Hilfe für Menschen auf der Flucht Hilfsmaßnahmen der Diakonie Katastrophenhilfe in Syrien/ Irak & Anrainerstaaten Es ist eine der größten Flüchtlingskatastrophen unserer Zeit: Der Krieg in Syrien und die gewaltsamen Auseinandersetzungen im Irak haben ein unvorstellbares Leid zur Folge und bedrohen die Sicherheitslage des gesamten Nahen Ostens. Millionen Menschen in der Region sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Im Frühjahr 2012 – wenige Monate nach Beginn des Krieges in Syrien - startete die Diakonie Katastrophenhilfe ihr Hilfsprogramm für die Menschen, die aufgrund der schweren Kämpfe innerhalb des Landes vertrieben wurden oder in den Nachbarstaaten Jordanien, Libanon, Türkei und Irak Schutz suchen. Seit Ausbruch des Krieges in Syrien und durch den gewaltsamen Vormarsch der terroristischen Miliz IS (Islamischer Staat) in den Irak, hat sich die Lage der Bevölkerung in der Region immer weiter verschlechtert. Nicht nur die geflohene Bevölkerung leidet unter dem täglichen Überlebenskampf und der fehlenden Perspektive. Über die Jahre hat auch die Bevölkerung der aufnehmenden Gastländer die negativen Auswirkungen der dauerhaften Krise zu spüren bekommen. Ein Ende der dramatischen Situation ist vorerst nicht absehbar. Offizielle Stellen rechnen im Jahr 2015 mit weiteren 900.000 Flüchtlingen. Die Mitte des letzten Jahres ausgebrochenen Kämpfe im Irak veranlassten das Hilfswerk dazu, seinen Einsatz im Nordirak auszuweiten, um die Menschen zu unterstützen, die innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht sind. Die Diakonie Katastrophenhilfe erreicht mit ihrem Hilfsprogramm mehr als 600.000 Menschen - vor allem Flüchtlingsfamilien, die außerhalb der offiziellen Camps wohnen und Gemeinden, die die Vertriebenen aufnehmen. Für die Umsetzung der Projekte erhielt das Hilfswerk Zuwendungen des Auswärtigen Amtes in Höhe von 14,6 Millionen und stellte etwa 5 Millionen Euro eigener Mittel zur Verfügung. Die aktuellen Zahlen sprechen für sich (Stand: Mai/ Juni 2015): 7,6 Millionen Menschen sind innerhalb Syriens auf der Flucht. 12,2 Millionen Menschen in Syrien sind insgesamt auf humanitäre Hilfe angewiesen. 4 Millionen Syrerinnen und Syrer flohen Richtung Jordanien, Libanon, Türkei, Irak und Nordafrika. 2,7 Millionen Irakerinnen und Iraker sind innerhalb ihres Landes auf der Flucht. 5,2 Millionen Menschen im Irak sind insgesamt auf humanitäre Hilfe angewiesen. ½ Million Menschen sind Schätzungen zufolge 2014 aus dem Irak geflohen. Demnach mussten also etwa 15 Millionen Menschen ihr Hab und Gut verlassen und leben unter enorm schwierigen und teilweise bedrohlichen Verhältnissen. Die Kapazitäten der Gastländer sind angespannt, die staatlichen Dienstleistungen überfordert, der Arbeitsmarkt und Wohnungsmarkt stark umkämpft, um nur einige Auswirkungen zu nennen. Zunehmend greift der Konflikt auch in die Nachbarländer über. Laut UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) leben etwa 85% der Flüchtlinge in den Staaten um Syrien außerhalb der offiziellen Camps. Sie suchen Schutz in Zelten, nicht fertig gebauten Häusern, Garagen oder auch in Mietwohnungen. Diese Menschen mit lebensnotwendigen Hilfsmitteln zu erreichen, ist eine besondere Herausforderung für die lokalen Helfer. Es fehlt vor allem an Unterkünften, Nahrung, Kleidung und Arbeitsmöglichkeiten. Viele Familien haben ihre Reserven, die sie mit auf die Flucht nahmen, zumeist aufgebraucht. Das macht sie zu einem großen Teil von externer Hilfe abhängig. Viele Flüchtlinge wurden außerdem Zeugen von Gewalt und sind stark traumatisiert. Die langanhaltende Krise verlangt immer mehr nach alternativen Lösungen für die betroffene Bevölkerung. Zusätzlich zu den lebensrettenden Maßnahmen vor allem für neu eintreffende Familien, müssen mittelfristige Perspektiven für die Menschen geschaffen werden, die sich bereits seit mehreren Monaten oder sogar Jahren auf der Flucht befinden, und welche keinerlei Aussicht auf baldige Rückkehr haben. Die Diakonie Katastrophenhilfe setzt aus diesem Grund mit ihren lokalen Partnern Projekte um, die der betroffenen Bevölkerung eine würdevolle Unterstützung in der akuten Notlage verschaffen und sowohl für Flüchtlinge als auch für Gasthaushalte Perspektiven für stabile Lebensverhältnisse schaffen und neue Entwicklungschancen eröffnen. Isabelle Uhe Mai 2015 Seite 1 von 11 Hilfe für Menschen auf der Flucht SYRIEN Projektgebiete: Aleppo, Damaskus, Daraa, Hama, Hassakeh, Homs, Latakia, Swaida und Tartous Die Situation im Land Syrien ist vor Kolumbien das Land mit der höchsten Anzahl intern Vertriebener weltweit. 