Vor der drohenden Trauung in die Hochzeit

REGION KULTUR
Oberli-Erfolgsfilm
in Bühnenfassung
Schaan. – Er war einer der erfolgreichsten Schweizer Filme der letzten Jahre. «Die Herbstzeitlosen»
der jungen Regisseurin Bettina
Oberli mit Stephanie Glaser in
der Hauptrolle. Das Vorarlberger
Volkstheater mit Autor Stefan Vögel hat sich die Bühnenrechte an
dem Stoff gesichert und bringt nun
die Komödie nach der Uraufführung in Vorarlberg nach Schaan.
Am Mittwoch, 27., und am Donnerstag, 28. Mai, gastiert die Inszenierung von Phillippe Roussel jeweils um 20 Uhr im Theater am
Kirchplatz in Schaan. (so)
Architekturwandern
in Graubünden
Chur. – «Himmelsleiter und Felsentherme – Architekturwandern
in Graubünden». So lautet der Titel des Buches, das am Mittwoch,
27. Mai, um 18.30 Uhr im Café
«Mühlbach» in Chur vorgestellt
wird. Das im Rotpunktverlag erschienene Buch verschafft gemäss
einer Mitteilung einen Überblick
sowohl über die vielfältigen historischen Bauwerke Graubündens
als auch über die zahlreichen
höchst bemerkenswerten Beispiele
zeitgenössischer Architektur im
Kanton von Architekten wie zum
Beispiel Peter Zumthor, Gion Caminada und Valerio Olgiati. Präsentiert wird das Werk unter anderen vom «Hochparterre»-Chefredaktor Köbi Gantenbein. (so)
Jazz-Trio spielt in
der Klibühni auf
Chur. – Das Schweizer Jazz-Trio
Hellmüller-Sisera-Renold gibt am
Donnerstag, 28. Mai, um 21 Uhr
ein Konzert in der Churer Klibühni. Soeben erschien mit «9 views of
a landscape» das neue Album des
Trios. Der Gitarrist Franz Hellmüller, der Kontrabassist Luca Sisera
und der Schlagzeuger Tony Renold
musizieren seit 2006 gemeinsam.
Das Trio teilt gemäss einer Mitteilung dieselbe Passion für Musik
und strebt nach derselben musikalischen Vision: spontaner Umgang
dreier gleichberechtigter Musiker
mit musikalischem Material. (so)
DIE SÜDOSTSCHWEIZ | MONTAG, 25. MAI 2009
7
Vor der drohenden Trauung
in die Hochzeit geflohen
Das Projekt «Basta! – Junges
Theater Chur» hat am Samstag
mit der Premiere von «Leonce
und Lena» den Schritt von der
Theorie zur Praxis vollzogen –
ein gelungener Einstand.
Von Carsten Michels
Chur. – Zwei Königreiche, die Popo
und Pipi heissen; ein Prinz und eine
Prinzessin, die nicht verheiratet werden wollen; eine Flucht, die versandet; und ein etwas müdes Happy End.
Georg Büchners Satire «Leonce und
Lena» von 1836 über die deutsche
Kleinstaaterei und deren gelangweilten Adel ist vielleicht nicht gerade
das, was Bündner Jugendliche heutzutage vom Hocker reisst. Es sei denn,
man würfelt Handlung und Personen
gehörig durcheinander, kürzt hier, aktualisiert dort und fügt die Einzelteile zu etwas Neuem zusammen. Genau
das hatTheaterpädagoge RomanWeishaupt getan. Und siehe da: Die jugendlichen Mitglieder des Projekts
«Basta! – Junges Theater Chur» fingen im Laufe der mehrmonatigen Proben offenbar Feuer. Mehr noch, sie
haben die Geschichte von Leonce und
Lena ganz und gar zu ihrer Sache gemacht.
Am Samstag stellte sich «Basta!»
im Theater Chur mit ihrer BüchnerAdaption erstmals dem Publikum.
«Mensch, du besitzest eine himmlische Unverschämtheit» – dieser Satz
von Leonce hätte durchaus als Premieren-Motto dienen können, wenn
er denn gefallen wäre.Aber die Passage wurde – wie viele andere – gestrichen. Überhaupt nicht zum Nachteil.
