Fachverband für integrative Lerntherapie e.V. Integrative Lerntherapie: Lerntherapeutische Haltung und Interventionen Helga Breuninger I n h a lt s v e r z e i c h n i s Einleitung..................................................................................................................................... 4 Das Wirkungsgefüge des Lernens........................................................................................... 6 Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit............................................................................................................. 6 Der innere Dialog................................................................................................................................................................ 8 Der Beziehungsdialog...................................................................................................................................................... 9 Der Lerndialog.................................................................................................................................................................... 10 Zuschreibungen................................................................................................................................................................ 12 Die Lernstruktur................................................................................................................................................................. 13 Lerntherapeutische Haltung und Interventionen .............................................................15 Die vier Breuninger-Brücken des Lernens...........................................................................17 Die erste Breuninger-Brücke...................................................................................................................................... 19 Die zweite Breuninger-Brücke.................................................................................................................................. 20 Die dritte Breuninger-Brücke..................................................................................................................................... 21 Die vierte Breuninger-Brücke.................................................................................................................................... 22 Lerntherapeutische Checkliste zu den vier Breuninger-Brücken....................................................... 23 Drei Filmszenen........................................................................................................................24 4 5 Einleitung Lernstörungen werden oft als Unfähigkeit, Unlust oder Faulheit ausgelegt. Ein fataler Trugschluss, der zu Äußerungen und Handlungen verleitet, die die Lernstörungen nur weiter verfestigen und verschlimmern. Vielfach verbirgt sich hinter Lernschwächen ein komplexes Gefüge aus gestörten Beziehungen und Lernstrukturen, die sich gegenseitig immer wieder anheizen und einen destruktiven Kreislauf in Gang setzen. Eine Möglichkeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist die integrative Lerntherapie. Sie versteht Lernstörungen immer auch als Beziehungsstörungen und zielt während der Arbeit an konkreten Lernaufgaben auf eine schrittweise Ausbildung von Selbstwirksamkeit. Mit einer wertschätzenden, vertrauensvollen, zuversichtlichen und ressourcenorientierten Haltung und entsprechenden Interventionen will sie erreichen, dass Kinder und Jugendliche mit Lernstörungen sich Lernen und Leistung wieder zutrauen, Probleme in Eigeninitiative lösen und Fehler nicht als Scheitern, sondern als Chance zum Dazulernen begreifen. Dieses Booklet, ein kleines lerntherapeutisches Kompendium, erklärt, wie das komplexe Wirkungsgefüge des Lernens funktioniert und wie Lerntherapeutinnen* mit Interventionsstrategien darauf wirkungsvoll Einfluss nehmen können. Um die theoretischen Erkenntnisse zu veranschaulichen, hat ein Team der Helga Breuninger Stiftung und des Fachverbands für integrative Lerntherapie e. V. (FiL) gemeinsam Drehbücher für fünf lerntherapeutische Schlüsselszenen geschrieben. Jede dieser Szenen wurde zweimal filmisch realisiert: einmal mit einer „bemühten Anfängerin“ ohne professionelles Verständnis lerntherapeutischer Interventionen, dargestellt von der Schauspielerin Gina Hurm, und einmal gespielt von der zertifizierten FiL-Lerntherapeutin Beatrice Trüeb. Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog Ziel dieser videografierten Simulationen ist es, die lerntherapeutische Haltung und Interventionen im Beziehungsdialog sichtbar, nachvollziehbar und trainierbar zu machen. Filme und Booklet sollen Sie dabei unterstützen, die Erkenntnisse zu verinnerlichen und in Ihre eigene Arbeitspraxis zu übertragen. * Hinweis zur Gleichstellung in der Sprache Mit den in diesem Booklet genannten Personenbezeichnungen sind männliche und weibliche Personen gleichermaßen gemeint. Um die Gleichstellung kenntlich zu machen, ohne die Lesbarkeit und den sprachlichen Stil zu beeinträchtigen, verwenden wir abschnittsweise alternierend männliche und weibliche Personenbezeichnungen. Die Dreharbeiten zu den Filmszenen, Frühjahr 2014 Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog 6 7 Wertschätzung Empathie Zutrauen Hilfreiche Rückmeldung Klärende Gespräche Beziehungsangebote Das Wirkungsgefüge des Lernens In ihrem Standardwerk „Teufelskreis Lernstörungen“ (1982) haben Dieter Betz und Helga Breuninger Lernen als ein Wirkungsgefüge beschrieben. Wir nutzen es in diesem Booklet als „Landkarte“ für den Aufbau eines Wirkungsbewusstseins und als wissenschaftliche Grundlage zur Begründung und Ableitung der lerntherapeutischen Haltung sowie entsprechender Interventionen. Schüler stehen mit ihrer Umwelt jeweils in zweifacher Verbindung: Zum einen befinden sie sich in Beziehungsdialogen mit den Personen aus Familie, Schule und Peergroups. Zum anderen sind sie über verschiedene Inhalte und Lernbereiche der Schule und außerschulischen Angebote in Lerndialoge eingebunden. Ein dritter Kreislauf existiert in den Schülern selbst als innerer Dialog. Er ist der Umwelt nicht unmittelbar zugänglich. Alle drei Kreisläufe können positive oder negative Wirkungen haben, sie beeinflussen sich gegenseitig und verstärken sich. Die zentrale Größe in diesem komplexen Gefüge ist das Selbstwertgefühl des Schülers, es bildet die Grundlage von Selbstwirksamkeit. Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit Lernstörungen belasten das Selbstwertgefühl. Kinder und Jugendliche, die mit Lernstörungen kämpfen, trauen sich das Lernen nicht zu und verharren in einer Opferhaltung mit einer geringen Selbstwirksamkeitserwartung, sind also oft der festen Überzeugung, es sowieso nicht zu schaffen. Sie haben noch keine Fehlertoleranz entwickelt, schämen sich für ihre Fehler, sind ängstlich und versuchen, Misserfolge zu vermeiden. Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog Beziehungsdialog Ressourcen- und beziehungsorientierte Haltung Pädagoge Vertrauen/ Verständnis Selbstwirksamkeitserwartung, Selbstwirksamkeitserleben Schüler Selbstkonzept Stolz Respektvolle Aufgaben Fehlertoleranz Lerndialog Fehlertoleranz Unterstützungsbedarf erkennen Innerer Dialog Lerninhalt, Lernleistung Leistungszunahme Abb. 1: Das Wirkungsgefüge des Lernens nach Betz/Breuninger (1982) Motivation Verantwortung Initiative Leistungsbereitschaft 8 Die Selbstwirksamkeitserwartung ist mindestens genauso grundlegend und wichtig wie die Beherrschung der grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen. Deshalb geht es in der Lerntherapie nicht nur um die Lerninhalte und das Schließen von Lernlücken, sondern vielmehr darum, zunächst das Selbstwertgefühl und darüber die Selbstwirksamkeitserwartung in einer vertrauensvollen Beziehung aufzubauen und zu stabilisieren. Erfolge der Schülerin beim Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechnens entwickeln und stärken das Selbstwertgefühl. Dadurch wird die Selbstwirksamkeitserwartung stabilisiert, was wiederum den künftigen Lernerfolg befördert. Der innere Dialog Hohe Selbstwirksamkeitserwartung motiviert Schüler mit einem positiven inneren Dialog haben eine stabile Selbstwirksamkeitserwartung, sind motiviert und zeigen Eigeninitiative. Fehler akzeptieren sie als Informationsquelle. Wenn sie eine gute Leistung erbracht haben, sind sie stolz auf sich und erleben ihre Selbstwirksamkeit, was wiederum die Selbstwirksamkeitserwartung verstärkt. Mit Eltern und Lehrpersonen verbinden diese Schüler in der Regel gute Beziehungen. Geringe Selbstwirksamkeitserwartung entmutigt Lerntherapie hilft, wenn der innere Dialog einer Schülerin durch Verunsicherung, Angst, Wut und Scham bestimmt wird und den Lernprozess blockiert. Lernlücken und Defizite lösen Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog 9 Stress aus und führen zu Verweigerung und Vermeidung. Die Schülerin hat eine geringe Selbstwirksamkeitserwartung; häufig treten psychosomatische Beschwerden auf. Die eigene Misserfolgserwartung entmutigt sie und findet häufig ihre Entsprechung im Misstrauen der Bezugspersonen, die enttäuscht sind und den Glauben an die Lernfähigkeit und Leistungsbereitschaft des Mädchens verloren haben. Der Beziehungsdialog