7,6 Millionen Syrerinnen und Syrer sind bisher vor den gewalttätigen Auseinandersetzungen innerhalb des Landes geflohen. Mit schweren Waffen kämpfen noch immer die Konfliktparteien gegeneinander. Ein Friedensprozess zwischen der Regierung und den Oppositionsgruppen scheint nicht in Sicht. Der Einzug der IS-Miliz (Islamischer Staat), vor allem in den Norden Syriens, destabilisiert die Region zusehends. Vor allem in den Regierungsbezirken Aleppo, Ar-Raqqa, Damaskus (Umgebung) und Deir ez-Zor nehmen die Kämpfe kein Ende. Die Luftangriffe der USgeführten multinationalen Einsatztruppe auf IS-Stellungen konnten den Vertreibungen und Ermordungen von Militärangehörigen und Zivilisten bisher kein nachhaltiges Ende setzen. Etwa 220.000 Menschen haben in dem seit mehr als vier Jahren andauernden Krieg ihr Leben verloren, 850.000 wurden teilweise schwer verletzt. Über 12 Millionen Menschen in Syrien sind auf humanitäre Hilfe angewiesen – darunter 5,6 Millionen Kinder. Sie benötigen vor allem Grundnahrungsmittel, Kleidung, Mietunterstützung, Hygieneprodukte sowie Medikamente. Der starke Wertverlust der syrischen Währung sowie die beschränkten Arbeitsmöglichkeiten vor allem für junge Leute, treiben viele Menschen in extreme Armut. Vor allem in den stark umkämpften Gebieten verschlechtert sich die Lage zusehends. ACTAlliance, das internationale kirchliche Netzwerk, berichtet, dass etwa fünf Millionen Menschen in diesen schwer zugänglichen Gebieten leben. Die humanitären Hilfsorganisationen haben nur eingeschränkten Zugang und sind den Bestimmungen der jeweiligen Konfliktpartei unterworfen. Die humanitäre Notlage in Yarmouk, dem palästinensischen Flüchtlingslager in Damaskus, steht beispielhaft für die Lage in vielen andere n Orten des Landes, die unter der Belagerung verschiedener Akteure leiden. Vor allem fehlt es dort an Grundnahrungsmitteln, Medikamenten und sauberem Wasser. Auch der Zugang zu Bildungsangeboten ist in ganz Syrien stark eingeschränkt: Rund ein Viertel der Schulen (s. Bilder links, Ort: Homs) sind zerstört oder wurden zu Notunterkünften für intern Vertriebene umfunktioniert. Viele syrische Gemeinden nehmen trotz der eigenen zerbrechlichen wirtschaftlichen Lage ihre Landsleute auf und teilen ihre Lebensgrundlagen und ihren Besitz. Diese enorme Hilfsbereitschaft begeistert Mark Ohanian, Programmdirektor der lokalen Partnerorganisation IOCC, immer wieder während seiner Aufenthalte in Syrien: „Die größte Zahl der humanitären Helfer in Syrien sind die Syrer selbst. Sie geben den Vertriebenen Schutz, ihr Haus, Essen und Schlafplätze. Sie verdienen den höchsten Respekt“, berichtet Ohanian sichtlich gerührt. Die Partner vor Ort International Orthodox Christian Charities (IOCC) leistet seit über 10 Jahren Nothilfe für Flüchtlinge, intern Vertriebene und benachteiligte Bevölkerungsgruppen in Jordanien, im Libanon und in Syrien. IOCC pflegt langjährige Beziehungen zu den Regierungen der beiden gastgebenden Länder. Multilaterale Geldgeber wie UNICEF und OCHA und andere internationale Geber wie ACT Alliance, in dessen Netzwerk IOCC selbst Mitglied ist, förderten verschiedene Hilfsprogramme von IOCC. So konnten umfangreiche Hilfsmaßnahmen für syrische Flüchtlinge in Jordanien und im Libanon und für Menschen innerhalb Syriens umgesetzt werden. Isabelle Uhe Mai 2015 Seite 2 von 11 Hilfe für Menschen auf der Flucht Gemeinsam mit der Abteilung für ökumenische Beziehungen und internationale Entwicklungszusammenarbeit der GOPA (Greek Orthodox Patriarchate of Antioch and All the East), führt IOCC die Maßnahmen vor Ort durch. Die Hilfsmaßnahmen Die Hilfsmaßnahmen der Partnerorganisationen in Syrien konzentrieren sich auf die am stärksten zerstörten Gebiete wie z.B. Homs, Damaskus, Aleppo oder Hassakeh. Wo genau Hilfe geleistet werden kann, ist stark von der aktuellen Sicherheitslage abhängig. Durch die verstärkte Vorherrschaft der ISMiliz, ist es den lokalen Partnerorganisationen momentan nicht möglich, in Idlib, Raqqa oder Deit azZor zu arbeiten. Bei der Durchführung der Projekte ist die genaue Ortkenntnis besonders erforderlich. Da beide Partner während ihrer Tätigkeit ohnehin sehr engen Kontakt zu den Ortsgemeinden haben, wissen sie genau, wo und wann sie sich sicher bewegen können. Die Partnerorganisationen registrieren bedürftige Familien und versorgen sie mit Nahrungsmitteln, Hygienepaketen, Kleidung, Decken und Küchenbedarf, um den Alltag zu erleichtern. Dort, wo es möglich ist, erhalten Kinder Unterstützung für Schulgebühren, Unterrichtsmaterial, Schuluniformen, Lehrmaterial