Zwangsstörungen- – Fortschritte in der Therapie 20 Jahre Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. Kongress In Prien am Chiemsee Freitag und Samstag, 25. und 26. September 2015 Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, das Wissen über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Zwangserkrankungen ist durch psychologisch-psychotherapeutische und neurobiologische Forschung in den vergangenen 20 Jahren sehr stark angewachsen. Anfang dieses Jahres ist die bereits online verfügbare S3-Leitlinie Zwangsstörungen auch in Buchform erschienen. Darin wird der Wissensstand auf höchstem wissenschaftlichen Niveau zusammengefasst. Ein wichtiges Thema ist die Implementierung leitlinienorientierten Wissens in die Praxis, damit die Erkenntnisse auch den Betroffenen zugutekommen. Seit 20 Jahren leistet die Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. eine sehr wichtige Arbeit, unter anderem bei der Unterstützung von Betroffenen und deren Angehörigen durch Beratung, Vermittlung von Therapie und Versorgung mit Informationen. Anlässlich des Jubiläums der DGZ laden wir Sie, die ÄrztInnen und PsychologInnen, aber auch Alle, die mit Menschen mit Zwangserkrankungen arbeiten sowie Betroffene und Angehörige zur Jahrestagung der DGZ nach Prien ein. Wir haben renommierte Experten aus dem In- und Ausland eingeladen, die Übersichtsvorträge zu zentralen therapeutischen Themen halten werden. Ein breit gefächertes Workshop-Programm bietet die Möglichkeit, sich über alle Aspekte der Therapie vertieft zu informieren. Die Schön Klinik Roseneck als Gastgeber der Veranstaltung verfügt über einen eigenen Behandlungsschwerpunkt und wird auf der Tagung entsprechend mit Beiträgen und Workshops vertreten sein. Wir freuen uns sehr auf Ihr Kommen. Professor Dr. Ulrich Voderholzer Ärztlicher Direktor/Chefarzt Antonia Peters Vorsitzende DGZ Vorträge Freitag, 25. September 2015, 09.00 bis 19.45 9.00 - 12.15 Uhr Workshops 9.00 Uhr - 12.15 Freie Vortragssitzungen in der Aula – Vorsitz Ulrich Voderholzer, Thomas Hillebrand 1. Caroline Schwartz: Prozess Wirkfaktoren bei stationärer kognitiv-behavioraler Therapie von Zwangsstörungen 2. Christian Stierle: Optimierung von Expositionstherapie – Ansätze aus dem inhibitorischen Lernen 3. Patricia Kulla: Funktionalitäten von Zwangsstörungen – Entwicklung und Validierung eines Fragebogens 4. Bernhard Osen: Kann Exposition bei bestimmten Zwängen auch als Gruppenexposition durchgeführt werden? - Erfahrungen aus einer Spezialklinik für Zwangsstörungen 12.15 Uhr Mittagspause 12.30 Uhr Mitgliederversammlung DGZ in der Aula 13.00 Uhr Poster-Führung 14.00 Uhr Kongresseröffnung in der Aula Ulrich Voderholzer, Antonia Peters, Sven Schönfeld 14.15 Uhr Wie kann die Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Zwangsstörung Einzug in die Praxen finden? Andreas Wahl-Kordon 14.55 Uhr Stationäre Behandlungskonzepte und Ergebnisse im internationalen Vergleich? Ulrich Voderholzer 15.35 Uhr Cognitive Treatment of OCD (in englischer Sprache) Paul Salkovskis 16.15 Uhr Kaffeepause 16.45 Uhr Symposium 1 in der Aula – Vorsitz: Walter Hauke Besondere Herausforderungen und Schwierigkeiten in der Therapie Ulrich Förstner, Thomas Hillebrand, Walter Hauke 16.45 Uhr Symposium 2 im Rosenraum – Vorsitz: Christoph Wewetzer Entwicklung in der Therapie von Zwängen bei Kindern und Jugendlichen Gunilla Wewetzer, Veit Rössner, Simone Pfeuffer 17.00 Uhr Lesung Ellen Mersdorf 18.15 Uhr Sektempfang im Foyer 18.45 Uhr Festansprachen anlässlich 20 Jahre DGZ in der Aula Michael Zaudig, Antonia Peters ab 20.00 Uhr Gemeinsames Abendessen in einem Restaurant am Chiemsee Vorträge Samstag, 26. September 2015, 09.00 bis 19.00 Uhr 9.00 Uhr Begrüßung in der Aula Ulrich Voderholzer 9.15 Uhr Psychotherapie der Zwangsstörungen – State of the Art Fritz Hohagen 09.50 Uhr Diagnostik und Therapie von Zwangsstörungen im Kindes und Jugendalter Christoph Wewetzer 10.25 Uhr Einbezug von Angehörigen in die Therapie Michael Rufer 10.30 Uhr Kaffeepause 11.30 Uhr Symposium 3 in der Aula – Vorsitz: Katarina Stengler Schwere Zwänge und Komorbidität Katarina Stengler, Mathias Zink, Jeremias Schönherr, Markus Dold 11.30 Uhr Symposium 4 im Rosenraum – Vorsitz: Steffen Moritz Die Möglichkeiten neuer Medien bei Zwangsstörungen Barbara Cludius, Brooke Schneider, Nirmal Herbst 13.00 Uhr Mittagspause 13.30 Uhr Autorenlesung: Alles nur in meinem Kopf Leben mit Obsessionen und Zwangsgedanken Ellen Mersdorf, Autorin 14.00 Uhr Symposium 5 in der Aula – Vorsitz: Anne Katrin Külz Dritte Welle Therapien bei Zwangsstörungen Alter Wein in neuen Schläuchen oder Weiterentwicklung? Anne Katrin Külz, Hans Onno Röttgers, Matthias Backenstraß, Cornelia Exner 14.00 Uhr Symposium 6 im Rosenraum – Vorsitz: Antonia Peters Symposium für Betroffene Klaus Truddaiu 15.10 Uhr Verabschiedung und Schlusswort 15.45 - 19.00 Uhr Workshops Referenten Karoline Albrecht, Dipl.-Psych., Freiburg Therese Austermann, Prien Matthias Backenstraß, Prof. Dr. Dipl.-Psych., Stuttgart Barbara Cludius, M.Sc., Psychologin, Hamburg Jan-Michael Dierk, Dr., Bad Arolsen Markus Dold, Dr. med., Wien Cornelia Exner, Prof. Dr., Leipzig Ulrich Förstner, Dr. med., Bad Aussee Tobias Freyer, Dr. med., Freiburg Walter Hauke, Dipl.-Psych., Windach Nirmal Herbst, Dr., Dipl.-Psych., Mannheim Susanne Hedlund, Dr. (Ph.D., USA), Prien Alexander Heimbeck, Dr., Prien Thomas Hillebrand, Dipl.-Psych., Münster Fritz Hohagen, Prof, Dr. med., Lübeck Petra Kindermann, Dipl.-Psych., Prien Anne Katrin Külz, Dr., Dipl.-Psych, Freiburg Martin Landmann, Dr. med., Prien Ellen Mersdorf, Autorin, Zürich Steffen Moritz, Prof. Dr., Hamburg Bernhard Osen, Dr. med., Bad Bramstedt Antonia Peters, Vorsitzende DGZ, Hamburg Martin Reiter, Prien Veit Rössner, Prof. Dr. med., Dresden Hans Onno Röttgers, Dr., Dipl.-Psych., Marburg Michael Rufer, Prof, Dr. med., Zürich Paul Salkovskis, Prof., Bath (UK) Ullrich Stattrop, Dr. med., Prien Brooke Schneider, Hamburg Jeremias Schönherr, Dr. med., Leipzig Wolfgang Schwarzkopf, M.Sc., Dipl.-Theol., Windach Oliver Sechting, Berlin Katarina Stengler, Prof. Dr. med., Leipzig Max Taubert, Berlin Jens Hartwich-Tersek, Dr., Bad Arolsen Nicola Thiel, Dipö.