MENSCHLICHKEIT IN AKTION

MENSCHLICHKEIT
IN AKTION
JAHRESBERICHT
FÜR DEN PRIVATSEKTOR
2014
Internationales Komitee vom Roten Kreuz
19, avenue de la Paix
1202 Genf, Schweiz
T +41 22 730 21 71 F +41 22 730 28 99
www.icrc.org/deu/donations
© IKRK, Juli 2015
Titelfoto: I. Malla/IKRK
MENSCHLICHKEIT
IN AKTION
JAHRESBERICHT
FÜR DEN PRIVATSEKTOR
2014
IKRK
2
INHALT
Geleitwort des Präsidenten............................................................ 5
Wer wir sind..................................................................................... 6
Wo wir arbeiten............................................................................... 7
Wirtschaftliche Sicherheit.............................................................. 8
Wasser und Unterkunft................................................................. 10
Erste Hilfe und Spitalversorgung................................................. 12
Primäre Gesundheitsversorgung................................................. 14
Körperliche Rehabilitation........................................................... 16
Verseuchung durch Waffen........................................................... 18
Familienbande wiederherstellen................................................. 20
Häftlinge........................................................................................ 22
Schwache schützen und das Recht fördern................................. 24
Partnerschaften mit nationalen Gesellschaften:
ein weltweites Netzwerk.......................................................... 26
Die Empfänger von Hilfe: 2014 in Zahlen.................................... 28
Finanzdaten 2014.......................................................................... 29
Die Geber: Sie können uns helfen................................................ 30
3
4
I. Malla/IKRK
GELEITWORT DES PRÄSIDENTEN
Nach wie vor prägen bewaffnete Konflikte unsere Welt, und sie haben Tod, Zerstörung und Leid zur Folge.
Seit mehr als eineinhalb Jahrhunderten bemüht sich das IKRK, das Leben und die
Menschenwürde von Konfliktopfern zu schützen und ihnen Hilfsgüter zu bringen.
Als neutrale, unparteiliche und unabhängige Organisation kümmern wir uns um
die Schwächsten, ungeachtet dessen, wer sie sind und auf welcher Seite sie stehen.
Unsere Hilfe ist sowohl auf die spezifischen Bedürfnisse jeder Gruppe als auch auf
ihre Widerstandsfähigkeit zugeschnitten. Auf diese Weise sorgen wir für die grösstmöglichen Erleichterungen im Leben der Empfänger unserer Hilfe – all der Frauen,
Männer und Kinder, der Verwundeten und Vertriebenen, der Inhaftierten und der
Menschen mit Behinderungen.
Der Umfang der humanitären Bedürfnisse in mehreren gleichzeitigen Krisen in aller
Welt stellte das IKRK im vergangenen Jahr vor gewaltige Herausforderungen. Unseren finanziell aufwendigsten Einsatz leisteten wir 2014 in Syrien. Trotz erheblicher
Schwierigkeiten im Hinblick auf Zugang und Sicherheit konnten wir mit Unterstützung unserer Partner in der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung
für Millionen Menschen auf allen Seiten der Fronten und in den Nachbarländern
Nothilfe, sauberes Wasser und medizinische Versorgung bereitstellen.
Gleichzeitig und mit ebenso grosser Energie bemühten wir uns, den Menschen zu
helfen, die von anderen Konflikten betroffen waren, etwa in Afghanistan, der Zentralafrikanischen Republik, Irak, Israel und den besetzten Gebieten einschliesslich
des Gazastreifens, Nigeria, Südsudan und der Ukraine. Unsere multidisziplinären
Teams sorgten dafür, dass die Menschen Nahrungsmittel und sauberes Trinkwasser,
geeignete Unterkünfte und Zugang zu medizinischer Versorgung erhielten, dass
sie mit ihren Angehörigen in Kontakt bleiben und ihren Lebensunterhalt wieder
verdienen konnten. Zudem bemühten sich die Teams, weiteren Misshandlungen
und Leiden vorzubeugen, indem sie sich der Unterstützung all jener versicherten,
die Einfluss auf die Lage der Schwächsten nehmen können, darunter Regierungen
und ihre Streitkräfte, bewaffnete Gruppen, angesehene Mitglieder der Zivilgesellschaft wie etwa traditionelle Amtsträger, und schliesslich die Medien.
All dies war nur möglich durch die Unterstützung seitens unserer Geber, denen ich
an dieser Stelle von Herzen danken möchte. Wir freuen uns, dass wir auf Spender
zählen können, die so unterschiedlich sind wie die Menschen, denen wir helfen.
Jede Spende ist wichtig für uns – ganz gleich, ob sie die Lebensbedingungen eines
Menschen oder vieler Menschen verbessert. Unsere Geber helfen uns, reale Verbesserungen zu bewirken.
Peter Maurer
IKRK-Präsident
5
WER WIR SIND
DIE VISION EINES MANNES
Das IKRK verdankt seine Entstehung dem Weitblick und
der Entschlossenheit eines Mannes: Henry Dunant.
Das Datum: 24. Juni 1859. Der Ort: Solferino, eine Stadt
in Norditalien. 16 Stunden lang tobt eine erbitterte
Schlacht zwischen der österreichischen und der französischen Armee, und am Abend liegen 40 000 Tote und
Verwundete auf dem Schlachtfeld. Der Schweizer
Henry Dunant ist aus geschäftlichen Gründen in Solferino. Er ist erschüttert vom Anblick Tausender Soldaten
beider Armeen, die ohne medizinische Versorgung
ihrem Schicksal überlassen werden, und bittet die einheimische Bevölkerung, ihm bei der Pflege der Verwundeten zu helfen und dabei die Soldaten beider Seiten
gleich zu behandeln.
Dunants Engagement führte 1863 zur Gründung des
Internationalen Komitees für die Verwundetenpflege,
das später in Internationales Komitee vom Roten Kreuz
(IKRK) umbenannt wurde. Noch im gleichen Jahr
entsandten 16 Staaten und vier philanthropische Einrichtungen ihre Vertreter an eine internationale Konferenz in Genf. Diese Konferenz beschloss, als
Kennzeichen der Bewegung ein rotes Kreuz auf weissem Grund – in Umkehrung der Schweizer Fahne – einzuführen und rief damit das Rote Kreuz ins Leben.
Im folgenden Jahr verabschiedeten die Staaten die
Genfer Konvention zur Verbesserung des Loses der Verwundeten im Felde.
6
R. Garcia Vilanova/IKRK
Dies war die Geburtsstunde des humanitären
Völkerrechts.
WO WIR ARBEITEN
Seit 150 Jahren ist das IKRK in allen Teilen der Welt in
bewaffneten Konflikten und anderen Gewaltsituationen
tätig – ungeachtet dessen, ob sich die Medien für das
jeweilige Thema interessieren. Dank seiner Präsenz in
den betroffenen Gebieten ist das IKRK aus erster Hand
über die Situation und die tatsächlichen Bedürfnisse der
Bevölkerung unterrichtet.
Das IKRK hilft auch Menschen, die von Naturkatastrophen
in Konfliktgebieten betroffen sind, und im Fall anderer
grosser Katastrophen wird es Unterstützung bereitstellen,
sofern es über spezifisches Know-how verfügt, das einen
Mehrwert bieten kann.
IKRK Hauptsitz
IKRK-Delegation
IKRK-Regionaldelegation
IKRK-Einsatz
EIN HISTORISCHES MANDAT
Das IKRK ist eine neutrale, unparteiliche und unabhängige
humanitäre Organisation, die von den Staaten mit den
Genfer Abkommen von 1949 und den Zusatzprotokollen
von 1977 beauftragt worden ist, die Opfer bewaffneter
Konflikte zu schützen und ihnen zu Hilfe zu kommen.
Das IKRK ist die einzige humanitäre Organisation, die von Staaten sowohl vermittels des
humanitären Völkerrechts als auch der innerstaatlichen Gesetzgebung ausdrücklich diesen
Auftrag erhalten hat.
