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Schweine
Fotos: R. Wiedmann
Tierhaltung
Kuhle Suhle
Als „Flächenkühler“ braucht das Schwein ausreichend
Kontakt zu einer kühlen Fläche. Bei hohen Temperaturen
eignet sich eine Suhle besser als eine Dusche.
Eine Suhle ist besser als eine Dusche oder ein Luftbefeuchter. Ein Bio-Landwirt
aus Bayern lässt Wasser in den Auslauf, wo sonst eingestreut ist.
W
eil Schweine nicht schwitzen
können, macht ihnen sommer­
liche Hitze schwer zu schaffen.
Die in den vergangenen Jahren angestie­
genen tierischen Leistungen verschärfen
die Situation. Manche Schweinehalter
haben bereits in eine Kühlung investiert.
Je nach Haltungsverfahren kommen je­
doch nur bestimmte Techniken in Frage.
So kommt die Luftkühlung für frei belüf­
tete Ställe praktisch nicht in Betracht.
Nicki­Andrea und Konrad Kloning aus
Bayern haben das Hitzeproblem trotzdem
im Griff: Die Lösung sind Suhlen, die bei
Normaltemperaturen eingestreut sind.
Kühlung im Abteil
Die Tierschutz­Nutztierhaltungsverord­
nung schreibt in Paragraph 17 vor, dass
Stallbauten über geeignete Vorrichtungen
verfügen müssen, um die Wärmebelas­
tung der Schweine bei hohen Stalltem­
peraturen zu verringern. Diese Vorgabe
kann man durch unterschiedliche Maß­
nahmen erfüllen. Während man in ge­
schlossenen Ställen zum Beispiel mit
Niederdruck­Befeuchtungssystemen, mit
Hochdruck­Sprühanlagen oder Cool­Pads
arbeiten kann, kommen in frei belüfteten
Ställen nur Sprühbefeuchtungsanlagen
zum Einsatz, die auch zum Einweichen
des Stalles vor dem Reinigen verwendet
werden.
In Ställen mit planbefestigten Böden wird
die Niederdruck­Sprühanlage über dem
Entmistungsbereich installiert, um eine
Verschmutzung des Liegebereiches zu
vermeiden. Solche Anlagen werden mit
dem üblichen Wasserdruck von 3–4 bar
betrieben, als Druckleitung dienen 25er­
oder 40er­Kunststoffleitungen, die kos­
tengünstig in Eigenleistung verlegt wer­
den können. Mit solchen Anlagen wird die
Stallluft mit feinen Wassertröpfchen an­
gereichert. Bei der Verdunstung des Was­
sers wird der Umgebungsluft Wärme ent­
zogen, wodurch sie sich um ein paar Grad
abkühlt. Im Prinzip funktioniert diese Art
von Kühlung nur bei trockenem Wetter.
An schwülen Tagen bringt die Luftbefeuch­
tung nichts, weil die Luftfeuchte im Stall
ohnehin sehr hoch ist. Ihre weitere Erhö­
hung würde den Kreislauf der Tiere noch
mehr belasten. Da Schweine nicht schwit­
zen können, geben sie überschüssige Kör­
perwärme nur über die Verdunstung beim
Atmen ab.
Kühlung im Auslauf
Effektiver sind solche Niederdruck­Be­
feuchtungsanlagen im Auslauf. Im Freien
kann es zu keiner spürbaren Erhöhung
der Luftfeuchte kommen. Außerdem spie­
len Vernässungen und Verschmutzungen
nur eine geringe Rolle, da dieser Bereich
ohnehin regelmäßig entmistet wird oder
auch perforiert sein kann.
Kühlung in der Suhle
Luft­Kühlungstechniken sind kostenträch­
tig, nicht unter allen klimatischen Bedin­
gungen einsatzfähig und vor allem nicht
ausreichend effektiv. Mit einer kühlen
Brise ist es leider nicht getan! Kühle Luft
auf der Haut erlaubt den Schweinen zwar,
einen Teil der Körperwärme abzugeben,
bei hohen Tierleistungen und hohen Um­
gebungstemperaturen reicht dies aber
nicht aus. Dazu ist die Außenfläche des
Schweines mit Borsten und Schwarte ein­
fach zu gut „gedämmt“.
bioland 09/2015
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Pigport 4, innen komplett planbefestigt, Satteldach (Gang­Nail­Binder),
Strohbahn, Auslauf eingestreut oder Suhle
Gesucht sind deshalb Vorrichtungen, bei
denen sich das Schwein nicht nur über die
Luft abkühlt. Als „Flächenkühler“ braucht
es ausreichend Kontakt zu einem kühlen
Boden. Dazu eignen sich am besten nicht
gedämmte Betonflächen. Bei hohen Au­
ßentemperaturen und abhängig vom Tier­
gewicht werden diese Betonflächen zu­
sätzlich mit Wasser angefüllt, um eine
Suhle zu schaffen.
