MENSCHLICHKEIT IN AKTION JAHRESBERICHT FÜR DEN PRIVATSEKTOR 2014 Internationales Komitee vom Roten Kreuz 19, avenue de la Paix 1202 Genf, Schweiz T +41 22 730 21 71 F +41 22 730 28 99 www.icrc.org/deu/donations © IKRK, Juli 2015 Titelfoto: I. Malla/IKRK MENSCHLICHKEIT IN AKTION JAHRESBERICHT FÜR DEN PRIVATSEKTOR 2014 IKRK 2 INHALT Geleitwort des Präsidenten............................................................ 5 Wer wir sind..................................................................................... 6 Wo wir arbeiten............................................................................... 7 Wirtschaftliche Sicherheit.............................................................. 8 Wasser und Unterkunft................................................................. 10 Erste Hilfe und Spitalversorgung................................................. 12 Primäre Gesundheitsversorgung................................................. 14 Körperliche Rehabilitation........................................................... 16 Verseuchung durch Waffen........................................................... 18 Familienbande wiederherstellen................................................. 20 Häftlinge........................................................................................ 22 Schwache schützen und das Recht fördern................................. 24 Partnerschaften mit nationalen Gesellschaften: ein weltweites Netzwerk.......................................................... 26 Die Empfänger von Hilfe: 2014 in Zahlen.................................... 28 Finanzdaten 2014.......................................................................... 29 Die Geber: Sie können uns helfen................................................ 30 3 4 I. Malla/IKRK GELEITWORT DES PRÄSIDENTEN Nach wie vor prägen bewaffnete Konflikte unsere Welt, und sie haben Tod, Zerstörung und Leid zur Folge. Seit mehr als eineinhalb Jahrhunderten bemüht sich das IKRK, das Leben und die Menschenwürde von Konfliktopfern zu schützen und ihnen Hilfsgüter zu bringen. Als neutrale, unparteiliche und unabhängige Organisation kümmern wir uns um die Schwächsten, ungeachtet dessen, wer sie sind und auf welcher Seite sie stehen. Unsere Hilfe ist sowohl auf die spezifischen Bedürfnisse jeder Gruppe als auch auf ihre Widerstandsfähigkeit zugeschnitten. Auf diese Weise sorgen wir für die grösstmöglichen Erleichterungen im Leben der Empfänger unserer Hilfe – all der Frauen, Männer und Kinder, der Verwundeten und Vertriebenen, der Inhaftierten und der Menschen mit Behinderungen. Der Umfang der humanitären Bedürfnisse in mehreren gleichzeitigen Krisen in aller Welt stellte das IKRK im vergangenen Jahr vor gewaltige Herausforderungen. Unseren finanziell aufwendigsten Einsatz leisteten wir 2014 in Syrien. Trotz erheblicher Schwierigkeiten im Hinblick auf Zugang und Sicherheit konnten wir mit Unterstützung unserer Partner in der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung für Millionen Menschen auf allen Seiten der Fronten und in den Nachbarländern Nothilfe, sauberes Wasser und medizinische Versorgung bereitstellen. Gleichzeitig und mit ebenso grosser Energie bemühten wir uns, den Menschen zu helfen, die von anderen Konflikten betroffen waren, etwa in Afghanistan, der Zentralafrikanischen Republik, Irak, Israel und den besetzten Gebieten einschliesslich des Gazastreifens, Nigeria, Südsudan und der Ukraine. Unsere multidisziplinären Teams sorgten dafür, dass die Menschen Nahrungsmittel und sauberes Trinkwasser, geeignete Unterkünfte und Zugang zu medizinischer Versorgung erhielten, dass sie mit ihren Angehörigen in Kontakt bleiben und ihren Lebensunterhalt wieder verdienen konnten. Zudem bemühten sich die Teams, weiteren Misshandlungen und Leiden vorzubeugen, indem sie sich der Unterstützung all jener versicherten, die Einfluss auf die Lage der Schwächsten nehmen können, darunter Regierungen und ihre Streitkräfte, bewaffnete Gruppen, angesehene Mitglieder der Zivilgesellschaft wie etwa traditionelle Amtsträger, und schliesslich die Medien. All dies war nur möglich durch die Unterstützung seitens unserer Geber, denen ich an dieser Stelle von Herzen danken möchte. Wir freuen uns, dass wir auf Spender zählen können, die so unterschiedlich sind wie die Menschen, denen wir helfen. Jede Spende ist wichtig für uns – ganz gleich, ob sie die Lebensbedingungen eines Menschen oder vieler Menschen verbessert. Unsere Geber helfen uns, reale Verbesserungen zu bewirken. Peter Maurer IKRK-Präsident 5 WER WIR SIND DIE VISION EINES MANNES Das IKRK verdankt seine Entstehung dem Weitblick und der Entschlossenheit eines Mannes: Henry Dunant. Das Datum: 24. Juni 1859. Der Ort: Solferino, eine Stadt in Norditalien. 16 Stunden lang tobt eine erbitterte Schlacht zwischen der österreichischen und der französischen Armee, und am Abend liegen 40 000 Tote und Verwundete auf dem Schlachtfeld. Der Schweizer Henry Dunant ist aus geschäftlichen Gründen in Solferino. Er ist erschüttert vom Anblick Tausender Soldaten beider Armeen, die ohne medizinische Versorgung ihrem Schicksal überlassen werden, und bittet die einheimische Bevölkerung, ihm bei der Pflege der Verwundeten zu helfen und dabei die Soldaten beider Seiten gleich zu behandeln. Dunants Engagement führte 1863 zur Gründung des Internationalen Komitees für die Verwundetenpflege, das später in Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) umbenannt wurde. Noch im gleichen Jahr entsandten 16 Staaten und vier philanthropische Einrichtungen ihre Vertreter an eine internationale Konferenz in Genf. Diese Konferenz beschloss, als Kennzeichen der Bewegung ein rotes Kreuz auf weissem Grund – in Umkehrung der Schweizer Fahne – einzuführen und rief damit das Rote Kreuz ins Leben. Im folgenden Jahr verabschiedeten die Staaten die Genfer Konvention zur Verbesserung des Loses der Verwundeten im Felde. 