Lerntherapeutische Haltung und Interventionen

Fachverband für
integrative Lerntherapie e.V.
Integrative Lerntherapie:
Lerntherapeutische Haltung
und Interventionen
Helga Breuninger
I n h a lt s v e r z e i c h n i s
Einleitung..................................................................................................................................... 4
Das Wirkungsgefüge des Lernens........................................................................................... 6
Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit............................................................................................................. 6
Der innere Dialog................................................................................................................................................................ 8
Der Beziehungsdialog...................................................................................................................................................... 9
Der Lerndialog.................................................................................................................................................................... 10
Zuschreibungen................................................................................................................................................................ 12
Die Lernstruktur................................................................................................................................................................. 13
Lerntherapeutische Haltung und Interventionen .............................................................15
Die vier Breuninger-Brücken des Lernens...........................................................................17
Die erste Breuninger-Brücke...................................................................................................................................... 19
Die zweite Breuninger-Brücke.................................................................................................................................. 20
Die dritte Breuninger-Brücke..................................................................................................................................... 21
Die vierte Breuninger-Brücke.................................................................................................................................... 22
Lerntherapeutische Checkliste zu den vier Breuninger-Brücken....................................................... 23
Drei Filmszenen........................................................................................................................24
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5
Einleitung
Lernstörungen werden oft als Unfähigkeit, Unlust oder Faulheit ausgelegt. Ein fataler Trugschluss, der zu Äußerungen und Handlungen verleitet, die die Lernstörungen nur weiter
verfestigen und verschlimmern. Vielfach verbirgt sich hinter Lernschwächen ein komplexes
Gefüge aus gestörten Beziehungen und Lernstrukturen, die sich gegenseitig immer wieder
anheizen und einen destruktiven Kreislauf in Gang setzen. Eine Möglichkeit, diesen Kreislauf
zu durchbrechen, ist die integrative Lerntherapie. Sie versteht Lernstörungen immer auch als
Beziehungsstörungen und zielt während der Arbeit an konkreten Lernaufgaben auf eine
schrittweise Ausbildung von Selbstwirksamkeit. Mit einer wertschätzenden, vertrauensvollen, zuversichtlichen und ressourcenorientierten Haltung und entsprechenden Interventionen will sie erreichen, dass Kinder und Jugendliche mit Lernstörungen sich Lernen und
Leistung wieder zutrauen, Probleme in Eigeninitiative lösen und Fehler nicht als Scheitern,
sondern als Chance zum Dazulernen begreifen.
Dieses Booklet, ein kleines lerntherapeutisches Kompendium, erklärt, wie das komplexe
Wirkungsgefüge des Lernens funktioniert und wie Lerntherapeutinnen* mit Interventionsstrategien darauf wirkungsvoll Einfluss nehmen können. Um die theoretischen Erkenntnisse
zu veranschaulichen, hat ein Team der Helga Breuninger Stiftung und des Fachverbands
für integrative Lerntherapie e. V. (FiL) gemeinsam Drehbücher für fünf lerntherapeutische
Schlüsselszenen geschrieben. Jede dieser Szenen wurde zweimal filmisch realisiert: einmal
mit einer „bemühten Anfängerin“ ohne professionelles Verständnis lerntherapeutischer
Interventionen, dargestellt von der Schauspielerin Gina Hurm, und einmal gespielt von der
zertifizierten FiL-Lerntherapeutin Beatrice Trüeb.
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
Ziel dieser videografierten Simulationen ist es, die lerntherapeutische Haltung und Interventionen im Beziehungsdialog sichtbar, nachvollziehbar und trainierbar zu machen. Filme und
Booklet sollen Sie dabei unterstützen, die Erkenntnisse zu verinnerlichen und in Ihre eigene
Arbeitspraxis zu übertragen.
* Hinweis zur Gleichstellung in der Sprache
Mit den in diesem Booklet genannten Personenbezeichnungen sind männliche und weibliche Personen gleichermaßen gemeint. Um die Gleichstellung kenntlich zu machen, ohne
die Lesbarkeit und den sprachlichen Stil zu beeinträchtigen, verwenden wir abschnittsweise alternierend männliche und weibliche Personenbezeichnungen.
Die Dreharbeiten zu den Filmszenen, Frühjahr 2014
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
6
7
Wertschätzung
Empathie
Zutrauen
Hilfreiche Rückmeldung
Klärende Gespräche
Beziehungsangebote
Das Wirkungsgefüge des Lernens
In ihrem Standardwerk „Teufelskreis Lernstörungen“ (1982) haben Dieter Betz und Helga
Breuninger Lernen als ein Wirkungsgefüge beschrieben. Wir nutzen es in diesem Booklet als
„Landkarte“ für den Aufbau eines Wirkungsbewusstseins und als wissenschaftliche Grundlage zur Begründung und Ableitung der lerntherapeutischen Haltung sowie entsprechender Interventionen.
Schüler stehen mit ihrer Umwelt jeweils in zweifacher Verbindung: Zum einen befinden sie
sich in Beziehungsdialogen mit den Personen aus Familie, Schule und Peergroups. Zum
anderen sind sie über verschiedene Inhalte und Lernbereiche der Schule und außerschulischen
Angebote in Lerndialoge eingebunden. Ein dritter Kreislauf existiert in den Schülern selbst
als innerer Dialog. Er ist der Umwelt nicht unmittelbar zugänglich. Alle drei Kreisläufe können
positive oder negative Wirkungen haben, sie beeinflussen sich gegenseitig und verstärken
sich. Die zentrale Größe in diesem komplexen Gefüge ist das Selbstwertgefühl des Schülers,
es bildet die Grundlage von Selbstwirksamkeit.
Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit
Lernstörungen belasten das Selbstwertgefühl. Kinder und Jugendliche, die mit Lernstörungen
kämpfen, trauen sich das Lernen nicht zu und verharren in einer Opferhaltung mit einer
geringen Selbstwirksamkeitserwartung, sind also oft der festen Überzeugung, es sowieso
nicht zu schaffen. Sie haben noch keine Fehlertoleranz entwickelt, schämen sich für ihre
Fehler, sind ängstlich und versuchen, Misserfolge zu vermeiden.
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
Beziehungsdialog
Ressourcen- und
beziehungsorientierte
Haltung
Pädagoge
Vertrauen/
Verständnis
Selbstwirksamkeitserwartung,
Selbstwirksamkeitserleben
Schüler
Selbstkonzept
Stolz
Respektvolle
Aufgaben
Fehlertoleranz
Lerndialog
Fehlertoleranz
Unterstützungsbedarf
erkennen
Innerer Dialog
Lerninhalt,
Lernleistung
Leistungszunahme
Abb. 1: Das Wirkungsgefüge des Lernens nach Betz/Breuninger (1982)
Motivation
Verantwortung
Initiative
Leistungsbereitschaft
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Die Selbstwirksamkeitserwartung ist mindestens genauso grundlegend und wichtig wie die
Beherrschung der grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen. Deshalb
geht es in der Lerntherapie nicht nur um die Lerninhalte und das Schließen von Lernlücken,
sondern vielmehr darum, zunächst das Selbstwertgefühl und darüber die Selbstwirksamkeitserwartung in einer vertrauensvollen Beziehung aufzubauen und zu stabilisieren. Erfolge
der Schülerin beim Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechnens entwickeln und stärken
das Selbstwertgefühl. Dadurch wird die Selbstwirksamkeitserwartung stabilisiert, was wiederum
den künftigen Lernerfolg befördert.
Der innere Dialog
Hohe Selbstwirksamkeitserwartung motiviert
Schüler mit einem positiven inneren Dialog haben eine stabile Selbstwirksamkeitserwartung,
sind motiviert und zeigen Eigeninitiative. Fehler akzeptieren sie als Informationsquelle. Wenn
sie eine gute Leistung erbracht haben, sind sie stolz auf sich und erleben ihre Selbstwirksamkeit,
was wiederum die Selbstwirksamkeitserwartung verstärkt. Mit Eltern und Lehrpersonen
verbinden diese Schüler in der Regel gute Beziehungen.
Geringe Selbstwirksamkeitserwartung entmutigt
Lerntherapie hilft, wenn der innere Dialog einer Schülerin durch Verunsicherung, Angst, Wut
und Scham bestimmt wird und den Lernprozess blockiert. Lernlücken und Defizite lösen
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
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Stress aus und führen zu Verweigerung und Vermeidung. Die Schülerin hat eine geringe
Selbstwirksamkeitserwartung; häufig treten psychosomatische Beschwerden auf. Die eigene
Misserfolgserwartung entmutigt sie und findet häufig ihre Entsprechung im Misstrauen
der Bezugspersonen, die enttäuscht sind und den Glauben an die Lernfähigkeit und Leistungsbereitschaft des Mädchens verloren haben.
Der Beziehungsdialog
Vertrauensvolle Beziehung: das A und O jeder Lerntherapie
Ein positiver Beziehungsdialog ist essenziell für die lerntherapeutische Begleitung. Denn nur
eine vertrauensvolle Beziehung stabilisiert Entwicklungs- und Lernprozesse. Die Lerntherapeutin akzeptiert die ihr Anvertrauten so, wie sie sind. Sie bewertet ihr Verhalten nicht, sondern fühlt sich empathisch in ihre Schüler ein und deutet kritisches Verhalten als Ausdruck
des inneren Dialogs und als Hinweis auf unerfüllte Bedürfnisse. Diesen gibt sie Raum, nimmt
sie wichtig und spricht sie wertschätzend an. Unterstellen sich die Beteiligten gegenseitig
gute Absichten, gefährden kleinere Missverständnisse die Beziehung nicht, sondern werden
akzeptiert und entschuldigt.
„Zutrauen versetzt Berge“ – das ist die Zauberformel in der integrativen Lerntherapie. Wenn
Schülerinnen erleben, dass man an sie glaubt, leisten sie mehr. Im gemeinsamen Lernprozess
fühlen sie sich verstanden und unterstützt. Eigeninitiative und Neugier können sich entfalten.
Die Schülerin vertraut ihrem Lerntherapeuten und fühlt sich sicher. Wenn das gemeinsame
Lernen Spaß macht und erfolgreich ist, kann der Transfer in die Schule gelingen.