Vertrauensvolle Beziehung: das A und O jeder Lerntherapie Ein positiver Beziehungsdialog ist essenziell für die lerntherapeutische Begleitung. Denn nur eine vertrauensvolle Beziehung stabilisiert Entwicklungs- und Lernprozesse. Die Lerntherapeutin akzeptiert die ihr Anvertrauten so, wie sie sind. Sie bewertet ihr Verhalten nicht, sondern fühlt sich empathisch in ihre Schüler ein und deutet kritisches Verhalten als Ausdruck des inneren Dialogs und als Hinweis auf unerfüllte Bedürfnisse. Diesen gibt sie Raum, nimmt sie wichtig und spricht sie wertschätzend an. Unterstellen sich die Beteiligten gegenseitig gute Absichten, gefährden kleinere Missverständnisse die Beziehung nicht, sondern werden akzeptiert und entschuldigt. „Zutrauen versetzt Berge“ – das ist die Zauberformel in der integrativen Lerntherapie. Wenn Schülerinnen erleben, dass man an sie glaubt, leisten sie mehr. Im gemeinsamen Lernprozess fühlen sie sich verstanden und unterstützt. Eigeninitiative und Neugier können sich entfalten. Die Schülerin vertraut ihrem Lerntherapeuten und fühlt sich sicher. Wenn das gemeinsame Lernen Spaß macht und erfolgreich ist, kann der Transfer in die Schule gelingen. Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog 10 Machtkämpfe als Resultat negativer Beziehungsdialoge Schüler kommen meist mit negativen Beziehungserfahrungen in die Lerntherapie und übertragen sie auf neue Beziehungen. Das stellt Lerntherapeutinnen vor eine große Herausforderung: Mithilfe von lerntherapeutischen Interventionen im Beziehungsdialog gilt es, in kurzer Zeit eine persönliche, vertrauensvolle Beziehung zum Schüler aufzubauen. Ein hoher Anspruch, der, wenn er nicht erfüllt wird, auf allen Seiten Enttäuschung, gegenseitige Ablehnung und negative Unterstellungen auslösen kann. Insbesondere wenn eine Schülerin sich hartnäckig weigert, die Vorschläge des Lerntherapeuten anzunehmen, und aggressiv, defensiv oder gelangweilt reagiert, fällt es vielen Therapeuten schwer, dies zu akzeptieren und es nicht als eigenes Versagen auszulegen. Ein Machtkampf entsteht immer dann, wenn sich der Lerntherapeut im negativen Beziehungsdialog provozieren lässt und mit Bitten, Belehrungen, Ermahnungen und Schimpfen reagiert. Nicht selten fühlt sich der Therapeut als Verlierer im Machtkampf gegen ein dominantes, aggressives oder provozierend desinteressiertes Kind. Sinnvoll in solchen Situationen ist eine Supervision oder auch ein Wechsel des Lerntherapeuten. Der Lerndialog Erfolgserlebnisse durch individuell konzipierte Lernstrategie Erfolgreiche Lerntherapie setzt einen positiven Lerndialog voraus: Die Lerntherapeutin hat passende Erwartungen an die Lern- und Leistungsfähigkeit, diagnostiziert den Lernstand des Schülers und deutet die Lernprozesse richtig. Sie stellt adäquate, respektvolle Aufgaben, Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog 11 erkennt den Unterstützungsbedarf und bietet ihre Hilfe an. Zudem beteiligt die Lerntherapeutin den Schüler an der Zielformulierung und an der Aufgabenwahl und beobachtet den Lernprozess wohlwollend. Sie erarbeitet mit dem Schüler übertragbare Lernstrategien, um seine Autonomie zu stärken. Fehler werden als Informationsquelle betrachtet und sind Anlass, die Lernstrategie der Schülerin zu thematisieren und zu optimieren. Reagiert die Lernende auffällig auf Fehler, zum Beispiel mit Rückzug oder Aggressionen, ist dies ein Zeichen, dass sie sich bloßgestellt fühlt. Die Fehlertoleranz muss sich erst langsam über Erfolge entwickeln. Der Lerntherapeut kann die Schülerin entlasten, indem er die Verantwortung für den Fehler übernimmt und dabei wertschätzend im Kontakt bleibt. Lernschwierigkeiten werden im Beziehungsdialog verständnisvoll im Zutrauen auf die Potenziale der Schülerin angesprochen. Für alle Anstrengungen und Erfolge erhält die Schülerin rückblickend Anerkennung. So merkt sie: „Ich schaffe das“. Diese neuartige Selbstwirksamkeitserfahrung festigt die Beziehung und stärkt das Vertrauen. Über- und Unterforderung – Gift für den Lernfortschritt Ein negativer Lerndialog gefährdet die Lerntherapie. Er tritt immer dann ein, wenn die Lerntherapeutin den Schüler in seiner Lern- und Leistungsfähigkeit über- oder unterschätzt und ihn nicht an der Zielsetzung beteiligt. Wer nicht im Kontakt mit dem Schüler bleibt, sondern sich allein auf Fachwissen, Didaktik, Methodik und Materialien konzentriert, riskiert, dass sich der Schüler nicht in seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten wahrgenommen fühlt. Methodisches und fachdidaktisches Können der Lerntherapeutin ist eine Voraussetzung, Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog 12 um Über- und Unterforderung zu vermeiden. Überforderung heizt eine bereits existierende Angst-Stress-Blockierungsspirale immer wieder aufs Neue an. Bei Unterforderung verliert die Schülerin das Interesse an den Aufgaben, senkt ihr Anspruchsniveau, wirkt gelangweilt oder zynisch. Das kann ebenfalls eine Vermeidungsspirale in Gang setzen und die Beziehung schädigen. Wichtig ist deshalb, dass der Lerntherapeut die kränkenden Effekte der Überund Unterforderung wahrnimmt und konstruktiv darauf reagiert. Bestrafungen, Ermahnungen und fruchtlose Appelle sind keine geeigneten Mittel – sie verfestigen und verstärken den negativen Lerndialog und machen Selbstwirksamkeitserfahrungen unmöglich. Zuschreibungen Das soziale Verhalten des Schülers im Beziehungsdialog, sein Lernverhalten und die Lernentwicklung im Lerndialog werden von der Lerntherapeutin wahrgenommen und bewertet. Bei mangelndem professionellem Wissen münden solche Auffälligkeiten in vorschnellen, naiven Diagnosen: Es entstehen Zuschreibungen wie „Der ist aber aufgeweckt“ oder „Die ist in ihrer Entwicklung stark verzögert“ oder „Bei dem Elternhaus kann man nicht mehr erwarten“. Solche Zuschreibungen verfestigen die Kreislaufprozesse im Wirkungsgefüge – im positiven wie im negativen Fall. Auch die Schüler selbst erklären sich ihre negativen Lernergebnisse häufig auf diese Weise: „Mathe interessiert mich nicht“ oder „Für Englisch bin ich eben nicht begabt“. Solche und ähnliche Zuschreibungen zementieren sich als Glaubenssätze, die lernhemmend wirken. Die Lerntherapie arbeitet demgegenüber mit positiven, ermutigenden Zuschreibungen. Erfolgreiche Lerntherapeutinnen unterstellen ihren Schülern gute Absichten, Lernpotenzial, Kooperationswillen und Leistungsbereitschaft. Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog 13 Die Lernstruktur Positive Lernstruktur beruht auf Selbstwirksamkeit Der positive Fall eines Wirkungsgefüges ist die positive Lernstruktur (vgl. Abb. 1) mit sich gegenseitig, stützenden, positiven Kreisläufen im Beziehungsdialog, im Lerndialog und im inneren Dialog. Dieses System ist stabil und erzeugt eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung, der auch Rückschläge so schnell nichts anhaben können. Eine positive Lernstruktur ist gleichermaßen das Ziel von integrativer Lerntherapie wie von guter Pädagogik. Teufelskreis der negativen Lernstruktur Der negative Fall eines Wirkungsgefüges (vgl. Abb. 2, S. 14) ist die negative Lernstruktur mit sich aufschaukelnden, negativen Kreisläufen. Nach außen fallen hauptsächlich die Lernlücken und Verhaltensprobleme auf, ausgelöst durch die negativen Kreislaufprozesse im Beziehungsdialog, im Lerndialog und im inneren Dialog. Eine negative Lernstruktur kann mit lerntherapeutischer Haltung, lerntherapeutischen Interventionen, methodischem und fachdidaktischem Können überwunden werden. Die Lerntherapie erfordert jedoch viel Zeit und Geduld, auch Rückschläge müssen einkalkuliert werden. Manchmal kann es bis zu zwei Jahre dauern, bis sich eine negative Lernstruktur in eine positive verwandelt hat. Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog Wertschätzung Beziehungsangebote Empathie Zutrauen Akzeptanz Ermutigung Entlastung Positive Zuschreibungen Spiegeln L e r n t h e r a p e u t i s c h e H a lt u n g u n d I n t e r v e n t i o n e n Beziehungsdialog Theoriewissen Haltung Lerntherapeutische Kompetenz Lerntherapeut 15 Misstrauen Abwehr Provokationen Misserfolgserwartung, hemmende Glaubenssätze, geringe Selbstwirksamkeitserwartung Schüler neg. Selbstkonzept Im Beziehungsdialog mit Lernenden Die lerntherapeutische Haltung ist gekennzeichnet durch empathische Zuwendung, Akzeptanz, Wertschätzung und Ressourcenorientierung. Darüber entsteht ein Vertrauen in die Lern- und Leistungsfähigkeit der Lernenden. Der Lerntherapeut bewertet das Verhalten der jungen Menschen nicht, sondern fühlt sich in sie ein und erkennt ihre Bedürfnisse. Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog stärken die Beziehung, das Selbstwertgefühl und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Der innere Dialog wird nicht länger mit Kränkungen und Entmutigung belastet. Die lernhemmende Wirkung von Angst, Stress, Blockaden und Zuschreibungen wird aufgelöst, das Selbstvertrauen gestärkt. Beschämung Motivierende, passgenaue Aufgaben Stress Unterstützungsbedarf erkennen Lerndialog Diagnostik Lernstand Lernstrategie Innerer Dialog Lerninhalt, Lernleistung Fehlertoleranz Verunsicherung Desinteresse Angst Wut Verweigerung Vermeidung Blockierung Defizite Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog mit Lernenden Wertschätzung