Hier und jetzt helfen. Gottesdienstbausteine zur Caritas

Hier und jetzt helfen.
Gottesdienstbausteine
zur Caritas-Sammlung 2015
Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg
Anregungen für die Gestaltung von Gottesdiensten zur CaritasSammlung „Hier und jetzt helfen.“ vom 19. – 27. September 2015
im Rahmen des Jahresthemas „Stadt – Land – Zukunft“
Gottesdienstbausteine zur Caritas-Sammlung 2015
Jede Gemeinde und Gemeinschaft hat ihre eigene Art und Weise und ihren eigenen
liturgischen Stil, wie sie Gottesdienste, Eucharistiefeiern und Wortgottesdienste feiert.
Diese Handreichung versteht sich als Bausteinkasten und Impuls, der beliebig kombiniert,
ergänzt und benutzt werden kann.
Die Predigtvorschläge beziehen sich auf die Lesungstexte vom 20. September 2015
(Weish 2, 1a.12.17-20; Jak 3,16-4,3; Mk 9,30-37), dem Auftakt der Sammlungswoche.
2 Liedvorschläge:
Eingang:
Eingeladen zum Fest des Glaubens GL 852
Kyrie:
Da wohnt ein Sehnen tief in uns GL 846
Meine engen Grenzen GL 437
Gloria:
Wer nur den lieben Gott lässt walten GL 424
Wäre Gesanges voll unser Mund GL 831
Lobe den Herrn, meine Seele GL 838
Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt GL 383
Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen GL 400
Zwischengesang:
Ubi caritas et amor GL 445
Ihr seid das Salz in der Dunkelheit der Welt GL 483
Du sei bei uns, in unserer Mitte GL 182
Te deum laudamus GL 407
Gabenbereitung:
Was uns die Erde Gutes spendet GL 186
Das Weizenkorn muss sterben GL 210
Nimm, o Gott, die Gaben, die wir bringen GL 188
Herr wir bringen in Brot und Wein GL 184
Alle Menschen höret GL 739
Dank:
Wenn wir das Leben teilen GL 474
Kleines Senfkorn Hoffnung
Nun danket alle Gott GL 405
Schluss:
Lass uns in deinem Namen, Herr GL 446
Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht GL 450
Vertraut den neuen Wegen GL 860
Kyrie:
P: Herr, unser Gott. Wir stehen vor dir mit unserem Bemühen, in der Nachfolge Jesu zu
leben und wie er einander in wahrer Menschlichkeit zu begegnen. Wir rufen dich an um dein
Erbarmen, deinen Beistand und deine Kraft.
V: Jesus hat seine Menschlichkeit besonders in diejenigen investiert, um die sich sonst
keiner gekümmert hat. Kranke, Verachtete, Arme, Fremde und Ausgeschlossene. Wir aber
tun uns manchmal schwer im Umgang mit Menschen, deren Lebensweise nicht unseren
Vorstellungen entspricht.
Kyrie-Ruf:
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3 V: Einander wie Jesus in wahrer Menschlichkeit begegnen heißt auch: vom Standpunkt und
der Lebenssituation des anderen ausgehen, den anderen wahrnehmen und ernstnehmen.
Wir aber sind manchmal versucht für andere zu entscheiden, was gut für sie ist.
Kyrie-Ruf
V: Wir sind aufgerufen, uns in der Nachfolge Jesu für mehr Menschlichkeit in der
Gesellschaft einzusetzen, unsere Gesellschaft aktiv zum Besseren zu gestalten. Wir aber
kreisen manchmal nur um uns selbst und nehmen zu wenig wahr, wo unser Einsatz, unsere
Investition in Menschlichkeit gefordert ist.
Kyrie-Ruf:
P: Der allmächtige Gott erbarme sich unser, er nehme von uns Sünde und Schuld und
schenke uns die Kraft zum neuen Anfang, damit wir mit einem bereiten Herzen diese Feier
begehen.
A: Amen
Fürbitten 1:
Lasst uns beten zu Gott, unserem liebenden Vater:
Guter Gott, Menschen auf der ganzen Welt stehen vor Veränderungen. Hilf ihnen, die
Veränderungen mutig mitzugestalten, dass auch unsere Kinder und Kindeskinder noch gut
auf unserer Erde leben können.
Antwortruf: Wir bitten dich, erhöre uns.