und Transport. Außerdem erhalten einige Familien Mietunterstützung für einen begrenzten Zeitraum. Um Gesundheitsrisiken vorzubeugen, klärt die Partnerorganisation auch über Gefahren von Magen-DarmInfektionen auf und verteilt Wasserfilter. Alle Produkte werden lokal bezogen. Mit sogenannten „cash-for-work-Maßnahmen“ erhalten Syrerinnen und Syrer außerdem temporär eine neue Einkommensquelle. Vor allem Frauen werden dabei berücksichtigt. So nähten sie beispielsweise vergangenes Jahr warme Kleidung für Kleinkinder sowie Schuluniformen. Kostenbeispiel für konkrete Hilfe für Flüchtlinge: 1 Hygienepaket für eine Familie enthält u.a. Seife, Shampoo, Rasiercreme, Zahnpasta, Zahnbürsten, Badeschwämme, Bürsten, Toilettenpapier, Geschirrspülmittel, Waschpulver und kostet 24 Euro. 1 Wasserfilter kostet 276 Euro. 1 Lebensmittelpaket für eine Familie enthält u.a. Reis, Zucker, getrocknete Bohnen, Mehl, Linsen, Salz und Tee und kostet 40 Euro. Dies dient der Nahrungsergänzung (+ 800 kcal). Isabelle Uhe Mai 2015 Seite 3 von 11 Hilfe für Menschen auf der Flucht IRAK Projektgebiet: Provinzen Erbil, Dohuk und Suleimaniyah – Kurdistan Die Situation im Land Verstärkte Kämpfe und massenhafte Fluchtbewegungen schwächen seit Anfang 2014 den zerbrechlichen Staat erneut: Für den Irak war das letzte Jahr das Verlustreichste seit den Kämpfen 2006/07 – mehr als 12.000 Zivilisten verloren ihr Leben. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht vor den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen dem irakischen Militär, Milizen wie dem „Islamischen Staat“ (IS), den kurdischen Peshmerga und verschiedener Stämme. Die Kampfhandlungen finden vor allem in den Provinzen Ninive, Diyala, Bagdad und Anbar statt, sind unbeständig und unvorhersehbar, so dass immer wieder neue Fluchtbewegungen entstehen. Bis zu 255.000 Menschen aus Syrien suchten seit Beginn des Krieges im Jahr 2011 Schutz im Irak. 2014 spitzte sich die Lage im Irak dramatisch zu: Ganze Städte und Regionen wurden vom IS gewaltsam eingenommen. Über 2,6 Millionen Irakerinnen und Iraker flohen seit letztem Jahr in sichere Regionen ihres Landes. Allein die Autonome Region Kurdistan mit ihren drei Provinzen Dohuk, Erbil und Suleimaniyah nahm etwa 850.000 Vertriebene auf. Konflikte zwischen der Autonomieregierung und der irakischen Zentralregierung erschweren die Lage. Spannungen zwischen aufnehmenden Gemeinden und Flüchtlingen bzw. intern Vertriebenen nehmen zu, da sie um Arbeitsplätze konkurrieren, soziale Einrichtungen überlastet sind und die Grundversorgung nicht für alle gewährleistet werden kann. Eine Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat ist nicht in Sicht. Die Mehrheit der Flüchtlinge und intern Vertriebener sind Frauen und Kinder. Sie leben zumeist außerhalb offizieller Flüchtlingslager, der größte Teil humanitärer Hilfe wird jedoch in den Lagern geleistet. Die humanitäre Lage verschlechtert sich täglich und etwa 5,2 Millionen Menschen sind auf grundlegende, lebenssichernde Hilfe angewiesen. Die Diakonie Katastrophenhilfe unterstützt sowohl die syrischen Flüchtlinge, als auch die intern vertriebenen Irakerinnen und Iraker unter anderem mit Nahrungsmittel-, Hygiene- und Gesundheitspaketen, Mietzuschüssen und psychosozialer Hilfe. Im Mai 2012 startete das Hilfswerk zusammen mit ihren lokalen Partnerorganisationen erste Hilfsmaßnahmen für die Flüchtlinge in den Camps. „Die Lage im Irak Mitte letzten Jahres veränderte sich täglich – leider immer weiter zum Schlechten. Uns wurde schnell klar, dass wir unser Hilfsprogramm sofort ausweiten mussten“, erinnert sich Mirjam Roller, die damalige Projektverantwortliche der Diakonie Katastrophenhilfe. Das Hilfswerk reagierte auf die neue Krise und weitete die Hilfe anschließend auf Menschen aus, die sich auch außerhalb der Camps niederlassen. Höchste Priorität hatten die Sektoren Unterkunft, Nahrung und finanzielle Unterstützungsleistungen. Mit den Hilfsmaßnahmen konnte die Diakonie Katastrophenhilfe insgesamt mehr als 100.000 Menschen erreichen. Zur Überlebenssicherung und Deckung der Grundbedürfnisse wurden Nahrungsmittelpakete, Hyigenesets (Inhalt u.a.: Shampoo, Zahnbürsten, Kämme, Wund-Desinfektionsmittel, Watte) sowie Güter des täglichen Gebrauchs (wie z.B. Wasserkanister, Kochgeschirr und Schlafutensilien) an die Vertriebenen verteilt. Die Hilfsmaßnahmen Zum Schutz vor der winterlichen Kälte wurden im späten Herbst 2014 Winterpakete an 600 Familien in Dohuk und Erbil verteilt. Der Winter im Nordirak kann durchaus Temperaturen im zweistelligen