WAS SICH HINTER DEN ZAHLEN
VERBIRGT
12 372
MITARBEITENDE IM
FELD
(Delegierte und einheimische
Mitarbeitende) in aller Welt
7
WIRTSCHAFTLICHE SICHERHEIT
Bewaffnete Konflikte und andere Gewaltsituationen
haben verheerende Folgen für die Fähigkeit von Familien,
Gemeinschaften und ganzen Ländern, für ihren Unterhalt
zu sorgen. In solchen Fällen werden Menschen bedenkenlos entwurzelt und verlieren ihr Zuhause und ihr ganzes
Hab und Gut. Selbst wenn sie einige Wertgegenstände
mitnehmen können, werden sie diese aller Wahrscheinlichkeit nach unterwegs verkaufen oder gegen Nahrungsmittel tauschen müssen, um zu überleben. Diejenigen,
die zu Hause bleiben konnten, haben es auch nicht leicht:
Ihre Existenzgrundlagen (z.B. Land- oder Viehwirtschaft,
Geschäfte oder Lohnarbeitsplätze) sind häufig zerstört
oder können nicht mehr in Betrieb genommen werden,
und die unterstützenden sozialen Netzwerke auf Familien- oder Gemeindeebene sind zusammengebrochen.
W. Lembryk/IKRK
Konflikte und Gewalt wirken sich auf das gesamte Wirtschaftssystem aus: Sie schränken den freien Personenund Güterverkehr ein, sie stören die Märkte und den
Zugang zur Grundversorgung, und sie setzen vertriebene
wie nicht vertriebene Familien der Gefahr der Verarmung
aus.
Um Notleidenden zu helfen, verfolgt das IKRK drei Ansätze, die nacheinander angewandt oder kombiniert
werden können.
HILFE
WIEDERHERSTELLUNG DER LEBENSGRUNDLAGEN
Hilfe soll in erster Linie unmittelbar gefährdete Menschenleben retten und Lebensgrundlagen schützen. Zu diesem
Zweck werden überlebenswichtige Güter an Menschen
verteilt, die sich diese aus eigener Kraft nicht mehr verschaffen können.
Dieser Ansatz soll die Nahrungsmittelproduktion steigern, Einkommen erzeugen und langfristig nachhaltige
Einkommensmöglichkeiten schaffen. Das bedeutet
Wiederherstellung, Erhaltung oder Verbesserung produktiver Ressourcen von Familien und Gemeinschaften.
Beispiele
Beispiele
• Nahrungsmittelpakete, Lebensmittelkarten
•Bargeldzuwendungen
• Kombination von Nahrungsmitteln und Bargeld
• kurzfristige Lebensmittel-für-Arbeit- oder Bargeld-für Arbeit-Projekte, die dem ganzen Gemeinwesen
zugutekommen (z.B. Räumung von Trümmern)
• wichtige Haushaltsartikel (z.B. Decken, Kochgerät,
Seife, Kerzen)
•Zusatznahrung
•Bestandsabbau1
• Bereitstellung landwirtschaftlicher Güter und
Geräte in Form von Sachleistungen oder
Gutscheinen (z.B. Saatgut für Grundnahrungsmittel
und Exporterzeugnisse, Geräte, Dünger, Pestizide)2
• Bereitstellung von Gütern und Geräten für
Viehwirtschaft und Fischerei in Form von
Sachleistungen oder Gutscheinen (z.B. Impfstoff,
Medikamente, Futter, Netze)
•Bestandsaufstockung
• Bereitstellung von Kleingeräten für die Herstellung
von Gütern und Dienstleistungen (z.B.
Getreidemühlen, spezielle Werkzeuge, Handkarren)
oder Gutscheine bzw. Bargeld, um sie zu erwerben
• Bereitstellung von Landmaschinen oder
Mechanisierungsdiensten oder Gutscheinen, um sie
zu erwerben
Kauf geschwächter Tiere zu Marktpreisen, damit Bauern nur noch gesunde Tiere behalten und zudem über Bargeld verfügen. Die angekauften Tiere werden geschlachtet und das Fleisch wird an bedürftige Familien verteilt, um deren Ernährung abwechslungsreicher zu machen.
1
8
2
Häufig kombiniert mit Lebensmitteln, Bargeld oder Gutscheinen, um Familien zu erlauben, die Zeit bis zur nächsten Ernte zu überbrücken.
Mehr als zwei Millionen Menschen wurden 2014
im Irak vertrieben. Sie fanden Zuflucht bei Verwandten
oder in Gastfamilien, Behelfsunterkünften und Lagern.
Das IKRK verteilte Nahrungsmittelrationen für einen
Monat und andere Hilfsgüter wie Decken, Kleidung,
Kerosinkocher, Planen, Kanister und Küchengeräte an
rund 600 000 Vertriebene in 17 der 18 Provinzen des
Landes. Überdies erhielten rund 20 000 Vertriebene in
Nadschaf Bargeld, um den dringendsten Bedarf zu
erfüllen.
M. Faaez/IKRK
2014 WELTWEIT
• Lebensmittel-für-Arbeit- oder Bargeld-für-Arbeit Modelle, um die landwirtschaftliche Infrastruktur zu
verbessern (z.B. Bewässerung, Erosionsschutz,
Kindertagesstätten)
• Unterstützung für mikroökonomische Initiativen
(produktive Darlehen, kaufmännische Kurse)
• Schulung (z.B. für Bauern und Viehhalter)
STRUKTURELLE UNTERSTÜTZUNG
Strukturelle Unterstützung soll die Kapazitäten von
Dienstleistern aufbauen oder wiederherstellen, damit
sie in der Lage sind, nachhaltige Unterstützung und
Dienstleistungen für Erwerbstätigkeiten anzubieten.
Beispiele
• Technische Beratung für Dienstleister in den Bereichen Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei
• Ausbildung und Coaching am Arbeitsplatz
• Stärkung und Weiterentwicklung von Ausbildungsprogrammen
• Bereitstellung von Material und Ausrüstung
9 128 800
MENSCHEN erhielten Nahrungsmittel
4 263 288
MENSCHEN erhielten wichtige
Haushaltsartikel
660 310
MENSCHEN erhielten Barzuwendungen
3 294 742
MENSCHEN erhielten Güter, die ihnen
halfen, ihre Existenzgrundlage zu sichern
9
WASSER UND UNTERKUNFT
Die für Wasser und Unterkunft zuständigen Teams des
IKRK bemühen sich, Krankheiten, Todesfälle und Leiden
zu verringern, die durch beschädigte Infrastrukturen
und entsprechend mangelhafte Wasserversorgung verursacht werden.
Selbst in Friedenszeiten haben Millionen Menschen in
allen Teilen der Welt kaum Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie menschenwürdigen Unterkünften und
sanitären Anlagen. Solche Probleme verschärfen sich in
Kriegszeiten und bei Naturkatastrophen: Die Zerstörung
von Infrastrukturen sowie Massenvertreibungen setzen
weitere Millionen der Gefahr aus, zu sterben oder zu
erkranken.
Um den Zugang zu Wasser zu erleichtern, die hygienischen Bedingungen zu verbessern und die Umwelt zu
schützen, führt das IKRK eine Reihe von Aktivitäten
durch.
Wasser
J. Spaull/IKRK
Das IKRK hilft bei der Reparatur und dem Bau aller Arten
von Wasserversorgungssystemen ungeachtet ihrer
Grösse und der eingesetzten Technik. Dieser Bereich
umfasst die Wasserentnahme aus Quellen sowie die
Aufbereitung, Speicherung und Verteilung, in ländlichen Gebieten auch die Sanierung von handgegrabenen Brunnen und die Installierung von Motorpumpen
an Bohrlöchern.
Das IKRK bemüht sich auch, Gemeinwesen in die Lage
zu versetzen, neue oder sanierte Infrastrukturen zu
bedienen und instand zu halten. Zu diesem Zweck
bietet es einschlägige Schulungen an – oft für speziell
gebildete Wasserkomitees – und stellt Ersatzteile zur
Verfügung.
Sanitäre Anlagen und Hygiene
Unterkunft
Überbelegung beispielsweise in Vertriebenenlagern
führt schnell zur Ausbreitung von Krankheiten. Sehr
wichtig ist daher eine funktionierende Abwasserentsorgung, und dies hat hohe Priorität für das IKRK. Zu
diesem Bereich gehören auch der Bau von Latrinen und
die Sanierung von Kläranlagen.