-Psych., Freiburg Klaus Truddaiu, Heilpraktiker, Hüttlingen Ulrich Voderholzer, Prof. Dr. med., Prien Andreas Wahl-Kordon, PD Dr. med., Hornberg Christoph Wewetzer, Prof. Dr. med., Köln Gunilla Wewetzer, Prof. Dr. med., Köln Georg Wurm, Prien Michael Zaudig, Prof. Dr. med., Windach Mathias Zink, Prof. Dr. med., Mannheim Vortrag: Freitag, 25. September, 14.15 Uhr Wie kann die Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Zwangsstörung Einzug in die Praxen finden? Name: PD Dr. med. Andreas Wahl-Kordon Mitgliedschaft bzw. Funktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen Projektleiter der S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Zwangsstörungen“ der DGPPN Mitgliedschaften: DGZ (wissenschaftlicher Beirat) DGPPN Vita: Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, anerkannter Supervisor, Dozent Nach Studium und Dissertation der Humanmedizin in Freiburg und Bern (1991-1997), Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie an den Universitätskliniken Freiburg (1997-99), Lübeck (1999-2002) und Hamburg (2002-2003) Oberarzt (2003-2009) und Ärztlicher Leiter des Ambulanzzentrums für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Zentrum für Integrative Psychiatrie des Universitätsklinikums SchleswigHolstein, Campus Lübeck (2009-2014) Seit 2014 Ärztlicher Direktor der Oberbergklinik Schwarzwald, Hornberg. Habilitation zu „Optionen der verbesserten Versorgung, Psychotherapie und Pharmakotherapie der Zwangsstörungen“(2012) Erteilung der venia legendi der Universität zu Lübeck (2013). Projektleiter der S3-Leitlinie zu „Diagnostik und Therapie der Zwangsstörungen“. Wissenschaftliche und klinische Schwerpunkte: Versorgungs- und Psychotherapieforschung zu Angst- und Zwangsstörungen, neurobiologische Korrelate und Prädiktoren von Psychotherapie, ADHS im Erwachsenenalter. Psychotherapieschwerpunkte: Kognitive Verhaltenstherapie, achtsamkeitsbasierte Verfahren, neuere evidenzbasierte Psychotherapiemethoden der sogenannten dritten Welle und Gesundheitscoaching Herr PD Dr. med. Wahl-Kordon ist Autor zahlreicher Fachpublikationen und zählt zu den Topmedizinern in 2011, 2012, 2013, 2014, 2015 (Focus Ärzteliste Topmediziner) Abstract: Die Zwangsstörungen sind nach den neusten Ergebnissen des Gesundheitssurveys in Deutschland mit einer Prävalenz von 3,8 % die vierthäufigsten psychischen Erkrankungen (Wittchen und Jacobi, 2012) in der Bevölkerung. Dem steht auf Seiten der Betroffenen eine starke Verheimlichungstendenz und damit geringe Inanspruchnahme von professioneller Hilfe gegenüber. Die neuen S3-Leitlinien zur „Diagnostik und Therapie der Zwangsstörungen“ sollen helfen die Versorgungssituation zu verbessern und diese Erkrankung mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit bringen, für die es sehr gut wirksame und wissenschaftlich belegte Behandlungsmöglichkeiten gibt. Allerdings stellt die Etablierung der Leitlinien in den Praxis-Alltag eine große Herausforderung dar. Hierzu sollen verschiedene Optionen zur Diskussion gestellt werden. Take Home-Message: Die S3- Leitlinien können helfen die Versorgungssituation zu verbessern, allerdings bedarf es fürderen Implementierung zusätzlicher Projekte und Ressourcen. Publikationen: „S3-Leitlinie Zwangsstörungen“ Hohagen, Wahl-Kordon, Lotz-Rambaldi, Muche-Borowski (Hrsg.); Springer-Verlag 2015 Vortrag: Freitag, 25. September, 14.55 Uhr Stationäre Behandlungskonzepte und Ergebnisse im internationalen Vergleich Name: Prof. Dr. Voderholzer, Ulrich Mitgliedschaft bzw. Funktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen DGPPN Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS) World Psychiatric Association (WPA), Section Eating Disorder (Schatzmeister) Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. (DGZ) (wissenschaftlicher Beirat) Vita: Seit 2010 Ärztlicher Direktor Schön Klinik Roseneck APL-Professor an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg zahlreiche Forschungsprojekte im Bereich Schlafstörungen, Zwangsstörungen, seit 2010 im Bereich Essstörungen; Schwerpunkt der Forschungsthemen: Versorgungsforschung und Psychotherapieforschung Abstract: Zwangsstörungen sind oft schwerwiegende Erkrankungen mit sehr starken Auswirkungen auf Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität und starker Durchdringung des Alltags. Ambulante Psychotherapien sind aufgrund des Schweregrades und der Komplexität der Zwänge in sehr vielen Fällen nicht ausreichend, weswegen sich häufig eine stationäre Behandlungsindikation ergibt. Vorteile stationärer Behandlungskonzepte sind die Intensität und Therapiedichte mit intensiver Exposition und Reaktionsmanagement, die durch die Bezugstherapeuten und Co-Therapeuten durchgeführt wird sowie, bei störungsspezifisch organisierten Einheiten die Entlastung der Betroffenen, mit ihrer Störung nicht alleine zu sein und sich gegenseitig unterstützen zu können. Weitere Vorteile sind, dass gerade Alltagssituationen in denen Zwänge sehr stark auftreten, wie bei der Ordnung im Zimmer, gut abbilden lassen und daher Expositionssitzungen im Alltagssetting ermöglichen, wenngleich es immer wichtig ist, dass die Patienten ihre Expositionserfolge im persönlichen Alltag, d.h. im häuslichen Umfeld übertragen. Darüber hinaus bieten stationäre Behandlungen den Vorteil zahlreicher komplementärer und ergänzender Therapieelemente, die insgesamt in der Bewältigung der Zwangserkrankung von großem Nutzen sind, sowie auch die Behandlung von Komorbiditäten. Messungen der Behandlungsergebnisse zeigen hohe Effektstärken im Bereich 1,5 bis 1,7 für stationäre Behandlungen sowie stabile Besserungen in Katamnese Untersuchungen. In dem Vortrag soll der gegenwärtige Wissensstand zu Prädiktoren für den Behandlungserfolg, der Effektivität stationärer Behandlungen kurz- und langfristig im nationalen und internationalen Vergleich dargestellt werden. Expositionen im häuslichen Umfeld können mit Hilfe dank neuer Technologien mit Videokonferenzsystemen auch zu Hause begleitet werden. Take Home-Message: Stationäre Behandlungen zeigen eine hohe Wirksamkeit, die Effekte sind in Katamnese Untersuchungen stabil. Expositionen im häuslichen Umfeld können mit Hilfe neuer Technologien durch Videokonferenzsysteme zu Hause begleitet werden. Publikationen: Voderholzer, U., Böhm, K., & Külz, A. K. (2009). Zur Versorgungsrealität der Zwangsstörungen in Deutschland–Versorgungssituation bei Zwangsstörungen. Notfall & Hausarztmedizin, 35(02), 80-84 Voderholzer, U., & Hohagen, F. (Eds.). (2014). Therapie psychischer Erkrankungen – State of the art. Elsevier. Voderholzer, U., Müller, M., & Schwartz, C. (2014). Psychotherapeutische Versorgungssituation von Zwangsstörungen. In Borcsa, M., & Broda, M. (Hrsg.). Psychotherapie im Dialog-Zwangsstörungen. Georg Thieme Verlag. Vortrag: Freitag, 25. September, 16.45 Uhr Symposium 1 - Besondere Herausforderungen und Schwierigkeiten in der Therapie Fallbasierte klinische Beobachtungen in der Akzeptanz medikamentöser Behandlungen der Zwangsstörung. Positive und negative Behandlungsverläufe nach Absetzen der antiobsessiven Medikation Name: Dr. Ulrich Förstner Mitgliedschaft bzw. Funktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen: Oberarzt AMEOS Klinikum Bad Aussee Abstract: Antidepressiva und moderne Antipsychotika werden in der Behandlung von Zwangsstörungen häufig eingesetzt. Fast alle Patienten, die zur Behandlung ihrer Zwangsstörung an unsere