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AMR PARTNER AG
Julie Davies Shields, Business Analystin und Dozentin
16. Februar 2016
"A pessimist sees the difficulty in every opportunity;
an optimist sees the opportunity in every difficulty."
Winston Churchill
Weil der Vater Engländer war und die Mutter Schweizerin, wuchs Julie mit zwei
unterschiedlichen Kulturen auf. Zu Hause wurde Englisch gesprochen und in der Schule
Deutsch. Dieser multikulturelle Hintergrund prägte Julies ohnehin schon unabhängigen
Geist zusätzlich. Schon mit jungen Jahren stand sie auf eigenen Beinen und genoss ihre
Unabhängigkeit in vollen Zügen. Heute ist Julie Davies (38) verheiratet und ihre
Unabhängigkeit hat sie behalten. Als glückliche Unternehmerin und Dozentin baut sie
gerade ein eigenes Seminar zum Thema Business Analyse und Requirements Engineering
auf.
Was steht auf deiner Visitenkarte?
Senior Business Analystin und Trainerin. Neben meinen Mandaten als Business Analystin
arbeite ich noch als Dozentin im Fachbereich Business Analyse und Requirements
Engineering an der SGO Business School in Glattbrugg.
Wie sieht dein beruflicher Werdegang aus?
Meine KV-Lehre absolvierte ich bei einer Verpackungsfirma im Verkauf und Kundenservice,
wo ich nach dem Lehrabschluss noch drei Jahre weiter arbeitete und durch die
SAP-Einführung zum ersten Mal richtige Projektluft schnuppern konnte. Die nächste Station
war bei einer internationalen Teppichplattenfirma ebenfalls im Verkauf und Kundenservice.
Bei 3M arbeitete ich im Industrieservice und war in ein Reorganisationsprojekt involviert.
Nach meinem Abschluss als eidgenössische Organisationsspezialistin mit Fachausweis
wurde ich bei der Migrosbank als Business Analystin im Zahlungsverkehr angestellt.
Nach zwei Jahren überkam mich das Gefühl, dass ich eine Veränderung in meinem Leben
bräuchte, und ich beschloss zu kündigen, um herauszufinden, was ich wirklich wollte.
Um einen freien Kopf zu kriegen, entschied ich mich, eine zweimonatige Reise nach
Neuseeland zu unternehmen. Diese kleine Unterbrechung hat mir unendlich gut getan und
führte mich zu der Erkenntnis, dass ich es mir nicht vorstellen kann, mein ganzes Leben in
nur einem einzigen Unternehmen zu verbringen.
So entschloss ich mich 2010 als Business Analystin ins Consultinggeschäft einzusteigen.
Seit dieser Zeit war ich in den verschiedensten Mandaten tätig. Zwei Jahre bei einer
Retailbank, dreieinhalb Jahre bei einer Privatbank in Zürich sowie bei einem
IT-Dienstleister für Versicherungsunternehmen in der Schweiz. Ende 2014 war ich wieder,
zusammen mit meiner Mutter, für zwei Monate in Neuseeland. Seit April 2015 arbeite ich
nun für AMR bei einer Schweizer Fachhochschule.
Warum hast du diesen Beruf gewählt?
Ich habe eigentlich seit meiner Lehre immer in irgendwelchen Projekten gearbeitet. Sei es
bei der Einführung von SAP in einem der Unternehmen oder beim Aufbau von neuen
Prozessen. Immer wenn es ein neues Projekt gab, war ich die erste, die sich freiwillig
gemeldet hat. Unbewusst arbeitete ich schon sehr lange als Business Analystin, nur wusste
ich es nicht. Viele Business Analysten sind schon seit Jahren in diesem Beruf tätig,
allerdings gab es lange Zeit keinen eindeutigen Begriff für diesen Berufsstand. Im Laufe der
letzten Jahre hat sich das Berufsbild der Business Analysten jedoch herauskristallisiert und
ist heutzutage ein bekanntes und verbreitetes Tätigkeitsfeld.
Was beinhaltet die Arbeit eines Business Analysten?
Neben dem Anforderungsmanagement und analytischem/vernetztem Denken setzt du dich
als Business Analyst auch stark mit der Zielfindung des Projektes auseinander. Was
braucht es an Veränderungen im Unternehmen, damit wir dieses Ziel erreichen können?
Welche Anforderungen sollten erfüllt werden? Wenn man das Ziel und die Anforderungen
definiert hat, folgt das „Solution Design“. Der Business Analyst sucht nach möglichen
Lösungsoptionen. Welche Lösung kommt infrage, damit wir dieses Ziel bestmöglich
erreichen?
Was würdest du jungen Berufseinsteigern raten?
Als Business Analyst braucht man sehr viel Empathie und Kreativität. Empathie in dem
Sinne, dass es wichtig ist, gut zuhören zu können. Du musst dich sehr in den Menschen
hineinversetzen und ihn gut abholen können. Aktives Zuhören ist gefragt sowie ein gutes
Gespür für den Menschen.
