Der hungrige Fuchs „Ich bin zu einer unglücklichen Stunde geboren

22 Texte verstehen und mit Medien umgehen
Der hungrige Fuchs
„Ich bin zu einer unglücklichen Stunde geboren!“ So klagte ein junger Fuchs einem alten.
„Fast keiner von meinen Anschlägen will mir gelingen.“
„Deine Anschläge“, sagte der ältere Fuchs, „werden ohne Zweifel doch klug sein. Lass
doch hören, wann machst du deine Anschläge?“
„Wann ich sie mache? Wann anders, als wenn mich hungert?“
„Wenn dich hungert?“, fuhr der alte Fuchs fort. „Ja! Da haben wir es! Hunger und Über­
legung sind nie beisammen. Mache sie künftig, wenn du satt bist, und sie werden besser
ausfallen.“
Aufgaben
© Cornelsen Verlag, Berlin • FG Deutsch
1. Welches Problem hat der junge Fuchs?
2. Worauf führt er es zurück?
3. Welchen Rat gibt ihm der alte Fuchs?
4. Wie begründet er seinen Rat?
Lessing – Aufklärung – Fabel
Gotthold Ephraim Lessing lebte im 18. Jahrhundert. Das war das Zeitalter der Aufklä­
rung, für das der Wahlspruch galt: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedie­
nen.“ Die Dichter setzten sich zum Ziel, die Menschen mit ihrer Literatur darüber „auf­
zuklären“, dass sie frei und gleich geboren sind und dass sie die Welt mithilfe ihres
Verstandes erkunden und gestalten können.
Die Fabel war zur Zeit der Aufklärung sehr beliebt, da man darin gesellschaftliche
Missstände indirekt kritisieren und die Leser belehren konnte. Fabeln gab es schon im
Altertum. Der bekannteste Fabeldichter war der griechische Sklave Äsop, der 600 v. Chr.
lebte. Lessing bearbeitete alte Fabeln neu, um damit die Ideen der Auf­klärung zu ver­
breiten.
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