Klinik in Österreich kommen sind mit einem Antidepressivum behandelt, nahezu die Hälfte mit einem Antipsychotikum der neuen Generation. Trotz der Leitlinien in der Behandlung von Zwangserkrankungen hat hingegen nur weniger als jeder sechste Patient vor dem ersten stationären Aufenthalt an unserer Klinik bereits mit einer störungsorientierten Psychotherapie begonnen. Für einen langfristigen Behandlungserfolg unter Einbeziehung antiobsessiver medikamentöser Therapieverfahren ist nicht nur die Wirksamkeit der Medikation entscheidend, sondern auch etwaige Nebenwirkungen, die Akzeptanz der Medikation, sowie eine mögliche wechselseitige Beeinflussungen von medikamentöser Therapie und Psychotherapie. Fallbasiert soll in meinem Vortrag eine Auswahl von klinischen Beobachtungen in der Praxis der Kombination von medikamentöser Therapie und Psychotherapie vorgestellt werden. Ebenfalls fallbasiert möchte ich der Frage nachgehen, wie wir uns bei Patienten, die trotz wirksamer medikamentöser Therapie ihrer Zwangsstörung aus unterschiedlichen Gründen einen Absetzversuch wünschen, verhalten könnten. Zudem werden negative und positive Behandlungsverläufe nach Absetzen der Medikation vorgestellt. Vortrag: Freitag, 25. September, 16.45 Uhr Symposium 1- Besondere Herausforderungen und Schwierigkeiten in der Therapie Funktionalität bei Zwängen – Eine sichere Tatsache? Name: Hillebrand, Thomas Mitgliedschaft bzw. Funktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen: Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. Vita: Psychologiestudium in Münster, Diplom 1990 Stationäre Tätigkeit von 1991 bis 1995 Ausbildung in Verhaltenstherapie und RET Eigene Praxis seit 1995 in Münster. Seit 1993 Behandlung von Zwangspatienten Seit 1995 Mitglied der DGZ, seit 2003 aktive Mitarbeit in der DGZ, seit 2009 Vorstandsmitglied Abstract: Die Bedeutung der kurzfristigen Konsequenzen für die Aufrechterhaltung und Chronifizierung von Zwangshandlungen ist unbestritten. Das spürbare Nachlassen der Angst nach dem Waschen der Hände oder dem Kontrollieren des Herdes trägt zur wiederholten Ausführung des Zwangsverhaltens bei. Doch wie verhält es sich mit den langfristigen Auswirkungen des Zwangsverhaltens? Welchen Einfluss hat z.B. die Distanz zu anderen Menschen die einige Patienten mit Kontaminationsängsten erreichen? Werden hier (unbewusste?) Motive befriedigt, die die Aufrechterhaltung der Zwänge zusätzlich befeuern? Dies ist zumindest eine Annahme, die plausibel klingt und in der klinischen Praxis weite Verbreitung findet, um die Aufrechterhaltung der Zwangsstörung zu erklären und auch Interventionsmaßnahmen abzuleiten. Empirische Untersuchungen findet man zu diesem Thema jedoch nur in verschwindend geringem Ausmaß. Dies steht in deutlichem Gegensatz zu dem in der Verhaltenstherapie vielbeschworenen Postulat der empirischen Fundierung. Der Vortrag möchte Grundlagen der Funktionalitätshypothese darstellen sowie positive und negative Konsequenzen für den Patienten diskutieren. Take Home-Message: Sowohl die Funktionalität von Zwangssymptomen als auch der reale Beitrag für eine Symptomreduktion bei Bearbeitung der Funktionalitäten sind empirisch nicht belegt. Das Funktionalitätsmodell sollte daher mit der entsprechender Umsicht Anwendung finden, um negative Effekte zu vermeiden Publikationen: Hillebrand, T. & Niedermeier, N. (2014) Intensive ambulante Expositionsbehandlung bei schweren Zwängen – zwei Modelle aus der Praxis für die Praxis. Verhaltenstherapie, 24(3), 201-210 - erhältlich als Free Download unter: http://www.karger.com/Article/FullText/366529 Hillebrand, T. (2009) Die Expositionsbehandlung von Zwängen in der ambulanten Praxis – Das „3x3 Schema“. Psychotherapie Aktuell 3/09, 17-19. Vortrag: Freitag, 25. September, 16.45 Uhr Symposium 2 – Entwicklungen in der Therapie von Zwängen bei Kindern und Jugendlichen Name: Wewetzer, Gunilla Vita: Diplom Psychologin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, seit 2005 leitendende Psychologin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der städtischen Kliniken Köln Abstract: Achtsamkeits- und akzeptanzbasierte Ansätze stellen eine Weiterentwicklung der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) dar. Anders als diese, betonen sie aber die Förderung von Achtsamkeit und Akzeptanz im Umgang mit innerem Erleben (vor allem von Gedanken und Gefühle). Im Vortrag wird die Integration dieser Strategien insbesondere in die Therapiephase der Nachsorge (Rückfallprophylaxe) anhand von Fallbeispielen dargestellt. Take Home-Message: Achtsamkeits- und akzeptanzbasierte Strategien können sinnvoll in klassische kognitiveverhaltenstherapeutische Behandlungsprogrammen für Jugendliche mit Zwangsstörungen integriert werden. Publikationen: Wewetzer G; Wewetzer Ch. (2014). Ratgeber Zwangsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Hogrefe Verlag; 2014. Wewetzer G; Wewetzer Ch. Zwangsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Ein Therapiemanual. Hogrefe Verlag; 2012. Vortrag: Freitag, 25. September, 16.45 Uhr Symposium 2 – Entwicklungen in der Therapie von Zwängen bei Kindern und Jugendlichen Name: Dr. Simone Pfeuffer Mitgliedschaft bzw. Funktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen: Mitglied der Deutschen Fachgesellschaft für Kinder-und Jugendpsychiatrie Vita: Fachärztin für Kinder-und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 1967 in Bielefeld geboren 1992-1998 Studium der Humanmedizin in Göttingen 1999- 2010 Klinische Ausbildung St. Georges Hospital Medical School, London, sowie HeckscherKlinik, München März 2010 Ärztin in der Schön Klinik Roseneck in Prien am Chiemsee Seit 2012 Oberärztin in der Jugendabteilung der Schön Klinik Roseneck Wissenschaftliche Schwerpunkte: Zwangsstörungen, Essstörungen, Angststörung Abstract: Zwangsstörungen zählen zu den häufigsten psychischen Störungen des Kindes- und Jugendalters. Ein sehr früher Beginn schon im Kindesalter, bzw. vor dem 10. Lebensjahr ist mit einer eher ungünstigen Prognose assoziiert. Zwangshandlungen und Zwangsgedanken beeinträchtigen das Leben oft sehr schwer. Eine frühzeitige Behandlung ist sinnvoll, um Chronifizierungen zu vermeiden. Stationäre Therapie beinhaltet ein multimodales, integratives Behandlungskonzept. Ein wichtiges Element ist dabei Exposition mit Reaktionsmanagement. Dabei handelt es sich um Konfrontationen mit Ängsten, unangenehmen Gefühlen und um Situationen, die die Zwangshandlungen auslösen. Leitlinien empfehlen intensive Expositionen bei Zwang, auch im häuslichen Umfeld durchzuführen. Wegen der Entfernung zum Wohnort können die Therapeuten jedoch nur in seltenen Fällen den Patienten persönlich bei der Expositionsbehandlung begleiten. Nach Rosa-Alcazar et al., 2008 sind Heimexpositionen ohne die Begleitung eines Therapeuten