Wertschätzende Kommentare geben; Anerkennung ausdrücken Ermutigen Vertrauen und Zuversicht vermitteln; positive Atmosphäre schaffen Entlasten Verantwortung für Misserfolge übernehmen; für eine unpassende Aufgabenstellung um Entschuldigung bitten Spiegeln Gefühle wahrnehmen und wertschätzend verbalisieren Positive Zuschreibung Der Schülerin positive Eigenschaften unterstellen; ermutigende Kommentare geben, „Reframen“ und Perspektive wechseln Abb. 2: Die Herausforderung der Lerntherapie: Überwindung der negativen Lernstruktur Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog 16 Im Beziehungsdialog mit Eltern und Lehrkräften Die Lerntherapeutin gewinnt Eltern und Lehrkräfte als Verbündete, wenn es ihr gelingt, eine vertrauensvolle Beziehung zu ihnen aufzubauen. Dafür muss sie sich von der Vorstellung lösen, als „Anwalt“ für das Kind zu sprechen und mit fachlichen Argumenten überzeugen zu wollen. Auch aufgebrachte, verunsicherte Eltern und abwehrende, überforderte Lehrkräfte brauchen Wertschätzung und verdienen Respekt und Akzeptanz! Die Kunst liegt darin, selbst schwer anzunehmende Beziehungsangebote aufzugreifen, sich nicht provozieren zu lassen und in jeder Situation im wertschätzenden Kontakt zu bleiben. 17 Die vier Breuninger-Brücken des Lernens Im inneren Dialog entscheidet sich, ob Lernprozesse gelingen, ob sich Schüler Leistungen zutrauen, die Initiative ergreifen wollen und dabei lerntherapeutische Unterstützung annehmen oder ablehnen. Der innere Dialog lässt sich nun aber nicht einfach von außen neu programmieren – Außenstehende und damit auch Lerntherapeuten bleibt der direkte Zugang verwehrt. Viele Lerntherapeuten und Pädagoginnen fragen sich, wie sie den inneren Dialog ihrer Schüler dennoch wirkungsvoll beeinflussen können. Als Antwort auf diese Fragen entstanden die Breuninger-Brücken des Lernens (vgl. Abb. 3, S. 18). Sie fungieren gewissermaßen als Kommunikationsbrücken im Wirkungsgefüge des Lernens und zeigen Möglichkeiten für lerntherapeutische Interventionen auf. Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog mit Eltern und Lehrkräften Wertschätzung Anerkennen, was ist; positives Gesprächsklima schaffen; Engagement, Fürsorge und geleistete Unterstützung würdigen Zuversicht stärken Erfolgsversprechen geben („Ich glaube an das Kind“; „Fortschritte werden sich einstellen“); Misserfolge entdramatisieren Spiegeln Wahrgenommene (negative) Gefühle und Bedürfnisse akzeptieren und wertschätzend verbalisieren Positive Zuschreibung Einen positiven Bezug herstellen („Reframen“); die Perspektive wechseln, das Potenzial betonen Gleiches betonen Gemeinsamkeiten herausstellen, statt Gegensätze hervorzuheben Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog Körpergrenze Positive Zuschreibung Spiegeln Entlasten Ermutigen Wertschätzung Beziehungen gestalten und intervenieren 1 Beziehungsdialog Lerntherapeutische Haltung und Kompetenzen Einfühlung, Verhalten deuten Lerntherapeutin 2 Selbstwirksamkeitserwartung Ziel: Selbstwirksamkeitserfahrung Schülerin 19 Die Körpergrenze der Schülerin wird durch eine durchgezogene Linie repräsentiert, die zwei Schnittstellen mit dem Beziehungsdialog und zwei mit dem Lerndialog erzeugt: die BreuningerBrücken. Der innere Dialog der Schülerin bleibt davon unberührt, denn er ist von außen nicht zugänglich. Die Schnittstellen kann man als Kommunikations- und Interpretationspunkte verstehen, das heißt es kommt auf die Interpretation der Schülerin und der Lerntherapeutin an, was konkrete Verhaltensweisen oder Aufgabenstellungen auslösen und im inneren Dialog bewirken. An diesen Schnittstellen entscheidet sich, ob eine Äußerung oder Handlung als ermutigend erlebt wird, ob etwas verstanden und richtig gedeutet wird, ob die Lernaufgabe als inspirierend und respektvoll empfunden wird und ob der Lernprozess richtig beobachtet und gedeutet wird. Fehlertoleranz 3 Lerndialog Störungen wahrnehmen und auf der Beziehungsebene intervenieren Lernprozesse gestalten Stolz Lerninhalt 4 Lernprozesse deuten und Lernstand diagnostizieren Leistungsentwicklung Abb. 3: Die vier Breuninger-Brücken der integrativen Lerntherapie Innerer Dialog Ziele: Aktivierung Verantwortung Interesse Eigeninitiative Nur über diese vier Breuninger-Brücken des Lernens haben Lerntherapeuten direkten Zugang zu ihren Schülern und deren Bezugspersonen. Wer diese Brücken kennt und sie geschickt zu nutzen versteht, kann Schüler aktivieren und motivieren, Eltern und Lehrkräfte einbinden, die Lernprozesse gestalten und dauerhaft positive Lernstrukturen etablieren. Kurz: Mit den Breuninger-Brücken des Lernens werden lerntherapeutische Ziele und Interventionen konkret. Die erste Breuninger-Brücke: Beziehung gestalten und lerntherapeutisch intervenieren Eine Möglichkeit, die Beziehung zur Schülerin zu gestalten, sind Spiele. So sieht die Lerntherapeutin, wie die Schülerin im Spiel reagiert, und kann Emotionen wie Enttäuschung, Ablehnung, Ärger, Wut oder Langeweile leichter ansprechen als im kritischen Bezug zu Lerninhalten. Sie gibt Befindlichkeiten und Bedürfnissen den ihnen gebührenden Raum, hält ermutigenden Blickkontakt und äußert positive Zuschreibungen. Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog 20 Fühlen sich Kinder und Jugendliche in der Lerntherapie angenommen und wertgeschätzt, können sie sich leichter auf neue, positive Erfahrungen einlassen. Wenn ihnen der Lerntherapeut Leistung zutraut, strengen sie sich beim Lernen an und überwinden sogar lernhemmende Ängste. So entwickelt sich langsam ein Vertrauen, das beziehungsfördernd wirkt und das Selbstwertgefühl stärkt. Die zweite Breuninger-Brücke: Sich einfühlen und Verhalten deuten Vor allem wenn Wut, Angst, Scham und Kränkung im Spiel sind, ist es wichtig, den Schüler mit seinen negativen Gefühlen nicht alleine zu lassen. Die Lerntherapeutin fühlt sich in den Schüler ein und versucht, sein Verhalten nachzuempfinden. Ablehnendes, provozierendes oder schwer einzuschätzendes Verhalten von Schülerinnen nimmt der Lerntherapeut nicht persönlich oder bewertet es als fragwürdig, sondern er deutet es lediglich als Ausdruck des negativen inneren Dialogs. So gibt es für den Lerntherapeuten keinen Grund, sich provozieren zu lassen oder normativ zu reagieren. Er interveniert dialogisch, das heißt er spiegelt seine Eindrücke wertschätzend und fragt wohlwollend nach, ob er mit seiner Annahme richtig liegt. Lehnt eine Schülerin eine Spiegelung ab, akzeptiert der Lerntherapeut die Ablehnung und kann die Schülerin ermutigen, selbst auszudrücken, wie es ihr geht und was sie fühlt. Solche Dialoge über emotionale Befindlichkeiten stärken die Beziehung, wenn sie zugewandt, ermutigend, altersgerecht und verständnisvoll geführt werden. Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog 21 Die dritte Breuninger-Brücke: Den Lernprozess gestalten Auf der dritten Breuninger-Brücke stellt die Lerntherapeutin ihrem Schüler respektvolle, angemessene Aufgaben, um seine Eigeninitiative zu mobilisieren. Die Beteiligungsangebote müssen dem Lernstand, den Interessen und der Belastbarkeit des Schülers entsprechen, andernfalls über- oder unterfordern sie ihn. Gemeinsam mit dem Schüler werden die Aufgaben vereinbart; stößt eine Aufgabe auf Ablehnung, akzeptiert die Lerntherapeutin dies und diskutiert es nicht weiter. Damit der Lernprozess auf der dritten Breuninger-Brücke zu Selbstwirksamkeitserfahrungen führt, sind diagnostische Erfahrung, Methodenkompetenz, fachdidaktische Strategien und attraktives Material erforderlich – und natürlich wieder eine gute, respektvolle Beziehung. Gelingt es dem Lerntherapeuten nicht, die Schülerin für die Mitarbeit an einer Aufgabe zu gewinnen, regt er zu einer anderen Aufgabe im Lerndialog an. Genauso gut könnte er auf der ersten Breuninger-Brücke im Beziehungsdialog eine spielerische Aktivität einflechten. Der „Umweg“ über den Beziehungsdialog lohnt sich in der Lerntherapie immer! Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog 22 23 Die vierte Breuninger-Brücke: Den Lernprozess deuten und den Lernstand diagnostizieren Auf der vierten Breuninger-Brücke beobachtet die Lerntherapeutin die Lernprozesse und die fehlerhaften Lernergebnisse. Sie nutzt sie als wichtige Informationen zur Diagnostik des Lernstandes und zur Gestaltung respektvoller Lernangebote. Zweite Breuninger-Brücke • Habe ich das Verhalten verstanden und richtig gedeutet? • Habe ich die dahinterstehenden Bedürfnisse erkannt, statt das Verhalten zu bewerten? • Konnte ich schwieriges Verhalten souverän akzeptieren, statt mich provozieren zu lassen? Der Lerntherapeut erkennt eventuelle Unter- und Überforderungssignale, fehlende Frus trationstoleranz, Vermeidungsstrategien, lernhemmende Erwartungen und negative Emotionen. Hier gilt es, den gestörten Lernprozess mit seiner Dynamik im inneren Dialog zu verstehen und lerntherapeutisch auf der ersten Breuninger-Brücke zu intervenieren. Bewährt hat sich das Spiegeln als lerntherapeutische Intervention oder auch das Entlasten durch die Übernahme der Verantwortung für Fehler, etwa mit den Worten „Bitte entschuldige, ich habe dir eine falsche Aufgabe gestellt“. Dritte Breuninger-Brücke • Konnte ich mit adäquaten, respektvollen Aufgaben und attraktivem Material einen Lernprozess initiieren, eine Bereitschaft und Öffnung erreichen und eine hilfreiche Anregung geben? • Bin ich bei Schwierigkeiten im Kontakt geblieben? Lerntherapeutische Checkliste zu den vier Breuninger-Brücken Erste Breuninger-Brücke • War ich im Kontakt, in Resonanz mit der Schülerin, den Eltern, den Lehrkräften? • Konnte ich die Beziehung gestalten und die Beteiligten emotional erreichen? • Habe ich Störungen im Lerndialog wertschätzend angesprochen? • Bin ich auf das Erleben im inneren Dialog eingegangen, statt allein auf der Sachebene zu argumentieren? Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog Vierte Breuninger-Brücke • Habe ich die Signale der Über- oder Unterforderung erkannt und die Auswirkungen auf den inneren Dialog gespürt? • Habe ich die Verantwortung für Misserfolge übernommen und den Schüler mit einer Entschuldigung entlastet? Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog 24 25 f i l m s z e n e n : „Pauline“ Vertrauensvoll sitzt Pauline der Lerntherapeutin Gina gegenüber Lerntherapeutin Gina sitzt Pauline gegenüber und beginnt gleich mit dem Diktat. Sie möchte an den Erfolgen vom letzten Mal anknüpfen und ist auf den Lerndialog fokussiert. Pauline ist kooperativ, traut sich das Diktat zu. Dann wird ein Fehler sichtbar. Pauline geht aus dem Kontakt und schämt sich. Ihre Fehlertoleranz ist noch nicht gefestigt. Gina nimmt das nicht als wichtiges Signal wahr, auf der Beziehungsebene zu intervenieren, und bleibt im Lerndialog. Sie bietet Pauline als Hilfe an, den Fehler selbst zu finden. Pauline gibt ihrer Wut über die fehlende Selbstwirksamkeitserfahrung Ausdruck und wischt das Blatt ärgerlich vom Tisch. Gina reagiert normativ und wechselt von der Therapeuten- in die Erzieherrolle. Lerntherapeutin Beatrice stärkt die Beziehung mit einem gemeinsamen Spiel. Danach beteiligt sie Pauline an der Entscheidung, ein Diktat zu schreiben. Sie möchte an den Erfolg der letzten Stunde anknüpfen und Pauline eine weitere Selbstwirksamkeitserfahrung vermitteln. Pauline traut sich das Diktat zu. Beide sitzen nebeneinander, das gibt Pauline Sicherheit. Sie wird initiativ. Als sie einen Fehler realisiert, schämt sie sich und geht aus dem Kontakt. Beatrice entlastet Pauline, indem sie Verantwortung für den Fehler übernimmt. Sie bittet um Entschuldigung für das Diktat, weil der ei-Laut noch nicht gefestigt sei. 26 Wirkungsgefüge Pauline mit Lerntherapeutin Gina vertraut dem gemeinsamen Lernen; Fehler verhindert Selbstwirksamkeitserfahrung auf den Lerndialog konzentriert 1 Wirkungsgefüge Pauline mit Lerntherapeutin Beatrice vertraut dem gemeinsamen Lernen; Fehler verhindert Selbstwirksamkeitserfahrung beteiligt an der Entscheidung, nimmt Überforderung wahr und entlastet spielen Erziehung statt Beziehung Lerntherapeutin Gina Pauline 2 27 wertschätzen ermutigen Lerntherapeutin Beatrice 1 Entlastung durch Entschuldigung Pauline tröstet Beatrice Rückzug, Wut 2 geht bei Fehler aus dem Kontakt wütend wegen fehlender Selbstwirksamkeitserfahrung Diktat traut sich Diktat zu wird initiativ 3 Fehlerkontrolle 3 entlastet Diktat traut sich Diktat zu wird initiativ schämt sich 4 ei-Laut nicht gefestigt schämt sich 4 Festigung ei-Laut ein Fehler wird im Diktat sichtbar ei-Laut nicht gefestigt Festigung ei-Laut ein Fehler wird im Diktat sichtbar 28 29 f i l m s z e n e n : „Karl“ Hoffnungsvoll blickt Lerntherapeutin Gina zum Lehrer auf Lerntherapeutin Gina tritt als Expertin auf und bemüht sich um die Kooperationsbereitschaft des Lehrers. Dieser wirft ihr vor, dass Karl sich nicht anstrenge, die Eltern sich nicht um ihn kümmerten und er jetzt auch noch mit einer Lerntherapie belohnt werde. Gina fühlt sich kleingemacht und als Fachfrau nicht gewürdigt. Sie versteht sich als „Anwältin“ von Karl und will ihn vor Überforderung schützen. Dabei bleibt sie auf der argumentativen Ebene. Es gelingt ihr nicht, den Lehrer auf der Beziehungsebene zu erreichen, und sie wird abgewimmelt. Lerntherapeutin Beatrice lobt das Engagement das Lehrers und spiegelt seine Enttäuschung. Er hält die schulische Förderung für ausreichend, wenn Karl nur seine Hausaufgaben machen und üben würde. Beatrice verzichtet darauf, ihn zu belehren und auf der Sachebene gegenzuargumentieren. Sie betont das Verbindende – beide engagieren sich für Karl. Seinem Einwand, er habe 29 Schüler und könne nicht für jeden so viel Zeit einbringen, begegnet sie geschickt mit dem Argument „aber nur einen Karl“. So gelingt es ihr, den Lehrer als Verbündeten zu gewinnen. 