Einsichten Werkstoffe - Magazin Z

DIE SUBSTANZ DES STILS
Uhren/Schmuck 2016
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ZU TISCH F RIDA K A HLO
IM GESPRÄCH CA ROLINE SCHEUF ELE
STADT-DESTILLAT F R A NK F UR T
ROUND TABLE MULT I TASK ING
PRODUKTE SONNENBRIL LEN
SCHÖNHEIT ENERGIE ZUM AUF T R AGEN
IM BILDE UHREN UND SCHMUCK
ZÄSUR MEINUNGEN UND BEOBACH T UNGEN
Einsichten
S T EINE IM DSCHUNGE L UND DSCHUNGE L IM S T EIN:
EIN BE SUCH IN KOL UMBIE NS SM A R AGDMINE N
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Werkstoffe
DIE UHR E NBR A NC HE SETZT AUF NE UE M AT ERI A L IEN
W IE M AGNESIUM UND F L ACHS
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APRIL 2016
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11
ZEUG
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MEHR
MIX
Hamilton Beach: Modell
HBH 450 bringt nichts
aus dem Gleichgewicht.
Rotor: Profis schätzen
seine Qualität, Ästheten
das tolle Industriedesign.
Frxsh: Das elegante und
robuste Gerät wird in der
Schweiz hergestellt.
Kauen war gestern. Heute wird geschlürft. Die
Kühlregale in Supermärkten und Take-Aways sind
voll mit «Smoothies», Frucht- und Gemüsepürees,
welche als ultimative Gesundmacher gelten. Dabei
gilt: je frischer, desto besser; wem sein Wohlergehen am Herzen liegt, der mixt selbst.
Es wird also klar, warum in den letzten Jahren
die Auswahl an Standmixer-Modellen konstant
wuchs und zunehmend auch Hingucker für die
Showküche hinzukamen – zum Beispiel dieser
«Profiblender» des US-Herstellers Waring. Doch
Waring
wenn der Trend zur flüssigen Ernährung in zwei
Jahren vergessen ist – Ernährungswissenschafter
warnen bereits vor dem hohen Kaloriengehalt der
Wundergetränke – dominiert der Blender weiter
die Küchenkombination. Und sollte gefallen. Das
Modell von Waring ist im deutschen Sinn kein
Blender. Trotz klassischer Eleganz beherrscht er
sein Metier, und er macht neben Smoothies auch
Suppen und Saucen.
Waring «Profiblender» (548 Fr.), bei Manufactum
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Die Uhr
UHREN / SCHMUCK
Z
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INHALT
4 2 — Z E NI T
Moderne Alchemie
Die Uhrenindustrie experimentiert mit Flachs,
Magnesium und farbiger Keramik
4 6 — IM GE SP R ÄCH
Caroline Scheufele
ZEITGEIST
Die künstlerische Direktorin und Co-Präsidentin
von Chopard über modernen Schmuck,
wahren Luxus und den Wert eines Lächelns
14 — NEUE S AUS DER SCH W EIZ
17— NEUE S AUS DER W ELT
18 — PRODUK T E
2 0 — SCHÖNHEI T
Seite 26, Im Bilde: Mit Uhren
und Schmuck leben (Informationen zum
Bild auf Seite 36).
2 6 — IM BIL DE
Zeitlos
Die schönsten Uhren- und SchmuckNeuheiten dieser Saison begleiten ein junges
Paar durch seinen Alltag
ZUGABE
4 9 — S TA DT-DE S T IL L AT
5 2 — IMPRE SSUM / BE ZUGSQ UEL L EN
5 3 — ROUND TA BL E
5 4 — Z I TAT
Seite 18, Produkte: Sonnenbrillen
mit transparentem Rahmen.
2 2 — HIN T E R GRUND
Grüner Mythos
FOTO COVER: MUZO; FOTOS INHALT: MARCEL KOCH, DOUGLAS MANDRY, ANOUSH ABRAR, HEIKO PRIGGE, MUZO
Schon seit Menschengedenken werden in
Kolumbien Smaragde abgebaut. Zu Besuch in
einer der ältesten Minen der Welt
ZÄSUR
2 7— R A PH A EL GÜL L ER / BA RBA R A V INK EN
2 8 — DA NIEL HUG / BICE CURIGER
2 9 — RICH A RD K ÄGI / M A L EN A RUDER
3 0 — SA R A H IL L ENBERGER
3 8 — Z U TAT
Spinat
Seite 46, Im Gespräch:
Caroline Scheufele.
Das bittere Gemüse schmeckt nicht
nur als Beilage, sondern übezeugt auch als
Gnocchi und im Smoothie
4 0 — Z U T ISCH
Frida Kahlo
Seite 22, Hintergrund: In Muzo,
Kolumbien, werden Smaragde gefördert
und weiterverarbeitet.
Die mexikanische Künstlerin ist bis heute
eine Inspiration für Fashion-Victims, Rebellen,
Feministinnen und Kunstschaffende
Seite 49, Stadt-Destillat: Das Frankfurter
Bahnhofsviertel galt lange als herbe
Mischung. Jetzt haben sich Szenekneipen
und Künstlerateliers etabliert.
April 2016
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ZEITGEIST
Z
NEUES AUS DER SCH W EIZ
DESIGN
AUSSTELLUNG
Agile 80-Jährige
François Berthoud – Opéra
Museum für Gestaltung, bis 29. Mai
Die Sicht auf den Langensee erhält
man mit dem Erwerb der «Lido»-Liege genauso wenig wie das Lebensgefühl der dreissiger Jahre. Dafür jedoch Schweizer Designgeschichte in
Form eines bequemen, flexiblen und
schönen Gartenmöbels. Dieses wirkt
nicht minder aktuell als vor 80 Jahren. Damals entwarfen die Gebrüder
Giudici einen Freischwinger für den
Lido von Locarno – aus einem Stahlrohrgestell und einer Stoffbahn zum
Einhaken, die je nach Position mehr
oder weniger gespannt wird. Die Firma Wb Form hat der Liege zum Geburtstag ein Kleid verpasst, das jenem
von 1936 sehr nahe kommt. (das.)
Schlicht, prägnant und von hoher formaler Qualität zeigt sich das Zürcher
Opernhaus gegen aussen. Verantwortlich für seine Plakate ist seit vier
Jahren der Illustrator François Berthoud, dessen bisher entstandene
Werke im Museum für Gestaltung in
Zürich ausgestellt werden. (das.)
Kleid «Nicky_B» (459 Fr.)
und Tasche «Somma» (659 Fr.),
beides von Kleinbasel.
museum-gestaltung.ch
SHOP
Tserkov-Concept-Store
Storchengasse 21, Zürich
MODE
wbform.com
Vielseitig investieren
Liege «Lido» (956 Fr.), von den
Gebrüdern Giudici für Wb Form.
Bei Tserkov gibt es Damenmode,
Accessoires und Schmuck.
«Himmel und Erde» heisst die Frühlings- und Sommerkollektion, welche
die Schweizer Designerin Tanja Klein
für ihr Label Kleinbasel kreiert hat.
Die Schnitte der Kleider, Jacken, Tops
und Taschen bewegen sich zwischen
elegant und unaufgeregt, die Stoffe
sind schlicht unifarben oder wild gemustert. Alle Teile werden unter fairen
Bedingungen in der Schweiz, in Italien oder Deutschland hergestellt und
erfreuen das Auge sicher länger als
nur eine Saison. (rud.)
Eine Rasierklinge symbolisiert ein
ganzes Stück: Plakat für «Woyzeck».
RESTAURANT
Bei diesem Namen mag man zuerst
an eine neue Wodka-Marke denken,
doch bei Tserkov handelt es sich um
ein frisch eröffnetes Mode-Juwel an
Zürichs Storchengasse. Unterstützt
von einer griechischen InvestmentFirma, füllt Andreas Menelaou (der
zuletzt als Sales- und Commercial
Director die Lifest yle-Plat tform
Hypebeast betreute) bisherige Lücken
in Zürichs Angebot an internationalen Modelabels: Alexander Wang, Elie
Saab und Vivienne Westwood sind
die bekanntesten Marken in seinem
Sortiment, aber auch eine spannende
Auswahl an Nachwuchsdesignern sowie interessante Schmuckkreationen
lassen sich hier entdecken. (kid.)
tserkovstores.com
Selbst Produkten, die seit Jahrzehnten
mit guter Form und tadellosem Charakter überzeugen, darf man hin und
wieder einen neuen Look verpassen –
und sei es nur im Rahmen einer limitierten Edition. Schliesslich ändern
sich im Lauf der Zeit auch Perspektiven und Bedürfnisse. So sind einzelne Vasen von Linck Keramik, die
seit mehr als siebzig Jahren in traditioneller Handarbeit gefertigt werden
und fast ebenso lang in Weiss oder
Schwarz gehalten wurden, exklusiv
für «Wallpaper» nun auch in leichten,
feinen Farbtönen erhältlich. (das.)
store.wallpaper.com
In Farbe: Limitierte Edition von
Linck Keramik (ab 560 Euro).
kleinbasel.net
Saltz
Dolder Grand, Kurhausstrasse 65,
Zürich
Farbtupfer
Die Silhouette der Alpen an der Wand
kommt nicht minder prominent zur
Geltung als die Kletterseile, die sich
als Netz über die Decke ausbreiten
und von einem Felsbrocken in Spannung gehalten werden. Trotz allem ist
man im neuen Restaurant des DolderGrand-Hotels weit entfernt von nostalgischer Verklärung und abgedroschenem alpine chic. Das «Saltz»
überzeugt durch einen frischen Look,
der urbanen Träumen nicht weniger
Raum lässt als der Bergluft. (das.)
Umhängetasche «Maggia» (469 Fr.),
von Maison Mollerus.
Das strahlende Gelb der Osterglocken
gehört zu den ersten Farben, welche
uns der Frühling präsentiert. Länger
haltbar als die fragilen Blüten, aber
genauso erfrischend ist die neu ins
Sor timent aufgenommene Farbe
Lemon des Schweizer Taschen-Labels
Maison Mollerus. Erhältlich sind elf
verschiedene Modelle, von der kleinen Umhängetasche übers Portemonnaie bis zum Shopper. (rud.)
mollerus.com
BEAUTY
Naturseife von Soeder
Biologische Flüssigseife, 450 ml
(35 Fr.), von Soeder.
thedoldergrand.com
Bei Soeder findet man schöne Alltagsdinge aus europäischen Manufakturen, ein beachtlicher Anteil davon
wird in der Schweiz hergestellt. So
auch die milde Pflegeseife aus rein
pflanzlichen Stoffen (nachhaltiges
Palmöl, Honig aus dem Zürcher Oberland, Bio-Weizen), für deren Produktion eigens eine kleine Seifenfabrik in
Zürich eingerichtet wurde. (kid.)
Felsbrocken im Restaurant Saltz.
soeder.ch
April 2016
FOTOS: PD
Alte Form, neuer Anstrich
IWC PILOT.
#B _ORIGINAL
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#B_Original.
Big Pilot’s Watch. Ref. 5009:
Angelehnt an die ersten Fliegeruhren und
gleichzeitig originär – wie ihre berühmten Vorgänger überzeugt auch die neuste Big Pilot’s
Watch mit präziser Technik und funktionalem
Design. So baut das grösste von IWC gebaute
Manufakturkaliber in kürzester Zeit eine Gangdauer von sieben Tagen auf. Das unterhalb der
Minuterie platzierte Markierungsdreieck sowie
die schlanken 5-Minuten-Striche rücken das Zif-
ferblatt optisch noch näher an das Original von
1940. Kein Wunder, dass sowohl für diese Uhr
als auch für ihre Träger gilt: Der Habitus macht
das Original.
IWC . ENGINEERED FOR MEN.
Mechanisches Uhrwerk, Automatischer Pellaton-Aufzug,
Manufakturkaliber 51111, 7-Tage-Gangreserve mit Anzeige,
Datumsanzeige, Zentrumsekunde mit Stoppvorrichtung,
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Z
ZEITGEIST
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NEUES AUS DER W ELT
Neu bei Kenzo: Mogli, Baghira und
Co. tummeln sich auf Kleidern.
MODE
DESIGN
SCHMUCK
Grenzüberschreitung
Kunst am Hals
In Bezug auf die Materialisierung
und den medialen Hype, den sie erzeugen, liegen Geschirr und Mode
ungefähr so weit auseinander wie
Finnland und Japan. Der japanische
Couturier Issey Miyake und die Gestalter des finnischen Interior-Labels
Iittala zeigen nun, dass es auch Verbindendes gibt: Sie haben zusammen
die «Iittala X Issey Miyake Collection» mit Keramik- und Glasobjekten
sowie Heimtextilien entworfen, welche diese gemeinsame Arbeitsweise
schön zum Ausdruck bringen. (das.)
Wenn Kunst und Design miteinander
herummachen, dann kann sehr Überzeugendes entstehen, das beweist
die Schmuckkollektion «Gems and
Ladders»: Entworfen von lebenden
Künstlern wie Thomas Hirschhorn
und Tobias Madison oder inspiriert
von den Kunstwerken verstorbener
Kreateure wie Jean Dubuffet und
Meret Oppenheim, ist eine Auswahl
spezieller, aber dennoch tragbarer
Broschen, Ketten, Ohrringe und Ringe entstanden. (rud.)
RESTAURANT
Jidori
89 Kingsland High Street, London
Iittala-Tafelware von Issey Miyake.
Klar und benebelt
Das «Jidori» in Dalston (Bezirk Hackney) ist einem japanischen Izakaya
nachempfunden, womit eine Art Gastro-Pub gemeint ist. Es geht also um
zweierlei, ums Trinken und ums Essen. Wobei sich die «Jidori»-Betreiber
Brett Redman und Natalie Lee-Joe essenstechnisch besonders die sogenannten Yakitori vorgeknöpft haben,
Pouletspiesschen mit grilliertem,
mundgerecht portioniertem Fleisch.
Die Karte enthält weitere kleine, feine
Speisen; das Gemüse wird bei Nama
Yasai, einem Anbauer von japanischem Gemüse in East Sussex, bezogen. Auf dem Getränkemenu: Sake,
Whisky – oder «Ginger Ninja». (ols.)
kenzo.com
jidori.co.uk
Hamburger Kostbarkeiten
WEIN
Seit 2012 fertigen die Designer Julia
Rieth und Detlef Stiebich ihre exklusiven Taschen. In ihrem Hamburger
Atelier entstehen in Handarbeit lederne Unikate mit reduzierten Formen.
Das Markenzeichen: sichtbare, gewachste Nähte. Hierzulande sind die
coolen Preziosen von Stiebich & Rieth
bei Set & Sekt in Basel und Eclectic in
Zürich erhältlich. (kid.)
FOTOS: PD
stiebich-rieth.com
Steile Lage, viel Handarbeit
Leuchte «Caiigo» (etwa 460 Fr.),
von Marco Zito für Foscarini.
Marco Zito erweist mit dem Namen
seiner Leuchte sowohl dem Hersteller
als auch den gestalterischen Merkmalen seines Entwurfs eine Reverenz.
«Caiigo» heisst Nebel im venezianischen Dialekt und damit in der Heimat von Foscarini. Die LED-Leuchte
überrascht mit einem Schirm aus
mundgeblasenem Glas, der einen Verlauf aufweist, als ob er den Nebel aus
der Lagune eingefangen hätte. (das.)
Tasche «Drop» (1600 Fr.), von
Stiebich & Rieth.
gemsandladders.com
iittala.com
Inspiration «Dschungelbuch»
Der Dschungel ist ohnehin eine grosse Inspirationsquelle der Modemarke
Kenzo, «Jungle Jap» hiess etwa der
erste Laden von Gründer Kenzo
Takada. Anlässlich des diesjährigen
Remakes von Disneys Zeichentrickfilm «Das Dschungelbuch» kommt
nun eine limitierte Kollektion mit den
Charakteren und Sujets aus dem Original von 1967 heraus. (kid.)
