Infoblatt vom 20.04.2016

rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte!
Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und
haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu
unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen.
Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde
zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei.
Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio
kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten.
Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an:
[email protected]
oder schicken Sie uns alles per Post an:
Redaktion rbb PRAXIS
Masurenallee 8-14, 14057 Berlin
rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin - Feature
am 20.04.2016, 20.15 - 21.00 Uhr
Risiko Herzrasen
Film von Angelika Wörthmüller
Das Herz klopft sowohl bei schönen Überraschungen schneller, als auch bei angstvollen
Situationen, das kennt jeder. Aber was tun, wenn es ständig rast, zu Schlaflosigkeit und
Anspannung führt? Was steckt medizinisch hinter Herzrasen und wie kann man es
behandeln? Wir begleiten zwei Betroffene auf dem Weg zur Diagnose und zeigen, was
unterschiedliche Therapien erreichen können.
Herzrasen kann bedrohlich sein: Es stolpert in der Brust und das Herz hüpft, so als wenn
Steine von ihm purzeln würden oder man zehn Espresso hintereinander getrunken
hätte. Hinzu kommt innere Unruhe, eventuell ein Druck- oder Engegefühl, Kurzatmigkeit
und heftige Schweißausbrüche. Manchmal geht Herzrasen mit Schwindel und Übelkeit
einher.
Ein schneller Herzschlag und starkes Herzklopfen bis in den Hals sind zunächst nur eine
Reaktion des Körpers auf Angst, Aufregung oder Vorfreude. Da Herzrasen keine
Krankheit ist, sondern ein Symptom, gibt es viele mögliche Ursachen. Es tritt zum
Beispiel einfach beim Lagewechsel vom Liegen zum Stehen auf, beim Sport oder bei
starker psychischer Belastung. Auch Zigaretten, Alkohol und verschiedene Drogen lösen
Herzrasen aus.
Ist der Herzschlag dauerhaft auf über 100 Schläge pro Minute beschleunigt, sollten
Betroffene zum Arzt gehen. Dann sprechen Ärzte von einer Tachykardie. Der Puls eines
gesunden Erwachsenen liegt bei 60 bis 80 Schlägen pro Minute. Ein anhaltender Puls
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über 120 ist bedrohlich. Hinter Herzrasen können auch schwere HerzKreislauferkranken stecken. Im schlimmsten Fall führt Herzrasen sogar zum plötzlichen
Herztod. Eine Tachykardie kann zudem den Alltag einschränken, zum Beispiel im
Straßenverkehr die Fahrtüchtigkeit einschränken. Manchmal führt sie auch zur
plötzlichen Ohnmacht.
Was passiert, wenn das Herz aus dem Takt gerät?
Ursächlich entsteht das Herzrasen im Herzen selbst. Der Herzschlag wird durch ein
hochkomplexes System reguliert. Spezialisierte Herzmuskelzellen erzeugen elektrische
Impulse, die vom Sinusknoten über den AV-Knoten über mehrere Leitungsbahnen bis in
die Muskelzellen der Herzkammern verlaufen. Die Muskelzellen werden so erregt, die
Herzkammern ziehen sich zusammen und geben wieder nach. Es entsteht eine
Pumpbewegung, der Körper wird mit Blut versorgt.
Gerät die elektrische Herzerregung durch eine verminderte Durchblutung, zusätzliche
Leitungsbahnen oder Störungen im Sinusknoten aus dem Takt, kommt es zu
Herzrhythmusstörungen. Sie können an verschiedenen Stellen des Regelsystems
auftreten. Manchmal sind Herzrhythmusstörungen angeboren, manchmal entwickeln sie
sich erst im Laufe des Lebens. Bei Sportlern und Menschen, die Bewegung gewohnt sind,
schwankt der Puls bei Belastung nur wenig, das Herz schlägt relativ regelmäßig. Wer
sich jedoch weniger oft belastet und selten bewegt, bei dem schlägt das Herz mal
schneller, mal langsamer. Der Tempowechsel kann Extraschläge verursachen. Für die
Betroffenen mag es sich dann wie eine gefährliche Herzrhythmusstörung anfühlen, es
ist aber keine. Herzrhythmusstörungen stecken oft hinter Herzrasen.
Diese Herzrhythmusstörungen können Herzrasen auslösen
Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das Vorhofflimmern. Bis zu 300.000 Menschen
in Deutschland sind davon betroffen. Durch unregelmäßige elektrische Reizungen
beginnt die Muskulatur der Vorhöfe zu flattern oder zu flimmern. Die geordnete
Weiterleitung der elektrischen Impulse aus dem Sinusknoten ist unterbrochen.