kein gleichwertiger Ersatz. Auch wird bei Külz, et al., 2010 ein Versorgungsdefizit des Angebots häuslicher Expositionen beschrieben. Mit Hilfe einer von der Universität Lüneburg zur Verfügung gestellten Technologie konnten erstmals in der Schön Klinik Roseneck, videokonferenz-gestützte therapeutenbegleitende Expositionen durchgeführt werden. Diese neue Technik mit portablem System bietet die Möglichkeit der Begleitung in vielen häuslichen Situationen und somit die Möglichkeit von „wohnortnahen“ Expositionsbehandlungen. In dem Vortrag soll die neue technische Möglichkeit der Expositionsbehandlung im häuslichen Umfeld sowie die dazu aktuell laufende Studie vorgestellt werden. Take Home-Message: Zwangsstörungen sind häufig im Kindes- und Jugendalter und neigen zur Chronifizierung Leitlinien empfehlen intensive Expositionen bei Zwang, auch im häuslichen Umfeld Neue Technik mit portablem System bietet die Möglichkeit der Begleitung in vielen häuslichen Situationen und somit die Möglichkeit von „wohnortnahen“ Expositionsbehandlungen Publikationen: Pfeuffer S, Müller M, Naab S und Voderholzer U. Wann wird der Zwang behandlungsbedürftig? Serie Kinder- und Jugendpsychiatrie - Teil V: Zwangsstörungen 2013;14(3):52 Der Neurologe und Psychiater 1616-2455 Voderholzer U, Müller M, Külz A-K.: Störungsspezifische Therapie der Zwangsstörungen. PSYCH up2date 2014;8(01): 21-36 Vortrag: Samstag, 26. September, 9.50 Uhr Diagnostik und Therapie von Zwangsstörungen im Kindes- und Jugendalter Name: Prof. Dr. Christoph Wewetzer Vita: Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapie seit 2005 ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendsychiatrie und Psychotherapie der städtischen Kliniken Köln Abstract: Anhand der aktuellen wissenschaftlichen Befunde wird die Diagnostik und Therapie von Zwangsstörungen im Kindes- und Jugendalter dargestellt. Der Schwerpunkt des Vortrages liegt auf der praxisorientierten Vermittlung psychotherapeutischer und pharmakologischer Behandlungsprinzipien. Take Home-Message: Die kognitive Verhaltenstherapie, ggf. ergänzt durch eine Pharmakotherapie, ist nach wie vor die Therapie der ersten Wahl bei der Behandlung von Zwangsstörungen im Kindes- und Jugendalter. Publikationen: Wewetzer G; Wewetzer Ch. (2014). Ratgeber Zwangsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Hogrefe Verlag; 2014. Wewetzer G; Wewetzer Ch. Zwangsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Ein Therapiemanual. Hogrefe Verlag; 2012. Vortrag: Samstag, 26. September, 10.25 Uhr Einbezug von Angehörigen in die Therapie Name: Michael Rufer Mitgliedschaft bzw. Funktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen: Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Zwangsstörungen SGZ Vorstandsmitglied der International Federation for Psychotherapy IFP Präsident bzw. Vorstandsmitglied mehrerer weiterer Fachgesellschaften Wissenschaftspreis der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen (DGZ) 2008 Psychotherapiepreis der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) 2009 Vita: Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Facharzt für Psychotherapeutische Medizin. Seit 2004 Leitender Arzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsspital Zürich, seit 2008 als stv. Klinikdirektor Im Jahr 2006 Habilitation mit Arbeiten zur kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlung von Zwangsstörungen Seit Februar 2013 außerordentlicher Professor ad personam für Psychosoziale Medizin, Psychosomatik und Psychotherapie an der Universität Zürich Abstract: Es gibt häufig sehr gute Gründe, Angehörige in die Therapie von Menschen mit Zwangsstörungen systematisch einzubeziehen. Nicht selten ermöglichen Angehörigengespräche überhaupt erst die (spätere) Therapie des Betroffenen. Auch können die Sichtweisen der Angehörigen und ihre Erfahrungen im Umgang mit dem Betroffenen wertvolle Hinweise für die Behandlung geben. Einige Angehörige sind in die Zwangsrituale der Betroffenen verstrickt und unterstützen die Zwänge hierdurch ungewollt – auch in dieser Situation ist der Einbezug von Angehörigen entscheidend wichtig. Nicht selten spielt auch die familiäre Situation eine wichtige Rolle für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Zwangserkrankung und die Behandlung des Betroffenen alleine würde zu kurz greifen. Und nicht zuletzt: Eine gezielte Beratung von Angehörigen kann helfen, deren eigenen Belastungen zu reduzieren. Dies kommt auch dem Betroffenen zugute, da gut informierte und psychisch stabile Angehörige viel zur Bewältigung von Zwangserkrankungen beitragen können. Take Home-Message: Der Einbezug von Angehörigen hat für die Therapie von Menschen mit Zwangsstörungen große Bedeutung. Bereits ein oder wenige gezielte Gespräche mit Angehörigen können die Therapie des Betroffenen optimieren und Belastungen der Angehörigen reduzieren. Mitunter ermöglicht erst der systematische Einbezug von Angehörigen einen Therapieerfolg. Publikationen: Rufer M, Fricke S (2009) Der Zwang in meiner Nähe - Rat und Hilfe für Angehörige von zwangskranken Menschen. Huber, Bern Rufer M (2012) Neurobiologie und Psychotherapie der Angst- und Zwangsstörungen. In: Böker H, Seifritz E (Hrsg): Psychotherapie und Neurowissenschaften. Huber, Bern: 486-503 Vortrag: Samstag, 26. September, 11.30 Uhr Symposium 3: Schwere Zwänge und Komorbidität Obsessiv-kompulsive Symptome bei Psychosen Name: Professor Dr. med. Mathias Zink Mitgliedschaft bzw. Funktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen: DGPPN, Fokus-Ärzteliste für Schizophrenie und Zwangsstörungen Vita: Jahrgang 1968, Studium der Humanmedizin in Heidelberg und München, Promotion am Max-Planck-Institut für Neurobiologie, klinische und wissenschaftliche Ausbildung an der Neurologischen Klinik der LMU München und am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim Aktuell als Oberarzt verantwortlich für ambulante und stationäre Einheiten, Organisator der klinischen Lehre im Modul Nervenerkrankungen (Fakultät Medizin Mannheim, der RKU Heidelberg), Leiter der Arbeitsgruppe Molekulare Schizophrenieforschung und Vertrauensdozent der Studienstiftung des deutschen Volkes Forschungsschwerpunkte im Bereich Schizophrenie: Psychopharmakologie, Früherkennung und – behandlung, Kognition, Metakognition, Komorbidität und Therapieresistenz. Abstract: Bis zu 13% aller Patienten mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis erfüllen die Kriterien für eine Zwangsstörung (OCD) und fast jeder vierte Patient berichtet syndromal von Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen (OKS). Komorbide OKS gehen mit zusätzlichen, klinisch relevanten Beeinträchtigungen einher. Diese beinhalten vor allem affektive sowie spezifische kognitive Defizite und beinträchtigen die allgemeine Prognose. Das