Medieninformation Das geheime Abkommen mit der PLO Der Umgang der Schweiz mit dem Terror von 1969/1970 Zürich,21. Januar 2016 Zwischen Februar 1969 und September 1970 erschüttert eine Serie von palästinensischen Terroranschlägen die Schweiz. Die Untersuchungen versanden, obwohl die Täter bekannt sind. Bis heute weiss niemand, was damals geschehen ist. In seinem Buch enthüllt NZZ-Reporter Marcel Gyr erstmals, was damals hinter den Kulissen ausgehandelt wurde – ein wahrer Politkrimi mit prominenter Besetzung. Der Bombenanschlag von Würenlingen auf ein Flugzeug der Swissair im Februar 1970 ist das «grösste Verbrechen der jüngeren Schweizer Geschichte», schreibt Marcel Gyr in der Einleitung seines Buchs Schweizer Terrorjahre. Der 47-fache Mord ist bis heute ungesühnt. «Vieles liegt noch immer im Dunkeln. ‹Der Mantel des Schweigens› sei über den Fall ausgebreitet worden, glaubt Robert Akeret.» Als Bezirksanwalt untersuchte Akeret damals den Fall. So wie er ein Jahr zuvor schon die Schiesserei am Flughafen Zürich-Kloten untersucht hatte, als vier palästinensische Terroristen das Feuer auf eine Maschine der israelischen Fluggesellschaft El Al eröffnen. Einer der Angreifer wird von einem Sicherheitsbeamten erschossen. Die drei anderen, zwei Männer und eine Frau, werden gefasst und verurteilt. Wenige Monate später werden sie aber mit der Geiselnahme von Zerqa in der jordanischen Wüste wieder freigepresst: Je ein Flugzeug der Swissair, der britischen BOAC und der amerikanischen TWA werden entführt und nach drei unendlich langen Wochen vor laufenden Kameras im Wüstensand gesprengt. Die Bilder gehen um die Welt. Geheimdiplomatischer Ritt auf der Rasierklinge Die Anschläge in der Schweiz blieben ohne strafrechtliche Folgen. «Das hinterliess bei Akeret das ungute Gefühl, […] alles sei ‹einen Stock höher› entschieden worden», mutmasst er Ende 2014 in der Neuen Zürcher Zeitung. Im Laufe der Recherchen für das Buch stellt sich tatsächlich heraus, dass die Bundesanwaltschaft bei den «undurchschaubaren Dingen» involviert gewesen ist. Entscheidende Rollen spielten zudem ein einzelner Bundesrat, ein bis heute bekannter Nationalrat sowie der Geheimdienstchef. Das Ergebnis ihrer geheimen Verhandlungen ist ein Stillhalteabkommen zwischen der Schweiz und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Aus zwei Gründen darf nichts davon an die Öffentlichkeit dringen: innenpolitisch, weil der eine Bundesrat im Alleingang handelte, ohne sein Kollegium zu informieren. Zudem «fürchteten die Beteiligten die Reaktion der breiten Öffentlichkeit. Sie hätte die Verhandlungen mit der damaligen PLO unter keinem Titel toleriert», schreibt Gyr. Zweitens wäre die Schweiz «auf internationaler Ebene nicht nur unter diplomatischen Beschuss Israels geraten. Auch die von der Geiselaffäre mitbetroffenen Staaten USA, Grossbritannien und die Bundesrepublik Deutschland hatten sich wiederholt und explizit gegen separate Verhandlungen mit den Geiselnehmern ausgesprochen. Diese Solidarität hatte der Bundesrat mit seinem Alleingang untergraben.» Im Vorwort schreibt der NZZ- Marcel Gyr Schweizer Terrorjahre Das geheime Abkommen mit der PLO 2016. 184 S., 20 Illustrationen von Cornelia Ziegler. 15 × 22 cm, Flexcover Buchverlag Neue Zürcher Zeitung Ca. Fr. 34.– (UVP) / € 34.– ISBN 978-3-03810-145-1 Download des Covers (JPG) auf www.nzz-libro.ch 2 Inlandchef René Zeller: «In der Rückblende mutet es fast schon unheimlich an, dass die involvierten Personen ihren geheimdiplomatischen Ritt auf der Rasierklinge abseits der schweizerischen Öffentlichkeit und der internationalen Staatengemeinschaft absolvieren konnten.» Folge des Deals war, dass die Schweiz fortan vor palästinensischen Anschlägen verschont wurde. Auf der anderen Seite unterstützte die Schweiz in den folgenden Jahren die PLO auf dem diplomatischen Parkett. Beitrag zur Wahrheitsfindung Schweizer Terrorjahre zeigt auf, «wie die Schweiz ins Fadenkreuz des Terrorismus geriet und wie sie mithilfe des geheimen Abkommens mit der PLO versucht hat, weiteren Schaden abzuwenden». Erstaunliche Verbindungen zum Olympia-Massaker 1972 in München sowie zum Bombenanschlag 1988 auf eine Pan-Am-Maschine in Lockerbie lassen sich laut Gyr ebenfalls herstellen. Jahrelang bemühten sich Angehörige der Opfer erfolglos darum, «Licht ins Dunkel der stockenden Ermittlungen zu bringen». Wie belastend die Ungewissheit für viele von ihnen ist, zeigt sich am Sohn des in Würenlingen getöteten Piloten. Nur wenn er endlich die ganze Wahrheit erfahre, meint Ruedi Berlinger, «könne er Frieden schliessen mit seinem Schicksal, als Siebenjähriger auf derart dramatische Weise den Vater verloren zu haben». Mit seinem Buch leistet Marcel Gyr einen wichtigen Beitrag zur Wahrheitsfindung. In aufwendiger Recherchearbeit hat er Stück für Stück die versprengten Teile des komplexen Puzzles zusammengetragen. Aber erst als der Name jener prominenten Person fiel, die zwischen dem Bundesrat und den Palästinensern vermittelte, konnte Gyr das Bild vervollständigen. Damit konfrontiert, bestätigt der damalige Mittelsmann in persönlichen Gesprächen seine Rolle. Um wen es sich dabei handelt, verrät Marcel Gyr in seinem Buch. Der Autor Marcel Gyr (*1961) ist im aargauischen Wettingen aufgewachsen. Nach der Ausbildung am Medienausbildungszentrum in Luzern arbeitete er in verschiedenen Funktionen als Journalist. Seit 2001 ist er bei der Neuen Zürcher Zeitung angestellt, zuletzt als leitender Reporter. 2013 wurde er für den deutschen Grimme Online Award nominiert, 2014 wurde er mit dem Swiss Press Award ausgezeichnet. Marcel Gyr: Schweizer Terrorjahre. Zürich, 2016. 184 S., 20 Ill. NZZ Libro. Fr. 34.– (UVP) / € 34.– 87 Zeilen à 75 Anschlägen NEUE ZÜRCHER ZEITUNG AG · NZZ LIBRO Simon Rüttimann · Öffentlichkeitsarbeit und Werbung Zentrale +41 44 258 15 05 · Direkt +41 44 258 19 92 [email protected] · www.nzz-libro.ch
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