.
Nach den Anfällen jedoch schämen sich die Betroffenen und verspüren
Selbstekel.35
Mindestens zweimal pro Woche und mindestens drei Monate lang dauernde
Episoden von Fressanfällen und Erbrechen sind die Voraussetzung, um von
Bulimie reden zu können.36
32
Vgl. http://www.bzga-essstoerungen.de/index.php?id=76, 21.02.2015
Vgl. Unterdorfer S., Deutinger M., Langer M., Richter C., Wimmer-Puchinger B. (2009): Wahnsinnig
schön, Schönheitssucht, Jugendwahn & Körperkult, Goldegg Verlag, Wien, S. 87
34 Vgl. Rolf Oerter, Leo Montada (1998): Entwicklungspsychologie, Beltz Psychologie Verlags Union,
Weinheim, S. 1070
35 Vgl. http://www.bzga-essstoerungen.de/index.php?id=77, 21.02.2015
36 Vgl. Davison, Neale, Hautzinger (2007): Klinische Psychologie, Beltz Verlag, Weinheim und Basel,
7. Auflage, S. 285/286
33
13
Auch bei dieser psychischen Erkrankung kann es zu schwerwiegenden
gesundheitlichen Folgen kommen. So können Störungen im Magen und im
Darm, durch die großen Mengen an Nahrung, Herz-Kreislauf-Störungen sowie
Schäden an Zahnschmelz, Magen und Rachen durch die Magensäure
auftreten. Jedoch ist im Vergleich zur Magersucht die Mortalitätsrate deutlich
geringer.37
2.2.1 Ursachen für Ess-Brech-Sucht
Für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Ess-Brech-Sucht sind oft
mehrere Faktoren von Bedeutung. Deshalb wird von einer „ multifaktoriell“
bedingten Erkrankung gesprochen. Jede Erkrankung hat seine individuellen
Umstände, es finden sich jedoch häufig gemeinsame Merkmale. Im Folgenden
bespreche ich mögliche Ursachen für die Entstehung von Bulimie:
Häufig leiden Betroffene an einem geringen Selbstbewusstsein und haben
Angst, den Erwartungen anderer nicht gerecht zu werden. Bei vielen
Bulimiekranken drückt sich dieses geringe Selbstwertgefühl durch
Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und dem Gefühl aus, etwas ändern
zu müssen.38
Auch Diäten können der Auslöser für eine bulimische Erkrankung sein, wenn
während der Diät zum Beispiel Heißhungerattacken auftreten und die
Betroffenen Angst haben, zu dick zu werden.39
So werden Gegenmaßnahmen eingeleitet, wie beispielsweise bewusstes
Erbrechen, um das Gegessene aus dem Körper zu entfernen, bevor es
verdaut wird. 40
37
Vgl. Davison, Neale, Hautzinger (2007): Klinische Psychologie, Beltz Verlag, Weinheim und Basel,
7. Auflage, S. 286
38 Vgl. http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/klinik/ess_bulimia.php#2, 20.02.2015
39 Vgl. http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/klinik/ess_bulimia.php#2, 20.02.2015
40 Vgl. Rolf Oerter, Leo Montada (1998): Entwicklungspsychologie, Beltz Psychologie Verlags Union,
Weinheim, S. 1070
14
Essanfälle können auch durch Stress und die damit verbundenen negativen
Emotionen ausgelöst werden. Sie dienen zur Regulation von Gefühls- und
Spannungszuständen, da die nach einem Anfall abfallende Spannung wird als
angenehm empfunden wird. Dies kann allerdings unkontrollierbar werden, was
zu einer Sucht führen kann 41
Auch familiäre Faktoren können zur Auslösung einer Bulimie, vor allem in der
Pubertät, beitragen zum Beispiel durch Schwierigkeiten bei der
Selbstbehauptung und bei dem Loslösungsprozess vom elternabhängigen
Kind zum jungen Erwachsenen.42
Genauso wie bei der Magersucht können auch bei der Ess-Brech-Sucht
biologische Gründe zur Entstehung sein, wie zum Beispiel
Funktionsstörungen. Aber auch das „automatische“ Einsetzen von
Fressanfällen nach vorausgegangenem Fasten hat biologische Ursachen. 43
Diese verschiedenen Faktoren legen nahe, dass nicht immer nur ein Faktor zu
einer Bulimie-Erkrankung führen kann und somit nicht nur eine bestimmte
Ursache benannt werden kann.
Jedoch zeigt meines Erachtens die obige Aufzählung, dass ein geringeres
Selbstwertgefühl die Hauptursache der Krankheit ist, da es leichter zu
beeinflussen ist.
Bereits kleinste negative Einflüsse auf ein schon geringes Selbstwertgefühl
können folglich zu einer Bulimie führen. Als einer dieser kleinen negativen
Einflüsse kann auch wieder der Medieneinfluss gezählt werden, denn in der
heutigen Welt hat man täglich mit unzähligen Medien, wie zum Beispiel
Zeitschriften, Werbung oder Fernsehen zu tun, die häufig ein unrealistisches
Körperideal vermitteln.
41
Vgl. Davison, Neale, Hautzinger (2007): Klinische Psychologie, Beltz Verlag, Weinheim und Basel,
7. Auflage, S. 285
42 Vgl. http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/klinik/ess_bulimia.php#2, 20.02.2015
43 Vgl. http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/klinik/ess_bulimia.php#2, 20.02.2015
15
2.2.2 Häufigkeit und Verteilung
In den letzten beiden Jahrzehnten ist vor allem die Anzahl an BulimieErkrankten gestiegen. Da jedoch bulimische Betroffene ihre Krankheit in
hohem Maße verheimlichen, ist es schwer die Häufigkeit herauszufinden, da
es eine hohe Dunkelziffer gibt. Die geschätzte Anzahl in der Bevölkerung liegt
zwischen 1 bis 2 Prozent wobei hierbei 90 % der Betroffenen Frauen sind.44
Meistens setzt die Bulimie erst in den späten Jugendjahren oder im frühen
Erwachsenenalter ein (zwischen dem 18. und dem 35. Lebensjahr). 45
Meiner Meinung nach zeigt das Kapitel „ Essstörungen“, welche Ursachen
eine Bulimie- oder Magersucht-Erkrankung haben:
Bei beiden Erkrankungen gibt es viele verschiedene mögliche Ursachen, die
zu einer Erkrankung führen können. Im Gegensatz zur Magersucht, verweisen
die Daten bei der Ess-Brech-Sucht darauf, dass immer mehrere Faktoren
gemeinsam die Sucht auslösen, jedoch reicht als ein zusätzlicher Faktor, auch
schon sehr kleine negative Erlebnisse, die dann die Ess-Brech-Sucht
auslösen können.