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
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Machtkämpfe als Resultat negativer Beziehungsdialoge
Schüler kommen meist mit negativen Beziehungserfahrungen in die Lerntherapie und übertragen sie auf neue Beziehungen. Das stellt Lerntherapeutinnen vor eine große Herausforderung: Mithilfe von lerntherapeutischen Interventionen im Beziehungsdialog gilt es, in
kurzer Zeit eine persönliche, vertrauensvolle Beziehung zum Schüler aufzubauen. Ein hoher
Anspruch, der, wenn er nicht erfüllt wird, auf allen Seiten Enttäuschung, gegenseitige Ablehnung und negative Unterstellungen auslösen kann.
Insbesondere wenn eine Schülerin sich hartnäckig weigert, die Vorschläge des Lerntherapeuten anzunehmen, und aggressiv, defensiv oder gelangweilt reagiert, fällt es vielen Therapeuten
schwer, dies zu akzeptieren und es nicht als eigenes Versagen auszulegen. Ein Machtkampf
entsteht immer dann, wenn sich der Lerntherapeut im negativen Beziehungsdialog provozieren lässt und mit Bitten, Belehrungen, Ermahnungen und Schimpfen reagiert. Nicht
selten fühlt sich der Therapeut als Verlierer im Machtkampf gegen ein dominantes, aggressives
oder provozierend desinteressiertes Kind. Sinnvoll in solchen Situationen ist eine Supervision
oder auch ein Wechsel des Lerntherapeuten.
Der Lerndialog
Erfolgserlebnisse durch individuell konzipierte Lernstrategie
Erfolgreiche Lerntherapie setzt einen positiven Lerndialog voraus: Die Lerntherapeutin hat
passende Erwartungen an die Lern- und Leistungsfähigkeit, diagnostiziert den Lernstand
des Schülers und deutet die Lernprozesse richtig. Sie stellt adäquate, respektvolle Aufgaben,
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
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erkennt den Unterstützungsbedarf und bietet ihre Hilfe an. Zudem beteiligt die Lerntherapeutin den Schüler an der Zielformulierung und an der Aufgabenwahl und beobachtet den
Lernprozess wohlwollend. Sie erarbeitet mit dem Schüler übertragbare Lernstrategien, um
seine Autonomie zu stärken.
Fehler werden als Informationsquelle betrachtet und sind Anlass, die Lernstrategie der Schülerin zu thematisieren und zu optimieren. Reagiert die Lernende auffällig auf Fehler,
zum Beispiel mit Rückzug oder Aggressionen, ist dies ein Zeichen, dass sie sich bloßgestellt
fühlt. Die Fehlertoleranz muss sich erst langsam über Erfolge entwickeln. Der Lerntherapeut kann die Schülerin entlasten, indem er die Verantwortung für den Fehler übernimmt
und dabei wertschätzend im Kontakt bleibt. Lernschwierigkeiten werden im Beziehungsdialog verständnisvoll im Zutrauen auf die Potenziale der Schülerin angesprochen. Für alle
Anstrengungen und Erfolge erhält die Schülerin rückblickend Anerkennung. So merkt sie:
„Ich schaffe das“. Diese neuartige Selbstwirksamkeitserfahrung festigt die Beziehung und
stärkt das Vertrauen.
Über- und Unterforderung – Gift für den Lernfortschritt
Ein negativer Lerndialog gefährdet die Lerntherapie. Er tritt immer dann ein, wenn die Lerntherapeutin den Schüler in seiner Lern- und Leistungsfähigkeit über- oder unterschätzt und
ihn nicht an der Zielsetzung beteiligt. Wer nicht im Kontakt mit dem Schüler bleibt, sondern
sich allein auf Fachwissen, Didaktik, Methodik und Materialien konzentriert, riskiert, dass sich
der Schüler nicht in seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten wahrgenommen fühlt.
Methodisches und fachdidaktisches Können der Lerntherapeutin ist eine Voraussetzung,
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
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um Über- und Unterforderung zu vermeiden. Überforderung heizt eine bereits existierende
Angst-Stress-Blockierungsspirale immer wieder aufs Neue an. Bei Unterforderung verliert die
Schülerin das Interesse an den Aufgaben, senkt ihr Anspruchsniveau, wirkt gelangweilt oder
zynisch. Das kann ebenfalls eine Vermeidungsspirale in Gang setzen und die Beziehung
schädigen. Wichtig ist deshalb, dass der Lerntherapeut die kränkenden Effekte der Überund Unterforderung wahrnimmt und konstruktiv darauf reagiert. Bestrafungen, Ermahnungen
und fruchtlose Appelle sind keine geeigneten Mittel – sie verfestigen und verstärken den
negativen Lerndialog und machen Selbstwirksamkeitserfahrungen unmöglich.
Zuschreibungen
Das soziale Verhalten des Schülers im Beziehungsdialog, sein Lernverhalten und die Lernentwicklung im Lerndialog werden von der Lerntherapeutin wahrgenommen und bewertet.