30 Wirkungsgefüge Karl mit Lerntherapeutin Gina „Schulförderung ausreichend, Karl müsste sich mehr anstrengen“ tritt auf als Expertin und als Karls „Anwältin“ Wirkungsgefüge Karl mit Lerntherapeutin Beatrice braucht die Kooperation mit dem Lehrer „Schulförderung ausreichend, Karl müsste sich mehr anstrengen“ spiegelt Enttäuschung Forderungen 1 Argumente keine Beziehung Lerntherapeutin Gina wimmelt ab betont das Trennende 2 Lehrer wimmelt erst ab, lässt sich dann ein betont das Verbindende fokussiert auf lerntherapeutische Beziehung Karl schützt Karl Beziehung über Interventionen Lerntherapeutin bittet um Einzelgespräch Beatrice „Karl müsste mehr üben“ entzieht sich Kooperation kommt nicht zustande 1 lobt Engagement Lehrer 2 3 31 „es gibt nur einen Karl“ 3 Kooperation entwickelt sich überfordert mit schulischen Erwartungen Kooperation Karl schützt Karl überfordert mit schulischen Erwartungen Kooperation große Lernrückstände im Schriftspracherwerb große Lernrückstände im Schriftspracherwerb 32 33 f i l m s z e n e n : „Susi“ Lerntherapeutin Beatrice nimmt die Enttäuschung des Vaters an Der Vater fordert die Lerntherapeutin Gina auf, Susi auf die bevorstehende Klassenarbeit vorzubereiten. Auch er leidet unter den schlechten Noten seiner Tochter. Die Bedeutung von Beziehungsaufbau und Selbstwirksamkeitserfahrungen in der Lerntherapie kann er nicht erkennen. Gina will Susi vor Überforderung schützen, begründet ihre Ablehnung fachlich und rechtfertigt sich. Damit kann sie den Vater aber nicht als Verbündeten gewinnen. Lerntherapeutin Beatrice spiegelt den Vater in seiner Enttäuschung und Unzufriedenheit. Sie versteht seine Sorge. Dieser fühlt sich gesehen und angenommen. Die Therapeutin stärkt über Erfolgsversprechen seine Zuversicht in die Lernfortschritte seiner Tochter. Dass der Vater Susi tröstet, wenn sie wieder eine Sechs schreibt, lobt Beatrice als wichtige Unterstützung. So gewinnt sie ihn als Verbündeten. Obwohl sie vermeiden will, dass Susi durch die schulischen Inhalte überfordert wird, geht sie auf das Anliegen des Vater ein und verspricht, sich mit den Inhalten der Klassenarbeit auseinanderzusetzen. 34 Wirkungsgefüge Susi mit Lerntherapeutin Gina will, dass Susi bessere Noten in der Schule schreibt tritt auf als Expertin und als Susis „Anwältin“ Lerntherapeutin Gina 1 argumentiert zum Lernstand 2 „Lerntherapie ist keine Nachhilfe“ 3 35 Wirkungsgefüge Susi mit Lerntherapeutin Beatrice möchte Vater als Verbündeten gewinnen stärkt Zuversicht kein Beziehungsangebot Lerntherapeutin Beatrice Vater Vorwürfe geht gerne in die Lerntherapie fokussiert auf lerntherapeutische Beziehung verweigert das Üben für die Klassenarbeit Susi will Susi vor Misserfolgen schützen will, dass Susi bessere Noten in der Schule schreibt spiegelt lobt Vater fürs Trösten kommt in Beziehung Vater beschwert sich 2 versteht Sorge geht gerne in die Lerntherapie fachliche Argumente 3 greift Anliegen des Vaters auf Susi will Susi vor Misserfolgen schützen macht Selbstwirksamkeitserfahrungen Mathe 1 macht Selbstwirksamkeitserfahrungen Mathearbeit große Lernrückstände in Mathe große Lernrückstände in Mathe 36 Fortbildungen an der Paretz Akademie Das Modul „Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog“ wird von Beatrice Trüeb in Zusammenarbeit mit dem Fachverband für integrative Lerntherapie FiL an der Paretz Akademie für Lerntherapeutinnen und -therapeuten sowie Ausbilderinnen und Ausbilder angeboten. Anhand der Filme werden konkrete Interventionen sichtbar und im Wirkungsgefüge begründet. Zu Terminen und Konditionen informiert die Geschäftsstelle des FiL (siehe Rückseite des Booklets). Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog 37 „Tschüs“ Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog 38 39 Filmszene Elektra Elektra kommt wütend in die Lerntherapie. Sie begrüßt die Therapeutin nicht und wirft ihre Tasche auf den Boden. „Scheiß Mathe!“, beschwert sie sich. Draußen ist schönes Wetter und Elektra möchte lieber mit ihren Freundinnen spielen. Filmszene Ben Ben kommt in die erste Stunde. Zögernd betritt er den Raum. Die Lerntherapeutin möchte ihm die Jacke mit der großen Kapuze und die dicken Handschuhe abnehmen. Ben lehnt ab: „Mir ist kalt.“ Wie kann mit lerntherapeutischen Interventionen die negativ aufgeladene Atmosphäre verändert und eine Bereitschaft für das gemeinsame Lernen erreicht werden? Wie kann mit lerntherapeutischen Interventionen Sicherheit vermittelt und ein Beziehungsangebot gestaltet werden, das Ben annehmen will und kann. Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog Fachverband für integrative Lerntherapie e.V. ko n t a k t Fachverband für integrative Lerntherapie e.V. (FiL) Marlies Lipka, Geschäftsführerin [email protected] 0151·15 353 233 www.lerntherapie-fil.de
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