Spezialität im «Jidori»: Yakitori,
Spiesse mit grilliertem Poulet.
foscarini.com
Der Grüne Veltliner (GV) ist die nationale Rebsorte Österreichs. Wer einen
hochwertigen, mineralischen, tiefgründigen Weisswein liebt, der nicht
durch eine vordergründige Frucht
blendet, degustiere den GV «Hochrain»
2014 von Peter Veyder-Malberg aus der
Wachau. Der Winzer verfügt über steile Lagen mit alten Rebbeständen, so
dass einzig Handarbeit möglich ist.
Seine Devise: Nur gesunde Trauben
ohne Botrytis werden geerntet – und
das schmeckt man. (kep.)
Kette «Le boute en train»,
Silber (2800 Fr.), inspiriert vom
Werk Jean Dubuffets.
SHOP
Max-Mara-Flagship-Store
Am Graben 14, Wien
Jüngst eröffnete Max Mara einen
Wiener Flagship-Store in einem Palais aus dem späten 19. Jahrhundert.
Aufwendige Stuckarbeiten, ein restaurierter Parkettboden und eine
grosse, gewundene Treppe bieten eine
schöne Kulisse für alle Linien der italienischen Maison: von der Mode der
Hauptlinie Max Mara über Sportmax
bis zu den diversen Accessoires. (kid.)
de.maxmara.com
gerstl.ch
Grüner Veltliner «Hochrain» 2014
(Fr. 39.50), von Veyder-Malberg.
April 2016
Max Maras Flagship-Store an der
Wiener Prachtstrasse Am Graben.
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ZEITGEIST
Z
DURCHBL ICK
A U C H E T WA S D U R C H S I C H T I G E S K A N N A U F S E H E N E R R E G E N : DI E S E S A I S O N M A C H E N T R A N S PA R E N T E
F A S S U N G E N S O N N E N B R I L L E N Z U M I D E A L E N B E G L E I T E R D E R F R Ü H L IN G S S O N N E
Redaktion K I M DA N G
Fotos D O U G L A S M A N DR Y
A
Dualismus
Typisch für den
amerikanischen
Designer Phillip Lim
sind grossstädtische
Entwürfe mit
poetischer Note.
Zweifarbige
Sonnenbrille
(315 Fr.), von
Linda Farrow /
3.1 Phillip Lim,
bei Opia
B
Skulptural
Die Statement-Brille
der Saison: Célines
Gestell aus einem
durchsichtigen Azetat
mit Raucheffekt,
kombiniert mit grauen
Gläsern.
Modell «Eva»
(etwa 340 Fr.),
von Céline
D
Neo-Retro
Bottega Venetas
Chefdesigner Tomas
Maier entwirft seit
1997 unter seinem
eigenen Namen
Bademode. Jetzt hat
der stilaffine Deutsche
auch Sonnenbrillen
im Portfolio.
C
Hingucker
Das Berliner Label
Lunettes verpasste
einem klassischen
Brillenmodell einen
doppelten Steg
und verspiegelte,
goldfarbene Gläser.
Sonnenbrille «TM4»
(etwa 240 Fr.), von
Tomas Maier
Modell «Je ne sais
quoi» (398 Fr.),
von Lunettes,
bei Burri Optik
Produkte
muzo.co
20
ZEITGEIST
Z
Energieschub
Wenn Haut und Haar noch mit der Frühjahrsmüdigkeit kämpfen, dann brauchen sie
dringend Unterstützung – diese Peelings, Seren und Kuren befreien Gesicht und Schopf von Altlasten
und machen sie fit für die kommenden Sonnentage
Text M A L E N A R U D E R
1
Runter damit
Nicht einmal fünf
Minuten braucht
das pinkfarbene
Peeling, um
das Gesicht zu
häuten.
«Express
Delivery Enzyme
Peel», 55 Fr.,
von Radical
Skincare
2
Illustration A L I C E T Y E
Hochprozentig
Das Gel bekämpft
Müdigkeit mit
Mikropigmenten
– wenn auch nur
optisch.
«Active Energy
Wake-up SofortEffekt Gel»,
etwa 15 Fr.,
von Nivea Men
Pflege-Kick fürs Haar
Meist hat man mehr als ein Haarproblem: trocken, glanzlos, brüchig,
schlapp . . . Mit dem «Fusio-Dose»-Ritual von Kérastase kann man
beim Coiffeur immerhin zwei Bedürfnisse zugleich befriedigen,
und das sehr unkompliziert: Nach einer kurzen Haaranalyse werden
je ein Konzentrat für Geschmeidigkeit, Glanz, Stärke oder Fülle
und ein Booster für Glanz, Disziplin, Aufbau, Dichte oder Nahrung
gewählt und vermischt, Strähne für Strähne auf den gewaschenen
Schopf aufgesprüht und eingekämmt. Danach wird ausgespült und
geföhnt – fertig. Für stark geschädigtes Haar wird die Behandlung
jede Woche empfohlen, aber auch schon ein Besuch zeigt Wirkung.
«Fusio-Dose»-Ritual (25 Fr. ohne Waschen und Föhnen), von
Kérastase, En Vogue Coiffure, Bahnhofstrasse 35, Zürich
Schönheit
3
Einer geht noch
Diese Shots
machen schöner,
nicht betrunken:
Sie versorgen
die Haut mit ganz
viel Feuchtigkeit.
«Hydra Life
Rehydrating
Mask Capsules»,
etwa 54 Fr.,
von Dior
4
Stammtisch
Gleich drei
pflanzliche
Stammzellen
sorgen für
eine glatte,
pralle Haut.
«Energy Booster
Serum»,
Fr. 221.50,
von Jacqueline
Piotaz
Wie riecht denn das?
«Mhmmmm, mhmmmm, mhmmmm!» – «Vielschichtig.
Dezente Süsse.» – «Wenn das ein Outfit wäre, dann eine
weisse Leinenhose, ein gestreiftes Shirt und dazu eine
Goldkette.» – «Ein bisschen Puderquaste.» – «Frisch und
elegant.» – «Der Duft hat eine gewisse Schwere, und doch
ist er nicht aufdringlich.» – «Flirt in der Unibibliothek.» –
«Ich liege auf einer Wiese, und die Sonne scheint mir auf
den Kopf.» – «Nude, Rose und Gelbgrün.»
«Chance Eau Vive», Eau de Toilette (74 Fr. für 35 ml),
frisch-zitrisch, Kopfnote: Blutorange und Grapefruit,
Herznote: Jasmin und White Musk, Basisnote: Vetiver,
Iris und Zedernholz, von Chanel
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22
HINTERGRUND
Z
Die Mine und ihre Mythen
Die schönsten Smaragde der Welt stammen aus Kolumbien. Im Minengebiet Muzo im Norden
von Bogotá werden die grünen Steine schon seit Jahrhunderten abgebaut. Heute wird mit modernen
Methoden gearbeitet, an den Edelsteinen klebt kein Blut mehr, sondern Schweiss
TEXT E U G E N S TA M M
FOTOS M U Z O
Der Fahrer bekreuzigt sich, bevor er in den
Stollen steuer t. Er macht die Geste unbewusst.
Of fensichtlich gibt es keinen Grund, sich tatsächlich zu fürchten, wenn man «La Rampa» hinunter fähr t, einen breiten, abschüssigen Tunnel
im Minengebiet Muzo, das im Norden von Bogotá
liegt. Es ist anstrengend heiss hier unter Tag,
und es tropf t von der Decke. Aber an den hier abgebauten Smaragden klebt kein Blut, sondern
Schweiss.
Am Ende des Stollens, 4 0 0 Meter unter Tag,
war tet Charles Burgess. Der Direktor der Minengesellschaf t MTC, ein ehemaliger US-Diplomat,
lässt demonstrieren, wie heutzutage Smaragde
abgebaut werden: Sprengungen treiben den
Stollen voran, dann transpor tieren Maschinen
das Gestein weg. Aber dor t, wo die Mineure
Smaragde vermuten, arbeiten sie behutsam von
Hand. Der schwarze Schiefer bricht unter einem
Schlag des Bergeisens leicht weg, fast ohne Widerstand. Schmale weisse Streifen durchziehen
die dunkle Wand. Es sind Meeresablagerungen,
die man Kalzit nennt. Diesen Linien folgen die
Arbeiter, meist vergebens, so wie heute. Aber
sobald jemand einen Stein finde, erzählt Burgess, ergreife ein Fieber die Crew. Dann wolle
niemand mehr aufhören zu graben. Ein Arbeiter
über wacht und filmt, damit das Fieber nicht zur
Gier wird. Die Mineure raunen sich nach grösseren Funden zu, dass die Mine «bemalt» sei: «La
mina está pintada.»
Die Wälder der Hügel, in deren Flanken sich
der Mensch gräbt, strahlen im gleichen Grün wie
der Smaragd in seiner dunklen Einsamkeit. Ronald Ringsrud, der lange Zeit mit den Steinen gehandelt und ein Buch über sie geschrieben hat,
erklär t, dass sie nach Farbton, Sät tigung und
Helligkeit kategorisier t werden. Selten und begehr t sind dunkelgrüne Steine mit intensiver Farbe. Ansprechende Qualitäten kosten 1000 Dollar
pro Karat (0,2 Gramm), die besten das Zehnfache
und mehr. Der Smaragd wächst als sechseckiges
Prisma, seine Farbe stammt von Spuren von
Chrom und Vanadium.
Die zur Muzo-Gruppe gehörende Minengesellschaf t MTC hat Millionen in die Modernisierung der Mine gesteckt. Welchen Unterschied
das macht, erlebt man in «La Catedral», einem
jahrzehntealten Stollen, der immer noch in Betrieb ist. Er ist enger und stickiger als der neue
Tunnel. Man kann sich kaum bewegen, ohne
anzustossen. Den Aushub, jedes einzelne Kilogramm, jede einzelne Tonne davon, fahren die
Arbeiter in kleinen Handkarren davon. Frauen
bedienen die Lif te, was ein kleines Zeichen der
Moderne ist; früher hiess es, dass ihre Anwesenheit in einer Mine Unglück bringe.
Muzo ist eine der ältesten Fundstät ten von
Smaragden welt weit, zwischen den grünen Hügeln windet sich der Río Minero herab. Die Bewohner der Umgebung nennen den Fluss Zarve.
OBEN Einschlüsse sind
typisch für Smaragde.
Sie werden «jardins»
genannt, Gärten. Und
tatsächlich meint man,
in einen Dschungel zu
blicken.
Muzo
Z
Einst, so erzählen sie, lebte hier Prinz Fura mit seiner wunderschönen Frau Tena. Der Got t Aré hat te den beiden versprochen, ihr Glück zu beschützen, solange sie sich treu sind.
Doch der Zauberer Zarve ver führ te die Frau, er versprach ihr
als Lohn für eine Nacht, sie unsterblich zu machen. Prinz Fura
er fuhr vom Betrug, er brachte sich in seiner Verzweiflung um,
mit seinem eigenen Speer. Nun war Tena so unglücklich, dass
sie Tag und Nacht weinte. Ihre endlosen Tränen, die zur Erde
fielen, ver wandelten sich in Smaragde. Noch heute sind die
zwei Berge Fura und Tena durch den Fluss Zarve getrennt, der
zwischen ihnen fliesst.
Fura wurde auch der grösste ungeschlif fene Smaragd der
Welt genannt, der aus der Muzo-Mine stammt, mehr als zwei
Kilogramm schwer, von unschätzbarem Wer t. Die Tränen von
Tena brachten auch dem Land in der Vergangenheit viel Unglück, so wie aller Reichtum, der keinen unangefochtenen
Besitzer hat. Gegen gierige Konquistadoren musste sich die
Bevölkerung mit Gif tpfeilen wehren. 1559 wurde sie aber vom
spanischen Hauptmann Luís Lanchero besiegt, der sie mit
impor tier ten Jagdhunden zu Tode hetzte. Muzo wurde zur
«Mina Real», zur königlichen Mine. Die Spanier transpor tierten die Smaragde, damals noch im Tagbau geförder t, um die
halbe Welt, et wa, um sie an die Moguln im heutigen Indien
zu verkaufen. Viele reich beladene Galeonen sanken, so auch
die kürzlich vor der Küstenstadt Car tagena entdeckte «San
José». Spanien und Kolumbien streiten sich jetzt um den
Schatz, der 2 Milliarden Franken wer t sein soll. Ein traumhaftes Beispiel für die Handwerkskunst dieser Zeit ist der sogenannte Mogul-Smaragd von 217 Karat, reich verzier t mit Blumenmustern und Kalligrafie. «Wer diesen Zauberstein besitzt,
steht unter besonderem Schutz von Got t» steht auf dem Stein.
Besondere Wirkung versprachen sich schon die Römer vom
Smaragd: Sie glaubten, er ändere seine Farbe, wenn jemand
lügt. Im Mit telalter erzählten sich die Leute, diese Edelsteine
kämen aus dem Nest des Greifs, eines Fabeltiers. Smaragde
sollen ausserdem bei Geschäf ten vor teilhaf t sein, aber nur,
solange der Träger nicht mit schlechten Absichten handelt.
«Ehrlichkeit» und «Wahrheit» sind nicht nur At tribute, die
dem Smaragd zugeschrieben werden, sondern auch Aspekte,
die heutige Käufer und Käuferinnen in den Bijouterien interessieren. Das weiss Corentin Quideau, Marken-Direktor der
Muzo-Gruppe, zu welcher auch die Minengesellschaf t gehör t.
Mithilfe von Zer tifikaten sollen die Herkunf t und Qualität der
hier geschür f ten Smaragde dokumentier t werden. Muzo ist
Lieferant für weltbekannte Schmuckmarken, will den eigenen
Namen aber mit grossen Werbeetats in der Welt bekannt machen. Ver fängt die Strategie und verlangen die Endkunden
nach Muzo-Steinen, kann die Mine ihre Produkte mit einer
Prämie verkaufen.
HINTERGRUND
Aus der Mine werden die rohen Steine in ein schlichtes Gebäude in Bogotá gebracht. Schleifgeräusche erinnern an eine
Zahnarztpraxis. Zwei Dutzend Edelsteinschleifer mit jahrelanger Übung arbeiten hier. Die Form, die sie einem Stein geben, ist nicht nur durch die Natur vorgegeben, erläuter t Luis,
der er fahrenste unter ihnen, sondern auch durch den Markt.
Der treppenförmige Smaragdschlif f ist nur eine Variante von
vielen. Grundsätzlich müssen die Steine für einen Facet tenschlif f aber von höherer Qualität sein, als wenn sie rund, zu
sogenannten Cabochons, geschlif fen werden. Je nach Grösse
des Rohsteins brauchen die Schleifer Wochen oder sogar Monate, bis sie entschieden haben, wie sie ihn schneiden. Der
eigentliche Schlif f auf einer sich drehenden Plat te braucht
ein gutes Zusammenspiel von Auge und Hand.
Einschlüsse sind bei Smaragden die Regel. Händler nennen sie jardins, als wären sie kleine Gär ten. Bei Muzo werden
fast alle Steine mit Zedernöl behandelt, eine anerkannte Methode. Das Öl dringt in die winzigen Kanäle ein und verringer t
deren Sichtbarkeit. Smaragdringe sind deswegen nicht heikel, nur beim Händewaschen sollte man sie abnehmen, mahnt
Luis, weil sich sonst Schmutzpar tikel ablagern. Der Mann hält
die geschlif fenen Steine nicht gegen eine Lampe, um sie zu
beur teilen, sondern bewegt sie vor sich hin und her, mit dem
Tageslicht im Rücken.
Smaragde sollen bei
Geschäften hilfreich
sein, aber nur,
solange der Träger
nicht mit schlechten
Absichten handelt.
23
OBEN Smaragdschleifer
brauchen manchmal
Monate, bis sie
entschieden haben,
welchen Schliff
ein Stein bekommt.
Die Schnittlinien
werden aufgezeichnet
und sorgfältigst
ausgeführt.
LINKS In Smaragdgrün
zeigt sich auch
der kolumbianische
Dschungel, welcher die
Mine Muzo umgibt.