Denn was da am Samstag über die
grosse Bühne ging, war ein frischer,
erstaunlich unkonventioneller Theaterabend, kurzweilig und vergnüglich.
Melancholisches Sprücheklopfen
Zum besseren Verständnis ein Abriss
der Handlung: Prinz Leonce (Felix
Kammer) und seine Kumpane (Sandro Lötscher, Ricardo Mainetti) bringen ihre Tage mit melancholischer
Sprücheklopferei und in gähnender
Langeweile herum. Im Überdruss gibt
Leonce seiner Gespielin Rosetta (Ka-
Da können sie noch so lange warten: Für das Churer Theaterprojekt «Basta!» ist Bühnenleben seit dem Wochenende
längst Realität.
Bild Theo Gstöhl
tharina Balzer) den Laufpass. Da
heisst es plötzlich, der Prinz müsse
der Staatsraison wegen Prinzessin Lena (Gianna Könz) ehelichen. Bevor
die Braut eintrifft, fliehen die Jünglinge in Richtung Italien. Lena, nicht weniger heiratsunlustig, hat sich samt
Gouvernante (Theresa Thullen) und
Freundin (Lea Menn) ebenfalls aus
dem Staub gemacht. Auf dem Weg in
den Süden treffen die Gruppen zufällig aufeinander, auch Rosetta trudelt
mit zwei Gefährtinnen (Géraldine
Camenisch, Madlaina Hirsbrunner)
ein. Es kommt, wie es muss: Leonce
und Lena finden zueinander, und am
Ende wird geheiratet – sehr zur Freude der königlichen Oberhäupter
(herrlich: Nadja Busch und Meret
Conrad).
Bühnen- und Bündnerdeutsch
Spielerisch haben sich die Jugendlichen während der Proben unterWeishaupts Anleitung der geschliffenen
Sprache Büchners genähert, noch
spielerischer wieder davon entfernt.
Mit verblüffendem Ergebnis: Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler sprechen die Texte nun so
selbstverständlich, als habe Büchner
die Sentenzen eigens auf sie zugeschnitten. Kammer bereitet das Bühnendeutsch sichtlich Vergnügen. Nebenbei gibt er einen jugendlich-grossspurigen Leonce, der auf dem Pausenplatz der Kantonsschule keinerlei
Aufsehen erregen würde. Ebenso Lötscher: Als Valerio knabbert er
Pommes-Chips und trinkt CalandaBier, dazwischen spricht er Bündnerdeutsch. Die Übertragung gelingt
auch bei Lena, die sich zunächst in
Rätoromanisch, der Muttersprache
von Könz, bemerkbar macht.
Mit der geschickten Verteilung längerer Monologe auf mehrere Stimmen und Personen, bringt Regisseur
Weishaupt ein chorisches Element ins
Spiel. Im Original ist das zwar so nicht
vorgesehen, aber zweifellos angelegt.
Denn ganze Textpassagen sind im
Grunde austauschbar, das führt die
«Basta!»-Aufführung deutlich vorAugen. Nicht einer der Handelnden, sondern die Sprache selber ist die Hauptperson des Stücks. Daraus zieht «Leonce und Lena» – bis heute – seinen
eigentlichen Witz.
Auffällig ist das ruhigeTempo der Inszenierung, die neben Selbstironie und
jugendlichem Charme auch höchst
poetische Momente auszeichnet. So
eine unschuldige Liebesnacht wie zwischen Kammer und Könz muss man
erstmal hinkriegen. Bezaubernd auch
die stumme Badeszene und die abgedrehte Hippie-Trauung am Schluss –
abgedreht wie die zarten Sitar-Klänge
Anselm Caminadas, die über der ganzen Aufführung schweben.
Weitere Aufführungen: Dienstag, 26. Mai,
14 und 20 Uhr sowie Mittwoch, 27., und
Donnerstag, 28. Mai, jeweils 20 Uhr, Theater Chur.
Brass Band Cazis mit neuem Dirigenten
Kunst und Kultur in
der Galerie Tuchamid
Unter der Leitung von
Christian Marti hat die
Brass Band Cazis an ihren
beiden Jahreskonzerten vom
Wochenende ein geschickt
zusammengestelltes Programm
auf hohem Niveau präsentiert.