6 R. Garcia Vilanova/IKRK Dies war die Geburtsstunde des humanitären Völkerrechts. WO WIR ARBEITEN Seit 150 Jahren ist das IKRK in allen Teilen der Welt in bewaffneten Konflikten und anderen Gewaltsituationen tätig – ungeachtet dessen, ob sich die Medien für das jeweilige Thema interessieren. Dank seiner Präsenz in den betroffenen Gebieten ist das IKRK aus erster Hand über die Situation und die tatsächlichen Bedürfnisse der Bevölkerung unterrichtet. Das IKRK hilft auch Menschen, die von Naturkatastrophen in Konfliktgebieten betroffen sind, und im Fall anderer grosser Katastrophen wird es Unterstützung bereitstellen, sofern es über spezifisches Know-how verfügt, das einen Mehrwert bieten kann. IKRK Hauptsitz IKRK-Delegation IKRK-Regionaldelegation IKRK-Einsatz EIN HISTORISCHES MANDAT Das IKRK ist eine neutrale, unparteiliche und unabhängige humanitäre Organisation, die von den Staaten mit den Genfer Abkommen von 1949 und den Zusatzprotokollen von 1977 beauftragt worden ist, die Opfer bewaffneter Konflikte zu schützen und ihnen zu Hilfe zu kommen. Das IKRK ist die einzige humanitäre Organisation, die von Staaten sowohl vermittels des humanitären Völkerrechts als auch der innerstaatlichen Gesetzgebung ausdrücklich diesen Auftrag erhalten hat. WAS SICH HINTER DEN ZAHLEN VERBIRGT 12 372 MITARBEITENDE IM FELD (Delegierte und einheimische Mitarbeitende) in aller Welt 7 WIRTSCHAFTLICHE SICHERHEIT Bewaffnete Konflikte und andere Gewaltsituationen haben verheerende Folgen für die Fähigkeit von Familien, Gemeinschaften und ganzen Ländern, für ihren Unterhalt zu sorgen. In solchen Fällen werden Menschen bedenkenlos entwurzelt und verlieren ihr Zuhause und ihr ganzes Hab und Gut. Selbst wenn sie einige Wertgegenstände mitnehmen können, werden sie diese aller Wahrscheinlichkeit nach unterwegs verkaufen oder gegen Nahrungsmittel tauschen müssen, um zu überleben. Diejenigen, die zu Hause bleiben konnten, haben es auch nicht leicht: Ihre Existenzgrundlagen (z.B. Land- oder Viehwirtschaft, Geschäfte oder Lohnarbeitsplätze) sind häufig zerstört oder können nicht mehr in Betrieb genommen werden, und die unterstützenden sozialen Netzwerke auf Familien- oder Gemeindeebene sind zusammengebrochen. W. Lembryk/IKRK Konflikte und Gewalt wirken sich auf das gesamte Wirtschaftssystem aus: Sie schränken den freien Personenund Güterverkehr ein, sie stören die Märkte und den Zugang zur Grundversorgung, und sie setzen vertriebene wie nicht vertriebene Familien der Gefahr der Verarmung aus. Um Notleidenden zu helfen, verfolgt das IKRK drei Ansätze, die nacheinander angewandt oder kombiniert werden können. HILFE WIEDERHERSTELLUNG DER LEBENSGRUNDLAGEN Hilfe soll in erster Linie unmittelbar gefährdete Menschenleben retten und Lebensgrundlagen schützen. Zu diesem Zweck werden überlebenswichtige Güter an Menschen verteilt, die sich diese aus eigener Kraft nicht mehr verschaffen können. Dieser Ansatz soll die Nahrungsmittelproduktion steigern, Einkommen erzeugen und langfristig nachhaltige Einkommensmöglichkeiten schaffen. Das bedeutet Wiederherstellung, Erhaltung oder Verbesserung produktiver Ressourcen von Familien und Gemeinschaften. Beispiele Beispiele • Nahrungsmittelpakete, Lebensmittelkarten •Bargeldzuwendungen • Kombination von Nahrungsmitteln und Bargeld • kurzfristige Lebensmittel-für-Arbeit- oder Bargeld-für Arbeit-Projekte, die dem ganzen Gemeinwesen zugutekommen (z.B. Räumung von Trümmern) • wichtige Haushaltsartikel (z.B. Decken, Kochgerät, Seife, Kerzen) •Zusatznahrung •Bestandsabbau1 • Bereitstellung landwirtschaftlicher Güter und Geräte in Form von Sachleistungen oder Gutscheinen (z.B. Saatgut für Grundnahrungsmittel und Exporterzeugnisse, Geräte, Dünger, Pestizide)2 • Bereitstellung von Gütern und Geräten für Viehwirtschaft und Fischerei in Form von Sachleistungen oder Gutscheinen (z.B. Impfstoff, Medikamente, Futter, Netze) •Bestandsaufstockung • Bereitstellung von Kleingeräten für die Herstellung von Gütern und Dienstleistungen (z.B. Getreidemühlen, spezielle Werkzeuge, Handkarren) oder Gutscheine bzw. Bargeld, um sie zu erwerben • Bereitstellung von Landmaschinen oder Mechanisierungsdiensten oder Gutscheinen, um sie zu erwerben Kauf geschwächter Tiere zu Marktpreisen, damit Bauern nur noch gesunde Tiere behalten und zudem über Bargeld verfügen. Die angekauften Tiere werden geschlachtet und das Fleisch wird an bedürftige Familien verteilt, um deren Ernährung abwechslungsreicher zu machen. 1 8 2 Häufig kombiniert mit Lebensmitteln, Bargeld oder Gutscheinen, um Familien zu erlauben, die Zeit bis zur nächsten Ernte zu überbrücken. Mehr als zwei Millionen Menschen wurden 2014 im Irak vertrieben. Sie fanden Zuflucht bei Verwandten oder in Gastfamilien, Behelfsunterkünften und Lagern. Das IKRK verteilte Nahrungsmittelrationen für einen Monat und andere Hilfsgüter wie Decken, Kleidung, Kerosinkocher, Planen, Kanister und Küchengeräte an rund 600 000 Vertriebene in 17 der 18 Provinzen des Landes. Überdies erhielten rund 20 000 Vertriebene in Nadschaf Bargeld, um den dringendsten Bedarf zu erfüllen. M. Faaez/IKRK 2014 WELTWEIT • Lebensmittel-für-Arbeit- oder Bargeld-für-Arbeit Modelle, um die landwirtschaftliche Infrastruktur zu verbessern (z.B. Bewässerung, Erosionsschutz, Kindertagesstätten) • Unterstützung für mikroökonomische Initiativen (produktive Darlehen, kaufmännische Kurse) • Schulung (z.B. für Bauern und Viehhalter) STRUKTURELLE UNTERSTÜTZUNG Strukturelle Unterstützung soll die Kapazitäten von Dienstleistern aufbauen oder wiederherstellen, damit sie in der Lage sind, nachhaltige Unterstützung und Dienstleistungen für Erwerbstätigkeiten anzubieten. Beispiele • Technische Beratung für Dienstleister in den Bereichen Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei • Ausbildung und Coaching am Arbeitsplatz • Stärkung und Weiterentwicklung von Ausbildungsprogrammen • Bereitstellung von Material und Ausrüstung 9 128 800 MENSCHEN erhielten Nahrungsmittel 4 263 288 MENSCHEN erhielten wichtige Haushaltsartikel 660 310 MENSCHEN erhielten Barzuwendungen 3 294 742 MENSCHEN erhielten Güter, die ihnen halfen, ihre Existenzgrundlage zu sichern 9 WASSER UND UNTERKUNFT Die für Wasser und Unterkunft zuständigen Teams des IKRK bemühen sich, Krankheiten, Todesfälle und Leiden zu verringern, die durch beschädigte Infrastrukturen und entsprechend mangelhafte Wasserversorgung verursacht werden. Selbst in Friedenszeiten haben Millionen Menschen in allen Teilen der Welt kaum Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie menschenwürdigen Unterkünften und sanitären Anlagen. Solche Probleme verschärfen sich in Kriegszeiten und bei Naturkatastrophen: Die Zerstörung von Infrastrukturen sowie Massenvertreibungen setzen weitere Millionen der Gefahr aus, zu sterben oder zu erkranken. Um den Zugang zu Wasser zu erleichtern, die hygienischen Bedingungen zu verbessern und die Umwelt zu schützen, führt das IKRK eine Reihe von Aktivitäten durch. Wasser J. Spaull/IKRK Das IKRK hilft bei der Reparatur und dem Bau aller Arten von Wasserversorgungssystemen ungeachtet ihrer Grösse und der eingesetzten Technik. Dieser Bereich umfasst die Wasserentnahme aus Quellen sowie die Aufbereitung, Speicherung und Verteilung, in ländlichen Gebieten auch die Sanierung von handgegrabenen Brunnen und die Installierung von Motorpumpen an Bohrlöchern. Das IKRK bemüht sich auch, Gemeinwesen in die Lage zu versetzen, neue oder sanierte Infrastrukturen zu bedienen und instand zu halten. Zu diesem Zweck bietet es einschlägige Schulungen an – oft für speziell gebildete Wasserkomitees – und stellt Ersatzteile zur Verfügung. Sanitäre Anlagen und Hygiene Unterkunft Überbelegung beispielsweise in Vertriebenenlagern führt schnell zur Ausbreitung von Krankheiten. Sehr wichtig ist daher eine funktionierende Abwasserentsorgung, und dies hat hohe Priorität für das IKRK. Zu diesem Bereich gehören auch der Bau von Latrinen und die Sanierung von Kläranlagen. Wenn dringend Unterkünfte benötigt werden, stellt das IKRK Plastikplanen oder Zelte zur Verfügung, doch viele Menschen kommen vorübergehend in Schulen, Moscheen, Kirchen, Privathäusern und anderen Gebäuden unter, die nicht für zahlreiche Benutzer ausgerüstet sind. In solchen Fällen baut das IKRK die vorhandenen sanitären und anderen Anlagen aus. Das IKRK organisiert ferner Aufklärungsprogramme, die hygienisches Verhalten fördern und damit zur Prävention von Krankheiten beitragen sollen, die durch verschmutztes Wasser und schlechte sanitäre Bedingungen verursacht werden. 