Muzo
HINTERGRUND
Angesichts des Wer tes der Smaragde wirkt es
ver wunderlich, dass die Mine in der Zeit vor der
Unabhängigkeit Kolumbiens vergessen ging. Unweit von ihr besiegte Simón Bolívar 1819 die spanischen Royalisten. Jahrzehnte später wurde die
Mine wiederentdeckt und von Syndikaten aus
Kolumbien, England und Frankreich ausgebeutet,
schliesslich wurde sie verstaatlicht.
Im späten 20. Jahrhunder t liefer ten sich sogenannte guaqueros, selbständige Smaragd-Sucher, mit Banditen Gefechte. Wer bei der Suche
Glück hat te, kauf te sich als Erstes eine Browning-Pistole, als Zweites ein Auto. Bis 1991 wüteten dreissig Jahre lang die Smaragd-Kriege, denen 7000 Menschen zum Opfer fielen. Paten wie
Gilber to Molina und Víctor Carranza kontrollierten mit Paramilitärs die Gegend. Sie wurden von
Drogenbaronen wie «El Mexicano» angegrif fen,
der Molina an einer Par t y erschiessen und dessen Schergen aus einem Flugzeug werfen liess.
Endlich gelang es der Kirche, ein Friedensabkommen zu vermit teln. Víctor Carranza, der mehrere Mordanschläge überlebte, kontrollier te die
Mine Muzo weiterhin. Sein Glück wurde sprichwör tlich. Es hiess, wo Víctor spaziere, komme ein
Edelstein an den Tag. 2013 starb der «SmaragdZar» eines natürlichen Todes. Heute wird in Muzo
nicht mehr in Wildwest-Manier abgebaut, sondern innerhalb regulärer, kommerzieller Strukturen. Die Mine hat mit der Muzo-Gruppe einen
staatlich konzessionier ten Eigentümer, der für
Ordnung sorgt, die lokale Bevölkerung unterstützt und seine Arbeiter ordentlich bezahlt,
420 Dollar pro Monat, doppelt so viel, wie der
Minimallohn beträgt. Manchmal versuchen guaqueros, mit illegalen Kriechtunnels der Firma
MTC Steine abzugraben. Einmal haben sie einen
verschlossenen Stollen aufgesprengt. Das Gelände wird von Schützen bewacht. Im Vergleich
zu früher herrscht heute aber Ruhe.
Nicht nur die Gegend um Muzo, sondern
Kolumbien selbst ist heute friedlich geworden
und hat nichts mehr mit dem zu tun, was die
Net flix-Fernsehserie «Narcos» welt weit den Zuschauern vermit telt. Der Friedensver trag, den
die Regierung mit den Farc-Rebellen aushandelt,
ist gerade das Stadtgespräch. Der Wunsch nach
Sicherheit ist aber immer noch erkennbar: In den
Strassen der Stadt kreuzen keine grellen Spor twagen, sondern dunkle, nicht selten gepanzer te
Geländewagen. Kolumbianische Frauen trügen in
der Öf fentlichkeit keinen ostentativ wer t vollen
Schmuck, sagt María Paz Gaviria, Tochter eines
ehemaligen Staatspräsidenten und Direktorin
der Kunstmesse Ar tbo. Zumindest die jungen
Künstler des Landes, sagt Gaviria, interessier ten
sich heute aber für andere Themen als für die
Gewalt, die lange Zeit bestimmend war.
Am Abend lädt Muzo zum Gala-Diner im
Botero-Museum, einem der bedeutendsten Häuser der Kunst Lateinamerikas. Der Maler und Bildhauer Fernando Botero ist neben dem Schrif tsteller Gabriel García Márquez einer der berühmtesten
Söhne des Landes. Der Küchenchef vom «Astrid &
Gastón» verwöhnt die geladenen Gäste unter anderem mit Kokosreis mit Crevet ten. Ranjana Khan,
Model und Schmuckdesignerin, sagt bei Tisch,
der Smaragd gehöre mit dem Rubin, dem Saphir,
dem Diamanten und der Perle zu den Preziosen,
von denen sich jede Frau einen wünscht. Mindestens einen, sagt sie und lächelt.
Z
OBEN LINKS Blick
in einen der alten
Stollen.
OBEN Auch wenn
die Mine von Muzo
modernisiert
wurde: Dreckig wird
man bei der Arbeit
immer noch.
UNTEN Ein Ring mit
Smaragd aus der MuzoMine, 17. Jahrhundert,
der 1994 im Wrack
des Schiffs «Nuestra
Señora de Atocha»
entdeckt wurde.
FOTOS: MUZO
24
Muzo
26
IM BILDE
Zeitvertreib
FOTOS M A R C E L K O C H
STYLING A L E X A N D E R W E G N E R
HAARE & MAKE-UP L E N A (S T Y L E C O U N C I L )
MODELS A L E X A N D E R H AY N E S , V E R O N I K A K U N Z (O P T I O N M O D E L S)
FOTO-ASSISTENZ J O N A S O S WA L D
STYLING-ASSISTENZ E M I L I E F I S C H E R
REDAKTIONS-ASSISTENZ A N N A K A M IN S K Y
Uhren/Schmuck
Z
ZÄSUR
Bitterer Nachgeschmack
Tex t R A P H A E L GÜ L L E R
Il lus t r a t i o n G I A C O M O B A G N A R A
Mein Bruder und ich liessen früher auf dem
Autorücksitz immer das Fenster herunter
und atmeten einmal tief durch, wenn wir an
der Tobler­Fabrik in Bern vorbeifuhren. So
gut war der Duf t der frisch geschmolzenen
Schokolade. Wenn ich heute die Redchurch
Street im Osten Londons langlaufe, rümpfe
ich hingegen eher die Nase: So penetrant
ist das Kakao­Aroma, das einem aus dem
Flagship­Store der Mast Brothers entge­
genweht. Man kann es wirklich auch über­
treiben mit sensorischem Marketing.
Wie sich vor kurzem herausgestellt
hat, stinkt hier aber nicht nur der Laden.
Rick und Michael Mast stellen in Brooklyn
seit 20 0 6 Edelschokolade her. Sendungs­
bewusst mit Vollbär ten, die sie auch erst
seit 20 0 6 tragen. Die Schokolade wird als
«bean to bar» angepriesen, also als vom
Einkauf der Bohnen übers Rösten bis hin
zur Verpackung in Eigenproduktion her­
gestellt. Oder auch nicht, wie nun aufge­
deck t wurde.
In den ersten Jahren produzier ten die
Brüder die vermeintliche Qualitätsware
angeblich teilweise unter Beimischung
von Standard­Industrieschokolade. Eine
Mogelpackung für 15 Franken pro Tafel.
Die kultivierte Kundschaft ist entsetzt.
Schliesslich verkaufte sich die Schokolade
nicht zuletzt aufgrund ihrer Authentizität.
Eine schöne Geschichte von echter Qualität
jenseits von kostenoptimierter Massenpro­
duktion und verlogenen Marketingmaschi­
nerien. Eine Geschichte, die gegenwärtig
überall die Kassen klingeln lässt. Verkäufe
von Craft­Bieren machen unterdessen rund
19 Prozent des US­Biermarktes aus, und
Kaffeeverkäufe von kleinen Röstereien ha­
ben sich seit 2002 verdreifacht.
Nicht nur die Mast Brothers haben sich
dieses Trends angenommen. Längst sind
auch die Konzerne auf den Zug aufgesprun­
gen und versuchen ihre Produkte lokaler
und natürlicher zu gestalten – sogar bei
McDonald’s sind die Burger nun «artisanal»
und «crafted» – oder gehen auf Einkaufs­
tour: Der belgische Bier­Gigant Anheuser­
Busch verschluckt Mikrobrauereien links
und rechts. Für den Kunden mit Drang nach
Individualismus wird Konsumieren somit
zum Spiessrutenlauf. Wem kann man noch
trauen, wenn die Kleinen betrügen und die
Grossen einen auf klein machen?
Was bleibt, ist das Streben nach Qua­
lität, ob lokal oder global. Ironischer weise
behaupten E xper ten, dass die Schokolade
der Brüder Mast qualitativ bedeutend bes­
ser war, als noch vorgefer tigte Industrie­
ware verarbeitet wurde. Und ist das Bier,
das zwei Studenten seit einem Monat
in einem Keller in der Nachbarschaf t her­
stellen und schön kreativ beschrif ten,
wirklich zwingend besser als ein Mas­
senprodukt, das ein Konzern über Jahre
ent wickelt hat? Das Auge isst und trinkt
bekanntlich mit. Aber hof fentlich auch der
gesunde Menschenverstand.
R A P H A E L GÜ L L E R is t Mar ke t ings t r a t ege
in L ondon . A l s Ber a t er bei der in t er na t ionalen
K r ea t i vagen t ur W ink r ea t i ve be t r eu t
e r z a h l r e i ch e i n t e r n a t i o n a l e M ar ke n .
K LEIDERORDNUNG
Die Rückkehr der Juwelen
Tex t B A R B A R A V I N K E N
Solange wir denken können, haben Frauen
Schmuck getragen. Ausgesehen hat die­
ser allerdings stets ganz verschieden.
Was in den let z ten Jahren Ohren, Hals,
Finger und Gelenke zier te, kam kaum ein­
mal im Set, Ohrringe passten nicht zu Col­
liers, die Fassungen und Schlif fe sollten
bloss nicht zu auf wendig und zu raf finier t
sein. Dieser Schmuck wirk te nicht mehr
wie das, was Schmuck einst war: Inbe­
grif f von téchne, von Kunst und Kunst fer­
tigkeit, funkelnd geschlif fen, geschmeidig
geschmiedet. Auch kam er nicht mehr als
sagenhaf tes, legendäres Juwel daher, an
dem of t genug eine blutige Geschichte
klebte, sondern als objet trouvé : wie zu­
fällig gefunden. Nicht kunst voll arran­
gier t, sondern beliebig zusammengestellt,
aus gebürstetem, stumpfem Silber und
Gold, suggerier te Schmuck noch vor kur­
zem, einzig einen Wer t als individuelles
Erinnerungszeichen zu besit zen.
Il lus t r a t io n J E A N - M I C H E L T I X I E R
Manchmal hat te er gar et was Selbst­
gebasteltes an sich wie ein Geschenk von
einem kleinen Mädchen, ein andermal
wirkte er wie ein ethnologisches Exponat.
Oder wie ein Relikt aus dem heroischen
Zeitalter der Industrialisierung, das man in
einer Fabrikhalle als Antiquität der Moderne
gefunden hat. Selbstgemacht, zufällig und
nicht kunstfertig und planvoll wie der
Schmuck unserer Mütter und Grossmütter,
kein Familienjuwel. Ein Nichts, das ge­
schmackvoll war und sündhaft teuer sein
konnte, dem man gerade das aber nicht
ansah. Selbst sehr kostbare Ringe zeigten
nichts als den natürlichen und natürlich
gefassten Stein in seiner naturbelassenen
Schönheit. Dieser Schmuck kam einem selt­
sam ungeschliffen vor; keine Spur von Tradi­
tion haftete ihm an. Kein funkelnder Glanz.
Aber diese Wirkung war beabsichtigt und
mit viel Erfindungsgeist ins Werk gesetzt.
Das hat sich nun schlagar tig geänder t
und zeigt sich anhand der Brosche – eines
an sich schrecklich antiquier ten Schau­
stücks für Juwelen. Broschen sind wieder
ganz gross, Modeschauen ohne glitzern­
de, riesengrosse Anstecker kaum vorstell­
bar. Diese Wiederauferstehung ist Anzei­
chen eines neuen Trends: geschlif fener,
aufeinander abgestimmter, komponier ter
27
Schmuck überall. Juwelen scheinen zu­
rückzukommen. Schuhe und Kleider wer­
den, mit glitzernden Kristallen oder Pail­
let ten besetzt, zu funkelnden Schmuck­
stücken. Jedes Teil ist wieder Geschmeide,
ein kleines Kunstwerk. Schmuck, nun auch
wieder im Set, hat nichts Zufälliges mehr,
sondern ist offensichtliches Produkt der
Edelsteinschleifer und der Goldschmiede­
kunst. Anders als die Kronjuwelen haben
diese Juwelen aber meist keine Geschich­
te. Es soll ja kein Blut an ihnen kleben.
Sie müssen nicht einmal echt, können
durchaus Kristall sein. Denn es geht zwar
wieder um Prunk, aber nicht notwendiger­
weise um Protz.
Versteckt sich dahinter, selbst im fake,
im camp, Kitsch und toc, nicht doch der
Wunsch, die Frauen wieder als männer­
und juwelenverschlingende Femmes fata­
les zu stilisieren? Und den Schauer des
durch Blut, Schweiss und Tränen der Erde
entrissenen Juwels, sein höllisches Feuer,
sein verheerendes Funkeln zu spüren?
B A R B A R A V IN K E N is t P r o fes sor in f ür A llgemeine
L i t er a t ur w is senscha f t und R omanische
P hi l o l ogie an der L M U in M ünchen . E in br ei t es
P ub l ik um er r eich t e sie m i t i hr en Über legungen
zur deu t schen F am i l ienp ol i t ik und zur M ode .
ZÄSUR
WAHRGENOMMEN
Wegwerfen oder behalten?
Tex t DA N I E L H U G
Ohne Zwang schnallt sich eine wachsende
Zahl von Zeitgenossen ein elektronisches
Gerät ans Handgelenk, das eingehende
E-Mails anzeigt, den Herzrhy thmus oder
die Uhrzeit. Der Kalorienverbrauch des
Körpers blinkt ebenfalls auf.
Auch wenn die Geräte gewissen Gemütern wohl den kulinarischen Genuss
verderben, werden die Computeruhren
heute millionenfach verkauf t. Sie besetzen
manchmal den Platz, den früher eine klassische, preisgünstige Schweizer Uhr eingenommen hat. Diese Smar t watches mögen noch so viele Funktionen beherrschen,
sie haben ein Problem: ihre eingebaute
Obsoleszenz. Nach ein paar Jahren wird
wie bei den Mobiltelefonen das Betriebssystem veraltet sein, das Modell überholt.
Das elektronische Gadget verstaubt in einer Schublade oder wird gleich entsorgt.
Schon jetzt sinken die Preise der smarten Uhren laufend, jüngst sogar bei Branchenführer Apple. Sie werden zum billigen, austauschbaren Massengut. Das ist
der Moment, in dem die Schweizer Uhrenindustrie auf ihre Stärken fokussieren
sollte: auf wer thaltigen Luxus, also Dinge,
die in Qualität und Ästhetik weit über das
übliche Mass hinausgehen. Diese Luxusobjek te sind zwar nicht lebensnot wendig,
aber wirken so at traktiv, dass sie für viele
Menschen als erstrebenswer t gelten. In
Il lus t r a t i on G I U L I O M I G L I E T TA
diesem Fall taugen sie als Er folgs- oder
Statussymbole, die das Streben der Leute
nach Distinktion und Prestige unterstützen. Das ist im Zeitalter von Social Media
und dem Hang zur Selbstdarstellung besonders gefragt. Es sind nicht utilitaristische Motive, die zum Kauf einer Luxusuhr
bewegen, es ist vielmehr das Bedür fnis
nach Selbst ver wirklichung. Die begehr ten
Objekte spiegeln elitäre Wer te und Träume. Der luxuriöse Ticker zeigt finanzielle
oder kulturelle Macht an, sein Träger signalisier t damit, dass er «der Not wendigkeit zur Sparsamkeit enthoben» ist, wie
AUS DEM AUGEN WINK EL
Venus im Pelz
Tex t und F o t o gr a f ie BI C E C U R I G E R
BI C E C U R I GE R is t k üns t ler ische Dir ek t or in der F on da t ion V incen t
van Gogh A rles und Chefredak torin der Kuns tpublikation «Parket t ».
Z u v o r w ar s i e w äh r e n d 2 0 J a h r e n K u r a t o r i n a m K u n s t h au s Z ü r i ch .
28
dies Konsumforscher Michael Jäckel formulier t hat. Keine Smar t watch wird diese
Funktionen je erbringen.