Minusbereich hervorbringen – vor allem nachts. Auch Schnee fällt an einzelnen Tagen. Viele Familien leben in notdürftig zusammengebauten Zelten oder auch in nicht fertig gebauten Häusern. Einige von Ihnen mussten bereits einen Winter ohne Heizung überstehen. Im letzten Winter erhielten einige der Isabelle Uhe Mai 2015 Seite 4 von 11 Hilfe für Menschen auf der Flucht Familien Winterpakete von der Diakonie Katastrophenhilfe. Darin enthalten waren unter anderem Decken, warme Winterkleidung und die ersehnten Öfen samt Heizmaterial. Außerdem wurden in Zusammenarbeit mit dem lokalen Partner Zelte winterfest gemacht, indem sie mit Holzböden ausgelegt wurden. Gemeinsam mit ihrem lokalen Partner REACH (Rehabilitation, Education and Community’s Health) verteilt die Diakonie Katastrophenhilfe in diesen Monaten Nahrungsmittelpakete und –gutscheine an etwa 10.000 syrische und irakische Familien. Bei einer durchschnittlichen Familiengröße von bis zu sechs Personen, entspricht dies etwa 60.000 Menschen. Außerdem wird syrischen und irakischen Flüchtlingsfamilien Mietunterstützung für je einen Monat gewährt. Diese Unterstützung wird nur einmal gegeben, um die Besitzer der Räume bzw. Häuser nicht zu animieren, die Mietpreise zu erhöhen. Die maximale Mietunterstützung pro Familie liegt bei 305 Euro. Wenn eine Familie weniger als 305 Euro monatlich Miete bezahlt, wird die Differenz genutzt, um weitere Familien bei der Mietzahlung zu unterstützen. Mit „cash for work“-Maßnahmen möchte das Hilfswerk außerdem einen Beitrag dazu leisten, Familien ein Einkommen zu schaffen. Hier helfen die Begünstigten den Projektmitarbeitenden bei den Pack- und Verteilaktionen: sie werden auf Tagessatzbasis dafür entlohnt, die Lebensmittelpakete zu füllen und an den Verteilungstagen mitzuhelfen, diese auszugeben sowie die Verteilungen adäquat zu dokumentieren. Gemeindezentren als schützender Raum für etwa 3.500 syrische Flüchtlinge In den Städten Bazyan und Bainjan (Provinz Suleimaniyah) wurden in Zusammenarbeit mit dem lokalen Partner zwei Gemeindezentren eröffnet, ein drittes, im Zentrum der Stadt Suleimaniyah, wird momentan eingerichtet. Das Projekt soll einen Beitrag dazu leisten, einerseits den Flüchtlingen und der gastgebenden Gemeinde einen gemeinsamen Raum zu geben, der zum Abbau der Spannungen dienen soll, und andererseits den Flüchtlingen die Möglichkeit bietet, ihre Selbsthilfekräfte zu stärken. Die Menschen haben vor und während ihrer Flucht viel Schlimmes erlebt – vor allem Kinder leiden unter diesen Erlebnissen erheblich. Hier finden sie einen Platz, an dem sie kreativ sein können und ihren schweren Alltag für einige Stunden in der Woche vergessen können. Das Gemeindezentrum führt ganz verschiedene Aktivitäten durch: spielerische Aktivitäten und Kunsttherapie für Kinder und Jugendliche, Workshops zu Rechten von Flüchtlingen, Ernährungsworkshops, Mutter-Kind-Beratungen, Englischunterricht, Alphabetisierungskurse für Erwachsene, Workshops zu Gesundheit und Hygiene sowie reproduktiver Gesundheit von Frauen, Rechtsberatung sowie Überweisungen an weitere spezialisierte Einrichtungen/Dienstleister. Kostenbeispiele für die konkrete Hilfe: 1 Nahrungsmittelpaket für eine 5-köpfige syrische Flüchtlingsfamilie im Nordirak kostet 28 Euro. Es setzt sich zusammen aus: 5 kg Reis, 5 kg Bulgur, 2 l Pflanzenöl, 3 kg weiße Bohnen, 2 kg Linsen, 1 kg Tomatenmark, 0,75 kg Jodsalz, 1 kg Marmelade oder Tahini, 2 kg Zucker, 1 kg Tee. Eine Familie bekommt etwa alle 45 Tage ein neues Paket. Unterrichtsmaterial für Kurdisch-Sorani und Englischstunden kostet 98 Euro und wird zwei Mal im Jahr neu angeschafft. Isabelle Uhe Mai 2015 Seite 5 von 11 Hilfe für Menschen auf der Flucht JORDANIEN Projektgebiet: Regierungsbezirk Amman, Zarqa, Mafraq, Ramtha, Madaba und Za’tari Camp Die Situation im Land Etwa 630.000 syrische Flüchtlinge sind in Jordanien registriert. Mehr als die Hälfte von ihnen sind Kinder unter 18 Jahren. Nur rund ein Viertel der syrischen Flüchtlinge in Jordanien ist in einem Camp untergebracht. Der weit größere Teil lebt auch in Jordanien in Dörfern nahe der Grenze oder größeren Städten, vor allem in den Regierungsbezirken Mafraq, Irbid und Zarqa. Viele Familien suchen auf eigene Faust eine Unterkunft oder kommen bei Gastfamilien unter. Sie sind damit viel schwieriger für Hilfsorganisationen zu erreichen. Ihre ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln oder medizinischen Dienstleistungen ist nicht sichergestellt. Hinzu kommt, dass die Flüchtlinge, die sich außerhalb der Camps un-registriert