10 Des Weiteren sorgt das IKRK nach einer Krise für die Reparatur oder den Wiederaufbau von Gesundheitseinrichtungen und Schulen, unterstützt die Einrichtung von Lagern für Vertriebene und stellt für Familien, die Infolge der Eskalation der Gewalt in der Zentral afrikanischen Republik Ende 2013 flohen Hunderttausende in den Flughafen von Bangui sowie in Gotteshäuser und kommunale Einrichtungen. Anfang 2014 hatten mehr als 100 000 Menschen auf dem Gelände des Fliegerclubs Bangui Zuflucht gefunden und lebten dort in Behelfsunterkünften aus getrockneten Palmblättern und Planen. Durch die Überbelegung verschlechterten sich die hygienischen Bedingungen. J-Y. Clemenzo/IKRK Jeden Tag brachte das IKRK rund 300 000 Liter Wasser in das Lager. Viermal am Tag fuhr Jean, einer der sechs Fahrer, in das Stadt zentrum nahe dem Ubangi, um seinen 15 000-Liter-Tanklaster an der Aufbereitungsanlage aufzufüllen und das Wasser zum Lager zu bringen. J-Y. Clemenzo/IKRK Die Wasserverteilung wurde von einheimischen Frauen organisiert. Familien mit gelben Kanistern standen Schlange in der sengenden Sonne. Jede Familie durfte zwei bzw. drei Kanister füllen. „Das Wasser ist für uns so kostbar, dass wir keinen Tropfen verschwenden“, sagte eine Frau. Die Beförderung von Wasser mit Lkws ist höchst mühsam. Um mehr Wasser verteilen zu können, schloss das IKRK daher seine für Notfälle vorhandenen flexiblen Wasserspeicher an Wasserleitungen in der Nähe des Flughafens an. 2014 WELTWEIT nach der Vertreibung zurückkehren, Materialhilfe (Unterkünfte, Heiz- und Kühlanlagen, Wasser, Strom usw.) zur Verfügung. Strom Das IKRK sorgt für die Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der Stromversorgung für wichtige Einrichtungen wie Spitäler, Wasseraufbereitungsanlagen und Wasserversorgungssysteme, indem es Stromnetze, Generatoren und Wasserkraftwerke repariert. 26 218 811 MENSCHEN erhielten Zugang zu sauberem Trinkwasser, geeigneten sanitären Anlagen und/oder besseren Lebensbedingungen 11 ERSTE HILFE UND SPITALVERSORGUNG Die Tätigkeit inmitten eines bewaffneten Konflikts ist gefährlich und zahlreichen Einschränkungen unterworfen. Die meisten Chirurgen, die nicht der Armee angehören, sind mit Verletzungen durch schwere Waffen nicht vertraut, denn diese sind kaum mit den in Spitälern üblichen Schusswunden aus dem zivilen Leben zu vergleichen. Aus diesem Grund führt das IKRK Seminare über Kriegschirurgie durch und informiert das medizinische Personal über Standardprotokolle und -verfahren, die es zu kriegschirurgischen Techniken sowie für das Patientenmanagement in gefährlichen und eingeschränkten Umfeldern zusammengestellt hat. R. Haviv/VII/IKRK Im Bereich Erste Hilfe und Rettungstransporte sorgt das IKRK für die Behandlung von Opfern am Ort der Verletzung und während ihres Transfers in die geeigneten medizinischen Einrichtungen. Sodann unterstützt es die anschliessende Pflege, indem es bestehenden Gesundheitseinrichtungen Medikamente, Ausrüstung, Schulung und Kapazitätsaufbau für die meisten Bereiche des Spitalwesens zur Verfügung stellt. Zu diesen Bereichen gehören Pflege, Personalmanagement, Wartung der Infrastruktur, Finanzen, Logistik und Verwaltung. Sofern erforderlich entsendet das IKRK auch eigene Experten, die mit dem einheimischen Personal des Spitals zusammenarbeiten. 2014 WELTWEIT 399 612 STATIONÄRE PATIENTEN wurden in IKRK-geförderten Spitälern behandelt Die Unterstützung des IKRK für Spitäler umfasst: • chirurgische Eingriffe und medizinische Dienste; • Gynäkologie und Geburtshilfe; •Pädiatrie; •Krankenpflege; • psychische Gesundheit; • Spitalmanagement und -verwaltung; • Bereitstellung von Verbrauchsmaterial, Ausrüstung und Fachwissen. 12 1 581 836 AMBULANTE PATIENTEN wurden in IKRK-geförderten Spitälern behandelt Südsudan angespannt und unberechenbar, und die humanitären Bedürfnisse waren gewaltig. Um die wachsende Anzahl von Menschen zu versorgen, die infolge des Konflikts verletzt waren, entsandte das IKRK vier mobile Operationsteams mit Chirurgen, Anästhesisten und Pflegekräften in Spitäler und abgelegene Gesundheitseinrichtungen. Die Wasser- und Stromversorgung ist oft unterbrochen, und dies erschwert die Einhaltung der Hygiene- und Sterilisationsvorschriften. Ein zusätzliches Problem ist die Ausrüstung. „Die häufigsten von Kriegschirurgen zu behandelnden Verletzungen“, so Lutomia, „sind Knochenverletzungen, doch abgesehen von unserer IKRK-Ausrüstung haben wir nur sehr wenige Instrumente für die Versorgung orthopädischer Verletzungen.“ Laut IKRK-Chirurg Marc Lutomia sind die Arbeitsbedingungen das grösste Problem. Da gut ausgestattete medizinische Einrichtungen entweder beschädigt oder gar nicht vorhanden sind, arbeiten die IKRK-Operationsteams rund um die Uhr in Basisgesundheitseinrichtungen oder in leer stehenden Gebäuden, in denen ein Raum als Operationssaal dient. Auch in abgelegene Gebiete werden die medizinischen Teams rasch eingeflogen, wenn dem IKRK bestätigte Berichte über eine grosse Anzahl von Opfern vorliegen. Das Chirurgieprogramm im Südsudan ist eines der weltweit grössten des IKRK und im Hinblick auf die Arbeitsund Lebensbedingungen wahrscheinlich das schwierigste. T. Stoddart/Getty Images/IKRK Während des ganzen Jahres 2014 blieb die Lage im 13 PRIMÄRE GESUNDHEITSVERSORGUNG Neben der Heilbehandlung konzentriert sich das IKRK auch auf die Prävention von Krankheiten und die Gesundheitsförderung. Dies umfasst Aufklärung über hygienisches Verhalten wie Händewaschen, die Verwendung imprägnierter Moskitonetze und andere nachweislich wirksame Methoden. Das IKRK unterstützt Müttergesundheit durch die Begleitung Schwangerer bis zur Entbindung und die Förderung von Stillen und Familienplanung. In dem Bemühen, die Säuglingssterblichkeit zu senken, unterstützt das IKRK umfangreiche Impfprogramme gegen Masern, Tuberkulose, Wundstarrkrampf, Diphterie, Kinderlähmung und Keuchhusten. Krieg hinterlässt nicht nur körperliche Wunden. Die unmittelbare Nähe von Kampfhandlungen, Vertreibung, Trennung von Angehörigen, Vergewaltigung und andere Formen von Gewalt haben seelische Verletzungen und psychische Anfälligkeit zur Folge, auf welche das IKRK mit Betreuung und Aktivitäten im Bereich der psychischen Gesundheit einzugehen versucht. 