Eine Uhr aber, die solche Aufgaben
er füllt, muss eine einzigar tige, zeitlose
Ästhetik auf weisen, sollte aus Distanz
erkennbar sein und durch ihr klares Profil
bestechen. Ihr Er werb ist eine Investition
und verlangt daher nach einer gewissen
Dauerhaf tigkeit. Das kann durch ein hochwer tiges mechanisches Uhr werk und Gehäuse sichergestellt werden. Die gelungenen Beispiele von Rolex und Omega, Patek
und Breguet oder Audemars Piguet und
Le Coultre zeichnen sich durch einen jahrzehntelangen Wer terhalt und mitunter sogar hef tige Preissteigerungen aus: Weil
die Objekte als begehrenswer t gelten,
haben sie häufig auch nach Jahren noch
einen erheblichen Tauschwer t.
Viele Marken haben dies noch nicht begriffen und produzieren weiterhin völlig
austauschbare Designs, vernachlässigen
die Qualität oder vergreifen sich in einer zu
modischen Gestaltung, die nach kurzer Zeit
hoffnungslos veraltet ist. Diese Zeitmesser
heben sich zu wenig ab und taugen nicht
als Investition. Man wird sie genauso wenig behalten wollen wie eine Smartwatch.
D A NIE L H U G is t L ei t er des R es s or t s W ir t scha f t
der « N Z Z am S onn t ag» .
ZÄSUR
Feuer und Flamme
Tex t R I C H A R D K Ä G I
Il lus t r a t i on C R I S P I N F I N N
Als Food-Scout jage ich nicht nur dem
Guten auf dieser Welt nach. Trends
sind genauso in meinem Visier. Was
ist das nächste grosse Ding in den
Küchen und Kaufregalen der Welt?
Wie und was wird in den kommenden
Jahren gekocht, gehypt, geliebt und
wieder versenkt?
Ein Blick zurück zeigt deutlich, was
Food-Trends der Gastronomie und dem
Handel an Verwertbarem und Nützlichem hinterliessen. Molekular kochen? Tonnenweise Bücher mit höchst
komplizierten Rezepten und unbezahlbarer Labortechnik, um damit winzige
Schäumchen auf eckige Teller zu
pusten. Die nordische Küche? Nichts,
ausser dem Bewusstsein für mehr
Regionalität und einem Fokus auf wenige, einfache Produkte und Geschmäcke. Junge Wilde unter den hiesigen
Köchen wie Nenad Mlinarevic, Sven
Wassmer oder Fabian Fuchs setzen
diese Philosophie erfolgreich um.
Die peruanische Küche? Von den
vier tausend Kar tof felsor ten dor t können wir keine einzige impor tieren;
der mörderisch hohe «Schützt die
einfallslosen Schweizer Bauern»-Zoll
killt jede Business-Idee. Und die Gastronomen, die sich am peruanischen
Nationalgericht Ceviche versuchen,
scheitern kläglich. Rohen Fisch stundenlang in Zitronensaf t er tränken –
da bleibt einzig eine saure Hölle.
Chinesische Dumplings? Chancenlos
ohne asiatische Köche. Die Behörden
er teilen wohl Künstlerbewilligungen
an Damen, die sich zu lasziver Musik
ihrer Kleidung entledigen, aber leider
nicht an Dim-Sum-Meister, welche
kunstvoll köstlichste Füllungen mit
hauchdünnen Teiglein umkleiden. Ausziehen kommt vor Anziehen.
Derzeit beschäf tigt uns das Thema
Brot. Der Erfolg legendärer Bäcker wie
Chad Robertson in Kalifornien oder
auch John Baker in Zürich muss doch
auch die Grossverteiler aufrüt teln, damit sie ihr industrielles Einheitsgebacke durch richtig gutes Brot ersetzen.
Für den Handel immer wichtiger
werden gastronomische Trends. Wer
Waren einfach und günstig online
ersteht, braucht zusätzliche Anreize,
um sich in Warenhäusern zu verlustieren. Das sind – ausser perfektem
Kundenservice – spannende, trendige
Verpflegungsmöglichkeiten. Kürzlich
ass ich mich durch New Yorks neueste
Küchen. Wirklich beeindruckt hat mich
Enrique Olvera im Restaurant Cosme.
Leichte mexikanische Küche, neu, ungewöhnlich, fernab jeglichen TexmexGetöses. Überraschendes bietet immer
das Zeug für einen Trend. So auch
David Chang mit seinen diversen
Momofuku-Konzepten. Es gibt zurzeit
kaum einen kreativeren Koch als den
koreanischen Wirbelwind.
Was mir bei beiden Köchen auffiel:
In ihren Küchen stehen japanische
Konro-Grills. Das sind kleine, aus
porösem kieselartigem Material gefertigte Wannen, darauf ein Grillrost.
Darin glüht Binchotan, glasharte Holzkohle aus japanischer Ubame-Eiche.
Nur noch wenige Meister-Köhler auf
der japanischen Insel Shikoku verstehen das Handwerk der Herstellung,
entsprechend kostet das Kilogramm
30 Franken und mehr. Die praktisch
rauch- und aromalose Glut erreicht
spielend tausend Grad Hitze. Damit
werden Garprozesse möglich, die hierzulande – ausser einigen Freaks – noch
keiner beherrscht. Kein Tropfen Saf t
kann aus Fleisch, Gemüse oder Fisch
austreten, so dass eine phantastische
Kruste entsteht. Natürlich steht jetzt
so ein Ding auch in meiner Küche – zu
Experimentierzwecken. Kein Aufwand
ist mir zu gross, um unsere Kunden
immer wieder zu überraschen.
Ich glaube fest an die Zukunf t
des Kochens auf und am Feuer. Restaurants wie das «Etxebarri» im Baskenland, das «Firedoor» in Sydney (sie
grillieren je nach Gericht mit 15 verschiedenen Holzarten!) oder das legendäre «Hartwood» in Yucatán sind
Vorreiter. Das Element Feuer ermöglicht Garen und Geschmackserlebnisse
in einer anderen Dimension. Und wer
liebt nicht das Archaische und Gesellige von lodernden Feuern und glühender Kohle?
R I C H A R D K Ä GI i s t F ood- Scou t bei Globus .
A u f der Suche nach dem w ah r ha f t Gu t en
r ei s t er f ür die De l ica t e s s a um die ganze
Wel t . Das bes te C ev iche - Rezep t f inden Sie
au f globus .ch /de /delicatessa / foodscou t
STILK RITIK
Haut statt Stoff
FOTO: GETTY IMAGES
Tex t M A L E N A R U D E R
Model Gigi Hadid wählte für das Schaulaufen bei den «Daily
Front Row Fashion Media Awards» in Los Angeles ein Kleid,
das diesen Namen eigentlich gar nicht mehr verdient, so
wenig Stof f war vorhanden: Eine Ar t Badeanzug, darüber
ein Schleier, dessen Form immerhin einer klassischen
Abendrobe nachempfunden war. Sie war nicht die Einzige,
deren Kleid an einem Roten-Teppich-Event mehr enthüllte
als verdeckte. Wer sich durch die Fotos der Oscar-Verleihung klickt, wähnt sich eher am Strand denn an einer Gala:
überall nackte Bäuche, Schenkel, Schultern.
Dabei werden aber weniger die sekundären Geschlechtsmerkmale wie Brüste und Po in Szene gesetzt.
Vielmehr wird der Körper inszenier t als das, was er für
immer mehr Menschen ist: eine mit Sorgfalt, Zeit und
Schweiss gepflegte Hülle, die man mit dem gleichen Stolz
trägt wie einst ein Haute-Couture-Kleid. Mode rückt ins
zweite Glied, sie ist nur noch der Präsentier teller, auf dem
das gehätschelte Fleisch gezeigt wird. Feine Stickereien
werden ersetzt durch die vom Personal Trainer abgestimmten Fitnessübungen, stat t vom Schneider plissier t wird
vom Chirurgen straf fgezogen, anstelle funkelnder Diamanten präsentier t man gestählte Bauchmuskeln. Damit ab-
29
erkennt man der Mode eine ihrer wichtigsten Eigenschaften, jene nämlich, einen Menschen zu verwandeln; man
denke nur an Aschenput tel. Sorgen darum, dass nun die
ganze Branche den Bach runtergeht, weil alle nur noch ins
Training stat t in Boutiquen rennen, muss man sich aber keine machen. Die Mode hat noch einen Trumpf im Ärmel: die
Abwechslung. So schön ein Körper auch sein mag, er bleibt
dann doch bei jedem Event der gleiche.
M A L E N A R U D E R lei t e t das Magaz i n « Z » und schr eib t über M ode,
S ch muck und S chönhei t . S ie in t er es sier t s ich nich t nur f ür das ,
w as M enschen t r agen , s on der n vor allem da f ür, w ar um sie e s t un .
EIN HAUCH VON NICHTS
Gigi Hadid präsentiert
auf dem roten Teppich
weniger ein Kleid denn
ihren Körper.
ZÄSUR
Steinzeug
Tex t un d Il l us t r a t ion S A R A H I L L E N BE R G E R
Über die Rastlosigkeit meiner Finger und
die Liebe zum Handwerk
Ich leide unter dem «Restless-FingersSyndrom», ich kann meine Hände einfach
nicht länger als zwei Minuten stillhalten.
Wäre ich doch nur Pianistin geworden!
Doch da kommt mir mein mangelndes
Rhy thmusgefühl in die Quere.
Dafür habe ich einen grossen Teil
meiner Kindheit in der Goldschmiedewerkstat t meiner Mut ter verbracht. Umgeben
von Goldstaub und Brillanten, habe ich
früh die Schönheit eines handwerklichen
Berufes entdeck t, auch wenn die Geräuschkulisse eher jener eines Heav y-Metal-Konzer tes glich. Es wurde gehämmer t
und gebohr t, gefräst und gesägt. Und alle
paar Tage ein heller Schrei meiner Mut ter:
«Wo ist der ver flix te Fünfkaräter?!» Nichts
verlier t sich so leicht wie die kleinen, funkelnden Steinchen: Sie stecken in einem
Steinbrief, aber mit einer einzigen ungeschickten Handbewegung verschwinden
sie im Nichts – scheinbar für immer.
Als die Werkstat t vor einigen Jahren
umgezogen ist, hat man Steine mit einem
hohen Materialwer t in den Ritzen des
Holzfussbodens gefunden. Wie hat der
langjährige Geschäf tspar tner und Werkstat tleiter meiner Mut ter so schön gesagt:
«Das Haus verlier t nix!»
Die Liebe zum Handwerk habe ich also
von meiner Mut ter, und nichts vergnügt
mich mehr als ein Besuch im Baumarkt.
Allein in der Schraubenabteilung könnte
ich Stunden verbringen. Bei meinem letzten New-York-Besuch habe ich fast meinen Rückflug verpasst, weil ich auf dem
Weg zum Flughafen einen Home-DepotBaumarkt entdeckte. Die gekauf ten Sägeblät ter musste ich dann beim Sicherheitscheck gleich wieder abgeben.
SA R AH IL L ENBERGER bewegt sich in ihren Werken
z w ischen K uns t und Design . O f t se t z t sie
A l l t ag s g e g e n s t än d e i n e i n e n ü b e r r as ch e n d e n
K on t ex t . Im Magaz i n « Z » gib t die gebür t ige
M ünchner in und Wahlber liner in E inb l ick i n ihr e
Bil der- und Gedanken w el t .
30
Z
IM BILDE
OBEN Ohrhänger «To the Moon and Back», Gelbgold, Mondsteintropfen ( etwa 2000 fr .) LESUNJA ,
Halsket te, gehäkelt, Silber und Wolle-Papier-Fäden, zum Binden (75 0 fr .) SASCHA LOREN, Halsket te «Luck n Love» mit Anhänger,
Silber, verstellbare Länge (220 fr .) STUDIO MASON, Top, Crêpe und Jersey ( etwa 60 fr .) ESPRIT bei GLOBUS
SEIT E 2 6 Uhr «L .U.C XPS 18 6 0», 4 0 mm, COSC-zer tifizier ter Chronometer mit Automatikaufzug, 65 Stunden Gangreserve, kleine
Sekunde, Datum, Zif ferblat t mit Sonnenschlif f, rhodinier te Dauphine-Zeiger, Edelstahl (8800 fr .) CHOPARD, Siegelring
«Clemens», Silber polier t, Karneolscheibe (1000 fr .) LESUNJA , Ring «Love Rules Forever» (190 fr .) EN SOIE, Armband «Chevauchée»,
Silber rhodinier t, Jaspis, Ony x, Diamanten (2 2 05 0 fr .) HERMÈS, Armreif «Triple Insect At tack», Silber, Lapislazuli, Achat und
Karneol in Gelbgoldfassung (1500 fr .) und Armreif «Beetles Forever», Silber, Amethyst, Citrin und Lapislazuli in Gelbgoldfassung
(1500 fr .), beides LESUNJA , Armband, Silber geknüpf t (680 fr .) SASCHA LOREN
Uhren/Schmuck
31
Mode S/S 2015
Z
IM BILDE
33
OBEN Uhr «Heritage Pilot Café Racer», 4 5 mm, Chronograf mit mechanischem Selbstaufzug, Edelstahl in Antik-Optik (7400 fr .) ZENITH,
Uhr «Chronograph Monaco Calibre 11», 3 9 mm, Selbstaufzug, Edelstahl (5200 fr .) TAG HEUER, Uhr «Big Bang Jeans Steel», 4 4 mm,
Chronograf mit Selbstaufzug, Edelstahl, Zif ferblat t und Armband mit Denim (13 900 fr .) HUBLOT, Uhr «185 8 Chronograph Tachymeter
Limited Edition», 3 8, 4 mm, Monopusher-Chronograf mit Handaufzug, Edelstahl, limitier t auf 10 0 Stück (25 500 fr .) MONTBL ANC,
Uhr «Speedmaster Moonphase Chronograph Master Chronometer», 4 4, 25 mm, Automatik, Mondphase,
Magnet-resistent bis 15 0 0 0 Gauss, Edelstahl (9900 fr .) OMEGA
L INK E SEIT E Armband «Goliath», geflochtenes Kalbsleder, palladier te Schliesse (370 fr .) HERMÈS,
Uhr «Big Pilot ’s Watch Spit fire», 4 6 mm, Manufak turkaliber mit automatischem Aufzug, 7 Tage Gangreserve, GangreserveAnzeige, Datum, Stoppvorrichtung, Weicheisen-Innengehäuse zur Magnet feldabschirmung, Rotgold, Santoni-Kalbsleder (29 0 0 0
IWC, Armband, Rinds-Nappaleder, Schliesse aus geschwärz tem S terlingsilber ( e t wa 2 2 0 f r .), und Armband
«Totenkopf», S terlingsilber vergoldet, Tigerauge, Obsidian mat tier t ( etwa 170 fr .), beides THOMAS SABO, Hemd ( etwa 100 fr .)
AMERICAN APPAREL , Hose ( etwa 230 fr .) SIVIGLIA bei GLOBUS
Uhren/Schmuck
fr .)
34
IM BILDE
RECHTS Uhr «The Longines Equestrian Collection», 24,7×36 mm,
Quarzwerk, kleine Sekunde, Edelstahl (1200 f r .) LONGINES,
Uhr «Reverso Classic Large Duoface», 47×28, 3 mm, Manufakturwerk
mit Selbstaufzug, 24-Stunden-Tag-Nacht-Anzeige, zweite Zeitzone auf
der Rückseite, Edelstahl (11 600 f r .) JAEGER-LE COULTRE,
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BULGARI, Armreif «Possession», Rotgold (1380 f r .) PIAGET, Armband
«Jaipur Anker», Gelbgold, Quarze (950 f r .) MARCO BICEGO bei
KURZ, Armband «Dear», Kristallpavée ( e t wa 110 f r .) SWAROVSKI,
Ring «Coco Crush», Gelbgold (3500 f r .) CHANEL, Nachthemd (220 f r .)