aufhalten, zukünftig keinen Anspruch mehr auf staatliche humanitäre Hilfe haben und riskieren, nach Syrien zurückgeschickt zu werden. Ziel der Diakonie Katastrophenhilfe ist, gerade den Bedürftigsten unter den Flüchtlingen und den Gastgemeinden zu helfen. Neben den drei größten Camps in Jordanien – Za’tari (ca. 85.000 – 100.000 Einwohner), Azraq (ca. 14.000 Einwohner) und Emirati (ca. 5.000 Einwohner) – gibt es noch weitere kleine Camps, die rund ein Viertel der Flüchtlinge beherbergen. Aufgrund der schwindenden Ressourcen der Flüchtlinge selbst sowie der limitierten Hilfsmöglichkeiten in den Dörfern und Gemeinden wird seit Anfang des Jahres eine Wanderungsbewegung zurück in die Camps beobachtet. Die Mehrheit dieser Menschen wird im Azraq-Camp aufgenommen. Wer Familie und Verwandtschaft in Za’tari hat, kann dort unterkommen. Ein weiterer Grund für die Rückkehr der Flüchtlinge in die Lager ist die Entscheidung der jordanischen Regierung, die bisher für Flüchtlinge kostenfreie Gesundheitsversorgung, kostenpflichtig werden zu lassen. Die Hilfsmaßnahmen Die lokalen Partnerorganisationen der Diakonie Katastrophenhilfe wissen, wo die Flüchtlingsfamilien untergekommen sind und versorgen sie mit Haushaltsbedarf, Kleidung, Hygieneutensilien und Schulmaterial für die Kinder. Außerdem werden Mitarbeitende im Gesundheitsbereich weitergebildet und psychosoziale Unterstützung geleistet. Die Diakonie Katastrophenhilfe arbeitet zudem im Za’atari sowie im neu eröffneten Azraq Camp mit der Hilfsorganisation Holy Land for the Deaf zusammen. Die Gesundheitsversorgung in den Camps deckt zwar den allgemeinen Bedarf ab, jedoch nicht die speziellen Bedürfnisse der Menschen mit Behinderungen. Za’tari ist mit etwa 100.000 Bewohnern eines der größten Flüchtlingslager der Welt und das größte Camp im Nahen Osten. Aufgrund des starken Zustroms syrischer Flüchtlinge nach Jordanien wurde das Lager im Jahr 2012 errichtet. Trotz der zahlreichen internationalen Hilfsorganisationen, die im Za’tari -Camp tätig sind und die Menschen vor allem mit Nahrung, Behausung und Gütern des täglichen Bedarfs versorgen, benötigt die besonders benachteiligte Gruppe der Menschen mit Behinderungen dringende Unterstützung. Isabelle Uhe Mai 2015 Seite 6 von 11 Hilfe für Menschen auf der Flucht Aus diesem Grund konzentriert sich HLID hier vor allem auf gehörlose, schwerhörige, taubstumme und blinde Menschen, bzw. Menschen mit geringer Sehkraft. Schätzungen zufolge leben etwa 8.000 Flüchtlinge mit Behinderungen in Za’tari, etwa ein Viertel dieser Menschen benötigt Hilfsmittel (zum Beispiel: Geh- und Sehhilfen oder Hörgeräte), Physiotherapie oder psychosoziale Hilfe. Juri (Foto li.) ist zehn Jahre alt und lebt seit zwei Jahren mit ihrer Familie im Za’tari-Camp. Sie überlebte einen Raketenangriff in ihrem Heimatdorf Dar’a im Süden Syriens, bei dem ihre Schwester ums Leben kam. Ihr Leben hat sich seitdem grundlegend verändert. Die Explosion zertrümmerte ihr rechtes Unterbein, doch zum Glück konnten es die Ärzte erhalten. Nun wird es mit Metallstäben zusammengehalten. Von HLID bekam sie nun orthopädische Schuhe, die ihr mehr Halt und Sicherheit beim Laufen geben. Juri kommt einmal pro Woche zur Physiotherapie bei HLID, um das Auftreten neu zu erlernen und die Muskulatur zu stärken. Gemeinsam mit ihrer Mutter wiederholt sie in ihrem vorübergehenden Zuhause die erlernten Übungen. „Juri ist sehr tapfer. Sie hat viel Schlimmes erlebt. Die Wunden des Erlebten werden langsamer heilen als ihr Bein. Doch die neuen Schuhe geben ihrem Körper schon einmal den erforderlichen Halt, um erste Schritte in Richtung Genesung zu gehen“, stellt die Physiotherapeutin fest, während sie dem jungen Mädchen die neuen Schuhe zubindet. „Viele Hörprobleme sind auf die lauten Explosionen von Bomben und Raketen zurückzuführen“ berichtet Bothana Khreisat, Projektkoordinatorin bei HLID. „Doch zu uns kommen auch Kinder, die von Geburt an taub sind.“ Wie zum Beispiel die dreijährige Lamia (Foto li.). Sie bekam bereits in Syrien ein Hörgerät, aber keinen Sprachunterricht. Bei HLID erhält sie nun vier Mal pro Woche Sprachtherapie. Ihre Mutter erzählt stolz: „Lamia lernt gerade das Alphabet. Sie kann bereits Mama und Marhaba (arab. „Hallo“) sagen. Sie kann schon die Namen ihrer Brüder und Schwestern aussprechen – doch sie ist noch recht schüchtern.