14 C. von Toggenburg/IKRK Der Normalbetrieb des Gesundheitssystems wird durch einen bewaffneten Konflikt häufig beeinträchtigt. Im schlimmsten Fall kommt es zum Zusammenbruch einzelner Bereiche oder des ganzen Systems. Das IKRK versucht dann, die wichtigsten Gesundheitsdienste aufrechtzuerhalten, indem es Einrichtungen auf Ortsebene so weit wie möglich unterstützt. Es liefert medizinische Ausrüstung und Arzneimittel und unterstützt den Kapazitätsausbau sowie Schulung und Supervision. Sofern erforderlich bietet es Unterstützung in Form von qualifiziertem Gesundheitspersonal. IKRK B. Goris/IKRK Kurz nach dem Taifun Haiyan 2014 „Früher hatten wir kleine Räume und kleine Untersuchungstische. Nun ist alles viel grösser und auch bequemer für die Patienten.“ Dr. Rosarita Enciso 2014 WELTWEIT Die Amtsärztin Dr. Rosarita Enciso (oben links) ist eine der zahlreichen mutigen Mitarbeiterinnen der ländlichen Klinik Balangiga im Osten der Insel Samar auf den Philippinen. Der Taifun Haiyan hatte dieses wichtige Gesundheitszentrum schwer beschädigt. Unter diesen Umständen war es schwierig, die Patienten zu behandeln, doch es sollte niemand abgewiesen werden. Zum ersten Mal in ihrer beruflichen Tätigkeit – sie praktizierte seit 23 Jahren in dieser Klinik – musste Dr. Enciso an zwei Orten arbeiten: in ihrer Klinik und, nur wenige Meter entfernt, in der vom IKRK und dem Finnischen Roten Kreuz eingerichteten Station für primäre Gesundheitsversorgung. Das dortige Personal behandelte im Schnitt 40 Patienten pro Tag, während eine mobile Einheit die Menschen im Einzugsgebiet vor Ort behandeln konnte. 2 692 636 MENSCHEN kamen in die Sprechstunde 1 375 869 Das IKRK betrieb nicht nur diese provisorische Gesundheitsstation, sondern begann auch mit der Instandsetzung der ländlichen Klinik Balangiga. Die Klinik ist inzwischen wieder voll in Betrieb und verfügt jetzt über neue Geräte, Arzneimittel und medizinisches Material. IKRK IMPFUNGEN von Kindern unter fünf Jahren 15 KÖRPERLICHE REHABILITATION Körperliche Rehabilitation ist eine Möglichkeit, zur Wiederherstellung der Würde von Menschen mit Behinderungen beizutragen. Sie soll die Einschränkungen ihrer Beweglichkeit und ihrer Aktivitäten beseitigen oder zumindest verringern, damit sie weniger abhängig werden und die bestmögliche Lebensqualität geniessen. A. Buzzola/Rhythms Monthly Menschen mit Behinderungen brauchen Mobilitätshilfen wie beispielsweise Prothesen (künstliche Gliedmassen), Orthesen (Stützelemente für vorhandene Gliedmassen, die nicht richtig funktionieren), Gehhilfen und Rollstühle, und sie brauchen Therapien, um zu lernen, wie sie diese Hilfen am besten benutzen. Die Wiedererlangung der Mobilität ist der erste Schritt zum Zugang zu Nahrung, Unterkunft, Bildung, Arbeit, Einkommen und ganz generell zu den gleichen Chancen wie die anderen Mitglieder der Gesellschaft. In den von Konflikten erschütterten Ländern, in denen das IKRK tätig ist, brauchen nicht nur die Menschen körperliche Rehabilitation, deren Behinderung unmittelbar durch die Kämpfe (Landminen, Bomben usw.) verursacht wurde, sondern auch diejenigen, die Behinderungen haben, weil die Gesundheitsversorgung zusammengebrochen ist und sie nicht behandelt oder nicht geimpft worden sind. 16 Das IKRK-Programm für körperliche Rehabilitation soll die im betreffenden Land angebotenen Dienste durch Ausbau der nationalen Kapazitäten erweitern. In erster Linie geht es darum, diese Dienste zugänglicher zu machen, ihre Qualität und ihre Nachhaltigkeit zu erhöhen und die Integration und gesellschaftliche Mitwirkung von Menschen mit Behinderungen zu fördern. • Das IKRK unterstützt einzelne Zentren für körperliche Rehabilitation, um ihnen zur Selbstverwaltung zu verhelfen. Diese Unterstützung kann den Bau oder die Renovation von Anlagen und die Bereitstellung von Ausrüstung, Rohstoffen und Komponenten umfassen. Das IKRK überlässt den Zentren eine von ihm selbst entwickelte preisgünstige und qualitativ hochwertige Technik für die Herstellung von Hilfsmitteln unter Verwendung von Polypropylen; infolgedessen sind die Kosten der Rehabilitation geringer. • Da die Qualität der Dienste weitgehend von der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte abhängt, hat das IKRK ein breit gefächertes Schulungsangebot aufgestellt, das vom Coaching am Arbeitsplatz bis zu langfristigeren Berufsbildungsgängen reicht. • Um den Zugang zu den Diensten zu erleichtern, subventionier t das IKRK die Kosten der Reise, Unterkunft und Verpflegung sowie auch die Behandlungskosten in den Zentren. Des Weiteren fördert es Programme, die Begutachtung und einfache Reparaturen nicht in den Zentren, sondern dort anbieten, wo die Patienten leben. • Das IKRK arbeitet mit den lokalen Partnern (Verwaltungen der Zentren, Behörden, nichtstaatlichen Organisationen usw.) zusammen und trifft von Anfang an Massnahmen, um ihre Leitungskompetenzen und ihre technischen Kapazitäten (Bestandsverwaltung, Management der Patientendaten, Behandlungsprotokolle usw.) zu stärken. • Das IKRK fördert überdies die Chancengleichheit hinsichtlich der sozialen Integration durch Schule, Berufsbildung und Sport, indem es gemeinsam mit lokalen Verbänden und internationalen Organisationen entsprechende Netzwerke aufbaut. IKRK Farzana Sadat verbrachte den grössten Teil ihres Zentrums, dann liess sie sich in einer vierjährigen, vom IKRK geförderten Lehre zur Prothesen- und Orthesenmechanikerin ausbilden. Heute ist die knapp 30-Jährige Leiterin der Prothesenabteilung. Die Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ebenfalls frühere Patienten. Lebens in einem von Gewalt geprägten Umfeld. Mit 14 Jahren verlor sie ein Bein bei einer Minenexplosion in der Nähe ihres Hauses in Kabul, Afghanistan. „Ich sah, dass mir ein Bein fehlte; das andere Bein und eine meiner Hände waren verletzt. Ich dachte, jetzt komme ich ins Spital und das Bein wird verbunden und dann gehe ich nach Hause. Aber als ich im Spital war, wurde das Bein amputiert. Ich war verzweifelt und hätte nie gedacht, dass ich eines Tages wieder gesund sein und gehen und arbeiten würde.“ „Ich kenne die Schmerzen der Patienten aus eigener Erfahrung. Wenn ich eine Prothese für jemanden baue, stelle ich mir vor, sie selbst zu tragen, und verändere sie immer wieder, bis ich sie für bequem genug halte. Da ich diese Behinderung auch habe, möchte ich dafür sorgen, dass meine Patienten sich mit ihrer Prothese wohlfühlen.