Kratzer für Audi 20.04.2016 21:11 Uhr Eines muss von vorn herein klar sein: Es ist nichts bewiesen, nichts steht fest. Gleichwohl muss allein schon die - nicht ganz unbegründete - Vermutung, die bei VW eingesetzte Software zur Manipulation von Diesel-Abgasen könnte ursprünglich von Audi stammen, in Ingolstadt die Alarmglocken schrillen lassen. Bisher nämlich trieben die Autobauer von der Donau ziemlich bequem im Windschatten der Wolfsburger Konzernmutter durch das Unwetter der Betrugsaffäre. Dies könnte sich nun ändern, selbst wenn Audi juristisch in der Angelegenheit aus dem Schneider sein sollte. Denn dass möglicherweise in der Technischen Entwicklung der feinen Premiumautobauer überhaupt ein Gedanke daran verschwendet worden sein könnte, mit illegalen Mitteln gesetzliche Vorgaben für Abgas-Grenzwerte zu umgehen, bringt einen ganz anderen Drall in die VW-Affäre. Vorsprung durch Betrug statt "Vorsprung durch Technik"? Offensichtlich standen die Überlegungen im Zusammenhang mit der Common-Rail-Technik beim damals neuen Drei-Liter-Diesel von Audi. Denn die kann bei einer deutlich besseren Verbrennung des Kraftstoffs auch erheblich erhöhte und nicht mehr gesetzeskonforme Stickoxidwerte mit sich bringen. Da greift man unter immensem Kosten- und Erfolgsdruck schon gerne mal zu miesen Tricks. Selbst wenn die Audi-Techniker das Problem dann doch mit legalen Mitteln gelöst haben mögen, war aber offenbar die faule Software schon in der Welt. Und Gelegenheit macht Diebe: Wer wollte es einem Ingenieur, der unter der Knute eines Ferdinand Piëch oder Martin Winterkorn steht, verdenken, dass er ein aus damaliger Sicht schier unlösbares Abgas-Problem mit einem Griff in die unterste Software-Schublade aus der Welt schafft. Allerdings hätte da - wenn die jetzt publizierte Geschichte stimmt - bei Audi doch zumindest die Frage aufkommen müssen, was in aller Welt die Herrschaften in Wolfsburg mit der sogenannten Akustikfunktion denn so alles vorhatten. Interessant wäre in diesem Zusammenhang zu wissen, ob es von Seiten der Entwickler in Ingolstadt zumindest einen zarten Wink an VW gegeben hat, dass die Schummel-Software in den Giftschrank gehört und keineswegs in eine Motorsteuerung. So oder so - die vier Ringe haben einen gehörigen Kratzer abbekommen. Von Carsten Rost © 2016 donaukurier.de | Alle rechte vorbehalten. Seite 1 von 1
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