“ HLID bietet in Zusammenarbeit mit der Diakonie Katastrophenhilfe außerdem Therapiesitzungen für Menschen mit psychischen Problemen an, auch hier insbesondere für Kinder, die während des Krieges Schlimmes erleben mussten und in vielen Fällen eine schwierige Flucht hinter sich haben. Mit den Projekten in Jordanien erreicht die Diakonie Katastrophenhilfe rund 160.000 besonders bedürftige syrische und jordanische Menschen. Kostenbeispiele für die konkrete Hilfe: 1 Schulset bestehend aus einer Schultasche, Mal- und Schreibstiften, 6 Blöcken und Heften zum Malen und Schreiben, Lineal, Radiergummi und Anspitzer kostet 17 Euro. Insgesamt 2.000 syrische Flüchtlingskinder, die mit ihren Familien außerhalb der Flüchtlingscamps in Gastgemeinden in Jordanien Zuflucht gefunden haben, werden von den Projektpartnern mit Schulsets ausgestattet. Matratzen für eine Familie kosten 80 Euro. Die Projektpartner in Jordanien verteilen je vier Matratzen an insgesamt 1.000 syrische Flüchtlingsfamilien, die außerhalb von Flüchtlingslager in Gemeinden untergekommen sind. Eine Brille kostet 60 Euro. Ein Hörgerät kostet 320 Euro. Orthopädische Schuhe kosten 55 Euro. Ein Monat Unterricht in Zeichensprache kostet 12 Euro. Isabelle Uhe Mai 2015 Seite 7 von 11 Hilfe für Menschen auf der Flucht LIBANON Tätigkeitsorte: Zahle/ Bekaa und Rmeich im Süd-Libanon sowie Tripoli und Umgebung im Norden & Mt. Lebanon Die Situation im Land Der Beginn des Jahres 2015 markierte für die syrischen Flüchtlinge im Libanon eine grundlegende Veränderung im Rahmen des Aufenthaltsrechts: eine einfache Einreise in Verbindung mit einem Asylantrag ist nur noch in seltenen Fällen möglich. Die Erneuerung bestehender Aufenthaltstitel erfordert eine Zahlung von 200 US-Dollar - eine Summe, die nur wenige Familien aufbringen können. Der restriktive Umgang mit den Syrerinnen und Syrern hat seine Ursache unter anderem in der starken Belastung des sozialen Gefüges des Landes durch den enormen Zustrom der Flüchtlinge in den letzten vier Jahren. Etwa 1,2 Millionen syrische Flüchtlinge suchen in einem Land der Größe Hessens mit 4,5 Millionen Einwohnern Zuflucht in provisorischen Camps oder Mietwohnungen. Im Libanon gibt es keine offiziellen Flüchtlingscamps. Der Großteil der Menschen lebt in Gebieten nahe der syrischen Grenze im Norden des Landes sowie in der Bekaa-Region im Osten. Beide Regionen zählen zu den ärmsten des Landes, so dass die große Anzahl an Flüchtlingen zusätzlich eine hohe Belastung für die Bevölkerung mit knappen Ressourcen in diesen Teilen des Landes darstellt. Auch der Libanon kämpft mit der angespannten Sicherheitslage im eigenen Land u.a. durch die Anwesenheit und den Einfluss des IS (Islamischer Staat) und weiteren militanten Gruppen. Die Hilfsmaßnahmen Ziel der Diakonie Katastrophenhilfe ist, besonders bedürftigen Familien zu helfen. Vor allem Frauen und Kinder, die die Folgen der Flucht besonders hart treffen, werden mit Nahrungspaketen, Haushaltsartikeln, Bettwäsche, Hygienepaketen sowie Gutscheinen für Kleidung ausgestattet. Für Familien mit Kleinkindern gibt es spezielle Babypakete. Einige Familien werden zudem vorübergehend Mietzuschüsse von bis zu 340 Euro gewährt, damit sie eine Bleibe haben. In einer Gemeinschaftsküche in einer kleinen Stadt nördlich von Tripoli kommen jeden Morgen libanesische und syrische Frauen zum gemeinsamen Kochen in der Küche eines Gemeindezentrums zusammen. Das warme Essen wird anschließend an besonders bedürftige Familien verteilt. Damit erreichen die Helfer wöchentlich etwa 2000 Menschen. Sammah K. (Bild li.) koordiniert die Verteilungen. Sie ist selbst aus Syrien geflohen. Mit ihrer Familie lebte sie in der heute größtenteils zerstörten Stadt Homs. Durch die Mitarbeit in der Küche erwirtschaftet sie ein kleines Einkom men - das Einzige in der Familie. „Die Arbeit beschäftigt mich“, sagt sie. „Sie lenkt mich von den quälenden Erinnerungen und dem Heimweh ab.“ Der Krieg in Syrien und die Fluchterfahrung führten zu teils schweren Traumatisierungen bei Kindern. Für sie bietet die Diakonie Katastrophenhilfe eine besondere psychosoziale Betreuung im Libanon an. In Theater-, Musik-, Mal- und Schreibworkshops können die Kinder für einige Stunden in der Woche ihren schweren Erinnerungen ruhen lassen. Freizeitcamps bieten außerdem syrischen und libanesischen Kindern zusammen eine willkommene Abwechslung vom tristen Alltag. Schulkinder können zudem am Förderunterricht teilnehmen oder werden auf Prüfungen vorbereitet. Dabei werden vorrangig syrische Flüchtlinge als Lehrkräfte eingesetzt. Mit den aktuellen Hilfsmaßnahmen erreichen die Diakonie Katastrophenhilfe und ihre Partner mehr als 30.000 Personen im Libanon. Kostenbeispiel für konkrete Hilfe für Flüchtlinge: 1 Haushaltspaket für eine Flüchtlingsfamilie im Libanon kostet 100 Euro. Es besteht aus: 1 Teekanne, 1 Krug, Gläsern, Tassen, Tellern und Besteck für je 6 Personen sowie Töpfen und Pfannen. 