Lebendiger Gott, Menschen aus vielen Ländern der Erde kommen zu uns, weil sie sich bei
uns ein besseres, friedliches, sicheres Leben erhoffen.
Antwortruf: Wir bitten dich, erhöre uns.
Liebender Gott, du kennst uns oft besser, als wir selbst uns kennen. Schenke uns das
richtige Maß, damit wir uns nicht in Bequemlichkeit auf dich verlassen, aber auch nicht
glauben, alles selbst machen zu können und zu müssen und nicht mehr mit dir zu rechnen.
Antwortruf: Wir bitten dich, erhöre uns.
Väterlicher Gott, es gibt auch in unserem Umfeld Menschen, die nicht mehr weiterwissen. Die
verzweifeln an der Last jedes Tages, die allein sind und die Lebensfreude nicht mehr spüren.
Stell du ihnen Menschen an die Seite, die ihnen helfen und lass sie deine Nähe spüren.
Antwortruf: Wir bitten dich, erhöre uns.
Großer Gott, lass diejenigen, die die Geschicke unserer Welt und der Politik bestimmen, mit
Augenmaß und Weitsicht und mit einem weiten Herzen entscheiden.
Antwortruf: Wir bitten dich, erhöre uns.
Ewiger Gott, wir denken an diejenigen, die uns schon verlassen haben, die nicht mehr mit
uns leben, die schon gestorben sind. Wir vermissen sie. Gib du ihnen Heimat und Leben,
und uns die Hoffnung, sie einst wiederzusehen.
Antwortruf: Wir bitten dich, erhöre uns.
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4 Fürbitten 2:
Lasst uns beten zu Jesus Christus, unserem Herrn, der der Diener aller wurde:
Jesus Christus, du warst bei den Menschen und bist ganz natürlich mit ihnen umgegangen.
Wir bitten dich für die Verantwortlichen in Politik und Kirche: Lass sie die Lebenswirklichkeiten im Alltag der Menschen klar erkennen. Gib ihnen den Mut, sie ernst zu nehmen und
danach zu handeln.
Antwortruf: Wir bitten dich, erhöre uns.
Jesus Christus, du hattest keine Scheu, den Verantwortlichen in deiner Zeit deutliche Worte
zu sagen. Wir bitten dich für alle Mitstreiterinnen und Mitstreiter in der Caritas: Gib ihnen und
uns den Mut und die Kraft, Unrecht und Missstände klar zu benennen und die Verantwortlichen immer wieder in die Pflicht zu nehmen.
Antwortruf: Wir bitten dich, erhöre uns.
Jesus Christus, du bist deinen Jüngern mit Rat und Tat zur Seite gestanden und hast auch
Feste mit ihnen gefeiert. Wir bitten dich: Hilf bei der Lösung der vielen großen und kleinen
Probleme und gib, dass wir trotzdem auch immer wieder etwas zu lachen haben.
Antwortruf: Wir bitten dich, erhöre uns.
Jesus Christus, wo du warst, hat sich etwas verändert. Wir bitten dich für uns hier und heute:
Begleite uns auf dem Weg in die Zukunft, damit sich dort, wo wir uns in deiner Nachfolge
einsetzen, auch etwas zum Guten hin verändert.
Antwortruf: Wir bitten dich, erhöre uns.
Jesus Christus, du hast uns ewiges Leben in der Gemeinschaft mit dir versprochen. Wir
bitten dich für unsere Verstorbenen: Lass das Vermächtnis deiner Liebe, das sie in unseren
Herzen als Spur zurückgelassen haben, uns Ansporn sein, es ihnen nachzutun. Lass sie bei
dir die erhoffte Geborgenheit finden.
Antwortruf: Wir bitten dich, erhöre uns.
(aus: Gottesdienst zum „Tag für die Ehrenamtlichen“ am 21.3.1998, caritas-mitteilungen Sonderheft 1998)
Fürbitten 3:
P: Lasst uns beten zu Gott unserem Vater:
V: Wir bitten für unser Land: In ihm spielt sich ab die Sorge um Arbeit und Brot, um
Wohnraum und Asyl. Ungezählte strengen sich an, haben Erfolg, können in Zufriedenheit
leben. Wir sehen aber auch die beträchtlichen und oft versteckten Nöte der Menschen:
- der Flüchtlinge um Sicherheit und Perspektive;
- der Schwachen und Süchtigen um einen Ausweg;
- der zahlreichen Nationalitäten um Abbau der Missverständnisse und Sperren;
- der Kinder um Geborgenheit;
- der Alten um gesicherte Renten und menschliche Pflege;
- der Behinderten um Respekt;
- der Arbeitnehmer in den Familien um genügend Zeit füreinander.