klinische Erscheinungsbild und der Verlauf komorbider OKS sind heterogen, wobei die genetische Disposition und Umweltfaktoren interagieren. Eine signifikante Subgruppe entwickelt Zwangssymptome unter der Behandlung mit vornehmlich antiserotonerg wirksamen Antipsychotika der zweiten Generation, vor allem Clozapin. Dies kann auf dem Hintergrund epidemiologischer und pharmakologischer Studien als gesichert gelten. In dieser spezifischen Situation experimenteller Psychopathologie konnten im Rahmen der Psychose-und-Zwang-Studie (PUZ) psychopathologische, neurokognitive und funktionell neuronale Korrelate untersucht werden. Patienten unter Behandlung mit Clozapin oder Olanzapin (Gruppe I) zeigen klinisch häufiger und stärker ausgeprägt OKS als eine Vergleichsgruppe unter Therapie mit Amisulprid oder Aripiprazol (Gruppe II). Der Unterschied nimmt longitudinal signifikant zu. In einer Aufgabe zu Handlungsinhibition (flanker-task) aktivieren Gruppe-I-Patienten den orbitofrontalen Kortex signifikant stärker. Die Zusammenhänge zwischen Disposition, stress-assoziierten Umweltfaktoren, Psychosesymptomen und OKS sind bisher noch nicht ausreichend verstanden und können nur durch engmaschige, longitudinale Untersuchungen herausgearbeitet werden. Aus dem aktuellen Wissen können therapeutische Konsequenzen für die Definition von Risikogruppen, für die Früherkennung und das Monitoring von OKS bei Psychosen abgeleitet werden. In der Pharmakotherapie gibt es Evidenz für antipsychotische Kombinationsstrategien und die Gabe serotonerger Antidepressiva. Die kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition und Reaktionsmanagement wurde in einigen Fällen erfolgreich angewandt, muss weiter untersucht werden, um in der klinischen Routine Eingang zu finden. Take Home-Message: Obsessiv-kompulsive Syndrome treten bei etwa jedem vierten Patienten mit Psychose auf. Genetische und umwelt-bedingte Faktoren interagieren in der Pathogenese. In einer relevanten Subgruppe der komorbid erkrankten Pateinten sind Antipsychotika der zweiten Generation an der Pathogenese beteiligt. In der Pharmakotherapie erweisen sich Antipsychotika-Kombinationen und die Augmentation mit Antidepressiva als günstig. Die kognitive Verhaltenstherapie sollte verstärkt untersucht und eingesetzt werden. Publikationen: Obsessive-compulsive symptoms in Schizophrenia Lieuwe de Hann, Frederike Schirmbeck, Mathias Zink (editors), Springer 2015,ISBN-10:3319129511, ISBN-13: 978-3319129518 Increased orbitofrontal cortex activation during treatment with ‘pro-obsessive’ antipsychotic drugs, Frederike Schirmbeck, Daniela Mier, Christine Esslinger, Franziska Rausch, Susanne Englisch, Sarah Eifler, Andreas Meyer-Lindenberg, Peter Kirsch, and Mathias Zink, Journal of Psychiatry and Neuroscience 2014 (doi: 10.1503/jpn.140021 Vortrag: Freitag, 26. September, 11.30 Uhr Symposium 3: Schwere Zwänge und Komorbidität Zwang und /oder Autismus – Herausforderung für Diagnostik und Therapie Name: Dr. Jeremias Schönherr Vita: Assistenzarzt Uniklinik Leipzig, Psychiatrische Institutsambulanz – Sprechstunde für Zwangsstörungen Abstract: Zwangsstörungen zeigen zu einem großen Anteil psychische Komorbidität, wodurch der Verlauf der Erkrankung beeinträchtigt wird. Auch Syndrome aus dem Autismus-Spektrum können komorbid mit einer Zwangserkrankung auftreten, wobei die Differentialdiagnose schwierig sein kann. So gehören einerseits zwanghafte und stereotype Verhaltensmuster zu den Kernsymptomen autistischer Störungen. Andererseits leiden Menschen mit einem Autismus nicht selten auch unter Zwangshandlungen oder/ und -gedanken, die einer Zwangserkrankung nach ICD-10 bzw. DSM-V zugeordnet werden können und den Verlauf der autistischen Erkrankung erheblich erschweren. Der Vortrag versucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Zwangserkrankungen und Autismusspektrumstörungen aufzuzeigen und berücksichtigt dabei sowohl phänomenologische als auch pathogenetische Aspekte. Kasuistisch wird insbesondere das diagnostische und therapeutische Vorgehen bei Patienten mit Asperger-Syndrom und Zwangserkrankung diskutiert. Abschließend sollen Implikationen für Forschung und Versorgung aufgezeigt werden. Vortrag: Samstag, 26. September, 11.30 Uhr Symposium 3:Schwere Zwänge und Komorbidität Augmentationsstrategien mit Antipsychotika bei therapieresistenten Zwangsstörungen Name: Dr. med. Markus Dold Mitgliedschaft bzw. Funktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen: Mitgliedschaften in psychiatrischen Fachgesellschaften: European College of Neuropsychopharmacology (ECNP), Österreichische Gesellschaft für Neuropsychopharmakologie und Biologische Psychiatrie (ÖGPB) Preise: Preis für Klinische Psychiatrie der Österreichischen Gesellschaft für Neuropsychopharmakologie und Biologische Psychiatrie (ÖGPB) 2011 Vita: Studium der Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians Universität München und der Medizinischen Universität Wien Von 2011-2014 klinische und wissenschaftliche Ausbildung an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität München, Klinikum rechts der Isar Seit 2014 an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychiatrie der Medizinischen Universität Wien, Klinische Abteilung für Biologische Psychiatrie Abstract: Viele Patienten mit einer Zwangsstörung sprechen nicht adäquat auf eine Monotherapie mit SerotoninWiederaufnahmehemmern (SRIs) an, so dass sich die Frage nach erweiterten Therapiemaßnahmen in der klinischen Routineversorgung häufig stellt. Im Rahmen einer Metaanalyse haben wir die Effektivität und Tolerabilität einer Augmentation von SRIs (SSRIs und Clomipramin) mit Antipsychotika untersucht. Dazu haben wir mittels systematischer Literaturrecherche nach allen relevanten doppelblinden, randomisierten, plazebokontrollierten Studien gesucht, die in der Interventionsgruppe eine Augmentation von SRIs mit Antipsychotika mit einer Plazeboaugmentation in der Kontrollgruppe bei Patienten, die nicht ausreichend auf eine SRI Monotherapie angesprochen haben, untersucht haben. Der primäre Studienendpunkt war die mittlere Reduktion im Yale-Brown Obsessive–Compulsive Scale total score. Als sekundäre Outcomes untersuchten wir die Effektivität separat für Zwangsgedanken und Zwangshandlungen sowie Studienabbruchsraten. Insgesamt konnten wir 14 relevante Studien mit insgesamt 491 therapieresistenten Zwangspatienten einschließen, die eine Augmentation mit Quetiapin (N = 4, n = 142), Risperidon (N = 4, n = 132), Aripiprazol (N = 2, n = 79), Olanzapine (N = 2, n = 70), Paliperidon (N = 1, n = 34) und Haloperidol (N = 1, n = 34) erhielten. Hinsichtlich der Y-BOCS Reduktion war die antipsychotische Augmentation signifikant effektiver als eine Augmentation mit Plazebo (N = 14, n = 478; Hedges’s g = -0.64, 95% CI: -0.87 to -0.41; P = <.01). Bei Evaluation der einzelnen Substanzen fand sich für Aripiprazol (Hedges’s g = -1.35), Haloperidol (Hedges’s g = -0.82) und Risperidone (Hedges’s g = -0.59) eine signifikante Überlegenheit über Plazebo. Sowohl für Zwangsgedanken als auch für Zwangshandlungen konnte ein Wirksamkeitsnachweis für Antipsychotika erbracht werden. Hinsichtlich der Studienabbruchsraten fanden wir keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Antipsychotika und Plazebo. Die durchgeführten Metaregeressionsanalysen ergaben keinen Hinweis darauf, dass die Effektivität der antipsychotischen Augmentationsbehandlung von der Dosierung oder der Symptomschwere zu Therapiebeginn beeinflusst wird. Take Home-Message: Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass eine Augmentationsbehandlung mit Antipsychotika bei therapieresistenten Zwangsstörungen als evidenzbasierte Therapieoption angesehen werden kann. Publikationen: Dold M, Aigner M, Lanzenberger R, Kasper S, in press. Antipsychotic augmentation of serotonin reuptake inhibitors in treatment-resistant obsessive-compulsive disorder: an update meta-analysis of double-blind, randomized, placebo-controlled trials. International Journal of Neuropsychopharmacology Vortrag: Samstag, 26.September, 11.30 Uhr Symposium 4: Die Möglichkeiten neuer Medien bei Zwangsstörungen Name: Barbara Cludius Mitgliedschaft bzw. Funktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen: 2. Posterpreis der DGPS Fachtagung Klinische Psychologie 2015 Vita: 2012 Abschluss: Master of Science (Psychologie) an der Justus-Liebig Universität Gießen 2012 – 2014 Forschung im Bereich der Klinischen Psychologie in verschiedenen Arbeitsgruppen in München und Amsterdam Seit 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Arbeitsgruppe Klinische Neuropsychologie mit dem Schwerpunkt Zwangsstörung Abstract: Viele Betroffene mit Zwangsstörung erhalten keine Psychotherapie. Gründe für diese Behandlungslücke sind vielfältig. Die Erforschung alternativer Therapiemöglichkeiten ist wichtig, da viele Patienten bestimmte Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie ablehnen. Zur Untersuchung der Effektivität eines achtsamkeitsbasierten Trainings in Form eines Selbsthilfemanuals nahmen 87 Teilnehmer mit einer Zwangsstörung anonym an einer Onlinestudie teil. Nach einer Baselinebefragung erhielten die Teilnehmer per E-Mail-Anhang entweder ein achtsamkeitsbasiertes Selbsthilfemanual oder ein Manual zur Progressiven Muskelrelaxation (= aktive Kontrollgruppe). Übungen für beide Manuale konnten als Audio-Dateien herunter geladen werden. Nach sechs Wochen wurden die Teilnehmer ein zweites Mal befragt. In keiner der beiden Gruppen reduzierte sich die Zwangssymptomatik oder die depressive Symptomatik, obwohl alle Teilnehmer das achtsamkeitsbasierte Manual als nützlich bewerteten. Möglicherweise ist achtsamkeitsbasierte Therapie v.a. als therapeutengeleitete Intervention für Patienten mit Zwangsstörung effektiv. Take Home-Message: Eine über das Internet angebotene achtsamkeitsbasierte Intervention als Selbsthilfe führt zu keiner Reduktion der Zwangssymptomatik oder depressiven Symptomatik bei Patienten mit Zwangsstörung. Publikationen: Cludius, B., Hottenrott, B., Alsleben, H., Peter, U., Schröder, J., Moritz, S. (2015). Mindfulness for OCD? No evidence for a direct effect of a self-help treatment approach. Journal of Obsessive Compulsive and Related Disorders, 6, 59–65. Cludius, B., Moritz, S., Hottenrott, B., Schneider, B., Saathoff, K., Külz, A.K., Gallinat, J. (2015). Mindfulness and relaxation treatment reduce depressive symptoms in individuals with psychosis. European Psychiatry. Külz, A.K., Landmann, S., Cludius, B., Hottenrott, B., Rose, N., Heidenreich, T., Hertenstein, E., Voderholzer, U., Moritz, S. (2014). Mindfulness-based cognitive therapy in obsessive-compulsive disorder: protocol of a randomized controlled trial. BMC Psychiatry, 14, 314 Vortrag: Samstag, 26. September, 11.30 Uhr Symposium 4: Die Möglichkeiten neuer Medien bei Zwangsstörungen Name: Dr. phil. Brooke Schneider Mitgliedschaft bzw. Funktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen: DGPPN Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie Berufsverband Deutscher Psychologen und Psychologinnen Vita: Frau Dr. Schneider hat ihre Doktorarbeit in klinischer Neuro/Psychologie an der Wayne State University und ein Postdoctoral Fellowship in dem West Los Angeles VA Krankenhaus gemacht. Seit 2013 arbeitet sie in der klinischen Neuropsychologie an dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Ihre Forschung fokussiert sich auf klinische Interventionen bei Psychose und Depression. Abstract: Competitive Memory Training (COMET) ist eine kognitive Intervention, die versucht die maladaptiven kognitiven-emotionalen Netzwerke, die der Zwangsstörung zugrunde liegen, zu ändern. Im Rahmen einer Onlinestudie haben wir die Akzeptanz und Wirkung des COMET als eine Selbsthilfeintervention untersucht. Personen mit einer Zwangsstörung wurden durch störungsspezifische SelbsthilfeInternetforen rekrutiert und 65 Teilnehmer füllten die Onlinefragebögen zur Baseline aus. Die Teilnehmer wurden entweder COMET oder einer Warteliste-Kontrollgruppe randomisiert zugeordnet. Vier Wochen nach der Baselinetestung zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in der Reduktion von Zwangssymptomen oder depressiven Symptomen. Allerdings erhöhte sich im Vergleich zur Kontrollgruppe bei den Teilnehmern, die das ganze COMET-Manual gelesen hatten, der Selbstwert stärker. Obwohl 78,1% der Teilnehmer in der COMET Gruppe berichteten, dass COMET als Selbsthilfeintervention geeignet sei, haben entgegen nur 56,5% dieser Gruppe die COMET Übungen regelmäßig angewandt und 26.4% der Teilnehmer haben das Manual mindestens einmal komplett gelesen. Diese Studie konnte die Wirksamkeit des COMET als eine Selbsthilfeintervention nicht bestätigen. Weitere Studien wären hilfreich um festzustellen, ob eine Modifizierung der Methodik eine höhere Wirksamkeit erwirken könnten. Take Home-Message: Online Studien zur Evaluation von Selbsthilfeinterventionen bieten eine gute und kostengünstige Alternative. Weitere Studien zu COMET bei Zwangsstörung mit einem längeren Follow-Up Zeitraum werden benötigt um zu überprüfen, ob COMET doch eine positive Auswirkung auf Zwangsgedanken haben könnte oder andernfalls die Nullergebnisse zu bestätigen.. Publikationen: Schneider, B.C., Wittekind, C.E., Talhof, A. Korrelboom, K., Mortiz, S. (2015). Competitive Memory Training (COMET) for OCD: a self-treatment approach to obsessions. Cognitive Behaviour Therapy, 44, 142-152 Vortrag: Samstag, 26. September, 11.30 Uhr Symposium 4: Die Möglichkeiten neuer Medien bei Zwangsstörungen Name: Dr. Nirmal Herbst Vita: Seit meinem Psychologiestudium