“ Vier Monate später erhielt sie in dem vom IKRK unterstützten Rehabilitationszentrum in Kabul eine Beinprothese. Zunächst fand sie Arbeit in der Wäscherei des 2014 WELTWEIT 318 363 20 145 Massnahmen der körperlichen Rehabilitation einschliesslich Physiotherapie Prothese MENSCHEN nutzten MENSCHEN erhielten eine 74 104 4 495 Orthese Rollstuhl MENSCHEN erhielten eine MENSCHEN erhielten einen 17 VERSEUCHUNG DURCH WAFFEN Nicht nur in Konflikten töten und verletzen Waffen und schränken den Zugang zu lebensnotwendigen Dingen wie Wasser oder Ackerland ein. Noch jahre- und jahrzehntelang nach dem Ende eines Konflikts töten und verletzen die nicht explodierten und zurückgelassenen Kampfmittel und behindern so den Wiederaufbau und die Versöhnung. U. Meissner/IKRK Es kommt hinzu, dass Waffen nicht nur in richtiggehenden Konflikten verwendet werden. Die Verbreitung von Kleinwaffen in vielen Gesellschaften führt dazu, dass der Alltag von Millionen Menschen zunehmend von Gewalt geprägt ist. 18 Das IKRK verfolgt mehrere auch kombinierbare Ansätze, um die Auswirkungen verschiedener Arten von Verseuchung durch Waffen auf die betroffenen Bevölkerungen – einschliesslich der Kontamination durch chemische, biologische, radiologische und nukleare Stoffe – zu verringern. Das IKRK ist in folgenden Bereichen tätig: • Risikoverringerung – Gemeinschaften werden Alternativen angeboten, damit sie verseuchte Gebiete nicht betreten müssen. Dazu gehören die Einrichtung von Wasserstellen und die Unterstützung von Ackerbau und Viehzucht in sicheren Zonen (siehe vorstehende Kapitel); • Aufklärung und Information – die Bevölkerung wird auf Risiken und Möglichkeiten ihrer Vermeidung aufmerksam gemacht; • Sammlung und Analyse von Informationen, Erhebungen – Sammlung, Abgleichung und Weitergabe von Informationen über gefährliche Standorte und die Häufigkeit von Unfällen; auf diese Weise soll die Wahrscheinlichkeit künftiger Unfälle reduziert und dazu beigetragen werden, Prioritäten für die Räumung zu setzen; • Beseitigung von Blindgängern konventioneller Waffen sowie chemischer, biologischer, radiologischer und nuklearer Stoffe – Bereitstellung technischer Analysen und Räumung bzw. Vernichtung von Gegenständen in kontaminierten Gebieten; • Kapazitätsausbau – Unterstützung Nationaler Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften sowie der Behörden beim Ausbau ihrer Kapazitäten für die Bewältigung der Verseuchung durch konventionelle Waffen und durch chemische, biologische, radiologische und nukleare Stoffe. In Kolumbien bemüht sich das IKRK, die human itären Folgen bewaffneter Gewalt auf die Bevölkerung der Innenstädte zu reduzieren, in denen die Gewaltrate besonders hoch ist. E. Tollefsen/IKRK Eines seiner Ziele ist es, Schülern und Schülerinnen zu zeigen, wie sie sich in Sicherheit bringen können, wenn es zu Gewalttätigkeiten kommt. Medellín ist eine der Städte, deren Bewohner häufig mit bewaffneter Gewalt konfrontiert sind. 2014 WELTWEIT 23 Personen in 23 verschiedenen Situationen nahmen an IKRKAktivitäten teil, die die Auswirkungen der Verseuchung durch Waffen reduzieren Die Lehrer von 14 Schulen nahmen während des ganzen Jahres an Kursen teil, in denen IKRK-Spezialisten für die Verseuchung durch Waffen den Lehrern Sicherheitstechniken vermittelten, die diese dann an ihre Schüler weitergeben. Auch einige Schüler, die Freiwillige des Kolumbianischen Roten Kreuzes sind, nahmen an den Kursen teil. Es wurden verschiedene Techniken eingesetzt, darunter Simulation, Rollenspiele und andere Gruppenaktivitäten. Rafael, Lehrer an der Eduardo-Santos-Schule, erzählt: „In diesen Kursen geht es darum, wie den Schülern sicherheitsbewusstes Verhalten beigebracht werden kann. Die Kinder sind sehr oft in Gefahr, denn wir leben mitten in einem erbitterten Konflikt. Sie müssen wissen, was zu tun ist, wenn es in der Nachbarschaft zu einer Schiesserei kommt.“ Unter anderem lernen die Schüler, immer darauf zu achten, wo sie sich in Sicherheit bringen können, falls es zu einer Schiesserei kommen sollte. Besonders im Freien ist das wichtig. Unter richtiger Anleitung kann es zu ihrer zweiten Natur werden, und sobald sie einen Schuss hören, legen sie sich flach auf den Boden, bis die Schüsse aufhören. 19 A. Ruhayem/IKRK FAMILIENBANDE WIEDERHERSTELLEN Jedes Jahr werden zahllose Familien durch bewaffnete Konflikte, Naturkatastrophen und Migration getrennt. Auf der Flucht vor Kämpfen oder einer Naturkatastrophe verirren sich Kinder im herrschenden Chaos. Alte und Kranke sind unter Umständen nicht willens oder nicht fähig zu fliehen. Verletzte werden in ein Spital gebracht, ohne dass sie ihren Angehörigen sagen können, was mit ihnen passiert ist. Personen werden inhaftiert, ohne dass ihre Familie über ihren Verbleib unterrichtet wird. Familien leiden darunter, wenn sie den Kontakt zu ihren Angehörigen verloren haben und nicht wissen, ob sie sich in Sicherheit bringen konnten. Das IKRK und die nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften verfügen über ein weltweites Netzwerk, das Menschen hilft, ihre Angehörigen wiederzufinden. Zu den Aktivitäten dieses Netzwerks gehört es, getrennte Familienmitglieder mithilfe von Telefon, Internet und handschriftlichen Rotkreuzbotschaften wieder in Kontakt zu bringen und Vermisste zu suchen. Besondere Aufmerksamkeit gilt schutzlosen Personen wie unbegleiteten Kindern und Inhaftierten. Wenn die Suche erfolgreich ist, werden die Familien benachrichtigt; man teilt ihnen mit, wo sich ihre Angehörigen aufhalten, stellt den Kontakt her oder bringt sie wieder zusammen. 20 VERMISSTE Wenn Eltern, Geschwister oder Kinder vermisst werden, ist das eine Tragödie für die Familie. Sie befindet sich in einem emotionalen Vakuum. Sie weiss nicht, ob die vermisste Person tot oder am Leben ist, und sie muss zugleich dringende Entscheidungen treffen und Bedürfnisse erfüllen. Das IKRK unterstützt daher die Bemühungen, das Schicksal und den Verbleib der Vermissten zu klären, und es setzt sich für das Recht der Familien auf diesbezügliche Information ein. Das IKRK unterstützt Behörden, Gesetzgeber, Einrichtungen und gerichtsmedizinische Institutionen, die damit befasst sind, das Verschwinden von Menschen zu verhindern oder zu klären. Zudem bemüht es sich selbst oder vermittels lokaler Partner, auf die vielfältigen Bedürfnisse der Familien einzugehen. Die Familien Vermisster haben oft gravierende psychische, wirtschaftliche, rechtliche und behördliche Probleme, die sie noch zusätzlich belasten. Das IKRK stellt daher Programme für Beihilfen zum Lebensunterhalt, für psychosoziale Unterstützung und für Gesundheitsversorgung auf. Überdies berät es Familien in administrativen und rechtlichen Angelegenheiten im Hinblick auf Erbschaft, Rente, Rechtsstatus, Sorgerecht für Kinder und Eigentumsrechte. 