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Automatik, Datum, Zif ferblat t mit Grande-Tapisserie-Struktur,
Gelbgold (52 800 f r .) AUDEMARS PIGUET
RECHTE SEITE Armreif «Stripe», Sterlingsilber vergoldet,
schwarzes Lederband (3 4 0 f r .) STUDIO MASON, Manschet tenknöpfe,
«The Golden Sepia», Sepia-Gelbgold (2 300 f r .) LESUNJA,
Uhr «Ar telier Calibre 112», 4 3 mm, Manufakturwerk mit Handaufzug,
10 Tage Gangreserve, nichtlineare Gangreserve-Anzeige,
zweite Zeitzone mit Tag-Nacht-Anzeige, bis 500 m wasserdicht,
Edelstahl (6 300 f r .) ORIS, Uhr «True Thinline Skeleton», 4 0×4 4,6 mm,
Automatik, skelet tier tes Zif ferblat t, Hightech-Keramik (4 800 f r .)
RADO, Uhr «Lange 1», 38,5 mm, Manufakturwerk mit Handaufzug,
72 Stunden Gangreserve, dezentrale Anzeige, Sekundenstopp,
Datum, Gangreserve-Anzeige, Weissgold (32 800 f r .) A. L ANGE & SÖHNE,
Uhr «Emperador Coussin XL 700P», 4 6,5 mm, AutomatikManufakturkaliber mit Quarzgenerator (32 768 Hz), GangreserveAnzeige, Mikrorotor auf skelet tiertem Zifferblat t, Weissgold, limitiert
auf 118 Stück (je 76 000 f r .) PIAGET, Parfum «Secret Potion N°1» (85 f r .)
BULLFROG bei WOMO, Rasierpinsel ( e t wa 90 f r .) WOMO
Z
Z
IM BILDE
Uhren/Schmuck
35
36
IM BILDE
Z
LINKS Uhr «Speedmaster Moonphase Chronograph Master
Chronometer», Informationen auf Seite 3 3 (9900 f r .) OMEGA,
T-Shir t ( e t wa 55 f r .), Chino ( e t wa 100 f r .) AMERICAN APPAREL,
Kordel, Abschluss in Gelbgold (350 f r .), Blat tanhänger,
Roségold (1950 f r .) und Gelbgold (3 300 f r .), Lotusanhänger, Gelb- und
Roségold, Diamanten, Rosenquarz (3950 f r .), alles OLE LYNGGA ARD
bei LES AMBASSADEURS, Armreif «Happy Hear t», Roségold,
Perlmut t, mobiler Diamant (2780 f r .) CHOPARD, Armband «Hapi»,
Kalbsleder, Schliesse vergoldet (3 30 f r .) HERMÈS, Armband
«Sonnenglanz Duet t», Gelbgold, Diamant (14 700 f r .) WELLENDORFF
bei BEYER, Ring «Lacrima», Roségold, Chalzedon (3 450 f r .) BUCHERER,
Kleid ( e t wa 80 f r .) AMERICAN APPAREL
UNTEN LINKS Cocktailring «My Fair Lady», Weissgold, weisser
Brillant, schwarze Brillanten, Prasolith (70 00 f r ) LESUNJA, Uhr
«Clé de Car tier Automatic Skeleton», 41 mm, Manufakturwerk
mit Selbstaufzug, skelet tier te Brücken in Form von römischen Zif fern,
Gehäuse aus Palladium (5 3 000 f r .) CARTIER
UNTEN Ringe «Paradise», Roségold, Topas in Cabochon-Schlif f (690 f r .),
und «Paradise», Roségold, Prasiolith in Cabochon-Schlif f (880 f r .) KURZ,
Sautoir «Happy Diamonds», Roségold, mobile Diamanten (10 0 4 0 f r .)
CHOPARD, Uhr «Tonda Chronor Anniversaire», 42,1 mm, Manufakturwerk
mit Handaufzug, 65 Stunden Gangreserve, Chronograf mit
Schleppzeigerfunktion und Datum, Roségold, Hermès-Lederarmband,
limitier t auf 25 E xemplare (135 000 f r .) PARMIGIANI FLEURIER,
Uhr «Oyster Perpetual Day-Date 4 0», 4 0 mm, ChronometerManufakturwerk mit Selbstaufzug, 70 Stunden Gangreserve, Datum
und Wochentag, verschraubbare Krone, eisblaues Zif ferblat t,
Gehäuse und Armband aus Platin (59 600 f r .) ROLEX
INHALT, SEITE 13: Ket te, Bergkristall, Weissgold-SilberAbschlüsse mit Paraiba-Turmalinen und Brillanten (27 500 f r .) SUEÑOS,
Ohrringe, Gelbgold (160 f r .) STUDIO MASON, Uhr «Tonda
Métropolitaine Sélène», 3 3,2 mm, Automatik mit 50 Stunden
Gangreserve, Datum, Mondphase, Edelstahl (12 300 f r .) PARMIGIANI,
Kleid (65 f r .) AMERICAN APPAREL
Uhren/Schmuck
<wm>10CAsNsjY0MDQx0TW2NDc0NwAARTirYA8AAAA=</wm>
<wm>10CFXLqw4DMQxE0S9yNGPnYddwFRYVVOUhVXH_H622bMFl566VreDfMZ_v-UqCtYrF4EAO9wKjJ2lWvHVPmKqC_YGogR4dt0WIpgD2ZQQmqhsh1YW-2aL8Pt8T7cCoUHUAAAA=</wm>
CREATED FOR LIVING AND LOVING
Section title
38
ZUTAT
Z
Spinat
(S P I N A C I A O L E R A C E A )
S P IN AT I S T G E S U N D, S O L A N G E M A N I H N N I C H T Z U L A N G E L A G E R T. D A N N N Ä M L I C H K A N N E R S O G A R GI F T I G W E R D E N
Tex t C H R I S T I N A H U BB E L I N G
Foto NICOLE BACHMANN
S t y l i ng A L E L I L E A L F Ü R S T U DI O L A R D O
Illus t r a tion P E T E R J A M E S F I E L D
Wenn man den Inhalt eines grossen
Sacks Spinat erhitzt, dauert es nur einen kurzen Moment, und die Menge
fällt kleinlaut in sich zusammen. Was
übrig bleibt, ist ein unspektakuläres
Häufchen. Viel Lärm um nichts also?
Das nun auch wieder nicht, schliesslich vermutet es bereits jedes Kind:
Spinat ist gesund, warum sonst wollen
einen die Erwachsenen denn mit allen
Mitteln dazu bringen, von dem merkwürdigen, aufgrund der enthaltenen
Oxalsäure leicht metallisch-bitter
schmeckenden Gemüse zu essen? Sicher ist: Der enorm hohe Eisengehalt
ist eine Legende. Er basiert angeblich
auf einem Berechnungsfehler und beträgt rund 3 bis 4 statt 30 mg auf
100 g. Für die Gesundheit wichtig:
Spinat enthält eine grosse Menge an
Kalium (450 mg / 100 g) und Kalzium
(130 mg / 100 g).
Spinat kann man das ganze Jahr
über ernten. Er ist im Garten relativ
anspruchslos und benötigt lediglich
genügend Wasser. Beginnt er zu blühen, ist die Ernte jedoch vorbei, da
das Gemüse bitter wird. Roh als Salat
schmecken die zarten, jungen Blätter
am besten. Frischen Spinat sollte man
nicht zu lange lagern, da sich mit der
Zeit das enthaltene Nitrat in giftiges
Nitrit umwandeln kann. Es empfiehlt
sich daher, den Spinat zur längeren
Aufbewahrung kurz in heissem Wasser zu blanchieren, bis er sein Volumen verliert, dann unter kaltem Wasser abzuschrecken und einzufrieren.
Spinat als Beilage
Green Smoothie
Zutaten für 4 Portionen
2 EL Rosinen, 5 cl Marsala, 2 kg frischer
Spinat, 1 Zwiebel, gehackt, 25 g Butter,
1 Knoblauchzehe, gepresst, Schale von ½ BioZitrone, Salz, schwarzer Pfeffer, Muskatnuss
Zutaten für 1 Portion
2 Handvoll Spinat, 1 Apfel, ½ Avocado,
1 Banane, 2 Zitronenscheiben ohne Schale,
kaltes Wasser
Zubereitung
Spinat waschen und abtropfen lassen. Apfel
waschen, Kerngehäuse entfernen, in Stücke
schneiden. Avocado halbieren, schälen, Kern
entfernen. Banane schälen. Spinat in den
Mixer geben und zerkleinern, restliche
Zutaten beifügen und im Mixer zu einem
sämigen Smoothie verarbeiten. Nach Belieben mit Wasser verdünnen.
Zubereitung
Rosinen im Marsala 30 Minuten marinieren.
Spinat waschen, grobe Stiele entfernen. In
einem grossen Kochtopf erhitzen und einfallen lassen. Zwiebel mit Butter in einer
beschichteten Pfanne glasieren, Knoblauch
dazugeben, Zitronenschale beifügen. Spinat
abtropfen lassen, zu den Zwiebeln geben
und einige Minuten mitdünsten. Rosinen abtropfen lassen, daruntermischen. Würzen.
Spinatgnocchi mit Taleggio-Sauce
Zutaten für 4 Personen: 1 kg Spinat, gewaschen und geputzt, 4 EL Olivenöl, 2 Knoblauchzehen, gepresst, Salz, schwarzer Pfeffer aus
der Mühle, 2 Eier, verquirlt, 250 g Ricotta, 120 g Parmesan, 1 Prise Muskatnuss, frisch gerieben, 200 g Mehl plus etwas mehr zum Verarbeiten.
Für die Sauce: 60 g Taleggio ohne Rinde, 100 g Vollrahm, 30 g Butter, 1 Bund Schnittlauch, in feine Röllchen geschnitten
1. Spinat klein hacken. Mit 1 EL
Wasser einige Minuten einkochen.
Olivenöl und Knoblauch dazugeben,
fünf Minuten andünsten, abtropfen
lassen, salzen und pfeffern.
2. Eier, Ricotta, Parmesan und
Spinat vermengen. Mit Salz,
Pfeffer, Muskatnuss würzen. Mehl
dazusieben, Teig 30 Minuten kühl
stellen, von Hand Kugeln formen.
Headline
3. Spinatkugeln im kochenden
Salzwasser garen. Sobald sie
aufschwimmen, mit der Schaumkelle
herausfischen. Butterflocken über
die Spinatgnocchi geben.
4. Für die Sauce Taleggio, Rahm
und Butter in einer Pfanne auf
kleinem Feuer schmelzen lassen.
Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss
würzen. Schnittlauch untermischen.
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40
ZU TISCH
Z
Ein Nachmittag mit
Frida Kahlo
D
B
C
A
E
A
C
B
Frida Kahlo (*1907)
änderte später
ihr Geburtsjahr
auf das Jahr der
Mexikanischen
Revolution: 1910.
Platte «Lips»
(36 Fr.), bei
L’Elefantino.
Auf allen Bildern:
Tischtuch (395 Fr.),
bei Artiana
1925 wird sie Opfer
eines Busunglücks,
unter dessen
Folgen sie ihr
Leben lang
leiden wird.
Oft bettlägerig,
beginnt sie zu
malen.
Weinglas (22 Fr.),
bei Living Room
D
«Wozu brauche ich
Füsse, wenn
ich Flügel habe?»
Kerzenhalter aus
Glas (10 Fr.), bei
Living Room
E
Zweimal heiratet
sie den 20 Jahre
älteren Diego
Rivera, einen
damals sehr
bekannten Maler.
Die Geschichte
ihrer Liebe ist
leidenschaftlich
und grausam.
Kerzenständer
(98 Fr.), bei Artiana
Kahlos seelische
und körperliche
Qualen fliessen
in ihre Bilder ein:
«Ich habe niemals
Träume gemalt.
Ich habe meine
Realität gemalt.»
Objekt «Muschel»,
unschamottierter
Ton (35 Fr.),
von Lora Sommer,
bei Tipi
Z
ZU TISCH
41
Tex t M A L E N A R U D E R
F o t o s N I C O L E B A C H M A N N S t y l i ng A L E L I L E A L F Ü R S T U DI O L A R D O
Nicht erst seit Hollywood sie für sich entdeckt hat, ist Frida Kahlo eine Inspiration für viele: Kunstfans,
Modeinteressierte, Frauenrechtlerinnen, Kommunisten sind von ihrem leidenschaftlichen, trotz unsäglichen
Schicksalsschlägen farbenfrohen und reichen Leben fasziniert
G
H
I
F
K
J
R
F
G
Der Look der
Künstlerin, von
der mexikanischen
Tracht inspiriert,
macht sie zur
Mode-Ikone.
1939 ziert sie
die französische
«Vogue».
Suzani aus
Usbekistan
(690 Fr.), bei
Living Room
H
Kahlos Werk ist
voller Bezüge auf
die Kunst der
Azteken und Maya.
Sie sind, wie
die traditionelle
Kleidung der
Kommunistin, als
Akte der Rebellion
zu verstehen.
Vase «Face»
(230 Fr.), bei
L’Elefantino
I
Zu den engen
Freunden und
Liebhabern
Kahlos zählt der
russische
Revolutionär
Leo Trotzki.
PET-Flasche
«Squeasy» (12 Fr.),
bei Living Room
J
«Nichts ist fürs
Leben wichtiger
als das Lachen. Es
bedeutet Stärke,
Selbstvergessenheit
und Leichtigkeit.»
Schüssel
«Raku Seestern»,
schamottierter
Ton (75 Fr.), von
Barbara Postiasi,
bei Tipi
Frida Kahlo
K
Zu ihrer ersten
Einzelausstellung
in Mexiko 1953
lässt sie sich,
todkrank, im
Bett bringen.
1954 stirbt
Kahlo an einer
Lungenembolie.
Ihr letzter
Tagebucheintrag
lautet: «Freudig
hoffe ich auf den
Übergang vom
Leben zum Tod.
Und ich hoffe, nie
zurückzukehren –
Frida.»
Schälchen (17 Fr.),
bei Artiana
Nägel, Eisen,
handgeschmiedet
(je 45 Fr.), bei
Limited Stock
42
ZENIT
Moderne Alchemie
Die Innereien einer Uhr kann man nicht neu erfinden, das Gehäuse schon: Die Industrie setzt heute auf
innovative Materialien. Einige haben echten Mehrwert zu bieten, etwa ein geringeres Gewicht oder eine höhere
Kratzfestigkeit. Andere Werkstoffe hingegen bieten ausser ihrem Neuigkeitswert wenig
TEXT F L O R I A N Z O B L
FOTOS F R E D M E R Z , P D
Auf einem Rundgang durch die Uhrenmesse «Baselworld» werden Alchemisten fündig: Auffallend viele Anbieter präsentieren
eigens entwickelte Materialien für die Gehäuse von Zeitmessern.
Breitling-Vizepräsident Jean-Paul Girardin enthüllt «Breitlight»,
einen Polymer-Verbundwerkstoff, aus dem ein Uhrengehäuse gefertigt ist – sehr leicht, sehr kratzfest, aber leider auch so attraktiv wie Plastic. Am Stand von Hublot treffen wir Mathias Buttet,
den Direktor der Forschungsabteilung des Unternehmens. Man
zeigt die Kristallform von Edelmetall – mit dem teuersten Metall
der Welt, Osmium, hat man zuvor schon Diamantglanz auf ein
Zifferblatt gezaubert. Nun ist «Cristal d’or de Genève» dran –
doch es bleibt bloss bei dekorativen Klümpchen. Funktionalität?
keine. Bulgari wiederum werkelt an Magnesium (siehe Interview
auf Seite 44), und bei Rado stossen wir auf wunderschöne in
Grün und Blau getauchte Keramik.
Die Uhrenindustrie steht unter Druck: Zwar hat sie den
mechanischen Zeitmesser bisher erfolgreich als beruhigendes
Gegengewicht zur Verödung der Sinne durch die Digitalisierung
positioniert. Nur lässt sich die Armbanduhr nicht mehr neu erfinden. Selbst was raffinierte Komplikationen oder eine bessere
Ganggenauigkeit angeht, hört man selten Neues. Es braucht aber
News, denn Stillstand ist – selbst in der beschaulichen Uhrenzunft – der Tod. Da verwundert es nicht, dass sich mehr und
mehr Hersteller an die «Verpackung» machen. Nie gab es eine so
vielfältige, zuweilen aberwitzig anmutende Materialforschung.