Bei einer Magersucht-Erkrankung hingegen gibt es viele verschiedene
Ursachen, die schon einzeln oder auch zusammen zu der Essstörung führen
kann.
Gemeinsam haben beide Essstörungen jedoch, dass der wichtigste Faktor
das eigene Selbstwertgefühl ist, denn wenn dieses sehr gering ist, kann es
schnell und einfach beeinflusst werden. Diese Beeinflussung kann jederzeit im
Alltag passieren, wenn man z.B. an einem Werbeplakat vorbeigeht oder
Fernsehen schaut und diese Erfahrung machen die meisten Menschen sicher
täglich.
44
Vgl. http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/klinik/ess_bulimia.php#2, 20.02.2015
Vgl. Davison, Neale, Hautzinger (2007): Klinische Psychologie, Beltz Verlag, Weinheim und Basel,
7. Auflage, S. 286
45
16
Durch das von Mode, Medien und berühmten Personen vorgegebene
Schönheitsideal vergleichen sich viele damit und kommen zu dem Schluss, sie
würden nicht diesem Ideal entsprechen und beginnen mit einer Diät oder
Ähnlichem, was wiederum auch der Start einer Essstörung sein kann.
Dass Essstörungen viel häufiger bei Frauen als bei Männern auftreten, liegt
meines Erachtens hauptsächlich daran, dass Frauen viel schneller von
kulturellen Schlankheitsnormen beeinflussbar sind als Männer und sie auch
meist eher nach ihrem Aussehen bewertet werden, während bei Männern eher
ihre Leistung zählt.
17
3. Geschlechtsunterschiede
Das Geschlecht ist ein biologischer Faktor, durch den unterschieden wird, ob
ein Mensch weiblich oder männlich ist. Dieser Faktor kann man deutlich an
den äußeren Geschlechtsorganen erkennen, jedoch hat auch jeder Mensch
ein kulturell geprägtes Meinungssystem, welches jedem Geschlecht
bestimmte Eigenarten zuordnet.46
Diese Meinungen über Geschlechtsunterschiede sind selten völlig falsch,
jedoch werden sie von jeder Person verallgemeinert oder übertrieben
wahrgenommen. 47
48
Abbildung 5 Tatsächliche
Verteilung der
Geschlechtsunterschiede (oben)
und vermutete
Geschlechtsunterschiede
(unten)
46
Vgl. J.B. Asendorpf (1996): Psychologie der Persönlichkeit , Springer Verlag, S. 284
Vgl. J.B. Asendorpf (1996): Psychologie der Persönlichkeit , Springer Verlag, S. 284
48 Vgl. J.B. Asendorpf (1996): Psychologie der Persönlichkeit , Springer Verlag, S. 285
47
18
3.1 Männer
Als Mann bezeichnet man eine erwachsene Person mit männlichem
Geschlecht.49
3.1.1 Verhalten
Das Verhalten von Männern ist stark von der Vergangenheit gekennzeichnet:
Sie wollen ihre Existenz und die ihrer Familie durch eine gute berufliche
Laufbahn sichern. Aber nicht nur die Ernährung der Familie ist die Aufgabe
von Männern, sie wollen auch Karriere machen. Für ihre Karriere müssen sie
jedoch einiges in Kauf nehmen: Führungspersonal soll zu jeder Zeit am
Arbeitsplatz zur Verfügung stehen.50
Das Verhalten von Männern ist stark von Rollenklischees geprägt. Für
manche Männer ist es wichtig, bestimmte Merkmale zu erfüllen oder sich
anzueignen, um „ ein richtiger Mann“ zu sein. Dazu gehört unter anderem
auch der Standpunkt „ Je weniger ich jemanden um Hilfe bitte und von
jemandem abhängig bin, desto männlicher bin ich“. 51
Durch solche Vorstellungen von einem „richtigen Mannes“ werden Männer
dazu aufgefordert, mit allen Problemen selbst klar zu kommen und niemanden
um Hilfe zu bitten. Zur Männlichkeit gehört auch, dass „ Mann“ die eigenen
Gefühle kaum zeigt und sie so kontrollieren kann, dass er sie nur in
bestimmten Situationen zeigt. Diese Gefühlskontrolle kann dazu führen, dass
falsche Emotionen vermittelt werden, anstatt die Realen den anderen zu
zeigen.52
49
Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Mann, 04.05.2015
Vgl. https://www.familienhandbuch.de/erziehungsfragen/geschlechtsbewusste-erziehung/wie-wirdein-mann-ein-mann-mannliches-rollenverhalten-und-wie-es-entsteht
51 Vgl. https://www.familienhandbuch.de/erziehungsfragen/geschlechtsbewusste-erziehung/wie-wirdein-mann-ein-mann-mannliches-rollenverhalten-und-wie-es-entsteht
52 Vgl. https://www.familienhandbuch.de/erziehungsfragen/geschlechtsbewusste-erziehung/wie-wirdein-mann-ein-mann-mannliches-rollenverhalten-und-wie-es-entsteht
50
19
So wird als typisch männlich ein emotionsloser, harter, starker,
selbstherrlicher, unabhängiger, aggressiver und wagemutiger Charakter
angesehen.53
Dies zeigt meines Erachtens, weshalb die Anzahl an männlichen
Essstörungserkrankten deutlich niedriger ist, als die von Frauen. Männer
können und möchten nicht so gern über ihre Gefühle und Probleme mit
anderen reden oder sich dabei helfen lassen. Sie versuchen häufig, ihre
Probleme selbst zu regeln und so möglicherweise auch ihre Erkrankung selbst
zu heilen. Sie wollen der Umwelt meist „den Starken“ vorspielen, obwohl ihre
Gefühlswelt etwas anderes sagt.