Wenn dringend Unterkünfte benötigt werden, stellt das
IKRK Plastikplanen oder Zelte zur Verfügung, doch viele
Menschen kommen vorübergehend in Schulen,
Moscheen, Kirchen, Privathäusern und anderen
Gebäuden unter, die nicht für zahlreiche Benutzer
ausgerüstet sind. In solchen Fällen baut das IKRK die
vorhandenen sanitären und anderen Anlagen aus.
Das IKRK organisiert ferner Aufklärungsprogramme, die
hygienisches Verhalten fördern und damit zur Prävention von Krankheiten beitragen sollen, die durch verschmutztes Wasser und schlechte sanitäre Bedingungen
verursacht werden.
10
Des Weiteren sorgt das IKRK nach einer Krise für die
Reparatur oder den Wiederaufbau von Gesundheitseinrichtungen und Schulen, unterstützt die Einrichtung
von Lagern für Vertriebene und stellt für Familien, die
Infolge der Eskalation der Gewalt in der Zentral afrikanischen Republik Ende 2013 flohen Hunderttausende in den Flughafen von Bangui sowie in Gotteshäuser und kommunale Einrichtungen.
Anfang 2014 hatten mehr als 100 000 Menschen auf
dem Gelände des Fliegerclubs Bangui Zuflucht gefunden und lebten dort in Behelfsunterkünften aus
getrockneten Palmblättern und Planen. Durch die Überbelegung verschlechterten sich die hygienischen
Bedingungen.
J-Y. Clemenzo/IKRK
Jeden Tag brachte das IKRK rund 300 000 Liter Wasser
in das Lager.
Viermal am Tag fuhr Jean, einer der sechs Fahrer, in das
Stadt zentrum nahe dem Ubangi, um seinen
15 000-Liter-Tanklaster an der Aufbereitungsanlage aufzufüllen und das Wasser zum Lager zu bringen.
J-Y. Clemenzo/IKRK
Die Wasserverteilung wurde von einheimischen Frauen
organisiert. Familien mit gelben Kanistern standen
Schlange in der sengenden Sonne. Jede Familie durfte
zwei bzw. drei Kanister füllen. „Das Wasser ist für uns so
kostbar, dass wir keinen Tropfen verschwenden“, sagte
eine Frau.
Die Beförderung von Wasser mit Lkws ist höchst
mühsam. Um mehr Wasser verteilen zu können, schloss
das IKRK daher seine für Notfälle vorhandenen flexiblen
Wasserspeicher an Wasserleitungen in der Nähe des
Flughafens an.
2014 WELTWEIT
nach der Vertreibung zurückkehren, Materialhilfe
(Unterkünfte, Heiz- und Kühlanlagen, Wasser, Strom
usw.) zur Verfügung.
Strom
Das IKRK sorgt für die Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der Stromversorgung für wichtige Einrichtungen wie Spitäler, Wasseraufbereitungsanlagen und Wasserversorgungssysteme, indem es Stromnetze, Generatoren
und Wasserkraftwerke repariert.
26 218 811
MENSCHEN erhielten Zugang zu sauberem
Trinkwasser, geeigneten sanitären Anlagen und/oder
besseren Lebensbedingungen
11
ERSTE HILFE UND SPITALVERSORGUNG
Die Tätigkeit inmitten eines bewaffneten Konflikts ist
gefährlich und zahlreichen Einschränkungen unterworfen. Die meisten Chirurgen, die nicht der Armee angehören, sind mit Verletzungen durch schwere Waffen
nicht vertraut, denn diese sind kaum mit den in Spitälern
üblichen Schusswunden aus dem zivilen Leben zu vergleichen. Aus diesem Grund führt das IKRK Seminare
über Kriegschirurgie durch und informiert das medizinische Personal über Standardprotokolle und -verfahren,
die es zu kriegschirurgischen Techniken sowie für das
Patientenmanagement in gefährlichen und eingeschränkten Umfeldern zusammengestellt hat.
R. Haviv/VII/IKRK
Im Bereich Erste Hilfe und Rettungstransporte sorgt das
IKRK für die Behandlung von Opfern am Ort der Verletzung und während ihres Transfers in die geeigneten
medizinischen Einrichtungen. Sodann unterstützt es die
anschliessende Pflege, indem es bestehenden Gesundheitseinrichtungen Medikamente, Ausrüstung, Schulung
und Kapazitätsaufbau für die meisten Bereiche des Spitalwesens zur Verfügung stellt. Zu diesen Bereichen
gehören Pflege, Personalmanagement, Wartung der
Infrastruktur, Finanzen, Logistik und Verwaltung. Sofern
erforderlich entsendet das IKRK auch eigene Experten,
die mit dem einheimischen Personal des Spitals
zusammenarbeiten.
2014 WELTWEIT
399 612
STATIONÄRE PATIENTEN
wurden in IKRK-geförderten Spitälern
behandelt
Die Unterstützung des IKRK für Spitäler umfasst:
• chirurgische Eingriffe und medizinische Dienste;
• Gynäkologie und Geburtshilfe;
•Pädiatrie;
•Krankenpflege;
• psychische Gesundheit;
• Spitalmanagement und -verwaltung;
• Bereitstellung von Verbrauchsmaterial, Ausrüstung und Fachwissen.
12
1 581 836
AMBULANTE PATIENTEN
wurden in IKRK-geförderten Spitälern behandelt
Südsudan angespannt und unberechenbar, und die
humanitären Bedürfnisse waren gewaltig. Um die
wachsende Anzahl von Menschen zu versorgen, die
infolge des Konflikts verletzt waren, entsandte das IKRK
vier mobile Operationsteams mit Chirurgen, Anästhesisten und Pflegekräften in Spitäler und abgelegene
Gesundheitseinrichtungen.
Die Wasser- und Stromversorgung ist oft unterbrochen,
und dies erschwert die Einhaltung der Hygiene- und
Sterilisationsvorschriften. Ein zusätzliches Problem ist
die Ausrüstung. „Die häufigsten von Kriegschirurgen zu
behandelnden Verletzungen“, so Lutomia, „sind Knochenverletzungen, doch abgesehen von unserer
IKRK-Ausrüstung haben wir nur sehr wenige Instrumente
für die Versorgung orthopädischer Verletzungen.“
Laut IKRK-Chirurg Marc Lutomia sind die Arbeitsbedingungen das grösste Problem.
Da gut ausgestattete medizinische Einrichtungen entweder beschädigt oder gar nicht vorhanden sind, arbeiten
die IKRK-Operationsteams rund um die Uhr in Basisgesundheitseinrichtungen oder in leer stehenden
Gebäuden, in denen ein Raum als Operationssaal dient.
Auch in abgelegene Gebiete werden die medizinischen
Teams rasch eingeflogen, wenn dem IKRK bestätigte
Berichte über eine grosse Anzahl von Opfern vorliegen.
Das Chirurgieprogramm im Südsudan ist eines der weltweit grössten des IKRK und im Hinblick auf die Arbeitsund Lebensbedingungen wahrscheinlich das schwierigste.
T. Stoddart/Getty Images/IKRK
Während des ganzen Jahres 2014 blieb die Lage im
13
PRIMÄRE GESUNDHEITSVERSORGUNG
Neben der Heilbehandlung konzentriert sich das IKRK
auch auf die Prävention von Krankheiten und die
Gesundheitsförderung. Dies umfasst Aufklärung über
hygienisches Verhalten wie Händewaschen, die Verwendung imprägnierter Moskitonetze und andere
nachweislich wirksame Methoden. Das IKRK unterstützt
Müttergesundheit durch die Begleitung Schwangerer
bis zur Entbindung und die Förderung von Stillen und
Familienplanung. In dem Bemühen, die Säuglingssterblichkeit zu senken, unterstützt das IKRK umfangreiche Impfprogramme gegen Masern, Tuberkulose,
Wundstarrkrampf, Diphterie, Kinderlähmung und Keuchhusten.
