Möglichkeiten und Grenzen in der Arbeitsintegration

Dt
Tagung: Menschen mit psychischen Problemen im System der Sozialen Sicherheit, 25.08.2015
Protokoll Workshop 4:
Möglichkeiten und Grenzen in der Arbeitsintegration (Christian Holdener)
In diesem Workshop werden am Beispiel des Kompetenzzentrums Arbeit KA der Stadt Bern die
Möglichkeiten und Grenzen der beruflichen und sozialen Integration von Menschen mit psychischen
Problemen diskutiert.
Christian Holdener ist Leiter der Abteilung „Abklärungen“ im Kompetenzzentrum Arbeit der Stadt Bern. Er ist
unter anderem auch an der BFH im Fachbereich Soziale Arbeit als Lehrbeauftragter im neuen Fachkurs
„Arbeitsintegration“ tätig.
Inhalte Präsentation
Arbeitsmarkt setzt zunehmende Anforderungen, was dazu führt, dass auch Menschen zunehmend an die
Grenzen kommen. Wir stellen auch fest, dass es zunehmend eine Temporalisierung gibt, d.h. ein Trend zu
befristeten Arbeitsverhältnissen.
Die Arbeitsintegration wird in Bern primär durch den Kanton finanziert. Damit sie gelingt braucht es auch die
Mitarbeit der Privatwirtschaft und der Verwaltung, d.h. des 1. Arbeitsmarktes.
Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sind schwierig zu integrieren, dies zeigt sich auch bei am
Kompetenzzentrum Arbeit der Stadt Bern. Konkret arbeitet das Kompetenzzentrum viel folgt:
In einem ersten Schritt erfolgen Abklärungen, z.B. sur Dossier, bei Gesprächen mit den zu
integrierenden Personen sowie über Abklärungsarbeitseinsätze (Testarbeitsplätze, spezialisierte
Programme.
Je nach Ergebnis werden die Personen dann in die Berufliche Integration (BI) oder die Soziale
Integration (SI) vermittelt
o Berufliche Integration mit verschiedenen Zielen: Berufliche Integration mit Perspektive
(Praktikum, Weiterbildung), Vernetzung mit Arbeitgeberschaft, Abklärungen bei prekären
Arbeitsverhältnissen, etc.
o Soziale Integration  z.B. Betriebseigene Beschäftigungsplätze, Teillohnmodell (jobtimal.ch)
Fragen an die
Referenten/Themen
Wie viele Leute bringen Sie
in ein richtiges
Arbeitsverhältnis?
Kommentar/Diskussion
Zuwenig Zusammenarbeit
Kommentar/Diskussion
Kommentar/Diskussion
Wie ehrlich sind Sie
gegenüber den Arbeitgebern
bezüglich psychischen
30% kommen im 1. Arbeitsmarkt unter - davon 80 % nachhaltig, d.h. sind nach
einem Jahr immer noch im 1. Arbeitsmarkt. Die Zahlen beziehen sich auf alle
KlientInnen. Bei Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ist es
schwieriger.
Z.T. geht zu viel Zeit verloren in den Programmen – es braucht bessere
Abklärungsinstrumente – schnellere Triage. Leute sollten nicht zulange in den
Programmen bleiben.
Ja, es braucht eine gut funktionierende IIZ, im Idealfall nur eine
Sozialversicherung, damit nicht Alle immer wieder neu abklären müssen.
Psych. Beeinträchtigte haben viel mehr Probleme eine Stelle zu finden. Das
stösst ab, da die Arbeitskräfte unberechenbarer sind, grössere Verunsicherung,
oft Überforderung.
Grosses Problem ist auch, wenn Personen nicht wollen, unzuverlässig sind.
Sehr ehrlich. Es bringt nichts wenn man das verschweigt, da die Arbeitgeber
sonst nicht mehr dabei sind.
Berner Fachhochschule | Soziale Arbeit
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Problemen?
Auch mit Diagnosen?
Kommentar/Diskussion
Stiftung Arbeitsgestaltung
Kommentar/Diskussion
Stiftung Arbeitsgestaltung
Langfristige Beziehung
Wie gut ist die Motivation der
Personen, die Sie
vermitteln?
Gibt es eigene ärztliche
Abklärung?
Was hat die Diskussion hier
mit Thema der Tagung zu
tun?
Setzen Sie Druck auf?
Kommentar/Diskussion
Wie Nachhaltigkeit
Messen/Sicherstellen?
ZWEITE GRUPPE:
Wer finanziert
Einarbeitungszeit?
Für welche Stellen arbeitet
das AZ
Wie gehen Sie vor bei
psychisch Beeinträchtigten?
Teillohnmodell, wie wird
sichergestellt, dass
Arbeitgeber das System
nicht ausnutzen?