3.1.2 Einstellung
Auch Männer streben heute nach einem Körperideal, meist nach einem
perfekten und durchtrainierten Körper. Das Schönheitsideal der Männer kann
häufig als ein Körper mit Waschbrettbauch, schmalen Hüften, breiten
Schultern, kräftiger Statur und selbstsicherem Auftreten beschrieben
werden.54
Vor allem in der Pubertät kommen sich die Jungen oft schwächlich vor und
meinen, sie würden durch mehr Sport, Hungern und der Einnahme von
Steroiden (Muskelaufbaupräparate) mehr Muskeln und einen
Waschbrettbauch bekommen. Dies wird als den sogenannten „AdonisKomplex“ bezeichnet.55
Männer, die selbst nur wenig Selbstvertrauen besitzen, glauben, dass man
durch das beschriebene äußere Erscheinungsbild mehr Erfolg im sozialen und
53
Vgl. J.B. Asendorpf (1996): Psychologie der Persönlichkeit , Springer Verlag, S. 300
Helga Simchen (2010): Essstörungen und Persönlichkeit, Kohlhammer Verlag, 1. Auflage, S.
112
55 Vgl. http://www.aok.de/bundesweit/gesundheit/essen-trinken-ernaehrung-essstoerungen-8573.php ,
24.03.2015
54Vgl.
20
beruflichen Leben hat, da gerade im Beruf und in der Gesellschaft der
Leistungsdruck immer weiter zunimmt.56
Dieses Körperideal ist meiner Meinung nach der Grund für die geringere
Anzahl an männlichen Personen, die an einer Essstörung erkranken.
Männer erkranken eher an Muskeldysmorphie, welches eine Krankheit mit
dem Symptom des zwanghaften Muskelaufbaus beschreibt, als an
Magersucht oder Ess-Brech-Sucht.
3.2 Frauen
Unter einer Frau wird eine erwachsene Person weiblichen Geschlechts
verstanden.57
Sie ist das geschlechtliche Gegenstück zum Mann und lässt sich von ihm auf
biologische und gesellschaftliche Weise unterscheiden.58
3.2.1 Verhalten
Schon in jungen Jahren merken Mädchen häufig, dass es wichtig ist, gemocht
zu werden, denn durch Freunde soll das gesamte Leben leichter sein. In einer
Freundschaft mit einer Person des weiblichen Geschlechts sehen viele Frauen
eine Vertrauensperson, der man alle Probleme und Gefühle mitteilen kann.
Dabei ist die Gefahr gerade durch diese Offenheit gegenüber anderen, verletzt
zu werden, zweitrangig.59
Frauen sind in ihrem Verhalten auch viel emotionaler als Männer, denn sie
interessieren sich für die Gefühle anderer, zeigen Anteilnahme und versuchen
56
Vgl. Helga Simchen (2010): Essstörungen und Persönlichkeit, Kohlhammer Verlag, 1. Auflage,S.
112
57 Vgl. http://www.duden.de/rechtschreibung/Frau#Bedeutung1, 04.06.2015
58 Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Frau, 04.06.2015
59Vgl.http://www.forumgesundheit.at/portal27/portal/forumgesundheitportal/content/contentWindow?ac
tion=2&viewmode=content&contentid=10007.690029
21
bei einer Entscheidung dem anderen zu helfen. Selbst jedoch benötigen sie
dieselbe Aufmerksamkeit und Zustimmung von anderen Menschen, um ihr
eigenes Selbstwertgefühl zu stärken.60
Herzlich, träumerisch, emotional, sensibel, gefühlsbetont, weichherzig,
schwach, abhängig, beeinflussbar- mit diesen Worten wird laut der Studie von
Williams und Best das weibliche Geschlecht beschrieben.
Diese Adjektive zeigen, dass das weibliche Geschlecht als das Schwächere
angesehen wird und sich dies auch im Verhalten gegenüber anderen
Personen zeigt. 61
Meiner Ansicht nach zeigt sich, dass Frauen mehr auf die Meinung anderer
zählen und sich durch diese auch leichter beeinflussen lassen. Frauen suchen
häufig die Zustimmung anderer, um ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Daraus
schließe ich, dass Frauen mit einem nur kleinen oder fehlenden Freundeskreis
versuchen, diese Zustimmung auf andere Art und Weise zu bekommen und so
möglicherweise auf verschiedene Medien zurückgreifen.