Krieg hinterlässt nicht nur körperliche Wunden. Die
unmittelbare Nähe von Kampfhandlungen, Vertreibung, Trennung von Angehörigen, Vergewaltigung und
andere Formen von Gewalt haben seelische Verletzungen und psychische Anfälligkeit zur Folge, auf welche
das IKRK mit Betreuung und Aktivitäten im Bereich der
psychischen Gesundheit einzugehen versucht.
14
C. von Toggenburg/IKRK
Der Normalbetrieb des Gesundheitssystems wird durch
einen bewaffneten Konflikt häufig beeinträchtigt. Im
schlimmsten Fall kommt es zum Zusammenbruch einzelner Bereiche oder des ganzen Systems. Das IKRK versucht dann, die wichtigsten Gesundheitsdienste
aufrechtzuerhalten, indem es Einrichtungen auf Ortsebene so weit wie möglich unterstützt. Es liefert medizinische Ausrüstung und Arzneimittel und unterstützt
den Kapazitätsausbau sowie Schulung und Supervision.
Sofern erforderlich bietet es Unterstützung in Form von
qualifiziertem Gesundheitspersonal.
IKRK
B. Goris/IKRK
Kurz nach dem Taifun Haiyan
2014
„Früher hatten wir kleine Räume und kleine
Untersuchungstische. Nun ist alles viel grösser
und auch bequemer für die Patienten.“
Dr. Rosarita Enciso
2014 WELTWEIT
Die Amtsärztin Dr. Rosarita Enciso (oben links) ist
eine der zahlreichen mutigen Mitarbeiterinnen der
ländlichen Klinik Balangiga im Osten der Insel Samar auf
den Philippinen. Der Taifun Haiyan hatte dieses wichtige Gesundheitszentrum schwer beschädigt. Unter
diesen Umständen war es schwierig, die Patienten zu
behandeln, doch es sollte niemand abgewiesen werden.
Zum ersten Mal in ihrer beruflichen Tätigkeit – sie praktizierte seit 23 Jahren in dieser Klinik – musste Dr. Enciso
an zwei Orten arbeiten: in ihrer Klinik und, nur wenige
Meter entfernt, in der vom IKRK und dem Finnischen
Roten Kreuz eingerichteten Station für primäre Gesundheitsversorgung. Das dortige Personal behandelte im
Schnitt 40 Patienten pro Tag, während eine mobile Einheit die Menschen im Einzugsgebiet vor Ort behandeln
konnte.
2 692 636
MENSCHEN kamen in die Sprechstunde
1 375 869
Das IKRK betrieb nicht nur diese provisorische Gesundheitsstation, sondern begann auch mit der Instandsetzung der ländlichen Klinik Balangiga. Die Klinik ist
inzwischen wieder voll in Betrieb und verfügt jetzt über
neue Geräte, Arzneimittel und medizinisches Material.
IKRK
IMPFUNGEN von Kindern unter fünf Jahren
15
KÖRPERLICHE REHABILITATION
Körperliche Rehabilitation ist eine Möglichkeit, zur Wiederherstellung der Würde von Menschen mit Behinderungen beizutragen. Sie soll die Einschränkungen
ihrer Beweglichkeit und ihrer Aktivitäten beseitigen
oder zumindest verringern, damit sie weniger abhängig
werden und die bestmögliche Lebensqualität
geniessen.
A. Buzzola/Rhythms Monthly
Menschen mit Behinderungen brauchen Mobilitätshilfen wie beispielsweise Prothesen (künstliche Gliedmassen), Orthesen (Stützelemente für vorhandene
Gliedmassen, die nicht richtig funktionieren), Gehhilfen
und Rollstühle, und sie brauchen Therapien, um zu
lernen, wie sie diese Hilfen am besten benutzen. Die
Wiedererlangung der Mobilität ist der erste Schritt zum
Zugang zu Nahrung, Unterkunft, Bildung, Arbeit,
Einkommen und ganz generell zu den gleichen Chancen wie die anderen Mitglieder der Gesellschaft. In den
von Konflikten erschütterten Ländern, in denen das
IKRK tätig ist, brauchen nicht nur die Menschen körperliche Rehabilitation, deren Behinderung unmittelbar
durch die Kämpfe (Landminen, Bomben usw.) verursacht wurde, sondern auch diejenigen, die Behinderungen haben, weil die Gesundheitsversorgung zusammengebrochen ist und sie nicht behandelt oder nicht
geimpft worden sind.
16
Das IKRK-Programm für körperliche Rehabilitation soll die im
betreffenden Land angebotenen Dienste durch Ausbau der
nationalen Kapazitäten erweitern. In erster Linie geht es
darum, diese Dienste zugänglicher zu machen, ihre Qualität
und ihre Nachhaltigkeit zu erhöhen und die Integration und
gesellschaftliche Mitwirkung von Menschen mit Behinderungen zu fördern.
• Das IKRK unterstützt einzelne Zentren für körperliche
Rehabilitation, um ihnen zur Selbstverwaltung zu
verhelfen. Diese Unterstützung kann den Bau oder
die Renovation von Anlagen und die Bereitstellung
von Ausrüstung, Rohstoffen und Komponenten
umfassen. Das IKRK überlässt den Zentren eine von
ihm selbst entwickelte preisgünstige und qualitativ
hochwertige Technik für die Herstellung von Hilfsmitteln unter Verwendung von Polypropylen; infolgedessen sind die Kosten der Rehabilitation geringer.
• Da die Qualität der Dienste weitgehend von der
Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte abhängt, hat
das IKRK ein breit gefächertes Schulungsangebot
aufgestellt, das vom Coaching am Arbeitsplatz bis zu
langfristigeren Berufsbildungsgängen reicht.
• Um den Zugang zu den Diensten zu erleichtern, subventionier t das IKRK die Kosten der Reise,
Unterkunft und Verpflegung sowie auch die
Behandlungskosten in den Zentren. Des Weiteren
fördert es Programme, die Begutachtung und einfache Reparaturen nicht in den Zentren, sondern
dort anbieten, wo die Patienten leben.
• Das IKRK arbeitet mit den lokalen Partnern (Verwaltungen der Zentren, Behörden, nichtstaatlichen
Organisationen usw.) zusammen und trifft von
Anfang an Massnahmen, um ihre Leitungskompetenzen und ihre technischen Kapazitäten (Bestandsverwaltung, Management der Patientendaten, Behandlungsprotokolle usw.) zu stärken.
• Das IKRK fördert überdies die Chancengleichheit hinsichtlich der sozialen Integration durch Schule,
Berufsbildung und Sport, indem es gemeinsam mit
lokalen Verbänden und internationalen Organisationen entsprechende Netzwerke aufbaut.
IKRK
Farzana Sadat verbrachte den grössten Teil ihres
Zentrums, dann liess sie sich in einer vierjährigen, vom IKRK
geförderten Lehre zur Prothesen- und Orthesenmechanikerin ausbilden. Heute ist die knapp 30-Jährige Leiterin der
Prothesenabteilung. Die Mehrheit der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter sind ebenfalls frühere Patienten.
Lebens in einem von Gewalt geprägten Umfeld. Mit 14
Jahren verlor sie ein Bein bei einer Minenexplosion in
der Nähe ihres Hauses in Kabul, Afghanistan.