Bei mangelndem professionellem Wissen münden solche Auffälligkeiten in vorschnellen,
naiven Diagnosen: Es entstehen Zuschreibungen wie „Der ist aber aufgeweckt“ oder „Die
ist in ihrer Entwicklung stark verzögert“ oder „Bei dem Elternhaus kann man nicht mehr erwarten“. Solche Zuschreibungen verfestigen die Kreislaufprozesse im Wirkungsgefüge – im
positiven wie im negativen Fall. Auch die Schüler selbst erklären sich ihre negativen Lernergebnisse häufig auf diese Weise: „Mathe interessiert mich nicht“ oder „Für Englisch bin ich
eben nicht begabt“. Solche und ähnliche Zuschreibungen zementieren sich als Glaubenssätze, die lernhemmend wirken. Die Lerntherapie arbeitet demgegenüber mit positiven,
ermutigenden Zuschreibungen. Erfolgreiche Lerntherapeutinnen unterstellen ihren Schülern
gute Absichten, Lernpotenzial, Kooperationswillen und Leistungsbereitschaft.
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
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Die Lernstruktur
Positive Lernstruktur beruht auf Selbstwirksamkeit
Der positive Fall eines Wirkungsgefüges ist die positive Lernstruktur (vgl. Abb. 1) mit sich
gegenseitig, stützenden, positiven Kreisläufen im Beziehungsdialog, im Lerndialog und im
inneren Dialog. Dieses System ist stabil und erzeugt eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung,
der auch Rückschläge so schnell nichts anhaben können. Eine positive Lernstruktur ist gleichermaßen das Ziel von integrativer Lerntherapie wie von guter Pädagogik.
Teufelskreis der negativen Lernstruktur
Der negative Fall eines Wirkungsgefüges (vgl. Abb. 2, S. 14) ist die negative Lernstruktur mit
sich aufschaukelnden, negativen Kreisläufen. Nach außen fallen hauptsächlich die Lernlücken
und Verhaltensprobleme auf, ausgelöst durch die negativen Kreislaufprozesse im Beziehungsdialog, im Lerndialog und im inneren Dialog. Eine negative Lernstruktur kann mit lerntherapeutischer Haltung, lerntherapeutischen Interventionen, methodischem und fachdidaktischem Können überwunden werden. Die Lerntherapie erfordert jedoch viel Zeit und Geduld,
auch Rückschläge müssen einkalkuliert werden. Manchmal kann es bis zu zwei Jahre dauern, bis
sich eine negative Lernstruktur in eine positive verwandelt hat.
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
Wertschätzung
Beziehungsangebote
Empathie
Zutrauen
Akzeptanz
Ermutigung
Entlastung
Positive Zuschreibungen
Spiegeln
L e r n t h e r a p e u t i s c h e H a lt u n g u n d I n t e r v e n t i o n e n
Beziehungsdialog
Theoriewissen
Haltung
Lerntherapeutische
Kompetenz
Lerntherapeut
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Misstrauen
Abwehr
Provokationen
Misserfolgserwartung, hemmende
Glaubenssätze, geringe
Selbstwirksamkeitserwartung
Schüler
neg. Selbstkonzept
Im Beziehungsdialog mit Lernenden
Die lerntherapeutische Haltung ist gekennzeichnet durch empathische Zuwendung, Akzeptanz, Wertschätzung und Ressourcenorientierung. Darüber entsteht ein Vertrauen in die
Lern- und Leistungsfähigkeit der Lernenden. Der Lerntherapeut bewertet das Verhalten der
jungen Menschen nicht, sondern fühlt sich in sie ein und erkennt ihre Bedürfnisse.
Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog stärken die Beziehung, das Selbstwertgefühl und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Der innere Dialog wird nicht länger
mit Kränkungen und Entmutigung belastet. Die lernhemmende Wirkung von Angst, Stress,
Blockaden und Zuschreibungen wird aufgelöst, das Selbstvertrauen gestärkt.
Beschämung
Motivierende,
passgenaue Aufgaben
Stress
Unterstützungsbedarf erkennen
Lerndialog
Diagnostik
Lernstand
Lernstrategie
Innerer Dialog
Lerninhalt,
Lernleistung
Fehlertoleranz
Verunsicherung
Desinteresse
Angst
Wut
Verweigerung
Vermeidung
Blockierung
Defizite
Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog mit Lernenden
Wertschätzung
Wertschätzende Kommentare geben; Anerkennung ausdrücken
Ermutigen
Vertrauen und Zuversicht vermitteln; positive Atmosphäre schaffen
Entlasten
Verantwortung für Misserfolge übernehmen; für eine unpassende Aufgabenstellung um Entschuldigung bitten
Spiegeln
Gefühle wahrnehmen und wertschätzend verbalisieren
Positive Zuschreibung
Der Schülerin positive Eigenschaften unterstellen; ermutigende Kommentare
geben, „Reframen“ und Perspektive wechseln
Abb. 2: Die Herausforderung der Lerntherapie: Überwindung der negativen Lernstruktur
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
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Im Beziehungsdialog mit Eltern und Lehrkräften
Die Lerntherapeutin gewinnt Eltern und Lehrkräfte als Verbündete, wenn es ihr gelingt, eine
vertrauensvolle Beziehung zu ihnen aufzubauen. Dafür muss sie sich von der Vorstellung
lösen, als „Anwalt“ für das Kind zu sprechen und mit fachlichen Argumenten überzeugen zu
wollen.
Auch aufgebrachte, verunsicherte Eltern und abwehrende, überforderte Lehrkräfte brauchen
Wertschätzung und verdienen Respekt und Akzeptanz! Die Kunst liegt darin, selbst schwer
anzunehmende Beziehungsangebote aufzugreifen, sich nicht provozieren zu lassen und in
jeder Situation im wertschätzenden Kontakt zu bleiben.