gilt meine Leidenschaft der Psychotherapie, die sich auch in meiner Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten ausdrückte. Ich empfinde es als eine Herausforderung und Bereicherung, Menschen bei Ihren Entwicklungsschritten zu begleiten. Aktuell arbeite ich in der psychosomatischen Ambulanz des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim. Zuvor war ich mehrere Jahre in Freiburg tätig, wo ich auch zur Internettherapie bei Zwangsstörungen promovierte. Abstract: Internetgestützte Behandlungsansätze haben in der Behandlung diverser Störungsbilder mehrfach ihre Wirksamkeit gezeigt. Als ein Angebot, das unabhängig vom Standort oder von Geschäftszeiten niedergelassener Therapeuten genutzt werden kann, trägt die Internettherapie das Potential vorhandene Behandlungsmöglichkeiten zu ergänzen und leichter zugänglich zu machen. In einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Studie wurde eine neu entwickelte internetbasierten Schreibtherapie für Zwänge untersucht. Im Rahmen des Vortrags wird eine kurze Übersicht über wissenschaftlich untersuchte Fernbehandlungsansätze für Zwangsstörungen gegeben. Anschließend werden die Ergebnisse zur Wirksamkeit und zur Akzeptanz der internetbasierten Schreibtherapie sowie zur Therapiebeziehung vorgestellt und sinnvolle Schritte für die Zukunft abgeleitet. Take Home-Message: Internettherapien bieten das Potential die existierenden Behandlungsmöglichkeiten zu ergänzen und so die bislang noch unbefriedigende Versorgungssituation für Zwangsstörungen zu verbessern. Publikationen: Herbst, N., Voderholzer, U., Thiel, N., Schaub, R., Knaevelsrud, C., Stracke, S., Hertenstein, E., Nissen, C., & Kuelz, A.K. (2014). No talking, just writing! Efficacy of an Internet-based Cognitive Behavioral Therapy with Exposure and Response Prevention in Obsessive Compulsive Disorder. Psychotherapy and Psychosomatics, 2014; 83:165–175. Herbst, N., Voderholzer, U., Stelzer, N., Knaevelsrud, C., Hertenstein, E., Schlegl, S., Nissen, C. & Külz, A.K. (2012).The Potential of Telemental Health Applications for Obsessive-Compulsive Disorder. Clinical Psychology Review, 32: 454-466. doi:10.1016/j.cpr.2012.04.005 Vortrag: Samstag, 26. September, 14.00 Uhr Symposium 5: Dritte Welle Therapien bei Zwangsstörungen – Alter Wein in neuen Schläuchen oder Weiterentwicklung Name: Dr. Anne Katrin Külz Mitgliedschaft bzw. Funktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen: Stellvertretende Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Gesellschaft für Zwangserkrankungen Vita: Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin, Schwerpunkt Verhaltenstherapie und achtsamkeitsbasierte Ansätze mit Weiterbildungen in MBCT, CBASP und ACT Seit 2008 Leitung der Forschungsgruppe Psychotherapie von Zwangsstörungen an der Klinik für Psychiatrie des Universitätsklinikums Freiburg Koordination und Leitung mehrerer Projekte der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Psychotherapie von Zwängen Lehrbeauftragte an Aus- und Weiterbildungsinstituten für Psychotherapie psychotherapeutisch tätig in eigener Praxis Abstract: Erste Studienergebnisse zur Wirksamkeit von Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) bei Zwangserkrankungen erbrachten ermutigende Ergebnisse. Schwerpunkt des ACT-Ansatzes ist in erster Linie ein hilfreicher, d.h. akzeptierender und flexibler Umgang mit schwierigen Gedanken und Gefühlen bei gleichzeitigem Engagement für persönliche Werte und Ziele. Wichtige Elemente sind beispielsweise die Arbeit mit Metaphern, praktische Übungen zu Achtsamkeit und zur inneren Distanzierung von Zwangsinhalten sowie wertegeleitete (Wieder)-Annäherung an Situationen, die bislang vom Zwang beherrscht oder ganz vermieden wurden. Mehrere Anwendungsmöglichkeiten von ACT- Interventionen im Rahmen eines verhaltenstherapeutischen Behandlungskonzepts für Zwänge sind denkbar; hier besteht jedoch noch dringend Forschungsbedarf. Take Home-Message: ACT könnte eine wertvolle Ergänzung, in bestimmten Fällen auch Alternative zur „klassischen“ kognitiven Verhaltenstherapie mit Exposition bei Zwängen sein; weiterführende Studien sind zur gesicherten Beurteilung allerdings unbedingt notwendig. Publikationen: Twohig MP, Vilardaga JCP, Levin ME et al. Changes in psychological flexibility during acceptance and commitment therapy for obsessive compulsive disorder. J Contextual Behav Sci in press Twohig MP, Hayes SC, Plumb JC et al. (2010) A randomized clinical trial of acceptance and commitment therapy versus progressive relaxation training for obsessive-compulsive disorder. J Consult Clin Psychol 78: 705-716 Külz, AK, Landmann S, Cludius B et al. (2014) Mindfulness-based cognitive therapy in obsessive-compulsive disorder: protocol of a randomized controlled trial. BMC Psychiatry 14: 314 Külz AK, Rose N (2013) Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (MBCT) für Patienten mit ZwangsstörungEine Adaptation des Originalkonzepts. Psychother Psychosom Med Psychol 63 Vortrag: Samstag, 26. September, 14.00 Uhr Symposium 5: Dritte Welle Therapien bei Zwangsstörungen – Alter Wein in neuen Schläuchen oder Weiterentwicklung? Name: Hans Onno Röttgers Mitgliedschaft bzw. Funktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen: Kuratoriumsmitglied Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankung (DGZ) Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) Institut für Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin (IVV) Aus- und Weiterbildungseinrichtung für klinische Verhaltenstherapie (AWKV) 1. Vorsitzender Marburger Forum Zwangserkrankung (MFZ) Vita: leitender Psychologe am Zentrum für psychische Gesundheit, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Phillips Universität Marburg zusätzlich Funktionsbereichsleiter für die Abteilung Angst- und Zwangserkrankungen Therapeutische Schwerpunkte: kognitive Verhaltenstherapie (KVT), Interpersonelle Psychotherapie (IPT) Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) und Schematherapie Anerkannter Dozent und Supervisor an verschiedenen Ausbildungsinstituten Abstract: Die Zwangsstörungen sind sehr häufig durch einen chronischen Verlauf gekennzeichnet. Zudem weisen sie eine hohe Komorbiditätsrate mit chronischen Depressionsformen auf. Außerdem zeigen Patienten mit Zwangsstörungen häufig auch interpersonelle Probleme. Trotz guter Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) mit Reizkonfrontation und Reaktionsverhinderung gibt es viele Patienten mit Zwangsstörungen, die nur eingeschränkt von diesem Behandlungsangebot profitieren. Somit liegt es nahe, dass Modifikationen bzw. Ergänzungen der KVT zum einen der Chronizität und den Komorbiditäten der Störungen sowie zum anderen der interpersonellen Probleme und Defizite von Zwangspatienten Rechnung tragen sollten. Als