Dominierten Gold, Platin und Edelstahl bei der Produktion von
Gehäusen jahrzehntelang, greift man nun zu Hightech-Stoffen,
von denen man bis vor kurzem nicht einmal wusste, dass es sie
gibt oder wozu man sie verwenden könnte – so wie ein dem Carbon ähnliches Leinen-Harz-Gemisch oder ein kratzfestes Gold,
beide entwickelt von der Uhrenmarke Hublot.
Gleich neben der A 1, Höhe Nyon, prangen auf einem kühlen
Bauklotz-Gebäude fette Lettern, die sagen: «Hinschauen, Hublot,
Headquarter!» Und als wäre es den schützenswerten Formeln geschuldet, mit denen die Forschungsabteilung der Uhrenmarke
dort täglich hantiert, liegen zwischen der optischen Nähe und
der Anfahrt Welten: rechts abbiegen, wieder rechts, noch einmal
abbiegen – nur in einem Labyrinth stellt sich das Schwindelgefühl schneller ein. Dabei machen die Mitarbeiter von Hublots
Abteilung Research & Development kein grosses Geheimnis aus
Uhrentrend
Z
Z
ZENIT
Lubex
intelligence
Intelligentes Wirksystem
mit Biostimulatoren
refining serum
verfeinert das Hautbild
mattiert die Haut sofort
reduziert Falten
Zahlen und
Fakten
Anteil der EdelstahlModelle an allen 2015
exportierten Uhren
54
PROZENT
Datierung der ältesten
Keramikgefässe
mit Ursprung in Japan
13 000
VOR CHRISTUS
Gold-Anteil am
Gesamtgewicht einer
18-Karat-Legierung
75
PROZENT
dem, was da in ihren Töpfen köchelt, dampft, sich verformt und
verwandelt. «Natürlich spielt Marketing für das Unternehmen eine
wichtige Rolle», erklärt Mathias Buttet gleich zum Auftakt unseres
Besuchs, «wir wollen etwas Neues kreieren, das die anderen nicht
machen.» Wer einen Formeln spuckenden Techniker erwartet,
wird enttäuscht. Buttet beschreibt die Dinge praxisnah und sehr
direkt: «Etwas in der Horlogerie finde ich töricht: Man entwickelt
Uhren für Männer und exakt die gleichen, nur kleiner, für die Frau.
Als wäre die Frau eine Miniatur des Mannes.» Womit Mathias
Buttet einen Grund nennt, warum er auf der Basis von Carbon ein
neues «Wundermaterial» entwickelt hat. Hublot war die erste Manufaktur, die den leichten, festen und korrosionsfreien Verbundwerkstoff in die Uhrenproduktion aufnahm: ein Material, das vor
wenigen Jahren noch dem Bau teurer Sportwagen-Karosserien
vorbehalten war. «Irgendwann kam Jean-Claude Biver und sagte:
‹Mach mir ein weibliches Carbon›», klar, dass Buttet der Aufforderung seines Bosses, des Hublot-«Vaters» und heutigen Direktors
der LVMH-Uhren, nachkam.
Nun weckt Carbon vordergründig tatsächlich männliche Assoziationen: sein hoher Härtegrad, sein Einsatz im Rennsport,
seine kühle Funktionalität, es handelt es sich um einen Stoff, dem
jegliche Anmut fehlt – er steht quasi diametral zu all dem, was
man klassisch mit Feminität verbindet. Dazu ist er grau-schwarz.
Doch dieser Tristesse kann man nicht einfach mit Farbe begegnen. Einerseits lässt sich Carbon per se nicht färben, zudem beharrt das Management von Hublot auf dem Grundsatz, nur echte
Stoffe ohne künstliche Beschichtung einzusetzen. Mathias Buttet
stiess auf eine so simple wie effektive Lösung: Erst im Verbund
mit Harz wird Carbon zum stossfesten Material. Was also, wenn
man die eingelegten Kohlefasern durch Naturfasern ersetzt? Dem
Cheftüftler und seinem achtköpfigen Team gelang der Kunstgriff,
der fibre de carbone setzten die Forscher die fibre de lin entgegen. Es
handelt sich dabei um in Harz gebundenes Leinen, also aus Flachs
gewonnene Fasern, einen natürlichen Werkstoff, mit dem die
Menschen schon seit 36 000 Jahren arbeiten. «Das neuartige Carbon, das gar keines ist, besticht schon durch seine noch höhere
Härte», so Buttet, «denn Leinen hat Poren, somit verbindet sich
das Harz mit ihm vollständig, ausserdem kann man es beliebig
färben.» Zudem sei das Material ein Drittel leichter als KohlefaserVerbundstoff. Die ins Harz gestreuten Goldflocken hingegen: reine Spielerei. «Wir haben also einen technischen Stoff kreiert, der
Vorteile hat und schöner ist. So ist es, die Frauen sind besser als
die Männer, sie haben nur Vorteile», sagt der Romantiker Buttet.
Uhrentrend
NE
LINKE SEITE, GROSS
Luca Bianco im Labor
von Hublot. Der
Forscher betreut
die Produktion von
kratzfestem Gold.
U
LINKE SEITE, KLEIN
Uhr «Big Bang Gold
Linen» (23 900 Fr.)
von Hublot aus einem
Carbon-ähnlichen
Leinen-Harz-Verbund.
OBEN LINKS Titanerz.
GANZ OBEN RECHTS
Gehäuseoberteile von
Uhren aus leichtem,
hartem «fibre de lin»
von Hublot.
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44
ZENIT
Z
«So erhalten wir 30 Prozent leichteres 18-Karat-Gold, das kratzfest ist.»
UNTEN Spezialofen,
in welchem in den
streng gehüteten
Labors von Rado
Hightech-Keramik
gebrannt wird.
Fabrizio Buonamassa
Der 1971 geborene Neapolitaner war
Designer bei Fiat, bevor er 2001 zur
Schmuck- und Uhrenmarke Bulgari
stiess. Dort zeichnet er seit 2007 als
Uhren-Kreativ-Chef verantwortlich.
Bulgari setzt für die Branche neue
Werkstoffe wie Magnesium ein.
bulgari.com
OBEN Uhrendesigner Buonamassa.
RECHTS «Diagono Magnesium
Chronograph» (4950 Fr.), Bulgari.
Wenn ein neues Material wie Magnesium
zum Einsatz kommt, zeichnen Sie zuerst
die Uhr, und dann folgt die Umsetzung
mit dem Werkstoff?
Fabrizio Buonamassa Nein. Zunächst
braucht es ja überhaupt erst einmal eine
Idee, man will etwas ganz Neues kreieren. Und im Fall des Modells «Diagono»
bildete die Idee, den für Uhren völlig
ungewöhnlichen Werkstoff Magnesium
einzusetzen, die Basis für meine Arbeit.
Erst als wir uns entschieden hatten, es
mit Magnesium zu versuchen, habe ich
angefangen, mir über die Umsetzung des
Designs den Kopf zu zerbrechen.
zent leichter ist als übliches Gold, welches das
18-Karat-Soll erfüllt, aber kratzfest ist», sagt Bianco.
Während uns noch durch den Kopf schwirrt,
dass Hublots Wundergold wegen des hohen Borcarbid-Anteils stets gräulich bleibt, fragen wir
Andrea Caputo, Vizepräsident Marketing bei Rado,
wie es der Hersteller aus Lengnau (BE) mit der Farbigkeit von Keramik hält. «Schon in den neunziger
Jahren ist es uns gelungen, weisse Hightech-Keramik bei 20 000 Grad in ein platinfarbenes Material
zu verwandeln – und dies ohne Verwendung von
Metall. Zudem können wir auch goldene oder
roségoldene Töne aus Ceramos gestalten», erklärt
Caputo. Während Rado bei der Herstellung von
Ceramos mit einem Mix aus Keramik und Metall
arbeitet, besteht Plasma-Hightech-Keramik zu
100 Prozent aus Keramik. Das Unternehmen
spricht gar von «moderner Alchemie», erklärt Caputo. Doch hinter der marketingtauglichen Losung
stecken funktionale Vorteile: «Unsere PlasmaHightech-Keramik ist mit 1250 Vickers unglaublich
hart und kratzfest» – und mit dem aktuellen Siliziumnitrid habe man das Material der Zukunft entwickelt. Es sei halb so schwer und noch härter als
herkömmliche Hightech-Keramik.
Ist es nun Fluch oder Segen, dass nach Rado
viele Marken auf den Keramik-Zug aufgesprungen
sind? «Das verstärkt nur die Bekanntheit unserer
Uhren», sagt Caputo. Anfügen kann man noch:
Und es zeigt, dass auch Alchemisten wie diejenigen bei Hublot an Grenzen stossen. Deren gar
nicht so schöne Prototypen aus bunter Keramik
könnten wie das Breitling-Plastic einem «Yps»-Heft
entsprungen sein.
sium in irgendeine Form pressen. Reines
Magnesium ist zwar rund ein Drittel
leichter als Aluminium, es hat aber auch
eine geringere Festigkeit.
Wie haben Sie dieses Problem gelöst?
FB Wir haben eine Magnesium-Legierung
eingesetzt, zudem ist der MagnesiumMittelteil des Uhrengehäuses gerahmt.
Der Rahmen besteht aus extrahartem
PEEK, einem Polymer, wenn Sie so
wollen, einem Kunststoff. Schon dieser
Schritt erfordert ein spezifisches Design,
das betrifft auch die Bandanstösse.
Folgt Ihre Gestaltung streng dem Prinzip
«form follows function»?
FB Das wäre der klassische Ansatz, und
dagegen ist nichts einzuwenden, wir
verehren Bauhaus durchaus. Aber wir
sind eine Evolutionsstufe weiter, wir
interpretieren diesen Ansatz neu. Am
Ende sollen nicht irgendwelche Formen
herauskommen, die ausschliesslich der
Funktion dienen. Unser Anspruch ist
höher gehängt, wir verfolgen das Motto
«beauty follows function».
Und das reicht, um das leichte, aber empfindliche Material zu schützen?
FB Nein, es folgen zwei weitere Kniffe,
und mit ihnen gleichzeitig weitere Schritte der besonderen Gestaltung der Uhr.
Die Lünette besteht aus leichter, aber
extrarobuster Keramik, sie liegt wie ein
schützender Deckel auf dem GehäuseMittelteil mit dem Magnesium. Ausserdem haben wir das Magnesium mit
einem speziell von uns entwickelten Zier- und Schutzlack
versiegelt.
Hat die Schönheit nicht Grenzen, wenn
man ein neues Material anpackt?
FB Darin besteht eine der grossen Herausforderungen. Natürlich wollen wir
eine Uhr, an der auch die Finissage auf
höchstem Niveau steht. Allerdings kann
man nicht einfach hingehen und Magne-
Ein Schutzlack, Sie meinen
wie bei einem Auto?
FB Der Vergleich ist passend,
schon was das Magnesium
angeht. Tatsächlich spielt der
leichte Stoff in der Autoindustrie
eine zunehmend wichtige Rolle.
Uhrentrend
Magnesium ist weiss, doch wir wollen
ja schöne Uhren, die anders sind. Sie
sehen Anthrazit, Braun, Silber, Blau.
Und wenn Sie die rote Variante der
«Diagono» nehmen, hat auch sie ihre
Farbe erst mit dem Lack erhalten.
Das Rot ist dem Rennsport entlehnt.
Es geht aber um mehr. Mit unserem
«Motolac» ist Oxidation ausgeschlossen, zudem ist das Basismaterial
gegen extreme Temperaturen und
Wärmeausdehnung gefeit.
Wie weit darf man mit neuen Stoffen
gehen, so dass die Kundschaft sie
noch annimmt?
FB Unsere Kunden erwarten nicht
einfach Luxus. Die Beschichtung von
Magnesium mit Lack bringt nicht nur
Schutz und ein bisschen Farbe. Sie ermöglicht auch eine edle Körnung auf
der Oberfläche. Somit erfüllen wir
den Anspruch einer angemessenen
Finissage des Materials. Uns geht es
um eine optimale Funktion, neue
Technologie und Alleinstellungsmerkmale, aber immer auch um
die Schönheit.
Welches wäre denn in Ihren
Augen das beste Material?
FB Mein liebstes Material ist
stets das beste. Jedes, das sich
für eine bestimmte Uhr anbietet.
Interview: Florian Zobl
FOTOS: FLORIAN ZOBL, PD
LINKS Uhrenmodell
«True Blue» mit
Monobloc-Gehäuse
aus gefärbter
Hightech-Keramik
(1000 Fr.) von Rado.
Schönheit und funktionale Vorteile miteinander zu
verbinden, war auch die Vorgabe, aus der Hublots
kratzfestes «Magic Gold» reifte. Ein paar Räume
weiter arbeitet der verantwortliche Materialforscher
Luca Bianco. «In der Uhrenindustrie haben wir
18-Karat-Gold als Messlatte zu respektieren», erklärt
Bianco. «Das bedeutet, dass wir mindestens 75 Prozent Gold ins Gesamtgewicht einbringen müssen.»
Herkömmliches Gold braucht andere Metalle in der
Legierung, meist Kupfer und Silber, um das Gold zu
härten. 18-Karat-Gold ist aber immer noch weich, der
Härtegrad liegt bei nur 250 Vickers, bei StandardEdelstahl hingegen liegt er bei 490 Vickers und beim
magischen Hublot-Gold knapp unter erstaunlichen
1000 Vickers.
Und der Trick? 25 Prozent der Legierung bestehen aus Borcarbid, nach Diamant ist dies das
zweithärteste Material der Erde. Es folgt das Einmaleins der Alchemie: Normalerweise schmilzt
man Gold, Kupfer und Silber miteinander, so entsteht die 18-Karat-Legierung. Doch Borcarbid
schmilzt erst bei 2500 Grad – zu kompliziert! Also
arbeitet Bianco mit fester Keramik, komprimiert
Borcarbid-Pulver unter 2000 Bar Druck, wobei
Röhren entstehen. Diese Keramikröhren, aus denen
man später aufwendig Scheiben für Lünetten
schneidet, sind aber noch zerbrechlich. Im Sinterofen werden sie gebrannt und durch die Hitze
extrem hart. Aber sie bleiben porös, können Flüssigkeit aufnehmen wie ein Schwamm. In den durstigen Borcarbid-Block stösst man eine im Ofen bei
1100 Grad geschmolzene Goldlegierung von 25 Karat, das Ganze unter Druck mit einem speziellen
Gas. «So erhalten wir eine Legierung, die 30 Pro-
Publireportage
So scharf sehen wie in Ultra-HD-Qualität
Eine Erfolgsgeschichte: die revolutionäre DNEye ®-Technologie
bei Kochoptik
Langsam aber sicher hat es
sich herumgesprochen: Mit
den High-Performance-Brillengläsern von Kochoptik ist
absolut scharfes Sehen wie in
Ultra-HD-Qualität möglich.
Technologie auf neuestem Stand
Als einer der ersten Optiker in der
Schweiz hat Kochoptik auf die
DNEye®-Technologie gesetzt und
damit grossen Erfolg erzielt, denn
immer mehr Leute setzen auf die
neuen Brillengläser von Kochoptik.
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aller Zeiten – sozusagen für scharfes
Sehen wie in Ultra-HD-Qualität.
25 Mal genauere Messwerte
Der DNEye® Scanner erfasst das
gesamte Sehsystem per Scan
und liefert 25 Mal genauere Messwerte als alle anderen Verfahren.
Diese hochpräzisen Daten fliessen in
die Brillengläser mit ein. Ob bei
Gleitsicht-, Einstärken- oder Arbeitsplatzbrillen, das Ergebnis beeindruckt: Im Praxistest bestätigen
Brillenträger deutliche Verbesserungen ihrer Sehleistung im Vergleich
zu ihrer alten Sehlösung. Der Scan
dauert übrigens nur kurz, ist selbstverständlich schmerzfrei und vollkommen ungefährlich.