„Ich sah, dass mir ein Bein fehlte; das andere Bein und
eine meiner Hände waren verletzt. Ich dachte, jetzt
komme ich ins Spital und das Bein wird verbunden und
dann gehe ich nach Hause. Aber als ich im Spital war,
wurde das Bein amputiert. Ich war verzweifelt und
hätte nie gedacht, dass ich eines Tages wieder gesund
sein und gehen und arbeiten würde.“
„Ich kenne die Schmerzen der Patienten aus eigener
Erfahrung. Wenn ich eine Prothese für jemanden baue,
stelle ich mir vor, sie selbst zu tragen, und verändere sie
immer wieder, bis ich sie für bequem genug halte. Da ich
diese Behinderung auch habe, möchte ich dafür sorgen,
dass meine Patienten sich mit ihrer Prothese wohlfühlen.“
Vier Monate später erhielt sie in dem vom IKRK unterstützten Rehabilitationszentrum in Kabul eine Beinprothese. Zunächst fand sie Arbeit in der Wäscherei des
2014 WELTWEIT
318 363
20 145
Massnahmen der körperlichen
Rehabilitation einschliesslich
Physiotherapie
Prothese
MENSCHEN nutzten
MENSCHEN erhielten eine
74 104
4 495
Orthese
Rollstuhl
MENSCHEN erhielten eine
MENSCHEN erhielten einen
17
VERSEUCHUNG DURCH WAFFEN
Nicht nur in Konflikten töten und verletzen Waffen und
schränken den Zugang zu lebensnotwendigen Dingen
wie Wasser oder Ackerland ein. Noch jahre- und
jahrzehntelang nach dem Ende eines Konflikts töten
und verletzen die nicht explodierten und zurückgelassenen Kampfmittel und behindern so den Wiederaufbau und die Versöhnung.
U. Meissner/IKRK
Es kommt hinzu, dass Waffen nicht nur in richtiggehenden Konflikten verwendet werden. Die Verbreitung
von Kleinwaffen in vielen Gesellschaften führt dazu,
dass der Alltag von Millionen Menschen zunehmend
von Gewalt geprägt ist.
18
Das IKRK verfolgt mehrere auch kombinierbare Ansätze,
um die Auswirkungen verschiedener Arten von Verseuchung durch Waffen auf die betroffenen Bevölkerungen
– einschliesslich der Kontamination durch chemische,
biologische, radiologische und nukleare Stoffe – zu
verringern.
Das IKRK ist in folgenden Bereichen tätig:
• Risikoverringerung – Gemeinschaften werden Alternativen angeboten, damit sie verseuchte Gebiete
nicht betreten müssen. Dazu gehören die Einrichtung
von Wasserstellen und die Unterstützung von Ackerbau und Viehzucht in sicheren Zonen (siehe vorstehende Kapitel);
• Aufklärung und Information – die Bevölkerung wird
auf Risiken und Möglichkeiten ihrer Vermeidung aufmerksam gemacht;
• Sammlung und Analyse von Informationen, Erhebungen – Sammlung, Abgleichung und Weitergabe
von Informationen über gefährliche Standorte und
die Häufigkeit von Unfällen; auf diese Weise soll die
Wahrscheinlichkeit künftiger Unfälle reduziert und
dazu beigetragen werden, Prioritäten für die Räumung zu setzen;
• Beseitigung von Blindgängern konventioneller
Waffen sowie chemischer, biologischer, radiologischer und nuklearer Stoffe – Bereitstellung technischer Analysen und Räumung bzw. Vernichtung von
Gegenständen in kontaminierten Gebieten;
• Kapazitätsausbau – Unterstützung Nationaler Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften sowie der
Behörden beim Ausbau ihrer Kapazitäten für die
Bewältigung der Verseuchung durch konventionelle
Waffen und durch chemische, biologische, radiologische und nukleare Stoffe.
In Kolumbien bemüht sich das IKRK, die human itären Folgen bewaffneter Gewalt auf die Bevölkerung
der Innenstädte zu reduzieren, in denen die Gewaltrate
besonders hoch ist.
E. Tollefsen/IKRK
Eines seiner Ziele ist es, Schülern und Schülerinnen zu
zeigen, wie sie sich in Sicherheit bringen können, wenn
es zu Gewalttätigkeiten kommt. Medellín ist eine der
Städte, deren Bewohner häufig mit bewaffneter Gewalt
konfrontiert sind.
2014 WELTWEIT
23
Personen in 23 verschiedenen
Situationen nahmen an IKRKAktivitäten teil, die die Auswirkungen
der Verseuchung durch Waffen
reduzieren
Die Lehrer von 14 Schulen nahmen während des ganzen
Jahres an Kursen teil, in denen IKRK-Spezialisten für die
Verseuchung durch Waffen den Lehrern Sicherheitstechniken vermittelten, die diese dann an ihre Schüler
weitergeben. Auch einige Schüler, die Freiwillige des
Kolumbianischen Roten Kreuzes sind, nahmen an den
Kursen teil. Es wurden verschiedene Techniken eingesetzt, darunter Simulation, Rollenspiele und andere
Gruppenaktivitäten.
Rafael, Lehrer an der Eduardo-Santos-Schule, erzählt: „In
diesen Kursen geht es darum, wie den Schülern sicherheitsbewusstes Verhalten beigebracht werden kann.
Die Kinder sind sehr oft in Gefahr, denn wir leben mitten
in einem erbitterten Konflikt. Sie müssen wissen, was zu
tun ist, wenn es in der Nachbarschaft zu einer Schiesserei
kommt.“
Unter anderem lernen die Schüler, immer darauf zu
achten, wo sie sich in Sicherheit bringen können, falls
es zu einer Schiesserei kommen sollte. Besonders im
Freien ist das wichtig. Unter richtiger Anleitung kann es
zu ihrer zweiten Natur werden, und sobald sie einen
Schuss hören, legen sie sich flach auf den Boden, bis die
Schüsse aufhören.
19
A. Ruhayem/IKRK
FAMILIENBANDE WIEDERHERSTELLEN
Jedes Jahr werden zahllose Familien durch bewaffnete
Konflikte, Naturkatastrophen und Migration getrennt.
Auf der Flucht vor Kämpfen oder einer Naturkatastrophe verirren sich Kinder im herrschenden Chaos. Alte
und Kranke sind unter Umständen nicht willens oder
nicht fähig zu fliehen. Verletzte werden in ein Spital
gebracht, ohne dass sie ihren Angehörigen sagen
können, was mit ihnen passiert ist. Personen werden
inhaftiert, ohne dass ihre Familie über ihren Verbleib
unterrichtet wird.
Familien leiden darunter, wenn sie den Kontakt zu ihren
Angehörigen verloren haben und nicht wissen, ob sie
sich in Sicherheit bringen konnten.
Das IKRK und die nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften verfügen über ein weltweites
Netzwerk, das Menschen hilft, ihre Angehörigen
wiederzufinden.
Zu den Aktivitäten dieses Netzwerks gehört es,
getrennte Familienmitglieder mithilfe von Telefon,
Internet und handschriftlichen Rotkreuzbotschaften
wieder in Kontakt zu bringen und Vermisste zu suchen.
Besondere Aufmerksamkeit gilt schutzlosen Personen
wie unbegleiteten Kindern und Inhaftierten.
Wenn die Suche erfolgreich ist, werden die Familien
benachrichtigt; man teilt ihnen mit, wo sich ihre Angehörigen aufhalten, stellt den Kontakt her oder bringt sie
wieder zusammen.
20
VERMISSTE
Wenn Eltern, Geschwister oder Kinder vermisst werden,
ist das eine Tragödie für die Familie. Sie befindet sich in
einem emotionalen Vakuum. Sie weiss nicht, ob die vermisste Person tot oder am Leben ist, und sie muss
zugleich dringende Entscheidungen treffen und
Bedürfnisse erfüllen. Das IKRK unterstützt daher die
Bemühungen, das Schicksal und den Verbleib der
Vermissten zu klären, und es setzt sich für das Recht der
Familien auf diesbezügliche Information ein.
Das IKRK unterstützt Behörden, Gesetzgeber,
Einrichtungen und gerichtsmedizinische Institutionen,
die damit befasst sind, das Verschwinden von Menschen
zu verhindern oder zu klären. Zudem bemüht es sich
selbst oder vermittels lokaler Partner, auf die vielfältigen
Bedürfnisse der Familien einzugehen.
Die Familien Vermisster haben oft gravierende psychische, wirtschaftliche, rechtliche und behördliche
Probleme, die sie noch zusätzlich belasten. Das IKRK
stellt daher Programme für Beihilfen zum Lebensunterhalt, für psychosoziale Unterstützung und für
Gesundheitsversorgung auf. Überdies berät es Familien
in administrativen und rechtlichen Angelegenheiten im
Hinblick auf Erbschaft, Rente, Rechtsstatus, Sorgerecht
für Kinder und Eigentumsrechte.