Was für Betriebe ?
Kommentar/Diskussion
Wie kann man den
Arbeitgeber in die
Verantwortung nehmen?
Hier ist es heikel, auch wegen Datenschutzes.
Wir versuchen ganz ehrlich zu sein, geben viel Information weiter und
fragen Klient/in, was wir den Arbeitgebern sagen dürfen. Auch beziehen wir die
verschiedenen Stellen mit ein - z.T. zu zehnt am Tisch
Sobald ein psych. Krankheitsbild erwähnt wird machen Arbeitgeber sofort einen
Rückzug.
Wir melden uns wiederholt, haken nach und versuchen die Arbeitgeber zu einem
Arbeitsversuch zu überreden.
Längerfristige Kontakte helfen hier: Wenn man sich gut kennt, kann man auch
heiklere Fälle vermitteln.
0 bis 120 Prozent. Meine Erfahrung ist, wenn jemand zuverlässig und motiviert
ist, gibt es in der Regel auch eine Lösung.
Wir haben einen Vertrauenspsychiater, 2 Vertrauensärzte und 1
Vertrauenszahnarzt. Oft müssen diese aber in sehr kurzer Zeit eine Diagnose
erstellen (Sitzung dauert ca. 1 Stunde).
Huhn Ei Frage – was ist zuerst, die psychische Beeinträchtigung oder ist diese
eine Folge der Arbeitslosigkeit/soz. Ausgrenzung.
Bis das Arztzeugnis kommt ...
Es gibt da nicht so viele Einflussmöglichkeiten. Mahnen, Weisen, Kürzen  aber
Möglichkeiten sind begrenzt.
Manchmal ist es wichtig, kurz beim Arzt anzurufen: Ärzte sind zum Teil sehr froh,
auch unsere Sicht zu kennen.
Grundsätzlich haben die Arbeitgeber Verständnis für eine psych. Störung - aber
nicht für mehr.
Wichtig wäre zu wissen, wie nachhaltig die Vermittelten (Lehr-)Stellen sind – es
bräuchte mehr Instrumente zur Sicherung des weiteren Verlaufs: z.B.
Fachbegleitung
Aus unserem Budget – 90% durch Kanton finanziert.
Primär für die Sozialdienste (Bern/Ostermubdigen) - in gewissen Bereichen
aber Leute aus dem RAV. Allerdings ist die Zusammenarbeit RAV/SD eher
schwierig, weil RAV denkt, bei diesen Leuten ist eh alles verloren – dabei sind
es ja häufig dieselben einfach 1-2 Jahre später.
Psychische Kranke von Aussen zu vermitteln ist sehr schwierig. Geht eher,
wenn Arbeitgeber die Person bereits kennt.
Hier wird regelmässig überprüft – zudem sind auch die Gewerkschaften
involviert.
Restaurant, Hauswartungen, Velostation, Veloverleihsystem, Glasdesign.
Das Problem ist, dass das Zuverlässigkeit oft nicht steuerbar ist. Es kommt stark
darauf an, in welcher Phase jemand ist – es bräuchte flexiblere Möglichkeiten,
wenn es einem schlecht geht, nicht arbeiten müssen. Der Arbeitsmarkt bietet
das aber nicht!
Allenfalls bräuchte es mehr Zwang. Z.B. könnte man die Beschäftigung von
Menschen mit Beeinträchtigungen als Kriterium in WTO-Ausschreibungen
festlegen. Deutschland kennt so ein Modell.
Kommentar/Diskussion
Problem ist, dass selbst Firmen im sozialen Bereich selber auch keine solchen
Stellen anbieten - z.B. im Büro.
Wir haben das beim KA auch schon gemacht – aber 8 von 10 mal klappt es
nicht.
Was ist die Perspektive der
Man sollte auch diese Sicht einbeziehen ...
Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences
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Betroffenen?
Verdrängen die BIAS nicht
auch JOBS in 1.
Arbeitsmarkt?
Das ist eine Gratwanderung – natürlich – aber viele Nischenarbeitsplätze sind
verschwunden. Die Diskussion muss geführt werden, ob der 1. Arbeitsmarkt
überhaupt genügend Kapazität hat.
Kommentar/Diskussion
Automatisierung: Gewisse Jobs gibt es halt nicht mehr...
Wie wird die Arbeitsfähigkeit
eingeschätzt? Welche
Instrumente stehen hier zur
Verfügung.
Kommentar/Diskussion
Wir beziehen uns auf die Anforderungsprofile der Arbeitgeber und machen Tests
(z.B. MELBA).
Das Hauptproblem sind Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Nicht Erscheinen –
Verschlafen – und da helfen diese Test meist wenig.
Protokoll: Michelle Beyeler
Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences
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