Weitere Pluspunkte
Mit den neuen Brillengläser ist
nicht nur schärferes Sehen gewährleistet, sondern auch ein breiteres
Sehfeld und eine höhere Kontrastwahrnehmung. Dies ist vor allem
im Strassenverkehr von Vorteil, bei
schlechtem Wetter oder allgemein
getrübten Sichtverhältnissen. Doch
auch vor dem Computer oder in
der Freizeit bestechen die neuen HighPerformance-Brillengläser von
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<wm>10CFWLIQ7DMBAEX3TW7p4dn3OwCosCqnKTqjj_R2nDCgbNzL5nK7h5bMdreybBWs2HHJE9osCJnqR7ibYw4aLAZWXFkFro7zGiCcD8NQY3cbLaV_iYHSrn-3MBWagkEXYAAAA=</wm>
Kochoptik durch einen nie dagewesenen Sehkomfort.
Qualität und Service
Kochoptik ist ein Schweizer Optiker
mit über 100-jähriger Tradition. Heute
gehört Kochoptik mit 24 Geschäften
im Raum Zürich, Basel und Bern zu
den führenden Optikunternehmen
in der deutschsprachigen Schweiz.
Sein Erfolg verdankt Kochoptik
insbesondere seinen hohen Qualitätsansprüchen und der Garantie,
die besten Sehlösungen für die
Kundenumfrage bestätigt Vorteile
In einer gross angelegten Kundenumfrage hat Kochoptik über
220 Kundinnen und Kunden zu ihren Erfahrungen betreffend Brillengläser mit DNEye®-Option befragt. 95% aller Befragten haben
vorher bereits eine Brille getragen und können die Veränderungen
gut beurteilen. So sehen 87% der Befragten mit DNEye®-Gläsern
besser als mit den alten und 91% würden die neuen Gläser weiterempfehlen.
Bedürfnisse seiner Kundinnen und
Kunden zu bieten. Intelligente Technologie kann einen guten Service nie
ersetzen. Darum steht bei Kochoptik
eine individuelle Beratung und
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46
IM GESPRÄCH
Caroline Scheufele
Bevor die 54-Jährige ins Familienunternehmen einstieg, war Chopard eine reine Uhrenmanufaktur.
Ab 1985 etablierte Scheufele erfolgreiche Schmuck linien, heute ist sie künstlerische Direktorin und
Co-Präsidentin des Konzerns, dessen Umsatz 2015 auf 870 Millionen Franken geschätzt wird
INTERVIEW M A L E N A R U D E R
FOTO A N O U S H A B R A R
Z
Z
IM GESPRÄCH
47
Was ist für Sie
Luxus? Die Freiheit, da zu sein, wo man gerne
Wie würden Sie sich beschreiben?
Leidenschaftlich,
positiv, voller Energie,
voller Ideen – und
ein bisschen ungeduldig.
ist, und das zu tun, was man gerne tut.
Ein Rat, den Sie befolgen?
Ein Lächeln kostet nichts! Ich sehe immer so viele
grimmige Menschen in Flugzeugen und Zügen,
das empfinde ich als Verschwendung. Dazu
kommt: Wenn man viel lächelt, dann altert man
besser, weil dann die Falten nach oben zeigen.
Wofür sind Sie dankbar?
Jeden Tag dafür, dass ich gesund bin.
Das Wichtigste,
was Sie in Ihrem
Leben erreicht
haben?
Meinetwegen hat
Chopard nicht nur
Uhren, sondern auch
Schmuck im Angebot! Im
privaten Bereich würde
ich sagen: ein glückliches
Familienleben.
Das erste Schmuckstück, das Sie entworfen haben?
Mit sechzehn Jahren, noch als Schülerin,
kreierte ich den «Happy Diamonds»-Clown
mit farbigen Diamanten im Bauch.
Wie entwerfen Sie ein neues Design?
Mit Papier und Stift, beides habe ich immer
dabei, auch wenn ich schlafe. Denn wenn ich nachts
aufwache, habe ich manchmal eine Idee, und
wenn ich bis am Morgen warte, ist sie weg. Also notiere
ich mir ein Wort oder einen Hinweis.
Ja!
Träumen Sie also manchmal
von neuen Schmuckentwürfen?
Auch von Events, ein ganz kunterbunter Film läuft da in meinem Kopf ab.
Ist das Internet eine
Inspirationsquelle?
Nein. Aber eine Informationsquelle, man hat
auf einen Klick alles Wissen, für das man früher in
eine Bibliothek musste. Aber Inspiration finde ich in
Architektur, Musik, Farbpaletten und in der Natur.
Die grösste Veränderung in der Schmuckwelt, seit Sie dabei sind?
Haben Sie
einen Lieblingsedelstein?
Ich liebe sie
alle, aber wenn
ich jetzt einen
herauspicken
müsste, dann
wäre es der
Diamant. Er ist
ein ehrlicher,
verlässlicher
Stein – und total
transparent.
!
Echtschmuck ist heute viel
mehr von der Mode beeinflusst.
Gold oder Silber?
Gold
Chopard hat eine
«Fairmined»-Gold-Kollektion.
Werden Sie eines Tages nur noch mit
nachhaltigen Materialien arbeiten?
Das ist mein Ziel. Natürlich ist es noch
ein langer Weg bis dahin, aber Rom wurde
ja auch nicht an einem Tag erbaut.
Warum ist
Schmuck
eine gute
Investition?
Qualitativ hochwertige
Steine können eine bessere
Investition sein als Aktien. Und
dazu kommt ja noch die Freude,
ein Schmuckstück zu tragen.
Darf ein schönes Schmuckstück auch unbequem sein?
Nein, auf gar keinen Fall! Schmuck muss angenehm
zu tragen sein und gut in der Hand liegen.
Caroline Scheufele
48
IM GESPRÄCH
Work
CAROLINE SCHEUFELE
Lieblingsort
Die besten Ideen
habe ich immer, wenn
Z
Life
A m Wa s s e
ich
nicht im Büro bin
r
Immer dabei
Papier und Farbstifte
von CARAN D’ACHE
Papier und Farbstifte
von CARAN D’ACHE
Hotel
Hôtel de Vendôme,
unser eigenes
Hotel in Paris
Hotel
Cipriani
in Venedig
Uhr
«Happy Sport», weil sie alles
«L. U. C Tourbillon»,
mitmacht
die perfekte Verbindung von Haute
Joaillerie und Haute Horlogerie
Restaurant
Das chinesische
Restaurant
TSÉ FUNG
im Hotel La Reserve,
ganz nahe bei
unseren Büros
«AUBERGE D’ON EX»,
ein phantastischer Italiener
in Genf
Outfit
Jeans
und
T-Shirt
Ralph Lauren
. . . und für
den roten Teppich
Elie Saab und
Dolce & Gabbana
Fortbewegungsmittel
Range Rover oder
Bentley
Continental
Die Beine – meine neun Hunde müssen raus!
High
Heels
Schuhe
Loafers von Tod’s
Musik
Gan z
April 2016
laut
FOTOS: FOTOLIA, PD
Mit Kopfhörern
ZUGABE
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49
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Echtes Weltstadtflair
DAS F R A NK F UR T ER BA HNHOFSVIER T EL GA LT JAHR ZEHN T EL A NG A L S E XPLOSIV E MISCHUNG: ROT L ICH T- UND
DR OGE NMIL IE U Z U M E INE N, BE W OHNE R A U S A L L E R HE R R E N L Ä NDE R N MI T A L L E R M Ü T T E R SP R A C HE N Z UM A NDE R EN.
IN Z W ISCHEN H A BEN SICH S Z ENE K NEIPEN UND K ÜNS T L E R AT E L IE RS IM Q UA R T IE R E TA BL IE R T
Text C L A U DI A DI E M A R
Am Anfang war alles Pracht. Nachdem man am 18. 8. 1888
den gigantischen Frankfurter Hauptbahnhof als Kathedrale
des Fortschritts eröffnet hatte, entstand drumherum ein nobles
Quartier. Die Kaiserstrasse als zentrale Achse wurde als breiter,
prunkvoller Boulevard mit Bäumen angelegt. Pompöse Gründerzeithäuser mit Balkonen, Säulen und Erkern schossen aus dem
Boden. Im Erdgeschoss lockten elegante Geschäfte, darüber riesige Wohnungen für das gehobene Bürgertum.
Erstaunlich viel davon überstand die Bomben des Zweiten
Weltkrieges. Und dennoch ging es danach nur noch bergab. Das
Quartier wurde zur zweifelhaften Vergnügungsmeile, gern
frequentiert von den amerikanischen Besatzungssoldaten. Zu den
Bordellen kamen die Dealer und Junkies – und mit den Drogen
Elend und Kriminalität. Trotzdem blieb es immer ein vitaler Ort,
in den schlimmsten Zeiten von seinen ausländischen Bewohnern
über Wasser gehalten. Der Bahnhof selbst wurde zum Treffpunkt
der Gastarbeiter, aus denen Immigranten wurden. In dem vom
Bürgertum verlassenen Terrain konnte man sich billig einmieten.
Fotos H E I KO P R I GG E
Türkische Teestuben und arabische Läden entstanden, und in
der Münchener Strasse reihen sich orientalische Barbiere an
Friseursalons. Nirgendwo in der Mainmetropole gibt es so viele
kleine Lebensmittelgeschäfte mit einem derart breiten Angebot
– Meeresfrüchte, frischer Fisch, exotische Gemüse und Gewürze
an jeder Ecke. Zudem finden sich drei Moscheen, eine Kirche
sowie die Niederlassung einer Freimaurerloge im Quartier.
Das Bahnhofsviertel ist ein Ort in Bewegung, ein Platz des
Flüchtigen und Fremden. Aber auch einer, der in den letzten Jahren zu neuem Selbstbewusstsein gefunden hat. Denn die Stadt
entschied sich vor einiger Zeit, ihre repressive Drogenpolitik aufzugeben, schuf Anlaufstellen wie Fixerstuben. In der Kaiserstrasse wurde wieder zweimal wöchentlich ein Markt abgehalten. In
einer stillgelegten Fabrik entstanden Künstlerateliers. Plötzlich
kamen die Hipster. Szenebars und schräge Restaurants folgten.
Wohnungen wurden zu luxuriösen Logen saniert und werden
heute für eine gute Million verkauft. Die «Pracht» ist zurück.
Auch als Name einer Bar, die unbedingt zu empfehlen ist.
Frankfurt – Bahnhofsviertel
50
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AUSGEHEN
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HAUPTBAHNHOF
barplank.de
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orange-peel.de
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Plank
Café-Bar-Studio nennt
sich der neue Treff der
lokalen Hipster-Szene.
Hinter den grossen
Scheiben des Lokals
gibt es tagsüber guten
Kaffee und köstliche
Naschereien wie
Pastéis de Nata, PeanutCookies oder ZitronenTarte. Abends wird
es bei coolen Cocktails
so voll, dass man vor
allem draussen steht.
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ILLUSTRATION: GIULIO MIGLIETTA
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04
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03
WIE IM SÜDEN
«Nizza» wird die grosse Parkanlage entlang des Mainufers genannt.
Und sie trägt ihren Namen zu Recht. Im Windschatten der roten
Sandsteinmauer, die den Main-Quai vor eventuellem Hochwasser
schützt, gedeihen Bananen, Palmen, Zedern und Zaubernüsse. An
Wochenenden schnauft zudem manchmal der historische Dampfzug
der einstigen Hafenbahn vorbei – wie durch einen Dschungel. Der
Holbeinsteg führt die Flaneure vom Park auf die südliche Seite des
Flusses ans Museumsufer.
ESSEN
Hamsilos
Ultrafrischen Fisch
und Meeresfrüchte,
zur Ansicht auf Eis
gebettet, gibt es zu
zivilen Preisen in
diesem ebenso charmanten wie einfachen
Lokal unter türkischer
Leitung. Ausserdem
leckere Vorspeisen,
sehr günstige Weine
und eine freundliche
Bedienung.
Münchener Strasse 28
04 Gepökeltes
05
Maxie Eisen
Das nach einem
jüdischen Gangster
benannte Ecklokal
serviert die im Viertel
längst zum Kultfutter
gewordenen PastramiSandwiches mit
gepökeltem Rindfleisch
in unzähligen Varianten. Dazu gibt es gute,
hausgemachte Limonaden. Die angrenzende
Bar ist abends stark
frequentiert.
Mainnizza
Wie ein im Grünen
gestrandetes Schiff
mit geblähtem Segel
wirkt das direkt am
Fluss gelegene hypermoderne Gebäude.
Serviert werden
regionale Klassiker
ebenso wie mediterran
inspirierte Gerichte.
Im Sommer kann man
herrlich draussen
sitzen und die Schiffe
vorbeiziehen sehen.
maxieeisen.com
mainnizza.de
Regional & mediterran
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Street-Art
Fisch
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06 – «Walon & Rosetti»
03
A
CH
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Orange Peel
Schon der Zugang ist
umwerfend: Durch
eine herrschaftliche
Kutschen-Einfahrt geht
es in den Hinterhof
zum Club im Stil der
sechziger und siebziger
Jahre. Ob Blues, Jazz,
Swing, Rockabilly oder
RockʼnʼRoll – anything
goes. Und das Publikum
ist demokratisch
gemischt, bezüglich
Alter und Styling.
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06 International
Walon & Rosetti
«Food, Drinks and
Happiness» lautet das
Motto des Szenetreffs
in der Moselstrasse. An
grossen Holztischen
werden wöchentlich
wechselnde internationale Gerichte wie
peruanische Ceviche,
provenzalische Socca
oder mit Lamm und
Pinienkernen gefüllte
Auberginen serviert.
04 – Pastrami-Sandwich bei «Maxie Eisen»
walon-rosetti.com
Hauptbahnhof bei Nacht
ORIENTALISCHE MEILE
Die Münchener Strasse ist die lebendigste Strasse im Quartier. Hier
mischen sich uralte Geschäfte wie der Tabakladen Pfeifen-Weider oder
Schuh-Krolla mit türkischen Barbieren, pakistanischen Gemüsehändlern
und afghanischen Ramschläden. Hier gibt es frische Austern und Fisch
ebenso wie Massschuhe und ein privates Hammermuseum bei der Schuhmacherei Lenz. Wenige Schritte weiter findet man eine Moschee neben
einer phantastischen Bäckerei im Hinterhof. Die «Münchener» wirkt wie
ein einziger Basar – und mittendurch führen die Tramlinien 11 und 12.
Frankfurt – Bahnhofsviertel
13 – Dagmar Krömer von Lockstoff
NK
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07 – The English Theatre
51
«25 hours by Levi’s»
08 – «Café à la Carte»
KULTUR
Blick ins Quartier
AU F E INE N K A F F E E M I T BE R NIE H A HN VON C R E A M M USIC
«Seit 1904 existiert unser Musikhaus Hummel, das sich um 1970 herum
den etwas weltläufigeren Namenszusatz ‹Cream Music› gegeben hat. Denn
unsere Kunden kommen wirklich aus aller Welt. Elvis Presley hat 1958 bei
meiner Grossmutter eine Gitarre gekauft. Bill Haley und die Stones gehören
ebenfalls zu den Kunden. Die Lage unseres Geschäfts ist unschlagbar: nur
50 Meter vom Hauptbahnhof und nur eine Viertelstunde mit dem Taxi
vom Flughafen entfernt. Klar, das Bahnhofsviertel ist nicht gerade ein Revier
für Chorknaben. Aber es wird zunehmend attraktiver. Hier gibt es kleine
Gewürzläden, in denen man Sterneköche auf der Suche nach Raritäten
trifft. Kulinarisch ist das Quartier einzigartig. Die Fischteller bei Alim oder
im ‹Hamsilos› (03) in der Münchener Strasse sind legendär. Ich persönlich
mag auch den unscheinbaren Thai-Imbiss Pattaya und das gleich daneben
liegende ‹Indigo› mit authentischer indischer Küche an der Ecke Taunusund Weserstrasse. Das Quartier vermittelt ein echtes Weltstadtgefühl.
Die ‹Bahnhofsviertelnacht› im Hochsommer ist das absolute Highlight.