2014 WELTWEIT
590 410
FÄLLE in denen das IKRK Kontakte
zu Angehörigen herstellen konnte
1 058
MENSCHEN wieder mit ihren
Familien vereint
H. Shamlawi/IKRK
12 973
WEITERE FAMILIEN
suchen mit Unterstützung des IKRK
Angehörige
Der Krieg und die schwierigen Lebensbedingungen
in der Arabischen Republik Syrien liessen Hunderttausende Familien nach Jordanien fliehen. Viele der
syrischen Flüchtlinge im Lager Azraq 100 km östlich der
Hauptstadt Amman haben nicht die Mittel, mit
Verwandten in Syrien oder anderswo in Verbindung zu
bleiben. Der IKRK-Suchdienst im Lager bietet ihnen die
Möglichkeit, ihre Angehörigen anzurufen oder ihnen
eine Rotkreuzbotschaft zu schicken.
B. Saleh/IKRK
Ihre Krankheit hält Um Khader (oben) nicht davon ab,
regelmässig in das IKRK-Suchdienstbüro im Lager Azraq
zu kommen, um mit ihrer Tochter zu telefonieren. Sie
verliess Syrien Mitte Juli 2014 mit ihrem Mann und zwei
Söhnen. Weitere Söhne leben in Syrien und im Libanon,
und sie fragt sich, ob sie die übrige Familie jemals wiedersehen wird.
„Es zerreisst mir das Herz, wenn ich die Stimme meiner
Tochter höre“, sagt Um Khader mit Tränen in den Augen.
Abu-Abdo (rechts) freut sich, als er die Stimme seines
Vaters aus einem Dorf ausserhalb von Damaskus hört.
Er flüchtete Anfang Juli 2014 mit Frau und Kindern aus
Syrien. Dank IKRK hat er jetzt wieder Kontakt zu seinem
Vater. Er ist mit Bauarbeiten im Lager beschäftigt und
kommt in das Suchdienstbüro des IKRK, um seine DreiMinuten-Telefonate zu führen.
Erfahren Sie mehr über die Wiederherstellung der
Familienbande in aller Welt: www.familylinks.icrc.org
21
HÄFTLINGE
Männer, Frauen und Kinder sind inhaftiert und Tag für
Tag der Gefahr ausgesetzt, gefoltert, zum Verschwinden
gebracht oder ohne Gerichtsverfahren hingerichtet zu
werden. Viele von ihnen leben unter unmenschlichen
Bedingungen und haben keinen Kontakt zu Angehörigen.
B. Heger/IKRK
Das IKRK bemüht sich um menschenwürdige Behandlung und Haftbedingungen für alle, die ihrer Freiheit
beraubt wurden, ungeachtet der Gründe für ihre Festnahme und Inhaftierung. Es bemüht sich des Weiteren,
das Leid ihrer Angehörigen zu lindern, indem es sich
insbesondere für Familienkontakte und Besuche der
Angehörigen einsetzt. Es fördert die Achtung der rechtlichen Garantien und hilft früheren Häftlingen in manchen Fällen bei der Resozialisierung.
Besuche
Massnahmen
Grundlage der Tätigkeit des IKRK für Häftlinge ist eine
umfassende Einschätzung der Situation innerhalb wie
ausserhalb der Gewahrsamsorte, unter anderem
anhand von Gesprächen mit den Vollzugsbehörden
sowie Besuchen bei den Häftlingen. Diese Besuche
unternimmt das IKRK nur dann, wenn folgende fünf
Bedingungen erfüllt sind:
Das IKRK erwartet von den Vollzugsbehörden, dass sie
für humane Behandlung und Haftbedingungen sorgen.
Zu diesem Zweck unterbreitet es ihnen vertrauliche
Berichte über seine Ergebnisse, über die einschlägigen
innerstaatlichen und internationalen Normen und über
die für eine Verbesserung der Lage der Häftlinge erforderlichen Massnahmen und Mittel.
• Zugang zu allen Häftlingen, die seinem Interessen-
gebiet zuzuordnen sind;
• Zugang zu allen Räumlichkeiten und Einrichtungen, die von den Häftlingen und für sie benutzt werden;
• Bewilligung wiederholter Besuche;
• Gelegenheit zu freiem Gespräch unter vier Augen mit Häftlingen seiner Wahl;
• Zusicherung, dass die Behörde dem IKRK eine Liste aller Häftlinge seines Interessengebiets überlässt oder ihm erlaubt, selbst eine solche Liste zusammenzustellen.
Das IKRK bietet den Vollzugsbehörden zudem technische und materielle Hilfe bei den erforderlichen Verbesserungen in Bereichen wie Wasserversorgung, sanitäre
Anlagen und generell Infrastruktur, Umgang mit Häftlingen, Zugang zu Gesundheitsversorgung und Einhaltung der rechtlichen Garantien an.
22
2014 unterstützte das IKRK das Vorhaben der
Gefängnisverwaltung von Haiti, einen neuen Haftbereich für weibliche Häftlinge im Zivilgefängnis der Stadt
Les Cayes im Süden der Insel zu bauen. Dieses Gefängnis ist mit 600 Insassen eine der am stärksten überbelegten Haftanstalten des Landes.
J. Charles/IKRK
Frauen sind in diesem Gefängnis zwar eine Minderheit,
doch im Interesse ihrer Privatsphäre und ihres Schutzes
sollten sie von den männlichen Häftlingen getrennt
werden.
Die neuen Zellen wurden mit Metallhochbetten ausgestattet, um möglichst viele Schlafplätze unterzubringen, und die Frauen erhielten separate sanitäre Anlagen. Das IKRK installierte auch Stromanschlüsse und
eine bessere Klimaanlage.
IKRK-Ingenieure sanierten die Wasserversorgung und
erhöhten im Interesse aller Insassen die Kapazität des
Wasserspeichers.
J. Charles/IKRK
Ein mobiles Team für Hygienefragen stattete den Haftanstalten monatliche Besuche ab, um die Häftlinge
über den Zusammenhang zwischen Hygiene und
Gesundheit aufzuklären und über die Prävention von
Infektionskrankheiten zu informieren. Das Team schulte
in jeder Haftanstalt mehrere Häftlinge in Hygienefragen, die ihr Wissen nun an die anderen Insassen
weitergeben.
Bei den Besuchen erhielt jeder Häftling einen Beutel
mit Hygieneartikeln (Seife, Zahnbürste usw.), um die
Hygiene zu verbessern.
2014 WELTWEIT
800 891
318 021
von IKRK-Delegierten
Lebensbedingungen
HÄFTLINGE erhielten Besuche
HÄFTLINGE erhielten bessere
23
SCHWACHE SCHÜTZEN
UND DAS RECHT FÖRDERN
Das IKRK hat die Aufgabe, das Leben und die Menschenwürde der Opfer bewaffneter Konflikte und anderer
Gewalttaten zu schützen und ihnen mit Hilfe zur Seite
zu stehen.
Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, bietet die
Umsetzung der humanitären Grundsätze und Normen,
die die schlimmsten Auswüchse des Krieges verhindern
oder zumindest eindämmen sollen. Der Sinn des
humanitären Völkerrechts (HVR) – also des Gesetzeswerks, das die Opfer von Konflikten schützt – ist es,
einen Kompromiss zu finden zwischen legitimem militärischen Vorgehen und den humanitären Folgen dieses
Vorgehens.
Das IKRK arbeitet insbesondere mit Personen und Gruppen zusammen, die in der Lage sind, über das Schicksal
von Opfern bewaffneter Konflikte zu entscheiden oder
die das Vorgehen des IKRK erleichtern (oder behindern)
können. Dazu gehören Streitkräfte, Polizei und Sicherheitskräfte, andere Waffenträger wie zum Beispiel Mitglieder nichtstaatlicher bewaf fneter Gruppen,
Regierungen sowie andere Entscheidungsträger und
Meinungsführer auf lokaler und internationaler Ebene.
Mit Blick auf die Zukunft pflegt das IKRK auch Kontakte
zu Studierenden und Lehrenden.