3.2.2 Einstellung
Heute sind nur noch etwa 10 Prozent der deutschen Frauen mit ihrem Körper
zufrieden. Die restlichen 90 Prozent finden sich zu dick oder finden ihren
Körper nicht richtig proportioniert. Sie sind mit ihrem eigenen Spiegelbild nicht
zufrieden, weil sie nicht so vollkommen sind, wie ihre Vorbilder in der Modeund Musikwelt, im Sport, in Filmen oder in der Werbung.62
Das heutige Figurenideal heißt nämlich Schlankheit, Makellosigkeit,
Jugendlichkeit. Dass niemand vollkommen ist und auch niemand dauerhaft
jung und gleich makellos bleibt, wird bei diesem Figurenideal außer Acht
gelassen. 63
60Vgl.http://www.forumgesundheit.at/portal27/portal/forumgesundheitportal/content/contentWindow?ac
tion=2&viewmode=content&contentid=10007.690029
61 Vgl. J.B. Asendorpf (1996): Psychologie der Persönlichkeit , Springer Verlag, S. 300
62 Vgl. http://www.bzga-essstoerungen.de/index.php?id=105#c88, 26.02.2015
63 Vgl. http://www.psychotipps.com/Schoenheitsideale.html, 15.04.2015
22
Vor allem während der Pubertät und mit zunehmenden Alter orientieren sich
Mädchen an dem von Modeschöpfern, Werbefachleuten und Kosmetikfirmen
vorgegebenen Schönheitsideal und müssen vermehrt feststellen, dass dieses
Ideal nicht auf den eigenen Körper. Mit dieser Feststellung kommt in den
Mädchen das Gefühl der Hässlichkeit oder der Minderwertigkeit auf.64
Viele Untersuchungen zu diesem Thema belegen eindeutig, dass Mädchen
viel häufiger ein negatives Selbstbild von sich haben, als Jungen. Auch eine
Studie von Seiffge-Krenke (1994), an der über 1000 Jugendliche im Alter von
12 bis 19 teilnahmen, bestätigt dieses Ergebnis.65
Aus diesem Grundwird das vorgegebene Körperideal, das Aussehen, dann
häufig mit Erfolg beim anderen Geschlecht und mit guten Chancen in der
Arbeitswelt in Verbindung gebracht, obwohl Aussehen nicht alles über einen
Menschen aussagen kann.66
Der Gedanke, beziehungsweise der zwanghafte Wunsch, dass sich der
Körper im Alter zwischen 12 und 16 Jahren nicht verändert und man eigentlich
dauerhaft schlank sein möchte, ist schon aus genetischen Gründen nicht so
einfach umzusetzen.67
Zwischen dem 12. Und 16. Lebensjahr befinden sich Mädchen mitten in der
Pubertät, während der ihr Körper einige Veränderungen durchmacht, welche
nicht zu verhindern sind:
Der pubertäre Wachstumsschub verändert nämlich den weiblichen Körper; der
Fettanteil nimmt drastisch zu. Dieser Wachstumsschub können einige
Mädchen nicht verstehen und beginnen so eine Diät, um den Fettanteil wieder
64
Vgl. http://www.psychotipps.com/Schoenheitsideale.html, 15.04.2015
Vgl. Rolf Oerter, Leo Montada (1998): Entwicklungspsychologie, Beltz Psychologie Verlags Union,
Weinheim, S. 338
66 Vgl. Unterdorfer S., Deutinger M., Langer M., Richter C., Wimmer-Puchinger B. (2009): Wahnsinnig
schön, Schönheitssucht, Jugendwahn & Körperkult, Goldegg Verlag, Wien, S. 74
67 Vgl. Rolf Oerter, Leo Montada (1998): Entwicklungspsychologie, Beltz Psychologie Verlags Union,
Weinheim, S. 1073
65
23
zu reduzieren. Dabei sind sie der Meinung, dass die Zunahme ihre eigene
Schuld sei und sie einfach zu viel gegessen hätten.68
3.3 Mediennutzung
Fernsehen, Handy oder Computer- immer mehr elektronische Medien
kommen auf den Markt und erweitern so die Möglichkeiten für Nutzer. Der
Begriff Medien wird heut in „ Neue Medien“ und in „ Alte Medien“ unterteilt. Der
Begriff „ Neue Medien“ wird für zeitbezogene neue Medientechniken
verwendet, die Daten in digitaler Form übermitteln oder per digitaler Form auf
Daten zugreifen. Dies ist zurzeit nur durch das Internet möglich, wodurch alle
internetfähigen Geräte zu den neuen Medien gezählt werden. 69
So gehören inzwischen Fernsehen, Radio und Bücher zu den alten Medien.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass sie keinen hohen Stellenwert mehr bei
Jugendlichen besitzen. Die 15 Jahre JIM-Studie des Medienpädagogischen
Forschungsverbunds Südwest zeigte, dass in den letzten Jahren die alten
oder traditionellen Medien wieder häufiger genutzt wurden.70
68
Vgl. Rolf Oerter, Leo Montada (1998): Entwicklungspsychologie, Beltz Psychologie Verlags Union,
Weinheim, S. 1072
69 Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Medien, 20.05.2015
70 Vgl. http://www.mpfs.de/index.php?id=584, 20.05.2015
24
71Abbildung
6: Mediennutzung in der Freizeit 2014
Die Abbildung 6 zeigt meiner Meinung nach anschaulich, dass die
traditionellen Medien, wie Fernseher und Radio trotz der großen Vielfalt an
neuen Medien einen sehr hohen Stellenwert haben. Nur Medien, die der
Kommunikation dienen, wie das Handy oder das Internet, werden von den
Jugendlichen häufiger genutzt.
71
Aus: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest / JIM-Studie 2014 / www.mpfs.de,
06.06.2015
25
72
Abbildung 7: Mediennutzung im Geschlechtsunterschied
Die Abbildung 7 zeigt, dass Mädchen und Jungen dieselben Medien benutzen
und auch die Häufigkeit der einzelnen Medien nicht groß schwankt. Nur bei
der Nutzung von Computer-/Konsolen- und Onlinespielen ist der Unterschied
deutlich: Jungen nutzen dieses Medium ungefähr viermal häufiger als
Mädchen.
72
Aus: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/Grundddaten_Jugend_Medien_2015.pdf,
06.06.2015
26
73Abbildung
8: Lieblingssendungen im Fernseher 2014 im
Geschlechtsunterschied
Die Abbildung 8 zeigt, dass die Lieblingssendungen von Mädchen und Jungen
stark variieren: Während Jungen häufig auch Zeichentrick- Sendungen
anschauen, wollen Mädchen eher Sendungen sehen, die der Realität
entsprechen können.
Dies zeigt meiner Meinung nach, dass Mädchen im Fernsehen eine schöne
Realität sehen wollen. In Scripted Reality Sendungen wollen sie ihr eigenes
Leben mit dem der Fernsehdarsteller vergleichen. Dabei sind diese
Sendungen gestellt und entsprechen gar nicht der Realität.
Die hohe Anzahl an weiblichen Casting-Show Zuschauerinnen ist ebenso
auffällig: Kein Junge würde gern Casting-Shows ansehen, während Mädchen
nicht davon abgeneigt sind.