Bei Außentemperaturen bis 20 °C nehmen
Schweine Suhlen nur ausnahmsweise an,
zum Beispiel brünstige Sauen. Ist es wär­
mer, schätzen die Tiere Suhlen außeror­
dentlich. Um bis zu 2 °C können sie ihre
Körpertemperatur darin verringern. Suh­
len sind deshalb ein nicht verzichtbares
Instrument zur Wärmeregulierung und
sollten in keinem Stall oder Auslauf feh­
len.
Bauliche Anforderungen
an Suhlen
Suhlen müssen genügend groß sein.
Es reicht nicht, wenn nur zehn Prozent
der Tiere einer Bucht darin Platz finden.
Mindestens die Hälfte der Tiere sollte
die Suhle gleichzeitig nutzen können.
Die Schweine ruhen in der Suhle nicht in
Bauch­, sondern in Seitenlage, wozu sie
fast doppelt so viel Liegefläche benötigen.
Im Vergleich zur Bauchlage können sie in
Seitenlage wesentlich mehr Wärme ab­
geben.
Im besten Fall werden im Auslauf
zwei Suhlen angelegt: Eine kleine Suhle
für gemäßigte Temperaturen und eine
große Suhle für hohe Temperaturen. Der
absetzen, würde eine solche Suhle zu
schnell verschmutzen. Der Kotbereich
muss als solcher bei jeder Witterung er­
halten bleiben und braucht Abstand zur
Suhle. Aus diesem Grund werden Suhlen
im Auslauf zwischen Kotbereich und Stall­
gebäude eingerichtet. Auch bei dieser An­
ordnung kommt es zu einer Verschmut­
zung der Suhle, jedoch in vertretbarem
Ausmaß.
Stationäre Suhlen haben sich nicht be­
währt, weil sie nur wenige Monate im Jahr
mit Wasser gefüllt sind. Da Schweine alle
Bereiche, die sie nicht „vernünftig“ nutzen
können, verschmutzen, empfehlen sich
nur temporäre Suhlen. Dazu wird der Ein­
streubereich im Auslauf für einige Wochen
ohne Stroh gefahren und mit etwa 3 cm
Wasser gefüllt.
Bewirtschaftung von Suhlen
Kleine (vorne) und große Suhle
im Betrieb Kloning. In der kühlen
Jahreszeit wird hinten eingestreut.
Bereich der Suhle ist bei Normaltempera­
turen eingestreut.
Wenn die Schweine hauptsächlich auf
dem Bauch in der Suhle liegen, steht das
Wasser zu hoch oder die Suhlenränder
sind nicht optimal gestaltet. Der Randbe­
reich der Suhle muss eine „Flachwasser­
zone“ aufweisen, so dass sich die Tiere
mit dem Kopf auf die Seite legen können,
ohne dass sie „schnorcheln“ müssen.
Ein Wasserspiegel von etwa 3 cm ist völ­
lig ausreichend. Bei einem derart niedri­
gen Wasserspiegel muss man beim Bau
des Auslaufes genau nivellieren.
Suhlen müssen überdacht sein oder zu­
mindest einen Sonnenschutz aufweisen.
Denn auch bei großer Hitze sind suhlende
Schweine ziemlich sauber und es fehlt ih­
nen die „Patina“ aus Schmutz.
Suhlen dürfen nicht am Ende des Aus­
laufes eingerichtet sein. Da Schweine am
Ende des Auslaufs ihren Kot und Harn
Da Suhlen überdacht oder mindestens
sonnengeschützt sein müssen, verdunstet
nur wenig Wasser. Zusätzlich fällt Harn
und Kot an, so dass das Wasser alle zwei
bis drei Tage gewechselt werden sollte.
Das Wasser in der kleinen Suhle wird
täglich gewechselt.
Das Wasser für die Suhle sollte nicht
von oben in Form einer Dusche eingelei­
tet werden. Die praktischen Erfahrungen
zeigen deutlich, dass Schweine diese Art
von Wasserzufuhr meiden. Bevorzugt soll­
te das Wasser von unten in die Suhle ein­
geleitet werden. Das schmutzige Wasser
wird abgeschoben.
Je nach Tiergewicht wird der Suhlbe­
trieb bei folgenden Außentemperaturen
aufgenommen: Bei Mastschweinen unter
50 kg ab etwa 25 °C, bei Mastschweinen
über 50 kg ab etwa 20 °C.
Der Wasserverbrauch beläuft sich wäh­
rend der heißen Tage auf etwa drei bis
fünf Liter pro Tier und Tag.
Fazit: Eine fachmännisch angelegte und
bewirtschaftete Suhle bringt den Schwei­
nen bei Hitze eine wirkliche Entlastung.
Diesem Vergleich halten alle üblichen
Formen der Luftkühlung bei weitem nicht
Stand. In neuen Ställen dürfen also Suh­
len nicht fehlen.
Rudolf Wiedmann, Bioland Beratung
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