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Die vier Breuninger-Brücken des Lernens
Im inneren Dialog entscheidet sich, ob Lernprozesse gelingen, ob sich Schüler Leistungen zutrauen, die Initiative ergreifen wollen und dabei lerntherapeutische Unterstützung
annehmen oder ablehnen. Der innere Dialog lässt sich nun aber nicht einfach von außen
neu programmieren – Außenstehende und damit auch Lerntherapeuten bleibt der direkte
Zugang verwehrt. Viele Lerntherapeuten und Pädagoginnen fragen sich, wie sie den inneren Dialog ihrer Schüler dennoch wirkungsvoll beeinflussen können. Als Antwort auf diese
Fragen entstanden die Breuninger-Brücken des Lernens (vgl. Abb. 3, S. 18). Sie fungieren
gewissermaßen als Kommunikationsbrücken im Wirkungsgefüge des Lernens und zeigen
Möglichkeiten für lerntherapeutische Interventionen auf.
Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog mit Eltern und Lehrkräften
Wertschätzung
Anerkennen, was ist; positives Gesprächsklima schaffen; Engagement,
Fürsorge und geleistete Unterstützung würdigen
Zuversicht stärken
Erfolgsversprechen geben („Ich glaube an das Kind“; „Fortschritte werden
sich einstellen“); Misserfolge entdramatisieren
Spiegeln
Wahrgenommene (negative) Gefühle und Bedürfnisse akzeptieren und
wertschätzend verbalisieren
Positive Zuschreibung
Einen positiven Bezug herstellen („Reframen“); die Perspektive wechseln,
das Potenzial betonen
Gleiches betonen
Gemeinsamkeiten herausstellen, statt Gegensätze hervorzuheben
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
Körpergrenze
Positive Zuschreibung
Spiegeln
Entlasten
Ermutigen
Wertschätzung
Beziehungen gestalten
und intervenieren
1
Beziehungsdialog
Lerntherapeutische
Haltung und
Kompetenzen
Einfühlung,
Verhalten deuten
Lerntherapeutin
2
Selbstwirksamkeitserwartung
Ziel:
Selbstwirksamkeitserfahrung
Schülerin
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Die Körpergrenze der Schülerin wird durch eine durchgezogene Linie repräsentiert, die zwei
Schnittstellen mit dem Beziehungsdialog und zwei mit dem Lerndialog erzeugt: die BreuningerBrücken. Der innere Dialog der Schülerin bleibt davon unberührt, denn er ist von außen
nicht zugänglich. Die Schnittstellen kann man als Kommunikations- und Interpretationspunkte verstehen, das heißt es kommt auf die Interpretation der Schülerin und der Lerntherapeutin an, was konkrete Verhaltensweisen oder Aufgabenstellungen auslösen und im
inneren Dialog bewirken. An diesen Schnittstellen entscheidet sich, ob eine Äußerung oder
Handlung als ermutigend erlebt wird, ob etwas verstanden und richtig gedeutet wird, ob
die Lernaufgabe als inspirierend und respektvoll empfunden wird und ob der Lernprozess
richtig beobachtet und gedeutet wird.
Fehlertoleranz
3
Lerndialog
Störungen
wahrnehmen
und auf der
Beziehungsebene
intervenieren
Lernprozesse gestalten
Stolz
Lerninhalt
4
Lernprozesse deuten und
Lernstand diagnostizieren
Leistungsentwicklung
Abb. 3: Die vier Breuninger-Brücken der integrativen Lerntherapie
Innerer Dialog
Ziele:
Aktivierung
Verantwortung
Interesse
Eigeninitiative
Nur über diese vier Breuninger-Brücken des Lernens haben Lerntherapeuten direkten Zugang zu ihren Schülern und deren Bezugspersonen. Wer diese Brücken kennt und sie
geschickt zu nutzen versteht, kann Schüler aktivieren und motivieren, Eltern und Lehrkräfte
einbinden, die Lernprozesse gestalten und dauerhaft positive Lernstrukturen etablieren.
Kurz: Mit den Breuninger-Brücken des Lernens werden lerntherapeutische Ziele und Interventionen konkret.
Die erste Breuninger-Brücke: Beziehung gestalten und lerntherapeutisch intervenieren
Eine Möglichkeit, die Beziehung zur Schülerin zu gestalten, sind Spiele. So sieht die Lerntherapeutin, wie die Schülerin im Spiel reagiert, und kann Emotionen wie Enttäuschung,
Ablehnung, Ärger, Wut oder Langeweile leichter ansprechen als im kritischen Bezug zu Lerninhalten. Sie gibt Befindlichkeiten und Bedürfnissen den ihnen gebührenden Raum, hält
ermutigenden Blickkontakt und äußert positive Zuschreibungen.
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
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Fühlen sich Kinder und Jugendliche in der Lerntherapie angenommen und wertgeschätzt,
können sie sich leichter auf neue, positive Erfahrungen einlassen. Wenn ihnen der Lerntherapeut Leistung zutraut, strengen sie sich beim Lernen an und überwinden sogar lernhemmende Ängste. So entwickelt sich langsam ein Vertrauen, das beziehungsfördernd wirkt und
das Selbstwertgefühl stärkt.
