RÜCKBLENDE haben.“) beließ es nicht nur beim Vortrag aus Edschmids Buch, er schilderte seine persönlichen Erinnerungen an die nächtliche Schießerei auf dem Gremberger Parkplatz, von der er in London durch einen Telefonanruf von Frau Edschmid erfahren hatte: „Ich habe damals die Tat nicht begriffen. Sie erschien mir sinnlos.“ Bewegende Erinnerungen Den wechselnden Vorlesungsteil übernahm Udo Behrendes, der in mühevoller Arbeit im Vorfeld zahlreiche Polizeikollegen von Walter Pauli, vor allem auch die, welche bei der nächtlichen Schießerei zugegen waren, aber auch Jugendfreunde von Walter Pauli interviewt hatte. Tief berührende und bewegende Erinnerungen allesamt und vor allem auch die Erinnerung daran, dass es damals innerhalb der Polizei weder Nachbereitung, Aufarbeitung, noch psychologische Betreuung traumatisierter Polizisten gab. Nur eine dieser Erinnerungen sei hier zitiert: „Niemand hat mir damals irgendwelche Gesprächsoder Hilfsangebote gemacht. Ich kann mich aber noch an den Kontakt in der Nacht mit dem damaligen Schutzbereichsleiter erinnern, den man zuhause alarmiert hatte. Der stand zitternd vor mir und sagte: ‚Ich kann Ihnen nicht helfen, ich bin zu nervös‘.“ Menschen entschlüsseln Ein Kriminalpsychologe erklärt, wie man spezielle Analyseund Profilingtechniken im Alltag nutzt Das Wort „populärwissenschaftlich“ kennzeichnet Bücher nicht nur, es stigmatisiert sie regelrecht. Dabei ist nicht zu verhehlen, dass genau diese Art von Fachliteratur viel lieber gelesen wird als wissenschaftliche Abhandlungen, die als Standartwerk ein ausgewähltes Fachpublikum jubeln lassen. Und gerade Verhaltensweisen von Menschen Längst überfällig Für viele Anwesende war die Veranstaltung ein längst überfälliger Beginn einer Auseinandersetzung mit dieser Zeit. Nicht zuletzt auch dadurch, weil deutlich wurde, wie sich aus ernsthaftem Zuhören Veränderungen einer Sichtweise aus der Erinnerung heraus entwickeln können. Dass gleichwohl Zweifel bleiben, gab ein Polizeibeamter während einer Diskussionsrunde zu bedenken: „Bis heute verstehe ich nicht das RAF-Schweigegebot, weil es Aufarbeitung verhindert.“ Bleibt noch ein Nachtrag. Wie so oft fehlte es den Veranstaltern an Geld, um die Veranstaltung durchführen zu können. Der nordrhein-westfälische SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Kossiski, ein gelernter Polizeibeamter und früher Vorsitzender der GdP-Kreisgruppe Köln, trug letztlich mit einer größeren Spende zur Realisierung bei. Keine Selbstverständlichkeit und deshalb erwähnenswert. möchten wir alle verstehen und nachvollziehen können. Der Kriminalpsychologe Jens Hoffmann will seinen Lesern genau diesen Wunsch erfüllen. Der Titel seines Buches „Menschen entschlüsseln – Ein Kriminalpsychologe erklärt, wie man spezielle Analyse- und Profilingtechniken im Alltag nutzt“ verursacht zunächst gemischte Gefühle: mal wieder „Profiling“… Wen möchte der Autor denn damit noch begeistern? Teenager und Anhänger amerikanischer Krimiserien? Hoffmann kennt diese Ressentiments – denn er findet sie berechtigt und räumt direkt zu Beginn mit den völlig überzogenen Vorstellungen von „Profiling“ und „Profilern“ auf. Stattdessen stellt er in den Buchkapiteln 15 unterschiedliche Persönlichkeitsstile vor, erklärt, wie man diese besser erkennen kann und welche Motive für den einzelnen Stil zentral sind. Persönlichkeitsstile geben Hinweise auf Kommunikations- und Kontaktverhalten sowie Lebensmuster und zentrale Themen einer Person. In veränderlichen Gewichtsanteilen prägen sie jeden von uns, wobei 2 der 15 Persönlichkeitsstile bei einem Menschen dominant sind. Können diese identifiziert werden, sind Verhaltensmuster leichter zu erkennen und zu verstehen – bei Menschen in unserem Umfeld, aber auch unsere eigenen. In diesem Rahmen werden Lügenerkennung und das Entlarven emotionaler Manipulation behandelt, es ist jedoch kein Schwerpunkt. Der Autor warnt am Ende der Lektüre davor, die Menschen nun einfach wie in ein Schubladensystem einzusortieren. So einfach ist es nicht und kann es auch gar nicht sein. Vielmehr soll das im Buch vermittelte Wissen unsere Wahrnehmung schärfen und zur genaueren Beobachtung der Verhaltensmuster von Mitmenschen anhalten. Gerade Polizisten sammeln täglich neue Erfahrungen im Umgang mit Menschen und können Hoffmanns Erklärungen auf Situationen im Beruf, aber auch im Alltag übertragen. Auf dieser Basis lässt sich die eigene Menschenkenntnis effektiv trainieren. Hoffmanns Buch zu lesen macht große Freude. Zum einen erquicken den Leser immer wieder diese Momente, in denen man sich an Verhaltensweisen von Kollegen, Freunden oder des unbekannten Gegenüber erinnert und sie zuordnen kann. Zum anderen lockern die Beispiele realer Fälle und Anekdoten zu berühmten Personen die anspruchsvolle Materie unheimlich auf. Insgesamt halten Fachlichkeit und Wissenschaft eine schöne Balance mit der auf angenehme Weise nicht überladenen Sprache. Das Buch ist definitiv populärwissenschaftlich – und das im besten Sinne. Dr. Dorothee Dienstbühl Menschen entschlüsseln, Jens Hoffmann, mvg Verlag, 201 Seiten, 12,99 Euro, ISBN 978-3868825640 8– 2015 DEUTSCHE POLIZEI 35
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