Kultur Kritik Macht der Gefühle ENDSTATION SEHNSUCHT auf der Brechtbühne W as, wenn nicht die großen zu machen und weckt Mitgefühl sogar Gefühle wie Liebe, Trauer, für Nicht-Sympathieträger. Den konWut, Angst und Verzweif- genialen Partner für ihre Ideen hat sie lung, machen stets aufs Neue betroffen? in dem Ausstatter Wolfgang Menardi Schmerzen, Exzesse, Verdrängung und gefunden, und die Musik der Band die Selbsttäuschung, in Alkohol und Los Banditos mit Sängerin Lea Sophie Sex einen Ausweg zu finden, sind so Salfeld rundet die stimmige, auf ShowEffekte verzichtende Inszezeitlos wie es Tennessee WilNOTEN nierung ab. liams in „Endstation Sehnsucht“ REGIE **** Das dem Regieteam zu analysiert hat. BÜHNE Augsburgs Chefdramaturgin zollende Lob gilt gleicherma**** Maria Viktoria Linke war bereits DARSTELLER ßen den Darstellern. Glänzte **** in dem Ehedrama „Gift“ von Lot 1947 Marlon Brando in der Vekemans geglückt, auf der Bühne zu Rolle des Stanley Kowalski bei der Urspiegeln, wie Menschen in Konflikten aufführung des Stückes am Broadway Kontrollverlust erleiden oder verrückt und 1951 in der Verfilmung, so muss werden. Nun beweist sie in der Inszenie- in Augsburg Sebastián Arranz auf rung von „Endstation Sehnsucht“ erneut der Brechtbühne den Vergleich nicht ihre Kunst, starke Gefühle transparent fürchten. Arranz‘ Macho-Auftritt als Ute Fiedler als Blanche DuBois flieht in den Alkohol. Foto: Kai Vido Meyer „Polacken“-Prolo verfehlt die Wirkung weder bei der ihm hörigen Stella (Jessica Higgins) noch bei deren Schwester Blanche DuBois (Ute Fiedler), die den Blick von ihrem verlorenen Paradies Belle Rêve (Schöner Traum) in den Südstaaten nicht abwenden will. Ute Fiedler wächst in dieser, sich selbst und andere belügenden, nach Liebe heischenden Blanche über sich hinaus. Und jeder, der mit ihr auf der Verliererstraße in Richtung „Endstation Sehnsucht“ unterwegs ist, allen voran Mitch (Ferdinand Dörfler) als unsicheres Muttersöhnchen, offenbart die eigenen Defizite in dem von Tennessee Williams vortrefflich erstellten Soziogramm der Loser-Gemeinschaft in New Orleans. Sybille Schiller ZUM 21. MAL GEBURTSTAG R ein rechnerisch feiert die Augsburger Pianistin Gertrud Kottermaier (Foto) am 29. Februar erst ihren 21. Geburtstag. Geboren im Schaltjahr 1932, gibt es das Datum 29. Februar nur alle vier Jahre. Kempten war Gertrud Kottermaiers Geburtsort, Augsburg sollte ab ihrem 5. Lebensjahr aber Mittelpunkt und Heimatstadt werden. Auch mit jetzt 84 Jahren ist sie jene grande Dame geblieben, die interessiert das Kulturleben verfolgt, besonders die Aktivitäten der deutschen Mozartstadt Augsburg. 50 Jahre war sie die alleinige Pianistin im Mozarthaus. Gertrud Kottermaier war verheiratet mit dem Pianisten und Professor Karl Kottermaier (1900 – 1984) und trat mit ihm zusammen auf. Auf dem Flügel in ihrem Wohnzimmer steht das Porträt ihres Mannes, aber auch das anderer großer Pianisten wie András Schiff (geb. 1953) und das des Jahrhundert-Pianisten Arthur Rubinstein (1887 – 1882). Ihn hatte Gertrud Kottermaier 1970 sogar kennengelernt und blieb bis zu seinem Tod in Brief- und persönlichem Kontakt. sysch BEGEISTERUNG FÜR HÉJA K ein Plätzchen war beim monatlichen Treff der Freunde des Theaters zu ergattern. Kein Wunder, denn eingeladen war Generalmusikdirektor Domonkos Héja (Foto). „Das wichtigste ist mir das Publikum“, sagte dieser gleich zu Beginn. Aber das war nicht alles, denn Héja erklärte auch, dass sich ein Opernregisseur nach der Musik richten müsse. Und damit traf er auf die offenen Ohren der Anwesenden, die dem derzeitigen Regietheater sehr kritisch gegenüber stehen. Ja, und was war sonst zu erfahren? Zum Beispiel, wie viele Instrumente der in Ungarn geborene Dirigent spielt. Schlagzeug, Klavier, Violine, Trompete! Doch am liebsten gibt er am Pult den Ton an. sysch AUGSBURG JOURNAL / März 2016 119
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