1 warme Mahlzeit für eine Person inkl. Kosten für Zutaten, Personal und Transport kostet 10 Euro. Isabelle Uhe Mai 2015 Seite 8 von 11 Hilfe für Menschen auf der Flucht 1 Babyset beinhaltet 1 Badeseife, 48 Windeln, 3 Handtücher, 2 x Desinfektionsmittel, 2 x feuchte Tücher, 6 x Babyunterwäsche, 4 Pyjamas, 1 Zinkcreme, 1 Babyshampoo und kostet 45 Euro. TÜRKEI Tätigkeitsorte: Provinz Hatay, Gaziantep und Şanlıurfa, die Städte Diyarbakir und Batman Die Situation im Land Mit 1,7 Millionen Flüchtlingen ist die Türkei aktuell das Land, das die meisten Vertriebenen aus Syrien und aus dem Irak aufgenommen hat. Vor allem die Flüchtlinge, die mehrheitlich außerhalb der Camps leben, haben einen schweren Alltag und leiden unter Nahrungsmittelknappheit, Arbeits- und Perspektivlosigkeit. Hinzu kommt der tägliche Kampf mit ihren traumatischen Erinnerungen, die sie an die Vertreibungen und Flucht haben. Die Diakonie Katastrophenhilfe hilft diesen besonders von Armut gefährdeten Menschen, die außerhalb der offiziellen Flüchtlingscamps leben. Die Versorgungslage in den türkischen Flüchtlingslagern ist relativ gut. Die Menschen, die außerhalb der Lager in den Provinzen Hatay, Kilis, Gaziantep und Şanlıurfa Schutz suchen, erhalten von der türkischen Regierung jedoch keine Unterstützung. Die meisten Vertriebenen kamen zwischen Ende 2014 und Anfang 2015 in das Nachbarland. Die Städte Diyarbakir und Batman beherbergen im Vergleich zu anderen Städten im Süden der Türkei die meisten Menschen, die zu einer ethnischen Minderheit gehören. Die jesidische Volksgruppe im Irak leidet seit Juli 2014 besonders unter dem Vormarsch der terroristischen Organisation „Islamischer Staat“ und ist Vertreibungen sowie zahlreichen Ermordungen aus religiösideologischen Motiven ausgesetzt. Zehntausende Jesiden flohen daraufhin über das Sinjar-Gebirge in der irakischen Provinz Niniveh nach Hassakeh in Syrien und von dort aus weiter in den Südosten der Türkei. Auf ihrer Flucht erlitten die Menschen tragische Verluste: viele Kinder und alte Menschen überlebten den schweren Weg durch die Berge nicht, Familien wurden getrennt, einzelne Familienmitglieder wurden Opfer von Entführungen und Menschenhandel. Etwa ein Drittel der Flüchtlingsfamilien hat den Tod von mindestens einem Verwandten zu beklagen. Neben den traumatischen Erlebnissen, die sie in ihrer Heimat und auf der Flucht hatten, ist dies ein weiterer Grund für den dringenden Bedarf an psychosozialer Hilfe. Die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder und die meisten von ihnen leiden unter teils schweren Traumata. Den Flüchtlingen ist es in der Türkei bisher nicht gestattet, einer regulären Arbeit nachzugehen und so suchen sich die Menschen alternative Einkommensmöglichkeiten – Kinderarbeit ist keine Seltenheit. Das durchschnittliche Monatseinkommen für eine Familie beträgt 325 Türkische Lira (etwa 113 Euro). Demnach lebt die Mehrheit der Flüchtlinge unter der Armutsgrenze. Die Folge ist oft eine unzureichende Ernährung. Die Hilfsmaßnahmen Die Diakonie Katastrophenhilfe ist seit 2012 in Zusammenarbeit mit dem Partner Support to Life (STL) vor Ort aktiv. Die ersten Nothilfe-Projekte richteten sich an syrische Flüchtlinge in den Provinzen Hatay, Kilis sowie Gaziantep und versorgten sie mit Nahrungsmittelpaketen, Hygienebedarf und Decken. Für die anschließenden Projekte wurde ein Gutscheinsystem (E-Voucher-System) eingeführt, das monatlich Gutscheine zum selbständigen Kauf von Lebensmitteln und Hygieneartikeln austeilt. Nach dem Flüchtlingszustrom aus Kobane (Syrien) im September 2014 führte die Diakonie Katastrophenhilfe mit STL eine Sofortmaßnahme durch, um 500 kurdische Familien aus Kobane sowie jesidische Familien aus dem Nordirak mit Hygienekits, Küchenutensilien, Nahrungsmittelpakete und Decken zu versorgen. Die aufnehmenden Gemeinden werden mit in die Hilfe einbezogen: In Gemeindezentren werden Kindergärten für alle Gruppen eingerichtet. Dieses Projekt wurde dann im größeren Umfang mit Mitteln des Auswärtigen Amtes weitergeführt. Zusätzlich wurden winterfeste Zelte, Heizöfen und Decken verteilt. Bestehende Zelte (2.200) wurden mit Holzböden ausgelegt, um die Kälte abzuwehren. Mit diesen Maßnahmen erreichte die Diakonie Isabelle Uhe Mai 2015 Seite 9 von 11 Hilfe für Menschen auf der Flucht Katastrophenhilfe 20.000 Flüchtlinge aus Kobane sowie 10.000 nicht-registrierte jesidische Flüchtlinge aus dem Irak. Aufgrund