Stattdessen kommt es zu kleinen kreisenden Störimpulsen. Die Folge: Der Vorhof zieht
sich nicht mehr in regelmäßigen Abläufen zusammen, sondern er „zuckt“ etwa 350 –
600 Mal in der Minute, er flimmert. Dadurch verringert sich die Herzleistung. Die
Betroffenen merken das mitunter nicht, manchmal kommen sie die Treppe zur Wohnung
nicht mehr so rasch hinauf. Gefährlich ist das Vorhofflimmern, wenn aus dem
flimmernden Vorhof das Blut nur noch unvollständig ausgeworfen wird. Dann können
sich Blutgerinnsel bilden. Werden sie mit dem Blutstrom ins Gehirn geschwemmt, droht
ein Schlaganfall. Vorhofflimmern kann auch zu einer Thrombose führen. Das
Vorhofflimmern ist nicht lebensgefährlich.
Anders verhält es sich mit dem Kammerflattern/Kammerflimmern. Bei dieser
Herzrhythmusstörung herrscht absolute Lebensgefahr. Die Herzkammern ziehen sich
dabei extrem schnell zusammen, möglich sind zwischen 200 und 800 Schläge pro
Minute. Das Herz kann praktisch kein Blut mehr in den Kreislauf pumpen. Es kommt zu
Bewusstlosigkeit bis hin zu Atem- und Kreislaufstillstand.
Neben einigen anderen Erregungsstörungen können auch eine koronare Herzkrankheit,
ein hoher Blutdruck, eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) oder
Durchblutungsstörungen bis hin zum Herzinfarkt sowie Wechseljahre bei der Frau das
Erregungsleitungssystem beeinflussen und den Herzschlag beschleunigen.
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Was untersucht der Arzt?
Menschen, die den Verdacht haben, dass ihr Herz rast, sollten sich einem Arzt
vorstellen. Er führt verschiedene Untersuchungen durch, die nach und nach Klarheit
bringen. Zunächst wird der Blutdruck gemessen. Denn ein erhöhter Blutdruck kann auch
zu Herzstolpern führen. Zwingend ist ein Elektrokardiogramm (EKG) in Ruhe. Doch das
Ruhe-EKG ist immer nur eine Momentaufnahme. In manchen Fällen tritt aber
beispielsweise das Vorhofflimmern nur vorübergehend auf. Bei einem so genannten
„intermittierenden“ Vorhofflimmern ist daher ein Langzeit-EKG der nächste
Untersuchungsschritt. Diese Untersuchung zeichnet die Herztätigkeit über 24 Stunden
auf. Den Betroffenen werden dabei herkömmliche EKG-Elektroden aufgeklebt und ein
kleines transportables Speicher-Gerät umgehängt. Dieses enthält einen Chip, der alle
Herz-Aktionen aufzeichnet. Mit einem speziellen Computerprogramm werden die
Aufzeichnungen ausgelesen und ausgewertet. Das Gerät misst in dieser Zeit die
Herzerregung während aller Alltagstätigkeiten und auch beim Sport.
Nicht selten führen Ärzte zusätzlich ein Belastungs-EKG und/oder eine StressEchokardiografie durch. Dabei sitzt der Patient auf einem fahrradähnlichen Ergometer.
Während der Patient strampelt, beobachtet der Arzt, wie dessen Herz auf Belastung
reagiert, ob es zum Beispiel schlechter durchblutet wird oder bei höherer Belastung
noch in der Lage ist, sich ausreichend zusammenzuziehen. Beide Methoden nehmen
damit – direkt und indirekt – die Herzkranzgefäße und die Funktion des Herzmuskels
genauer unter die Lupe. Denn Herzrasen und Herzrhythmusstörungen können auch
Folge einer Arterienverkalkung sein, der Arteriosklerose. Die Untersuchungen geben
also Hinweise auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie die koronare Herzkrankheit. Zudem
zeigen sie die individuelle körperliche Fitness des Patienten an.
Bei Verdacht auf eine koronare Herzerkrankung empfehlen Ärzte oft im Anschluss eine
Herzkatheteruntersuchung. Dabei führen Kardiologen oder Radiologen einen dünnen
Plastikschlauch meist in der Leiste in eine Arterie oder in eine Vene. Unter ständiger
Röntgenkontrolle schieben sie den Katheter in das Herzinnere und die angrenzenden
großen Gefäße vor. Mit Kontrastmittelgabe unter Röntgendurchleuchtung können sie so
die Herzkranzgefäße bzw. Koronarien gezielt darstellen und auf Engstellen untersuchen.
Die Katheteruntersuchung ermöglicht gleichzeitig mehrere Untersuchungen: die
Druckmessung in den Herzkammern, eine Kontrastmitteldarstellung der
Herzkranzgefäße und Herzkammern oder die Messung der Sauerstoffsättigung.
Der größte Vorteil des diagnostischen Verfahrens ist der potentiell therapeutische
Einsatz: Finden Ärzte während der Katheteruntersuchung gefährliche Engstellen,
können sie an Ort und Stelle Gefäßstützen einbringen, welche die Arterien aufdehnen
und wieder einen ungehinderten Blutfluss ermöglichen. Indikation für eine
Katheteruntersuchung ist der Verdacht auf eine KHK mit verengten Herzkrankgefäßen.
Meist klagen die Patienten über unklare Brustschmerzen.
Wie wird Herzrasen behandelt?
Tritt Herzrasen nur gelegentlich auf, können die Betroffenen es meist durch spezielle
Techniken unterbrechen, wie das Trinken von kaltem Wasser oder tiefes Durchatmen.