2014 WELTWEIT 590 410 FÄLLE in denen das IKRK Kontakte zu Angehörigen herstellen konnte 1 058 MENSCHEN wieder mit ihren Familien vereint H. Shamlawi/IKRK 12 973 WEITERE FAMILIEN suchen mit Unterstützung des IKRK Angehörige Der Krieg und die schwierigen Lebensbedingungen in der Arabischen Republik Syrien liessen Hunderttausende Familien nach Jordanien fliehen. Viele der syrischen Flüchtlinge im Lager Azraq 100 km östlich der Hauptstadt Amman haben nicht die Mittel, mit Verwandten in Syrien oder anderswo in Verbindung zu bleiben. Der IKRK-Suchdienst im Lager bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Angehörigen anzurufen oder ihnen eine Rotkreuzbotschaft zu schicken. B. Saleh/IKRK Ihre Krankheit hält Um Khader (oben) nicht davon ab, regelmässig in das IKRK-Suchdienstbüro im Lager Azraq zu kommen, um mit ihrer Tochter zu telefonieren. Sie verliess Syrien Mitte Juli 2014 mit ihrem Mann und zwei Söhnen. Weitere Söhne leben in Syrien und im Libanon, und sie fragt sich, ob sie die übrige Familie jemals wiedersehen wird. „Es zerreisst mir das Herz, wenn ich die Stimme meiner Tochter höre“, sagt Um Khader mit Tränen in den Augen. Abu-Abdo (rechts) freut sich, als er die Stimme seines Vaters aus einem Dorf ausserhalb von Damaskus hört. Er flüchtete Anfang Juli 2014 mit Frau und Kindern aus Syrien. Dank IKRK hat er jetzt wieder Kontakt zu seinem Vater. Er ist mit Bauarbeiten im Lager beschäftigt und kommt in das Suchdienstbüro des IKRK, um seine DreiMinuten-Telefonate zu führen. Erfahren Sie mehr über die Wiederherstellung der Familienbande in aller Welt: www.familylinks.icrc.org 21 HÄFTLINGE Männer, Frauen und Kinder sind inhaftiert und Tag für Tag der Gefahr ausgesetzt, gefoltert, zum Verschwinden gebracht oder ohne Gerichtsverfahren hingerichtet zu werden. Viele von ihnen leben unter unmenschlichen Bedingungen und haben keinen Kontakt zu Angehörigen. B. Heger/IKRK Das IKRK bemüht sich um menschenwürdige Behandlung und Haftbedingungen für alle, die ihrer Freiheit beraubt wurden, ungeachtet der Gründe für ihre Festnahme und Inhaftierung. Es bemüht sich des Weiteren, das Leid ihrer Angehörigen zu lindern, indem es sich insbesondere für Familienkontakte und Besuche der Angehörigen einsetzt. Es fördert die Achtung der rechtlichen Garantien und hilft früheren Häftlingen in manchen Fällen bei der Resozialisierung. Besuche Massnahmen Grundlage der Tätigkeit des IKRK für Häftlinge ist eine umfassende Einschätzung der Situation innerhalb wie ausserhalb der Gewahrsamsorte, unter anderem anhand von Gesprächen mit den Vollzugsbehörden sowie Besuchen bei den Häftlingen. Diese Besuche unternimmt das IKRK nur dann, wenn folgende fünf Bedingungen erfüllt sind: Das IKRK erwartet von den Vollzugsbehörden, dass sie für humane Behandlung und Haftbedingungen sorgen. Zu diesem Zweck unterbreitet es ihnen vertrauliche Berichte über seine Ergebnisse, über die einschlägigen innerstaatlichen und internationalen Normen und über die für eine Verbesserung der Lage der Häftlinge erforderlichen Massnahmen und Mittel. • Zugang zu allen Häftlingen, die seinem Interessen- gebiet zuzuordnen sind; • Zugang zu allen Räumlichkeiten und Einrichtungen, die von den Häftlingen und für sie benutzt werden; • Bewilligung wiederholter Besuche; • Gelegenheit zu freiem Gespräch unter vier Augen mit Häftlingen seiner Wahl; • Zusicherung, dass die Behörde dem IKRK eine Liste aller Häftlinge seines Interessengebiets überlässt oder ihm erlaubt, selbst eine solche Liste zusammenzustellen. Das IKRK bietet den Vollzugsbehörden zudem technische und materielle Hilfe bei den erforderlichen Verbesserungen in Bereichen wie Wasserversorgung, sanitäre Anlagen und generell Infrastruktur, Umgang mit Häftlingen, Zugang zu Gesundheitsversorgung und Einhaltung der rechtlichen Garantien an. 22 2014 unterstützte das IKRK das Vorhaben der Gefängnisverwaltung von Haiti, einen neuen Haftbereich für weibliche Häftlinge im Zivilgefängnis der Stadt Les Cayes im Süden der Insel zu bauen. Dieses Gefängnis ist mit 600 Insassen eine der am stärksten überbelegten Haftanstalten des Landes. J. Charles/IKRK Frauen sind in diesem Gefängnis zwar eine Minderheit, doch im Interesse ihrer Privatsphäre und ihres Schutzes sollten sie von den männlichen Häftlingen getrennt werden. Die neuen Zellen wurden mit Metallhochbetten ausgestattet, um möglichst viele Schlafplätze unterzubringen, und die Frauen erhielten separate sanitäre Anlagen. Das IKRK installierte auch Stromanschlüsse und eine bessere Klimaanlage. IKRK-Ingenieure sanierten die Wasserversorgung und erhöhten im Interesse aller Insassen die Kapazität des Wasserspeichers. J. Charles/IKRK Ein mobiles Team für Hygienefragen stattete den Haftanstalten monatliche Besuche ab, um die Häftlinge über den Zusammenhang zwischen Hygiene und Gesundheit aufzuklären und über die Prävention von Infektionskrankheiten zu informieren. Das Team schulte in jeder Haftanstalt mehrere Häftlinge in Hygienefragen, die ihr Wissen nun an die anderen Insassen weitergeben. Bei den Besuchen erhielt jeder Häftling einen Beutel mit Hygieneartikeln (Seife, Zahnbürste usw.), um die Hygiene zu verbessern. 2014 WELTWEIT 800 891 318 021 von IKRK-Delegierten Lebensbedingungen HÄFTLINGE erhielten Besuche HÄFTLINGE erhielten bessere 23 SCHWACHE SCHÜTZEN UND DAS RECHT FÖRDERN Das IKRK hat die Aufgabe, das Leben und die Menschenwürde der Opfer bewaffneter Konflikte und anderer Gewalttaten zu schützen und ihnen mit Hilfe zur Seite zu stehen. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, bietet die Umsetzung der humanitären Grundsätze und Normen, die die schlimmsten Auswüchse des Krieges verhindern oder zumindest eindämmen sollen. Der Sinn des humanitären Völkerrechts (HVR) – also des Gesetzeswerks, das die Opfer von Konflikten schützt – ist es, einen Kompromiss zu finden zwischen legitimem militärischen Vorgehen und den humanitären Folgen dieses Vorgehens. Das IKRK arbeitet insbesondere mit Personen und Gruppen zusammen, die in der Lage sind, über das Schicksal von Opfern bewaffneter Konflikte zu entscheiden oder die das Vorgehen des IKRK erleichtern (oder behindern) können. Dazu gehören Streitkräfte, Polizei und Sicherheitskräfte, andere Waffenträger wie zum Beispiel Mitglieder nichtstaatlicher bewaf fneter Gruppen, Regierungen sowie andere Entscheidungsträger und Meinungsführer auf lokaler und internationaler Ebene. Mit Blick auf die Zukunft pflegt das IKRK auch Kontakte zu Studierenden und Lehrenden. Das IKRK arbeitet auf drei Ebenen: • Sensibilisierung für die humanitären Grundsätze und die HVR-Verpflichtungen durch Öffentlichkeitsarbeit über die allgemeinen Grundsätze sowie durch Lehrund Weiterbildungsveranstaltungen für einflussreiche Gruppen; • Beratung und technische Unterstützung für die systematische Integration des HVR bzw. der humanitären Grundsätze in die innerstaatlichen Rechtsordnungen, in Militär- und Polizeivorschriften, -verfahren und -ausbildung sowie in die Lehrpläne von Schulen und Hochschulen; • Förderung der Einhaltung des HVR bei vertraulichen Gesprächen unter vier Augen mit mutmasslichen Tätern. Letztlich geht es darum, Einstellungen und Verhalten dahingehend zu beeinflussen, dass der Schutz von Zivilpersonen und anderen, die in Zeiten bewaffneter Konflikte dem Schutz des HVR unterstehen, besser gewährleistet ist, dass der Zugang zu den Opfern erleichtert und die Sicherheit des IKRK-Personals und anderer humanitärer Helfer erhöht wird. Die Genfer Abkommen von 1949 und ihre Zusatzprotokolle von 1977 sind die Eckpfeiler des HVR. Der Grundgedanke dieser Verträge ist die Achtung des Lebens und der Würde des Menschen. Diejenigen, die unter einem Konflikt leiden, müssen unterschiedslos Hilfe und Pflege erhalten. IKRK Heute sind die vier Genfer Abkommen von 1949 für alle Staaten bindend, auch für den Südsudan, der 2013 als jüngster Staat der Welt den Abkommen beitrat. Diese gesetzlichen Verpflichtungen sind mithin universell anerkannt. 24 2014 WELTWEIT 45 000+ Mehr als 45 000 Angehörige von Streitkräften, Polizei und Sicherheitskräften besuchten IKRKVeranstaltungen 200+ Mehr als 200 bewaffnete Gruppen führten Gespräche mit dem IKRK 400+ IKRK Mehr als 400 Hochschulen erhielten IKRK-Unterstützung für HVRLehrveranstaltungen IKRK Am Senior Workshop on International Rules gover ning Military Operations (SWIRMO) nehmen hochrangige Militärangehörige aus aller Welt teil. Er soll ihnen die Instrumente an die Hand geben, mit denen sie die Einhaltung der Rechtsvorschriften, denen militärische Einsätze unterliegen, verbessern können. Im Mittelpunkt des Workshops steht die Integration des HVR in die Entscheidungsprozesse bei Kampfhandlungen und Strafverfolgung. Mitgastgeberin des SWIRMO 2014 in Xi’an war die Volksbefreiungsarmee von China. Im Rahmen einer Brigadeübung auf einem virtuellen Schlachtfeld sollten die Teilnehmer eine unter Kontrolle des Gegners befindliche Insel befreien und hierbei Befehle erteilen, die die Einhaltung des HVR sicherstellen. Oberst Kamarudzan bin Mohd Thani (unten rechts), Kommandant des Johor-Ausbildungszentrums der malaysischen Armee, fand den Workshop sehr anregend. „Es war sehr interessant, mit Offizieren aus 60 Ländern zu einem Gedankenaustausch zusammenzukommen. Allein in meiner Arbeitsgruppe waren 20 Nationen vertreten. Die Erkenntnisse und Erfahrungen der Teilnehmer – vor allem jener, die den Krieg selbst erlebt hatten – waren für mich eine grosse Bereicherung und machten uns die Anwendung des HVR in der Praxis verständlich.“ 25 PARTNERSCHAFTEN MIT NATIONALEN GESELLSCHAFTEN: EIN WELTWEITES NETZWERK Überall dort, wo es tätig ist, arbeitet das IKRK eng mit den nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften zusammen. Diese derzeit 189 freiwilligen Organisationen bilden zusammen mit ihrem Dachverband, der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, und dem IKRK die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Die nationalen Gesellschaften haben die Aufgabe, in ihren eigenen Ländern humanitäre Tätigkeiten auszuüben und insbesondere als Hilfsgesellschaften der Behörden zu fungieren. • Das IKRK verfügt nicht nur über mehr als 150 Jahre Erfahrung mit humanitärer Hilfe in Konfliktsituationen, sondern auch über umfangreiche Erfahrung mit der Förderung des humanitären Völkerrechts und der Grundsätze der Bewegung sowie mit der Wiederherstellung der Familienbande. Diese Fachkenntnisse sind wichtig für die nationalen Gesellschaften, die technische und finanzielle Unterstützung sowie Schulungen vom IKRK erhalten, um in diesen Bereichen leistungsfähiger zu werden. • Oft ist es der Präsenz, den Mitteln, den Ortskenntnissen und der Motivation der nationalen Gesellschaften zu verdanken, dass das IKRK seine Arbeit im Feld erfolgreich durchführen kann; dieses einzigartige weltweite Netzwerk ist von grösstem Nutzen für das IKRK. T. Voeten/IKRK Zusammenarbeit und Koordination innerhalb der Bewegung tragen dazu bei, die Kapazitäten aller Mitglieder am besten zu nutzen. Da sowohl die nationalen Gesellschaften als auch das IKRK für die Unterstützung von Konfliktopfern zuständig sind, brauchen sie einander, um die gemeinsame Aufgabe zu erfüllen. In Ländern, die von einem Konflikt betroffen sind, bemühen sich die jeweilige nationale Gesellschaft und das IKRK daher sehr oft gemeinsam, das Leid der Menschen zu lindern, indem sie zusammen Hilfsaktionen durchführen. BEIDERSEITIGER NUTZEN Die Grundsätze Die sieben Grundsätze der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung, zu deren Befolgung jedes Mitglied verpflichtet ist, wurden an der XX. Internationalen Rotkreuzkonferenz 1965 in Wien verkündet: MENSCHLICHKEIT, UNPARTEILICHKEIT, NEUTRALITÄT, UNABHÄNGIGKEIT, FREIWILLIGKEIT, EINHEIT, UNIVERSALITÄT. 26 Der IKRK-Einsatz in der Arabischen Republik Syrien war einer seiner in finanzieller Hinsicht umfangreichsten Einsätze. Millionen Notleidende erhielten Grundnahrungsmittel und die wichtigsten Haushaltsartikel, Zugang zu sauberem Trinkwasser, besseren sanitären Anlagen und Gesundheitsversorgung, und sie konnten Kontakt zu ihren Angehörigen aufnehmen. All dies war jedoch nur dank der unschätzbaren Unterstützung und der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Syrischen Roten Halbmond möglich. I. Malla/IKRK Gute Koordination mit den lokalen Akteuren wie zum Beispiel dem Syrischen Roten Halbmond ist nötiger denn je zuvor, wenn das IKRK einsatzfähig sein und Hilfe leisten soll. „Die Präsenz des Syrischen Roten Halbmonds sowohl in den von der Regierung als auch in den von der Opposition kontrollierten Gebieten, seine Nähe zu den betroffenen Menschen, die Einsatzbereitschaft seiner Mitarbeiter und Freiwilligen und deren hervorragende Ortskenntnisse erlauben dem IKRK, selbst in den schwierigsten Umfeldern Hilfe bereitzustellen“, sagt Daphnée Maret, stellvertretende Leiterin der IKRK‑ Delegation in Syrien. Laut Firas al Nakeeb, dem in Damaskus stationierten Feldkoordinator der nationalen Gesellschaft, „ist enge Zusammenarbeit gleichbedeutend mit gut koordinierter und effektiver Hilfe für die direkt vom Konflikt betroffenen Menschen. Das IKRK unterstützt uns mit seinen langjährigen Erfahrungen aus bewaffneten Konflikten in aller Welt, und wir stellen ihm unsere Kenntnis des Bedarfs und der Gegebenheiten und Entwicklungen vor Ort zur Verfügung.