Diese Unterschiedliche Mediennutzung im Bereich Fernsehen zeigt, dass
Mädchen im Fernsehen eine schöne Realität sehen möchten, während
Jungen eher Comedy oder Zeichentrickserien anschauen.
73
Aus: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest / JIM-Studie 2014 / www.mpfs.de,
06.06.2015
27
Dies unterstützt das obige Ergebnis, dass vor allem weibliche Personen
Zustimmung in der medialen Welt suchen. Sie wollen das in den Medien
gezeigte Leben mit dem eigenen vergleichen.
28
4. Medien
In der heutigen Zeit werden viele verschiedene Medien genutzt, die unsere
persönliche Kommunikation sehr stark beeinträchtigen bzw. sogar ersetzen.
Im Alltag werden Gedanken und Gefühle immer öfter über das Internet, das
Handy oder andere Medien ausgetauscht.74
Alle diese Medien jedoch zeigen meist nur einen Teil oder ein verzerrtes Bild
der Wirklichkeit, was jedoch von den Nutzern als die gesamte Wirklichkeit
wahrgenommen wird. Diese „Teilwirklichkeit“ entsteht dadurch, dass alle
Medien von jemandem Verfasst oder produziert werden. Meist möchten die
Medien damit die Leser, beziehungsweise die Nutzer, gezielt beeinflussen und
sie so in eine bestimmte, erwünschte Richtung leiten.75
So können auch Werbungen und Artikel von den jeweiligen Autoren auf schon
bestehende Klischees aufgebaut werden und diese noch verstärken, wobei
diese Klischees eigentlich gar nicht der Wirklichkeit entsprechen.76
Viele Medien haben beispielsweise durch ihre Bilderflut Auswirkung auf das
Selbstbewusstsein und auf die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper, da sie
durch ein oft falsches Schönheits- bzw. Schlankheitsideal die Konsumenten/
Konsumentinnen beeinflussen. Dies zeigen auch viele verschiedene Studien,
wobei dabei ein Unterschied zwischen Frauen und Männern festzustellen ist.
In sämtlichen Studien zeigen sich weibliche Personen durch Medien
verletzbarer und unzufriedener als Männer, wobei sich die Tendenz von
männlichen Personen in letzter Zeit deutlich erhöht hat.
77
Dies können wir auch teilweise an uns selbst beobachten. Die Situation
kennen wahrscheinlich die meisten Menschen, wenn im Fernsehen ein
74
Vgl. Helga Simchen (2010): Essstörungen und Persönlichkeit, Kohlhammer Verlag, 1. Auflage, S. 7
Vgl. Michael Jäckel (2008): Medienwirkungen: Ein Studienbuch zur Einführung, Verlag für
Sozialwissenschaften, 4. Auflage, S. 200
76 Vgl. Merten K., Schmidt S. J. , Weischenberg S. (1994): Die Wirklichkeit der Medien, Westdeutscher
Verlag, 1. Auflage, S. 422
77 Vgl. Unterdorfer S., Deutinger M., Langer M., Richter C., Wimmer-Puchinger B. (2009): Wahnsinnig
schön, Schönheitssucht, Jugendwahn & Körperkult, Goldegg Verlag, Wien, S. 78
75
29
spannender Film läuft und dieser jedoch ständig von Werbung unterbrochen
wird. In diesen wenigen Minuten Werbepause bekommen die Zuschauer die
aktuellsten und besten Produkte zu sehen. Durch die gezielte Werbung sind
viele Leute versucht, diese Neuheiten doch gleich selbst auszuprobieren.
Im Folgenden möchte ich auf zwei bestimmte Medien etwas genauer
eingehen, um festzustellen, ob diese durch ihren Inhalt möglicherweise
Personen unterschiedlicher Altersklasse beeinflussen können und welche
Schönheitsideale vermittelt werden.
4.1 Fernsehen
Die wenigen Studien, die sich bisher mit der Bedeutung von Fernsehen für die
Entstehung einer Essstörung befassen, zeigen, dass das Fernsehen
inzwischen zur alltäglichen Routine gehört.78
Im Fernsehen ist es vor allem die Werbung, die oft mit Klischees gefüllt ist.
Durch Werbung und Medien entsteht leicht der Eindruck, dass nur Menschen
mit strengen Idealmaßen erfolgreich und attraktiv sind. Dies kann dazu führen,
dass sich vor allem junge Frauen dem sehr schlanken Schönheitsideal der
Medien unterlegen, hilflos und im Vergleich zu dick finden.
79
Dies konnte auch durch eine Studie belegt werden, an der 160 Mädchen und
197 Jungen zwischen 13 und 15 Jahren teilnahmen. Ihnen wurden 20
Werbespots gezeigt, in denen dünne, dem Schlankheitsideal entsprechende
Darstellerinnen auftraten und 20 Spots ohne diesem Körperideal. Nach dem
Konsum der Werbung zeigte sich, dass die Teilnehmerinnen nach dem Spot
mit den schlanken Vorbildern eine geringere Körperzufriedenheit aufwiesen.80
78
Vgl. http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/Goetz_Mendel_Malewski_final.pdf
Vgl. http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/Goetz_Mendel_Malewski_final.pdf
80 Vgl. Unterdorfer S., Deutinger M., Langer M., Richter C., Wimmer-Puchinger B. (2009): Wahnsinnig
schön, Schönheitssucht, Jugendwahn & Körperkult, Goldegg Verlag, Wien, S. 79
79
30
Innerhalb der Studie wurden an einer Essstörung erkrankte Personen befragt,
ob sie selbst möglicherweise durch eine Sendung im Fernsehen besonders
beeinflusst wurden.