der extrem unsicheren Situation der jesidischen Flüchtlinge und den dramatischen Erlebnissen, denen sie während ihrer Vertreibung ausgesetzt waren, wird die Hilfe für diese Bevölkerungsgruppe – vorrangig für Frauen und Kinder - im Batman-Camp weitergeführt. Das Angebot reicht von Sportaktivitäten und Filmvorführungen über psychologische Hilfe bis hin zu Verteilung von Winterkleidung in den ersten Monaten dieses Jahres. Zusammen mit ihrem Partner STL hat die Diakonie Katastrophenhilfe mittlerweile auch eine Anlaufstelle für Flüchtlinge in Istanbul eingerichtet. In der Stadt halten sich etwa 330.000 Syrerinnen und Syrer sowie einige Flüchtlinge aus dem Irak auf und STL stellte einen großen Unterstützungsbedarf dieser Menschen in Istanbul fest. Um die Lücke zu schließen, bietet STL seit März nun psychosoziale Hilfe in dem Gemeindezentrum für etwa 1.200 Menschen an. Durch Kunsttherapie und spielerische Aktivitäten können Kinder ihren Gefühlen Ausdruck verleihen, Erwachsene werden über ihre Rechte als Flüchtling aufgeklärt oder erhalten Rechtberatung, Mütter können an Schulungen zu Ernährungsfragen teilnehmen. Auch das Nothilfeprogramm in den Provinzen Hatay, Gaziantep und Şanlıurfa sowie in den Städten Dyarbakir und Batman wird mit Mitteln des Auswärtigen Amtes und der Europäischen Union dieses Jahr weiter fortgesetzt. Damit werden die Flüchtlinge, die außerhalb der Camps leben, mit Geldkarten (s. Bild re.) versorgt. Ohne ein Recht auf Arbeit zu haben, ist die sogenannte „cash assistance”-Maßnahme in vielen Fällen ein Lebensretter vor allem für die Flüchtlinge, die arm und sozial benachteiligt sind sowie unter permanenter Nahrungsknappheit leiden. Diese Art der Unterstützung verhilft den Flüchtlingen zu einem stabileren und unabhängigen Leben, da sie selbständig gemäß ihrer dringendsten Bedürfnisse einkaufen gehen und längerfristiger planen können. Haushalte, die vorher nach bestimmten Kriterien (Geschlecht, Einkommen, Alter) ausgewählt wurden, bekommen für drei Monate eine Geldkarte ausgehändigt (s. Foto unten), die monatlich mit 45 türkischen Lira (TL) pro Person aufgeladen wird. Bei einem Haushalt mit durchschnittlich sechs Mitgliedern sind das 270 TL monatlich. Mit dieser Summe soll vorrangig der grundlegende Nahrungsbedarf abgedeckt werden und basiert auf Berechnungen, die sich an den allgemeinen Mindestrichtwerten der täglichen Zufuhr von Nährstoffen richtet. Der lokale Partner STL hat bereits seit 2013 Erfahrung mit dieser Art der humanitären Hilfe und stellte fest, dass Familien, die Geldkarten erhielten, nun keine Mahlzeiten mehr ausfallen ließen und Nahrungsmittel wie Eier, Milch oder Fleischprodukte wieder in ihren Speiseplan aufnehmen konnten, auf die sie vorher verzichten mussten. Schutz und Zukunftsperspektiven Ergänzend zu dem cash assistance-Programm konzentriert sich die Diakonie Katastrophenhilfe zusammen mit ihrem Partner STL auch auf den Bedarf an psychosozialer Begleitung. Die Menschen, die sich in einer solch schwierigen Lebenslage befinden, benötigen Schutz und Sicherheit. Durch Bildungsangebote und Rechtsberatung sowie weiterführende Hilfe für speziellen medizinischen Bedarf soll die Eigenständigkeit der Flüchtlinge gestärkt und der Zugang zu sozialen Dienstleistungen erleichtert werden. Vor allem Kinder und Frauen innerhalb der Flüchtlings- sowie der aufnehmenden Gemeinde sollen von dieser Hilfe profitieren. Das Angebot reicht von psychologischer Beratung bis hin zu beruflicher Ausbildung. Kostenbeispiel für konkrete Hilfe für Flüchtlinge: 1 Lebensmittelgutschein für den monatlichen Lebensmittelbedarf eines Erwachsenen syrischen Flüchtlings in der Türkei kostet 15 Euro. Isabelle Uhe Mai 2015 Seite 10 von 11 Hilfe für Menschen auf der Flucht Ihre Spende hilft Spendenkonto 502 502 Ev. Darlehnsgenossenschaft Kiel BLZ 210 602 37 IBAN DE26210602370000502502 BIC GENODEF1EDG oder online unter www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden Spendenstichwort: Nothilfe Syrien Haben Sie Fragen? Unser Serviceteam berät Sie gern! Telefon 030 65211 1189 [email protected] Caroline-Michaelis-Straße 1, 10115 Berlin Weitere Informationen finden Sie unter www.diakonie-katastrophenhilfe.de Impressum Herausgeber Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung – Diakonie Katastrophenhilfe Redaktion Isabelle Uhe, Thomas Sandner (V. i. S. d. P.) Foto S. 2, 3, 6 & 8: IOCC, S. 4 & 6: Christoph Püschner, S. 5, 9 & 10: REACH, S. 7: Isabelle Uhe Stand: Mai/ Juni 2015 Isabelle Uhe Mai 2015 Seite 11 von 11
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