Ergänzungen zur KVT bieten sich daher vor allem Therapieverfahren an, die unter dem Begriff der „3. Welle der VT“ zusammengefasst werden. Da die chronisch verlaufenden Depressionsformen den Leidensdruck von Zwangspatienten massiv erhöhen und eine störungsspezifische Behandlung der Zwangsstörungen durch KVT oft verhindern, soll in diesem Vortrag das Cognitiv Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP), das speziell für die Behandlung chronischer Depressionen entwickelt wurde, als ergänzendes Verfahren der KVT bei Zwangsstörungen dargestellt werden. Dabei wird heraus gearbeitet, ob CBASP als alleiniges Verfahren bei Patienten mit Zwangsstörungen und chronischen Depressionen in Frage kommt oder ob die KVT durch CBASP ergänzt werden kann und wie diese beiden Ansätze zu kombinieren sind. Da es zu diesen Fragen bisher keine empirischen Studien gibt, basieren die Ergebnisse und Empfehlungen lediglich auf einzelnen Fallbeispielen. Take Home-Message: CBASP stellt bei Zwangsstörungen mit komorbid bestehenden chronischen affektiven Störungen eine sinnvolle Ergänzung zur Kognitiven Verhaltenstherapie dar. Die Art und Weise in der diese beiden Verfahren kombiniert und aufeinander bezogen werden sollten, hängt vom Einzelfall ab und muss individuell im Therapieverlauf festgelegt werden. Publikationen: M. Backenstraß und Hans O. Röttgers: CBASP bei Zwangsstörungen und komorbider chronischer Depression. In: M. Belz, F. Caspar, E.Schramm: Therapieren mit CBASP Chronische Depressionen, Komorbiditäten und störungsübergreifender Einsatz.. 1. Aufl. München: Urban und Fischer, 2013, S. 143-159 Hans O. Röttgers, Peter Düsel , Zwangsstörungen In: Kircher T (Hrsg). Kompendium der Psychotherapie. Springer Verlag, Heidelberg, Berlin, New York, 2012. S. 246-282 H.O. Röttgers, L. Dietzsch, T. Kircher Marburger Forum Zwangserkrankungen: Integration stationärer Behandlung und ambulanter Angebote in ein störungsspezifisches, regionales Versorgungskonzept In: Schattauer, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, Nervenheilkunde 2015, Heft 8, 34: S 643–649 Vortrag: Samstag, 26. September, 14.00 Uhr Symposium 5: Dritte Welle Therapien bei Zwangsstörungen – Alter Wein in neuen Schläuchen oder Weiterentwicklung Metakognitive Strategien in der Therapie von Zwangsstörungen Name: Prof. Dr. Cornelia Exner Mitgliedschaft bzw. Funktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen: Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs), Mitglied der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie sowie der Fachgruppe Biologische und Neuropsychologie Gesellschaft für Neuropsychologie (GNP), stellvertretende Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates Mitglied der Sprechergruppe des Fakultätentages Psychologie (Beisitzerin) Mitherausgeberin der Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie (ZKPP) Vita: 1990-1996 Studium der Psychologie und der Neurowissenschaften in Leipzig, London, Göttingen, 1996-2001 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Psychiatrischen Universitätsklinik Göttingen, 2000 Promotion, 2001-2011 wissenschaftliche Assistentin und Heisenberg-Stipendiatin am Fachbereich Psychologie der Uni Marburg, AG Klinische Psychologie und Psychotherapie, 2007 Habilitation, seit Oktober 2011 Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Uni Leipzig Abstract: Kognitive Verhaltenstherapie, insbesondere Exposition mit Reaktionsverhinderung (ERP), ist das empfohlene Behandlungsverfahren bei Zwangsstörungen. Die metakognitive Therapie (MCT) bietet eine alternative Behandlungsstrategie an, die ohne lange Expositionsübungen auszukommen scheint. Allerdings gibt es zu ihrer Wirkung bei Zwangsstörungen bisher nur einzelne Fallstudien; kontrollierte Studien fehlen. In einer Pilotstudie wurde die Wirksamkeit von MCT mit ERP verglichen. Zwanzig ambulante Patienten mit Zwangsstörung wurde randomisiert einer der beiden Behandlungsbedingungen zugewiesen. In beiden Bedingungen fanden 10-14 wöchentliche Therapieeinheiten nach einem Behandlungsmanual statt. Primäres Therapieergebnis war der Rückgang der Zwangssymptomatik laut Fremdeinschätzung auf der Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale (Y-BOCS). In beiden Behandlungsbedingungen gingen die Zwangssymptome signifikant und in vergleichbarem Ausmaß zurück. Mehr als 70% der Patienten in beiden Therapiebedingungen erreichten eine klinisch relevante Verbesserung der Zwangssymptome. Die Abbruchraten unterschieden sich in den beiden Gruppen nicht. Die Patientenzufriedenheit war in beiden Behandlungsbedingungen hoch. MCT benötigte eine kürzere Therapiezeit für vergleichbare Behandlungserfolge. Größere kontrollierte Studien sind erforderlich, um diese Befunde und ihre Stabilität zu bestätigen. Take Home-Message: Metakognitive Strategien können eine Alternative oder Ergänzung zum erfolgreichen kognitiv-behavioralen Behandlungsansatz bei Zwangsstörungen darstellen. Weitere kontrollierte Behandlungsstudien sind aber erforderlich. Publikationen: Weber, F. & Exner, C. (2013). Die metakognitive Therapie nach Wells – theoretischer Hintergrund, Behandlungskomponenten und Evidenz. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 61 (4), 217–230. Exner, C., Zetsche, U., Lincoln, T. M. & Rief, W. (2014). Imminent danger? Probabilistic classification learning of threat-related information in obsessive-compulsive disorder. Behavior Therapy, 45, 157-167. Vortrag: Samstag, 26. September, 14.00 Uhr Symposium 6: Symposium für Betroffene Name: Antonia Peters Mitgliedschaft bzw. Funktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen: Vorsitzende Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V., Hamburg Vita: Frau Antonia Peters wurde 1958 in Hamburg geboren. Von 1980 bis 1996 war sie als Erzieherin und Kindergartenleiterin tätig. Wegen einer Gehbehinderung musste sie diese Tätigkeit jedoch aufgeben und ist seitdem in Frührente. Bereits seit ihrem 12. Lebensjahr ist Frau Peters vom zwanghaften Haare ausreißen (Trichotillomanie) betroffen. Nach einer erfolgreichen Therapie am UKE-Hamburg ist sie seit dem Jahr 2001 weitgehend symptomfrei. Im Jahr 1997 gründete sie die Selbsthilfegruppe Trichotillomanie in Hamburg. Zu diesem Thema verfasste sie auch das Buch "Trichotillomanie - Fragen und Antworten zum zwanghaften Haare ausreißen", was beim Pabst-Verlag, Lengerich in 2008 erschienen ist. Seit 1998 ist Frau Peters Mitglied der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. und bekleidet seit 2004 die Position der Vorsitzenden und Ansprechpartnerin für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Take Home-Message: Es gibt Hilfe. Publikationen: Trichotillomanie – Fragen und Antworten zum zwanghaften Haare ausreißen, Pabst 2008
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