Das IKRK arbeitet auf drei Ebenen:
• Sensibilisierung für die humanitären Grundsätze und
die HVR-Verpflichtungen durch Öffentlichkeitsarbeit
über die allgemeinen Grundsätze sowie durch Lehrund Weiterbildungsveranstaltungen für einflussreiche Gruppen;
• Beratung und technische Unterstützung für die systematische Integration des HVR bzw. der humanitären
Grundsätze in die innerstaatlichen Rechtsordnungen,
in Militär- und Polizeivorschriften, -verfahren und
-ausbildung sowie in die Lehrpläne von Schulen und
Hochschulen;
• Förderung der Einhaltung des HVR bei vertraulichen
Gesprächen unter vier Augen mit mutmasslichen
Tätern.
Letztlich geht es darum, Einstellungen und Verhalten
dahingehend zu beeinflussen, dass der Schutz von
Zivilpersonen und anderen, die in Zeiten bewaffneter
Konflikte dem Schutz des HVR unterstehen, besser
gewährleistet ist, dass der Zugang zu den Opfern
erleichtert und die Sicherheit des IKRK-Personals und
anderer humanitärer Helfer erhöht wird.
Die Genfer Abkommen von 1949 und ihre
Zusatzprotokolle von 1977 sind die Eckpfeiler
des HVR.
Der Grundgedanke dieser Verträge ist die Achtung des
Lebens und der Würde des Menschen. Diejenigen, die
unter einem Konflikt leiden, müssen unterschiedslos
Hilfe und Pflege erhalten.
IKRK
Heute sind die vier Genfer Abkommen von 1949 für alle
Staaten bindend, auch für den Südsudan, der 2013 als
jüngster Staat der Welt den Abkommen beitrat. Diese
gesetzlichen Verpflichtungen sind mithin universell anerkannt.
24
2014 WELTWEIT
45 000+
Mehr als 45 000 Angehörige
von Streitkräften, Polizei und
Sicherheitskräften besuchten IKRKVeranstaltungen
200+
Mehr als 200 bewaffnete Gruppen führten
Gespräche mit dem IKRK
400+
IKRK
Mehr als 400 Hochschulen erhielten
IKRK-Unterstützung für HVRLehrveranstaltungen
IKRK
Am Senior Workshop on International Rules gover ning Military Operations (SWIRMO) nehmen hochrangige Militärangehörige aus aller Welt teil. Er soll ihnen
die Instrumente an die Hand geben, mit denen sie die
Einhaltung der Rechtsvorschriften, denen militärische
Einsätze unterliegen, verbessern können. Im Mittelpunkt des Workshops steht die Integration des HVR in
die Entscheidungsprozesse bei Kampfhandlungen und
Strafverfolgung.
Mitgastgeberin des SWIRMO 2014 in Xi’an war die Volksbefreiungsarmee von China. Im Rahmen einer Brigadeübung auf einem virtuellen Schlachtfeld sollten die
Teilnehmer eine unter Kontrolle des Gegners befindliche Insel befreien und hierbei Befehle erteilen, die die
Einhaltung des HVR sicherstellen.
Oberst Kamarudzan bin Mohd Thani (unten rechts),
Kommandant des Johor-Ausbildungszentrums der malaysischen Armee, fand den Workshop sehr anregend.
„Es war sehr interessant, mit Offizieren aus 60 Ländern
zu einem Gedankenaustausch zusammenzukommen.
Allein in meiner Arbeitsgruppe waren 20 Nationen
vertreten. Die Erkenntnisse und Erfahrungen der Teilnehmer – vor allem jener, die den Krieg selbst erlebt
hatten – waren für mich eine grosse Bereicherung und
machten uns die Anwendung des HVR in der Praxis
verständlich.“
25
PARTNERSCHAFTEN MIT NATIONALEN
GESELLSCHAFTEN: EIN WELTWEITES NETZWERK
Überall dort, wo es tätig ist, arbeitet das IKRK eng mit
den nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften zusammen. Diese derzeit 189 freiwilligen
Organisationen bilden zusammen mit ihrem Dachverband, der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und
Rothalbmondgesellschaften, und dem IKRK die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung.
Die nationalen Gesellschaften haben die Aufgabe, in
ihren eigenen Ländern humanitäre Tätigkeiten auszuüben und insbesondere als Hilfsgesellschaften der
Behörden zu fungieren.
• Das IKRK verfügt nicht nur über mehr als 150 Jahre Erfahrung mit
humanitärer Hilfe in Konfliktsituationen, sondern auch über
umfangreiche Erfahrung mit der Förderung des humanitären
Völkerrechts und der Grundsätze der Bewegung sowie mit der
Wiederherstellung der Familienbande. Diese Fachkenntnisse sind
wichtig für die nationalen Gesellschaften, die technische und
finanzielle Unterstützung sowie Schulungen vom IKRK erhalten,
um in diesen Bereichen leistungsfähiger zu werden.
• Oft ist es der Präsenz, den Mitteln, den Ortskenntnissen und der
Motivation der nationalen Gesellschaften zu verdanken, dass das
IKRK seine Arbeit im Feld erfolgreich durchführen kann; dieses
einzigartige weltweite Netzwerk ist von grösstem Nutzen für das
IKRK.
T. Voeten/IKRK
Zusammenarbeit und Koordination innerhalb der
Bewegung tragen dazu bei, die Kapazitäten aller Mitglieder am besten zu nutzen. Da sowohl die nationalen
Gesellschaften als auch das IKRK für die Unterstützung
von Konfliktopfern zuständig sind, brauchen sie einander, um die gemeinsame Aufgabe zu erfüllen. In Ländern, die von einem Konflikt betroffen sind, bemühen
sich die jeweilige nationale Gesellschaft und das IKRK
daher sehr oft gemeinsam, das Leid der Menschen zu
lindern, indem sie zusammen Hilfsaktionen durchführen.
BEIDERSEITIGER NUTZEN
Die Grundsätze
Die sieben Grundsätze der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung, zu deren Befolgung jedes Mitglied verpflichtet
ist, wurden an der XX. Internationalen Rotkreuzkonferenz 1965 in
Wien verkündet:
MENSCHLICHKEIT, UNPARTEILICHKEIT, NEUTRALITÄT,
UNABHÄNGIGKEIT, FREIWILLIGKEIT, EINHEIT,
UNIVERSALITÄT.
26
Der IKRK-Einsatz in der Arabischen Republik
Syrien war einer seiner in finanzieller Hinsicht umfangreichsten Einsätze. Millionen Notleidende erhielten
Grundnahrungsmittel und die wichtigsten Haushaltsartikel, Zugang zu sauberem Trinkwasser, besseren
sanitären Anlagen und Gesundheitsversorgung, und
sie konnten Kontakt zu ihren Angehörigen aufnehmen.
All dies war jedoch nur dank der unschätzbaren Unterstützung und der partnerschaftlichen Zusammenarbeit
mit dem Syrischen Roten Halbmond möglich.
I. Malla/IKRK
Gute Koordination mit den lokalen Akteuren wie zum
Beispiel dem Syrischen Roten Halbmond ist nötiger
denn je zuvor, wenn das IKRK einsatzfähig sein und
Hilfe leisten soll.
„Die Präsenz des Syrischen Roten Halbmonds sowohl
in den von der Regierung als auch in den von der Opposition kontrollierten Gebieten, seine Nähe zu den
betroffenen Menschen, die Einsatzbereitschaft seiner
Mitarbeiter und Freiwilligen und deren hervorragende
Ortskenntnisse erlauben dem IKRK, selbst in den
schwierigsten Umfeldern Hilfe bereitzustellen“, sagt
Daphnée Maret, stellvertretende Leiterin der IKRK‑
Delegation in Syrien.