Die zweite Breuninger-Brücke: Sich einfühlen und Verhalten deuten
Vor allem wenn Wut, Angst, Scham und Kränkung im Spiel sind, ist es wichtig, den Schüler
mit seinen negativen Gefühlen nicht alleine zu lassen. Die Lerntherapeutin fühlt sich in den
Schüler ein und versucht, sein Verhalten nachzuempfinden.
Ablehnendes, provozierendes oder schwer einzuschätzendes Verhalten von Schülerinnen
nimmt der Lerntherapeut nicht persönlich oder bewertet es als fragwürdig, sondern er deutet
es lediglich als Ausdruck des negativen inneren Dialogs. So gibt es für den Lerntherapeuten
keinen Grund, sich provozieren zu lassen oder normativ zu reagieren. Er interveniert dialogisch, das heißt er spiegelt seine Eindrücke wertschätzend und fragt wohlwollend nach,
ob er mit seiner Annahme richtig liegt. Lehnt eine Schülerin eine Spiegelung ab, akzeptiert
der Lerntherapeut die Ablehnung und kann die Schülerin ermutigen, selbst auszudrücken,
wie es ihr geht und was sie fühlt. Solche Dialoge über emotionale Befindlichkeiten stärken
die Beziehung, wenn sie zugewandt, ermutigend, altersgerecht und verständnisvoll geführt
werden.
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
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Die dritte Breuninger-Brücke: Den Lernprozess gestalten
Auf der dritten Breuninger-Brücke stellt die Lerntherapeutin ihrem Schüler respektvolle,
angemessene Aufgaben, um seine Eigeninitiative zu mobilisieren. Die Beteiligungsangebote
müssen dem Lernstand, den Interessen und der Belastbarkeit des Schülers entsprechen, andernfalls über- oder unterfordern sie ihn. Gemeinsam mit dem Schüler werden die Aufgaben vereinbart; stößt eine Aufgabe auf Ablehnung, akzeptiert die Lerntherapeutin dies und
diskutiert es nicht weiter.
Damit der Lernprozess auf der dritten Breuninger-Brücke zu Selbstwirksamkeitserfahrungen
führt, sind diagnostische Erfahrung, Methodenkompetenz, fachdidaktische Strategien und
attraktives Material erforderlich – und natürlich wieder eine gute, respektvolle Beziehung.
Gelingt es dem Lerntherapeuten nicht, die Schülerin für die Mitarbeit an einer Aufgabe zu
gewinnen, regt er zu einer anderen Aufgabe im Lerndialog an. Genauso gut könnte er auf
der ersten Breuninger-Brücke im Beziehungsdialog eine spielerische Aktivität einflechten.
Der „Umweg“ über den Beziehungsdialog lohnt sich in der Lerntherapie immer!
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
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Die vierte Breuninger-Brücke: Den Lernprozess deuten und den Lernstand diagnostizieren
Auf der vierten Breuninger-Brücke beobachtet die Lerntherapeutin die Lernprozesse und
die fehlerhaften Lernergebnisse. Sie nutzt sie als wichtige Informationen zur Diagnostik des
Lernstandes und zur Gestaltung respektvoller Lernangebote.
Zweite Breuninger-Brücke
• Habe ich das Verhalten verstanden und richtig gedeutet?
• Habe ich die dahinterstehenden Bedürfnisse erkannt, statt das Verhalten zu bewerten?
• Konnte ich schwieriges Verhalten souverän akzeptieren, statt mich provozieren zu lassen?
Der Lerntherapeut erkennt eventuelle Unter- und Überforderungssignale, fehlende Frus­
trationstoleranz, Vermeidungsstrategien, lernhemmende Erwartungen und negative Emotionen. Hier gilt es, den gestörten Lernprozess mit seiner Dynamik im inneren Dialog zu verstehen und lerntherapeutisch auf der ersten Breuninger-Brücke zu intervenieren. Bewährt
hat sich das Spiegeln als lerntherapeutische Intervention oder auch das Entlasten durch
die Übernahme der Verantwortung für Fehler, etwa mit den Worten „Bitte entschuldige, ich
habe dir eine falsche Aufgabe gestellt“.
Dritte Breuninger-Brücke
• Konnte ich mit adäquaten, respektvollen Aufgaben und attraktivem Material einen Lernprozess initiieren, eine Bereitschaft und Öffnung erreichen und eine hilfreiche Anregung
geben?
• Bin ich bei Schwierigkeiten im Kontakt geblieben?
Lerntherapeutische Checkliste zu den vier Breuninger-Brücken
Erste Breuninger-Brücke
• War ich im Kontakt, in Resonanz mit der Schülerin, den Eltern, den Lehrkräften?
• Konnte ich die Beziehung gestalten und die Beteiligten emotional erreichen?
• Habe ich Störungen im Lerndialog wertschätzend angesprochen?
• Bin ich auf das Erleben im inneren Dialog eingegangen, statt allein auf der Sachebene zu
argumentieren?
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
Vierte Breuninger-Brücke
• Habe ich die Signale der Über- oder Unterforderung erkannt und die Auswirkungen auf
den inneren Dialog gespürt?
• Habe ich die Verantwortung für Misserfolge übernommen und den Schüler mit einer Entschuldigung entlastet?