81
Abbildung 9 Einflussreichste Sendungen für
die Entstehung einer Essstörung
Die Abbildung 9 zeigt, Sendungen, die von den Befragten als besonders
einflussreich für ihre eigene Krankheit angegeben wurden. Dabei gab es für
sie keine vorherigen Angaben. Dadurch zeigt sich besonders, dass sich
Sendungen wie „Germany’s next Topmodel“ besonders auf Essstörungen
auswirken. 82
Wenn man nun auch einmal eine TV-Show wie Germany‘s next Topmodel
betrachtet, wird schnell klar, dass auch hier wird ein unrealistisches
Körperideal verbreitet wird: Nur ganz schlanke und sehr große Mädchen sind
81
82
Aus: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/Goetz_Mendel_Malewski_final.pdf
Vgl. http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/Goetz_Mendel_Malewski_final.pdf
31
bei dieser Show erwünscht. So muss eine Kandidatin mindestens 1,72 Meter
groß sein und darf eine maximale Kleidergröße von 36 tragen.83
Weist eine Kandidatin einmal eine größere Rundung die nicht dem Modelideal
90-60-90 (Hüftumfang- Taillenumfang- Brustumfang) entsprechen, wird ihr
sofort zur Gewichtsreduktion durch mehr Sport und gesündere Ernährung
geraten oder sie wird nicht mehr in die nächste Runde gewählt, weil kein
Model mit Übergröße gesucht wird.
Durch eine Studie von Maya Götz, Caroline Mendel und Sarah Malewski ist
nun bekannt geworden, dass vor allem viele „ Germany’s next Topmodel“ Zuschauerinnen nach der Sendung den Wunsch haben, selbst „so
auszusehen“. Dabei sind jedoch die meisten Models um rund 23% schmaler
als die Durchschnittsfrau und nur schätzungsweise 4% aller Frauen ist es rein
körperlich überhaupt möglich, dem aktuellen Schönheitsideal zu
entsprechen.84
Da in der Modelshow jedoch immer wieder betont wird, dass durch viel Sport
und strenger Essdisziplin jeder eine so dünne Figur bekommen kann, achten
viele Zuschauerinnen bei der Sendung genau, wie viel und was die
Teilnehmerinnen essen und wie oft sie Sport treiben. Frust und
Minderwertigkeitsgefühle nehmen dadurch sogar noch zu, wenn die
Kandidatinnen einmal kalorienreiche Nahrung essen konnten und davon
natürlich nicht zunahmen, während gerade das bei den jungen Frauen vor
dem Fernseher der Fall wäre. 85
Ein 18 Jahre altes Mädchen, das an Magersucht erkrankt ist, beschrieb den
Einfluss von Germany’s next Topmodel so:
„Viele der Mädchen, die bei Germany’s next Topmodel mitmachen, sind
einfach so dünn (wahrlich nicht alle, aber dennoch einige), machen nicht
extrem viel Sport oder achten extrem auf ihre Ernährung. Da kam bei mir die
83
Vgl. http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/Goetz_Mendel_Malewski_final.pdf
Vgl. http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/Goetz_Mendel_Malewski_final.pdf
85 Vgl. http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/Goetz_Mendel_Malewski_final.pdf
84
32
Frage auf, warum bin ich dann nicht so? Ich kam schnell zu der Einsicht, dass
mich diese Frage nicht weiterbringt, und habe (nicht nur deswegen!)
angefangen abzunehmen, extrem viel Sport zu machen.
In meinen Kopf war/ist fest verankert: Wenn ich dünn bin, dann ist alles
einfacher. Das ganze Leben.“86
4.2 Zeitschriften
Models und Prominente - die Idole vieler Mädchen – wiegen oft deutlich
weniger als der Durchschnitt und sehen auf den Fotos noch dünner und
makelloser aus als in Wirklichkeit. Denn der heutige Trend zur Bildbearbeitung
wird immer größer und fast alle Bilder kommen bearbeitet in die Zeitschriften.
So werden die Models auf Fotos noch dünner, haben noch längere Beine und
sind somit noch vollkommener. Das Wissen über die vielen
Bearbeitungsmethoden und Tricks, die dabei angewandt werden, ist in diesem
Moment nicht präsent. 87
86
87
http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/Goetz_Mendel_Malewski_final.pdf
Vgl. http://www.apotheken-umschau.de/Magersucht/Magersucht-Ursachen-18890_2.html, 26.02.15
33
88
Abbildung 10 Magazincover der
Elle-Zeitschrift Brasilien, August
2012
Die Abbildung 10 zeigt, dass in Zeitschriften am meisten verbreitete
Schönheitsideal: Das Model hat eine makellose Haut, ist gleichmäßig gebräunt
und hat eine wunderschönen schlanken Körper.
Doch in der Realität muss dies nicht immer so aussehen:
88
Aus: http://www.20min.ch/diashow/53314/53314-4_3g1n7lSyOp_MsKee6sLw.jpg, 24.05.2015
34
89
Abbildung 11 Dieses
Zeitschriftencover zeigt Tyra
Banks mit Make up und
bearbeitet
90
Abbildung 12 Dieses Foto zeigt
Tyra Banks ungeschminkt und
unbearbeitet
Die Abbildung 11 zeigt ein Zeitschriftencover eines Models, Tyra Banks. Auf
diesem Bild trägt sie Make up, wurde von Stylisten frisiert und sieht makellos
aus. Bei dem Fotoshooting wurde auf ein perfektes Licht geachtet und im
Nachhinein die kleinsten Fehler ausgebessert.
Im Vergleich dazu steht Abbildung 12: Auf diesem Foto zeigt sich das Model
scheinbar ungeschminkt und mit einer sehr einfachen Frisur. Auf diesem Bild
erkennt man, dass die haut des Models nicht ganz so makellos ist, als sie auf
Zeitschriftenfotos aussieht.
Die Abbildung 12 zeigt eine Frau, die unter den Augen Ringe hat, die eine
unreine Haut hat und deren Haar einmal nicht glänzt.
89
Aus: http://1.bp.blogspot.com/EQPTRXfL3aw/UO3Uo9p3XnI/AAAAAAAAQ_A/W88YxvKbyts/s640/32024_11284_12322%2B%281
%29.jpg, 24.05.2015
90 Aus: http://blog.relationshipsurgery.com/wp-content/uploads/2014/03/Tyra-Banks.jpg, 24.05.2015
35
Dieser Vergleich macht deutlich, dass nicht jedes Model ohne eine Schicht
Make Up so makellos aussieht wie sie in Zeitschriften abgebildet sind.