Im Bewusstsein unserer begrenzten Kräfte bitten wir für die Menschen und ihr Zusammenleben.
Antwortruf: O Lord, hear my prayer
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5 V: Wir beten für alle, die sich im sozial-caritativen Bereich in der Kirche und ihrer Caritas im
Freiwilligendienst oder als Hauptamtliche einsetzen: Verleihe ihnen Kraft und Ausdauer, die
Menschen anzunehmen, sich in ihre Sorgen und Leiden einzufühlen und sich für sie
einzusetzen. Erhalte ihnen dabei die Weite im Denken und schenke Ihnen Phantasie und
Klugheit und Worte und Taten, die neue Perspektiven aufzeigen.
Antwortruf: O Lord, hear my prayer
V: Wir wollen auch auf uns selbst schauen. In der Geburt bekamen wir Leben geschenkt, in
der Taufe „Leben in Fülle“. Wir sollen es hüten und verantworten, es zum Bruder, zur
Schwester hin öffnen; Aber wir sind diesem mühsamen Weg oft nicht gewachsen, lassen
liegen, was zu tun wäre, und reden und tun oftmals, was anderen nicht hilft und nützt. Aus
der großen Sehnsucht heraus zu reifen, mehr und mehr Mensch zu werden, bitten wir:
Antwortruf: O Lord, hear my prayer
V: Wir trauern um unsere Verstorbenen. Die Lücke, die sie hinterlassen haben, möge nie
ganz geschlossen sein. Lass uns immer wieder in Liebe und Dankbarkeit an unsere Toten
denken, sie nicht vergessen und getreu ihrem Vermächtnis vertrauensvoll zu dir rufen:
Antwortruf: O Lord, hear my prayer
P: Dir, guter Gott, sei Ehre und Lobpreis, durch unsere Worte und Taten, durch unser
ganzes Leben. Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Herrn und Bruder. Amen.
Gebete:
Tagesgebete:
Guter Gott,
du hast uns das Gebot der Liebe
zu Dir und zu unserem Nächsten aufgetragen.
Gib uns die Kraft,
dieses Gebot treu zu befolgen
und mach uns wach und aufmerksam,
unseren Nächsten auch zu erkennen, wenn er uns begegnet.
Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Bruder und Herrn.
Herr Jesus Christus,
du bist Gottes Same in dieser Welt, Geschenk des Himmels für diese Erde.
Alles Leben kann daraus erwachsen.
Wir aber leben entweder so, als ob wir auf uns selbst gestellt wären
oder wir erwarten von dir die Lösung aller Probleme.
Lass du das Zusammenspiel zwischen deiner Gnade und unserm Tun gelingen.
Lass uns auf die Kraft des Samens vertrauen und alles in unseren Möglichkeiten
liegende tun, um dadurch Frucht zu bringen – dreißigfältig, sechzigfältig, hundertfältig.
Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Bruder und Herrn.
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6 Gott, unser lieber Vater,
junge und alte Menschen,
einfache und kluge,
erfolgreiche und solche, die sich schwer tun,
hast du hier zusammengeführt als deine Gemeinde.
Gib jedem von uns etwas von deinem guten Heiligen Geist,
damit wir dich und uns selbst und einander besser verstehen
und vorankommen auf dem Weg, auf den du uns miteinander gestellt hast.
Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Bruder und Herrn.
Gabengebet:
Gott,
dein Sohn ist zu uns gekommen,
nicht um sich bedienen zu lassen,
sondern um zu dienen.
Gib, dass wir von ihm lernen,
wie wir leben sollen.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
Schlussgebete:
Barmherziger Gott,
wir haben von dem Brot gegessen,
das Einheit und Versöhnung stiftet
und den Riss zwischen den Menschen heilt.
Erfülle uns mit dem Geist der Geschwisterlichkeit und der Liebe.
Lass uns eine Gemeinde sein,
die Gerechtigkeit sucht und lebt. Und lass bei uns die Fernen zu Nächsten werden.