“ 27 DIE EMPFÄNGER VON HILFE: 2014 IN ZAHLEN 9 128 800 2 692 636 Menschen erhielten Nahrungsmittel Menschen kamen in die Sprechstunde in IKRKgeförderten Spitälern 4 263 288 Menschen erhielten wichtige Haushaltsartikel 3 294 742 Menschen erhielten Güter, die ihnen halfen, ihre Existenzgrundlage zu sichern 660 310 Menschen erhielten Barzuwendungen 26 218 811 Menschen erhielten Zugang zu sauberem Trinkwasser, geeigneten sanitären Anlagen und/oder besseren Lebensbedingungen 399 612 Stationäre und 1 581 836 ambulante Patienten wurden in IKRK-geförderten Spitälern behandelt 1 375 869 Kinder unter fünf Jahren wurden geimpft 318 363 Menschen konnten die vom IKRK unterstützten Rehabilitationsdienste nutzen 800 891 Häftlinge erhielten Besuche von IKRK-Delegierten in 1 614 Haftanstalten 318 021 Häftlinge erhielten bessere Lebensbedingungen 590 410 Fälle, in denen das IKRK Kontakte zu Angehörigen herstellen konnte 1 058 Menschen wurden wieder mit ihren Familien vereint, darunter 949 Kinder 28 INFORMATIONEN ZU DEN FINANZEN 2014 TOP TEN DER EINSÄTZE NACH AUSGABEN CHF 1,2 MILLIARDEN 2014 AUSGABEN IM FELD NACH REGION RANK EINSATZ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Südsudan Arabische Republik Syrien Afghanistan Irak Israel und besetzte Gebiete Demokratische Republik Kongo Somalia Philippinen Mali Zentralafrikanische Republik NACH TÄTIGKEITSBEREICH Afrika Wirtschaftliche Sicherheit Asien und Pazifik Wasser und Unterkunft Europa und Amerika Naher Osten Erste Hilfe und Spitalversorgung Primäre Gesundheitsversorgung Körperliche Rehabilitation Verseuchung durch Waffen 2014 WELTWEIT Familienbande wiederherstellen Häftlinge Schwache schützen und das Recht fördern Partnerschaften mit nationalen Gesellschaften Andere (z.B. Basiskosten Logistik und Ausbildung) 93,5% 6,5% Prozentsatz jeder Spende, der im Feld eingesetzt wird Prozentsatz jeder Spende, der für den Hauptsitz eingesetzt wird 29 O. Matthys/IKRK UNSERE SPENDER: SIE KÖNNEN UNS HELFEN Um in unruhigen Zeiten wie heute an der Spitze zu bleiben, diversifiziert das IKRK seine Finanzierungsquellen und wird künftig mehr Wert auf den Privatsektor legen. Einzelpersonen, Stiftungen und Firmen können sich mit Spenden profilieren, denn diese werden assoziiert mit dem Ansehen, der Glaubwürdigkeit und der Unterstützung seitens der Vertragsstaaten der Genfer Abkommen. Das IKRK verpflichtet sich, Ihr Geld sinnvoll einzusetzen, kluge Entscheidungen zu treffen und strenge Kontrollen durchzuführen, damit den Empfängern so gut wie möglich geholfen und Ihr Geld maximal genutzt werden kann. 30 Die britische Regierung überprüfte kürzlich 37 von ihr geförderte Organisationen und benotete das „PreisLeistungs-Verhältnis“ beim IKRK mit „sehr gut“; zudem habe das IKRK von allen untersuchten Organisationen die grössten Fortschritte seit der letzten Überprüfung gemacht. Das IKRK wird sich auch künftig unter Aufbietung aller Kräfte bemühen, Notleidenden in aller Welt mit angemessener und wirksamer Hilfe zur Seite zu stehen, und es wird seinen grosszügigen Spendern ein überdurchschnittlich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. © Vereinigtes Königreich, Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit, Überblick multilaterale Hilfe (Multilateral Aid Review, MAR), Stand Dezember 2013 Durchschnittliche Bewertung IKRK Einige Fortschritte in den meisten Bereichen Gute Fortschritte in den meisten Bereichen Durchschnittlicher Fortschritt Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis Akzeptables Preis-Leistungs-Verhältnis Schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis Legende AfDF Afrikanischer Entwicklungsfonds AsDF Asiatischer Entwicklungsfonds CDB Karibische Entwicklungsbank CERF Zentraler Fonds für die Reaktion auf Notsituationen CIFs Klimainvestitionsfonds CommSec Entwicklungsprogramme des Commonwealth-Sekretariats LegendEBRD AfDF EC budget AsDF ECHO CDB EDF CERF FAO GAVI CIFs GEF CommSec GFATM EBRD GFDRR EC budget GPE ECHO IADB EDF IDA FAO IFAD GAVI IFC GEF GFATM GFDRR Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung Haushalt der Europäischen The AfricanKommission Development IFRC Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften IKRK Internationales Komitee vom Roten Kreuz OCHA Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten OHCHR Amt des Hohen Kommissars für Menschenrechte PBF Fonds der UNO-Kommission für Friedenskonsolidierung PIDG Private Infrastructure Development Group Fund UNAIDS Gemeinsames Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids EU-Generaldirektion Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz The Asian Development Fund UNDP Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen Europäischer Entwicklungsfonds Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft The Caribbean Development Bank UNESCO Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation und Kultur Central Emergency Response Fund UNICEF Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung The Climate Investment Funds UNFPA Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen Globale Umweltfazilität The Development Programmes of the Commonwealth Secretariat UNHCR Hohes Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen Globaler Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria European Bank for Reconstruction andUNIFEM/UN Development Globale Fazilität für Katastrophenvorsorge und Wiederaufbau Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen / UN-Frauen European Commission Budget WOMEN Globale Bildungspartner European Commission Humanitarian Aid and Civil Protection UNITAID Internationale Fazilität zum Kauf von Medikamenten Interamerikanische Entwicklungsbank WFP Welternährungsprogramm European Development Fund Internationale Entwicklungsorganisation WHO Weltgesundheitsorganisation Food and Agriculture Organization Internationaler Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung The Global Alliance for Vaccines and Immunization Internationale Finanz-Corporation Global Environment Facility The Global Fund to Fight AIDS, TB and Malaria Global Facility for Disaster Reduction and Recovery 31 IKRK Wir wissen Ihr Interesse für unsere Organisation und Ihre Unterstützung sehr zu schätzen. Sie motivieren alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und insbesondere unsere Teams im Feld. In ihrem Namen und im Namen all jener, deren Lebensbedingungen wir 2014 verbessern konnten, möchten wir Ihnen unseren herzlichen Dank aussprechen. 32 MISSION Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist eine unparteiliche, neutrale und unabhängige Organisation, die die ausschliesslich humanitäre Aufgabe hat, das Leben und die Menschenwürde der Opfer von bewaffneten Konflikten und anderen Gewaltsituationen zu schützen und ihnen Hilfe zu bringen. Das IKRK bemüht sich zudem, Leid zu verhindern, indem es das humanitäre Recht und die universellen humanitären Grundsätze fördert und stärkt. Das 1863 gegründete IKRK schuf die Genfer Abkommen und die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Es leitet und koordiniert die internationalen Aktivitäten der Bewegung in bewaffneten Konflikten und anderen Gewaltsituationen. 4235/101 07.2015 850
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