91
Abbildung 13 Fotos eines Models:
Links ein unbearbeitetes Bild
Rechts ein bearbeitetes Bild
Auch die Figur muss in Zeitschriften nicht echt sein: Durch die neuste Technik
kann die in Realität schon sehr schlanke Figur noch dünner gemacht werden.
Dies zeigt meines Erachtens, dass in Zeitschriften häufig unrealistische
Schönheitsideale vermittelt werden. Durch das Styling von Models und die
Bearbeitung der Bilder wird ein Schönheitsideal vermittelt, welches nicht der
Wahrheit entspricht.
91
Aus: http://image.gala.de/v1/cms/qB/photoshop-kerr-ins_7178985-original-lightbox.jpg?v=9405573,
25.05.2015
36
Da die Leser jedoch nicht jedes Foto anzweifeln und auf die Wahrheit des
Magazins vertrauen, wird das gezeigt Bild als echt wahrgenommen. Durch ein
Vergleich mit dem eigenen Erscheinungsbild stellt der Betrachter des Fotos
fest, dass das Model wesentlich schlanker als er selbst ist, wobei der
Unterschied nicht einmal sehr groß sein muss und nur durch die Bearbeitung
so groß erscheint.
37
5. Schluss
Nach genauerer Betrachtung der verschiedenen Inhalte meines
Seminarkursthemas möchte ich nun durch ein Fazit die Frage: „Wie wirken
sich Medien geschlechtsspezifisch auf Essstörungen aus?“ beantworten.
Durch die intensive Bearbeitung des Themas konnte ich herausfinden, dass
die Entstehung einer Magersucht der einer Ess-Brech-Sucht stark ähnelt. Bei
beiden Essstörungen können viele verschiedene Ursachen zu einer
Erkrankung führen. Jedoch sind bei der Ess-Brech-Sucht immer mehrere
Faktoren die Ursache, während bei der Magersucht ein einzelner Faktor aber
auch ein Zusammenwirken vieler Faktoren der Auslöser sein kann.
Die Magersuchterkrankung tritt meist im Alter zwischen 14 und 18 Jahren auf,
während die Ess-Brech-Sucht erst in den späten Jugendjahren oder im frühen
Erwachsenenalter einsetzt. Der Altersunterschied kommt daher, dass bei der
Ess-Brech-Sucht die eigene Hemmschwelle, sich zu übergeben, überwunden
werden muss, während bei einer Magersuchterkrankung Hungern und Sport
zur Gewichtsabnahme führen.
Bei beiden Essstörungen jedoch sind mehr Mädchen bzw. Frauen als Jungen
bzw. Männer betroffen. Dies lässt sich durch die genauere Betrachtung des
Verhaltens und der Einstellungen der beiden Geschlechter erklären. Bei
Männern ist das Verhalten von Emotionslosigkeit und Stärke dominiert.
Männer möchten und können meist ihre Gefühle und Probleme nicht so gut
mit anderen teilen wie Frauen. So versuchen Männer, ihre Probleme alleine
zu lösen. Frauen hingegen vertrauen sich den vertrautesten Personen an und
hoffen auf deren Unterstützung.
Aus diesem Grund gibt es noch eine hohe Anzahl an nicht bekannten
männlichen Essstörungserkrankten. Außerdem streben Männer auch nicht so
häufig das Ideal eines sehr schlanken Mannes an, sondern eher einen
perfekten und durchtrainierten Körper. In den Medien wird das männliche
38
Schönheitsideal immer durch einen Körper mit Waschbrettbauch, schmalen
Hüften, breiten Schultern und selbstsicherem Auftreten demonstriert.
Dadurch ist das Verlangen von Männern nach einem schlanken, schlaksigen
Körper viel geringer als das einer Frau.
Frauen haben im Gegensatz zu Männern ein ganz anderes Schönheitsideal.
Bei Frauen heißt dieses nämlich: Schlankheit, Makellosigkeit und
Jugendlichkeit. Dieses Schönheitsideal ist jedoch völlig unlogisch, da niemand
vollkommen ist und auch nicht dauerhaft jung bleibt. Durch dieses
unrealistische Schönheitsideal lassen sich Frauen häufig beeinflussen.
Das weibliche Verhalten ist emotionaler, abhängiger und beeinflussbarer.
Während Männer ihre Gefühle für sich behalten, haben Frauen das Bedürfnis,
mit jemandem über ihre Probleme und Gefühle zu reden. Für ein gutes
Selbstbewusstsein benötigen Frauen viel Zustimmung von anderen Personen.
Durch Vergleiche mit Idolen und berühmten Personen, soll ebenfalls das
Selbstbewusstsein gestärkt werden.
Dabei ist gerade der Vergleich mit in Medien präsentierten Personen
unvorteilhaft für das Selbstbewusstsein, denn in den Medien werden die Idole
durch Kosmetik und Bearbeitungsprogramme so verschönert, dass sie makellos wirken. Außerdem kann das in den Medien präsentierte Schönheitsideal in
der Realität nur von schätzungsweise 4% aller Frauen umgesetzt werden, da
nur sie die körperlichen Voraussetzungen für eine so schlanke Figur haben.
Dies bedeutet für die Beantwortung meiner Frage, dass Medien schon zu
einem bestimmten Teil die Entstehung von Essstörungen begünstigen, man
jedoch nicht grundsätzlich sagen kann, dass diese nur durch den
Medieneinfluss entstehen.
Für die unterschiedliche Anzahl männlicher und weiblicher Erkrankter sind die
abweichenden Schönheitsideale und Eigenschaften der Geschlechter
verantwortlich.
39
Zusammenfassend möchte ich nun meine Frage, wie sich Medien
geschlechtsspezifisch auf Essstörungen auswirken, folgendermaßen
beantworten:
Medien haben grundsätzlich Einfluss auf die Entstehung einer Essstörung.
Durch die unrealistischen Schönheitsideale in ihrem Programm, zeigen
Medien eine unwirkliche Welt, die von Nutzern als real angesehen wird.