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
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25
f i l m s z e n e n : „Pauline“
Vertrauensvoll sitzt Pauline der Lerntherapeutin Gina gegenüber
Lerntherapeutin Gina sitzt Pauline gegenüber und beginnt gleich mit dem Diktat. Sie möchte
an den Erfolgen vom letzten Mal anknüpfen und ist auf den Lerndialog fokussiert. Pauline ist kooperativ, traut sich das Diktat zu. Dann wird ein Fehler sichtbar. Pauline geht aus
dem Kontakt und schämt sich. Ihre Fehlertoleranz ist noch nicht gefestigt. Gina nimmt das
nicht als wichtiges Signal wahr, auf der Beziehungsebene zu intervenieren, und bleibt
im Lerndialog. Sie bietet Pauline als Hilfe an, den Fehler selbst zu finden. Pauline gibt ihrer
Wut über die fehlende Selbstwirksamkeitserfahrung Ausdruck und wischt das Blatt ärgerlich
vom Tisch. Gina reagiert normativ und wechselt von der Therapeuten- in die Erzieherrolle.
Lerntherapeutin Beatrice stärkt die Beziehung mit einem gemeinsamen Spiel. Danach
beteiligt sie Pauline an der Entscheidung, ein Diktat zu schreiben. Sie möchte an den Erfolg der letzten Stunde anknüpfen und Pauline eine weitere Selbstwirksamkeitserfahrung
vermitteln. Pauline traut sich das Diktat zu. Beide sitzen nebeneinander, das gibt Pauline
Sicherheit. Sie wird initiativ. Als sie einen Fehler realisiert, schämt sie sich und geht aus dem
Kontakt. Beatrice entlastet Pauline, indem sie Verantwortung für den Fehler übernimmt. Sie
bittet um Entschuldigung für das Diktat, weil der ei-Laut noch nicht gefestigt sei.
26
Wirkungsgefüge Pauline mit Lerntherapeutin Gina
vertraut dem gemeinsamen Lernen; Fehler
verhindert Selbstwirksamkeitserfahrung
auf den Lerndialog konzentriert
1
Wirkungsgefüge Pauline mit Lerntherapeutin Beatrice
vertraut dem gemeinsamen Lernen; Fehler
verhindert Selbstwirksamkeitserfahrung
beteiligt an der Entscheidung, nimmt
Überforderung wahr und entlastet
spielen
Erziehung statt
Beziehung
Lerntherapeutin
Gina
Pauline
2
27
wertschätzen
ermutigen
Lerntherapeutin
Beatrice
1
Entlastung durch
Entschuldigung
Pauline
tröstet Beatrice
Rückzug, Wut
2
geht bei Fehler aus
dem Kontakt
wütend wegen fehlender
Selbstwirksamkeitserfahrung
Diktat
traut sich Diktat zu
wird initiativ
3
Fehlerkontrolle
3
entlastet
Diktat
traut sich Diktat zu
wird initiativ
schämt sich
4
ei-Laut nicht gefestigt
schämt sich
4
Festigung
ei-Laut
ein Fehler wird
im Diktat sichtbar
ei-Laut nicht gefestigt
Festigung
ei-Laut
ein Fehler wird
im Diktat sichtbar
28
29
f i l m s z e n e n : „Karl“
Hoffnungsvoll blickt Lerntherapeutin Gina zum Lehrer auf
Lerntherapeutin Gina tritt als Expertin auf und bemüht sich um die Kooperationsbereitschaft
des Lehrers. Dieser wirft ihr vor, dass Karl sich nicht anstrenge, die Eltern sich nicht um ihn
kümmerten und er jetzt auch noch mit einer Lerntherapie belohnt werde. Gina fühlt sich
kleingemacht und als Fachfrau nicht gewürdigt. Sie versteht sich als „Anwältin“ von Karl und
will ihn vor Überforderung schützen. Dabei bleibt sie auf der argumentativen Ebene. Es gelingt ihr nicht, den Lehrer auf der Beziehungsebene zu erreichen, und sie wird abgewimmelt.
Lerntherapeutin Beatrice lobt das Engagement das Lehrers und spiegelt seine Enttäuschung. Er hält die schulische Förderung für ausreichend, wenn Karl nur seine Hausaufgaben
machen und üben würde. Beatrice verzichtet darauf, ihn zu belehren und auf der Sachebene
gegenzuargumentieren. Sie betont das Verbindende – beide engagieren sich für Karl. Seinem Einwand, er habe 29 Schüler und könne nicht für jeden so viel Zeit einbringen, begegnet sie geschickt mit dem Argument „aber nur einen Karl“. So gelingt es ihr, den Lehrer als
Verbündeten zu gewinnen.