Wenn die Bands auf der Bühne
vor dem Cream Music spielen,
tanzen bis zu 3000 Leute auf
diesem Abschnitt der
Taunusstrasse.»
cream-music.com
07 Auf der Bühne
Kaiserpassage
The English Theatre
Das grösste englischsprachige Theater Kontinentaleuropas ist eine
Institution in der Weltstadt
am Main. Hier aufgeführte
Stücke wie das mit dem
Pulitzerpreis gewürdigte
«Disgraced» nehmen
Bezug auf die aktuelle
Politik. Und nur einen
Steinwurf entfernt liegen
das Schauspiel und die
hochgelobte Oper der
Städtischen Bühnen.
english-theatre.de
09 – «Klein und Main»
CAFÉS
08
Multifunktional
09 Heimelige Oase
Café à la Carte
Ein helles, elegantes
Kaffeehaus mit
französisch inspirierter
Patisserie. Im Nebenraum ein angenehmes
Restaurant, das zum
Business-Lunch von
Bankern rege frequentiert wird. Zudem gibt
es für Raucher eine
Zigarren-Lounge mit
Bar sowie eine grosse
Sommerterrasse.
Klein und Main
An der Fassade findet
man weder Schild noch
Schriftzug. Und auch
die Website gibt nicht
viel her. Also einfach
reinspazieren und es
sich gutgehen lassen in
heimeliger Atmosphäre
bei einem «Café
Diabolo» oder einem
feinen Tee. Dazu passen
Zimtschnecken und
andere Köstlichkeiten.
cafealacarte.de
kleinundmain.de
SHOPPING
10
Musikinstrumente
Cream Music –
Musikhaus Hummel
Phil X von Bon Jovi
zählt die Adresse zu
den besten Gitarrenläden weltweit. Ausserdem gibt es hier Drums,
Keyboards, Synthesizer
und Studioausrüstung.
Allein das Inventar mit
Sofa und uralter Kasse
ist einen Besuch wert.
Kleine Instrumente wie
Maracas, Shaker und
Tamburine passen in
jeden Koffer.
cream-music.com
11 Buchhandlung
Südseite
«Die Macht der Kultur
gegen die Kultur der
Macht» lautet das
Motto in diesem Mekka
für Bibliophile. Bücher
in mehr als einem
Dutzend Sprachen
türmen sich hier auf
Regalen bis unter die
hohe Decke. Brigitta
Leisse und Giuseppe
Zambon führen den
Hort der Kultur mit viel
Engagement.
Kaiserstrasse 55
12
Papierwaren
Fleischhauer
Nicht um die Wurst,
sondern um alles
Schöne und Notwendige zum Schreiben
geht es in diesem
Familienbetrieb, der
zu den Urgesteinen
des Quartiers gehört.
Papierwaren aller Art,
schöne Schreibgeräte
und ausgefallene
Geschenkartikel sind
in grosser Auswahl
vorhanden. Beste
Beratung ist garantiert.
13 Mode vom Main
Lockstoff
Bitte klingeln! Durch
eine Metalltür und den
Hof geht es ins Hinterhaus in die Räume
des Modelabels zweier
Frankfurter Designerinnen. Dagmar
Krömer und Ursula
Beeker entwerfen
kreative, tragbare Mode
für urbane Frauen,
hergestellt in Italien
und Portugal. Denn
ewig lockt das Weib!
lockstoff.biz
Münchener Strasse 41
Frankfurt – Bahnhofsviertel
Bernie Hahn
SCHLAFEN
Übernachten im Kiez? Nichts leichter als das,
denn das Bahnhofsviertel hat die höchste
Hoteldichte Europas. Über 5000 Gästebetten
in allen Kategorien, vom einfachen Hotel
bis zur Luxusherberge, wurden zuletzt gezählt. Ob im Stil von 1001 Nacht in der «Villa
Oriental», in der coolen Atmosphäre des
«25 hours by Levi’s» oder in der trendigeleganten Luxusherberge «Roomers» – für
jeden Geschmack steht das richtige Bett
bereit. Ein Geheimtipp ist das sehr persönlich geführte Hotel Nizza mit nur 26 Zimmern
und einer hochromantischen Dachterrasse in
einem Gründerzeithaus mitten im Quartier.
03 – «Hamsilos»
52
ZUGABE
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ZU GEWINNEN
Für schönere Tage
2
1
GE W I N N E N S I E E I N E S V O N 17 SE NS A I - P F L EGE - S E T S À 2 8 5 F R A N K E N
1
« C E L L U L A R P E R F O R M A N C E T H R OAT A N D BU S T L I F T I N G E F F EC T»
2
« C E L L U L A R P E R F O R M A N C E DAY C R E A M »
Teilnahmeschlus s
2 4 . A P R I L 2 0 16
zu- gew innen @ nz z .ch
Die «Cellular Performance
Day Cre a m» von Sen s a i
schützt die Haut mit SPF 25
und wirkt gegen die fünf
Hauptmerkmale der Haut­
alterung: Trockenheit, Festigkeitsverlust, Linien, Falten
und Mangel an Ausstrahlung.
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sehr schnell ein und spendet
viel Feuchtigkeit, der angenehm fruchtig­blumige Duft
verschönert das Aufstehen am
Morgen zusätzlich.
Aber nicht nur das Gesicht, auch Hals und Décolleté
verlangen nach einer Extra­
portion Pflege: In diesem
Bereich ist die Haut dünner
als im Gesicht, deshalb ist sie
besonders anfällig für Festigkeitsverlust und Faltenbildung. Die leichte Gel-Crème
«Cellular Performance Throat
and Bust Lifting Effect» zeigt
sofort nach dem Auftragen
Wirkung. Sie intensiviert die
Straffung des Gewebes, defi­
niert das Kinn und die Kon­
turen des Halses und glättet
das Décolleté. Eine von Sensai
entwickelte Massagetechnik
unterstützt den Lifting-Effekt.
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Wert von je 285 Franken. Um
zu gewinnen, schicken Sie eine
E-Mail mit Ihrem Namen und
Ihrer kompletten Adresse an
zu­[email protected].
Viel Glück!
Mi tarbei tende der N Z Z-Mediengruppe sind zur
Teilnahme am Wet tbewerb nicht berechtigt .
Aus den richtigen Einsendungen werden eine
Woche nach Erscheinen des Magazins in der
Redak tion die 17 L ose gezogen. Die Gewinner
werden schrif tlich benachrichtigt . Mit der
Teilnahme am Wet tbewerb erklären Sie sich
dami t einvers tanden, dass die Neue Zürcher
Zei tung AG alle für die Durchführung und
A bwicklung des Wet tbewerbs er forderlichen
Daten erhebt und diese für den Zei traum des
Wet tbewerbs speicher t . Ausserdem erklären
Sie sich dami t einvers tanden, dass Ihre Daten
für Marketingz wecke, zur Kundenpflege
und für personalisier te Werbung ver wendet
werden dür fen. Die Daten können zu diesen
Zwecken auch innerhalb der NZ Z-Mediengruppe
wei tergegeben und ver wendet werden.
Die Gewinnerlis ten werden nicht öf fentlich
publizier t . Der Recht sweg is t ausgeschlossen,
Mehr fachteilnahmen werden gelöscht .
Teilnahmeschluss für den Wet tbewerb is t
der 24 . 4 . 2 016 . Danach eintref fende E-Mails
werden nicht mehr berücksichtigt .
IMPRESSUM
Z – Die Substanz des Stils
is t ein Magazin der N Z Z
Chefredak tion
F elix E . Müller (fem.)
Nicole A l thaus (na.)
Redak tionelle Leitung
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Redak tion
Rober to Zimmermann (roz.)
(Ressor tlei tung S til / Z )
K im Dang (kid.)
Chris tina Hubbeling (chu.)
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David S treif f Cor ti (das.)
F lorian Zobl (fzo.)
Autoren
Bice Curiger, Claudia Diemar,
Raphael Güller, Daniel Hug,
Sarah Illenberger, Richard Kägi,
Manfred Paps t , Eugen S tamm,
Barbara V inken
Ar t-Direction
Claudio Gmür (clg.)
L ayout
A lexandra Kojic (akc.)
Jürg Sturzenegger
Produk tionsleitung
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Bildredak tion
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Korrek torat
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Adresse Redak tion
N Z Z am Sonntag
Pos t fach
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Case pos tale 7 0 8 2
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für « Z – Die Subs tanz des S t ils»
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Projek tleitung
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TAG Heuer
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Thomas Sabo
www.thomassabo.com
Tomas Maier
www.tomasmaier.com
Waring
www.waringproducts.com
Womo
www.womostore.com
Zadig & Voltaire
www.zadig-et-voltaire.com
Zenith
www.zenith-watches.com
Z
ZUGABE
53
ROUND TABL E
Redaktion A N N A K A M I N S K Y
MULTITASKING WIRD ÜBERBEWERTET
R EGU L A BU EH LER
Geschäf tsleiterin von Autismus Deutsche Schweiz, der grössten NPO
im Bereich Autismus in der Schweiz
SEN EM W ICK I
«Menschen mit einer Autismus­Spektrum­Störung und Multitasking –
zwei grössere Gegensätze gibt es wohl kaum. Detail­Fokussiertheit und
die Fähigkeit, sich auf etwas zu konzentrieren, zählen unter anderem zu
den grossen Stärken, die Menschen mit Autismus auszeichnen. Genauso
stehen ihnen diese Fähigkeiten aber in unserer Multitasking­Welt im Weg.
Ihre Probleme in der Kommunikation und der sozialen Interaktion mit
anderen Menschen erschweren die Bewältigung des Alltages beträchtlich.
Ebenso ihre stereotypen Verhaltensweisen und das Bevorzugen von ge­
nauen Ritualen und Abläufen. Aber eigentlich ist es doch so wertvoll,
wenn jemand ganz auf ein Spezialinteresse oder ein Thema fokussiert und
nicht ständig durch Multitasking abgelenkt ist.»
Assoziier te Projektleiterin W. I. R. E., Think-Tank
für Business, Society und Life Sciences
«Multitasking scheint die Lösung der Stunde zu
sein, um in der Multioptionsgesellschaft in unter­
schiedlichen Disziplinen – Geld, Glück, Geburten –
gleichzeitig reüssieren zu können. Mehr ist aber oft
nicht mehr. Im Gegenteil, die übersättigte Gesell­
schaft ächzt unter der Last der eigenen Ambition
und sehnt sich nach Reduktion. Dabei hätten wir ja
eigentlich mehr Zeit für das Einzelne, schliesslich
steigt die Lebenserwartung laufend. Vielleicht soll­
ten wir die Modi wechseln, von Sprint auf Langstre­
ckenlauf. Konzentrationsfähigkeit würde wichtiger,
Schnelligkeit nicht unbedingt. Wir könnten das
Leben in seiner Vielfalt entdecken und uns seinen
Aufgaben stellen. Aber einer nach der anderen.»
DA N I EL GR EM LI
Mitgründer von Bandara – Vir tual Reality
Content Studio
R AY H ER LI TZ
F ELI X DOLL
Schmuckdesigner
«Ich vertrete die Meinung, dass man beruflich wie pri­
vat sehr viel mehr schafft, wenn man jeden Punkt sei­
ner To­do­Liste in bewusster Gegenwart erledigt und
nicht gedanklich wie praktisch hin und her springt.
Besonders verstörend finde ich, wenn man Multitas­
king während der kostbaren gemeinsamen Zeit mit
Freunden betreibt. Ein Auge auf dem Handy, kurz noch
den News­Feed checken, dabei die Gedanken an
zukünftige Ideen verschwenden, und der Mund erzählt
Geschichten aus der Vergangenheit. Eins nach dem
anderen und jedes mit vollem Bewusstsein!»
Kulturmanager und DJ,
arbeitet für die Manifesta 11
und ist Mitglied des
Kollektivs Extraleben
«Multitasking ist zu einem
Dauerzustand geworden.
Ungeteilte Aufmerksam­
keit ist somit der grösste
Liebesbeweis.»
«Das Smartphone macht uns alle zu Multitaskern. Es
ist stets in Griffweite, und zwischen zwei Push­Mel­
dungen, die nach unserer Aufmerksamkeit schreien,
vergehen meist nur wenige Minuten. Ich persönlich
glaube, dass uns Multitasking nicht effizienter macht,
sondern dümmer. Und weniger kreativ. Kein Wunder,
dass viele von uns ihre besten Ideen unter der Dusche
haben. Ebenso ist es kein Wunder, dass das Thema
Virtual Reality (VR) derzeit auf so grosses Interesse
stösst – besonders in der Bildung und im Marketing.
Denn wer sich eine VR-Brille aufsetzt, schenkt dem
betrachteten Inhalt seine volle Aufmerksamkeit. Es
gibt keine Ablenkung, kein Multitasking. Und damit
im Vergleich zu herkömmlichen Medien ein viel in­
tensiveres Erlebnis mit hohem Lerneffekt.»
L AU R A BRUNS
Stadt forscherin, Freelance-Konzepterin und Projektleiterin
BENJA M I N W I EDER K EH R
Designer und Geschäf tsführer bei Interactive Things
«Erstaunlich, wie viele Personen Multitasking als
eine Tugend oder gar als eine Qualifikation an sich
betrachten. Ich selbst bin entsetzlich schlecht darin,
mehreren Dingen gleichzeitig meine Aufmerk­
samkeit zu schenken. Entsprechend dürftig sind die
Resultate, wenn ich es dennoch versuche. Ich bin
überzeugt, dass wir Menschen eine begrenzte, wenn
auch erneuerbare Menge an mentaler Kapazität ha­
ben. Je mehr Aufgaben zeitgleich darum ringen,
desto weniger bleibt für alle. Wenn intellektuelles
Engagement gefordert ist, scheint mir ungeteilte
Konzentration essenziell. Nach Möglichkeit erledige
ich meine Aufgaben fokussiert und in priorisierter
Reihenfolge. Singletasking liefert nicht nur bessere
Resultate, sondern entlastet auch den Geist.»
«Ein Team aus vielen Multitaskern heisst nicht unbedingt etwas Gu­
tes für ein Projekt. Denn zum einen vermisst man das Commitment
für die Sache, zum anderen schleichen sich leichter Fehler ein, und
bestimmte Schleifen müssen zweimal gedreht werden. Multitasker
sind schneller gestresst, haben keine innere Ruhe, um auf die Sache
zu fokussieren, oder vergessen wichtige Besprechungspunkte. Die
Teammitglieder kommen leichter an ihre Grenzen und sind weniger
belastbar. Zunehmende Konzentrationsschwäche oder sogar geis­
tige Abwesenheit bei Treffen können im Projektverlauf einen gravie­
renden Leistungsabfall bedeuten. Findet sich niemand, der dies auf­
fängt, wird schnell eine gefährliche Kettenreaktion ausgelöst. Um
zumindest bei der Konzeption solche Zustände zu vermeiden, wer­
den alle Medien abgeschaltet, und ein Stift und Papier verschaffen
mir höchste Konzentration und Produktivität. Weniger ist mehr.»
April 2016
54
ZUGABE
Z
ZITAT
Ausgesucht und kommentiert von M A N F R E D PA P S T
ist eine
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« D s ign
Kunst,
d ie vor a l lem
aus dem
Wettbewerb
ENTS TEHT.
Ähnlichen
Produkten
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sie
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p
a
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den
NIMBUS
der
Unver wechselbarkeit.
»
Roger Willemsen (1955 – 2016),
deutscher Publizist
Kugelschreiber sind simple Schreibgeräte. Weshalb sollen wir genau diesen kaufen? Weil er aussieht, als eigne er sich besonders zum Unterschreiben von Staatsver trägen? Oder weil er angeblich auch auf dem Meeresgrund funk tionier t? Joghur ts schmecken alle ziemlich ähnlich. Aber die
einen kommen im Glas stat t im Becher daher. Das verleiht ihnen einen Nimbus von Gediegenheit. Roger Willemsen, der grosse, viel zu früh verstorbene Publizist, hat te einen Sinn für solche kleinen Unterschiede – wie für
vieles andere. Er war ein Mann von leicht füssiger Intelligenz und grösster
Liebenswürdigkeit. Ein Gnu unter Tapiren. Auch für das Magazin «Z» hat er
geschrieben. Wir gedenken seiner dankbar und wehmütig.
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4 0 , R U E D U R H Ô N E G E N È V E + 4 1 2 2 3 1 7 4 9 2 0 – W W W. B R E G U E T. C O M