Laut Firas al Nakeeb, dem in Damaskus stationierten
Feldkoordinator der nationalen Gesellschaft, „ist enge
Zusammenarbeit gleichbedeutend mit gut koordinierter und effektiver Hilfe für die direkt vom Konflikt
betroffenen Menschen. Das IKRK unterstützt uns mit
seinen langjährigen Erfahrungen aus bewaffneten Konflikten in aller Welt, und wir stellen ihm unsere Kenntnis
des Bedarfs und der Gegebenheiten und Entwicklungen vor Ort zur Verfügung.“
27
DIE EMPFÄNGER VON HILFE: 2014 IN ZAHLEN
9 128 800
2 692 636
Menschen erhielten
Nahrungsmittel
Menschen kamen in die
Sprechstunde in IKRKgeförderten Spitälern
4 263 288
Menschen erhielten wichtige
Haushaltsartikel
3 294 742
Menschen erhielten Güter,
die ihnen halfen, ihre
Existenzgrundlage zu sichern
660 310
Menschen erhielten
Barzuwendungen
26 218 811
Menschen erhielten Zugang
zu sauberem Trinkwasser,
geeigneten sanitären
Anlagen und/oder besseren
Lebensbedingungen
399 612
Stationäre und 1 581 836
ambulante Patienten wurden
in IKRK-geförderten Spitälern
behandelt
1 375 869
Kinder unter fünf Jahren
wurden geimpft
318 363
Menschen konnten die
vom IKRK unterstützten
Rehabilitationsdienste nutzen
800 891
Häftlinge erhielten Besuche
von IKRK-Delegierten in 1 614
Haftanstalten
318 021
Häftlinge erhielten bessere
Lebensbedingungen
590 410
Fälle, in denen das IKRK
Kontakte zu Angehörigen
herstellen konnte
1 058
Menschen wurden wieder
mit ihren Familien vereint,
darunter 949 Kinder
28
INFORMATIONEN ZU DEN FINANZEN 2014
TOP TEN DER EINSÄTZE NACH AUSGABEN
CHF 1,2
MILLIARDEN
2014 AUSGABEN IM FELD
NACH REGION
RANK
EINSATZ
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Südsudan
Arabische Republik Syrien
Afghanistan
Irak
Israel und besetzte Gebiete
Demokratische Republik Kongo
Somalia
Philippinen
Mali
Zentralafrikanische Republik
NACH TÄTIGKEITSBEREICH
Afrika
Wirtschaftliche Sicherheit
Asien und Pazifik
Wasser und Unterkunft
Europa und Amerika
Naher Osten
Erste Hilfe und Spitalversorgung
Primäre Gesundheitsversorgung
Körperliche Rehabilitation
Verseuchung durch Waffen
2014 WELTWEIT
Familienbande wiederherstellen
Häftlinge
Schwache schützen und das Recht fördern
Partnerschaften mit
nationalen Gesellschaften
Andere (z.B. Basiskosten Logistik und Ausbildung)
93,5%
6,5%
Prozentsatz jeder Spende, der im
Feld eingesetzt wird
Prozentsatz jeder Spende, der für
den Hauptsitz eingesetzt wird
29
O. Matthys/IKRK
UNSERE SPENDER: SIE KÖNNEN UNS HELFEN
Um in unruhigen Zeiten wie heute an der Spitze zu bleiben, diversifiziert das IKRK seine Finanzierungsquellen
und wird künftig mehr Wert auf den Privatsektor legen.
Einzelpersonen, Stiftungen und Firmen können sich mit
Spenden profilieren, denn diese werden assoziiert mit
dem Ansehen, der Glaubwürdigkeit und der Unterstützung seitens der Vertragsstaaten der Genfer Abkommen.
Das IKRK verpflichtet sich, Ihr Geld sinnvoll einzusetzen,
kluge Entscheidungen zu treffen und strenge Kontrollen durchzuführen, damit den Empfängern so gut wie
möglich geholfen und Ihr Geld maximal genutzt
werden kann.
30
Die britische Regierung überprüfte kürzlich 37 von ihr
geförderte Organisationen und benotete das „PreisLeistungs-Verhältnis“ beim IKRK mit „sehr gut“; zudem
habe das IKRK von allen untersuchten Organisationen
die grössten Fortschritte seit der letzten Überprüfung
gemacht. Das IKRK wird sich auch künftig unter
Aufbietung aller Kräfte bemühen, Notleidenden in aller
Welt mit angemessener und wirksamer Hilfe zur Seite
zu stehen, und es wird seinen grosszügigen Spendern
ein überdurchschnittlich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
bieten.
© Vereinigtes Königreich, Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit, Überblick multilaterale Hilfe (Multilateral Aid Review, MAR), Stand Dezember 2013
Durchschnittliche Bewertung
IKRK
Einige Fortschritte in den meisten
Bereichen
Gute Fortschritte in den meisten
Bereichen
Durchschnittlicher Fortschritt
Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Akzeptables Preis-Leistungs-Verhältnis
Schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis
Legende
AfDF
Afrikanischer Entwicklungsfonds
AsDF
Asiatischer Entwicklungsfonds
CDB
Karibische Entwicklungsbank
CERF
Zentraler Fonds für die Reaktion auf Notsituationen
CIFs
Klimainvestitionsfonds
CommSec
Entwicklungsprogramme des Commonwealth-Sekretariats
LegendEBRD
AfDF EC budget
AsDF ECHO
CDB EDF
CERF FAO
GAVI
CIFs
GEF
CommSec
GFATM
EBRD
GFDRR
EC budget
GPE
ECHO IADB
EDF IDA
FAO IFAD
GAVI IFC
GEF
GFATM
GFDRR
Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung
Haushalt
der Europäischen
The
AfricanKommission
Development
IFRC
Internationale Föderation der Rotkreuz- und
Rothalbmondgesellschaften
IKRK
Internationales Komitee vom Roten Kreuz
OCHA
Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer
Angelegenheiten
OHCHR
Amt des Hohen Kommissars für Menschenrechte
PBF
Fonds der UNO-Kommission für Friedenskonsolidierung
PIDG
Private Infrastructure Development Group
Fund
UNAIDS
Gemeinsames Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids
EU-Generaldirektion Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz
The Asian Development Fund
UNDP
Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen
Europäischer Entwicklungsfonds
Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft
The Caribbean Development Bank
UNESCO
Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation
und Kultur
Central Emergency Response Fund
UNICEF
Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen
Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung
The Climate Investment Funds
UNFPA
Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen
Globale Umweltfazilität
The Development Programmes of the Commonwealth Secretariat
UNHCR
Hohes Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen
Globaler Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria
European Bank for Reconstruction andUNIFEM/UN
Development
Globale Fazilität für Katastrophenvorsorge und Wiederaufbau
Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen / UN-Frauen
European Commission Budget
WOMEN
Globale Bildungspartner
European
Commission
Humanitarian
Aid
and
Civil
Protection
UNITAID
Internationale
Fazilität zum Kauf von Medikamenten
Interamerikanische Entwicklungsbank
WFP
Welternährungsprogramm
European
Development
Fund
Internationale Entwicklungsorganisation
WHO
Weltgesundheitsorganisation
Food and Agriculture Organization
Internationaler Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung
The
Global
Alliance
for
Vaccines
and
Immunization
Internationale Finanz-Corporation
Global Environment Facility
The Global Fund to Fight AIDS, TB and Malaria
Global Facility for Disaster Reduction and Recovery
31
IKRK
Wir wissen Ihr Interesse für unsere Organisation und Ihre Unterstützung sehr zu schätzen.
Sie motivieren alle unsere Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter und insbesondere unsere Teams im
Feld. In ihrem Namen und im Namen all jener,
deren Lebensbedingungen wir 2014 verbessern
konnten, möchten wir Ihnen unseren herzlichen
Dank aussprechen.
32
MISSION
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)
ist eine unparteiliche, neutrale und unabhängige Organisation, die die ausschliesslich humanitäre Aufgabe
hat, das Leben und die Menschenwürde der Opfer von
bewaffneten Konflikten und anderen Gewaltsituationen zu schützen und ihnen Hilfe zu bringen. Das IKRK
bemüht sich zudem, Leid zu verhindern, indem es das
humanitäre Recht und die universellen humanitären
Grundsätze fördert und stärkt. Das 1863 gegründete
IKRK schuf die Genfer Abkommen und die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Es leitet
und koordiniert die internationalen Aktivitäten der
Bewegung in bewaffneten Konflikten und anderen
Gewaltsituationen.
4235/101 07.2015 850