Darum bitten wir dich, durch Christus, unseren Herrn.
Liebender Gott,
Du hast uns an deinen Tisch gerufen und uns gestärkt.
Schenke uns deine Gegenwart auch in unserem Alltag;
wenn Wandel uns ratlos lässt, schenke uns deinen Geist.
Geh mit uns, auch wenn wir nicht wissen, wohin.
Zeige uns die Wege, die zu dir führen
und lass uns in dir geborgen sein.
Darum bitten wir dich, durch Christus, unsern Bruder und Herrn.
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7 Predigtvorschlag:
Mk 9,30-37
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
idyllische und ansprechende Bilder vom Landleben werden uns von der Caritas vor Augen
gestellt: Auf den ersten Blick romantische Bilder, mit viel Natur und Grün. Aber, wie gesagt, nur
auf den ersten Blick. Denn da gibt es noch diese nachdenklich machenden, vielleicht sogar
etwas provozierenden Kommentare:



Wer das Land liebt, kommt nicht mehr davon los. – Zumindest nicht mit dem Bus.
Oder: Stress ist hier draußen ganz weit weg. – Genau wie der nächste Arzt.
Und: Hier ist das Idyll zuhause, ansonsten aber niemand mehr.
Vielleicht mussten Sie schmunzeln, als Sie die Bilder gesehen hatten, vielleicht haben Sie
gedacht: „Und was hat das jetzt mit Caritas zu tun?“ Die Caritas macht eine Problemanzeige,
die viele von uns – altersbedingt – fast täglich spüren, die aber auch unsere ganze Gesellschaft
betrifft: Mit uns wird auch unsere Gesellschaft älter! In 35 Jahren werden über zehn Millionen
Menschen weniger in Deutschland leben. Im Jahr 2060 ist jeder Dritte in unserem Land älter als
65 Jahre.
Das bedeutet: Menschen, besonders auf dem immer dünner besiedelten Land, sind immer mehr
aufeinander angewiesen. Ein Caritasthema, denn: Bewohner des ländlichen Raumes können
ohne Auto schlecht mobil sein. Bei geringer Bevölkerungsdichte oder im Alter stellt das
Menschen ohne Führerschein oder Auto vor große Probleme. In vielen ländlich geprägten
Regionen in Deutschland wird die wohnortnahe medizinische und pflegerische Versorgung
zunehmend schwieriger und der Zugang der Menschen zur gesundheitlichen Versorgung ist
erschwert. Das stellt vor allem ein Problem dar für Menschen, die älter oder behindert sind und
die aufgrund ihrer gesundheitlichen, familiären oder finanziellen Situation in ihrer Mobilität
eingeschränkt sind.
In den Evangelien hören wir immer wieder von Jesus, der übers Land zieht, predigt, heilt,
Menschen begeistert. Die sprechenden Bilder für seine Geschichten findet er oft im Bereich der
Natur: der Sämann, das kleine Senfkorn, der Schatz im Acker, die Lilien auf dem Feld.
Jesus scheint genau das am Land zu schätzen, was wir auch heute gerne genießen: die
beruhigende Weite von Wiesen und Wäldern, die Nähe zur Natur, die Ahnung einer guten
Schöpfung. Und mit den ansprechenden Bilder aus der Natur stellt uns die Bibel immer wieder
Menschen vor, die wissen, was sie selbst beeinflussen können; wann sie ihr Talent nicht
vergraben, sondern mit ihrem Pfund wuchern müssen, wann man pflügen, säen, düngen muss.
Menschen, die ihre Talente, ihr Fähigkeiten, einbringen, entdecke ich auch heute. Der Wandel
ist auch eine Chance. Er schafft Raum für neue Ideen durch Menschen, die den
demographischen Wandel nicht als „Tsunami“ auf sich zurollen sehen und davor erstarren,
sondern die den Wandel als Zeitfenster begreifen, um die Zukunft angemessen und
menschenwürdig miteinander zu gestalten.