30
Wirkungsgefüge Karl mit Lerntherapeutin Gina
„Schulförderung ausreichend, Karl
müsste sich mehr anstrengen“
tritt auf als Expertin und
als Karls „Anwältin“
Wirkungsgefüge Karl mit Lerntherapeutin Beatrice
braucht die Kooperation
mit dem Lehrer
„Schulförderung ausreichend, Karl
müsste sich mehr anstrengen“
spiegelt Enttäuschung
Forderungen
1
Argumente
keine Beziehung
Lerntherapeutin
Gina
wimmelt ab
betont das Trennende
2
Lehrer
wimmelt erst ab,
lässt sich dann ein
betont das Verbindende
fokussiert auf
lerntherapeutische
Beziehung
Karl
schützt Karl
Beziehung über
Interventionen
Lerntherapeutin bittet um Einzelgespräch
Beatrice
„Karl müsste
mehr üben“
entzieht sich
Kooperation kommt
nicht zustande
1
lobt Engagement
Lehrer
2
3
31
„es gibt nur
einen Karl“
3
Kooperation
entwickelt sich
überfordert
mit schulischen
Erwartungen
Kooperation
Karl
schützt Karl
überfordert
mit schulischen
Erwartungen
Kooperation
große Lernrückstände im
Schriftspracherwerb
große Lernrückstände im
Schriftspracherwerb
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33
f i l m s z e n e n : „Susi“
Lerntherapeutin Beatrice nimmt die Enttäuschung des Vaters an
Der Vater fordert die Lerntherapeutin Gina auf, Susi auf die bevorstehende Klassenarbeit vorzubereiten. Auch er leidet unter den schlechten Noten seiner Tochter. Die Bedeutung von
Beziehungsaufbau und Selbstwirksamkeitserfahrungen in der Lerntherapie kann er nicht erkennen. Gina will Susi vor Überforderung schützen, begründet ihre Ablehnung fachlich und
rechtfertigt sich. Damit kann sie den Vater aber nicht als Verbündeten gewinnen.
Lerntherapeutin Beatrice spiegelt den Vater in seiner Enttäuschung und Unzufriedenheit. Sie
versteht seine Sorge. Dieser fühlt sich gesehen und angenommen. Die Therapeutin stärkt
über Erfolgsversprechen seine Zuversicht in die Lernfortschritte seiner Tochter. Dass der Vater
Susi tröstet, wenn sie wieder eine Sechs schreibt, lobt Beatrice als wichtige Unterstützung.
So gewinnt sie ihn als Verbündeten. Obwohl sie vermeiden will, dass Susi durch die schulischen Inhalte überfordert wird, geht sie auf das Anliegen des Vater ein und verspricht, sich
mit den Inhalten der Klassenarbeit auseinanderzusetzen.
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Wirkungsgefüge Susi mit Lerntherapeutin Gina
will, dass Susi bessere Noten
in der Schule schreibt
tritt auf als Expertin und
als Susis „Anwältin“
Lerntherapeutin
Gina
1
argumentiert zum
Lernstand
2
„Lerntherapie ist
keine Nachhilfe“
3
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Wirkungsgefüge Susi mit Lerntherapeutin Beatrice
möchte Vater als
Verbündeten gewinnen
stärkt Zuversicht
kein Beziehungsangebot
Lerntherapeutin
Beatrice
Vater
Vorwürfe
geht gerne in
die Lerntherapie
fokussiert auf
lerntherapeutische
Beziehung
verweigert das Üben
für die Klassenarbeit
Susi
will Susi vor
Misserfolgen
schützen
will, dass Susi bessere
Noten in der Schule schreibt
spiegelt
lobt Vater
fürs Trösten
kommt in Beziehung
Vater
beschwert sich
2
versteht Sorge
geht gerne in
die Lerntherapie
fachliche Argumente
3
greift Anliegen des
Vaters auf
Susi
will Susi vor
Misserfolgen
schützen
macht Selbstwirksamkeitserfahrungen
Mathe
1
macht Selbstwirksamkeitserfahrungen
Mathearbeit
große Lernrückstände in Mathe
große Lernrückstände in Mathe
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Fortbildungen an der Paretz Akademie
Das Modul „Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog“ wird von Beatrice
Trüeb in Zusammenarbeit mit dem Fachverband für integrative Lerntherapie FiL an der Paretz
Akademie für Lerntherapeutinnen und -therapeuten sowie Ausbilderinnen und Ausbilder
angeboten. Anhand der Filme werden konkrete Interventionen sichtbar und im Wirkungsgefüge begründet. Zu Terminen und Konditionen informiert die Geschäftsstelle des FiL
(siehe Rückseite des Booklets).
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
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„Tschüs“
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
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Filmszene Elektra
Elektra kommt wütend in die Lerntherapie. Sie begrüßt die Therapeutin nicht und wirft
ihre Tasche auf den Boden. „Scheiß Mathe!“, beschwert sie sich. Draußen ist schönes Wetter
und Elektra möchte lieber mit ihren Freundinnen spielen.
Filmszene Ben
Ben kommt in die erste Stunde. Zögernd betritt er den Raum. Die Lerntherapeutin möchte
ihm die Jacke mit der großen Kapuze und die dicken Handschuhe abnehmen. Ben lehnt ab:
„Mir ist kalt.“
Wie kann mit lerntherapeutischen Interventionen die negativ aufgeladene Atmosphäre
verändert und eine Bereitschaft für das gemeinsame Lernen erreicht werden?
Wie kann mit lerntherapeutischen Interventionen Sicherheit vermittelt und ein Beziehungsangebot gestaltet werden, das Ben annehmen will und kann.
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
Begleitmaterial: Lerntherapeutische Interventionen im Beziehungsdialog
Fachverband für
integrative Lerntherapie e.V.
ko n t a k t
Fachverband für integrative Lerntherapie e.V. (FiL)
Marlies Lipka, Geschäftsführerin
[email protected]
0151·15 353 233
www.lerntherapie-fil.de