Auch ein Gesichtsbad in kaltem Wasser oder eine einseitige Massage der Halsschlagader
unter dem Kieferwinkel – wo ein wichtiges Blutdruckregulationszentrum sitzt – können
akute Entlastung bringen. Reicht das nicht aus, können Medikamente wie Betablocker
und andere Antiarrhythmika hilfreich sein. Manche Arzneien müssen dauerhaft
eingenommen werden, andere nur im Anfall. Die Medikamente unterbrechen oder
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verzögern die Weiterleitung elektrischer Erregung aus dem Sinusknoten in die
Herzkammern. Oder sie hemmen die kreisenden elektrischen Impulse.
Nicht selten ist das Herzrasen zwar harmlos, für die Betroffenen aber sehr unangenehm
und medikamentös nicht zu beherrschen. Für diese Fälle ist das gezielte Veröden kleiner
Bereiche des Herzmuskels eine weitere Therapiemöglichkeit. Dazu wird zunächst in
einer so genannten Elektrophysiologischen Untersuchung (EPU) festgelegt, von welcher
Stelle aus die übermäßige Erregung des Herzmuskels ausgeht. Diese Erregungszentren
werden dann gezielt verödet und damit ausgeschaltet. Die Methode wird auch bei
krankhaftem Herzrasen, beispielsweise bei Vorhofflimmern angewendet.
Das können Patienten langfristig gegen Herzrasen tun
Herzrasen entsteht oft ohne organische Ursache. Psychischer Stress, Ängste oder
Sorgen führen zur vermehrten Ausschüttung von Adrenalin. Hier helfen dauerhaft
entspannende Maßnahmen wie Achtsamkeitstraining, Autogenes Training, Yoga,
Progressive Muskelentspannung oder auch Hypnose. Bei der Hypnose lernen Patienten,
wie man durch Tiefenentspannung seinen Herzschlag beruhigt. Dabei sind sie zwar
körperlicher entspannt, bleibt jedoch geistig wach. So können sie konzentriert die
Aufmerksamkeit auf das „Innere“ lenken. Gute Erfolge bringt die Hypnose außerdem bei
Schlafstörungen – nicht selten ein Begleiter von langfristigem Herzrasen. Die Patienten
erlernen Entspannungsübungen, die sie dann „automatisch“ durchführen, wenn sie
„schlafgestört“ erwachen. Das Grübeln und Nachdenken lässt nach, die Patienten
schlafen wieder durch.
Experten im Film:
Dr. Willi Heepe
Praktischer Arzt, Sportmediziner
Epiphanienweg 6
14059 Berlin
Tel.: 030 - 99 19 49 20
http://www.praxis-willi-heepe.de
E-Mail: [email protected]
Dr. Carsten Lekutat
Arzt für Allgemeinmedizin, Berlin
Praxis für Allgemeinmedizin – Naturheilverfahren – Sportmedizin
Berliner Str. 6
13507 Berlin
E-Mail: [email protected]
Tel.: 030 - 43 40 7000
http://www.hausarztzentrum-tegel.de
Priv.-Doz. Dr. med. Martin Stockburger
Facharzt für Innere Medizin / Kardiologie
Havelland Kliniken GmbH - Klinik Nauen
Chefarzt der Medizinischen Klinik I mit Schwerpunkt Kardiologie
Ketziner Straße 21
14641 Nauen
Tel: 03321 - 42-1100
E-Mail: [email protected]
http://www.havelland-kliniken.de
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Dipl.-Psych. Irina Schlicht, Psychologische Psychotherapeutin
Praxis für Hypnose und Hypnotherapie
Devrientweg 31
12207 Berlin
Tel: 030 - 771 89 14
www.hypnoseundtherapie.de
Claudia Sellschopp
Rehazentrum Westend
Epiphanienweg 6
14059 Berlin
Tel.: 030 -30678-100 oder -200
Dr. Stephan Beckmann
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologe
Stuttgarter Platz 1
10627 Berlin
Tel.: 030 - 26 39 50 60
www.be-kardiologen.de
www.be-kardiologen.com
Fahrschule Fieguth
Klaus Fieguth
Zabel Krüher Damm 35-39
13469 Berlin
http://www.fahrschule-fieguth.com
Tel.: 030 – 403 956 60
Informationen im www:
http://www.herzstiftung.de/Herzrhythmusstoerungen-Sonderband.html
http://www.kompetenznetzvorhofflimmern.de/sites/default/files/dateien/seiten/afnet_patientenbroschuere_2013.
pdf
Checkliste „Herzrasen“ für das Arztgespräch:
http://www.herzstiftung.de/Herzrasen.html
Deutsche Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V.
Mail: [email protected]
Informationen zu Hypnose: http://www.dgh-hypnose.de/patientenflyer-228.html
Adressen zertifizierter Hypnotherapeuten deutschlandweit:
http://www.dgh-hypnose.de/therapeutenliste.html
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Masurenallee 8 –14
14057 Berlin
www.rbb-praxis.de
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