Da helfen sich Menschen auf dem Land gegenseitig. Und das Besondere dabei ist: die
geleisteten oder in Anspruch genommenen Stunden werden auf Zeitkonten gebucht. So können
Zeitguthaben angespart werden. Mit dem Stundenguthaben kann man sich wiederum von
anderen helfen lassen zum Beispiel bei der Gartenarbeit, bei der Betreuung von Haustieren,
beim Schriftverkehr, bei Einkaufsfahrten, im Haushalt. Menschen können so lange wie möglich
in ihrer vertrauten Umgebung eine hohe Lebensqualität genießen, weil Menschen ihre
Fähigkeiten und Talente, die sie gerne entfalten möchten, anderen zur Verfügung stellen.
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8 Oder da haben Menschen die Idee, ein Gesundheitszentrum zu schaffen, damit die medizinische
Versorgung auf dem Land auch zukünftig gesichert wird, und zwar dadurch, dass Ärzte
zusammen mit anderen Anbietern von Gesundheitsleistungen fachübergreifend und räumlich
vernetzt zusammenarbeiten.
Doch auch in unserer Gemeinde entdecke ich: Da sind Menschen immer wieder bereit, einen
Teil ihrer Zeit zu verschenken, um kranke und einsame Mitbürgerinnen und Mitbürger zu
besuchen oder ihnen hilfreiche Dienste zu leisten. – Meist oft im Stillen, ganz unspektakulär!
Meist oft so, dass das, was getan wird, nicht an die große Glocke gehängt und von den Spatzen
von den Dächern gepfiffen oder gar im Pfarrbrief veröffentlicht wird. Andere treffen sich
regelmäßig mit Fremden, um ihnen die Schritte in eine neue Heimat zu erleichtern. Oder
Menschen sind bereit, sich in verschiedenen Gremien für soziale Belange zu engagieren.
Manchmal muss ich mich auch mit anderen verbinden, damit wir gemeinsam stark sind und den
Menschen in seiner Hilflosigkeit tragen können. Es kann aber auch eine wichtige Hilfe sein, dass
ich den anderen Menschen dort, wo er mich vielleicht in seiner schwierigen Lebenssituation
überfordert, an eine Beratungsstelle weiter vermittle, die vielleicht in dieser Lebenssituation oder
der Krise besser helfen und begleiten kann als ich. Das sind eben oft auch die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der Caritas.
So denke ich zum Beispiel auch an den arbeitslosen Familienvater, dem die CaritasSchuldnerberaterin Wege aus der Überschuldung aufzeigt und so ihm und zugleich seiner
ganzen Familie Hoffnung gibt. Ich denke an das alte, pflegebedürftige Paar, das durch die Hilfe
der Sozialstation zusammen in der Wohnung bleiben kann. Ich denke an den Jugendlichen im
sozialen Brennpunkt, der in einem Beschäftigungsprojekt Arbeit und damit eine Chance für seine
Zukunft erhält. Ich denke an den Fremden, der aus welchen Gründen auch immer in unser Land
gekommen ist, dem geholfen wird bei Behördengängen und beim Erlernen unserer Sprache und
Lebensart. Er kann die Erfahrung machen, dass die große Mehrheit der Deutschen gegen
Gewalt, gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen jeden Rassenwahn ist. Ich denke an die junge
Familie mit ihrem kleinen Kind, der die Pfarrgemeinde unbürokratisch materielle Unterstützung
gegeben hat. Ich denke an die junge Frau, die in einer scheinbar ausweglosen, verzweifelten
Situation in einer der katholischen Schwangeren-Beratungsstelle Rat und Hilfe findet.
Im Evangelium stellt Jesus ein Kind in die Mitte. Wir dürfen – wie ein Kind – aufmerksam sein
für das Leben, neugierig und wach, auf das Kleine, die Blume am Wegrand, auf das Positive,
auf das, was es noch zu entdecken gibt. Und wir dürfen dabei sicher sein: Jesus Christus geht
mit uns.
Einen Menschen vom Rand in die Mitte zu stellen, das ist zuerst eine innere Haltung. Allerdings,
und das wissen wir alle, geht das oft nicht ohne die notwendigen finanziellen Mittel, um
fundamentale Rahmenbedingungen zu ermöglichen, dass kompetent und dauerhaft geholfen
werden kann, dass Hilfe zur Selbsthilfe möglich wird. Mein aufrichtiger Dank gilt deshalb den
Spenderinnen und Spendern, den Sammlerinnen und Sammlern und allen, die zum
erfolgreichen Gelingen der Caritassammlung beitragen und mithelfen. Die einen spenden
wertvolle Zeit, die anderen Geld. Manche spüren auch das Geld, das sie für andere geben.