Allerdings haben Medien nicht dieselbe Auswirkung bei Mädchen und Jungen:
Mädchen nutzen Medien, um das eigene Leben, mit dem von Stars,
Schauspielern und Fernsehcharakteren zu vergleichen. Sie möchten sich an
dem Leben anderer orientieren, wobei dies nicht immer funktionieren kann.
Jungen nutzen Medien häufig für surreale Filme oder Spiele. Dadurch kann
bei ihnen gar kein unrealistisches Schönheitsideal entstehen. Wenn Jungen
nun einmal eine Zeichentrickserie schauen, dann wird der Unterschied zur
Wirklichkeit stärker bewusst. Außerdem vergleichen Jungen ihr Leben nicht
mit dem von anderen, da sie selbstbewusst ihren eigenen Weg finden
möchten.
40
Abschließen möchte ich diese Seminararbeit mit einer eigenen Feststellung:
Wenn man Medien nutzt, wird man unbemerkt von den Medieninhalten
beeinflusst. Deshalb ist es schwierig, sich vorzustellen, dass eine Essstörung
lediglich durch eine Fernsehsendung oder durch Modefotografien in
Zeitschriften entstehen kann.
Nachdem ich mich nun mit diesem Thema genauer befasst habe, merke ich
schnell, dass in allen Medien dieses unrealistische Schönheitsideal verbreitet
wird und dieses Ideal einem inzwischen normal erscheint.
Beispielsweise habe ich durch die eingehende Bearbeitung dieses Themas
erkannt, was auch in den Medien in letzter Zeit an Fernsehsendungen wie
Germany´s next Topmodel kritisiert wurde:
Obwohl ich diese Sendung zuvor regelmäßig angesehen habe, muss ich nun
feststellen, dass dieses Format tatsächlich ein falsches Schönheitsideal
vermittelt, was bei manchen, vor allem weiblichen Zuschauern, sicher zu
Selbstzweifeln bezüglich der eigenen Figur oder gar falschen Reaktionen
führen kann.
Aufgrund meiner Erkenntnisse in der Seminararbeit werde ich die Medien und
deren Inhalte in Zukunft sicherlich kritischer betrachten.
41
6. Literaturverzeichnis:
-
Davison, Neale, Hautzinger (2007): Klinische Psychologie, Beltz Verlag,
Weinheim und Basel, 7. Auflage
-
Helga Simchen (2010): Essstörungen und Persönlichkeit, Kohlhammer
Verlag, 1. Auflage
-
J.B. Asendorpf (1996): Psychologie der Persönlichkeit , Springer Verlag
-
Merten K., Schmidt S. J. , Weischenberg S. (1994): Die Wirklichkeit der
Medien, Westdeutscher Verlag, 1. Auflage
-
Michael Jäckel (2008): Medienwirkungen: Ein Studienbuch zur Einführung,
Verlag für Sozialwissenschaften, 4. Auflage
-
Rolf Oerter, Leo Montada (1998): Entwicklungspsychologie, Beltz
Psychologie Verlags Union, Weinheim
-
Unterdorfer S., Deutinger M., Langer M., Richter C., Wimmer-Puchinger B.
(2009): Wahnsinnig schön, Schönheitssucht, Jugendwahn & Körperkult,
Goldegg Verlag, Wien
Internetadressen:
-
http://www.aok.de/bundesweit/gesundheit/essen-trinken-ernaehrungessstoerungen-8573.php
-
http://www.apotheken-umschau.de/Magersucht/Magersucht-Ursachen18890_2.html
-
http://www.bronline.de/jugend/izi/deutsch/Grundddaten_Jugend_Medien_2015.pdf
-
http://www.bronline.de/jugend/izi/deutsch/Goetz_Mendel_Malewski_final.pdf
-
http://www.bzga-essstoerungen.de/index.php?id=165, 25.02.2015
Broschüre: Essstörungen … was ist das?
-
https://de.wikipedia.org/wiki
-
http://www.duden.de/rechtschreibung/Frau#Bedeutung1
42
-
https://www.familienhandbuch.de/erziehungsfragen/geschlechtsbewussteerziehung/wie-wird-ein-mann-ein-mann-mannliches-rollenverhalten-undwie-es-entsteht
-
http://www.forumgesundheit.at/portal27/portal/forumgesundheitportal/cont
ent/contentWindow?action=2&viewmode=content&contentid=
10007.690029
-
http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/klinik/ess_anorexia.php
-
http://www.mpfs.de/index.php?id=584,
-
http://www.psychotipps.com/Schoenheitsideale.html
43
7. Abbildungsverzeichnis:
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http://de.statista.com/statistik/daten/studie/938/umfrage/essstoerungenbei-jungen
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http://de.statista.com/statistik/daten/studie/937/umfrage/essstoerungenbei-maedchen/
-
http://images.gutefrage.net/media/fragenantworten/bilder/74717483/0_big.jpg
-
J.B. Asendorpf (1996): Psychologie der Persönlichkeit , Springer Verlag
-
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest / JIM-Studie 2014 /
www.mpfs.de
-
http://www.bronline.de/jugend/izi/deutsch/Grundddaten_Jugend_Medien_2015.pdf
-
http://www.bronline.de/jugend/izi/deutsch/Goetz_Mendel_Malewski_final.pdf
-
http://www.20min.ch/diashow/53314/533144_3g1n7lSyOp_MsKee6sLw.jpg
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http://1.bp.blogspot.com/EQPTRXfL3aw/UO3Uo9p3XnI/AAAAAAAAQ_A/W88YxvKbyts/s640/3202
4_11284_12322%2B%281%29.jpg
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http://blog.relationshipsurgery.com/wp-content/uploads/2014/03/TyraBanks.jpg
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http://image.gala.de/v1/cms/qB/photoshop-kerr-ins_7178985-originallightbox.jpg?v=9405573
44
Ich erkläre hiermit, dass ich die Arbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur
die im Literaturverzeichnis angeführten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.
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Ort, Datum
Unterschrift
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