Nach einer zweimonatigen
Pause öffnet am Freitag die
Galerie Tuchamid in Klosters
wieder ihre Tore. Zu Beginn
wartet ein eigentliches
«Best of»-Programm auf
die Besucher.
che Hornklänge leiteten über zu virtuosenVariationen – eine Meisterleistung.
Die Cazner Band präsentierte sich
während des ganzen Konzertes
klanglich ausgeglichen und sehr
kompakt.Verschiedene Solisten setzten sich positiv in Szene, vorab der
brillante Es-Cornetist Sascha Maissen mit tonlicher Reinheit in höchsten Lagen.
«The Saga of Haakon the Good»,
eine attraktive Komposition des Engländers, forderte alle Register und
machte stellenweise ein energisches
Taktieren des Dirigenten nötig.
Von Emil Hartmann
Cazis. – Die Brass Band Cazis scheint
an ihre musikalischen Leiter hohe
Anforderungen zu stellen. Seit dem
Rücktritt von Claudio Steier vor
zweieinhalb Jahren ist Christian Marti bereits die dritte Neubesetzung am
Dirigentenpult.Was die Band letzten
Samstag in der Mehrzweckhalle Cazis und am Sonntag in der Aula des
Gymnasiums Vaduz demonstrierte,
war allerdings Extraklasse.
Philip Sparke – genialer Komponist
Hauptsächlich mit Filmmusik befasste sich die Brass Band Cazis im zweiten Konzertteil. Melodien aus «The
Chronicles of Narnia» von Harry
Gregson-Williams oder der Kinohit
«Fluch der Karibik» von Klaus Badelt fanden beim Publikum grossen
Anklang.
Der erste Konzertteil war vollum-
Ambitioniert: Die Brass Band Cazis überzeugt an ihrem Jahreskonzert unter dem
neuen Dirigenten Christian Marti und steckt sich neue hohe Ziele.
fänglich dem 1951 geborenen englischen Komponisten Philip Sparke gewidmet. Ein raffiniert eingebauter
Choral im ansonsten turbulenten und
mit Überraschungseffekten gespickten «Barn Dance & Cowboy Hymn»
erzeugte wohl bei vielen Zuhörern
eine erste Gänsehaut. Die zweite vermittelten ihnen die beiden glänzend
disponierten
Euphonium-Solisten
Hardy Pirovino und Jan Luzi Baumgärtner in «Two Part Invention».Wei-
Brass-Band-Wettbewerb als Ziel
Präsident Beat Pirovino – bereits seit
20 Jahren im Amt – ist mit der Wahl
des 41-jährigen Dirigenten ein grosser Coup gelungen. Der in Emmenbrücke bei Luzern aufgewachsene
Christian Marti bildete sich am Konservatorium Fribourg auf derTrompete aus und studierte BlasorchesterDirektion am Konservatorium Luzern. Für die Musiker der Brass Band
Cazis dürfte es ein Vergnügen sein,
sich unter seiner souveränen und
feinfühligen Leitung für den nationalen Brass-Band-Wettbewerb im November vorzubereiten.
Klosters. – Am kommenden Freitag
eröffnet die GalerieTuchamid in Klosters die neue Saison mit einem Querschnitt von Werken der bisher ausgestellten Künstlerinnen und Künstler.
Unter anderen werden Arbeiten von
Menga Dolf, Peter Knapp, Matias Spescha, Paul Sieber, Peter Trachsel und
Thomas Zindel zu sehen sein.
Weitere Termine der aktuellen Tuchamid-Saison sind gemäss einer Mitteilung der 19. Juni, dann nämlich findet die Zusammenarbeit mit Peter
Trachsel und dem Projekt «Museum
in Bewegung» seine Fortsetzung, und
der 20. Juni, an diesem Tag gastiert
die Sängerin Christine Lauterburg für
ein Konzert in der Galerie und der
Bündner Komiker Coni Allemann
wird das Publikum mit Prättigauer
und anderen Bündner Geschichten
unterhalten. (so)
www.tuchamid.ch.