Beides, das Geld und die Zeit, also das, was von Ihnen vor Ort für den Menschen in Not getan
wird, schafft die Voraussetzung dafür, dass Menschen wieder vom Rand in die Mitte des Lebens
kommen können und neues Leben möglich wird.
Dadurch erleben viele Menschen die Liebe Gottes. Damit wird für viele Caritas im ursprünglichen
Sinn erfahrbar. Alle großen Ideale, alle Ideen, die wir in unserem Sozialstaat und in der Kirche
haben, um den Herausforderungen der Zukunft begegnen zu können, müssen sich messen
lassen an der täglichen Zuwendung, an der Bereitschaft, jemanden anzusehen, um ihm
Ansehen zu vermitteln.
Msgr. Bernhard Appel, Diözesan-Caritasdirektor
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9 Texte:
Der Traum vom Samen
Ein junger Mann hatte einen Traum. Er betrat einen Laden. Hinter der Ladentheke sah er
einen Engel stehen. Hastig fragte er den Engel: „Was verkaufen Sie, mein Herr?“ Der Engel
gab freundlich zur Antwort: „Alles, was Sie wollen.“ Da fing der junge Mann sofort an zu
bestellen. „Dann hätte ich gern: eine demokratische Regierung für alle Länder, das Ende
aller Kriege und des Terrors in der Welt, bessere Bedingungen für die Randgruppen der
Gesellschaft, Beseitigung der Elendsviertel in Lateinamerika, und…“ Da fiel ihm der Engel
ins Wort und sagte: „Entschuldigen Sie, junger Mann, Sie haben mich verkehrt verstanden.
Wir verkaufen hier keine Früchte, wir verkaufen nur den Samen.“
(W. Hoffsümmer)
Wachsen lassen
Ein Mann hatte seinen kleinen Acker gut vorbereitet, gepflügt und gesät. Er wunderte sich
nur nach ein paar Wochen, dass die Saat so langsam aufging. Auf dem Feld des Nachbarn
sah er schon kräftigen grünen Wuchs! Von Tag zu Tag wurde seine Ungeduld größer. Er
konnte vor Sorge nicht mehr schlafen. Schließlich hatte er eine Idee. Er ging zu seinem Feld
und begann, die zarten Halme etwas in die Höhe zu ziehen. Das war eine mühsame Arbeit,
aber schließlich hatte er es geschafft. Unterwegs traf er den Nachbarn und erzählte ihm,
dass er seinem Korn beim Wachsen geholfen habe. Neugierig geworden, ging der zu dem
Feld und sah alles zerstört und verwelkt. Noch lange lachte man im Dorf über den Mann, der
nicht warten konnte."
(W. Hoffsümmer)
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte
Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Gott, sondern um die Kraft für den Alltag.
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte.
Mach mich griffsicher in der richtigen Zeiteinteilung.
Schenke mir das Fingerspitzengefühl, um herauszufinden, was erstrangig und was
zweitrangig ist.
Erinnere mich daran, dass das Herz oft gegen den Verstand streikt.
Schicke mir im rechten Augenblick jemand, der den Mut hat, die Wahrheit in Liebe zu sagen.
Du weißt, wie sehr wir der Freundschaft bedürfen. Gib, dass ich diesem schönsten,
schwierigsten, riskantesten und zartesten Geschenk des Lebens gewachsen bin.
Verleihe mir die nötige Phantasie, im rechten Augenblick ein Päckchen Güte, mit oder ohne
Worte, an der richtigen Stelle abzugeben.
Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen.
Gib mir nicht, was ich mir wünsche, sondern das, was ich brauche.
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte!
(Antoine de Saint-Exupéry)
Bibeltexte zum Thema Stadt-Land-Zukunft:
► Jer 29,11: „Ich will euch eine Hoffnung und eine Zukunft geben“
► Ex 18, 5.13-23
► 1 Kön 19, 4-7: „Steh auf uns iss, sonst ist der Weg zu weit für dich.“
► Mt 13,44: Der Schatz im Acker
► Mt 6,25-34: Die Lilien auf dem Felde
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10 Herausgeber:
Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V.
Stabsstelle Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
- Arbeitsbereich Fundraising Alois-Eckert-Straße 6
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Tel. 0761 8974-105
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Redaktion:
Katharina Müller
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