Die Kreativität brauchst du, damit du dem Kunden eine Lösung (Solution Design) liefern
kannst, die er auch wirklich braucht. Dies bedingt ein Gespür für die bewussten und
unbewussten Anforderungen des Kunden. Es funktioniert wie beim Eisbergmodell; das
Bewusste ist das, was der Kunde will und auch kommuniziert.
Im Unterbewusstsein liegen all die Annahmen, welche für den Kunden eine klare
Voraussetzung sind. Und dann gibt es noch das Unbewusste. Das heisst, der Kunde weiss
noch gar nicht, dass er es braucht. Das ist dann die Kirsche auf der Torte, das gewisse
Extra. Das aktive Zuhören lässt dich die Dinge erkennen, welche als selbstverständlich
angeschaut werden. Es geht darum, herauszukristallisieren, was der Kunde wirklich
braucht.
Was fasziniert dich generell an der Projektarbeit?
Ein Projekt ist bis zu einem gewissen Grad unvorhersehbar. Es gibt immer einen gewissen
Unsicherheitsfaktor. Ich mag es sehr, wenn nicht alles vorhersehbar ist. Man ist dann
gefordert, schneller zu reagieren. Ein weiterer Punkt, den ich bei der Projektarbeit sehr
schätze, ist, wenn ein Projekt abgeschlossen ist und schon ein neues Projekt auf dich
wartet. Oft arbeitet man sich als Consultant in eine ganz neue Materie ein. Diese
Abwechslung empfinde ich als sehr inspirierend und sie gibt mir auch viel Energie.
Welche Trends und Entwicklungen kannst du in deinem Beruf als Business Analystin
feststellen?
Bis vor ein paar Jahren war die Berufsbezeichnung Business Analyse noch nicht klar
definiert, man war halt einfach Projektmitarbeiter/-in. Heute geht der Trend sogar so weit,
dass die Business Analyse immer mehr ins Zentrum des Geschehens rückt. Der Business
Analyst und der Projektleiter treffen sich heute auf Augenhöhe. Immer mehr sind
Projektleiter auch Business Analysten, da die Arbeit eines Business Analysten und die
eines Projektleiters viele Schnittstellen haben. Im Unterschied zum Business Analysten hat
der Projektleiter zusätzlich die Aufgaben, nach oben zu rapportieren und das Projekt zu
führen. Der Business Analyst ist dann oftmals das „Betatierchen“ hinter dem
Projektmanager. Er steht häufig mehr im Hintergrund und hat nicht die direkte Leitung. Als
Drehscheibe zwischen den Stakeholdern und dem Projekt hat er dafür aber einen wichtigen
Einfluss auf das Projekt.
Was ist dein nächstes berufliches Ziel, welches du erreichen möchtest?
Mein nächstes Ziel ist, dass ich ein eigenes Seminar zum Thema Business Analyse
anbieten möchte. Das Ziel dieses Seminars sollte sein, Projektinteressierten, zum Beispiel
Projektmanagern, einen ganzheitlichen Überblick über die Business Analyse und das
Requirements Engineering zu geben. Das Seminar beschäftigt sich mit Fragen wie: Welche
Themen gehören in die Business Analyse? Wo liegen die Schnittstellen zwischen der
Business Analyse und dem Requirements Engineering? Zurzeit sind die marktüblichen
Seminarangebote zu diesen Themen sehr fachspezifisch und bedingen oft schon ein
umfangreiches Vorwissen. Ich will mit meinem Seminar ein informatives Angebot für alle
diejenigen schaffen, die ganz konkret wissen wollen, was denn nun alles in der Business
Analyse enthalten ist. Den Start des Seminars habe ich für den Herbst 2016 geplant.
Wie bist du zu AMR gekommen?
Über eine mündliche Empfehlung.
Was sind die Vorteile/Nachteile, für AMR zu arbeiten?
Das Netzwerk zu den Consultants und zu den Kunden empfinde ich als einen grossen
Vorteil. Die AMR verfügt über eine renommierte Kundschaft. AMR ist klein, aber fein. Ihre
Grösse erlaubt, einen persönlichen Kontakt mit den Consultants zu pflegen.
Drei Ratschläge an dein 14-jähriges Ich:
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Durchhaltewillen zeigen: Es gibt immer Durststrecken im Leben, aber da musst du durch,
wenn du deine Ziele erreichen möchtest.
An sich selber glauben: Selbstvertrauen und keine Selbstzweifel haben, auch wenn man
nicht immer die Zustimmung der anderen erhält.
Erlaube dir, Fehler zu machen: Fehler machen ist ok. Wichtig ist, dass du den Fehler
analysierst und daraus lernst.
Author
Nicole Gubler